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50 Jahre im Dienste Deutschlands - MTU Aero Engines

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Technik + Wissenschaft<br />

Gefährliches Eis<br />

Unter den wetterbedingten Störungen der Fliegerei gehört die Eisbildung zu einer der unangenehmsten: Am Flügel<br />

verschlechtert sie die Flugeigenschaften und <strong>im</strong> Triebwerk kann sie schwere Beschädigungen verursachen. Bevor<br />

Luftfahrtantriebe fliegen dürfen, müssen sie deshalb in Icing-Tests ihre Belastbarkeit unter Beweis stellen. Das<br />

PW6000 hat die Eisprüfung <strong>im</strong> vergangenen Jahr planmäßig abgelegt und bestanden. Anfang Dezember 2004 hob es<br />

mit dem Airbus A318 pünktlich zum Erstflug ab.<br />

Ähnlich wie der Vogelschlagtest gehört die<br />

Icing-Prüfung zum Standard jeder Triebwerkszulassung.<br />

Vorgeschrieben von der<br />

Federal Aviation Administration (FAA) muss<br />

ein Triebwerk <strong>im</strong> Rahmen dieses Tests beweisen,<br />

dass es bei sehr kalten, unangenehmen<br />

Wetterbedingungen zuverlässig arbeitet. „Zur<br />

Eisbildung am Triebwerk kann es beispielsweise<br />

be<strong>im</strong> Landeanflug in einer Höhe von<br />

etwa 2.000 Metern kommen, wenn es sehr<br />

stark schneit oder Eisregen herrscht“, erklärt<br />

Ulrich Pfaffenberger<br />

Oskar Schnell, PW6000-Programmleiter bei<br />

der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. „Diese Situation<br />

muss getestet werden, denn <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten<br />

Fall vereisen Teile am Triebwerkseingang und<br />

am Fan.“ Die Folgen können fatal sein:<br />

Verändern sich die Einströmbedingungen<br />

kommt es <strong>im</strong> Triebwerk zu Druckabfall und<br />

schl<strong>im</strong>mstenfalls zur schlagartigen Druckumkehr;<br />

das Triebwerk beginnt zu pumpen, was<br />

schwere Beschädigungen – Schaufelverlust<br />

und Triebwerksbrand – nach sich ziehen<br />

kann. Lösen sich Eisbrocken und gelangen<br />

ins Triebwerk, können sie Schaufeln beschädigen<br />

und Einschläge in den Verdichterwänden<br />

zurücklassen – die Folge wäre starker<br />

Leistungsabfall.<br />

Da Icing-Tests unter realen Bedingungen am<br />

Flügel eines Flugzeugs zu riskant sind, werden<br />

die Bedingungen auf Höhenprüfständen<br />

am Boden s<strong>im</strong>uliert. Pratt & Whitney betreibt<br />

eine solche Testzelle in East Hartford,<br />

Connecticut, USA. Im März vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>s wurde das PW6000 auf die eisige<br />

Probe gestellt. In einem Raum, der in etwa<br />

die Ausmaße einer mittelgroßen Montagehalle<br />

hat, werden die kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen<br />

auf Reiseflughöhe erzeugt. Riesige Kühlanlagen<br />

sorgen für die richtigen Druck- und<br />

Temperaturverhältnisse – bis zu -20 Grad<br />

Celsius – denen das Triebwerk ausgesetzt<br />

wird. Über Düsen am Triebwerkseingang wird<br />

Eisregen produziert, der in den Einlauf<br />

gespritzt wird. Das Eis, das sich an den Fanschaufeln<br />

und Statoren bildet, darf den Triebwerkslauf<br />

nicht beeinträchtigen. Schnell:<br />

„Der Antrieb darf nicht pumpen. In der Regel<br />

ist damit der FAA-Test bestanden.“<br />

Die Testläufe auf dem Höhenprüfstand stehen<br />

am Ende einer gut zweijährigen Entwicklungs-<br />

und Erprobungsarbeit, in der Bauteile<br />

und Eigenschaften <strong>im</strong>mer wieder untersucht,<br />

verändert und verbessert werden. „Gerade<br />

Problembereiche wie das Icing verlangen<br />

nach geradliniger Ingenieursleistung – das ist<br />

Physik pur“, erklärt Schnell. Die beiden neuralgischen<br />

Stellen am Triebwerk, an denen<br />

Eisanfall am wahrscheinlichsten ist und die<br />

größte Gefahr darstellt, sind den Ingenieuren<br />

bestens bekannt: Es sind der Lufteinlass <strong>im</strong><br />

schmalen Bereich zwischen Ummantelung<br />

und Rotorblatt sowie die Verstrebungen, die<br />

das Fangehäuse mit dem Kerntriebwerk verbinden.<br />

Aufwändige Installationen – hier ein Wassereinspritz-System – sind erforderlich, um Tests wie Vereisung<br />

durchführen zu können.<br />

Für beide Stellen wurden hochwirksame<br />

Verfahren entwickelt, die den Eisansatz verhindern<br />

oder bereits bestehendes Eis entfernen.<br />

„An die Stelle zwischen Umhüllung und<br />

Fan leiten wir Heißluft aus dem Verdichter,<br />

die in kürzester Zeit jedes Eis zum Schmelzen<br />

bringt“, erläutert Schnell. Die Funktionstüchtigkeit<br />

der kleinen, von außen nicht<br />

sichtbaren Heizrohre – <strong>im</strong> Fachjargon De-<br />

Icing Devices genannt – wird ebenfalls <strong>im</strong><br />

Rahmen der Icing-Tests überprüft. Auch für<br />

die Verstrebungen hat man eine passende<br />

Lösung gefunden: „Wir versehen die Vorderkanten<br />

mit nicht leitenden Materialien aus<br />

Keramik oder Kohlefasern, an denen sich Eis<br />

erst gar nicht ansetzt“, so Schnell.<br />

Den Icing-Check auf dem Höhenprüfstand<br />

hat das PW6000 mit Bravour bestanden.<br />

Einen Monat später wurde es dem nächsten<br />

Härtetest ausgesetzt – dem Vogelschlag.<br />

Auch hier gab es Höchstnoten von den FAA-<br />

Prüfern.<br />

Leistungsdaten PW6000<br />

Startschub<br />

Bypass-Verhältnis<br />

Gesamt Druck-Verhältnis<br />

Gewicht<br />

Durchmesser (Fan-Spitze)<br />

Länge<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Oskar Schnell gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-6069<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

98,3 kN/22.100 lbs<br />

5,0<br />

26,1<br />

2.290 kg/5.0<strong>50</strong> lbs<br />

1.435 mm/56,5 in.<br />

2.743 mm/108 in.<br />

22 REPORT REPORT 23

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