50 Jahre im Dienste Deutschlands - MTU Aero Engines
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Technik + Wissenschaft<br />
Rissprüfungen sind bei neuen und reparierten<br />
Triebwerksteilen, die generell sehr hohen<br />
Sicherheitsstandards unterliegen, unverzichtbar.<br />
Sie werden durchgeführt, um die<br />
Oberflächen von Bauteilen auf Materialfehler<br />
hin zu untersuchen und Beschädigungen in<br />
geringer Tiefe unterhalb der Oberfläche aufzuspüren.<br />
Mit den zur Verfügung stehenden<br />
Verfahren können die Anforderungen zwar<br />
abgedeckt werden; Handhabung und Wirtschaftlichkeit<br />
verlangen aber nach leistungsfähigeren<br />
Methoden. Hinzu kommt, dass <strong>im</strong><br />
Triebwerksbereich zur Verlängerung der<br />
Lebensdauer hochbeanspruchter Teile zunehmend<br />
Beschichtungen eingesetzt werden,<br />
die partiell eine direkte Rissprüfung mit<br />
„klassischen“ Methoden unmöglich machen.<br />
Hier werden häufig zusätzliche, kostspielige<br />
Arbeitsschritte wie Reinigungs- oder Entschichtungsverfahren<br />
notwendig.<br />
Mit der induktiv angeregten Thermografie<br />
wurde – beruhend auf einem <strong>MTU</strong>-Patent –<br />
in einem firmenübergreifenden Projekt unter<br />
Beteiligung von Siemens, der EADS und weiterer<br />
Partner eine Methode mit hoher<br />
Aussagekraft entwickelt, die den Verzicht auf<br />
chemische Zusatzstoffe ermöglicht. „Mit der<br />
Induktionsthermografie können verdeckte<br />
Risse, die mit der Farbeindringmethode prinzipbedingt<br />
nicht nachweisbar sind, sichtbar<br />
gemacht werden. Risse unter Schichten oder<br />
geschlossene Risse können dargestellt werden.<br />
Auch tritt das problematische Hintergrundfluoreszieren<br />
an gestrahlten oder gelaufenen<br />
Bauteilen nicht auf“, erläutert Dipl.-<br />
Rissprüfung –<br />
in einer<br />
Sekunde<br />
zum Ergebnis<br />
Uwe Kreissig<br />
Der zunehmende Einsatz hochkomplexer, form- und belastungsopt<strong>im</strong>ierter<br />
Bauteile erfordert in der Rissprüfung die<br />
Schaffung innovativer Methoden. Mit der Induktionsthermografie<br />
ist unter der Führung der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> ein patentiertes<br />
Verfahren entwickelt worden, das auf chemische<br />
Hilfsstoffe verzichtet, hochpräzise Ergebnisse liefert und die<br />
Wirtschaftlichkeit verbessert.<br />
Mit FEM-S<strong>im</strong>ulation berechnetes Temperaturbild. Die Störstelle<br />
durch einen Riss wird durch die Unterbrechung des gelben Streifens<br />
ersichtlich.<br />
Ing. Günter Zenzinger, Projektleiter bei<br />
<strong>Deutschlands</strong> führendem Triebwerkshersteller.<br />
Voraussetzung ist die elektrische Leitfähigkeit<br />
des zu prüfenden Bauteils.<br />
Während übliche Verfahren der Rissprüfung<br />
meist auf Farbeindringung, Magnetisierung<br />
und Wirbelstromtechnik basieren, kommt bei<br />
der Induktionsthermografie eine Kombination<br />
aus Wirbelstromanregung und Thermografie<br />
zum Einsatz: Mittels eines hochfrequenten<br />
Wirbelstroms erfolgt die gezielte<br />
Erwärmung des Prüfteils. Gleichzeitig wird die<br />
Temperaturänderung der Bauteiloberfläche<br />
thermografisch erfasst. Störungen der elektrischen<br />
Leitfähigkeit, wie sie von Rissen verursacht<br />
werden, verändern die Dichte sowie<br />
den Verlauf des Wirbelstroms und somit das<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Günter Zenzinger gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-<strong>50</strong>72<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
24 REPORT REPORT 25<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
<strong>50</strong>0<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Grauwert =200/1-40 norm =100/1-20 norm =<strong>50</strong>/1-11 norm<br />
0 <strong>50</strong><br />
100 1<strong>50</strong> 200 2<strong>50</strong><br />
Wärmebild. An den Rissflanken können keine<br />
Ströme fließen, wodurch kein Wärmeeintrag<br />
anfällt. Am Rissende kommt es zu einer<br />
Konzentration der Wirbelstromdichte und<br />
folglich zu einem erhöhten Wärmeeintrag,<br />
der durch die hochauflösende Thermografiekamera<br />
unbestechlich festgehalten wird.<br />
Die erfassten Thermografie-Bildsequenzen<br />
werden durch speziell entwickelte Auswertealgorithmen<br />
aufbereitet, so dass Rissanzeigen<br />
sicher von Störeinflüssen separiert werden<br />
können.<br />
Wird die Technik lokal angewendet – so an<br />
hochbelasteten Schaufelfüßen, an denen mit<br />
einem „Schuss“ geprüft werden kann – ist<br />
ein extrem schneller Ablauf der Prüfung von<br />
rund einer Sekunde pro Bauteil möglich.<br />
Durch die vollautomatische Auswertung und<br />
Pixel<br />
Der Riss <strong>im</strong> Bauteil wurde klar lokalisiert, die Abweichung von den zulässigen Normbereichen ist deutlich ersichtlich.<br />
Dokumentation verbessert sich die Wirtschaftlichkeit<br />
erheblich. Der Verzicht auf<br />
chemische Hilfsstoffe senkt nicht nur die<br />
Kosten; auch die Emission gesundheitsschädlicher<br />
Dämpfe am Arbeitsplatz unterbleibt<br />
und die aufwändige Entsorgung verbrauchter<br />
Chemikalien entfällt.<br />
Identifizierte Anwendungsfelder sind die<br />
Schaufelblätter <strong>im</strong> Verdichter- und Turbinenbereich,<br />
geschweißte rotationssymmetrische<br />
Bauteile aber auch die Prüfung von Wafern in<br />
der Mikrochipfertigung. Die Einführung der<br />
Induktionsthermografie als Ergänzung der<br />
bestehenden Rissprüftechniken ist sowohl in<br />
der Fertigung als auch in der Maintenance in<br />
Planung. „Perspektivisch werden sich die<br />
Kostenvorteile der Methode positiv auf die<br />
Preise von neuen und reparierten Trieb-<br />
Eine automatisierte Anlage kann die Produktivität in der Rissprüfung von Verdichterschaufeln erheblich verbessern.<br />
Der Roboter entn<strong>im</strong>mt die Verdichterschaufel aus<br />
dem Magazin.<br />
Die Schaufel wird erwärmt, mit der Thermografiekamera<br />
aufgenommen und geprüft.<br />
werksbauteilen auswirken“, sind sich die Entwickler<br />
des Verfahrens sicher.<br />
Um die Leistungsfähigkeit dieser Technologie<br />
noch zu steigern, hält Dr. Joach<strong>im</strong> Bamberg,<br />
Repräsentant Neue Zerstörungsfreie Prüfverfahren,<br />
weitere Arbeiten in der S<strong>im</strong>ulation<br />
von Wirbelstrom- und Temperaturfeldern, der<br />
Automatisierung und in der Bildverarbeitung<br />
für erforderlich. Sein Blick in die Zukunft: „In<br />
den weiteren Ausbaustufen der Methode<br />
wird sich auch das Einsatzspektrum außerhalb<br />
derLuftfahrtindustriedeutlich erweitern.“<br />
Die geprüfte Schaufel wird wieder <strong>im</strong> Magazin<br />
abgelegt.