Arzneiversorgung zwischen Mangel und ... - Pillen-Checker.de
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len dann zu einem attraktiven Preis von <strong>de</strong>r<br />
Regierung aufgekauft wer<strong>de</strong>n. Doch nur lizenzierte<br />
Dörfer sollen Schlafmohn anbauen<br />
dürfen. Sie müssen nachweisen, dass sie<br />
keine ökonomische Alternative haben <strong>und</strong><br />
dass sie <strong>de</strong>n Anbau nachhaltig kontrollieren,<br />
d.h. die Heroinherstellung zurückdrängen<br />
können. 16<br />
Afghanische Dörfer kennzeichnet ein starkes<br />
Sozialgefüge, das laut ICOS <strong>de</strong>n Anbau überwachen<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Missbrauch <strong>de</strong>s Opiums<br />
als Droge vorbeugen könne. Zusätzlich sollen<br />
die afghanische Regierung <strong>und</strong> internationale<br />
Akteure das Projekt kontrollieren<br />
<strong>und</strong> überwachen. Dieses Mo<strong>de</strong>ll könnte<br />
<strong>de</strong>n Bauern ein sicheres legales Einkommen<br />
garantieren <strong>und</strong> damit das Risiko von<br />
Schutzgel<strong>de</strong>rpressungen, Schmiergel<strong>de</strong>rn<br />
<strong>und</strong> einer Zerstörung ihrer Fel<strong>de</strong>r verringern.<br />
Außer<strong>de</strong>m wür<strong>de</strong>n die Gewinne<br />
aus <strong>de</strong>r Arzneimittelproduktion nicht aus<br />
<strong>de</strong>n Dörfern abfließen, son<strong>de</strong>rn die lokale<br />
Wirtschaft stärken. Zugleich entziehe das<br />
Projekt <strong>de</strong>n Taliban eine wichtige Basis, um<br />
weitere AnhängerInnen zu rekrutieren.<br />
Breite Unterstützung<br />
Das Europäische Parlament empfahl <strong>de</strong>m<br />
Europäischen Rat am 25.10.2007 mit großer<br />
Mehrheit, die Umsetzung <strong>de</strong>s Projektes<br />
Poppy for Medicine zu unterstützen. 17 Auch<br />
die World Medical Association sprach sich<br />
2008 für Poppy for Medicine aus. 18 Bei<strong>de</strong><br />
Resolutionen for<strong>de</strong>rn, ein Pilotprojekt zu<br />
starten <strong>und</strong> die Möglichkeiten <strong>de</strong>s kontrollierten<br />
Schlafmohnanbaus zu untersuchen.<br />
Doch letztendlich ist die Initiative <strong>de</strong>r afghanische<br />
Regierung gefragt. Sie müsste ein<br />
Pilotprojekt initiieren, das von <strong>de</strong>r internationalen<br />
Gemeinschaft mitgetragen wird. Es<br />
gilt, politische Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu überwin<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> geeignete Dörfer <strong>und</strong> Anbauflächen zu<br />
fin<strong>de</strong>n. Doch dazu müsste sich erst einmal die<br />
Sicherheitslage in <strong>de</strong>m vom Krieg zerrütteten<br />
Land <strong>de</strong>utlich verbessern. 19<br />
Auch Indien <strong>und</strong> die Türkei produzieren<br />
Opium für medizinische Zwecke. In <strong>de</strong>r Türkei<br />
gibt es bereits seit <strong>de</strong>n 70er Jahren legale<br />
Mohnfel<strong>de</strong>r. Indien ist jedoch das einzige<br />
Land, das Morphin exportiert. 20 Allerdings<br />
wer<strong>de</strong>n die Opiumfarmer dort zu schlecht<br />
bezahlt <strong>und</strong> für die BäuerInnen ist es loh-<br />
Afghanistan, das Opium <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Krieg<br />
Afghanistans Wirtschaft wird durch <strong>de</strong>n illegalen Drogensektor<br />
beherrscht. Doch Mohn ist im Gr<strong>und</strong>e keine traditionelle afghanische<br />
Kulturpflanze. Sein Anbau wur<strong>de</strong> massiv vorangetrieben<br />
als die Regierung während <strong>de</strong>r sowjetischen Invasion<br />
1979/1980 in <strong>de</strong>n Provinzen an Einfluss verlor. Damals übernahmen<br />
die Mudschaheddin (islamische Kämpfer) <strong>und</strong> Warlords<br />
mehr <strong>und</strong> mehr die Kontrolle. Mit stillschweigen<strong>de</strong>r Zustimmung<br />
<strong>de</strong>s Westens etablierten sie unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>n illegalen<br />
Drogenanbau, um ihre Kriegshandlungen zu finanzieren <strong>und</strong> die<br />
UdSSR zum Rückzug zu zwingen. Als die Rote Armee schließlich<br />
1989 abzog, entstand ein Machtvakuum. Mehrere Gruppierungen<br />
<strong>de</strong>r Mudschaheddin bekämpften sich <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Westen stellte<br />
seine Unterstützung ein. Die Kriegsgruppen verlegten sich <strong>de</strong>shalb<br />
immer stärker auf <strong>de</strong>n Mohnanbau, um ihre militärischen<br />
Aktivitäten zu finanzieren. Einige örtliche Opiumhändler, die auf<br />
<strong>de</strong>r Suche nach einem sicheren Umschlagplatz waren, schlossen<br />
sich beson<strong>de</strong>rs fanatischen Untergruppen <strong>de</strong>r Mudschaheddin<br />
an, die von arabischen Extremisten wie Osama bin La<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>m pakistanischen Geheimdienst (ISI) unterstützt wur<strong>de</strong>n. En<strong>de</strong><br />
1994 grün<strong>de</strong>ten sie die TalibanBewegung, eine radikalislamistische<br />
Miliz. Nach<strong>de</strong>m die Taliban <strong>de</strong>n Mohnanbau für kurze Zeit<br />
verboten hatten, för<strong>de</strong>rten sie ihn bald aktiv <strong>und</strong> besteuerten<br />
ihn sogar quasilegal. Damit erfüllten sie die Versprechen gegenüber<br />
ihren PartnerInnen – <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen regionalen Drogen<br />
Mafias– <strong>und</strong> erhöhten zugleich ihre eigenen Einnahmen. Die starke<br />
Zunahme <strong>de</strong>r Opiumproduktion führte dazu, dass das Angebot<br />
die Nachfrage überstieg. Im Westen sank <strong>de</strong>r Straßenpreis von<br />
illegalem Heroin <strong>und</strong> Morphin <strong>und</strong> in ganz Europa wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Verbrauch angekurbelt. 8,9,10,11<br />
nen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n Schlafmohn an Drogenbarone<br />
zu verkaufen. 21 Eine nachhaltige Strategie<br />
<strong>de</strong>r Drogenbekämpfung muss daher insbeson<strong>de</strong>re<br />
die wirtschaftliche Situation <strong>de</strong>r<br />
ErzeugerInnen in <strong>de</strong>n Blick nehmen <strong>und</strong> für<br />
lokale Prosperität sorgen. Poppy for Medicine<br />
könnte gera<strong>de</strong> in dieser Hinsicht einen erfolgversprechen<strong>de</strong>n<br />
Ansatz bieten. Konkrete<br />
rechtliche Rahmenbedingungen – auf nationaler<br />
wie auf internationaler Ebene – wären<br />
dazu allerdings unerlässlich. Stellt sich<br />
Schmerz 33