Nachrichten - EMS
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<strong>Nachrichten</strong><br />
Muskelkater<br />
für die Mission<br />
Basler Pfarrer läuft Marathon für das<br />
HIV/Aids-Programm von mission 21 Seite 3<br />
Die Basler Mission – Deutscher Zweig e.V. ist Mitglied im<br />
Evangelisches Missionswerk<br />
in Südwestdeutschland<br />
E 12 882<br />
2/2007<br />
AUS DEM INHALT<br />
Ein kluger Ratschlag<br />
Ein Leben zwischen<br />
Seite 2<br />
den Welten Seite 4<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
„Nach dem Hören kommt das<br />
Handeln“, das ist der Titel einer<br />
meiner Lieblingsschallplatten. Der<br />
Satz ist mir in den letzten Tagen<br />
durch den Kopf gegangen, als ich<br />
von zwei Geschichten hörte: Beat<br />
Hänggi, Basler Pfarrer, hat sich für<br />
die Mission auf den Weg gemacht –<br />
er ist für das Aids-Programm von<br />
mission 21/Basler Mission beim<br />
Basler City-Marathon mitgelaufen.<br />
„Es ist mir wichtig, meinen Glauben<br />
sichtbar zu leben“, sagt er.<br />
Von unseren Freunden in<br />
Hongkong kam dieser Tage die<br />
Einladung zu einem Jubiläum: Im<br />
März vor 160 Jahren begannen die<br />
Basler Missionare Theodor Hamberg<br />
und Rudolf Lechler ihre Arbeit in<br />
China. „Wir danken Gott heute für<br />
ihre Arbeit“, schreibt Kirchenpräsident<br />
Joshua Yau in der Einladung.<br />
Mission hat verschiedene Gesichter,<br />
aber sie beginnt immer damit,<br />
das Menschen nicht beim Hören stehen<br />
bleiben.<br />
Ihr<br />
Ulrich Bubeck, Koordinator der<br />
Öffentlichkeitsarbeit der BMDZ
Foto: mission 21/Basler Mission<br />
2<br />
Pfarrer Albrecht Hieber leitet die<br />
Abteilung Internationale Beziehungen<br />
bei mission 21 – Evangelisches<br />
Missionswerk in Basel.<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Nachrichten</strong><br />
aus der Basler Mission<br />
Nr. 2<br />
März/April 2007<br />
Auflage: 36.400<br />
Redaktion:<br />
Ulrich Bubeck (ViSdP)<br />
Katja Dorothea Buck<br />
Birte Petersen<br />
Layout:<br />
Steffen Grashoff<br />
Aline Schreiber<br />
Druck:<br />
J.F.Steinkopf Druck GmbH,<br />
Stuttgart<br />
Herausgegeben von:<br />
Basler Mission<br />
Deutscher Zweig e.V.<br />
vertreten durch den Vorstand:<br />
Marie Dilger<br />
Jürgen Dunst<br />
Elisabeth Ickler<br />
Siegfried Kleih (Vorsitzender)<br />
Günther Letsch (Rechner)<br />
Maria Petzold<br />
Dorothea Schweizer<br />
Anschrift:<br />
Vogelsangstr. 62<br />
70197 Stuttgart<br />
Telefon 0711/636 78 -52<br />
Fax 0711/636 78 -54<br />
bmdz_stgt@ems-online.org<br />
www.basler-mission.de<br />
Bankverbindung:<br />
Evang. Kreditgenossenschaft e.G.<br />
Geschäftsstelle Stuttgart<br />
Konto-Nr. 1180; BLZ 600 606 06<br />
Die Basler Mission ist Mitglied im<br />
Evangelischen Missionswerk in<br />
Südwestdeutschland e.V.<br />
Titelfoto: Marathonlauf<br />
Foto:: mission<br />
21/BarbaraMangold<br />
Kleines Titelfoto: Historische<br />
Dachschindel der Basler Mission<br />
Foto: VEM/Kristin Jäger<br />
Besinnung<br />
Ein kluger Ratschlag<br />
Prüfet alles und das Gute behaltet!<br />
1. Thess 5.21<br />
Dieser Satz stammt vom Apostel Paulus<br />
und hört sich an wie ein ganz alltäglicher<br />
Ratschlag, fast eine Banalität.<br />
Bedenken wir freilich, in welchem<br />
Zusammenhang Paulus ihn geschrieben<br />
hat, so bekommt er einen erstaunlichen<br />
und befreienden Klang.<br />
In allen Städten des<br />
römischen Imperiums<br />
existierten zur Zeit der<br />
ersten christlichen Gemeinden<br />
zahlreiche<br />
Religionen und Kulte<br />
nebeneinander. Es müssen<br />
die reinsten multireligiösen<br />
Jahrmärkte<br />
gewesen sein, in denen<br />
jeder Tempel, jede Kultstätte<br />
um Anhänger für<br />
die eigene Heilslehre<br />
warb. So konkurrierten<br />
die Kulte, überboten<br />
sich mit Versprechungen<br />
von Kraft, Erfolg, Schönheit oder<br />
Erlösung, und die Priester der verschiedenen<br />
Heiligtümer bekämpften einander<br />
manchmal auch mit wenig zimperlichen<br />
Methoden. Wenn jemand also seine Leute<br />
bei der (religiösen) Stange halten wollte, so<br />
mußte er ihnen den Nutzen, die Einzigartigkeit,<br />
das Besondere des eigenen Kultes<br />
verdeutlichen und die anderen Religionen<br />
entsprechend als schlecht oder als unnütz<br />
darstellen.<br />
Mit dem Satz „Prüfet alles und das Gute<br />
behaltet“ geht Paulus einen anderen Weg<br />
im interreligiösen Zusammenleben seiner<br />
Zeit. Er schreibt ihn in seinen Ermahnungen<br />
an die noch junge Gemeinde in Thessalonike,<br />
die er selber während seines<br />
Aufenthaltes in der Stadt gegründet hatte.<br />
Statt sich und seinen christlichen Glauben<br />
ängstlich dogmatisch abzugrenzen<br />
von den vielen Kulten, Tempeln und religiösen<br />
Praktiken, die landauf, landab im<br />
Schwange sind, traut er den erst kürzlich<br />
zum christlichen Glauben bekehrten Gemeindegliedern<br />
eigene Urteilskraft zu. Er ermutigt<br />
sie, selber zu prüfen, welche verschiedenen<br />
religiösen Produkte angeboten<br />
werden, und furchtlos auszuprobieren.<br />
Das, was sich als gut, aufbauend und nützlich<br />
erweist, sollen sie ruhig behalten und<br />
praktizieren.<br />
Im Rat des Paulus drückt sich ein großes<br />
Vertrauen in die Kraft und Überzeugungsfähigkeit<br />
der christlichen Botschaft aus.<br />
Zugleich aber spüren wir auch Zuversicht,<br />
dass die Christinnen und Christen in<br />
Thessalonike durchaus Nützliches und<br />
Hilfreiches in ihrer andersgläubigen Umwelt<br />
finden und sie dies in ihre eigene Glaubenspraxis<br />
aufnehmen können.<br />
Den Maßstab dazu findet die junge<br />
Gemeinde nach Paulus im Verhalten von<br />
Jesus selber, welcher sich nicht über die anderen<br />
stellte, sondern sein Leben als<br />
Zeugnis und Dienst in Gottes Liebe und<br />
Fürsorge für die Menschen und in das<br />
Kommen des Reiches Gottes stellte.<br />
Paulus gibt der jungen Gemeinde auch<br />
Hinweise, wie sie den Glauben an Jesus<br />
Christus in den konkreten Alltag umsetzen<br />
sollen. Auch hier erstaunt wieder, wie<br />
wenig Paulus ab- und ausgrenzt: „Kümmert<br />
euch um die Schwachen. Seht darauf, dass<br />
keiner einem andern Böses mit Bösem vergilt.<br />
Setzt vielmehr alles daran, dass ihr<br />
einander und überhaupt allen Gutes tut.“<br />
(1. Thess 5,14-15). Allen Gutes tun, gleichgültig,<br />
ob sie zur christlichen Gemeinde gehören<br />
oder einen anderen Glauben haben.<br />
Sich um die Schwachen kümmern, ob sie<br />
nun Christinnen und Christen sind oder<br />
nicht.<br />
Ist die Missionsverkündigung des Paulus,<br />
ist die Ermutigung, die er der jungen<br />
Gemeinde in Thessalonike mitgibt, nicht<br />
auch Ermutigung für uns heute, wenn wir<br />
darum ringen, wie wir mit Menschen, die<br />
einen anderen Glauben und andere Überzeugungen<br />
haben als wir selbst, christusgemäß<br />
umgehen? „Prüfet alles angstfrei<br />
und ohne Vorurteile und das Gute und<br />
Heilsame behaltet.“<br />
Foto: mission 21/Basler Mission
Aus Basel und Übersee<br />
SPORTLICHE HILFE AUS BASEL<br />
Pfarrer Beat Hänggi sagt von sich selbst,<br />
er sei „ein glückliches Opfer des eigenen<br />
Erfolgs“. Denn als er beschloß, für den<br />
Kampf gegen HIV/Aids in Afrika den Basel<br />
City-Marathon zu laufen, konnte er nicht<br />
wissen, dass dies nur der erste Lauf sein<br />
sollte.<br />
Beat Hänggi ist Dorfpfarrer<br />
aus Leidenschaft.<br />
Der Weg ins Pfarramt<br />
war kein gerader, denn zuerst<br />
lernte Beat Hänggi Gärtner<br />
und Baumschulist. Draußen<br />
in der Natur ist er, der einst<br />
ein eifriger Alpinist war, noch<br />
heute gerne. Doch der Glaube<br />
wurde für ihn immer<br />
wichtiger und so entschied er<br />
sich, Theologie zu studieren.<br />
Seit acht Jahren ist Beat<br />
Hänggi nun Pfarrer der<br />
Oberbaselbieter Gemeinde<br />
Kilchberg-Rünenberg-Zeglingen.<br />
Ehrenamtlich ist er<br />
im Vorstand der Basler<br />
Mission tätig und seit kurzem<br />
auch Mitglied der<br />
Geschäftsprüfungskommission<br />
von mission 21. Als er<br />
bei einem Besuch im Basler<br />
Missionshaus hörte, dass mission<br />
21 Läufer für den Kampf<br />
gegen HIV/Aids in Afrika<br />
suchte, sagte er ohne langes<br />
Überlegen sein Engagement<br />
zu. Und so ging er am 3.<br />
September 2006 an den Start<br />
des Basel City-Marathons.<br />
42,195 Kilometer lagen vor<br />
Beat Hänggi – jeden Kilometer,<br />
den er lief, ließ er sich<br />
mit 50 Franken pro Kilometer<br />
sponsern, um so die Projektarbeit<br />
in Afrika zu unterstützen.<br />
„Optimal lief der Marathon<br />
nicht“, erzählt Beat<br />
Hänggi, der schon immer<br />
gerne Sport trieb, „ab Kilometer<br />
30 mußte ich kämpfen,<br />
aber schließlich bin ich<br />
gut im Ziel angekommen.“<br />
Seine Ausdauer wurde mit<br />
7.600 SFR für „Hand in Hand<br />
gegen Aids“ belohnt. Doch,<br />
so sagt er lachend, „ich habe meinen<br />
Sponsoren versprochen, die Kilometer,<br />
die sie bezahlt haben, auch wirklich zu<br />
laufen. Das bedeutet, dass ich noch 110<br />
Rennkilometer vor mir habe, denn rechnet<br />
man die 7.600 Franken um, kommt<br />
man auf 152 Kilometer.“ Und so wird er,<br />
um seine „Schulden“ zu begleichen, am<br />
Pfarrer Hänggi -<br />
in Bewegung für die gute Sache<br />
20. Mai am Basler Dreiländerlauf teilnehmen.<br />
„Worte kann man viele machen, aber<br />
man muss auch anpacken, damit sich<br />
Dinge verändern“, sagt Beat Hänggi im<br />
Gespräch. Er sei, so führt er aus, so oder<br />
so ein praktischer Mensch und dies ist<br />
für ihn auch wichtig in seinem<br />
Glauben. Die Basler Pietisten<br />
sind Beat Hänggi, der aus einer<br />
katholischen Familie stammt<br />
und in die Evangelisch-reformierten<br />
Kirche übertrat, ein<br />
wichtiges Vorbild. Die Mischung<br />
aus persönlicher Frömmigkeit,<br />
dem Tätigsein in und<br />
für die Welt und der Verkündigung<br />
der frohen Botschaft,<br />
ist ihm Vorbild.<br />
Foto: mission 21/Basler Missin/Barbara Mangold<br />
Nun ist er wieder am Trainieren,<br />
auch wenn er Straßenläufe<br />
eigentlich nicht mag,<br />
da das Laufen auf Asphalt seine<br />
Sache nicht ist. Lieber ist er im<br />
Wald oder auf Wanderwegen<br />
unterwegs und genießt die<br />
Ruhe. Die Läufe sind für Beat<br />
Hänggi auch aus einem anderen<br />
Grund nicht ganz einfach<br />
zu organisieren. Als Pfarrer ist<br />
sein Platz am Sonntag Morgen<br />
in der Kirche. Da die meisten<br />
Läufe jedoch an einem<br />
Sonntag stattfinden, muss er<br />
sich etwas einfallen lassen, um<br />
all seinen Verpflichtungen gerecht<br />
zu werden.<br />
Beat Hänggis Anliegen ist,<br />
so betont er im Gespräch<br />
mehrfach, seinen Glauben<br />
sichtbar zu leben. Und das<br />
heißt für ihn auch, sich einzusetzen<br />
für diejenigen, die keiner<br />
schützt oder die aus der<br />
Gesellschaft ausgeschlossen<br />
werden wie die Mehrzahl der<br />
Menschen mit HIV/Aids in<br />
Afrika. Und deshalb wird er<br />
am 20. Mai seine Startnummer<br />
fassen, die Turnschuhe schnüren<br />
und loslaufen für die gute<br />
Sache.<br />
Esther Müller, mission 21<br />
3
Titelthema<br />
Ein Leben zwischen den Welten<br />
1997 reisten Ulrich Bachmann und<br />
seine Ehefrau Hanna als ökumenische<br />
Mitarbeitende für mission 21 in den<br />
Nord-Osten Nigerias. Ulrich Bachmann<br />
arbeitete als Consultant (Berater) für<br />
ein integriertes ländliches Entwicklungsprogramm<br />
innerhalb der Kirche<br />
der Geschwister in Nigeria. Nun sind<br />
sie mit ihren zwei Töchtern in die<br />
Schweiz zurückgekehrt und berichten<br />
von Schwierigkeiten und Freuden<br />
in Afrika und dem Neuanfang in der<br />
alten Heimat.<br />
WELCHE AUFGABEN HATTET<br />
IHR IN NIGERIA?<br />
Ueli Bachmann: Ich arbeitete als Berater<br />
in einem Projekt für integrierte ländliche<br />
Entwicklung. Das Projekt mit den<br />
Schwerpunkten nachhaltige Landwirtschaft,<br />
Gesundheit und „Community<br />
Empowerment“ (Stärkung von ländlichen<br />
Kommunen) wird von der nigerianischen<br />
Kirche der Geschwister (EYN)<br />
geleitet. Dem Projekt liegt der Entwicklungsansatz<br />
zu Grunde, dass Veränderungen<br />
auf Eigeninitiative der Dorfbewohner<br />
basieren sollen. Im Moment betreuen<br />
14 Moderatoren (Community<br />
Development Officers) rund 130 Dörfer.<br />
Hanna Bachmann: Als mitausreisende<br />
Partnerin musste ich mir eine Aufgabe<br />
suchen. Ich begann, Gesundheitsunterricht<br />
zu geben. Die wichtigsten<br />
Themen waren dabei Gesundheitsprophylaxe<br />
und Hygiene. Später kamen<br />
HIV/Aids und Familienplanung hinzu.<br />
DAS PROJEKT GANZHEITLICHE<br />
DORFENTWICKLUNG NUTZT DIE<br />
RESSOURCEN DER DORF-<br />
GEMEINSCHAFTEN, WAS BEDEUTET<br />
DAS GENAU?<br />
Ueli Bachmann: Grundsätzlich arbeiteten<br />
wir mit den im Dorf vorhandenen<br />
Arbeitskräften, Materialien und Geldmitteln.<br />
Genügte dies nicht, motivierten<br />
wir die Bewohner, bei der lokalen<br />
Verwaltung finanzielle Unterstützung zu<br />
beantragen. Schließlich ist es Aufgabe<br />
des Staates, Grundbedürfnisse wie<br />
Wasserversorgung, Schulen oder Gesundheitsversorgung<br />
zu decken. Die<br />
Beschränkung auf die eigenen Ressourcen<br />
soll die Nachhaltigkeit fördern. Wenn<br />
die Leute wissen: „Da habe ich mich<br />
4<br />
engagiert und habe investiert“, schauen<br />
sie gut zu den Sachen.<br />
WIESO HABT IHR DIE<br />
GANZE DORFGEMEINSCHAFT MIT-<br />
EINBEZOGEN?<br />
Ueli Bachmann: In den Dörfern herrschen<br />
noch traditionelle Hierarchien mit<br />
dem Dorfchef und dem Ältestenrat<br />
parallel zur politischen Struktur (Local<br />
Government). Bei allem Respekt für<br />
die Kultur und die traditionelle Führungsstruktur<br />
wollen wir das Bewusstsein<br />
bilden, dass die Meinung der gesamten<br />
Fotos: mission 21/Katharina Morawietz<br />
Bevölkerung des Dorfes, der Frauen,<br />
Männer, Jugendlichen und Alten wichtig<br />
ist, um die Lebensbedingungen nachhaltig<br />
zu verbessern. In muslimischen<br />
Dörfern mussten wir besonders umsichtig<br />
sein, denn dort darf die Interaktion<br />
von Männern und Frauen nicht öffentlich<br />
stattfinden. Darum setzten wir<br />
weibliche Moderatorinnen ein, die sich<br />
mit den Frauen trafen.<br />
WENN ÜBER NIGERIA BERICHTET<br />
WIRD, TAUCHT OFT DER BEGRIFF<br />
„KORRUPTION“ AUF...<br />
Ueli Bachmann: Nigeria ist der weltweit<br />
siebtgrösste Erdölproduzent, das heißt<br />
riesige Devisensummen kommen ins<br />
Land. Doch sie erreichen eine große<br />
Mehrheit der Bevölkerung nicht. Vor<br />
den Wahlen machen die Politiker Versprechungen<br />
oder kaufen Stimmen.<br />
Nach der Wahl verändert sich wenig.<br />
Offiziell versucht Nigeria, die Korruption<br />
in den Griff zu bekommen, verschiedentlich<br />
konnten Teilerfolge erzielt<br />
werden, doch es ist ein langer Kampf.<br />
Mit der integrierten Dorfentwicklung<br />
beteiligt sich die EYN an diesem Kampf.<br />
Wir bezogen alle Dorfbewohner in den<br />
Ueli Bachmann, Agro-Ingenieur,<br />
ist im vergangenen Jahr nach fast<br />
zehnjährigem Arbeitseinsatz in<br />
Nigeria mit seiner Familie zurückgekehrt.<br />
Er war als Berater für ein<br />
integriertes ländliches Entwicklungsprogramm<br />
der Kirche der<br />
Geschwister (EYN) tätig.<br />
Entscheidungsfindungsprozess mit ein,<br />
denn möglichst viele Menschen sollen<br />
von den Verbesserungen profitieren.<br />
Hanna Bachmann: Das Problem ist,<br />
dass der Staat zu wenig gegen Korruption<br />
unternimmt. Mädchen können oder<br />
müssen sich zum Beispiel einen guten<br />
Schulabschluss mit Sex oder Geld erwerben.<br />
Sogar Mörder können sich aus dem<br />
Gefängnis freikaufen. Solange solches<br />
nicht unterbunden wird, floriert die<br />
Korruption auf allen Ebenen. Das spürten<br />
wir in kleinerem Ausmass auch in der<br />
Kirche.
WIE IST ES, NEUN JAHRE IN<br />
NIGERIA ZU VERBRINGEN?<br />
Ueli Bachmann: Wir versuchten, uns<br />
aktiv zu integrieren, sprachen relativ<br />
schnell Haussa und nahmen an vielen<br />
Feiern wie Hochzeiten und Beerdigungen<br />
teil. So zeigten wir, dass uns die<br />
Menschen wichtig sind. Bald waren wir<br />
integriert, wenn auch niemals ganz. Wir<br />
nahmen auch oft eine beratende<br />
Funktion ein, die weit über unsere<br />
Arbeitsgebiete hinausgingen.<br />
Hanna Bachmann: In schwierigen<br />
Situationen gehen die Menschen oft zu<br />
denjenigen, die mehr Geld haben. So<br />
lag es auf der Hand, dass sie zu uns<br />
kamen. Danach kam ich mir manchmal<br />
Hanna Bachmann, Krankenpflegerin<br />
und Hebamme, ist in<br />
der Gesundheitsberatung im<br />
Nordosten Nigerias (Gebiet der<br />
Kirche der Geschwister,<br />
EYN)aktiv geworden. Anfänglich<br />
zu den Themen Gesundheitspraxis<br />
und Hygiene, später<br />
kamen HIV/Aids und<br />
Familienplanung dazu.<br />
wie eine lebende Bank vor. Dafür<br />
erstaunte mich immer wieder, wie fröhlich<br />
und freundlich die Leute sind. Sie<br />
machen das Beste aus ihrer Situation.<br />
Während unseres Aufenthaltes starben<br />
sehr viele Menschen, die wir kannten,<br />
was mich oft belastete. Unsere Haushälterin<br />
sagte dazu: „Warum sollen wir<br />
traurig sein? Die Toten habe es<br />
viel schöner – leiden tun nur wir.“<br />
IN NORDNIGERIA LEBEN VOR<br />
ALLEM MUSLIME, IHR WART IN<br />
EINER CHRISTLICHEN GEMEIN-<br />
SCHAFT. WIE WAR DAS<br />
ZUSAMMENLEBEN?<br />
Hanna Bachmann: In unserer Region<br />
waren beide Religionen ungefähr gleich<br />
stark vertreten. In unserem Dorf lebten<br />
nicht viele Muslime, aber auf dem Markt<br />
habe ich bewusst auch bei Muslimen<br />
eingekauft.<br />
Ueli Bachmann: Wir lebten in einer<br />
ländlichen Region. Die Leute aus dem<br />
Dorf sind aufeinander angewiesen.<br />
Natürlich gibt es auch in den Dörfern<br />
immer wieder Spannungen zwischen<br />
den Religionsgruppen, die aber glücklicherweise<br />
meistens gewaltlos beigelegt<br />
werden. Andererseits haben wir im<br />
Projekt problemlos und erfolgreich mit<br />
rein muslimischen Dorfgemeinschaften<br />
zusammengearbeitet. Die großen Konflikte<br />
finden in den Städten statt, wo<br />
das soziale Netz aufbricht, man sich<br />
nicht gut kennt und weit mehr Jugendarbeitslosigkeit<br />
herrscht.<br />
VOR ZWEI JAHREN HABT IHR EIN<br />
HIV/AIDS-PROJEKT BEGONNEN.<br />
WIE LÄUFT ES?<br />
Hanna Bachmann: HIV/Aids wird in<br />
Nigeria immer noch mit Sünde assoziiert<br />
und tabuisiert. Doch es sind mittlerweile<br />
so viele Menschen betroffen,<br />
dass man darüber reden muss. In den<br />
Kirchen beginnt der Dialog nur langsam.<br />
Vor zwei Jahren gründeten wir ein<br />
HIV/Aids-Komitee und schauten, welche<br />
Gruppen am stärksten von der<br />
Krankheit betroffen sind. Unser Projekt<br />
nutzt das Netzwerk der Kirche, das heißt<br />
wir bildeten Freiwillige zum Thema<br />
HIV/Aids aus und zeigten ihnen Wege<br />
auf, über die Krankheit zu sprechen.<br />
Unsere Schwerpunkte lagen bei der Unterstützung<br />
von Frauen, der Bekämpfung<br />
von Armut und dem Gespräch über das<br />
christliche Familienbild. Viele Ehen werden<br />
arrangiert. Was heißt in diesem<br />
Kontext Treue und was bedeutet der<br />
Begriff „christliche Familie“? Die Frau<br />
steht zudem traditionell unter dem Mann<br />
und darf sich ihm nicht sexuell verweigern.<br />
Also arbeiteten wir vermehrt auch<br />
mit den Männern. Kurz bevor wir in die<br />
Schweiz ausgereist sind, haben wir<br />
Mitglieder der ersten Selbsthilfegruppe<br />
in unserer Region getroffen. Diese<br />
Menschen sagen in der Kirche öffentlich,<br />
dass sie HIV-positiv sind, und nehmen<br />
damit eine Vorbildfunktion ein, etwas,<br />
was noch vor kurzer Zeit undenkbar war.<br />
NUN SEID IHR ENDGÜLTIG AUS<br />
NIGERIA ZURÜCKGEKEHRT. WIE<br />
IST DAS FÜR EUCH?<br />
Hanna Bachmann: Wir wollten vor<br />
allem der Kinder wegen jetzt zurückkommen.<br />
Die Rückkehr ist ambivalent.<br />
Wir müssen einen Job und eine Wohnung<br />
suchen und versuchen, den<br />
Kindern gerecht zu werden. Auch die<br />
Beziehungen zu Familie und Freunden<br />
haben durch unsere jahrelange Abwesenheit<br />
gelitten.<br />
Ueli Bachmann: Ich habe kein Heimatgefühl.<br />
Klar, meine Familie ist hier und<br />
das ist wichtig. Aber ich bin nicht hier<br />
und auch nicht mehr dort zuhause.<br />
Hanna Bachmann: Mirja, die ältere unserer<br />
Töchter, erlebt gerade ihre erste<br />
Schulklasse mit allen guten und schwierigen<br />
Seiten. Bei der kleinen Naomi<br />
merkt man, wie unser nigerianisches<br />
Leben langsam in den Hintergrund tritt.<br />
Früher redete sie besser Haussa als<br />
Deutsch, jetzt schüttelt sie nur den Kopf,<br />
wenn man einen Satz Haussa spricht. Sie<br />
merkt, das gehört nicht hierher.<br />
Interview: Katharina Morawietz,<br />
mission 21/Basler Mission<br />
Informationen zu unseren Projekten in<br />
Nigeria finden Sie unter:<br />
www.mission-21.org/nigeria<br />
5
Aus Deutschland<br />
GENDER-LEITLINIEN ALS<br />
QUERSCHNITTSPERSPEKTIVE IM<br />
<strong>EMS</strong> VERANKERT<br />
Stuttgart (<strong>EMS</strong>). „Wir sind schon recht<br />
weit gekommen auf dem Weg zu einer<br />
gerechten Gemeinschaft von Männern<br />
und Frauen im <strong>EMS</strong>“, sagt Gabriele<br />
Mayer, Genderbeauftragte des <strong>EMS</strong>. So<br />
bewertet sie die Verabschiedung der<br />
„Gender Policy“, also Leitlinien zum<br />
Thema Geschlechtergerechtigkeit durch<br />
den <strong>EMS</strong>-Missionsrat im November<br />
2006. Der Weg zu diesem Beschluss und<br />
der geplanten Umsetzung in den kommenden<br />
drei Jahren führte von Gender-<br />
Seminaren im Libanon, in Indonesien,<br />
Basel und Stuttgart zu einem breiten<br />
Diskussionsprozess in vielen Partner- und<br />
Mitgliedskirchen. Zahlreiche Rückmeldungen<br />
aus den Kirchen wurden in der<br />
abschließenden Diskussion im Missionsrat,<br />
dem höchsten Gremium des <strong>EMS</strong>,<br />
berücksichtigt.<br />
In acht ausgewählten Arbeitsfeldern<br />
soll nun in den kommenden drei Jahren<br />
eine schrittweise Veränderung hin zu<br />
mehr Gerechtigkeit vollzogen werden<br />
– durch Training, Analyse, genauere<br />
Zielbestimmung, Umsetzung und Evaluierung.<br />
Deswegen wurden die Gender-<br />
Leitlinien als Querschnittsaufgaben definiert,<br />
das heißt sie müssen in allen<br />
Programmen und Bereichen des <strong>EMS</strong><br />
nachhaltig Berücksichtigung finden.<br />
„Für manche klingt das noch sehr<br />
theoretisch, und für andere ist es Anlass<br />
zur Sorge, wie viel Mehrarbeit bei<br />
ohnehin schon knappen Personalressourcen<br />
bewältigt werden soll“, sagt<br />
Gabriele Mayer. Trotzdem ist sie bezüglich<br />
der Umsetzung optimistisch, weil<br />
die Stärke des <strong>EMS</strong>-Weges darin liege,<br />
dass Geschlechtergerechtigkeit in der<br />
Gemeinschaft als gemeinsamer Prozess<br />
bereits in Bewegung gekommen sei.<br />
Beispielsweise begannen sich 2002<br />
Mitarbeitende aus der <strong>EMS</strong>-Geschäftsstelle<br />
aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen<br />
zu treffen, um Veränderungen<br />
voranzubringen. Gespräche in allen<br />
Abteilungen zeigten, dass deren<br />
Unterschiedlichkeit jeweils ein unterschiedliches<br />
Tempo und eine eigene<br />
Vorgehensweise erfordert.<br />
So war in der Kommunikationsabteilung<br />
des <strong>EMS</strong> schon früh eine konkrete<br />
Checkliste erarbeitet worden, wie<br />
6<br />
in Zukunft in Sprache und Bild Klischees<br />
über Männer und Frauen vermieden<br />
werden sollen und Frauen nicht mehr<br />
„mitgemeint“, sondern als eigene Subjekte<br />
sichtbar werden sollen. Beide,<br />
Männer und Frauen, sollen in Veröffentlichungen<br />
in ihrer Vielfalt und Würde<br />
hörbar und sichtbar werden, auch da, wo<br />
Unrecht und Leid sie in ohnmächtigen<br />
Positionen erscheinen lassen. Eine geschlechtergerechte<br />
Sprache kann auf<br />
diese Weise zu mehr Gerechtigkeit beitragen.<br />
In anderen Arbeitsbereichen des<br />
<strong>EMS</strong> werden konkrete Maßnahmen zur<br />
Umsetzung erst in der kommenden Zeit<br />
erarbeitet.<br />
Weitere Schwerpunkte der Leitlinien<br />
sind die geschlechtergerechte Verteilung<br />
von Ressourcen, die ausgewogene<br />
Zusammensetzung von Gremien und<br />
Arbeitsgruppen in der <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft,<br />
die Verankerung von Geschlechtergerechtigkeit<br />
in Projekten und die<br />
Kompetenzförderung von Frauen und<br />
Männern in der <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft.<br />
Gabriele Mayer bilanziert: „Es bleibt<br />
spannend, wie die engagierten und auch<br />
kontroversen Diskussionen eine neue<br />
Praxis gestalten helfen. Alle sind eingeladen,<br />
dazu beizutragen.“<br />
KAMERUN-<br />
PARTNERSCHAFTSSEMINAR<br />
„Verständnis von Gesundheit, Krankheit<br />
und Heilung im Kameruner Grasland“ ist<br />
das Thema des Partnerschaftsseminars<br />
am 17. März 2007 in Karlsruhe.<br />
Zum 50-jährigen Jubiläum der Presbyterianische<br />
Kirche von Kamerun (PCC)<br />
bietet Pfarrer Hans Knöpfli, langjähriger<br />
Mitarbeiter der PCC, einen visuellen<br />
Streifzug durch die Arbeit und Aktivitäten<br />
der Kirche an (Zusammenhänge zwischen<br />
Gesundheit und Krankheit, sowie<br />
Religion und traditionellen Vorstellungen).<br />
Darüber hinaus werden die<br />
Teilnehmenden am Nachmittag von<br />
Pfarrer Jochen Kirsch, dem Programmverantwortlichen<br />
für Kamerun bei mission<br />
21 aus Basel, Neues aus Basel und<br />
Kamerun hören.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie<br />
bei Brunhilde Clauß in der BMDZ ,<br />
Tel.: 0711/636 78 -42<br />
„MISSION UND WELTWEITE<br />
KIRCHE GANZ NAH ERLEBEN“<br />
so lautet in diesem Jahr das Thema der<br />
Sammlerfreizeit vom 23. - 30. Juli 2007<br />
in Adelboden / Schweiz. Gotthilf Bühler<br />
schreibt: „Anlässlich des 50-jährigen<br />
Jubiläums der Presbyterianischen Kirche<br />
von Kamerun (PCC), begrüßen wir die<br />
Kameruner Pfarrerin Frau Mbah, DiMOE-<br />
Mitarbeiterin, sowie ehemalige Missionare,<br />
die uns Kamerun, die Kirche<br />
(PCC), die Kultur und Traditionen nahe<br />
bringen. Die herrliche Natur genießen<br />
wir an den Nachmittagen und die<br />
Abende laden zu Begegnungen und<br />
einem abwechslungsreichen Programm<br />
ein. Herzliche Einladung an die Sammlerinnen<br />
und Sammler sowie an alle, die<br />
an Kamerun interessiert sind.“<br />
Weitere Informationen erhalten Sie<br />
bei: Gotthilf Bühler, Weidenstraße 11,<br />
72119 Ammerbuch, Tel.: 07073/919773<br />
„DU SOLLST EIN SEGEN SEIN“<br />
MISSION STÄRKT MÄDCHEN IN<br />
INDIEN“<br />
Wir sind sehr dankbar für die große Zustimmung<br />
und Spendenbereitschaft, die<br />
das Jahresprojekt 2006 ausgelöst hat.<br />
Obwohl es auf dem <strong>EMS</strong>-Fest in Wertheim<br />
offiziell abgeschlossen wurde, werden wir<br />
die Mädchen in Indien mit Ihrer Hilfe<br />
weiterhin unterstützen.<br />
Der Einsatz für indische Mädchen<br />
geht weiter: Innerhalb der <strong>EMS</strong>-<br />
Gemeinschaft haben zum Beispiel japanische<br />
Kinder in ihrer Kinderkirche das<br />
Projekt behandelt und dafür gesammelt.<br />
Die gesamte Spendensumme von über<br />
70.000 Euro für das Jahresprojekt hat<br />
uns ermutigt, auch für das Jahr 2007<br />
diesen Mädchen-Projekten finanzielle<br />
Zusagen zu machen. Die Erfahrung zeigt,<br />
dass ein Mädchen, das eine Schul- oder<br />
Berufsausbildung macht, später meist<br />
Eltern und Geschwister finanziell unterstützt.<br />
Die Hilfe wirkt daher weiter und<br />
kommt einem größeren Kreis von<br />
Menschen zugute, wie die folgenden<br />
Berichte zeigen.<br />
Bildung schafft Zukunft für<br />
Mädchen<br />
Die Heime der Kirche von Südindien,<br />
die vom <strong>EMS</strong> unterstützt werden, helfen
Foto: VEM/Kristin Jäger<br />
Weltweite Ökumene auf dem Dach: Im Zuge des Umbaus der Kirche einer methodistischen<br />
Kirchengemeinde in Weligamma/Sri Lanka tauchten dort Spuren einer Beziehung zur Basler<br />
Mission auf: Auf den alten Dachschindeln entdeckte Kristin Jäger von der Vereinigten<br />
Evangelischen Mission (VEM), die auf Dienstreise vorbeikam, den Schriftzug „Basel Mission<br />
Tile Works“. Vermutlich stammen die Dachziegel der Ende des 19. Jahrhunderts gebauten<br />
Kirche aus der Missionsziegelei der Basler Mission in Indien. Sie befindet sich heute in privater<br />
Hand. Die Ziegel sind bis heute für ihre Qualität bekannt.<br />
Mädchen aus armen Familien. Meist sind<br />
es Mädchen aus Dalit-Familien, die ohne<br />
die Heime die Schule abgebrochen und<br />
als Kinderarbeiterinnen ihre Zukunft und<br />
Gesundheit ruiniert hätten. Die Heime eröffnen<br />
den Mädchen die Möglichkeit,<br />
einen Schulabschluss zu machen. Sie<br />
bieten einen geschützten Raum, einen<br />
regelmäßigen Tagesablauf und eine<br />
Gemeinschaft, die den Mädchen gut<br />
tut. Sie leben zwar in einem Heim, gehen<br />
aber auf die „normale“ öffentliche Schule<br />
und nehmen am Gemeindeleben teil.<br />
Dank der Hilfe von Spenderinnen und<br />
Spendern können wir einen ausreichenden<br />
Betrag einsetzen, um die laufenden<br />
Kosten zu decken: Kleidung,<br />
Essen, Schulmaterialien und die Dinge<br />
des täglichen Bedarfs für die Mädchen.<br />
Sorgen machen uns die notwendigen<br />
Renovierungsarbeiten. Viele Gebäude<br />
sind schon über vierzig Jahre alt, manche<br />
sogar rund 150 Jahre. So stammen<br />
zum Beispiel in Mulki die Gebäude noch<br />
von den Basler Missionaren. Dort ist es<br />
gelungen, zusätzliche Mittel zu finden,<br />
so dass Umbaumaßnahmen durchgeführt<br />
werden können. Bei den anderen<br />
Heimen hoffen wir noch auf Hilfe.<br />
Hosa Balu – Auswege aus der<br />
Tempelprostitution<br />
Nicht zuletzt dank der Unterstützung, die<br />
wir weitergeben konnten, ist es dem<br />
Projekt „Hosa Balu“ gelungen, eine weitere<br />
Maßnahme zu starten, die Devadasis<br />
und ihren Töchtern einen Ausweg aus<br />
der Tempelprostitution eröffnet.<br />
Eine Lehrerin unterrichtet die Frauen<br />
auf neu angeschafften Nähmaschinen.<br />
„Ohne eine Möglichkeit, sich und ihre<br />
Kinder zu ernähren, kann keine Frau das<br />
Devadasi-System hinter sich lassen“, sagt<br />
Harriet Prema Kundargi, die Leiterin des<br />
Projekts.<br />
Als sie das Projekt vor einigen Jahren<br />
gründete, gaben alle beteiligten Frauen<br />
an, dass sie nicht freiwillig dem System<br />
der Tempelprostitution dienen und deshalb<br />
gerne aussteigen wollen. Die Mitarbeiterinnen<br />
des Projekts gewannen<br />
das Vertrauen der Frauen und konnten<br />
so mit ihnen Selbsthilfegruppen gründen.<br />
Der größte Erfolg ist, dass in disem<br />
Gebiet kein einziges Mädchen der Göttin<br />
geweiht wurde, seit es „Hosa Balu“ gibt.<br />
Eine Krankenschwesterausbildung<br />
eröffnet Perspektiven<br />
K. K. Lisha wurde 1988 geboren. Ihr<br />
Vater verdient als Landarbeiter 90 Rupien<br />
am Tag, das entspricht zur Zeit 1,50<br />
Euro. Für ihren älteren Bruder reichte<br />
es nicht für eine gute Schulausbildung<br />
und er konnte keinen Beruf erlernen. Er<br />
arbeitet jetzt als Hotelboy und spart dennoch<br />
von seinem kleinen Verdienst jeden<br />
Monat 400 Rupien, die er nach Hause<br />
schickt. Die Familie gehört zu den Dalit-<br />
Christen der Kirche von Südindien, der<br />
Partnerkirche des <strong>EMS</strong>.<br />
Lisha schreibt: „Ich will sehr bewusst<br />
Krankenschwester werden. So werde ich<br />
den Armen unter den Dalit dienen können.<br />
Für meine Familie möchte ich dann<br />
ein kleines Stück Land kaufen, damit<br />
sich meine Eltern selbst versorgen können.<br />
Ich weiß, dass Gott mich gerufen<br />
hat, Krankenschwester zu werden. Ich<br />
gehorche ihm und lege mein Leben in<br />
seine Hände.“<br />
Zehn junge Mädchen, denen wir ein<br />
Ausbildungsstipendium zur Krankenschwester<br />
geben können, haben einen<br />
ähnlichen Hintergrund wie Lisha. Ohne<br />
das Stipendium könnten sie als Dalit-<br />
Kinder nie eine Ausbildung machen.<br />
SAMMLERTREFFEN<br />
Annette Stahl<br />
BMDZ-MITGLIEDERVERSAMMLUNG<br />
Zum 24. März 2007 laden wir die<br />
Mitglieder der Basler Mission – Deutscher<br />
Zweig sehr herzlich ein. Bernhard<br />
Dinkelaker, Generalsekretär des <strong>EMS</strong>,<br />
hält einen Vortrag zum Thema<br />
„Herausforderungen im 21. Jahrhundert<br />
– wo steht die Mission heute?“ Der<br />
Vorstand wird neu gewählt und<br />
Geschäftsberichte der BMDZ, Basler<br />
Mission und von mission 21 informieren<br />
über den derzeitigen Stand.<br />
04. März 2007 Kirchheim/Teck<br />
08. März 2007 Höpfigheim,<br />
Dekanat Marbach<br />
10. März 2007 Schwäbisch<br />
Gmünd<br />
11. März 2007 Markelsheim,<br />
Dekanat<br />
Weikersheim<br />
17. März 2007 Wasseralfingen,<br />
Dekanat Aalen<br />
18. März 2007 Backnang<br />
02. April 2007 Bernhausen<br />
22. April 2007 Esslingen<br />
26. April 2007 Brackenheim<br />
28. April 2007 Freudenstadt<br />
7
Sammlerinnen und Sammler<br />
Halbbatzenkollekte<br />
NEUE SAMMLERINNEN<br />
UND SAMMLER<br />
01. Juli 2006 bis 31. Dezember 2006<br />
Wir freuen uns sehr, dass sich Menschen<br />
bereit erklären, eine Aufgabe in unserer<br />
Missionsarbeit zu übernehmen. Das zeigt<br />
uns, dass die Halbbatzenkollekte auch<br />
nach mehr als 150 Jahren noch lebendiges<br />
Zeugnis gelebten Glaubens ist.<br />
Dengler, Ingeborg · Wildberg<br />
Fabry, Paul und Ruth · Bretzfeld<br />
Fornacon, Marianne · Bretzfeld<br />
Köhler, Lore · Stimpfbach<br />
Krimmer, Heiderose · Rudersberg<br />
Reinhard, Liese · Bretzfeld<br />
Volpp, Jutta · Öhringen<br />
Wagner, Margot · Wiesloch<br />
Zsoter, Angelika · Ohmden<br />
JUBILARE<br />
01. Juli 2006 bis 31. Dezember 2006<br />
Mast, Hilde · Bondorf 12 Jahre<br />
Sick, Emilie · Filderstadt 10 Jahre<br />
Sick, Gottlieb · Filderstadt 10 Jahre<br />
AUSGESCHIEDENE<br />
SAMMLERINNEN UND SAMMLER<br />
01. Juli 2006 bis 31. Dezember 2006<br />
Mit großem Dank verabschieden wir die<br />
Sammlerinnen und Sammler, die bis zu<br />
70 Jahren in großer Treue diesen Dienst<br />
für die Basler Mission getan haben.<br />
Haben Sie herzlichen Dank für Ihren unermüdlichen<br />
Einsatz.<br />
Nach vielen Jahren Sammeltätigkeit<br />
Fischer, Hedwig · Backnang<br />
Fribolin, Ruth · Pfinztal<br />
Keller, Else · Zaberfeld<br />
Siegel, Lilly · Sulz<br />
Siegel, Kurt · Sulz<br />
Simon, Käthe · Steinau<br />
Weber, Lore · Kirchheim<br />
Weisser, Erika · Stuttgart<br />
Weisser, Gerhard · Stuttgart<br />
Nach bis zu 20 Jahren Sammeltätigkeit<br />
Kurzendörfer, Rosa ·Satteldorf 20 Jahre<br />
Reiff, Ruth · Lichtenstein17 Jahre<br />
Lang, Elisabeth · Blaubeuren 16 Jahre<br />
Lang, Friedrich · Blaubeuren 16 Jahre<br />
Schmidt, Lina· Waldenburg 12 Jahre<br />
Stotz, Else · Sonnenbühl 7 Jahre<br />
Spindler, Ruth · Wiesloch 5 Jahre<br />
Weber, Wolfgang · Göppingen 3 Jahre<br />
Gärtner, Emilie · Wildberg 2 Jahre<br />
Nicht ihr habt mich erwählt,<br />
sondern ich habe euch erwählt<br />
und bestimmt,<br />
dass ihr hingeht und Frucht bringt<br />
und eure Frucht bleibt ...<br />
Joh 15,16<br />
Nach 21 bis 30 Jahren Sammeltätigkeit<br />
Ernst, Lydia · Ohmden 28 Jahre<br />
Assenheimer, Karl · Bretzfeld 26 Jahre<br />
Launer, Maria · Steinheim 26 Jahre<br />
Müller, Klara · Simmozheim 24 Jahre<br />
Strotbek, Alex · Rudersberg 22 Jahre<br />
Nach 47 Jahren Sammeltätigkeit<br />
Zahner, Dorothea · Leonberg 47 Jahre<br />
Nach 70 Jahren Sammeltätigkeit<br />
Lawrenz, Elfriede · Wiesenbach 70 Jahre<br />
VERSTORBENE SAMMLERINNEN<br />
UND SAMMLER<br />
Wir nehmen Anteil an der Trauer der<br />
Hinterbliebenen und befehlen sie unserem<br />
Herrn an:<br />
Becher, Eberhard · Bad Urach<br />
Buck, Maria · Ditzingen<br />
Denkert, Paula · Crailsheim<br />
Dupper, Pauline · Engstingen<br />
Herzog, Martha · Kichheim<br />
Köhler, Gertrud · Stimpfbach
Freude schenken<br />
Zur Unterstützung der Arbeit<br />
der Basler Mission<br />
Kokosholz-Kreuz aus Sabah<br />
Sabah, im Nordteil Borneos gelegen,<br />
ist eine Provinz Malaysias. Um für die<br />
Menschen im Norden der Provinz<br />
neue Verdienstmöglichkeiten zu erschließen,<br />
hat die Protestantische<br />
Kirche mit Unterstützung aus<br />
Deutschland eine Schreinerwerkstatt<br />
gegründet. Aus ihr<br />
stammen die Holzkreuze.<br />
Gearbeitet aus dem<br />
Holz der Kokospalme<br />
mit schöner Maserung,<br />
stellen sie ein besonderes<br />
Geschenk dar. Mit Bändchen<br />
aus gewachster<br />
Baumwollschnur.<br />
Bestell-Nr. 41105 EUR 3,50<br />
Botschafter an Christi statt<br />
Predigten von Nyansako-ni-Nku<br />
Herausgeber: mission 21 / Basler Mission<br />
– Deutscher Zweig<br />
Der Predigtband wurde im Rahmen<br />
des Festgottesdienstes zur Einsetzung<br />
von Nyansako-ni-Nku in das Amt des<br />
„Moderators“ (Landesbischofs) der<br />
„Presbyterian Church in Cameroon“ am<br />
7. November 1999 Buea der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt.<br />
Bestell-Nr. 21201 EUR 4,00<br />
Brieföffner aus Afrika<br />
Traditionelle künstlerische<br />
Holzschnitzarbeit mit verschiedenen<br />
Motiven, ca. 20<br />
cm lang.<br />
Bestell-Nr. 41104<br />
EUR 3,50<br />
Hier können Sie bestellen:<br />
Telefon: 0711/ 636 78 -71 und -72<br />
Fax: 0711/ 636 78 -55<br />
Mail: vertrieb@ems-online.org<br />
Besuchen Sie uns im<br />
Internet<br />
www.ems-online.org<br />
Kinder der Sonne<br />
Eine Sammlung wahrer<br />
Geschichten aus dem Sudan.<br />
Herausgeber: Basler Mission<br />
Pfalz, 2004<br />
Michael Parker hat Schilderungen<br />
von Schicksalen<br />
aus dem Sudan zusammengetragen.<br />
Das Buch vermittelt Eindrücke<br />
aus einer Welt, in der die christlichen Gemeinden<br />
in einer Minderheit leben. Deren tägliche Existenz<br />
wird einerseits von Gewalt und Not bestimmt, andererseits<br />
aber auch von großer Hoffnung und Kraft aus<br />
dem Glauben.<br />
Bestell-Nr. 21202 EUR 7,50
NIGERIA<br />
In Nigeria setzt sich mission 21/<br />
Basler Mission zusammen mit unserer<br />
Partnerkirche, der Kirche<br />
der Geschwister, auf vielfältige<br />
Weise ein.<br />
Hier einige Beispiele:<br />
Theologische Fernkurse TEE<br />
Die Kirche der Geschwister in<br />
Nigeria wächst schnell. Jährlich<br />
kommen neue Kirchgemeinden<br />
hinzu. Dem daraus folgenden<br />
Mangel an ausgebildeten Pfarrerinnen<br />
und Pfarrern und qualifizierten<br />
Laienmitarbeitenden soll<br />
mit dem TEE-Programm begegnet<br />
werden. TEE steht für<br />
„Theological Education by Extension“.<br />
Es handelt sich dabei um<br />
ein breites Programm der theologischen<br />
Aus- und Weiterbildung.<br />
Nord-Nigeria: Integrierte ländliche<br />
Dorfentwicklung<br />
Das Kerngebiet der Nigerianischen<br />
Geschwisterkirche (EYN)<br />
im Nordosten Nigerias erstreckt<br />
sich über eine Fläche von circa<br />
50.000 Quadratkilometer. Dieses<br />
Gebiet umfasst rund 2,5 Millionen<br />
christliche und muslimische<br />
Einwohnerinnen und Einwohner.<br />
Die Bevölkerung, die vorwiegend<br />
in der Landwirtschaft tätig ist,<br />
hat vor allem mit folgenden<br />
Problemen zu kämpfen:<br />
Geringe Erträge, Bodenerosion,<br />
unzweckmäßige Anbaumethoden,<br />
unsachgemäße Anwendung<br />
von Dünger, Mangel an gutem<br />
Saatgut, unzureichende dörfliche<br />
Infrastruktur, hohe Lagerverluste<br />
sowie verschiedene Pflanzen- und<br />
Tierkrankheiten.<br />
Spenden für unsere Arbeit in<br />
Nigeria erbitten wir unter dem<br />
Kennwort „Nigeria“ an:<br />
Basler Mission Deutscher<br />
Zweig, Evang. Kreditgenossenschaft<br />
e.G., Geschäftsstelle<br />
Stuttgart, Konto-Nr. 1180,<br />
BLZ 600 606 06<br />
10<br />
Wir bitten<br />
Wasserernte in Nigeria<br />
Was tun, wenn die Kinder in der Missionsschule nicht lernen können, weil sie so durstig sind?<br />
Renate Ellmenreich berichtet, wie in den Mandara-Bergen mit einer guten Idee dafür gesorgt<br />
werden konnte, dass in der Schule höchstens Wissensdurst ein Thema ist.<br />
Es war ein großes Fest, als vor sechs<br />
Jahren zum ersten Mal ein Kirchenkreis<br />
der EYN (Geschwisterkirche) in Nigeria<br />
eine eigene Grundschule einweihte. Tausende<br />
aus der Umgebung und die gesamte Kirchenleitung<br />
kamen und freuten sich, dass<br />
nun auch in diesem entlegenen Tal in den<br />
Mandara-Bergen eine Bildungsmöglichkeit<br />
für die Kinder geschaffen werden konnte.<br />
Eltern, Lehrer und Kinder haben die Schulgebäude<br />
zum Teil selbst mit errichtet.<br />
Das Schuldach mit dem neuen Regenrinnensystem<br />
Spenden für das Baumaterial kamen von<br />
verschiedenen Seiten. Alle waren sich bewusst,<br />
dass diese Schule einen Modellcharakter<br />
hat. Wenn sie gut funktioniert,<br />
kann sie als Anregung und Muster für andere<br />
arme Kirchgemeinden dienen. Die<br />
Lehrer waren wirklich sehr engagiert und<br />
eine Hausmeisterin kochte jeden Morgen<br />
für die Kinder ein nahrhaftes Frühstück aus<br />
Reis, Sojabohnen, Erdnüssen und Tamarinde.<br />
Davon gediehen die Kinder sichtbar<br />
gut und sie lernten so fleißig, dass sich<br />
eine Schulinspektion wirklich wunderte<br />
über ihren Bildungsstand.<br />
Doch dann kam die erste Trockenzeit<br />
und das Wasser in den Brunnen reichte<br />
kaum für die Dorfbewohner. Immer häufiger<br />
fanden wir kein Trinkwasser für die<br />
Kinder und für das Schulfrühstück. Und<br />
das bei 35 Grad im Schatten. An manchen<br />
Tagen mussten wir die Kinder schon um<br />
halb zehn wieder nach Hause schicken,<br />
damit sie uns nicht in der Schule verdursteten.<br />
Natürlich blieb dabei das Lernen auf<br />
der Strecke. Vor der zweiten Trockenzeit verhandelten<br />
wir mit den Frauen des Dorfes<br />
und der Ortsgemeinde über ein Teilen des<br />
Wassers. Aber immer wieder reichte es einfach<br />
nicht aus und dann waren die Kinder<br />
halt die letzten, die etwas abbekamen.<br />
In der dritten Trockenzeit bekamen wir<br />
wieder eine Spende und kauften davon<br />
Wasser in Tüten, damit die Kinder wenigstens<br />
trinken konnten. Für das Frühstück<br />
reichte es aber nicht immer.<br />
Eine langfristige und nachhaltige Lösung<br />
musste gefunden werden. Sie kam mit der<br />
Idee der „Wasserernte“. In der Regenzeit<br />
schüttet es ja tropisch aus den Wolken.<br />
Wie könnte man dieses viele Wasser festhalten,<br />
um es in der Trockenzeit zu nutzen?<br />
Wir umrundeten also unser großes Schuldach<br />
mit Regenrinnen. Darin wird das<br />
Regenwasser zu einem großen Rohr geleitet,<br />
das in einen Tank mündet. Den half uns<br />
eine freundliche deutsche Baufirma zu<br />
bauen. Er ist so groß, dass er genug Wasser<br />
fasst, um die Schule nun das ganze Jahr<br />
über mit Trinkwasser zu versorgen. Und<br />
Frühstück gibt es auch wieder.<br />
Und jede Klasse hat vor ihrem Klassenzimmer<br />
einen Baum gepflanzt. Gegossen<br />
wird um die Wette. Der größte Baum gewinnt.<br />
In ihren Bildern und Liedern danken die<br />
Kinder Gott für den vielen Regen und<br />
für die freundlichen Menschen, die ihnen<br />
geholfen haben, das Wasser zu „ernten“.<br />
FFoto: <strong>EMS</strong>/Heinrich Hellwig<br />
Kleine Mädchen mit ihren Puppenkindern