Schneller-Magazin 1/2006 (PDF, 600KB) - EMS
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ISSN 0947-5435 E 12344<br />
1/<strong>2006</strong><br />
MAGAZIN ÜBER CHRISTLICHES LEBEN IM NAHEN OSTEN<br />
SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN – EIN FEST OHNEGLEICHEN<br />
FASTENBITTE <strong>2006</strong>: FÜR DIE AUSBILDUNG VON MÄDCHEN
INHALT<br />
2<br />
SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN 4<br />
Ein Fest ohnegleichen<br />
Boulos Wehbe über Ostern in der orthodoxen Liturgie 4<br />
„Christus ist auferstanden“<br />
Ein Osterlied aus der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule 6<br />
Liturgie und Ritus als Teil des Glaubens<br />
Vom spirituellen Reichtum der östlichen Kirchen 7<br />
Die vergessenen Christen des Heiligen Landes<br />
Ein Beispiel für Ökumene im Alltag 10<br />
Aus den <strong>Schneller</strong>-Schulen 13<br />
Fastenbitte <strong>2006</strong>: Damit Mädchen eine Chance haben 16<br />
Mit Ostereiern für die <strong>Schneller</strong>-Arbeit werben 19<br />
CHRISTEN UND DER NAHE OSTEN 22<br />
Aus dem Glauben heraus den Frieden fördern<br />
Internationaler Workshop zum Thema Religionen in Konflikten 22<br />
Die Nachwirkungen des Schocks<br />
Über die Situation palästinensischer Christen nach den Wahlen 24<br />
Nachrichten 26<br />
Medien 29<br />
Briefe an die Redaktion 30<br />
Impressum 31<br />
Titelbild: Zwei Jungen aus der<br />
Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule, Libanon<br />
Foto: <strong>EMS</strong>/Katja Buck
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
der Begriff Partnerschaft hat in der <strong>Schneller</strong>-Arbeit<br />
eine lange Tradition. Seit Jahrzehnten verfolgen<br />
der Evangelische Verein für die <strong>Schneller</strong>-<br />
Schulen (EVS) und die beiden Schulen im<br />
Libanon und in Jordanien das Ziel, benachteiligten<br />
Kindern im Nahen Osten eine Chance zu geben.<br />
Fundament dieser Arbeit ist die gemeinsame<br />
Überzeugung, dass wir als Christinnen und<br />
Christen den Auftrag haben, Schwachen zu helfen<br />
und Armen Hoffnung zu geben – unabhängig<br />
von ihrer Religion. Alle tragen das Ihre dazu<br />
bei, diesem Auftrag gerecht zu werden. Die einen<br />
vor Ort durch ihre großartige Arbeit, und<br />
wir in Deutschland durch finanzielle und ideelle<br />
Unterstützung.<br />
Jedes Jahr zur Fastenzeit bittet der EVS in einer Sonderaktion um Spenden für<br />
ein bestimmtes Projekt – in diesem Jahr für den Ausbau der Hauswirtschaft in der<br />
Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule. Dieser Bereich wird in Zukunft eine wichtige<br />
Rolle spielen, weil die Schule dringend nach Ausbildungsmöglichkeiten für Mädchen<br />
sucht, welche seit drei Jahren im Internat aufgenommen werden. Sie, liebe<br />
Leserin, lieber Leser, können mit Ihrer Spende helfen, dass Mädchen eine Zukunftschance<br />
bekommen!<br />
Die partnerschaftliche Beziehung zu den <strong>Schneller</strong>-Schulen zeigt sich aber<br />
auch im Austausch über Fragen des Glaubens. Das Osterfest beispielsweise spielt<br />
im Leben der Christinnen und Christen im Nahen Osten eine wichtigere Rolle als<br />
bei uns. Riten und Liturgien, die aus der frühen Christenheit überliefert wurden,<br />
sind nach wie vor lebendig. Das mag uns in Europa befremdlich erscheinen. Sich<br />
der spirituellen Vielfalt der östlichen Kirchen zu nähern, kann aber auch bereichernd<br />
sein. Wir haben unsere Partner gebeten, uns Grundideen des orthodoxen<br />
Osterfestes zu erklären. Und aus den <strong>Schneller</strong>-Schulen haben wir ein Gebet und<br />
ein Osterlied erhalten, das wir gerne an Sie weitergeben.<br />
In der Hoffnung, dass wir mit diesem Heft die partnerschaftlichen Beziehungen<br />
zwischen all denjenigen, denen die <strong>Schneller</strong>-Arbeit am Herzen liegt, stärken<br />
konnten, grüßt Sie im Namen des Redaktionsteams<br />
Ihre<br />
Katja Dorothea Buck<br />
(Redakteurin des <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong>s)<br />
3
4<br />
SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />
EIN FEST OHNEGLEICHEN<br />
Ostern in der orthodoxen Liturgie<br />
Ostern ist das Fest schlechthin in der<br />
Orthodoxen Kirche, oder wie es in<br />
ihrer Liturgie heißt: „das Fest der<br />
Feste und die Feierzeit der Feierzeiten“.<br />
Genau genommen ist es das Fest der<br />
Christenheit überhaupt, doch der Konsumgeist<br />
und gewisse Volkstraditionen<br />
haben es ins zweite Glied hinter Weihnachten<br />
gedrängt, das leider zu einem<br />
gesellschaftlichen Ereignis geworden ist.<br />
Der Buchstabe X – in der Algebra das Symbol<br />
für das Unbekannte – wird in dem<br />
englischen Wort für Weihnachten mittlerweile<br />
für Christus selbst eingesetzt,<br />
wenn „Christmas“ nur noch „X-mas“ geschrieben<br />
wird. Und dem Atmosphärischen<br />
wird an Weihnachten ein immer<br />
größerer Stellenwert beigemessen.<br />
Dies alles hat das Weihnachtsfest aus<br />
dem Bereich des Glaubens hinausgedrängt.<br />
Interessanterweise wurde Weihnachten<br />
in der frühen Christenheit zusammen<br />
mit dem Erscheinungsfest gefeiert.<br />
Nur in der Armenischen Kirche ist<br />
diese Tradition heute noch lebendig. Im<br />
orthodoxen Glauben ist Ostern das entscheidende<br />
Fest der Kirche, weil die Auferstehung<br />
Christi das entscheidende Ereignis<br />
für den christlichen Glauben ist.<br />
Deswegen wird Ostern auf eine Art gefeiert,<br />
die mit keinem anderen Fest vergleichbar<br />
ist.<br />
Dem Osterfest geht eine lange Vorbereitungszeit<br />
voraus, die mit einer dreiwöchigen<br />
Bibellesezeit vor der eigentlichen<br />
Fastenzeit beginnt. In diesen Wochen<br />
wird eine bestimmte Bibelstelle während<br />
der Sonntage gelesen, welche die Bedeu-<br />
Foto: <strong>EMS</strong>/Archiv<br />
tung hervorhebt, die das Fasten<br />
hat. Die vorösterliche<br />
Fastenzeit, die zur Unterscheidung<br />
von den zahlreichen<br />
anderen Fastenzeiten<br />
in der Orthodoxen Kirche<br />
auch „die Große Fastenzeit“<br />
genannt wird, umfasst sechs<br />
Wochen sowie die Karwoche.<br />
In dieser Zeit isst und trinkt<br />
der Gläubige vor der Mittagszeit<br />
nichts. Insgesamt<br />
verzichtet er auf Nahrung,<br />
die von Tieren stammt<br />
(Fleisch, Fisch, Eier, Käse<br />
usw.). Jeden Abend finden<br />
Gebetszeiten statt, genannt<br />
Komplet zum Hochfest, und freitags ein<br />
Bittgottesdienst für die Jungfrau Maria.<br />
Die Stimmung in dieser Zeit ist ernst und<br />
feierlich.<br />
Lesungen aus der Bibel beschränken<br />
sich wochentags auf das Alte Testament,<br />
vor allem aus dem Buch der Psalmen, aus<br />
Jesaja und Hiob. Das Neue Testament wird<br />
samstags und sonntags gelesen, weil das<br />
die Tage sind, an denen es die Liturgie<br />
vorsieht. An den Wochentagen wird zweimal<br />
ein besonderer Gottesdienst gefeiert.<br />
Dabei wird den Gläubigen die Heilige<br />
Kommunion gespendet mit Brot, das<br />
während des Gottesdienstes am vorherigen<br />
Sonntag geweiht wurde.<br />
Während der Fastenzeit steht samstags<br />
und sonntags ein bestimmter Heiliger<br />
oder ein besonderes Thema im Mittelpunkt,<br />
um die Bedeutung der Fastenzeit<br />
in den Vordergrund zu stellen. Die Gläu-
igen werden ermutigt, die Fastenzeit in<br />
einer spirituellen Stimmung zu begehen,<br />
was ihr Verhalten, ihren Umgang mit der<br />
Zeit und das Bibellesen betrifft.<br />
Die Karwoche ist voll mit Gebetszeiten,<br />
jeden Tag zwei längere. Je näher der<br />
Sonntag rückt, desto mehr steigert sich<br />
die Andacht: Lange Gottesdienste finden<br />
am Donnerstag, Freitag und Sonntag<br />
statt, wohl auch um die Gläubigen Anteil<br />
haben zu lassen an der existenziellen<br />
und qualvollen Dimension der erlösenden<br />
Tat Christi.<br />
Der Gottesdienst am Sonntag, oft wird<br />
er um Mitternacht gefeiert, ist durchdrungen<br />
von Freude und Jubel. Der Hymnus<br />
„Christus ist vom Tod erstanden, hat<br />
den Tod mit dem Tod überwunden und<br />
schenkt Leben, denen die im Grab sind“<br />
wird wieder und wieder an diesem Tag<br />
gesungen und auch während der folgen-<br />
Nach einer langen Zeit der inneren Einkehr<br />
brechen sich am Ostertag Jubel und Freude Bahn.<br />
den 40 Tage, die unser Herr nach seiner<br />
Auferstehung auf Erden geblieben ist. In<br />
dieser Zeit ist der Satz „Christus ist auferstanden“<br />
eine Art Gruß, auf den mit<br />
den Worten „Er ist wahrhaftig auferstanden”<br />
geantwortet wird.<br />
Ostern ist der Mittelpunkt und seine<br />
Wichtigkeit zeigt sich darin, dass die Woche<br />
nach Ostern liturgisch betrachtet als<br />
ein einziger Tag gesehen wird, was zeigen<br />
soll, dass die Kirche in das Reich der<br />
Ewigkeit eingegangen ist. Eigentlich ist<br />
jede Sonntagsliturgie eine Auferstehungsliturgie.<br />
Der Sonntag wird deswegen auch<br />
der „achte Tag“ genannt, was bedeutet,<br />
dass der Auferstehungssonntag die Kirche<br />
in die Ewigkeit entlassen hat.<br />
Boulos Wehbe ist rum-orthodoxer<br />
Priester und lebt in Beirut.<br />
5
6<br />
SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />
CHRISTUS IST AUFERSTANDEN<br />
AUFERSTANDEN<br />
In der Osterzeit von den Schülerinnen und Schülern der<br />
Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule gesungen<br />
Text und Melodie: N. Fikri & M. Adel<br />
Übertragung: R. Kassis & A. Maurer
LITURGIE UND RITUS ALS TEIL DES GLAUBENS<br />
Vom spirituellen Reichtum der östlichen Kirchen<br />
Wir nähern uns der heiligen Osterzeit. Da ist es meiner Meinung nach angebracht,<br />
die Liturgie und die Riten der östlichen Kirchen in den Blick zu nehmen.<br />
Ich möchte versuchen, unseren Lesern in Deutschland näher zu bringen,<br />
wie orthodoxe Christen auf einzigartige Weise das Erbe, das ihnen von den<br />
Kirchenvätern überliefert wurde, heute verstehen.<br />
Die starke Betonung von Ritus und<br />
Liturgie in den östlichen Kirchen<br />
mutet Christen, die aus der westlich-evangelischen<br />
Tradition kommen,<br />
vielleicht ein wenig befremdlich an. Zum<br />
einen hat ja die westliche Tradition generell<br />
und die evangelische im Besonderen<br />
das Liturgische nie als eine wesentliche<br />
Seite ihres religiösen Lebens<br />
betrachtet. Zum anderen gründet das religiöse<br />
Fundament der reformatorischen<br />
Kirchen im Westen eher auf dogmatischen<br />
als auf liturgischen Aspekten. Allenfalls<br />
die englische Reformation macht<br />
hier vielleicht eine Ausnahme. Es ist daher<br />
angebracht, zuerst einmal einige Begriffe<br />
und theologische Konzepte der östlichen<br />
Kirchen zu erläutern, bevor wir<br />
uns der Liturgie und dem Ritus der östlichen<br />
Kirchen nähern.<br />
Foto: <strong>EMS</strong>/Archiv<br />
Gottesdienst<br />
in<br />
einer rumorthodoxen<br />
Gemeinde<br />
1. Vergöttlichung Vergöttlichung<br />
(Theosis)<br />
„Gott ist einer von uns geworden, auf<br />
dass wir werden wie Gott.“<br />
Dieser Satz nennt, was die Kirchenväter<br />
unter der Menschwerdung Gottes verstanden<br />
haben. Gott wurde Mensch, um<br />
die Schöpfung nach dem Sündenfall wieder<br />
aufzurichten. Der Mensch war nach<br />
Seinem Ebenbild geschaffen. Mit dem<br />
Sündenfall hatte er diese Göttlichkeit zerstört.<br />
Gott mischte sich in unsere Geschichte<br />
ein, damit wir wieder nach seinem<br />
Ebenbild werden können.<br />
Der Akt der Vergöttlichung braucht unsere<br />
Bereitschaft und Offenheit für den<br />
Geist und zwar in einer ganzheitlichen<br />
Art und Weise, welche die Gedanken, Gefühle,<br />
Sinne und natürlich auch die Lebensweise<br />
umfasst.<br />
7
2. Vergegenwär<br />
Vergegenwärtigung<br />
tigung<br />
des Erinnerten<br />
Erinnerten<br />
Das Erinnerte wird Wirklichkeit.<br />
Wenn die östlichen<br />
Kirchen ihre Liturgie feiern,<br />
die das Wirken Gottes in der<br />
Geschichte der Menschheit<br />
ins Gedächtnis ruft, dann<br />
wird dieser Akt Gottes zu einer<br />
präsenten Wirklichkeit<br />
mit der Hilfe des Geistes, der<br />
den Gläubigen zu diesem<br />
Ereignis emporhebt. Das<br />
heißt: im Feiern der Liturgie<br />
wird der Gläubige durch den<br />
Geist einen Schritt weitergeführt<br />
auf dem Weg der<br />
Vergöttlichung.<br />
8<br />
SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />
3. Ritus und Ikonographie<br />
Eine Ikone ist in der östlichen Kirche<br />
nicht nur ein schönes Bild, das die Kirche<br />
ziert. Sie ist wie ein Fenster, durch<br />
das der Gläubige die Geschichte der Errettung<br />
sehen kann. In Gottesdienst und<br />
Kontemplation sind die Gläubigen eingeladen,<br />
die irdische Wirklichkeit zu verlassen<br />
und an der göttlichen Wirklichkeit<br />
teilzuhaben.<br />
Es ist kaum möglich, alle Details der<br />
Passions- und Osterliturgie hier ausführlich<br />
zu behandeln. Als Beispiel für den<br />
liturgischen Reichtum der östlichen Kirchen<br />
soll hier die Karfreitagsliturgie näher<br />
betrachtet werden.<br />
Die Klageliturgie am<br />
Karfreitagabend<br />
Eigentlich gehört dieses Klagegebet in die<br />
Matutin des Karsamstagmorgens. Üblicherweise<br />
findet es aber schon am Karfreitagabend<br />
statt.<br />
In Gottesdienst, Gebet und Bibellektüre<br />
bereiten sich orthodoxe Christinnen und Christen auf Ostern vor.<br />
Das Klagegebet besteht aus Psalmen,<br />
Hymnen und Lesungen, die vom Tod<br />
Christi handeln, der im Gegensatz steht<br />
zu Seiner Göttlichkeit. Gleichzeitig<br />
schwingt auch die Erwartung der Auferstehung<br />
mit. In einem Hymnus heißt es:<br />
„Er, der alles in seinen Händen hält, ist<br />
ans Kreuz genagelt worden und alle Kreatur<br />
beklagt, Ihn nackt am Kreuz hängen<br />
zu sehen.“<br />
Die Gesänge, vom Chor vorgetragen,<br />
stellen das Mitleid Gottes der Grausamkeit<br />
des Menschen gegenüber und die<br />
Macht Gottes der moralischen Schwachheit<br />
des Menschen. Sie beschreiben, wie<br />
die Schöpfung erbebt, wenn sie bezeugen<br />
muss, dass ihr Schöpfer von seinen Geschöpfen<br />
ans Kreuz genagelt wurde. „Die<br />
Schöpfung war zutiefst erschüttert, als sie<br />
Dich in Golgatha hängen sah“, heißt es<br />
in einem Hymnus.<br />
Während dieses Gottesdienstes wird<br />
der Gekreuzigte in einer Prozession durch<br />
die Kirche getragen. In einigen Gemein-
Foto: <strong>EMS</strong>/Martina Waiblinger<br />
den wird ein vollständig mit Blumen<br />
bedeckter Sarg, der das Grab symbolisiert,<br />
herumgetragen. Die gesamte<br />
Gemeinde stimmt ein in den Hymnus.<br />
Daraufhin besprengt der Priester<br />
den Sarg und die Gemeinde mit<br />
wohlriechendem Wasser. Es wird<br />
nicht länger das Leiden des Gekreuzigten<br />
beklagt, sondern hauptsächlich<br />
unsere eigenen Sünden , weil wir<br />
uns von Gott entfernt haben.<br />
Christen begehen den Karfreitag<br />
mit Fasten, Beten, Reinlichkeit,<br />
Selbstbetrachtung, Beichte und guten<br />
Taten, in Demut und Buße, damit<br />
die Gnade des Kreuzes auf sie<br />
herabkomme.<br />
Das Klagegebet am Karfreitagabend<br />
erklärt vielleicht ein wenig die<br />
ganzheitliche Beteiligung der Gläubigen<br />
in Liturgie und Ritus an dem<br />
historischen Ereignis.<br />
Es bringt<br />
sie näher an das<br />
Wirken Gottes in<br />
der Geschichte.<br />
Pfarrer Hanna<br />
Mansour ist Direktor<br />
der<br />
Theodor-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />
in Amman,<br />
Jordanien.<br />
GEBET ZUM<br />
GRÜNDONNERSTAG<br />
O Herr, ich glaube und<br />
bekenne, dass du wahrlich<br />
Christus bist, der Sohn des<br />
lebendigen Gottes, der in die<br />
Welt kam, um Sünder zu<br />
retten, von denen ich der erste<br />
bin. Lass mich an Deinem<br />
heiligen Mahl teilnehmen,<br />
o Sohn Gottes, auf dass ich<br />
Deine Geheimnisse nicht enthülle<br />
vor unseren Feinden,<br />
noch dass ich Dir einen Kuss<br />
gebe, wie Judas es tat, auf dass<br />
ich mich aber wie der Dieb zu<br />
Dir bekenne.<br />
Erinnere Dich meiner, o Herr,<br />
wenn Du in Dein Königreich<br />
einziehen wirst.<br />
Erinnere Dich meiner,<br />
o Meister, wenn Du in Dein<br />
Königreich einziehen wirst.<br />
Erinnere Dich meiner, o Du<br />
Heiliger, wenn Du in Dein<br />
Königreich einziehen wirst.<br />
Gib, dass die Teilhabe an<br />
Deinen heiligen Geheimnissen,<br />
o Gott, mir nicht zum Urteil<br />
oder zur Verdammung werde,<br />
sondern zur Heilung von Seele<br />
und Leib.<br />
Dieses Gebet wird am<br />
Gründonnerstag in der Kirche<br />
der TSS gebetet.<br />
9
Das Dorf Zebabdeh im Morgengrauen<br />
10<br />
SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />
DIE VERGESSENEN CHRISTEN<br />
DES HEILIGEN LANDES<br />
Ein Beispiel für Ökumene im Alltag<br />
In ökumenischen Belangen<br />
können westliche Christen<br />
von den vergessenen Christen<br />
Palästinas viel lernen. Seit<br />
zehn Jahren feiern alle Denominationen<br />
gemeinsam<br />
Weihnachten und Ostern, egal<br />
welcher Kalender sonst ihrem<br />
Kirchenjahr zugrunde liegt.<br />
Die Orte mit einheimisch-christlicher<br />
Bevölkerung in Israel und<br />
in den palästinensischen Gebieten<br />
kann man an vier, fünf Händen abzählen.<br />
Auf der Bekanntheitsskala rangieren<br />
natürlich die Pilgerziele Bethlehem,<br />
Jerusalem, Nazareth und Kana ganz vorn.<br />
Doch welcher europäische Christ kann<br />
schon weitere Orte mit einheimischer<br />
christlicher Bevölkerung aufzählen?<br />
Schon mal von Aboud gehört? Oder Taybeh?<br />
Oder Zebabdeh?<br />
Wie zur Zeit Jesu macht man auch heutzutage<br />
um das Land der Samariter oder Samaritaner<br />
einen großen Bogen – damals<br />
wegen angeblicher Unreinheit, heute<br />
wegen angeblicher Unsicherheit. Die<br />
Christen in diesem Gebiet, dem Westjordanland<br />
büßen dafür: mit Isolation und<br />
teilweise auch Resignation. Und manch
einer wandert aus. Zugegeben – die Fahrt<br />
zu ihnen ist mit Mühsalen verbunden.<br />
Am Jerusalemer Damaskustor, dem palästinensischen<br />
Busbahnhof der Stadt, besteigt<br />
man ein Sammeltaxi nach Qalandia,<br />
dem sogenannten Hauptbahnhof<br />
Palästinas zwischen Jerusalem und Ramallah.<br />
Dort geht die Fahrt mit einem<br />
weiteren Sammeltaxi weiter. Wenn der<br />
letzte Platz besetzt ist, geht das Abenteuer<br />
los. Wie lange wird man an den Kontrollpunkten<br />
warten? Versperren neu aufgeschüttete<br />
Erdhügel die Weiterfahrt und<br />
zwingen zur Improvisation? Errichten die<br />
israelische Armee oder Grenzpolizei spontan<br />
so genannte „fliegende Kontrollpunkte“?<br />
Knapp einhundert Kilometer<br />
sind zurückzulegen.<br />
Zebabdeh liegt eingebettet zwischen<br />
Hügeln und einem Wäldchen in einer<br />
Senke gut geschützt. Das kleine Dorf ist<br />
der einzige überwiegend christliche Ort<br />
im nördlichen Westjordanland. Knapp<br />
3000 Christen und etwa tausend Muslime<br />
leben hier. Arbeit gibt es entweder<br />
in der Landwirtschaft oder im nahegelegenen<br />
Jenin. Auch die noch junge amerikanische<br />
Universität in Sichtweite des<br />
Ortes bietet Arbeitsplätze. Manch einer<br />
muss sich jedoch als Tagelöhner verdingen<br />
oder in Ramallah oder Jerusalem sein<br />
Brot verdienen, wie zum Beispiel Abu George.<br />
Jeweils 15 Nächte am Stück arbeitet<br />
er als Türwächter der anglikanischen<br />
Kathedrale St. George´s in Jerusalem.<br />
Dann fährt er für zwei Wochen nach<br />
Hause. Der Verdienst reicht kaum, um<br />
seine vier Kinder über die Runden zu bringen.<br />
Zu Beginn des Schuljahres sah er sich<br />
gezwungen, zwei seiner Kinder aus der<br />
katholischen Privatschule zu nehmen, da<br />
er das Schulgeld für vier nicht mehr aufbringen<br />
kann.<br />
Die Lateinische Patriarchatsschule ist<br />
die einzige christliche Schule am Ort. Sie<br />
steht für Qualität und christliche Erziehung<br />
– und steht Katholiken, Orthodoxen,<br />
Protestanten und Muslimen offen.<br />
„Einen Ort bereit zu stellen, wo Christen<br />
und Muslime auf gleicher Basis zusammenkommen<br />
und Freunde werden<br />
können, ist Teil von Zebabdehs christlichem<br />
Bildungsauftrag“, schrieb ein ausländischer<br />
Besucher. Freunde werden –<br />
das gibt es. Es gibt aber auch das: drei Getränkeläden<br />
des Ortes, die Alkoholika an-<br />
Fotos: Episcopal Church/Zang<br />
Zebabdeh ist der einzige überwiegend<br />
christliche Ort im nördlichen<br />
West-Jordanland.<br />
boten, wurden von Maskierten des Nachbarortes<br />
überfallen. Die christlichen<br />
Besitzer wurden zur Schließung gezwungen.<br />
Der anglikanische Pfarrer Fadi Diab<br />
meint: „Wo Christen wie auf einer Insel<br />
von Muslimen umgeben leben, gibt es<br />
11
Foto: Episcopal Church/Zang<br />
keine hundertprozentige Harmonie.“ Für<br />
ihn sind die Christen Zebabdehs, die von<br />
Nablus, Tubas und Jenin die „vergessenen<br />
Christen Palästinas“.<br />
Dabei könnten sie die westlichen<br />
Christen vieles lehren – vor allem was<br />
das christlich-christliche Miteinander betrifft.<br />
Ende der siebziger Jahre begannen<br />
die Christen Jordaniens, Ostern unisono<br />
nach dem orthodoxen und Weihnachten<br />
gemeinsam nach dem westlichen Kalender<br />
zu feiern. „Dieses Modell hielt auch<br />
– mit der Übernahme der palästinensischen<br />
Autonomiebehörde – vor circa zehn<br />
Jahren Einzug in Palästina“, erzählt Pfarrer<br />
Fadi. Außer in Jerusalem und der Geburtskirche<br />
in Bethlehem feiere man in<br />
den christlichen Orten Palästinas nicht<br />
zweimal Weihnachten und Ostern, sondern<br />
jeweils gemeinsam. Zusätzlich feiern<br />
die Christen der vier Denominationen<br />
Zebabdehs – katholisch, melkitisch, griechisch-orthodox<br />
und anglikanisch – vier<br />
12<br />
SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />
Damit Christen und Muslime auf<br />
gleicher Basis zusammenkommen<br />
und Freunde werden können<br />
Mal im Jahr zusammen einen Wortgottesdienst.<br />
Höhepunkt dieser Ökumene<br />
stellt dabei die gemeinsame Palmsonntagsprozession<br />
dar, „sehr lebendig und<br />
mitreißend“, wie der junge Geistliche bekennt.<br />
Nach dem gemeinsamen Beten<br />
und Singen im Ort begleiten die Gläubigen<br />
jede der vier christlichen Gemeinschaften<br />
nacheinander zu ihrer jeweiligen<br />
Pfarrkirche, in der jede Pfarrei dann<br />
für sich die Eucharistie feiert.<br />
Zebabdeh – ein Vorbild für die Ökumene?<br />
Pfarrer Fadi hat ein weiteres Beispiel<br />
parat: Bei jeder Hochzeit, Taufe und<br />
Beerdigung im Ort versuchen alle vier<br />
Geistlichen anwesend zu sein. Gegenüber<br />
den muslimischen Bewohnern sei dies<br />
ein wichtiges Zeichen. „Wir sind eins.<br />
Wir gehören zusammen.“<br />
Johannes Zang ist Journalist und lebt in<br />
Jerusalem.
AUS DEN SCHNELLER-SCHULEN<br />
ERZIEHUNG ZUM FRIEDEN<br />
Die <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />
im Libanon und in Jordanien<br />
An der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-<br />
Schule im Libanon und an der Theodor-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />
in Jordanien leben<br />
christliche und muslimische Kinder<br />
zusammen. Die meisten kommen aus<br />
Familien, die sich aus finanziellen oder<br />
gesundheitlichen Gründen nicht um sie<br />
kümmern können.<br />
Viele Kinder sind Waisen. Als christliche<br />
Einrichtungen möchten die<br />
<strong>Schneller</strong>-Schulen den Kindern und<br />
Jugendlichen eine Perspektive für die<br />
Zukunft geben. An den Schulen bekommen<br />
sie eine solide Schulausbildung.<br />
Manche lernen anschließend noch ein<br />
Handwerk in den Werkstätten.<br />
Beide Einrichtungen stehen in der<br />
Tradition des Syrischen Waisenhauses,<br />
das der schwäbische Lehrer Johann Ludwig<br />
<strong>Schneller</strong> 1860 in Jerusalem gründete.<br />
Er nahm Waisenkinder auf, ohne<br />
Die Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule im<br />
Libanon (links) und die Theodor-<br />
<strong>Schneller</strong>-Schule in Jordanien<br />
nach ihrer Religion zu fragen. Seine<br />
Arbeit stand unter dem Motto: „Damit<br />
sie in Ehren ihr Brot verdienen.“ 1945<br />
wurde das Syrische Waisenhaus geschlossen.<br />
Später führten die beiden<br />
<strong>Schneller</strong>-Schulen die Arbeit fort.<br />
Heute betreuen sie zusammen rund<br />
700 Kinder und Jugendliche im Alter<br />
von vier bis 22 Jahren. Etwas weniger<br />
als die Hälfte lebt im Internat, die<br />
andere Hälfte sind Tagesschüler. Der<br />
Anteil von Muslimen und Christen ist<br />
etwa gleich groß. Toleranz wird an den<br />
<strong>Schneller</strong>-Schulen großgeschrieben. Im<br />
alltäglichen Miteinander lernen die<br />
Kinder, die Religion des jeweils anderen<br />
zu respektieren.<br />
13
Foto: EVS/Klaus Schmid<br />
AUS DEN SCHNELLER-SCHULEN<br />
Das Mädchenwohnheim der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />
ist nun fertig. Auf drei Stockwerken finden Mädchen ein Zuhause.<br />
Khirbet Kanafar. Am 30. Oktober 2005 hat<br />
die Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule (JLSS)<br />
zusammen mit zahlreichen Gästen aus<br />
dem In- und Ausland das zweite und dritte<br />
Stockwerk des Mädchenheims eingeweiht.<br />
Jetzt kann die JLSS insgesamt 27<br />
Mädchen ein Zuhause bieten. Bereits vor<br />
drei Jahren waren neun Mädchen in den<br />
ersten Stock des Mädchenwohnheims<br />
eingezogen. Schnell war aber klar, dass<br />
noch mehr Platz geschaffen werden musste,<br />
um weitere Mädchen aufnehmen zu<br />
können „Unser Traum ist jetzt endlich in<br />
Erfüllung gegangen und unsere zahlreichen<br />
Gebete sind beantwortet worden“,<br />
sagte Pfarrer Riad Kassis, der Direktor der<br />
Schule, bei der Feier. „Unser freundlicher,<br />
liebender und großzügiger Gott hat dies<br />
alles möglich gemacht.“<br />
14<br />
PLATZ FÜR<br />
WEITERE 18 MÄDCHEN<br />
Die Stockwerke des Mädchenheims<br />
tragen die Namen außergewöhnlicher<br />
Frauen. Das Erdgeschoss ist nach Mary<br />
Lovell benannt, die als erste für die arabische<br />
Welt die Bibel in Blindenschrift<br />
übersetzt hat und somit den Blinden die<br />
Möglichkeit gab, das Wort Gottes lesen<br />
zu können. Der zweite Stock trägt den<br />
Namen von Lara Sami Mousa, der behinderten<br />
Adoptivtochter von Sami Mousa,<br />
einem großzügigen Unterstützer der JLSS.<br />
Das dritte Stockwerk schließlich ist nach<br />
Magdalena <strong>Schneller</strong> benannt, die zusammen<br />
mit ihrem Mann Johann Ludwig<br />
<strong>Schneller</strong> 1860 das Syrische Waisenhaus<br />
in Jerusalem gegründet hat, aus dem<br />
später die beiden <strong>Schneller</strong>-Schulen im<br />
Libanon und in Jordanien hervorgegangen<br />
sind.
ABSCHIED VON ADIB MURAD<br />
Khirbet Kanafar. Ende Oktober vergangenen<br />
Jahres hat die Johann-Ludwig-<br />
<strong>Schneller</strong>-Schule Abschied nehmen müssen<br />
von Adib Murad, der wohl zum<br />
Urgestein der <strong>Schneller</strong>-Arbeit gezählt<br />
werden darf. 1927 war er zusammen mit<br />
seinem Zwillingsbruder Jusif Murad im<br />
Alter von etwa sechs Jahren als Vollwaise<br />
in das Syrische Waisenhaus in Jerusalem<br />
gekommen. Da man ihr Geburtsdatum<br />
nicht wusste, wurde es auf den 11. November<br />
festgelegt, das Gründungsdatum<br />
des Syrischen Waisenhauses ist.<br />
Beide Brüder pflegten ihre hervorragenden<br />
Deutschkenntnisse bis ins hohe<br />
Alter, wie ein Brief zeigt, den Jusif Mu-<br />
NEIN ZUM TERRORISMUS, JA ZUM LEBEN<br />
Amman. Die Anschläge vom<br />
9. November 2005, bei denen<br />
in drei Hotels in Jordaniens<br />
Hauptstadt Amman<br />
zahlreiche Menschen ums<br />
Leben gekommen sind, hat<br />
auch die Kinder und Erwachsenen<br />
an der Theodor-<br />
<strong>Schneller</strong>-Schule erschüttert.<br />
Der Unterricht wurde<br />
für drei Tage ausgesetzt und<br />
die Internatskinder zu ihren<br />
Familien nach Hause geschickt.<br />
Foto: <strong>EMS</strong>/Musa Al Munaizel<br />
Um ein Zeichen gegen<br />
den Terrorismus zu setzen, wurde vor der<br />
Schule ein Banner aufgehängt mit der<br />
Aufschrift: „Wir lieben das Leben, weil<br />
das Leben die Liebe ist! Nein zum Terrorismus,<br />
Ja zum Leben!“ Außerdem setzten<br />
die Erzieher das Thema „Terrorismus“<br />
rad Ende des vergangenen Jahres geschrieben<br />
hat. „Besonders danken wir unserer<br />
lieben <strong>Schneller</strong>-Schule, welche uns<br />
als Vollwaisen in ihre Obhut und als ihre<br />
Kinder aufgenommen hat“, schreibt Jusif<br />
Murad, der als Verwaltungskaufmann<br />
und zeitweise auch als kommissarischer<br />
Leiter in der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-<br />
Schule gearbeitet hat. „Ohne diese Hilfe<br />
hätten wir kaum auf dieser Erde 84 Jahre<br />
leben können. Das war echte christliche<br />
Liebe, welche der Gründer des Syrischen<br />
Waisenhauses, Vater Johann Ludwig<br />
<strong>Schneller</strong>, für Tausende von Waisen und<br />
Armen des Mittleren Ostens aus Deutschland<br />
brachte.“<br />
„Wir lieben das Leben, denn das Leben ist die Liebe. Nein zum<br />
Terrorismus, Ja zum Frieden.” Theodor-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />
bei einer der regelmäßig stattfindenden<br />
Diskussionsrunden auf die Tagesordnung.<br />
Die Kinder und Jugendlichen konnten<br />
dabei offen über ihre Ängste und Befürchtungen<br />
reden und erfahren, dass die<br />
Erwachsenen ihre Sorgen teilen.<br />
15
EVS VEREINSARBEIT<br />
Mutter<br />
Watfa freut<br />
sich, dass<br />
Dima auf<br />
die JLSS gehen<br />
kann.<br />
FASTENBITTE ASTENBITTE <strong>2006</strong>:<br />
DAMIT MÄDCHEN EINE<br />
CHANCE HABEN<br />
16<br />
Dima ist sieben Jahre alt. Sie<br />
stammt aus einer Beduinenfamilie.<br />
Ihr Vater ist Tagelöhner bei<br />
Bauern in der Bekaa-Ebene. Derzeit<br />
leben Dimas Eltern, ihre vier<br />
Geschwister und weitere Verwandte<br />
in einer Bauruine am<br />
Hang des Libanongebirges. Die<br />
beiden Räume, in denen die<br />
Großfamilie schläft, haben keine<br />
Fenster und keinen Strom. Toilette<br />
und Dusche gibt es nicht.<br />
Den Vorplatz teilt sich die Familie<br />
mit 200 Schafen, die ebenfalls<br />
in der Bauruine untergebracht<br />
sind. Das Geld reicht gerade fürs<br />
Essen. Schulgeld könnten die Elter<br />
ihren Kindern nicht zahlen.<br />
Dima geht seit zwei Jahren in die<br />
Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-<br />
Schule (JLSS). Erst seit kurzem<br />
kann die JLSS Mädchen im Internat aufnehmen.<br />
Gemischte Einrichtungen sind<br />
im Libanon nach wie vor eine große Ausnahme.<br />
Dima ist eines der ersten Mädchen,<br />
die in der christlichen Internatsschule<br />
untergekommen sind. In der JLSS<br />
lernt sie lesen und schreiben.<br />
Dass Dima aus einer muslimischen Familie<br />
stammt, spielt an der JLSS keine<br />
Rolle. „Als christliche Einrichtung sehen<br />
wir uns allen Menschen verpflichtet, die<br />
unsere Unterstützung brauchen – unabhängig<br />
von ihrem Glauben“, sagt Direktor<br />
Riad Kassis. Dimas Mutter freut sich,<br />
dass ihr Kind an der JLSS ist. „Dass meine<br />
Tochter in eine christliche Schule geht,<br />
freut mich sehr. Ich sehe, wie fröhlich die<br />
Kinder an dieser Schule sind und weiß,<br />
dass es meiner Tochter dort gut geht.“
Fotos: <strong>EMS</strong>/Katja Buck<br />
Der Plan zum<br />
Umbau des Gästehauses.<br />
Alle<br />
Zimmer werden<br />
mit WC und Dusche<br />
ausgestattet.<br />
Dima ist eines der 27 Mädchen, die an der<br />
JLSS leben und in die Schule gehen.<br />
Später wird Dima vielleicht auch eine<br />
Ausbildung an der JLSS machen. Bisher<br />
konnten in der Einrichtung nur Jungen<br />
in den Werkstätten ausgebildet werden.<br />
Ausbildungsgänge für Mädchen gibt es<br />
noch nicht. Auf diesem Hintergrund will<br />
die JLSS nun Schritt für Schritt den hauswirtschaftlichen<br />
Bereich ausbauen. Die<br />
Küche, in der die Mahlzeiten für die 180<br />
Internatskinder gekocht werden, ist bereits<br />
mit Hilfe von zahlreichen Spenden<br />
modernisiert und zur Lehrküche erweitert.<br />
„Mit der Renovierung der Küche haben<br />
wir begonnen, eine Ausbildung für<br />
die Mädchen aufzubauen“, sagt Anselm<br />
Kreh, der Ausbildungsleiter der JLSS. Nun<br />
folge das Gästehaus als zweiter Baustein.<br />
„Wenn die Wäscherei dann renoviert ist,<br />
was allein schon aus Gründen des Arbeitsschutzes<br />
dringend notwendig ist,<br />
können wir eine hauswirtschaftliche Ausbildung<br />
anbieten.“<br />
Damit das Gästehaus bis Sommer fertig<br />
wird, ist die JLSS dringend auf Spenden<br />
angewiesen. Das Gästehaus soll für<br />
die Schule eine wichtige Einnahmequelle<br />
werden. Bisher gab es nur einige wenige,<br />
einfach ausgestattete Doppelzimmer. Das<br />
Gästehaus soll nun um einen Trakt erweitert<br />
werden. Jedes Zimmer wird über<br />
Toilette und Dusche verfügen. Im September<br />
kann die JLSS dann Gruppen bis<br />
zu 50 Personen aufnehmen. In preiswerten,<br />
modernen Zimmern (etwa 35 US Dollar<br />
bei Vollpension) können Libanonreisende<br />
dort übernachten, das Leben an der<br />
Schule kennen lernen und von dort aus<br />
zu Ausflügen in den Libanon starten. Die<br />
deutschsprachige Gästehausleitung hilft<br />
bei der Organisation. Neben Touristen<br />
können auch Konferenzgäste untergebracht<br />
werden.<br />
Und irgendwann wird Dima dort vielleicht<br />
eine Ausbildung machen, damit es<br />
ihr und ihren Kindern einmal besser geht.<br />
17
WERDEN SIE MITGLIED IM EVS!<br />
Der Evangelische Verein für die <strong>Schneller</strong>-Schulen e.V. (EVS) unterstützt und begleitet<br />
die Arbeit der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule im Libanon und der Theodor-<br />
<strong>Schneller</strong>-Schule in Jordanien. Seine besondere Aufgabe besteht darin, in den <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />
bedürftigen Kindern Erziehung sowie eine schulische und berufliche<br />
Ausbildung zu ermöglichen. Der Verein arbeitet partnerschaftlich mit den beiden örtlichen<br />
Trägerkirchen zusammen: der Nationalen Evangelischen Kirche von Beirut und<br />
der Bischöflichen Kirche in Jerusalem und dem Mittleren Osten. Der EVS ist Gründungsmitglied<br />
des Evangelischen Missionswerks in Südwestdeutschland (<strong>EMS</strong>). Durch<br />
die Zusammenarbeit wurden auch die beiden Kirchen zu Partnerkirchen des <strong>EMS</strong>. Der<br />
EVS versteht seine Arbeit als Teil der weltweiten ökumenischen Beziehungen der Mitglieder<br />
und Partnerkirchen des <strong>EMS</strong>.<br />
Der EVS informiert in seinen Publikationen und Veranstaltungen über Kirchen<br />
und Christen im Nahen Osten. Das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> erscheint vier Mal im Jahr und<br />
kann kostenlos beim <strong>EMS</strong> abonniert werden. Referenten für Vorträge zu Themen rund<br />
um die Arbeit der Schulen vermittelt das Nahostreferat im <strong>EMS</strong>.<br />
Wenn Sie Mitglied im EVS werden wollen, schicken wir Ihnen gerne eine Beitrittserklärung<br />
zu. Der jährliche Mindestbeitrag beträgt für natürliche Personen 25<br />
Euro, für juristische Personen 50 Euro. Mit einer Spende für die <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />
unterstützen Sie eine als mildtätig anerkannte diakonische Arbeit.<br />
Vogelsangstraße 62 | 70197 Stuttgart | 0711/63678-39<br />
www.ems-online.org<br />
18
Fotos: privat<br />
ENGAGEMENT FÜR DIE SCHNELLER-SCHULEN<br />
MIT OSTEREIERN FÜR DIE SCHNELLER-ARBEIT WERBEN<br />
Seit bald 25 Jahren bemalen und verkaufen Renate und<br />
Norbert Römpler aus Bad Lippspringe Ostereier mit biblischen Motiven.<br />
Der Erlös geht traditionsgemäß zur Hälfte an die <strong>Schneller</strong>-Schulen.<br />
Die ersten Wochen und Monate des<br />
Jahres stehen bei den Römplers im<br />
Zeichen des Ostereis. Vom 6. Januar bis<br />
Ende März bemalen sie mehrere hundert<br />
Hühner- und Gänseeier mit Akryl- und<br />
Wasserfarben – und das seit bald 25 Jahren.<br />
Da bleibt nicht viel Zeit für anderes.<br />
„Manchmal kommen wir kaum zum Mittagessen“,<br />
erzählt Renate Römpler lachend.<br />
Glücklicherweise gebe es viele<br />
gute Geister, die sie in dieser Zeit öfter<br />
zum Essen einladen würden.<br />
Beim Bemalen der Eier ist<br />
die Arbeitsteilung klar: Sie<br />
zeichnet vor, er koloriert.<br />
„Wir malen vor allem biblische<br />
Motive“, sagt die 74-jährige<br />
Pfarrfrau, die darin auch einen<br />
pädagogischen Auftrag sieht.<br />
Renate und Norbert Römpler beim Bemalen<br />
von Hühner- und Gänseeiern<br />
„So kommen wir mit den Leuten über<br />
biblische Geschichten ins Gespräch.“<br />
Dass die Römplers die Hälfte des Erlöses<br />
an die <strong>Schneller</strong>-Schulen spenden,<br />
hat Tradition. (Die andere Hälfte kommt<br />
einer Einrichtung in ihrer Gemeinde zugute.)<br />
„Ich interessiere mich seit langem<br />
für <strong>Schneller</strong>-Schulen“, sagt Renate Römpler,<br />
die früher Lehrerin war. „Das soziale<br />
Engagement und das christlich-muslimische<br />
Miteinander begeistern mich.<br />
Das ist einfach mein Projekt.“<br />
Bei den Ostermärkten ginge es ihr weniger<br />
um den Erlös an sich, als vielmehr<br />
darum, die Leute auf die <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />
aufmerksam zu machen. „Und<br />
irgendwie können wir mit den Ostereiern<br />
auch zeigen, dass man viel mit<br />
den eigenen Händen machen und<br />
sich auf unterschiedliche Weise für<br />
andere engagieren kann.“
ROT- UND WEISSWEIN AUS<br />
DEM LAND DER ZEDERN<br />
JOHANN-LUDWIG-SCHNELLER-<br />
WEIN, CUVÉE (ROT), 2002<br />
Der Prädikatswein aus Cabernet-<br />
Sauvignon, Syrah und Carignan<br />
verbindet fruchtige Aromen<br />
mit denen von Holz und<br />
Vanille.<br />
Bestell-Nr. 42101<br />
1 Flasche, 0,75 l 7,20 F<br />
Bestell-Nr. 42106<br />
6 Flaschen 42,50 F<br />
Bestell-Nr. 42112<br />
12 Flaschen 85,00 F<br />
(falls ausverkauft,<br />
liefern wir den nächsten<br />
Jahrgang)<br />
MAGDALENA-SCHNELLER-<br />
WEIN, CHARDONNAY (WEISS), 2002<br />
Dieser Chardonnay wächst auf 1400 Meter<br />
Höhe und wird in jungen Eichenfässern<br />
ausgebaut. Magdalena <strong>Schneller</strong> war die<br />
Frau des Gründers des Syrischen Waisenhauses<br />
in Jerusalem.<br />
Der Wein von edler Stilreinheit wurde beim<br />
Prager Weinforum mit Gold ausgezeichnet.<br />
Bestell-Nr. 42150,<br />
1 Flasche, 0,75 l 12,90 f<br />
20<br />
Hergestellt von Auszubildenden<br />
der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-<br />
Schule im Libanon.<br />
Bestell-Nr. 41101 6,00 F<br />
SCHLÜSSELANHÄNGER<br />
Aus der Schreinerei der Johann-<br />
Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule im Libanon.<br />
Bestell-Nr. 41102 2,00 F<br />
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<strong>EMS</strong> | Vogelsangstr. 62 | 70197 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 636 78 -71/ 72<br />
Fax: 0711 636 78 -55<br />
Mail: info@ems-online.org<br />
Alle Preise zuzüglich Porto<br />
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Nach alter Tradition handgefertigt,<br />
aus reinem Olivenöl und<br />
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auf dem Gelände der Theodor-<br />
<strong>Schneller</strong>-Schule in Amman,<br />
Jordanien. Verpackt im attraktiven<br />
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<strong>EMS</strong>-JAHRESBERICHT 2005<br />
Mit dem Thema<br />
„Frieden gestalten – Schritte zur<br />
Konfliktlösung“<br />
zeigt der Jahresbericht in Interviews,<br />
Berichten und Meditationen<br />
die zentralen Arbeitsschwerpunkte<br />
der internationalen <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft<br />
auf.<br />
Dabei kommen vor allem Partner<br />
aus Übersee zu Wort: 50 lesenswerte<br />
Seiten, die das Anliegen des<br />
<strong>EMS</strong> spür- und erlebbar machen.<br />
21
CHRISTEN UND DER NAHE OSTEN<br />
AUS DEM GLAUBEN HERAUS DEN FRIEDEN FÖRDERN<br />
Internationaler Workshop „Religionen in Konflikten“<br />
Die Teilnehmenden des Workshops kamen aus<br />
Deutschland, Ghana, Holland, Indien, Indonesien und dem Libanon.<br />
Wer kennt das nicht? Dieses Unbehagen,<br />
wenn wieder einmal von religiösen<br />
Gruppen die Rede ist, die sich<br />
gegenseitig bekämpfen. Geht es dann<br />
auch noch um Christinnen und Christen,<br />
die sich an blutigen Auseinandersetzungen<br />
beteiligen, ist die Verwirrung<br />
groß. Wie können Menschen, die an<br />
Christus glauben, seine Friedensbotschaft<br />
derart verraten? Und wie ist es überhaupt<br />
möglich, dass Religion und Glaube so<br />
leicht missbraucht werden können, dass<br />
aus kleinen Konflikten manchmal Flächenbrände<br />
werden?<br />
Diese Frage stand am Anfang der Planungen<br />
für ein Projekt, das Teil der internationalen<br />
Friedenskampagne „Frieden<br />
22<br />
gestalten – Zukunft gewinnen“ des Evangelischen<br />
Missionswerks in Südwestdeutschland<br />
(<strong>EMS</strong>) ist. Bald aber war klar,<br />
dass es einer Gemeinschaft wie dem <strong>EMS</strong><br />
weniger um die Frage nach dem Konfliktpotenzial<br />
von Religion gehen sollte,<br />
sondern vielmehr darum, wie wir als<br />
Christinnen und Christen bzw. wie die<br />
Kirchen in der <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft das friedensfördernde<br />
Potenzial des christlichen<br />
Glaubens gemeinsam schöpfen können.<br />
Unter dem Titel „Religionen in Konflikten“<br />
hatte die Nationale Evangelische<br />
Kirche in Beirut (NECB) zusammen mit<br />
der <strong>EMS</strong>-Geschäftsstelle im November<br />
vergangenen Jahres zu einem internationalen<br />
Workshop in den Libanon eingela-<br />
Foto: <strong>EMS</strong>/Katja Buck
den. Die Teilnehmenden sollten alle Erfahrungen<br />
im interreligiösen Dialog haben.<br />
Die Südindische Kirche schickte<br />
Thangaraj Augustine zu dem Workshop,<br />
die Evangelische Kirche von Hessen und<br />
Nassau Dietmar Burkhardt, für die Württembergische<br />
Landeskirche kam Matthias<br />
Hiller, die Nationale Evangelische Kirche<br />
in Beirut war durch Rima Nasrallah vertreten,<br />
die Presbyterianische Kirche von<br />
Ghana durch Samuel Ayete Nyampong,<br />
die Christlich-Evangelische Kirche in<br />
Halmahera/ Indonesien schickte Saartje<br />
Papoeling und aus der Protestantisch-<br />
Indonesischen Luwu-Kirche kam Diks<br />
Pasande. Außerdem war noch Reutger<br />
Mauritz von der niederländischen Missionsgesellschaft<br />
Netherlands Gereformeerde<br />
Zendingsbond dazugestoßen, der<br />
eng mit der <strong>EMS</strong>-Partnerkirche NECB zusammenarbeitet.<br />
In den ersten drei Tagen machte sich<br />
die Gruppe vertraut mit den verschiedenen<br />
Aspekten des Zusammenlebens von<br />
Christen und Muslimen im Libanon. Zum<br />
einen informierten sich die Teilnehmenden<br />
über Dialoginitiativen und kirchliche<br />
Einrichtungen, die sowohl Christen<br />
als auch Muslime unterrichten. Zum anderen<br />
standen zwei Vorträge von einem<br />
Soziologen und einem Historiker auf dem<br />
Programm, welche die Situation der<br />
Christen in der libanesischen Gesellschaft<br />
analysierten. Schließlich hatte die<br />
Gruppe auch viel Gelegenheit, einzelne<br />
Menschen über deren ganz persönliche<br />
Erfahrungen mit Muslimen zu befragen.<br />
Deutlich wurde dabei, welch starke Rolle<br />
die religiöse Zugehörigkeit im gesellschaftlichen<br />
Leben des Libanon spielt<br />
und wie viele unterschiedliche Antworten<br />
es auf die Frage gibt, wie man am<br />
ehesten in Frieden mit muslimischen<br />
Nachbarn leben kann.<br />
Nach dem Besuchsprogramm in Beirut<br />
machte sich die Gruppe auf den Weg<br />
in die Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />
in der westlichen Bekaa-Ebene, wo die<br />
Teilnehmenden drei Tage lang an der<br />
Frage arbeiteten, was Kirchen zur Verhinderung<br />
und zur Lösung von Konflikten<br />
mit religiöser Konnotation beitragen können.<br />
In dem Abschlusspapier des Workshops<br />
empfehlen die Teilnehmenden den<br />
Kirchen in der <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft, den<br />
Dialog zwischen den Religionen zu fördern.<br />
Eine Voraussetzung für den Dialog<br />
sei, dass beide Seiten die zentralen Werte<br />
der eigenen Religion und der des anderen<br />
kennen. Wichtig sei auch, dass die<br />
Basis in die Dialogbemühungen einbezogen<br />
werde.<br />
Austausch mit anderen<br />
Des Weiteren rät die Gruppe, sich auf dem<br />
Gebiet der Erziehung zu engagieren.<br />
„Christinnen und Christen, die ein klares<br />
Verständnis ihrer eigenen Tradition<br />
und Werte haben, können in Konflikten<br />
weniger leicht durch die falsche Deutung<br />
ihrer Lehren verleitet werden“, heißt es.<br />
Und schließlich empfiehlt die Gruppe ihren<br />
Kirchen, den Erfahrungsaustausch<br />
und die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen<br />
und Institutionen zu suchen<br />
und das Potenzial des <strong>EMS</strong> als einer internationalen<br />
ökumenischen Gemeinschaft<br />
zu nutzen. „Innerhalb der <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft<br />
können alle Kirchen voneinander<br />
profitieren“, heißt es in dem Abschlusspapier.<br />
Im Mai dieses Jahres wird sich die Arbeitsgruppe<br />
zu einem zweiten Workshop<br />
in Indonesien treffen, bei dem es insbesondere<br />
um erfolgversprechende Dialogstrategien<br />
gehen soll.<br />
23
Foto: <strong>EMS</strong>/Katja Buck<br />
CHRISTEN UND DER NAHE OSTEN<br />
24<br />
DIE NACHWIRKUNGEN DES SCHOCKS<br />
Mitri Raheb über die Situation der Christen in<br />
Palästina nach den Wahlen<br />
Dr. Mitri Raheb (links neben EVS-<br />
Geschäftsführer Andreas Maurer) ist<br />
evangelischer Pfarrer von Bethlehem und<br />
Direktor der dortigen Dar al Kalima<br />
Akademie. Er hat in Marburg promoviert.<br />
Ende Januar hat die palästinensische<br />
Bevölkerung ein<br />
neues Parlament gewählt.<br />
Mit dem absoluten Wahlsieg<br />
der Hamas hatte niemand gerechnet.<br />
Christinnen und<br />
Christen, die im Heiligen<br />
Land zwei bis drei Prozent<br />
der Bevölkerung stellen, betrachten<br />
dieses Ergebnis mit<br />
Sorge.<br />
Das Ergebnis der Parlamentswahlen<br />
in Palästina ist für<br />
alle ein Schock gewesen. Fatah<br />
hat zum ersten Mal seit ihrer<br />
Gründung 1964 die Macht verloren.<br />
Die kleinen Parteien sind<br />
geschockt, weil sie entdecken<br />
müssen, wie klein sie wirklich<br />
sind mit nur sieben Prozent aller<br />
Stimmen verteilt auf vier<br />
Parteien. Hamas selbst ist noch<br />
gar nicht auf das Regieren vorbereitet.<br />
Die USA wiederum hätten<br />
solch ein demokratisches<br />
Ergebnis nicht erwartet. Und Israel wundert<br />
sich, dass seine Geheimdienste in<br />
den Vorhersagen falsch gelegen haben.<br />
Die palästinensischen Christen aber<br />
sind bekümmert: Sie erhielten sieben Sitze<br />
im neuen Parlament, sechs davon sind<br />
ihnen vorbehalten entsprechend der gesetzlich<br />
festgelegten Mindestquote. Und<br />
alle gewählten sechs Christen waren bzw.<br />
sind Abgeordnete der Fatah. Bis auf Hanan<br />
Ashrawi, die über die Liste ‚Dritter<br />
Weg’ ins Parlament gekommen ist. Für
die Mehrheit der palästinensischen Christen<br />
– wie auch für eine signifikant hohe<br />
Anzahl säkularer und intellektueller Muslime<br />
– ist die soziale Agenda der Islamisierung<br />
von Hamas beängstigend. Sie<br />
beinhaltet Dinge wie beispielsweise einen<br />
Kleidercode oder das Verbannen von<br />
Alkohol.<br />
Es wird einige Zeit dauern, bis der allgemeine<br />
Schock über das Wahlergebnis<br />
verarbeitet ist. Neulich fragte mich ein<br />
Freund: „Du warst immer gut im Reden<br />
über die endlosen Möglichkeiten angesichts<br />
der riesigen Herausforderungen;<br />
kannst du sie nun immer noch erkennen?“<br />
Meine Antwort war: „Unbedingt!“<br />
Ich meinte damit nicht, dass ich die Sorgen<br />
und Gefahren, die sich hinter der sogenannten<br />
grünen Revolution verbergen,<br />
reduzieren möchte. Und ich will auch<br />
nicht die Möglichkeit einer Islamisierung<br />
unserer Gesellschaft herunterspielen,<br />
ebenso wenig wie die möglichen Auseinandersetzungen<br />
zwischen Hamas und Fatah<br />
bzw. die Wahrscheinlichkeit einer Isolierung<br />
Palästinas durch die internationale<br />
Gemeinschaft.<br />
Ein demokratischer Wechsel<br />
Man muss aber auch die andere Seite der<br />
Medaille sehen: Dies ist das erste Mal im<br />
Nahen Osten, dass die Spielchen einer<br />
einzigen Partei friedlich durch demokratische<br />
Wahlen beendet wurden. Die Menschen<br />
haben entschieden, dass es nun genug<br />
ist mit Fatah. Dieser Wechsel hat<br />
nicht nur mit der Macht und dem Einfluss<br />
von Hamas zu tun, sondern auch<br />
mit einem notwendigen Prozess in unserer<br />
Gesellschaft. Es ist das Ende der PLO,<br />
so wie wir sie kennen. Ihre Parteien und<br />
Strukturen haben keinerlei Bezug mehr<br />
zu den Anliegen der palästinensischen<br />
Gesellschaft.<br />
Eine neue politische Landkarte wird<br />
entstehen und das bringt unendlich viele<br />
Möglichkeiten mit sich. Die Identität der<br />
Fatah nach Arafat muss neu geformt werden.<br />
Die linken Parteien müssen aufwachen,<br />
sich zusammenfinden und eine<br />
neue Vision entwickeln. Hamas ist gezwungen,<br />
ihre Fähigkeiten unter Beweis<br />
zu stellen, um zu erfüllen, was sie versprochen<br />
haben. Die Menschen in Palästina<br />
werden sich daran gewöhnen, regelmäßig<br />
ihre Repräsentanten durch<br />
demokratische Wahlen zur Rechenschaft<br />
zu ziehen.<br />
Aufgerufen zur Mitarbeit<br />
Was ist aber mit uns palästinensischen<br />
Christen? Ich denke, wir sind aufgerufen,<br />
uns nicht zu fürchten – und uns nicht<br />
aus der Politik zurückziehen. Wir sind<br />
aufgerufen, uns nicht wie Zuschauer zu<br />
fühlen, sondern mitzuwirken und mitzugestalten<br />
bei der Suche nach einer<br />
neuen palästinensischen Identität. Wir<br />
sind aufgerufen, mitzuarbeiten an einem<br />
neuen politischen System, das modern<br />
und berechenbar ist.<br />
Im Rahmen der Instrumentalisierung<br />
von Religionen sind wir aufgerufen für<br />
eine neue Form von tiefer Spiritualität zu<br />
sorgen. Und im Kontext der Desorientierung<br />
ist es unsere Berufung, eine Vision<br />
neuer Hoffnung und dynamischer Identität<br />
anzubieten. Dies ist nicht nur eine<br />
Herausforderung, sondern auch eine Ehre<br />
und ein Privileg daran mitwirken zu können.<br />
Es scheint, dass wir in Zeiten wie diesen<br />
am meisten gebraucht werden.<br />
25
CHRISTEN UND DER NAHE OSTEN<br />
AUF MEHR VERSTÄNDNIS<br />
ZWISCHEN MOSL<strong>EMS</strong> UND CHRISTEN HINARBEITEN<br />
<strong>EMS</strong> nimmt Stellung zum Karikaturenstreit<br />
Stuttgart (<strong>EMS</strong>).Die Leitung<br />
des Evangelischen Missionswerks<br />
in Südwestdeutschland<br />
(<strong>EMS</strong>) hat im Hinblick<br />
auf die umstrittenen Karikaturen<br />
über den Propheten<br />
Mohammed eine Erklärung<br />
verfasst. Das <strong>EMS</strong> ruft darin<br />
auf, die religiösen Gefühle<br />
andersgläubiger Menschen<br />
zu achten und auf ein gegenseitiges<br />
Verständnis der<br />
Religionen hinzuwirken. Im<br />
Folgenden geben wir die Erklärung<br />
im Wortlaut wieder.<br />
„Als internationale Gemeinschaft<br />
von Kirchen und<br />
Missionen steht das Evangelische<br />
Missionswerk in Südwestdeutschland<br />
(<strong>EMS</strong>) für Achtung und Respekt<br />
gegenüber Menschen anderer religiöser<br />
Überzeugungen ein. Darauf haben sich<br />
alle im <strong>EMS</strong> verbundenen Kirchen in der<br />
„Theologischen Orientierung“ bereits im<br />
Jahr 2003 verständigt. Dort heißt es: „In<br />
unserem Zeugnis begegnen wir, mutig<br />
und demütig zugleich, Menschen anderer<br />
religiöser Überzeugungen und Weltanschauungen<br />
mit Achtung, Respekt und<br />
Einfühlungsvermögen, mit der Bereitschaft<br />
zuzuhören und als gute Nachbarn<br />
zusammenzuleben.“<br />
Wir bedauern daher zutiefst, dass die<br />
religiösen Gefühle von Muslimen durch<br />
die Veröffentlichung provokanter Karikaturen<br />
- zunächst in Dänemark - verletzt<br />
wurden. Diese Form der Provokation<br />
gefährdet die friedliche Koexistenz,<br />
26<br />
Pfarrer Hanna Mansour<br />
im Gespräch mit muslimischen Würdenträgern<br />
auf die wir heute überall auf der Welt angewiesen<br />
sind. Unsere Partner im Nahen<br />
Osten, in Afrika und Asien leben in Ländern,<br />
in denen seit Jahrhunderten Christinnen<br />
und Christen in enger Nachbarschaft<br />
mit dem Islam leben. Gerade sie<br />
sind in Gefahr, Opfer eines Unverständnisses<br />
gegenüber Muslimen im Westen<br />
einerseits und eines falschen Bildes von<br />
der westlichen Welt andererseits zu werden.<br />
In islamischen Ländern wird oft<br />
„westlich“ mit „christlich“ gleichgesetzt.<br />
Wir halten es für nötig, dass überall<br />
auf der Welt die Verantwortlichen in der<br />
Politik und die religiösen Führer auf mehr<br />
Differenzierung und gegenseitiges Verständnis<br />
hinwirken. Wir halten Gewalt<br />
für keine angemessene Reaktion. Sie verursacht<br />
Leid und vertieft den Graben des<br />
Unverständnisses.<br />
Foto: Katja Buck
Als <strong>EMS</strong> wollen wir aus unserer festen<br />
christlichen Überzeugung heraus unsere<br />
Bemühungen um ein besseres Verständnis<br />
zwischen den Religionen fortsetzen<br />
und den Weg der guten Nachbarschaft<br />
weiter beschreiten.<br />
Im Blick auf das Argument der Pressefreiheit<br />
in der Diskussion um die Veröffentlichung<br />
der dänischen Mohammed-<br />
Karikaturen schließen wir uns der Aussage<br />
des Generalsekretärs des Ökumenischen<br />
Rats der Kirchen, Dr. Samuel Kobia, an:<br />
‚Medien mit Freiheit haben Macht. Wenn<br />
diese Medienmacht genutzt wird, um dem<br />
Machtmissbrauch in Gesellschaft und Politik<br />
entgegenzutreten, so ist sie weise gebraucht.<br />
Sie aber zu benutzen, um – wie<br />
in diesem Fall – an den Werten und der<br />
Würde von Menschen, die sich machtlos<br />
fühlen, Kritik zu üben, ist gefährlich.’“<br />
Das <strong>EMS</strong> ist ein ökumenisches Forum für<br />
Mission und internationale kirchliche Zusammenarbeit,<br />
dem zehn Kirchen und<br />
Missionsgesellschaften in Europa und 17<br />
Partnerkirchen in Afrika, Asien und dem<br />
Nahen Osten angehören. Der Evangelische<br />
Verein für die <strong>Schneller</strong>-Schulen (EVS) ist<br />
Mitglied im <strong>EMS</strong>.<br />
SUHEIL DAWANI ZUM BISCHOF<br />
KOADJUTOR GEWEIHT<br />
Jerusalem (<strong>EMS</strong>). In Anwesenheit von<br />
zahlreichen Bischöfen und Kirchenführern<br />
aus dem In- und Ausland ist Suheil<br />
Dawani am 6. Januar zum Koadjutor der<br />
Bischöflichen Kirche von Jerusalem und<br />
dem Mittleren Osten geweiht worden. Damit<br />
ist er Bischof Riah Abu el Assal offiziell<br />
zur Seite gestellt und wird dessen<br />
Amt antreten, sobald el Assal in den Ruhestand<br />
geht. Mehr als tausend Christinnen<br />
und Christen aus Palästina, Israel und<br />
Jordanien nahmen an der Feier in Jerusalem<br />
teil. Auch Pfarrer Klaus Schmid,<br />
Vorsitzender des EVS, und Pfarrer Ulrich<br />
Kadelbach, ehemaliger Nahostreferent<br />
des <strong>EMS</strong>, waren unter den Gästen.<br />
In dem Gottesdienst in der Sankt-Georg-Kathedrale<br />
in Jerusalem rief Suheil<br />
Dawani die Anwesenden dazu auf, gemeinsam<br />
an der Versöhnung zwischen Israelis<br />
und Palästinensern zu arbeiten. „Es<br />
ist unsere Pflicht alles dafür zu tun, dass<br />
Jerusalem ein Beispiel für den Frieden<br />
wird und ein Ort, an dem die drei abrahamitischen<br />
Religionen zusammenleben.<br />
Foto: Episcopal Church<br />
Bischof Koadjutor Suheil Dawani<br />
nach dem Weihgottesdienst<br />
27
Auf diese Weise können wir die menschliche<br />
Würde bewahren, schließlich sind<br />
wir alle nach dem Bilde Gottes geschaffen“,<br />
sagte Dawani.<br />
EINRICHTUNG AUF DEM STERN-<br />
BERG FEIERT GEBURTSTAG<br />
Ramallah (<strong>EMS</strong>). Seit 25 Jahren betreut<br />
das Rehabilitationszentrum Sternberg bei<br />
Ramallah behinderte Menschen aus den<br />
palästinensischen Gebieten. Mitte April<br />
wird die Institution, die zur Herrnhuter<br />
Brüdergemeine gehört, ihren Geburtstag<br />
mit internationalen Gästen feiern. Die<br />
Arbeit auf dem Sternberg ist besonders in<br />
den vergangenen Jahren durch die politischen<br />
Ereignissen in den besetzten Gebieten<br />
erschwert worden. Checkpoints<br />
und Ausgangssperren machen es den<br />
Menschen oft schwer, die Einrichtung<br />
überhaupt zu erreichen. Deswegen ist es<br />
umso wichtiger, Jubiläen gebührend zu<br />
feiern. Die Redaktion des <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />
gratuliert.<br />
BESUCH AUS BEIRUT<br />
Stuttgart (<strong>EMS</strong>). Im Rahmen des Ökumenischen<br />
Freiwilligenprogramms des<br />
<strong>EMS</strong> macht Amal Mshantaf aus der Nationalen<br />
Evangelischen Kirche in Beirut<br />
(NECB) zurzeit verschiedene Praktika in<br />
kirchlichen Einrichtungen in Hessen. Die<br />
26-jährige Lehrerin sieht darin eine gute<br />
Möglichkeit das kirchliche Leben in<br />
Deutschland kennen zu lernen und auch<br />
Einblicke in die deutsche Kultur zu bekommen.<br />
„Die Zeit in Deutschland verändert<br />
mich“, sagte Amal Mshantaf be-<br />
28<br />
reits nach drei Monaten bei einem Besuch<br />
in Stuttgart. „Früher war ich sehr<br />
schüchtern. Jetzt aber lerne ich, selbstbewusster<br />
aufzutreten und merke, wie<br />
spannend es ist, auf fremde Leute zuzugehen“,<br />
sagte die junge Frau, die im Libanon<br />
ehrenamtlich in der Jugendarbeit<br />
der NECB tätig ist. Die NECB ist Trägerkirche<br />
der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule.<br />
Amal Mshantaf aus Beirut<br />
lernt gerade Deutschland kennen.<br />
Über das Ökumenische Freiwilligenprogramm<br />
des <strong>EMS</strong> gehen jedes Jahr viele<br />
junge Leute für sechs bis zwölf Monate<br />
in Einrichtungen der Partnerkirchen.<br />
Auch an den beiden <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />
arbeiten immer wieder Freiwillige mit und<br />
erhalten so Einblick in eine andere Kultur.<br />
Foto: <strong>EMS</strong>/Steffen Grashoff
MEDIEN<br />
Margret Greiner<br />
Jefra heißt Palästina.<br />
Ein Mädchen<br />
aus Ostjerusalem.<br />
Piper Verlag,<br />
München 2005,<br />
ISBN<br />
3-492-27090-5,<br />
236 Seiten,<br />
Euro 13<br />
Dialog mit dem Feind<br />
Margret Greiner gelingt es durch scharfe<br />
Beobachtungsgabe, kombiniert mit unsentimentalem<br />
Einfühlungsvermögen,<br />
die inneren Auseinandersetzungen einer<br />
16-jährigen Palästinenserin glaubwürdig<br />
darzustellen. Weil die Autorin bis 2002<br />
an einer palästinensischen Mädchenschule<br />
in Ostjerusalem unterrichtete,<br />
konnte sie das Leben der Hauptfigur Jefra<br />
stark an das Leben ihrer ehemaligen<br />
Schülerin Lama Tarayra anlehnen. Immer<br />
wieder veranschaulicht Greiner in<br />
bewegenden Szenen, wie schwer es in Palästina<br />
(ebenso wie in Israel) diejenigen<br />
haben, die den Dialog mit dem „Feind“<br />
suchen und leben. Etwa wenn sie die Empfindungen<br />
Jefras schildert, als ihre Familie<br />
zu einem spontanen Festmahl eingeladen<br />
wird und Jefra feststellen muss, dass<br />
ihr Onkel ein „erfolgreiches“ Selbstmordattentat<br />
gegen die Israelis feiern will. Und<br />
doch endet das Buch hoffnungsvoll. Vielleicht<br />
schreibt Lama Tarayra in einigen<br />
Jahren ihr eigenes Buch und vielleicht<br />
sind dann die Brücken zwischen beiden<br />
Völkern schon stabiler geworden?<br />
Birte Petersen<br />
Oliver Kohler<br />
Zwischen christlicherZionssehnsucht<br />
und kaiserlicher<br />
Politik.<br />
Die Entstehung von<br />
Kirche und Kloster<br />
„Dormitio Beatae<br />
Mariae Virginis“<br />
in Jerusalem.<br />
EOS-Verlag, 2005,<br />
638 Seiten,<br />
Euro 34,80<br />
Ein Rundbau mit Bedeutung<br />
Jeder Jerusalem-Besucher kennt die Dormitio,<br />
mancher Theologe hat dort ein<br />
Auslandssemester verbracht, auch im israelisch-palästinensischen<br />
Dialog spielt<br />
die Benediktinerabtei eine Rolle. In seiner<br />
Tübinger Doktorarbeit ist Oliver Kohler<br />
der Geschichte des neoromanischen<br />
Rundbaus zwischen „christlicher Zionssehnsucht<br />
und kaiserlicher Politik“ nachgegangen.<br />
Kohler zeichnet die Verquickungen<br />
von Geistesgeschichte, Außenund<br />
Kirchenpolitik nach und dokumentiert<br />
historische Aufnahmen. In der Zeit<br />
nach Abflauen des Kulturkampfes und<br />
im Kontext der „Weltpolitik“ Wilhelms<br />
II. sollten auch die deutschen Katholiken<br />
einen Platz in Jerusalem erhalten, waren<br />
dort die Protestanten seit 1898 mit der<br />
Erlöserkirche vertreten. Kohler zeigt, dass<br />
die Initiative mehr vom „Deutschen Verein<br />
vom Heiligen Lande“ als von der abwartenden<br />
Reichsregierung ausging. Kohler<br />
füllt mit seiner gründlichen Studien<br />
eine Lücke der Forschung. Historisch innovative<br />
Thesen finden sich bei ihm<br />
nicht.<br />
Roland Löffler<br />
29
BRIEFE AN DIE REDAKTION<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
in den vergangenen Monaten haben uns in der Redaktion wieder zahlreiche<br />
Zuschriften erreicht. Besonders freut uns, dass die Arbeit der <strong>Schneller</strong>-Schulen,<br />
die Teil der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft des <strong>EMS</strong> sind, auch in den<br />
<strong>EMS</strong>-Partnerkirchen in Übersee wahrgenommen wird. Sollten Sie Menschen<br />
kennen, die sich über den kostenlosen Erhalt des <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong>s freuen<br />
würden, lassen Sie es uns bitte wissen.<br />
Ich finde, dass das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> ein<br />
hervorragendes Beispiel eines Newsletters<br />
ist, der die Aufmerksamkeit von Gemeinschaften<br />
auf die gute Arbeit und Mission<br />
lenkt, die von der Kirche an allen Menschen<br />
geleistet wird, unabhängig von ihrer<br />
Religion, ihrer Hautfarbe usw. Das <strong>Magazin</strong><br />
ist diesbezüglich sehr lesenswert,<br />
über den Nahen Osten gibt es einen guten<br />
Überblick allen seinen Leserinnen und<br />
Lesern, die den Nahen Osten vielleicht<br />
noch nicht bereisen konnten. Es ist nicht<br />
voreingenommen oder parteilich in Hinblick<br />
auf die Politik im Nahen Osten. Es<br />
ist neutral und immer objektiv. Einigen<br />
Ghanaern habe ich Exemplare zum Lesen<br />
nach Hause gebracht. Sie schätzen die<br />
Themen- und Schwerpunktauswahl des<br />
<strong>Magazin</strong>s.<br />
Dr. Samuel Ayete-Nyampong,<br />
Presbyterianische Kirche in Ghana<br />
Das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> ist wirklich schön<br />
anzusehen und es ist ein Muss für eine<br />
Organisation wie das <strong>EMS</strong>. Dadurch kann<br />
man etwas erfahren über die Programme<br />
und Aktivitäten der Partner im <strong>EMS</strong>. Ich<br />
würde allerdings vorschlagen, dass es monatlich<br />
oder wenigstens alle zwei Monate<br />
herauskommt und nicht wie jetzt nur vierteljährlich.<br />
Thangaraj Augustine,<br />
Direktor der Abteilung für Mission<br />
und Evangelisation<br />
der Kirche von Südindien (CSI)<br />
30<br />
Wir haben das neue <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
erhalten. Viele interessante Neuigkeiten<br />
aus dem Libanon und Jordanien können<br />
wir hierdurch unseren Schülern weitergeben,<br />
die nach wie vor in ihrem sozialen<br />
Engagement für die Johann-Ludwig-<br />
<strong>Schneller</strong>-Schule tätig sind. Durch die<br />
politische Lage im Nahen Osten ist zwar<br />
der direkte Kontakt nur sehr schwer zu<br />
halten, aber wir versuchen weiterhin Brücken<br />
zu bauen im Sinne der Friedenserziehung.<br />
Hans Zeller, Rektor,<br />
Realschule Dornhan<br />
Eigentlich zufällig bekam ich die Nummer<br />
2005/3 vom <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> in die<br />
Hand. Die Artikel fand ich wirklich interessant<br />
und ausbalanciert. Direktor Riad<br />
Kassis traf ich in Khirbet Kanafar im vergangenen<br />
Mai. Ist es möglich, das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
regelmäßig zu erhalten?<br />
Ernest Reichert, Straßburg<br />
Die Zuschrift im Heft 4/2005 von Herrn<br />
Reinhold Schaal, EVS-Vorstand, Weingarten,<br />
entspricht 100 Prozent auch meinem<br />
Denken! Auch ich freue mich immer über<br />
das jetzt so übersichtliche <strong>Magazin</strong> mit<br />
all den guten Bildern und Informationen!<br />
Ich bin schon etwa 45 Jahre an Ihre guten<br />
Werke angeschlossen. Gottes Segen<br />
weiterhin für Sie alle!<br />
Hildegard Beltrandi,<br />
Ludwigshafen
BRIEFE AN DIE REDAKTION<br />
Mit großem Interesse haben wir die Artikel<br />
über die Irak-Flüchtlinge gelesen. Ich<br />
habe davon bei der Adventsfeier meiner<br />
Gymnastikgruppe weitererzählt. Spontan<br />
haben mir die Frauen 100 Euro mitgegeben,<br />
die ich heute an den EVS überwiesen<br />
habe.<br />
Gerlinde Lorenz,<br />
Fellbach<br />
EVS-INTERN<br />
Dank<br />
Mit herzlichem Dank bestätigen wir den<br />
Eingang von Gaben unbekannter Spenderinnen<br />
und Spender und von Spendenden,<br />
die keinen Einzeldank wünschen,<br />
sowie denjenigen, deren Namen leider<br />
unleserlich waren.<br />
Verstorbene<br />
Von den Freunden des Evangelischen<br />
Vereins für die <strong>Schneller</strong>-Schulen wurden<br />
in die Ewigkeit abberufen:<br />
Dagmar Schmidt, 59872 Meschede<br />
Elisabeth Peschke, 92318 Neumarkt<br />
Annelise Pörner, 50259 Pulheim<br />
Friedrich Mohn, 35096 Weimar<br />
Gertrud Ullmer, 69151 Neckargemünd<br />
Rosa Vogel, 74523 Schwäbisch Hall<br />
Kurt Kiefer, 66506 Maßweiler<br />
Karl-Heinz Neumann, 56073 Koblenz<br />
Günther Gmelin, 88045 Friedrichshafen<br />
Else Klopfer, 70195 Stuttgart<br />
IMPRESSUM<br />
121. Jahrgang,<br />
Heft 1, März <strong>2006</strong><br />
Herausgeber: Evangelischer Verein<br />
für die <strong>Schneller</strong>-Schulen e.V.<br />
im Evangelischen Missionswerk<br />
in Südwestdeutschland e.V.<br />
Redaktion: Ulrich Bubeck, Katja<br />
Dorothea Buck (verantw.),<br />
Andreas Maurer, Birte Petersen<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Margrit Bach<br />
Gestaltung: Steffen Grashoff;<br />
Julia Theilmann<br />
Übersetzung: Gudrun Drees<br />
Anschrift: Vogelsangstraße 62,<br />
70197 Stuttgart<br />
Tel.: 0711/63678-0<br />
Fax: 0711/63678-55<br />
E-Mail: info@ems-online.org<br />
www.ems-online.org<br />
Sitz des Vereins: Stuttgart<br />
Druck: J.F. Steinkopf Druck<br />
GmbH, Stuttgart, Auflage: 15 800<br />
Kontaktadresse in der Schweiz:<br />
Pfr. Jost Keller, Kirchgasse 12,<br />
CH-7000 Chur<br />
Schweizer Verein für die <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />
im Nahen Osten,<br />
Zürich. PC Konto 40-11277-8<br />
Einer Teilausgabe liegt eine<br />
Zahlkarte mit eingedruckter<br />
Spendenbescheinigung bei.<br />
Das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> erscheint<br />
vier Mal jährlich. Der Bezugspreis<br />
ist im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten.<br />
31
Evangelischer Verein für die<br />
<strong>Schneller</strong>-Schulen (EVS),<br />
Mitglied im Evangelischen Missionswerk in<br />
Südwestdeutschland (<strong>EMS</strong>)<br />
Vogelsangstr. 62 | 70197 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 636 78 -0<br />
Fax: 0711 636 78 -45<br />
Mail: info@ems-online.org<br />
Kontoverbindung des EVS:<br />
EKK-Stuttgart, BLZ 520 604 00,<br />
Konto-Nr. 407 410<br />
Besuchen Sie uns im Internet unter<br />
www.ems-online.org<br />
HIMMEL UND ERDE WERDEN VERGEHEN;<br />
ABER MEINE WORTE WERDEN NICHT VERGEHEN. (MATTH. 24,35)<br />
Evangelisches Missionswerk<br />
in Südwestdeutschland<br />
Wir freuen uns, wenn Sie die<br />
Arbeit der <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />
mit einer Spende unterstützen.