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Schneller-Magazin 1/2006 (PDF, 600KB) - EMS

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ISSN 0947-5435 E 12344<br />

1/<strong>2006</strong><br />

MAGAZIN ÜBER CHRISTLICHES LEBEN IM NAHEN OSTEN<br />

SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN – EIN FEST OHNEGLEICHEN<br />

FASTENBITTE <strong>2006</strong>: FÜR DIE AUSBILDUNG VON MÄDCHEN


INHALT<br />

2<br />

SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN 4<br />

Ein Fest ohnegleichen<br />

Boulos Wehbe über Ostern in der orthodoxen Liturgie 4<br />

„Christus ist auferstanden“<br />

Ein Osterlied aus der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule 6<br />

Liturgie und Ritus als Teil des Glaubens<br />

Vom spirituellen Reichtum der östlichen Kirchen 7<br />

Die vergessenen Christen des Heiligen Landes<br />

Ein Beispiel für Ökumene im Alltag 10<br />

Aus den <strong>Schneller</strong>-Schulen 13<br />

Fastenbitte <strong>2006</strong>: Damit Mädchen eine Chance haben 16<br />

Mit Ostereiern für die <strong>Schneller</strong>-Arbeit werben 19<br />

CHRISTEN UND DER NAHE OSTEN 22<br />

Aus dem Glauben heraus den Frieden fördern<br />

Internationaler Workshop zum Thema Religionen in Konflikten 22<br />

Die Nachwirkungen des Schocks<br />

Über die Situation palästinensischer Christen nach den Wahlen 24<br />

Nachrichten 26<br />

Medien 29<br />

Briefe an die Redaktion 30<br />

Impressum 31<br />

Titelbild: Zwei Jungen aus der<br />

Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule, Libanon<br />

Foto: <strong>EMS</strong>/Katja Buck


EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

der Begriff Partnerschaft hat in der <strong>Schneller</strong>-Arbeit<br />

eine lange Tradition. Seit Jahrzehnten verfolgen<br />

der Evangelische Verein für die <strong>Schneller</strong>-<br />

Schulen (EVS) und die beiden Schulen im<br />

Libanon und in Jordanien das Ziel, benachteiligten<br />

Kindern im Nahen Osten eine Chance zu geben.<br />

Fundament dieser Arbeit ist die gemeinsame<br />

Überzeugung, dass wir als Christinnen und<br />

Christen den Auftrag haben, Schwachen zu helfen<br />

und Armen Hoffnung zu geben – unabhängig<br />

von ihrer Religion. Alle tragen das Ihre dazu<br />

bei, diesem Auftrag gerecht zu werden. Die einen<br />

vor Ort durch ihre großartige Arbeit, und<br />

wir in Deutschland durch finanzielle und ideelle<br />

Unterstützung.<br />

Jedes Jahr zur Fastenzeit bittet der EVS in einer Sonderaktion um Spenden für<br />

ein bestimmtes Projekt – in diesem Jahr für den Ausbau der Hauswirtschaft in der<br />

Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule. Dieser Bereich wird in Zukunft eine wichtige<br />

Rolle spielen, weil die Schule dringend nach Ausbildungsmöglichkeiten für Mädchen<br />

sucht, welche seit drei Jahren im Internat aufgenommen werden. Sie, liebe<br />

Leserin, lieber Leser, können mit Ihrer Spende helfen, dass Mädchen eine Zukunftschance<br />

bekommen!<br />

Die partnerschaftliche Beziehung zu den <strong>Schneller</strong>-Schulen zeigt sich aber<br />

auch im Austausch über Fragen des Glaubens. Das Osterfest beispielsweise spielt<br />

im Leben der Christinnen und Christen im Nahen Osten eine wichtigere Rolle als<br />

bei uns. Riten und Liturgien, die aus der frühen Christenheit überliefert wurden,<br />

sind nach wie vor lebendig. Das mag uns in Europa befremdlich erscheinen. Sich<br />

der spirituellen Vielfalt der östlichen Kirchen zu nähern, kann aber auch bereichernd<br />

sein. Wir haben unsere Partner gebeten, uns Grundideen des orthodoxen<br />

Osterfestes zu erklären. Und aus den <strong>Schneller</strong>-Schulen haben wir ein Gebet und<br />

ein Osterlied erhalten, das wir gerne an Sie weitergeben.<br />

In der Hoffnung, dass wir mit diesem Heft die partnerschaftlichen Beziehungen<br />

zwischen all denjenigen, denen die <strong>Schneller</strong>-Arbeit am Herzen liegt, stärken<br />

konnten, grüßt Sie im Namen des Redaktionsteams<br />

Ihre<br />

Katja Dorothea Buck<br />

(Redakteurin des <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong>s)<br />

3


4<br />

SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />

EIN FEST OHNEGLEICHEN<br />

Ostern in der orthodoxen Liturgie<br />

Ostern ist das Fest schlechthin in der<br />

Orthodoxen Kirche, oder wie es in<br />

ihrer Liturgie heißt: „das Fest der<br />

Feste und die Feierzeit der Feierzeiten“.<br />

Genau genommen ist es das Fest der<br />

Christenheit überhaupt, doch der Konsumgeist<br />

und gewisse Volkstraditionen<br />

haben es ins zweite Glied hinter Weihnachten<br />

gedrängt, das leider zu einem<br />

gesellschaftlichen Ereignis geworden ist.<br />

Der Buchstabe X – in der Algebra das Symbol<br />

für das Unbekannte – wird in dem<br />

englischen Wort für Weihnachten mittlerweile<br />

für Christus selbst eingesetzt,<br />

wenn „Christmas“ nur noch „X-mas“ geschrieben<br />

wird. Und dem Atmosphärischen<br />

wird an Weihnachten ein immer<br />

größerer Stellenwert beigemessen.<br />

Dies alles hat das Weihnachtsfest aus<br />

dem Bereich des Glaubens hinausgedrängt.<br />

Interessanterweise wurde Weihnachten<br />

in der frühen Christenheit zusammen<br />

mit dem Erscheinungsfest gefeiert.<br />

Nur in der Armenischen Kirche ist<br />

diese Tradition heute noch lebendig. Im<br />

orthodoxen Glauben ist Ostern das entscheidende<br />

Fest der Kirche, weil die Auferstehung<br />

Christi das entscheidende Ereignis<br />

für den christlichen Glauben ist.<br />

Deswegen wird Ostern auf eine Art gefeiert,<br />

die mit keinem anderen Fest vergleichbar<br />

ist.<br />

Dem Osterfest geht eine lange Vorbereitungszeit<br />

voraus, die mit einer dreiwöchigen<br />

Bibellesezeit vor der eigentlichen<br />

Fastenzeit beginnt. In diesen Wochen<br />

wird eine bestimmte Bibelstelle während<br />

der Sonntage gelesen, welche die Bedeu-<br />

Foto: <strong>EMS</strong>/Archiv<br />

tung hervorhebt, die das Fasten<br />

hat. Die vorösterliche<br />

Fastenzeit, die zur Unterscheidung<br />

von den zahlreichen<br />

anderen Fastenzeiten<br />

in der Orthodoxen Kirche<br />

auch „die Große Fastenzeit“<br />

genannt wird, umfasst sechs<br />

Wochen sowie die Karwoche.<br />

In dieser Zeit isst und trinkt<br />

der Gläubige vor der Mittagszeit<br />

nichts. Insgesamt<br />

verzichtet er auf Nahrung,<br />

die von Tieren stammt<br />

(Fleisch, Fisch, Eier, Käse<br />

usw.). Jeden Abend finden<br />

Gebetszeiten statt, genannt<br />

Komplet zum Hochfest, und freitags ein<br />

Bittgottesdienst für die Jungfrau Maria.<br />

Die Stimmung in dieser Zeit ist ernst und<br />

feierlich.<br />

Lesungen aus der Bibel beschränken<br />

sich wochentags auf das Alte Testament,<br />

vor allem aus dem Buch der Psalmen, aus<br />

Jesaja und Hiob. Das Neue Testament wird<br />

samstags und sonntags gelesen, weil das<br />

die Tage sind, an denen es die Liturgie<br />

vorsieht. An den Wochentagen wird zweimal<br />

ein besonderer Gottesdienst gefeiert.<br />

Dabei wird den Gläubigen die Heilige<br />

Kommunion gespendet mit Brot, das<br />

während des Gottesdienstes am vorherigen<br />

Sonntag geweiht wurde.<br />

Während der Fastenzeit steht samstags<br />

und sonntags ein bestimmter Heiliger<br />

oder ein besonderes Thema im Mittelpunkt,<br />

um die Bedeutung der Fastenzeit<br />

in den Vordergrund zu stellen. Die Gläu-


igen werden ermutigt, die Fastenzeit in<br />

einer spirituellen Stimmung zu begehen,<br />

was ihr Verhalten, ihren Umgang mit der<br />

Zeit und das Bibellesen betrifft.<br />

Die Karwoche ist voll mit Gebetszeiten,<br />

jeden Tag zwei längere. Je näher der<br />

Sonntag rückt, desto mehr steigert sich<br />

die Andacht: Lange Gottesdienste finden<br />

am Donnerstag, Freitag und Sonntag<br />

statt, wohl auch um die Gläubigen Anteil<br />

haben zu lassen an der existenziellen<br />

und qualvollen Dimension der erlösenden<br />

Tat Christi.<br />

Der Gottesdienst am Sonntag, oft wird<br />

er um Mitternacht gefeiert, ist durchdrungen<br />

von Freude und Jubel. Der Hymnus<br />

„Christus ist vom Tod erstanden, hat<br />

den Tod mit dem Tod überwunden und<br />

schenkt Leben, denen die im Grab sind“<br />

wird wieder und wieder an diesem Tag<br />

gesungen und auch während der folgen-<br />

Nach einer langen Zeit der inneren Einkehr<br />

brechen sich am Ostertag Jubel und Freude Bahn.<br />

den 40 Tage, die unser Herr nach seiner<br />

Auferstehung auf Erden geblieben ist. In<br />

dieser Zeit ist der Satz „Christus ist auferstanden“<br />

eine Art Gruß, auf den mit<br />

den Worten „Er ist wahrhaftig auferstanden”<br />

geantwortet wird.<br />

Ostern ist der Mittelpunkt und seine<br />

Wichtigkeit zeigt sich darin, dass die Woche<br />

nach Ostern liturgisch betrachtet als<br />

ein einziger Tag gesehen wird, was zeigen<br />

soll, dass die Kirche in das Reich der<br />

Ewigkeit eingegangen ist. Eigentlich ist<br />

jede Sonntagsliturgie eine Auferstehungsliturgie.<br />

Der Sonntag wird deswegen auch<br />

der „achte Tag“ genannt, was bedeutet,<br />

dass der Auferstehungssonntag die Kirche<br />

in die Ewigkeit entlassen hat.<br />

Boulos Wehbe ist rum-orthodoxer<br />

Priester und lebt in Beirut.<br />

5


6<br />

SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN<br />

AUFERSTANDEN<br />

In der Osterzeit von den Schülerinnen und Schülern der<br />

Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule gesungen<br />

Text und Melodie: N. Fikri & M. Adel<br />

Übertragung: R. Kassis & A. Maurer


LITURGIE UND RITUS ALS TEIL DES GLAUBENS<br />

Vom spirituellen Reichtum der östlichen Kirchen<br />

Wir nähern uns der heiligen Osterzeit. Da ist es meiner Meinung nach angebracht,<br />

die Liturgie und die Riten der östlichen Kirchen in den Blick zu nehmen.<br />

Ich möchte versuchen, unseren Lesern in Deutschland näher zu bringen,<br />

wie orthodoxe Christen auf einzigartige Weise das Erbe, das ihnen von den<br />

Kirchenvätern überliefert wurde, heute verstehen.<br />

Die starke Betonung von Ritus und<br />

Liturgie in den östlichen Kirchen<br />

mutet Christen, die aus der westlich-evangelischen<br />

Tradition kommen,<br />

vielleicht ein wenig befremdlich an. Zum<br />

einen hat ja die westliche Tradition generell<br />

und die evangelische im Besonderen<br />

das Liturgische nie als eine wesentliche<br />

Seite ihres religiösen Lebens<br />

betrachtet. Zum anderen gründet das religiöse<br />

Fundament der reformatorischen<br />

Kirchen im Westen eher auf dogmatischen<br />

als auf liturgischen Aspekten. Allenfalls<br />

die englische Reformation macht<br />

hier vielleicht eine Ausnahme. Es ist daher<br />

angebracht, zuerst einmal einige Begriffe<br />

und theologische Konzepte der östlichen<br />

Kirchen zu erläutern, bevor wir<br />

uns der Liturgie und dem Ritus der östlichen<br />

Kirchen nähern.<br />

Foto: <strong>EMS</strong>/Archiv<br />

Gottesdienst<br />

in<br />

einer rumorthodoxen<br />

Gemeinde<br />

1. Vergöttlichung Vergöttlichung<br />

(Theosis)<br />

„Gott ist einer von uns geworden, auf<br />

dass wir werden wie Gott.“<br />

Dieser Satz nennt, was die Kirchenväter<br />

unter der Menschwerdung Gottes verstanden<br />

haben. Gott wurde Mensch, um<br />

die Schöpfung nach dem Sündenfall wieder<br />

aufzurichten. Der Mensch war nach<br />

Seinem Ebenbild geschaffen. Mit dem<br />

Sündenfall hatte er diese Göttlichkeit zerstört.<br />

Gott mischte sich in unsere Geschichte<br />

ein, damit wir wieder nach seinem<br />

Ebenbild werden können.<br />

Der Akt der Vergöttlichung braucht unsere<br />

Bereitschaft und Offenheit für den<br />

Geist und zwar in einer ganzheitlichen<br />

Art und Weise, welche die Gedanken, Gefühle,<br />

Sinne und natürlich auch die Lebensweise<br />

umfasst.<br />

7


2. Vergegenwär<br />

Vergegenwärtigung<br />

tigung<br />

des Erinnerten<br />

Erinnerten<br />

Das Erinnerte wird Wirklichkeit.<br />

Wenn die östlichen<br />

Kirchen ihre Liturgie feiern,<br />

die das Wirken Gottes in der<br />

Geschichte der Menschheit<br />

ins Gedächtnis ruft, dann<br />

wird dieser Akt Gottes zu einer<br />

präsenten Wirklichkeit<br />

mit der Hilfe des Geistes, der<br />

den Gläubigen zu diesem<br />

Ereignis emporhebt. Das<br />

heißt: im Feiern der Liturgie<br />

wird der Gläubige durch den<br />

Geist einen Schritt weitergeführt<br />

auf dem Weg der<br />

Vergöttlichung.<br />

8<br />

SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />

3. Ritus und Ikonographie<br />

Eine Ikone ist in der östlichen Kirche<br />

nicht nur ein schönes Bild, das die Kirche<br />

ziert. Sie ist wie ein Fenster, durch<br />

das der Gläubige die Geschichte der Errettung<br />

sehen kann. In Gottesdienst und<br />

Kontemplation sind die Gläubigen eingeladen,<br />

die irdische Wirklichkeit zu verlassen<br />

und an der göttlichen Wirklichkeit<br />

teilzuhaben.<br />

Es ist kaum möglich, alle Details der<br />

Passions- und Osterliturgie hier ausführlich<br />

zu behandeln. Als Beispiel für den<br />

liturgischen Reichtum der östlichen Kirchen<br />

soll hier die Karfreitagsliturgie näher<br />

betrachtet werden.<br />

Die Klageliturgie am<br />

Karfreitagabend<br />

Eigentlich gehört dieses Klagegebet in die<br />

Matutin des Karsamstagmorgens. Üblicherweise<br />

findet es aber schon am Karfreitagabend<br />

statt.<br />

In Gottesdienst, Gebet und Bibellektüre<br />

bereiten sich orthodoxe Christinnen und Christen auf Ostern vor.<br />

Das Klagegebet besteht aus Psalmen,<br />

Hymnen und Lesungen, die vom Tod<br />

Christi handeln, der im Gegensatz steht<br />

zu Seiner Göttlichkeit. Gleichzeitig<br />

schwingt auch die Erwartung der Auferstehung<br />

mit. In einem Hymnus heißt es:<br />

„Er, der alles in seinen Händen hält, ist<br />

ans Kreuz genagelt worden und alle Kreatur<br />

beklagt, Ihn nackt am Kreuz hängen<br />

zu sehen.“<br />

Die Gesänge, vom Chor vorgetragen,<br />

stellen das Mitleid Gottes der Grausamkeit<br />

des Menschen gegenüber und die<br />

Macht Gottes der moralischen Schwachheit<br />

des Menschen. Sie beschreiben, wie<br />

die Schöpfung erbebt, wenn sie bezeugen<br />

muss, dass ihr Schöpfer von seinen Geschöpfen<br />

ans Kreuz genagelt wurde. „Die<br />

Schöpfung war zutiefst erschüttert, als sie<br />

Dich in Golgatha hängen sah“, heißt es<br />

in einem Hymnus.<br />

Während dieses Gottesdienstes wird<br />

der Gekreuzigte in einer Prozession durch<br />

die Kirche getragen. In einigen Gemein-


Foto: <strong>EMS</strong>/Martina Waiblinger<br />

den wird ein vollständig mit Blumen<br />

bedeckter Sarg, der das Grab symbolisiert,<br />

herumgetragen. Die gesamte<br />

Gemeinde stimmt ein in den Hymnus.<br />

Daraufhin besprengt der Priester<br />

den Sarg und die Gemeinde mit<br />

wohlriechendem Wasser. Es wird<br />

nicht länger das Leiden des Gekreuzigten<br />

beklagt, sondern hauptsächlich<br />

unsere eigenen Sünden , weil wir<br />

uns von Gott entfernt haben.<br />

Christen begehen den Karfreitag<br />

mit Fasten, Beten, Reinlichkeit,<br />

Selbstbetrachtung, Beichte und guten<br />

Taten, in Demut und Buße, damit<br />

die Gnade des Kreuzes auf sie<br />

herabkomme.<br />

Das Klagegebet am Karfreitagabend<br />

erklärt vielleicht ein wenig die<br />

ganzheitliche Beteiligung der Gläubigen<br />

in Liturgie und Ritus an dem<br />

historischen Ereignis.<br />

Es bringt<br />

sie näher an das<br />

Wirken Gottes in<br />

der Geschichte.<br />

Pfarrer Hanna<br />

Mansour ist Direktor<br />

der<br />

Theodor-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />

in Amman,<br />

Jordanien.<br />

GEBET ZUM<br />

GRÜNDONNERSTAG<br />

O Herr, ich glaube und<br />

bekenne, dass du wahrlich<br />

Christus bist, der Sohn des<br />

lebendigen Gottes, der in die<br />

Welt kam, um Sünder zu<br />

retten, von denen ich der erste<br />

bin. Lass mich an Deinem<br />

heiligen Mahl teilnehmen,<br />

o Sohn Gottes, auf dass ich<br />

Deine Geheimnisse nicht enthülle<br />

vor unseren Feinden,<br />

noch dass ich Dir einen Kuss<br />

gebe, wie Judas es tat, auf dass<br />

ich mich aber wie der Dieb zu<br />

Dir bekenne.<br />

Erinnere Dich meiner, o Herr,<br />

wenn Du in Dein Königreich<br />

einziehen wirst.<br />

Erinnere Dich meiner,<br />

o Meister, wenn Du in Dein<br />

Königreich einziehen wirst.<br />

Erinnere Dich meiner, o Du<br />

Heiliger, wenn Du in Dein<br />

Königreich einziehen wirst.<br />

Gib, dass die Teilhabe an<br />

Deinen heiligen Geheimnissen,<br />

o Gott, mir nicht zum Urteil<br />

oder zur Verdammung werde,<br />

sondern zur Heilung von Seele<br />

und Leib.<br />

Dieses Gebet wird am<br />

Gründonnerstag in der Kirche<br />

der TSS gebetet.<br />

9


Das Dorf Zebabdeh im Morgengrauen<br />

10<br />

SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />

DIE VERGESSENEN CHRISTEN<br />

DES HEILIGEN LANDES<br />

Ein Beispiel für Ökumene im Alltag<br />

In ökumenischen Belangen<br />

können westliche Christen<br />

von den vergessenen Christen<br />

Palästinas viel lernen. Seit<br />

zehn Jahren feiern alle Denominationen<br />

gemeinsam<br />

Weihnachten und Ostern, egal<br />

welcher Kalender sonst ihrem<br />

Kirchenjahr zugrunde liegt.<br />

Die Orte mit einheimisch-christlicher<br />

Bevölkerung in Israel und<br />

in den palästinensischen Gebieten<br />

kann man an vier, fünf Händen abzählen.<br />

Auf der Bekanntheitsskala rangieren<br />

natürlich die Pilgerziele Bethlehem,<br />

Jerusalem, Nazareth und Kana ganz vorn.<br />

Doch welcher europäische Christ kann<br />

schon weitere Orte mit einheimischer<br />

christlicher Bevölkerung aufzählen?<br />

Schon mal von Aboud gehört? Oder Taybeh?<br />

Oder Zebabdeh?<br />

Wie zur Zeit Jesu macht man auch heutzutage<br />

um das Land der Samariter oder Samaritaner<br />

einen großen Bogen – damals<br />

wegen angeblicher Unreinheit, heute<br />

wegen angeblicher Unsicherheit. Die<br />

Christen in diesem Gebiet, dem Westjordanland<br />

büßen dafür: mit Isolation und<br />

teilweise auch Resignation. Und manch


einer wandert aus. Zugegeben – die Fahrt<br />

zu ihnen ist mit Mühsalen verbunden.<br />

Am Jerusalemer Damaskustor, dem palästinensischen<br />

Busbahnhof der Stadt, besteigt<br />

man ein Sammeltaxi nach Qalandia,<br />

dem sogenannten Hauptbahnhof<br />

Palästinas zwischen Jerusalem und Ramallah.<br />

Dort geht die Fahrt mit einem<br />

weiteren Sammeltaxi weiter. Wenn der<br />

letzte Platz besetzt ist, geht das Abenteuer<br />

los. Wie lange wird man an den Kontrollpunkten<br />

warten? Versperren neu aufgeschüttete<br />

Erdhügel die Weiterfahrt und<br />

zwingen zur Improvisation? Errichten die<br />

israelische Armee oder Grenzpolizei spontan<br />

so genannte „fliegende Kontrollpunkte“?<br />

Knapp einhundert Kilometer<br />

sind zurückzulegen.<br />

Zebabdeh liegt eingebettet zwischen<br />

Hügeln und einem Wäldchen in einer<br />

Senke gut geschützt. Das kleine Dorf ist<br />

der einzige überwiegend christliche Ort<br />

im nördlichen Westjordanland. Knapp<br />

3000 Christen und etwa tausend Muslime<br />

leben hier. Arbeit gibt es entweder<br />

in der Landwirtschaft oder im nahegelegenen<br />

Jenin. Auch die noch junge amerikanische<br />

Universität in Sichtweite des<br />

Ortes bietet Arbeitsplätze. Manch einer<br />

muss sich jedoch als Tagelöhner verdingen<br />

oder in Ramallah oder Jerusalem sein<br />

Brot verdienen, wie zum Beispiel Abu George.<br />

Jeweils 15 Nächte am Stück arbeitet<br />

er als Türwächter der anglikanischen<br />

Kathedrale St. George´s in Jerusalem.<br />

Dann fährt er für zwei Wochen nach<br />

Hause. Der Verdienst reicht kaum, um<br />

seine vier Kinder über die Runden zu bringen.<br />

Zu Beginn des Schuljahres sah er sich<br />

gezwungen, zwei seiner Kinder aus der<br />

katholischen Privatschule zu nehmen, da<br />

er das Schulgeld für vier nicht mehr aufbringen<br />

kann.<br />

Die Lateinische Patriarchatsschule ist<br />

die einzige christliche Schule am Ort. Sie<br />

steht für Qualität und christliche Erziehung<br />

– und steht Katholiken, Orthodoxen,<br />

Protestanten und Muslimen offen.<br />

„Einen Ort bereit zu stellen, wo Christen<br />

und Muslime auf gleicher Basis zusammenkommen<br />

und Freunde werden<br />

können, ist Teil von Zebabdehs christlichem<br />

Bildungsauftrag“, schrieb ein ausländischer<br />

Besucher. Freunde werden –<br />

das gibt es. Es gibt aber auch das: drei Getränkeläden<br />

des Ortes, die Alkoholika an-<br />

Fotos: Episcopal Church/Zang<br />

Zebabdeh ist der einzige überwiegend<br />

christliche Ort im nördlichen<br />

West-Jordanland.<br />

boten, wurden von Maskierten des Nachbarortes<br />

überfallen. Die christlichen<br />

Besitzer wurden zur Schließung gezwungen.<br />

Der anglikanische Pfarrer Fadi Diab<br />

meint: „Wo Christen wie auf einer Insel<br />

von Muslimen umgeben leben, gibt es<br />

11


Foto: Episcopal Church/Zang<br />

keine hundertprozentige Harmonie.“ Für<br />

ihn sind die Christen Zebabdehs, die von<br />

Nablus, Tubas und Jenin die „vergessenen<br />

Christen Palästinas“.<br />

Dabei könnten sie die westlichen<br />

Christen vieles lehren – vor allem was<br />

das christlich-christliche Miteinander betrifft.<br />

Ende der siebziger Jahre begannen<br />

die Christen Jordaniens, Ostern unisono<br />

nach dem orthodoxen und Weihnachten<br />

gemeinsam nach dem westlichen Kalender<br />

zu feiern. „Dieses Modell hielt auch<br />

– mit der Übernahme der palästinensischen<br />

Autonomiebehörde – vor circa zehn<br />

Jahren Einzug in Palästina“, erzählt Pfarrer<br />

Fadi. Außer in Jerusalem und der Geburtskirche<br />

in Bethlehem feiere man in<br />

den christlichen Orten Palästinas nicht<br />

zweimal Weihnachten und Ostern, sondern<br />

jeweils gemeinsam. Zusätzlich feiern<br />

die Christen der vier Denominationen<br />

Zebabdehs – katholisch, melkitisch, griechisch-orthodox<br />

und anglikanisch – vier<br />

12<br />

SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />

Damit Christen und Muslime auf<br />

gleicher Basis zusammenkommen<br />

und Freunde werden können<br />

Mal im Jahr zusammen einen Wortgottesdienst.<br />

Höhepunkt dieser Ökumene<br />

stellt dabei die gemeinsame Palmsonntagsprozession<br />

dar, „sehr lebendig und<br />

mitreißend“, wie der junge Geistliche bekennt.<br />

Nach dem gemeinsamen Beten<br />

und Singen im Ort begleiten die Gläubigen<br />

jede der vier christlichen Gemeinschaften<br />

nacheinander zu ihrer jeweiligen<br />

Pfarrkirche, in der jede Pfarrei dann<br />

für sich die Eucharistie feiert.<br />

Zebabdeh – ein Vorbild für die Ökumene?<br />

Pfarrer Fadi hat ein weiteres Beispiel<br />

parat: Bei jeder Hochzeit, Taufe und<br />

Beerdigung im Ort versuchen alle vier<br />

Geistlichen anwesend zu sein. Gegenüber<br />

den muslimischen Bewohnern sei dies<br />

ein wichtiges Zeichen. „Wir sind eins.<br />

Wir gehören zusammen.“<br />

Johannes Zang ist Journalist und lebt in<br />

Jerusalem.


AUS DEN SCHNELLER-SCHULEN<br />

ERZIEHUNG ZUM FRIEDEN<br />

Die <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />

im Libanon und in Jordanien<br />

An der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-<br />

Schule im Libanon und an der Theodor-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />

in Jordanien leben<br />

christliche und muslimische Kinder<br />

zusammen. Die meisten kommen aus<br />

Familien, die sich aus finanziellen oder<br />

gesundheitlichen Gründen nicht um sie<br />

kümmern können.<br />

Viele Kinder sind Waisen. Als christliche<br />

Einrichtungen möchten die<br />

<strong>Schneller</strong>-Schulen den Kindern und<br />

Jugendlichen eine Perspektive für die<br />

Zukunft geben. An den Schulen bekommen<br />

sie eine solide Schulausbildung.<br />

Manche lernen anschließend noch ein<br />

Handwerk in den Werkstätten.<br />

Beide Einrichtungen stehen in der<br />

Tradition des Syrischen Waisenhauses,<br />

das der schwäbische Lehrer Johann Ludwig<br />

<strong>Schneller</strong> 1860 in Jerusalem gründete.<br />

Er nahm Waisenkinder auf, ohne<br />

Die Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule im<br />

Libanon (links) und die Theodor-<br />

<strong>Schneller</strong>-Schule in Jordanien<br />

nach ihrer Religion zu fragen. Seine<br />

Arbeit stand unter dem Motto: „Damit<br />

sie in Ehren ihr Brot verdienen.“ 1945<br />

wurde das Syrische Waisenhaus geschlossen.<br />

Später führten die beiden<br />

<strong>Schneller</strong>-Schulen die Arbeit fort.<br />

Heute betreuen sie zusammen rund<br />

700 Kinder und Jugendliche im Alter<br />

von vier bis 22 Jahren. Etwas weniger<br />

als die Hälfte lebt im Internat, die<br />

andere Hälfte sind Tagesschüler. Der<br />

Anteil von Muslimen und Christen ist<br />

etwa gleich groß. Toleranz wird an den<br />

<strong>Schneller</strong>-Schulen großgeschrieben. Im<br />

alltäglichen Miteinander lernen die<br />

Kinder, die Religion des jeweils anderen<br />

zu respektieren.<br />

13


Foto: EVS/Klaus Schmid<br />

AUS DEN SCHNELLER-SCHULEN<br />

Das Mädchenwohnheim der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />

ist nun fertig. Auf drei Stockwerken finden Mädchen ein Zuhause.<br />

Khirbet Kanafar. Am 30. Oktober 2005 hat<br />

die Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule (JLSS)<br />

zusammen mit zahlreichen Gästen aus<br />

dem In- und Ausland das zweite und dritte<br />

Stockwerk des Mädchenheims eingeweiht.<br />

Jetzt kann die JLSS insgesamt 27<br />

Mädchen ein Zuhause bieten. Bereits vor<br />

drei Jahren waren neun Mädchen in den<br />

ersten Stock des Mädchenwohnheims<br />

eingezogen. Schnell war aber klar, dass<br />

noch mehr Platz geschaffen werden musste,<br />

um weitere Mädchen aufnehmen zu<br />

können „Unser Traum ist jetzt endlich in<br />

Erfüllung gegangen und unsere zahlreichen<br />

Gebete sind beantwortet worden“,<br />

sagte Pfarrer Riad Kassis, der Direktor der<br />

Schule, bei der Feier. „Unser freundlicher,<br />

liebender und großzügiger Gott hat dies<br />

alles möglich gemacht.“<br />

14<br />

PLATZ FÜR<br />

WEITERE 18 MÄDCHEN<br />

Die Stockwerke des Mädchenheims<br />

tragen die Namen außergewöhnlicher<br />

Frauen. Das Erdgeschoss ist nach Mary<br />

Lovell benannt, die als erste für die arabische<br />

Welt die Bibel in Blindenschrift<br />

übersetzt hat und somit den Blinden die<br />

Möglichkeit gab, das Wort Gottes lesen<br />

zu können. Der zweite Stock trägt den<br />

Namen von Lara Sami Mousa, der behinderten<br />

Adoptivtochter von Sami Mousa,<br />

einem großzügigen Unterstützer der JLSS.<br />

Das dritte Stockwerk schließlich ist nach<br />

Magdalena <strong>Schneller</strong> benannt, die zusammen<br />

mit ihrem Mann Johann Ludwig<br />

<strong>Schneller</strong> 1860 das Syrische Waisenhaus<br />

in Jerusalem gegründet hat, aus dem<br />

später die beiden <strong>Schneller</strong>-Schulen im<br />

Libanon und in Jordanien hervorgegangen<br />

sind.


ABSCHIED VON ADIB MURAD<br />

Khirbet Kanafar. Ende Oktober vergangenen<br />

Jahres hat die Johann-Ludwig-<br />

<strong>Schneller</strong>-Schule Abschied nehmen müssen<br />

von Adib Murad, der wohl zum<br />

Urgestein der <strong>Schneller</strong>-Arbeit gezählt<br />

werden darf. 1927 war er zusammen mit<br />

seinem Zwillingsbruder Jusif Murad im<br />

Alter von etwa sechs Jahren als Vollwaise<br />

in das Syrische Waisenhaus in Jerusalem<br />

gekommen. Da man ihr Geburtsdatum<br />

nicht wusste, wurde es auf den 11. November<br />

festgelegt, das Gründungsdatum<br />

des Syrischen Waisenhauses ist.<br />

Beide Brüder pflegten ihre hervorragenden<br />

Deutschkenntnisse bis ins hohe<br />

Alter, wie ein Brief zeigt, den Jusif Mu-<br />

NEIN ZUM TERRORISMUS, JA ZUM LEBEN<br />

Amman. Die Anschläge vom<br />

9. November 2005, bei denen<br />

in drei Hotels in Jordaniens<br />

Hauptstadt Amman<br />

zahlreiche Menschen ums<br />

Leben gekommen sind, hat<br />

auch die Kinder und Erwachsenen<br />

an der Theodor-<br />

<strong>Schneller</strong>-Schule erschüttert.<br />

Der Unterricht wurde<br />

für drei Tage ausgesetzt und<br />

die Internatskinder zu ihren<br />

Familien nach Hause geschickt.<br />

Foto: <strong>EMS</strong>/Musa Al Munaizel<br />

Um ein Zeichen gegen<br />

den Terrorismus zu setzen, wurde vor der<br />

Schule ein Banner aufgehängt mit der<br />

Aufschrift: „Wir lieben das Leben, weil<br />

das Leben die Liebe ist! Nein zum Terrorismus,<br />

Ja zum Leben!“ Außerdem setzten<br />

die Erzieher das Thema „Terrorismus“<br />

rad Ende des vergangenen Jahres geschrieben<br />

hat. „Besonders danken wir unserer<br />

lieben <strong>Schneller</strong>-Schule, welche uns<br />

als Vollwaisen in ihre Obhut und als ihre<br />

Kinder aufgenommen hat“, schreibt Jusif<br />

Murad, der als Verwaltungskaufmann<br />

und zeitweise auch als kommissarischer<br />

Leiter in der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-<br />

Schule gearbeitet hat. „Ohne diese Hilfe<br />

hätten wir kaum auf dieser Erde 84 Jahre<br />

leben können. Das war echte christliche<br />

Liebe, welche der Gründer des Syrischen<br />

Waisenhauses, Vater Johann Ludwig<br />

<strong>Schneller</strong>, für Tausende von Waisen und<br />

Armen des Mittleren Ostens aus Deutschland<br />

brachte.“<br />

„Wir lieben das Leben, denn das Leben ist die Liebe. Nein zum<br />

Terrorismus, Ja zum Frieden.” Theodor-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />

bei einer der regelmäßig stattfindenden<br />

Diskussionsrunden auf die Tagesordnung.<br />

Die Kinder und Jugendlichen konnten<br />

dabei offen über ihre Ängste und Befürchtungen<br />

reden und erfahren, dass die<br />

Erwachsenen ihre Sorgen teilen.<br />

15


EVS VEREINSARBEIT<br />

Mutter<br />

Watfa freut<br />

sich, dass<br />

Dima auf<br />

die JLSS gehen<br />

kann.<br />

FASTENBITTE ASTENBITTE <strong>2006</strong>:<br />

DAMIT MÄDCHEN EINE<br />

CHANCE HABEN<br />

16<br />

Dima ist sieben Jahre alt. Sie<br />

stammt aus einer Beduinenfamilie.<br />

Ihr Vater ist Tagelöhner bei<br />

Bauern in der Bekaa-Ebene. Derzeit<br />

leben Dimas Eltern, ihre vier<br />

Geschwister und weitere Verwandte<br />

in einer Bauruine am<br />

Hang des Libanongebirges. Die<br />

beiden Räume, in denen die<br />

Großfamilie schläft, haben keine<br />

Fenster und keinen Strom. Toilette<br />

und Dusche gibt es nicht.<br />

Den Vorplatz teilt sich die Familie<br />

mit 200 Schafen, die ebenfalls<br />

in der Bauruine untergebracht<br />

sind. Das Geld reicht gerade fürs<br />

Essen. Schulgeld könnten die Elter<br />

ihren Kindern nicht zahlen.<br />

Dima geht seit zwei Jahren in die<br />

Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-<br />

Schule (JLSS). Erst seit kurzem<br />

kann die JLSS Mädchen im Internat aufnehmen.<br />

Gemischte Einrichtungen sind<br />

im Libanon nach wie vor eine große Ausnahme.<br />

Dima ist eines der ersten Mädchen,<br />

die in der christlichen Internatsschule<br />

untergekommen sind. In der JLSS<br />

lernt sie lesen und schreiben.<br />

Dass Dima aus einer muslimischen Familie<br />

stammt, spielt an der JLSS keine<br />

Rolle. „Als christliche Einrichtung sehen<br />

wir uns allen Menschen verpflichtet, die<br />

unsere Unterstützung brauchen – unabhängig<br />

von ihrem Glauben“, sagt Direktor<br />

Riad Kassis. Dimas Mutter freut sich,<br />

dass ihr Kind an der JLSS ist. „Dass meine<br />

Tochter in eine christliche Schule geht,<br />

freut mich sehr. Ich sehe, wie fröhlich die<br />

Kinder an dieser Schule sind und weiß,<br />

dass es meiner Tochter dort gut geht.“


Fotos: <strong>EMS</strong>/Katja Buck<br />

Der Plan zum<br />

Umbau des Gästehauses.<br />

Alle<br />

Zimmer werden<br />

mit WC und Dusche<br />

ausgestattet.<br />

Dima ist eines der 27 Mädchen, die an der<br />

JLSS leben und in die Schule gehen.<br />

Später wird Dima vielleicht auch eine<br />

Ausbildung an der JLSS machen. Bisher<br />

konnten in der Einrichtung nur Jungen<br />

in den Werkstätten ausgebildet werden.<br />

Ausbildungsgänge für Mädchen gibt es<br />

noch nicht. Auf diesem Hintergrund will<br />

die JLSS nun Schritt für Schritt den hauswirtschaftlichen<br />

Bereich ausbauen. Die<br />

Küche, in der die Mahlzeiten für die 180<br />

Internatskinder gekocht werden, ist bereits<br />

mit Hilfe von zahlreichen Spenden<br />

modernisiert und zur Lehrküche erweitert.<br />

„Mit der Renovierung der Küche haben<br />

wir begonnen, eine Ausbildung für<br />

die Mädchen aufzubauen“, sagt Anselm<br />

Kreh, der Ausbildungsleiter der JLSS. Nun<br />

folge das Gästehaus als zweiter Baustein.<br />

„Wenn die Wäscherei dann renoviert ist,<br />

was allein schon aus Gründen des Arbeitsschutzes<br />

dringend notwendig ist,<br />

können wir eine hauswirtschaftliche Ausbildung<br />

anbieten.“<br />

Damit das Gästehaus bis Sommer fertig<br />

wird, ist die JLSS dringend auf Spenden<br />

angewiesen. Das Gästehaus soll für<br />

die Schule eine wichtige Einnahmequelle<br />

werden. Bisher gab es nur einige wenige,<br />

einfach ausgestattete Doppelzimmer. Das<br />

Gästehaus soll nun um einen Trakt erweitert<br />

werden. Jedes Zimmer wird über<br />

Toilette und Dusche verfügen. Im September<br />

kann die JLSS dann Gruppen bis<br />

zu 50 Personen aufnehmen. In preiswerten,<br />

modernen Zimmern (etwa 35 US Dollar<br />

bei Vollpension) können Libanonreisende<br />

dort übernachten, das Leben an der<br />

Schule kennen lernen und von dort aus<br />

zu Ausflügen in den Libanon starten. Die<br />

deutschsprachige Gästehausleitung hilft<br />

bei der Organisation. Neben Touristen<br />

können auch Konferenzgäste untergebracht<br />

werden.<br />

Und irgendwann wird Dima dort vielleicht<br />

eine Ausbildung machen, damit es<br />

ihr und ihren Kindern einmal besser geht.<br />

17


WERDEN SIE MITGLIED IM EVS!<br />

Der Evangelische Verein für die <strong>Schneller</strong>-Schulen e.V. (EVS) unterstützt und begleitet<br />

die Arbeit der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule im Libanon und der Theodor-<br />

<strong>Schneller</strong>-Schule in Jordanien. Seine besondere Aufgabe besteht darin, in den <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />

bedürftigen Kindern Erziehung sowie eine schulische und berufliche<br />

Ausbildung zu ermöglichen. Der Verein arbeitet partnerschaftlich mit den beiden örtlichen<br />

Trägerkirchen zusammen: der Nationalen Evangelischen Kirche von Beirut und<br />

der Bischöflichen Kirche in Jerusalem und dem Mittleren Osten. Der EVS ist Gründungsmitglied<br />

des Evangelischen Missionswerks in Südwestdeutschland (<strong>EMS</strong>). Durch<br />

die Zusammenarbeit wurden auch die beiden Kirchen zu Partnerkirchen des <strong>EMS</strong>. Der<br />

EVS versteht seine Arbeit als Teil der weltweiten ökumenischen Beziehungen der Mitglieder<br />

und Partnerkirchen des <strong>EMS</strong>.<br />

Der EVS informiert in seinen Publikationen und Veranstaltungen über Kirchen<br />

und Christen im Nahen Osten. Das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> erscheint vier Mal im Jahr und<br />

kann kostenlos beim <strong>EMS</strong> abonniert werden. Referenten für Vorträge zu Themen rund<br />

um die Arbeit der Schulen vermittelt das Nahostreferat im <strong>EMS</strong>.<br />

Wenn Sie Mitglied im EVS werden wollen, schicken wir Ihnen gerne eine Beitrittserklärung<br />

zu. Der jährliche Mindestbeitrag beträgt für natürliche Personen 25<br />

Euro, für juristische Personen 50 Euro. Mit einer Spende für die <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />

unterstützen Sie eine als mildtätig anerkannte diakonische Arbeit.<br />

Vogelsangstraße 62 | 70197 Stuttgart | 0711/63678-39<br />

www.ems-online.org<br />

18


Fotos: privat<br />

ENGAGEMENT FÜR DIE SCHNELLER-SCHULEN<br />

MIT OSTEREIERN FÜR DIE SCHNELLER-ARBEIT WERBEN<br />

Seit bald 25 Jahren bemalen und verkaufen Renate und<br />

Norbert Römpler aus Bad Lippspringe Ostereier mit biblischen Motiven.<br />

Der Erlös geht traditionsgemäß zur Hälfte an die <strong>Schneller</strong>-Schulen.<br />

Die ersten Wochen und Monate des<br />

Jahres stehen bei den Römplers im<br />

Zeichen des Ostereis. Vom 6. Januar bis<br />

Ende März bemalen sie mehrere hundert<br />

Hühner- und Gänseeier mit Akryl- und<br />

Wasserfarben – und das seit bald 25 Jahren.<br />

Da bleibt nicht viel Zeit für anderes.<br />

„Manchmal kommen wir kaum zum Mittagessen“,<br />

erzählt Renate Römpler lachend.<br />

Glücklicherweise gebe es viele<br />

gute Geister, die sie in dieser Zeit öfter<br />

zum Essen einladen würden.<br />

Beim Bemalen der Eier ist<br />

die Arbeitsteilung klar: Sie<br />

zeichnet vor, er koloriert.<br />

„Wir malen vor allem biblische<br />

Motive“, sagt die 74-jährige<br />

Pfarrfrau, die darin auch einen<br />

pädagogischen Auftrag sieht.<br />

Renate und Norbert Römpler beim Bemalen<br />

von Hühner- und Gänseeiern<br />

„So kommen wir mit den Leuten über<br />

biblische Geschichten ins Gespräch.“<br />

Dass die Römplers die Hälfte des Erlöses<br />

an die <strong>Schneller</strong>-Schulen spenden,<br />

hat Tradition. (Die andere Hälfte kommt<br />

einer Einrichtung in ihrer Gemeinde zugute.)<br />

„Ich interessiere mich seit langem<br />

für <strong>Schneller</strong>-Schulen“, sagt Renate Römpler,<br />

die früher Lehrerin war. „Das soziale<br />

Engagement und das christlich-muslimische<br />

Miteinander begeistern mich.<br />

Das ist einfach mein Projekt.“<br />

Bei den Ostermärkten ginge es ihr weniger<br />

um den Erlös an sich, als vielmehr<br />

darum, die Leute auf die <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />

aufmerksam zu machen. „Und<br />

irgendwie können wir mit den Ostereiern<br />

auch zeigen, dass man viel mit<br />

den eigenen Händen machen und<br />

sich auf unterschiedliche Weise für<br />

andere engagieren kann.“


ROT- UND WEISSWEIN AUS<br />

DEM LAND DER ZEDERN<br />

JOHANN-LUDWIG-SCHNELLER-<br />

WEIN, CUVÉE (ROT), 2002<br />

Der Prädikatswein aus Cabernet-<br />

Sauvignon, Syrah und Carignan<br />

verbindet fruchtige Aromen<br />

mit denen von Holz und<br />

Vanille.<br />

Bestell-Nr. 42101<br />

1 Flasche, 0,75 l 7,20 F<br />

Bestell-Nr. 42106<br />

6 Flaschen 42,50 F<br />

Bestell-Nr. 42112<br />

12 Flaschen 85,00 F<br />

(falls ausverkauft,<br />

liefern wir den nächsten<br />

Jahrgang)<br />

MAGDALENA-SCHNELLER-<br />

WEIN, CHARDONNAY (WEISS), 2002<br />

Dieser Chardonnay wächst auf 1400 Meter<br />

Höhe und wird in jungen Eichenfässern<br />

ausgebaut. Magdalena <strong>Schneller</strong> war die<br />

Frau des Gründers des Syrischen Waisenhauses<br />

in Jerusalem.<br />

Der Wein von edler Stilreinheit wurde beim<br />

Prager Weinforum mit Gold ausgezeichnet.<br />

Bestell-Nr. 42150,<br />

1 Flasche, 0,75 l 12,90 f<br />

20<br />

Hergestellt von Auszubildenden<br />

der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-<br />

Schule im Libanon.<br />

Bestell-Nr. 41101 6,00 F<br />

SCHLÜSSELANHÄNGER<br />

Aus der Schreinerei der Johann-<br />

Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule im Libanon.<br />

Bestell-Nr. 41102 2,00 F<br />

IM ANGEBOT! UNSER SCHNELLER-WEISSWEIN (NUR BIS OSTERN <strong>2006</strong>)<br />

Bestell-Nr. 42153 3 Flaschen 33,00 F (statt 38,70 F)<br />

Bestell-Nr. 42156 6 Flaschen 63,00 F (statt 75,00 F)<br />

Bestell-Nr. 42162 12 Flaschen 125,00 F (statt 150,00 F)<br />

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FLASCHENSTÄNDER<br />

AUS OLIVENHOLZ<br />

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<strong>EMS</strong> | Vogelsangstr. 62 | 70197 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 636 78 -71/ 72<br />

Fax: 0711 636 78 -55<br />

Mail: info@ems-online.org<br />

Alle Preise zuzüglich Porto<br />

und Verpackungskosten


OLIVENÖL-SEIFE<br />

Nach alter Tradition handgefertigt,<br />

aus reinem Olivenöl und<br />

Sodaasche. Die Oliven wachsen<br />

auf dem Gelände der Theodor-<br />

<strong>Schneller</strong>-Schule in Amman,<br />

Jordanien. Verpackt im attraktiven<br />

Brokatbeutel.<br />

Bestell-Nr. 46210<br />

Stück 100gr 2,90 F<br />

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0711 636 78 71/ 72<br />

<strong>EMS</strong>-JAHRESBERICHT 2005<br />

Mit dem Thema<br />

„Frieden gestalten – Schritte zur<br />

Konfliktlösung“<br />

zeigt der Jahresbericht in Interviews,<br />

Berichten und Meditationen<br />

die zentralen Arbeitsschwerpunkte<br />

der internationalen <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft<br />

auf.<br />

Dabei kommen vor allem Partner<br />

aus Übersee zu Wort: 50 lesenswerte<br />

Seiten, die das Anliegen des<br />

<strong>EMS</strong> spür- und erlebbar machen.<br />

21


CHRISTEN UND DER NAHE OSTEN<br />

AUS DEM GLAUBEN HERAUS DEN FRIEDEN FÖRDERN<br />

Internationaler Workshop „Religionen in Konflikten“<br />

Die Teilnehmenden des Workshops kamen aus<br />

Deutschland, Ghana, Holland, Indien, Indonesien und dem Libanon.<br />

Wer kennt das nicht? Dieses Unbehagen,<br />

wenn wieder einmal von religiösen<br />

Gruppen die Rede ist, die sich<br />

gegenseitig bekämpfen. Geht es dann<br />

auch noch um Christinnen und Christen,<br />

die sich an blutigen Auseinandersetzungen<br />

beteiligen, ist die Verwirrung<br />

groß. Wie können Menschen, die an<br />

Christus glauben, seine Friedensbotschaft<br />

derart verraten? Und wie ist es überhaupt<br />

möglich, dass Religion und Glaube so<br />

leicht missbraucht werden können, dass<br />

aus kleinen Konflikten manchmal Flächenbrände<br />

werden?<br />

Diese Frage stand am Anfang der Planungen<br />

für ein Projekt, das Teil der internationalen<br />

Friedenskampagne „Frieden<br />

22<br />

gestalten – Zukunft gewinnen“ des Evangelischen<br />

Missionswerks in Südwestdeutschland<br />

(<strong>EMS</strong>) ist. Bald aber war klar,<br />

dass es einer Gemeinschaft wie dem <strong>EMS</strong><br />

weniger um die Frage nach dem Konfliktpotenzial<br />

von Religion gehen sollte,<br />

sondern vielmehr darum, wie wir als<br />

Christinnen und Christen bzw. wie die<br />

Kirchen in der <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft das friedensfördernde<br />

Potenzial des christlichen<br />

Glaubens gemeinsam schöpfen können.<br />

Unter dem Titel „Religionen in Konflikten“<br />

hatte die Nationale Evangelische<br />

Kirche in Beirut (NECB) zusammen mit<br />

der <strong>EMS</strong>-Geschäftsstelle im November<br />

vergangenen Jahres zu einem internationalen<br />

Workshop in den Libanon eingela-<br />

Foto: <strong>EMS</strong>/Katja Buck


den. Die Teilnehmenden sollten alle Erfahrungen<br />

im interreligiösen Dialog haben.<br />

Die Südindische Kirche schickte<br />

Thangaraj Augustine zu dem Workshop,<br />

die Evangelische Kirche von Hessen und<br />

Nassau Dietmar Burkhardt, für die Württembergische<br />

Landeskirche kam Matthias<br />

Hiller, die Nationale Evangelische Kirche<br />

in Beirut war durch Rima Nasrallah vertreten,<br />

die Presbyterianische Kirche von<br />

Ghana durch Samuel Ayete Nyampong,<br />

die Christlich-Evangelische Kirche in<br />

Halmahera/ Indonesien schickte Saartje<br />

Papoeling und aus der Protestantisch-<br />

Indonesischen Luwu-Kirche kam Diks<br />

Pasande. Außerdem war noch Reutger<br />

Mauritz von der niederländischen Missionsgesellschaft<br />

Netherlands Gereformeerde<br />

Zendingsbond dazugestoßen, der<br />

eng mit der <strong>EMS</strong>-Partnerkirche NECB zusammenarbeitet.<br />

In den ersten drei Tagen machte sich<br />

die Gruppe vertraut mit den verschiedenen<br />

Aspekten des Zusammenlebens von<br />

Christen und Muslimen im Libanon. Zum<br />

einen informierten sich die Teilnehmenden<br />

über Dialoginitiativen und kirchliche<br />

Einrichtungen, die sowohl Christen<br />

als auch Muslime unterrichten. Zum anderen<br />

standen zwei Vorträge von einem<br />

Soziologen und einem Historiker auf dem<br />

Programm, welche die Situation der<br />

Christen in der libanesischen Gesellschaft<br />

analysierten. Schließlich hatte die<br />

Gruppe auch viel Gelegenheit, einzelne<br />

Menschen über deren ganz persönliche<br />

Erfahrungen mit Muslimen zu befragen.<br />

Deutlich wurde dabei, welch starke Rolle<br />

die religiöse Zugehörigkeit im gesellschaftlichen<br />

Leben des Libanon spielt<br />

und wie viele unterschiedliche Antworten<br />

es auf die Frage gibt, wie man am<br />

ehesten in Frieden mit muslimischen<br />

Nachbarn leben kann.<br />

Nach dem Besuchsprogramm in Beirut<br />

machte sich die Gruppe auf den Weg<br />

in die Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule<br />

in der westlichen Bekaa-Ebene, wo die<br />

Teilnehmenden drei Tage lang an der<br />

Frage arbeiteten, was Kirchen zur Verhinderung<br />

und zur Lösung von Konflikten<br />

mit religiöser Konnotation beitragen können.<br />

In dem Abschlusspapier des Workshops<br />

empfehlen die Teilnehmenden den<br />

Kirchen in der <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft, den<br />

Dialog zwischen den Religionen zu fördern.<br />

Eine Voraussetzung für den Dialog<br />

sei, dass beide Seiten die zentralen Werte<br />

der eigenen Religion und der des anderen<br />

kennen. Wichtig sei auch, dass die<br />

Basis in die Dialogbemühungen einbezogen<br />

werde.<br />

Austausch mit anderen<br />

Des Weiteren rät die Gruppe, sich auf dem<br />

Gebiet der Erziehung zu engagieren.<br />

„Christinnen und Christen, die ein klares<br />

Verständnis ihrer eigenen Tradition<br />

und Werte haben, können in Konflikten<br />

weniger leicht durch die falsche Deutung<br />

ihrer Lehren verleitet werden“, heißt es.<br />

Und schließlich empfiehlt die Gruppe ihren<br />

Kirchen, den Erfahrungsaustausch<br />

und die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen<br />

und Institutionen zu suchen<br />

und das Potenzial des <strong>EMS</strong> als einer internationalen<br />

ökumenischen Gemeinschaft<br />

zu nutzen. „Innerhalb der <strong>EMS</strong>-Gemeinschaft<br />

können alle Kirchen voneinander<br />

profitieren“, heißt es in dem Abschlusspapier.<br />

Im Mai dieses Jahres wird sich die Arbeitsgruppe<br />

zu einem zweiten Workshop<br />

in Indonesien treffen, bei dem es insbesondere<br />

um erfolgversprechende Dialogstrategien<br />

gehen soll.<br />

23


Foto: <strong>EMS</strong>/Katja Buck<br />

CHRISTEN UND DER NAHE OSTEN<br />

24<br />

DIE NACHWIRKUNGEN DES SCHOCKS<br />

Mitri Raheb über die Situation der Christen in<br />

Palästina nach den Wahlen<br />

Dr. Mitri Raheb (links neben EVS-<br />

Geschäftsführer Andreas Maurer) ist<br />

evangelischer Pfarrer von Bethlehem und<br />

Direktor der dortigen Dar al Kalima<br />

Akademie. Er hat in Marburg promoviert.<br />

Ende Januar hat die palästinensische<br />

Bevölkerung ein<br />

neues Parlament gewählt.<br />

Mit dem absoluten Wahlsieg<br />

der Hamas hatte niemand gerechnet.<br />

Christinnen und<br />

Christen, die im Heiligen<br />

Land zwei bis drei Prozent<br />

der Bevölkerung stellen, betrachten<br />

dieses Ergebnis mit<br />

Sorge.<br />

Das Ergebnis der Parlamentswahlen<br />

in Palästina ist für<br />

alle ein Schock gewesen. Fatah<br />

hat zum ersten Mal seit ihrer<br />

Gründung 1964 die Macht verloren.<br />

Die kleinen Parteien sind<br />

geschockt, weil sie entdecken<br />

müssen, wie klein sie wirklich<br />

sind mit nur sieben Prozent aller<br />

Stimmen verteilt auf vier<br />

Parteien. Hamas selbst ist noch<br />

gar nicht auf das Regieren vorbereitet.<br />

Die USA wiederum hätten<br />

solch ein demokratisches<br />

Ergebnis nicht erwartet. Und Israel wundert<br />

sich, dass seine Geheimdienste in<br />

den Vorhersagen falsch gelegen haben.<br />

Die palästinensischen Christen aber<br />

sind bekümmert: Sie erhielten sieben Sitze<br />

im neuen Parlament, sechs davon sind<br />

ihnen vorbehalten entsprechend der gesetzlich<br />

festgelegten Mindestquote. Und<br />

alle gewählten sechs Christen waren bzw.<br />

sind Abgeordnete der Fatah. Bis auf Hanan<br />

Ashrawi, die über die Liste ‚Dritter<br />

Weg’ ins Parlament gekommen ist. Für


die Mehrheit der palästinensischen Christen<br />

– wie auch für eine signifikant hohe<br />

Anzahl säkularer und intellektueller Muslime<br />

– ist die soziale Agenda der Islamisierung<br />

von Hamas beängstigend. Sie<br />

beinhaltet Dinge wie beispielsweise einen<br />

Kleidercode oder das Verbannen von<br />

Alkohol.<br />

Es wird einige Zeit dauern, bis der allgemeine<br />

Schock über das Wahlergebnis<br />

verarbeitet ist. Neulich fragte mich ein<br />

Freund: „Du warst immer gut im Reden<br />

über die endlosen Möglichkeiten angesichts<br />

der riesigen Herausforderungen;<br />

kannst du sie nun immer noch erkennen?“<br />

Meine Antwort war: „Unbedingt!“<br />

Ich meinte damit nicht, dass ich die Sorgen<br />

und Gefahren, die sich hinter der sogenannten<br />

grünen Revolution verbergen,<br />

reduzieren möchte. Und ich will auch<br />

nicht die Möglichkeit einer Islamisierung<br />

unserer Gesellschaft herunterspielen,<br />

ebenso wenig wie die möglichen Auseinandersetzungen<br />

zwischen Hamas und Fatah<br />

bzw. die Wahrscheinlichkeit einer Isolierung<br />

Palästinas durch die internationale<br />

Gemeinschaft.<br />

Ein demokratischer Wechsel<br />

Man muss aber auch die andere Seite der<br />

Medaille sehen: Dies ist das erste Mal im<br />

Nahen Osten, dass die Spielchen einer<br />

einzigen Partei friedlich durch demokratische<br />

Wahlen beendet wurden. Die Menschen<br />

haben entschieden, dass es nun genug<br />

ist mit Fatah. Dieser Wechsel hat<br />

nicht nur mit der Macht und dem Einfluss<br />

von Hamas zu tun, sondern auch<br />

mit einem notwendigen Prozess in unserer<br />

Gesellschaft. Es ist das Ende der PLO,<br />

so wie wir sie kennen. Ihre Parteien und<br />

Strukturen haben keinerlei Bezug mehr<br />

zu den Anliegen der palästinensischen<br />

Gesellschaft.<br />

Eine neue politische Landkarte wird<br />

entstehen und das bringt unendlich viele<br />

Möglichkeiten mit sich. Die Identität der<br />

Fatah nach Arafat muss neu geformt werden.<br />

Die linken Parteien müssen aufwachen,<br />

sich zusammenfinden und eine<br />

neue Vision entwickeln. Hamas ist gezwungen,<br />

ihre Fähigkeiten unter Beweis<br />

zu stellen, um zu erfüllen, was sie versprochen<br />

haben. Die Menschen in Palästina<br />

werden sich daran gewöhnen, regelmäßig<br />

ihre Repräsentanten durch<br />

demokratische Wahlen zur Rechenschaft<br />

zu ziehen.<br />

Aufgerufen zur Mitarbeit<br />

Was ist aber mit uns palästinensischen<br />

Christen? Ich denke, wir sind aufgerufen,<br />

uns nicht zu fürchten – und uns nicht<br />

aus der Politik zurückziehen. Wir sind<br />

aufgerufen, uns nicht wie Zuschauer zu<br />

fühlen, sondern mitzuwirken und mitzugestalten<br />

bei der Suche nach einer<br />

neuen palästinensischen Identität. Wir<br />

sind aufgerufen, mitzuarbeiten an einem<br />

neuen politischen System, das modern<br />

und berechenbar ist.<br />

Im Rahmen der Instrumentalisierung<br />

von Religionen sind wir aufgerufen für<br />

eine neue Form von tiefer Spiritualität zu<br />

sorgen. Und im Kontext der Desorientierung<br />

ist es unsere Berufung, eine Vision<br />

neuer Hoffnung und dynamischer Identität<br />

anzubieten. Dies ist nicht nur eine<br />

Herausforderung, sondern auch eine Ehre<br />

und ein Privileg daran mitwirken zu können.<br />

Es scheint, dass wir in Zeiten wie diesen<br />

am meisten gebraucht werden.<br />

25


CHRISTEN UND DER NAHE OSTEN<br />

AUF MEHR VERSTÄNDNIS<br />

ZWISCHEN MOSL<strong>EMS</strong> UND CHRISTEN HINARBEITEN<br />

<strong>EMS</strong> nimmt Stellung zum Karikaturenstreit<br />

Stuttgart (<strong>EMS</strong>).Die Leitung<br />

des Evangelischen Missionswerks<br />

in Südwestdeutschland<br />

(<strong>EMS</strong>) hat im Hinblick<br />

auf die umstrittenen Karikaturen<br />

über den Propheten<br />

Mohammed eine Erklärung<br />

verfasst. Das <strong>EMS</strong> ruft darin<br />

auf, die religiösen Gefühle<br />

andersgläubiger Menschen<br />

zu achten und auf ein gegenseitiges<br />

Verständnis der<br />

Religionen hinzuwirken. Im<br />

Folgenden geben wir die Erklärung<br />

im Wortlaut wieder.<br />

„Als internationale Gemeinschaft<br />

von Kirchen und<br />

Missionen steht das Evangelische<br />

Missionswerk in Südwestdeutschland<br />

(<strong>EMS</strong>) für Achtung und Respekt<br />

gegenüber Menschen anderer religiöser<br />

Überzeugungen ein. Darauf haben sich<br />

alle im <strong>EMS</strong> verbundenen Kirchen in der<br />

„Theologischen Orientierung“ bereits im<br />

Jahr 2003 verständigt. Dort heißt es: „In<br />

unserem Zeugnis begegnen wir, mutig<br />

und demütig zugleich, Menschen anderer<br />

religiöser Überzeugungen und Weltanschauungen<br />

mit Achtung, Respekt und<br />

Einfühlungsvermögen, mit der Bereitschaft<br />

zuzuhören und als gute Nachbarn<br />

zusammenzuleben.“<br />

Wir bedauern daher zutiefst, dass die<br />

religiösen Gefühle von Muslimen durch<br />

die Veröffentlichung provokanter Karikaturen<br />

- zunächst in Dänemark - verletzt<br />

wurden. Diese Form der Provokation<br />

gefährdet die friedliche Koexistenz,<br />

26<br />

Pfarrer Hanna Mansour<br />

im Gespräch mit muslimischen Würdenträgern<br />

auf die wir heute überall auf der Welt angewiesen<br />

sind. Unsere Partner im Nahen<br />

Osten, in Afrika und Asien leben in Ländern,<br />

in denen seit Jahrhunderten Christinnen<br />

und Christen in enger Nachbarschaft<br />

mit dem Islam leben. Gerade sie<br />

sind in Gefahr, Opfer eines Unverständnisses<br />

gegenüber Muslimen im Westen<br />

einerseits und eines falschen Bildes von<br />

der westlichen Welt andererseits zu werden.<br />

In islamischen Ländern wird oft<br />

„westlich“ mit „christlich“ gleichgesetzt.<br />

Wir halten es für nötig, dass überall<br />

auf der Welt die Verantwortlichen in der<br />

Politik und die religiösen Führer auf mehr<br />

Differenzierung und gegenseitiges Verständnis<br />

hinwirken. Wir halten Gewalt<br />

für keine angemessene Reaktion. Sie verursacht<br />

Leid und vertieft den Graben des<br />

Unverständnisses.<br />

Foto: Katja Buck


Als <strong>EMS</strong> wollen wir aus unserer festen<br />

christlichen Überzeugung heraus unsere<br />

Bemühungen um ein besseres Verständnis<br />

zwischen den Religionen fortsetzen<br />

und den Weg der guten Nachbarschaft<br />

weiter beschreiten.<br />

Im Blick auf das Argument der Pressefreiheit<br />

in der Diskussion um die Veröffentlichung<br />

der dänischen Mohammed-<br />

Karikaturen schließen wir uns der Aussage<br />

des Generalsekretärs des Ökumenischen<br />

Rats der Kirchen, Dr. Samuel Kobia, an:<br />

‚Medien mit Freiheit haben Macht. Wenn<br />

diese Medienmacht genutzt wird, um dem<br />

Machtmissbrauch in Gesellschaft und Politik<br />

entgegenzutreten, so ist sie weise gebraucht.<br />

Sie aber zu benutzen, um – wie<br />

in diesem Fall – an den Werten und der<br />

Würde von Menschen, die sich machtlos<br />

fühlen, Kritik zu üben, ist gefährlich.’“<br />

Das <strong>EMS</strong> ist ein ökumenisches Forum für<br />

Mission und internationale kirchliche Zusammenarbeit,<br />

dem zehn Kirchen und<br />

Missionsgesellschaften in Europa und 17<br />

Partnerkirchen in Afrika, Asien und dem<br />

Nahen Osten angehören. Der Evangelische<br />

Verein für die <strong>Schneller</strong>-Schulen (EVS) ist<br />

Mitglied im <strong>EMS</strong>.<br />

SUHEIL DAWANI ZUM BISCHOF<br />

KOADJUTOR GEWEIHT<br />

Jerusalem (<strong>EMS</strong>). In Anwesenheit von<br />

zahlreichen Bischöfen und Kirchenführern<br />

aus dem In- und Ausland ist Suheil<br />

Dawani am 6. Januar zum Koadjutor der<br />

Bischöflichen Kirche von Jerusalem und<br />

dem Mittleren Osten geweiht worden. Damit<br />

ist er Bischof Riah Abu el Assal offiziell<br />

zur Seite gestellt und wird dessen<br />

Amt antreten, sobald el Assal in den Ruhestand<br />

geht. Mehr als tausend Christinnen<br />

und Christen aus Palästina, Israel und<br />

Jordanien nahmen an der Feier in Jerusalem<br />

teil. Auch Pfarrer Klaus Schmid,<br />

Vorsitzender des EVS, und Pfarrer Ulrich<br />

Kadelbach, ehemaliger Nahostreferent<br />

des <strong>EMS</strong>, waren unter den Gästen.<br />

In dem Gottesdienst in der Sankt-Georg-Kathedrale<br />

in Jerusalem rief Suheil<br />

Dawani die Anwesenden dazu auf, gemeinsam<br />

an der Versöhnung zwischen Israelis<br />

und Palästinensern zu arbeiten. „Es<br />

ist unsere Pflicht alles dafür zu tun, dass<br />

Jerusalem ein Beispiel für den Frieden<br />

wird und ein Ort, an dem die drei abrahamitischen<br />

Religionen zusammenleben.<br />

Foto: Episcopal Church<br />

Bischof Koadjutor Suheil Dawani<br />

nach dem Weihgottesdienst<br />

27


Auf diese Weise können wir die menschliche<br />

Würde bewahren, schließlich sind<br />

wir alle nach dem Bilde Gottes geschaffen“,<br />

sagte Dawani.<br />

EINRICHTUNG AUF DEM STERN-<br />

BERG FEIERT GEBURTSTAG<br />

Ramallah (<strong>EMS</strong>). Seit 25 Jahren betreut<br />

das Rehabilitationszentrum Sternberg bei<br />

Ramallah behinderte Menschen aus den<br />

palästinensischen Gebieten. Mitte April<br />

wird die Institution, die zur Herrnhuter<br />

Brüdergemeine gehört, ihren Geburtstag<br />

mit internationalen Gästen feiern. Die<br />

Arbeit auf dem Sternberg ist besonders in<br />

den vergangenen Jahren durch die politischen<br />

Ereignissen in den besetzten Gebieten<br />

erschwert worden. Checkpoints<br />

und Ausgangssperren machen es den<br />

Menschen oft schwer, die Einrichtung<br />

überhaupt zu erreichen. Deswegen ist es<br />

umso wichtiger, Jubiläen gebührend zu<br />

feiern. Die Redaktion des <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />

gratuliert.<br />

BESUCH AUS BEIRUT<br />

Stuttgart (<strong>EMS</strong>). Im Rahmen des Ökumenischen<br />

Freiwilligenprogramms des<br />

<strong>EMS</strong> macht Amal Mshantaf aus der Nationalen<br />

Evangelischen Kirche in Beirut<br />

(NECB) zurzeit verschiedene Praktika in<br />

kirchlichen Einrichtungen in Hessen. Die<br />

26-jährige Lehrerin sieht darin eine gute<br />

Möglichkeit das kirchliche Leben in<br />

Deutschland kennen zu lernen und auch<br />

Einblicke in die deutsche Kultur zu bekommen.<br />

„Die Zeit in Deutschland verändert<br />

mich“, sagte Amal Mshantaf be-<br />

28<br />

reits nach drei Monaten bei einem Besuch<br />

in Stuttgart. „Früher war ich sehr<br />

schüchtern. Jetzt aber lerne ich, selbstbewusster<br />

aufzutreten und merke, wie<br />

spannend es ist, auf fremde Leute zuzugehen“,<br />

sagte die junge Frau, die im Libanon<br />

ehrenamtlich in der Jugendarbeit<br />

der NECB tätig ist. Die NECB ist Trägerkirche<br />

der Johann-Ludwig-<strong>Schneller</strong>-Schule.<br />

Amal Mshantaf aus Beirut<br />

lernt gerade Deutschland kennen.<br />

Über das Ökumenische Freiwilligenprogramm<br />

des <strong>EMS</strong> gehen jedes Jahr viele<br />

junge Leute für sechs bis zwölf Monate<br />

in Einrichtungen der Partnerkirchen.<br />

Auch an den beiden <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />

arbeiten immer wieder Freiwillige mit und<br />

erhalten so Einblick in eine andere Kultur.<br />

Foto: <strong>EMS</strong>/Steffen Grashoff


MEDIEN<br />

Margret Greiner<br />

Jefra heißt Palästina.<br />

Ein Mädchen<br />

aus Ostjerusalem.<br />

Piper Verlag,<br />

München 2005,<br />

ISBN<br />

3-492-27090-5,<br />

236 Seiten,<br />

Euro 13<br />

Dialog mit dem Feind<br />

Margret Greiner gelingt es durch scharfe<br />

Beobachtungsgabe, kombiniert mit unsentimentalem<br />

Einfühlungsvermögen,<br />

die inneren Auseinandersetzungen einer<br />

16-jährigen Palästinenserin glaubwürdig<br />

darzustellen. Weil die Autorin bis 2002<br />

an einer palästinensischen Mädchenschule<br />

in Ostjerusalem unterrichtete,<br />

konnte sie das Leben der Hauptfigur Jefra<br />

stark an das Leben ihrer ehemaligen<br />

Schülerin Lama Tarayra anlehnen. Immer<br />

wieder veranschaulicht Greiner in<br />

bewegenden Szenen, wie schwer es in Palästina<br />

(ebenso wie in Israel) diejenigen<br />

haben, die den Dialog mit dem „Feind“<br />

suchen und leben. Etwa wenn sie die Empfindungen<br />

Jefras schildert, als ihre Familie<br />

zu einem spontanen Festmahl eingeladen<br />

wird und Jefra feststellen muss, dass<br />

ihr Onkel ein „erfolgreiches“ Selbstmordattentat<br />

gegen die Israelis feiern will. Und<br />

doch endet das Buch hoffnungsvoll. Vielleicht<br />

schreibt Lama Tarayra in einigen<br />

Jahren ihr eigenes Buch und vielleicht<br />

sind dann die Brücken zwischen beiden<br />

Völkern schon stabiler geworden?<br />

Birte Petersen<br />

Oliver Kohler<br />

Zwischen christlicherZionssehnsucht<br />

und kaiserlicher<br />

Politik.<br />

Die Entstehung von<br />

Kirche und Kloster<br />

„Dormitio Beatae<br />

Mariae Virginis“<br />

in Jerusalem.<br />

EOS-Verlag, 2005,<br />

638 Seiten,<br />

Euro 34,80<br />

Ein Rundbau mit Bedeutung<br />

Jeder Jerusalem-Besucher kennt die Dormitio,<br />

mancher Theologe hat dort ein<br />

Auslandssemester verbracht, auch im israelisch-palästinensischen<br />

Dialog spielt<br />

die Benediktinerabtei eine Rolle. In seiner<br />

Tübinger Doktorarbeit ist Oliver Kohler<br />

der Geschichte des neoromanischen<br />

Rundbaus zwischen „christlicher Zionssehnsucht<br />

und kaiserlicher Politik“ nachgegangen.<br />

Kohler zeichnet die Verquickungen<br />

von Geistesgeschichte, Außenund<br />

Kirchenpolitik nach und dokumentiert<br />

historische Aufnahmen. In der Zeit<br />

nach Abflauen des Kulturkampfes und<br />

im Kontext der „Weltpolitik“ Wilhelms<br />

II. sollten auch die deutschen Katholiken<br />

einen Platz in Jerusalem erhalten, waren<br />

dort die Protestanten seit 1898 mit der<br />

Erlöserkirche vertreten. Kohler zeigt, dass<br />

die Initiative mehr vom „Deutschen Verein<br />

vom Heiligen Lande“ als von der abwartenden<br />

Reichsregierung ausging. Kohler<br />

füllt mit seiner gründlichen Studien<br />

eine Lücke der Forschung. Historisch innovative<br />

Thesen finden sich bei ihm<br />

nicht.<br />

Roland Löffler<br />

29


BRIEFE AN DIE REDAKTION<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in den vergangenen Monaten haben uns in der Redaktion wieder zahlreiche<br />

Zuschriften erreicht. Besonders freut uns, dass die Arbeit der <strong>Schneller</strong>-Schulen,<br />

die Teil der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft des <strong>EMS</strong> sind, auch in den<br />

<strong>EMS</strong>-Partnerkirchen in Übersee wahrgenommen wird. Sollten Sie Menschen<br />

kennen, die sich über den kostenlosen Erhalt des <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong>s freuen<br />

würden, lassen Sie es uns bitte wissen.<br />

Ich finde, dass das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> ein<br />

hervorragendes Beispiel eines Newsletters<br />

ist, der die Aufmerksamkeit von Gemeinschaften<br />

auf die gute Arbeit und Mission<br />

lenkt, die von der Kirche an allen Menschen<br />

geleistet wird, unabhängig von ihrer<br />

Religion, ihrer Hautfarbe usw. Das <strong>Magazin</strong><br />

ist diesbezüglich sehr lesenswert,<br />

über den Nahen Osten gibt es einen guten<br />

Überblick allen seinen Leserinnen und<br />

Lesern, die den Nahen Osten vielleicht<br />

noch nicht bereisen konnten. Es ist nicht<br />

voreingenommen oder parteilich in Hinblick<br />

auf die Politik im Nahen Osten. Es<br />

ist neutral und immer objektiv. Einigen<br />

Ghanaern habe ich Exemplare zum Lesen<br />

nach Hause gebracht. Sie schätzen die<br />

Themen- und Schwerpunktauswahl des<br />

<strong>Magazin</strong>s.<br />

Dr. Samuel Ayete-Nyampong,<br />

Presbyterianische Kirche in Ghana<br />

Das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> ist wirklich schön<br />

anzusehen und es ist ein Muss für eine<br />

Organisation wie das <strong>EMS</strong>. Dadurch kann<br />

man etwas erfahren über die Programme<br />

und Aktivitäten der Partner im <strong>EMS</strong>. Ich<br />

würde allerdings vorschlagen, dass es monatlich<br />

oder wenigstens alle zwei Monate<br />

herauskommt und nicht wie jetzt nur vierteljährlich.<br />

Thangaraj Augustine,<br />

Direktor der Abteilung für Mission<br />

und Evangelisation<br />

der Kirche von Südindien (CSI)<br />

30<br />

Wir haben das neue <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

erhalten. Viele interessante Neuigkeiten<br />

aus dem Libanon und Jordanien können<br />

wir hierdurch unseren Schülern weitergeben,<br />

die nach wie vor in ihrem sozialen<br />

Engagement für die Johann-Ludwig-<br />

<strong>Schneller</strong>-Schule tätig sind. Durch die<br />

politische Lage im Nahen Osten ist zwar<br />

der direkte Kontakt nur sehr schwer zu<br />

halten, aber wir versuchen weiterhin Brücken<br />

zu bauen im Sinne der Friedenserziehung.<br />

Hans Zeller, Rektor,<br />

Realschule Dornhan<br />

Eigentlich zufällig bekam ich die Nummer<br />

2005/3 vom <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> in die<br />

Hand. Die Artikel fand ich wirklich interessant<br />

und ausbalanciert. Direktor Riad<br />

Kassis traf ich in Khirbet Kanafar im vergangenen<br />

Mai. Ist es möglich, das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

regelmäßig zu erhalten?<br />

Ernest Reichert, Straßburg<br />

Die Zuschrift im Heft 4/2005 von Herrn<br />

Reinhold Schaal, EVS-Vorstand, Weingarten,<br />

entspricht 100 Prozent auch meinem<br />

Denken! Auch ich freue mich immer über<br />

das jetzt so übersichtliche <strong>Magazin</strong> mit<br />

all den guten Bildern und Informationen!<br />

Ich bin schon etwa 45 Jahre an Ihre guten<br />

Werke angeschlossen. Gottes Segen<br />

weiterhin für Sie alle!<br />

Hildegard Beltrandi,<br />

Ludwigshafen


BRIEFE AN DIE REDAKTION<br />

Mit großem Interesse haben wir die Artikel<br />

über die Irak-Flüchtlinge gelesen. Ich<br />

habe davon bei der Adventsfeier meiner<br />

Gymnastikgruppe weitererzählt. Spontan<br />

haben mir die Frauen 100 Euro mitgegeben,<br />

die ich heute an den EVS überwiesen<br />

habe.<br />

Gerlinde Lorenz,<br />

Fellbach<br />

EVS-INTERN<br />

Dank<br />

Mit herzlichem Dank bestätigen wir den<br />

Eingang von Gaben unbekannter Spenderinnen<br />

und Spender und von Spendenden,<br />

die keinen Einzeldank wünschen,<br />

sowie denjenigen, deren Namen leider<br />

unleserlich waren.<br />

Verstorbene<br />

Von den Freunden des Evangelischen<br />

Vereins für die <strong>Schneller</strong>-Schulen wurden<br />

in die Ewigkeit abberufen:<br />

Dagmar Schmidt, 59872 Meschede<br />

Elisabeth Peschke, 92318 Neumarkt<br />

Annelise Pörner, 50259 Pulheim<br />

Friedrich Mohn, 35096 Weimar<br />

Gertrud Ullmer, 69151 Neckargemünd<br />

Rosa Vogel, 74523 Schwäbisch Hall<br />

Kurt Kiefer, 66506 Maßweiler<br />

Karl-Heinz Neumann, 56073 Koblenz<br />

Günther Gmelin, 88045 Friedrichshafen<br />

Else Klopfer, 70195 Stuttgart<br />

IMPRESSUM<br />

121. Jahrgang,<br />

Heft 1, März <strong>2006</strong><br />

Herausgeber: Evangelischer Verein<br />

für die <strong>Schneller</strong>-Schulen e.V.<br />

im Evangelischen Missionswerk<br />

in Südwestdeutschland e.V.<br />

Redaktion: Ulrich Bubeck, Katja<br />

Dorothea Buck (verantw.),<br />

Andreas Maurer, Birte Petersen<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Margrit Bach<br />

Gestaltung: Steffen Grashoff;<br />

Julia Theilmann<br />

Übersetzung: Gudrun Drees<br />

Anschrift: Vogelsangstraße 62,<br />

70197 Stuttgart<br />

Tel.: 0711/63678-0<br />

Fax: 0711/63678-55<br />

E-Mail: info@ems-online.org<br />

www.ems-online.org<br />

Sitz des Vereins: Stuttgart<br />

Druck: J.F. Steinkopf Druck<br />

GmbH, Stuttgart, Auflage: 15 800<br />

Kontaktadresse in der Schweiz:<br />

Pfr. Jost Keller, Kirchgasse 12,<br />

CH-7000 Chur<br />

Schweizer Verein für die <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />

im Nahen Osten,<br />

Zürich. PC Konto 40-11277-8<br />

Einer Teilausgabe liegt eine<br />

Zahlkarte mit eingedruckter<br />

Spendenbescheinigung bei.<br />

Das <strong>Schneller</strong>-<strong>Magazin</strong> erscheint<br />

vier Mal jährlich. Der Bezugspreis<br />

ist im Mitgliedsbeitrag<br />

enthalten.<br />

31


Evangelischer Verein für die<br />

<strong>Schneller</strong>-Schulen (EVS),<br />

Mitglied im Evangelischen Missionswerk in<br />

Südwestdeutschland (<strong>EMS</strong>)<br />

Vogelsangstr. 62 | 70197 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 636 78 -0<br />

Fax: 0711 636 78 -45<br />

Mail: info@ems-online.org<br />

Kontoverbindung des EVS:<br />

EKK-Stuttgart, BLZ 520 604 00,<br />

Konto-Nr. 407 410<br />

Besuchen Sie uns im Internet unter<br />

www.ems-online.org<br />

HIMMEL UND ERDE WERDEN VERGEHEN;<br />

ABER MEINE WORTE WERDEN NICHT VERGEHEN. (MATTH. 24,35)<br />

Evangelisches Missionswerk<br />

in Südwestdeutschland<br />

Wir freuen uns, wenn Sie die<br />

Arbeit der <strong>Schneller</strong>-Schulen<br />

mit einer Spende unterstützen.

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