Schneller-Magazin 1/2006 (PDF, 600KB) - EMS
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SCHWERPUNKT: OSTERN IM NAHEN OSTEN<br />
EIN FEST OHNEGLEICHEN<br />
Ostern in der orthodoxen Liturgie<br />
Ostern ist das Fest schlechthin in der<br />
Orthodoxen Kirche, oder wie es in<br />
ihrer Liturgie heißt: „das Fest der<br />
Feste und die Feierzeit der Feierzeiten“.<br />
Genau genommen ist es das Fest der<br />
Christenheit überhaupt, doch der Konsumgeist<br />
und gewisse Volkstraditionen<br />
haben es ins zweite Glied hinter Weihnachten<br />
gedrängt, das leider zu einem<br />
gesellschaftlichen Ereignis geworden ist.<br />
Der Buchstabe X – in der Algebra das Symbol<br />
für das Unbekannte – wird in dem<br />
englischen Wort für Weihnachten mittlerweile<br />
für Christus selbst eingesetzt,<br />
wenn „Christmas“ nur noch „X-mas“ geschrieben<br />
wird. Und dem Atmosphärischen<br />
wird an Weihnachten ein immer<br />
größerer Stellenwert beigemessen.<br />
Dies alles hat das Weihnachtsfest aus<br />
dem Bereich des Glaubens hinausgedrängt.<br />
Interessanterweise wurde Weihnachten<br />
in der frühen Christenheit zusammen<br />
mit dem Erscheinungsfest gefeiert.<br />
Nur in der Armenischen Kirche ist<br />
diese Tradition heute noch lebendig. Im<br />
orthodoxen Glauben ist Ostern das entscheidende<br />
Fest der Kirche, weil die Auferstehung<br />
Christi das entscheidende Ereignis<br />
für den christlichen Glauben ist.<br />
Deswegen wird Ostern auf eine Art gefeiert,<br />
die mit keinem anderen Fest vergleichbar<br />
ist.<br />
Dem Osterfest geht eine lange Vorbereitungszeit<br />
voraus, die mit einer dreiwöchigen<br />
Bibellesezeit vor der eigentlichen<br />
Fastenzeit beginnt. In diesen Wochen<br />
wird eine bestimmte Bibelstelle während<br />
der Sonntage gelesen, welche die Bedeu-<br />
Foto: <strong>EMS</strong>/Archiv<br />
tung hervorhebt, die das Fasten<br />
hat. Die vorösterliche<br />
Fastenzeit, die zur Unterscheidung<br />
von den zahlreichen<br />
anderen Fastenzeiten<br />
in der Orthodoxen Kirche<br />
auch „die Große Fastenzeit“<br />
genannt wird, umfasst sechs<br />
Wochen sowie die Karwoche.<br />
In dieser Zeit isst und trinkt<br />
der Gläubige vor der Mittagszeit<br />
nichts. Insgesamt<br />
verzichtet er auf Nahrung,<br />
die von Tieren stammt<br />
(Fleisch, Fisch, Eier, Käse<br />
usw.). Jeden Abend finden<br />
Gebetszeiten statt, genannt<br />
Komplet zum Hochfest, und freitags ein<br />
Bittgottesdienst für die Jungfrau Maria.<br />
Die Stimmung in dieser Zeit ist ernst und<br />
feierlich.<br />
Lesungen aus der Bibel beschränken<br />
sich wochentags auf das Alte Testament,<br />
vor allem aus dem Buch der Psalmen, aus<br />
Jesaja und Hiob. Das Neue Testament wird<br />
samstags und sonntags gelesen, weil das<br />
die Tage sind, an denen es die Liturgie<br />
vorsieht. An den Wochentagen wird zweimal<br />
ein besonderer Gottesdienst gefeiert.<br />
Dabei wird den Gläubigen die Heilige<br />
Kommunion gespendet mit Brot, das<br />
während des Gottesdienstes am vorherigen<br />
Sonntag geweiht wurde.<br />
Während der Fastenzeit steht samstags<br />
und sonntags ein bestimmter Heiliger<br />
oder ein besonderes Thema im Mittelpunkt,<br />
um die Bedeutung der Fastenzeit<br />
in den Vordergrund zu stellen. Die Gläu-