Schneller-Magazin 1/2006 (PDF, 600KB) - EMS
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LITURGIE UND RITUS ALS TEIL DES GLAUBENS<br />
Vom spirituellen Reichtum der östlichen Kirchen<br />
Wir nähern uns der heiligen Osterzeit. Da ist es meiner Meinung nach angebracht,<br />
die Liturgie und die Riten der östlichen Kirchen in den Blick zu nehmen.<br />
Ich möchte versuchen, unseren Lesern in Deutschland näher zu bringen,<br />
wie orthodoxe Christen auf einzigartige Weise das Erbe, das ihnen von den<br />
Kirchenvätern überliefert wurde, heute verstehen.<br />
Die starke Betonung von Ritus und<br />
Liturgie in den östlichen Kirchen<br />
mutet Christen, die aus der westlich-evangelischen<br />
Tradition kommen,<br />
vielleicht ein wenig befremdlich an. Zum<br />
einen hat ja die westliche Tradition generell<br />
und die evangelische im Besonderen<br />
das Liturgische nie als eine wesentliche<br />
Seite ihres religiösen Lebens<br />
betrachtet. Zum anderen gründet das religiöse<br />
Fundament der reformatorischen<br />
Kirchen im Westen eher auf dogmatischen<br />
als auf liturgischen Aspekten. Allenfalls<br />
die englische Reformation macht<br />
hier vielleicht eine Ausnahme. Es ist daher<br />
angebracht, zuerst einmal einige Begriffe<br />
und theologische Konzepte der östlichen<br />
Kirchen zu erläutern, bevor wir<br />
uns der Liturgie und dem Ritus der östlichen<br />
Kirchen nähern.<br />
Foto: <strong>EMS</strong>/Archiv<br />
Gottesdienst<br />
in<br />
einer rumorthodoxen<br />
Gemeinde<br />
1. Vergöttlichung Vergöttlichung<br />
(Theosis)<br />
„Gott ist einer von uns geworden, auf<br />
dass wir werden wie Gott.“<br />
Dieser Satz nennt, was die Kirchenväter<br />
unter der Menschwerdung Gottes verstanden<br />
haben. Gott wurde Mensch, um<br />
die Schöpfung nach dem Sündenfall wieder<br />
aufzurichten. Der Mensch war nach<br />
Seinem Ebenbild geschaffen. Mit dem<br />
Sündenfall hatte er diese Göttlichkeit zerstört.<br />
Gott mischte sich in unsere Geschichte<br />
ein, damit wir wieder nach seinem<br />
Ebenbild werden können.<br />
Der Akt der Vergöttlichung braucht unsere<br />
Bereitschaft und Offenheit für den<br />
Geist und zwar in einer ganzheitlichen<br />
Art und Weise, welche die Gedanken, Gefühle,<br />
Sinne und natürlich auch die Lebensweise<br />
umfasst.<br />
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