Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker
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interessantere ist. Schon Rudolf Kolisch machte<br />
in einem leider viel zu wenig bekannten Gespräch<br />
mit dem Dirigenten René Leibowitz auf einige Be -<br />
sonderheiten in ihr aufmerksam, denn sie ist so<br />
frei nicht gestaltet, wie man für eine Kadenz gemeinhin<br />
annimmt. Der „Einschluß einer festen<br />
Formung, zweier achttaktiger Perioden mit Marschcharakter,<br />
die wiederholt werden“, ist ebenso<br />
ungewöhnlich wie die Länge der Kadenz mit insgesamt<br />
141 Takten. „Die strukturelle Idee ist<br />
also offenbar die einer zweiten Durchführung.<br />
Welch grandioser Einfall, dadurch ein Gegengewicht<br />
zu den zwei Expositionen herzustellen“<br />
– gemeint ist die Themenaufstellung zunächst im<br />
Tutti, dann durch das Soloinstrument. Vollends<br />
unerwartet tritt in diesem „Marcia“-Abschnitt<br />
die Pauke mit ihrem Pochmotiv hinzu und erweist<br />
sich selbst hier, auf der traditionell dem Solisten<br />
vorbehaltenen Auftrittsebene, als das konstitutive<br />
Element des Satzes. Genau diese Kadenz<br />
aber zeugt, sozusagen auf dem Umweg über die<br />
Klavierfassung, noch im nachhinein von Beethovens<br />
untrüglichem Gespür für die architektonische<br />
und strukturelle Ausgewogenheit seines<br />
Violinkonzerts.<br />
Ludwig van Beethoven: Violinkonzert D-Dur