05 - LF6 Thema Stahlbetonbalken-Schueler - Berufskolleg Borken
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1. Einleitung<br />
<strong>Thema</strong> : Beton- und Stahlbeton<br />
Zuerst ein bisschen Wiederholung. Denke und hoffe für Sie, dass die Eigenschaften von Beton<br />
noch im Kasten abgespeichert sind. Wie schon im Lernfeld 4 besprochen, ist der Baustoff Beton<br />
in der modernen Bauindustrie nicht mehr wegzudenken. Fassen wir noch einmal die wichtigsten<br />
Eigenschaften zusammen :<br />
� __________________________________________________________________<br />
� __________________________________________________________________<br />
� __________________________________________________________________<br />
� __________________________________________________________________<br />
� __________________________________________________________________<br />
Um den Baustoff aber vollkommen zu machen, fehlt eine wesentliche Eigenschaft :<br />
� die Aufnahme von hohen Zugspannungen<br />
Stellt sich nun die Frage, in welchen Tragwerken aus Beton neben Druckspannungen zeitgleich<br />
auch Zugspannungen entstehen können ?<br />
���� __________________________________________________________________<br />
���� __________________________________________________________________<br />
���� __________________________________________________________________<br />
���� __________________________________________________________________´<br />
���� __________________________________________________________________<br />
���� __________________________________________________________________<br />
Grundsätzlich entstehen in einem Bauteil Zugspannungen, wenn aufgrund der Verformung bei<br />
Belastung Bereiche im Bauteil gestreckt werden. Geringe Zugspannungen können vom Beton<br />
selber aufgenommen werden. Bei Überschreitung der aufnehmbaren Zugspannungen des Betons,<br />
wird der Rest der verbleibenden Zugspannung vom Betonstahl aufgenommen, um die<br />
Stansicherheit zu gewährleisten. Durch die Einbettung von Betonstahl in den Beton, entsteht der<br />
Verbundbaustoff :<br />
Stahlbeton<br />
Seite 1
2. Verbundwirkung<br />
Damit der Betonstahl die auftretenden Zugspannungen aufnehmen kann, muss zwischen dem<br />
Beton und dem Betonstahl (Bewehrung) ein vollständiger Verbund vorliegen. Mit anderen<br />
Worten, der Betonstahl muss vollflächig mit Beton ummantelt und fest mit dem Beton verzahnt<br />
sein. Die Verbundwirkung zwischen dem Betonstahl und dem Beton ist dabei von folgenden<br />
Kriterien abhängig :<br />
���� __________________________________________________________________<br />
���� __________________________________________________________________<br />
���� __________________________________________________________________<br />
���� __________________________________________________________________<br />
���� __________________________________________________________________<br />
���� __________________________________________________________________<br />
3. Betonstahl<br />
Zur Aufnahme der Zugspannung wird in der Praxis ausschließlich ein Betonstahl BSt 500 S (A)<br />
verwendet. Diese Kurzbezeichnung kann wie folgt übersetzt werden :<br />
BSt � _____________________________________________________________<br />
500 � _____________________________________________________________<br />
S � _____________________________________________________________<br />
(A) � _____________________________________________________________<br />
Alternativ zum S kann auch ein M verwendet werden, wenn die Bewehrung aus<br />
Betonstahlmatten besteht und alternativ zum (A) kann ein (B) verwendet werden, wenn die<br />
Duktilität der Bewehrung sehr hoch (Verformbar) sein muss.<br />
3.1 Begriff der Streckgrenze<br />
Baustoffe, wie eben beispielsweise Stahl, Holz oder auch Glas sind bis zu einer bestimmten<br />
Grenze elastisch. Dies bedeutet, dass die Verformung bei Wegnahme der Einwirkung wieder in<br />
die Ursprungs(Ausgangs)form zurückgeht. Bei Überschreitung der Grenze verformt sich der<br />
Baustoff plastisch. In diesem Bereich bleibt die Verformung auch bei Wegnahme der<br />
Einwirkung bestehen. Dies bedeutet aber nicht gleichzeitig den Verlust der Tragfähigkeit. Bei<br />
Betrachtung des Spannungs-Dehnungsdiagramms eines Betonstahls BSt 500 S (A) wird dieses<br />
deutlich.<br />
Seite 2
Spannungs-Dehnungsdiagramm :<br />
Mithilfe eines Zugversuches wurden die wichtigsten Festigkeitseigenschaften wie Streckgrenze<br />
und zulässige Zugfestigkeit für ein Betonstahl BSt 500 S (A) ermittelt. Dabei zeigt sich, dass bis<br />
zur Streckgrenze S die Dehnung und die daraus resultierende Spannung proportional zueinander<br />
stehen. Dies bedeutet, dass bei Verdopplung der Dehnung sich gleichzeitig auch die Spannung<br />
verdoppelt. In diesem Proportionalitätsbereich verhält sich der Betonstahl elastisch. Bei<br />
Überschreitung der Streckgrenze verhält sich der Betonstahl plastisch und fängt an zu fließen. Im<br />
Fließbereich nimmt die Dehnung stark zu, ohne dabei die Spannung zu erhöhen. Nachdem<br />
Fließbereich nimmt bei weiterer Dehnung die Spannung nur noch unwesentlich zu. Die maximal<br />
aufnehmbare Zugspannung beträgt 550 N/mm 2 . Bei Überschreitung der maximalen<br />
Zugspannung nimmt die Spannung im Stahl bei weiterer Dehnung ab und erreicht die<br />
Zerreißgrenze, an der Betonstahl reißt. Bei der Bemessung von Stahlbetonbauteilen, darf die<br />
Streckgrenze nicht überschritten werden. Nachdem Sicherheitskonzept nach DIN 1045-1 darf bei<br />
der Bemessung der Bewehrung folgende Zugspannung nicht überschritten werden :<br />
zulässig σS =<br />
zulässig σS =<br />
Streckgrenze<br />
γ<br />
M<br />
500N<br />
/ mm<br />
1,<br />
15<br />
2<br />
= 435 N/mm 2 � 43,5 kN/cm 2<br />
Seite 3<br />
Zerreißgrenze
3.2 Handelsformen von Betonstahl<br />
Für die Bewehrung eines Stahlbetonbauteils kommen folgende Durchmesser zur Anwendung :<br />
Durchmesser mm 6 8 10 12 14 16 20 25 28<br />
Querschnitt cm 2 0,283 0,503 0,785 1,131 1,54 2,01 3,14 4,91 6,16<br />
Gewicht kg/m 0,222 0,395 0,617 0,888 1,21 1,58 2,47 3,85 4,83<br />
Die mögliche Lieferlänge beträgt bis zu 15,0 m<br />
4. Tragverhalten eines <strong>Stahlbetonbalken</strong>s<br />
An einem <strong>Stahlbetonbalken</strong> auf zwei Stützen mit einer gleichmäßigen Streckenlast wird das<br />
Tragverhalten näher erläutert.<br />
Die Frage, die sich hier stellt lautet :<br />
Wo muss aufgrund von Zugspannungen die Biegzugbewehrung eingelegt werden ?<br />
Mithilfe der Verformungsfigur des Bauteils resultierend aus der äußerlichen Einwirkung, werden<br />
die Bereiche sofort sichtbar, wo sich unabhängig von der Größe der Einwirkung Zugspannungen<br />
im Bauteil einstellen.<br />
Bei Betrachtung der Verformungsfigur wird deutlich sichtbar, dass der untere Randbereich des<br />
<strong>Stahlbetonbalken</strong>s am meisten gestreckt wird und der obere Randbereich gestaucht wird. Die<br />
erforderliche Bewehrung muss demzufolge soweit wie möglich im unteren Randbereich<br />
Seite 4
eingebaut werden. Um einen vollständigen Verbund zwischen dem Betonstahl und dem Beton zu<br />
gewährleisten, muss die Bewehrung einen gewissen Abstand zum Randbereich aufweisen.<br />
Dieser Abstand (Betondeckung Kapitel 9) ist auch der Garant für den erforderlichen<br />
Korrosionsschutz der Bewehrung.<br />
4.1 Rissbild unter Belastung<br />
Die maximale Zugbeanspruchung befindet sich auf der Unterseite des <strong>Stahlbetonbalken</strong>s. Wenn<br />
die eingebaute Bewehrung sinn machen soll, dann muss der Beton auf der Unterseite zunächst<br />
reißen. Würde der Beton dies nicht tun, so würde die komplette Zugbeanspruchung vom Beton<br />
aufgenommen werden und der Betonstahl wäre überflüssig. Aufgabe des Tragwerksplaners ist es<br />
die Rissbreite so klein wie möglich zu bemessen, um den Korrosionsschutz nicht zu gefährden.<br />
Für Bauteile im normalen Hochbau unter normalen Umweltbedingungen darf gemäß DIN 1045-<br />
1 folgende Rissbreite nicht überschritten werden :<br />
Darstellung Rissbild unter Belastung:<br />
Fragen :<br />
Wcal ≤ 0,4 mm<br />
1. Warum werden die Rissbreiten der Biegezugrisse zum Auflager hin immer kleiner ?<br />
2. Warum hören die Biegezugrisse kurz vor dem Auflager auf beiden Seiten auf ?<br />
3. Was und wie entstehen am Auflager Schubrisse ?<br />
Seite 5
Antwort zu 1. + 2. :<br />
� Wenn am Biegezugrand der Beton reißt, dann bedeutet dies, dass die Zugspannung<br />
aufgrund der Verformung nicht vom Beton aufgenommen werden kann. Ohne den<br />
Einbau einer Biegezugbewehrung würde der Balken seine Tragfähigkeit verlieren und<br />
einstürzen.<br />
� Bei Betrachtung des Bauteils stellen Sie fest, dass sowohl das System als auch die<br />
äußerliche Einwirkung symmetrisch ist. Dies hat zufolge, dass die maximale<br />
Durchbiegung und somit die maximale Zugspannung genau in der Mitte des Balkens<br />
auftritt. Die Entstehung der Biegezugrisse erfolgt schrittweise :<br />
1. Schritt :<br />
Bei Überschreitung der maximal aufnehmbaren Zugspannung des Betons reißt dieser an<br />
der Stelle der maximalen Durchbiegung auf. Durch die Klaffung wird die gesamte<br />
Zugkraft zu 100% in die Bewehrung eingeleitet. Durch die Klaffung nimmt die<br />
Steifígkeit des Balkens ab und biegt sich weiter durch.<br />
2. Schritt :<br />
Durch den Verbund zwischen der Bewehrung und dem Beton, wird ein Teil der Zugkraft<br />
über die Rippen des Betonstahls wieder in den Beton eingeleitet. Diese Zugkraft und die<br />
daraus resultierende Zugspannung kann ebenfalls nicht vom Beton aufgenommen werden<br />
und der Beton reißt erneut. Die zweite Klaffung in Richtung zum Auflager reduziert die<br />
Steifigkeit des Balkens erneut und biegt sich weiter durch.<br />
3. Schritt bis n. Schritt :<br />
In den nächsten Schritten wiederholt sich der zweite Schritt solange, bis die zuletzt<br />
eingeleitete Zugkraft so klein ist, dass die daraus resultierende Zugspannung vom Beton<br />
selber aufgenommen werden kann. Die Enddurchbiegung ist dann ebenfalls erreicht.<br />
Seite 6
Antwort zu 3. :<br />
� Neben den Biegezugspannungen im Feld, entstehen am Auflager sogenannte<br />
Schubspannungen. Alternativ zum Begriff Schubspannung wird diese auch als<br />
Abscherspannung bezeichnet. Zum Verständnis her ist der Begriff Abscherspannung<br />
auch besser geeignet. Was passiert also am Auflager ? Noch einfach für Sie vorstellbar<br />
ist, dass der Balken bei einem entsprechenden Gegendruck (Auflager) unter Belastung<br />
senkrecht bzw. quer zur Bauteilachse abscheren möchte. Daraus ergeben sich vertikale<br />
Querschubspannungen.<br />
Darstellung Querschubspannung :<br />
Gleichzeitig wirken am Auflager enorme Längsschubspannungen. Dabei zerteilt sich der<br />
Balken in eine Vielzahl von Einzelbalken, die sich in Richtung der Bauteilachse<br />
gegeneinander verschieben wollen. Die horizontale Verschiebung ist am Auflager immer<br />
am größten und reduziert im Feld an der Stelle zu Null, wo der Balken die maximale<br />
Durchbiegung erfährt. In diesem Beispiel in Bauteilmitte.<br />
Darstellung Längsschubspannung :<br />
Seite 7
Die Kombination aus Querschubspannung und Längsschubspannung ergibt eine schräg<br />
verlaufende Schubspannung, die nichts anderes ist, als eine gewöhnliche Zugkraft nur mit<br />
anderen Begriff.<br />
In der Praxis besteht die Möglichkeit Bauteile unter Einwirkung zu röntgen. Dadurch kann<br />
festgestellt werden, in welchen Bereichen sich Zug- bzw. Druckspannungen ergeben. Außerdem<br />
wird die Richtung der Zug- und Druckspannungen ebenfalls sichtbar. Die Verlaufslinien der<br />
Spannungen werden als Spannungstrajektorien bezeichnet.<br />
Darstellung der Spannungstrajektorien :<br />
Seite 8
4.2 Idealer Bewehrungsverlauf<br />
Der ideale Bewehrungsverlauf ergibt sich, indem man parallel zur Klaffung der Biegzugrisse und<br />
der Schubrisse die Bewehrung anordnet !<br />
Aufgabe 1 :<br />
Zeichnen Sie in den nachfolgenden <strong>Stahlbetonbalken</strong> das Rissbild und den idealen<br />
Bewehrungsverlauf unter der Annahme einer gleichmäßigen Streckenbelastung !<br />
System 1<br />
Seite 9
System 2<br />
System 3<br />
System 4<br />
System 5<br />
System 6<br />
5. Aufgabe der Bewehrung<br />
Zur Aufnahme der Biegezugspannungen im Feld und oberhalb von Innenstützen werden parallel<br />
nebeneinander Einzelbetonstähle eingebaut. Die Anzahl und der Durchmesser der Betonstähle<br />
richtet sich nach der Größe der vorhandenen Zugkraft. Zur Aufnahme der Schubspannungen<br />
werden vertikale Bügel vorgesehen. Diese werden maschinell beim Stahlhändler auf die<br />
entsprechenden Einzellängen aufgebogen. Die vertikalen Schenkel werden dabei auf Zug<br />
beansprucht. Um die Bügel in ihrer Lage zu stabilisieren werden zusätzlich im Druckbereich<br />
Montagestäbe (in der Regel 2∅10mm) vorgesehen.<br />
Seite 10
Beispiel Biegeplan Einfeldträger auf zwei Stützen (Darstellungsart 1) :<br />
6. Fachwerkanalogie nach DIN 1045-1<br />
Die Frage die Sie sich jetzt stellen müssten lautet :<br />
Wieso werden die Bügel vertikal eingebaut, wenn die Klaffung infolge Schubspannung am<br />
Auflager diagonal verläuft ?<br />
Die Antwort gliedert sich in zwei Teile :<br />
1. � Vertikale Bügel lassen sich einfacher einbauen als schräg verlaufende.<br />
2. � Man zwingt dem Balken eine Fachwerktheorie auf, bei der die Zugkraft infolge der<br />
Schubspannung vertikal verläuft.<br />
Seite 11
Betrachten Sie sich noch einmal den Verlauf der Spannungstrajektorien !<br />
In Trägermitte verlaufen sowohl die Zugspannungstrajektorien im unteren Bereich als auch die<br />
Druckspannungstrajektorien im oberen Bereich parallel zum jeweiligen Rand. Zum Auflager hin<br />
ist der Verlauf der Trajektorien diagonal. Die Zugspannungstrajektorien verlaufen demzufolge<br />
von rechts unten nach links oben und die Druckspannungstrajektorien verlaufen von links<br />
unten nach rechts oben. Dies ist die Begründung, warum idealer weise die Bügel schräg<br />
eingebaut werden sollten. Nachdem dargestellten Trajektorienverlauf bildet sich im Balken<br />
folgendes Fachwerk :<br />
Gemäß der Bauteilverformung wird der Obergurt des Fachwerks auf Druck und der Untergurt<br />
auf Zug beansprucht. Des weiteren wird die Einwirkung in Feldmitte im Wechsel über die<br />
Druck- und Zugdiagonalen zum Auflager hin abgetragen. Dabei wird die Beanspruchung des<br />
Obergurtes und der Druckdiagonalen vom Beton übernommen. Die Beanspruchung des<br />
Untergurtes von der Biegzugbewehrung. Und die der Zugdiagonalen von den Bügeln.<br />
Seite 12
Dadurch, dass man die Bügel in einem engeren Abstand einbaut kann vereinfacht folgendes<br />
Fachwerk gemäß DIN 1045-1 angenommen werden :<br />
Die Beanspruchung der Fachwerkelemente bleibt die gleiche, nur das aus den diagonal<br />
verlaufenden Zugdiagonalen eben senkrecht verlaufende Zugstäbe werden und Sie somit getrost<br />
die Bügel jetzt vertikal bzw. senkrecht einbauen (bzw. zeichnen) dürfen.<br />
Haben Sie das alles verstanden ? Ich wünsche es Ihnen.<br />
7. Grundlagen der Baustatik<br />
In früheren Zeiten beruhte die Tragfähigkeit von Gebäuden bzw. Einzelbauteilen auf den<br />
Erfahrungswerten alter Handwerksmeister aus allen Gewerken. Auf Grundlage von<br />
Forschungsergebnissen über die verschiedenen Baustoffe und deren Tragverhalten, konnten<br />
allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten festgelegt werden, um somit rechnerisch die Tragfähigkeit<br />
von Gebäuden bzw. von Einzelbauteilen zu gewährleisten.<br />
7.1 Definition der Baustatik<br />
Der Nachweis der Tragfähigkeit unterliegt den Gesetzmäßigkeiten der Baustatik. Glauben Sie<br />
mir – NICHTS KOMPLIZIERTES -, denn die Gesetzmäßigkeit der Baustatik beschreibt das :<br />
GLEICHGEWICHT ALLER KRÄFTE, DIE AUF EIN RUHENDEN KÖRPER WIRKEN<br />
Alles Begriffe, die Sie kennen. Bin davon überzeugt, dass viele von Ihnen in ganz jungen Jahren<br />
schon einmal auf den Spielplatz den GROßEN STATIKER gespielt haben, als Sie vehement<br />
versucht haben, die Wippe in der Horizontalen zu halten. Mit anderen Worten, Sie wollten nichts<br />
anderes, als ein Gleichgewicht auf beiden Seiten der Wippe zu schaffen.<br />
Seite 13
Beispiele <strong>Stahlbetonbalken</strong> auf zwei Stützen :<br />
Ein <strong>Stahlbetonbalken</strong> wird auf beiden Seiten mithilfe von zwei Mauerwerkswänden unterstützt.<br />
Die Aufgabe der Mauerwerkswände ist dabei eindeutig. Sie sollen schlichtweg verhindern, dass<br />
der <strong>Stahlbetonbalken</strong> nach unten fällt. Mit anderen Worten, eine vertikale Verschiebung<br />
unterbinden.<br />
Die auf den <strong>Stahlbetonbalken</strong> einwirkenden Kräfte (Aktionskräfte) werden nun auf die<br />
entsprechenden Auflager verteilt. An jedem Auflager entstehen somit Auflagerkräfte<br />
(Reaktionskräfte). Gleichgewicht herrscht dann, wenn die Summe der Aktionskräfte<br />
(einwirkende Kräfte) genauso groß ist, wie die Summe der Reaktionskräfte (Auflagerkräfte).<br />
In der Praxis wird nach der Definition von STUHR zwischen dem theoretischen und dem<br />
praktischen Gleichgewicht unterschieden. Wo liegt der Unterschied ?<br />
Theoretisches Gleichgewicht :<br />
Das theoretische Gleichgewicht umfasst die Berechnung der Auflagerkräfte (Reaktionskräfte)<br />
aufgrund der äußerlichen Einwirkungen. Ziel der statischen Berechnung ist es ja, dass Bauteile<br />
unter Belastung trotzdem in Ruhelage bleiben.<br />
Praktisches Gleichgewicht :<br />
Leider reicht es für den Nachweis der Tragfähigkeit eines Bauteils nicht aus, nur rechnerisch die<br />
resultierenden Auflagerkräfte zu berechnen. Es muss ebenfalls zwingend nachgewiesen werden,<br />
dass die berechneten Auflagerkräfte auch von den Unterstützungen aufgenommen und<br />
weitergeleitet werden können.<br />
Seite 14
7.2 Gleichgewichtsbedingungen<br />
Ziel der Baustatik ist es, alle tragenden Bauteile in einem Bauwerk in Gleichgewicht zu halten.<br />
Mit anderen Worten, in deren Ruhelage zu bewahren. Wo kämen wir auch hin, wenn eine Stütze<br />
die 80 % einer Deckenplatte trägt, abends zum Einkaufen gehen würde. Um den Nachweis<br />
zuführen, dass tragende Bauteile sich stets in ihrer Ruhelage befinden, muss jedes Tragwerk drei<br />
Gleichgewichtsbedingungen erfüllen :<br />
1. Gleichgewichtsbedingung<br />
Es muss nachgewiesen werden, dass sich ein Bauteil nicht horizontal verschieben kann. Daraus<br />
folgt :<br />
� Die Summe aller horizontalen Kräfte, die auf ein Bauteil einwirken, müssen Null<br />
ergeben !<br />
2. Gleichgewichtsbedingung<br />
Es muss nachgewiesen werden, dass sich ein Bauteil nicht vertikal verschieben kann. Daraus<br />
folgt :<br />
� Die Summe aller vertikalen Kräfte, die auf ein Bauteil einwirken, müssen Null<br />
ergeben !<br />
3. Gleichgewichtsbedingung<br />
Es muss nachgewiesen werden, dass sich ein Bauteil an keiner Stelle wie eine Wippe verdrehen<br />
kann. Daraus folgt :<br />
� Die Summe aller Drehmomente um einen definierten Drehpunkt, müssen Null<br />
ergeben !<br />
Bei der Aufstellung einer statischen Berechnung wird folgende Kurzschreibweise verwendet :<br />
Seite 15
7.3 Drehmomente<br />
Bin davon überzeugt, dass Sie sich die 1. und 2. Gleichgewichtsbedingung vorstellen können.<br />
Aber was ist mit der 3. Gleichgewichtsbedingung gemeint ? Halten wir uns diese noch einmal<br />
vor Augen :<br />
3. Gleichgewichtsbedingung<br />
Es muss nachgewiesen werden, dass sich ein Bauteil an keiner Stelle wie eine Wippe verdrehen<br />
kann. Daraus folgt :<br />
� Die Summe aller Drehmomente um einen definierten Drehpunkt, müssen Null<br />
ergeben !<br />
Aber wie wird ein Drehmoment in der Baustatik definiert. Folgendes Beispiel soll Licht in den<br />
Tunnel bringen.<br />
Schwere Gegenstände lassen sich mithilfe einer langen Stange problemlos anheben. Der Grund<br />
dafür liegt in der Größe des Kraftarmes.<br />
Seite 16
Sowohl die Last F1 als auch die aufzubringende Kraft F2 erzeugen um den Drehpunkt a ein<br />
Drehmoment mit entgegengesetzter Drehrichtung. Der Betrag des Drehmomente ergibt sich aus<br />
dem Produkt :<br />
Es kann nur Gleichgewicht herrschen, wenn beide Drehmomente M1 und M2 vom Betrag her<br />
gleich groß sind.<br />
Daraus ergibt sich folgende Gleichgewichtsbedingung :<br />
Σ Drehmomente M(a) = 0<br />
� + M2 - M1 = 0<br />
� + F2 * L2 - F1 * L1 = 0<br />
� F2 * L2 = F1 * L1<br />
� F2 =<br />
Hinweis :<br />
M1 = Last * Lastarm<br />
M1 = F1 * L1<br />
und<br />
M2 = Kraft * Kraftarm<br />
M2 = F2 * L2<br />
Seite 17<br />
F1*<br />
L1<br />
L2<br />
Welche Drehrichtung als positiv definiert wird, liegt in der Hand des Statikers !
7.3.1 Übungsaufgaben zum <strong>Thema</strong> Drehmomente<br />
Aufgabe 1 :<br />
Bestimmen Sie die nachfolgenden Berechnungsgrößen !<br />
Aufgabe 2 :<br />
Bestimmen Sie die nachfolgenden Berechnungsgrößen !<br />
Aufgabe 3 :<br />
Bestimmen Sie die erforderliche Kraft F2, sodass die Schubkarre angehoben werden kann !<br />
Seite 18
Aufgabe 4 :<br />
Bestimmen Sie die erforderliche Befestigungskraft F1 für einen Schwerlastdübel, sodass das<br />
Auslegergerüst in der Horizontalen bleibt !<br />
Aufgabe 5 :<br />
Bestimmen Sie die fehlende Kraft F1, sodass der Balken im Gleichgewicht bleibt !<br />
Seite 19
7.4 Berechnung von Auflagerkräften<br />
Definition :<br />
Als Auflagerkraft wird die Kraft bezeichnet, die ein Bauteil aufgrund äußerliche Einwirkungen<br />
auf eine Unterstützung ausübt.<br />
Beispiel :<br />
Auf einen Balken auf zwei Stützen wirkt in Feldmitte eine Einzellast von 50 kN. Aufgrund der<br />
Symmetrie des Bauteils und der Einwirkung, muss jede Unterstützung theoretisch 25 kN<br />
aufnehmen können.<br />
Die auf das Bauteil einwirkende Einzellast erzeugt an der jeweiligen Unterstützungr eine<br />
Auflagerkraft. Ziel der Baustatik ist es, tragende Bauteile im Ruhestand zu lassen unabhängig<br />
von der Größe, Art und Richtung der äußerlichen Einwirkungen. Um dieses zu gewährleisten,<br />
müssen zuvor in einer statischen Berechnung die Auflagerkräfte theoretisch bestimmt werden<br />
um dann mithilfe einer Spannungsberechnung (σ=F/A lässt grüßen) auch praktisch zu beweisen,<br />
dass die Auflagerkräfte vom Querschnitt und Material der Unterstützung aufgenommen werden<br />
kann.<br />
7.4.1 Statische Systeme<br />
Um die Tragfähigkeit von Bauteilen rechnerisch nachweisen zu können, werden diese im ersten<br />
Schritt in statische Systeme umgewandelt. Mithilfe von statischen Systemen wird vereinfacht die<br />
Geometrie des Bauteils dargestellt. Dabei werden nur die Bauteilachsen dargestellt. Sie sind also<br />
nicht immer gezwungen, den ganzen Dachstuhl oder den ganzen Balken in Länge, Höhe und<br />
Breite darzustellen<br />
Seite 20
Beispiele :<br />
Balken oder Deckenplatte auf zwei Stützen<br />
Balken oder Deckenplatte auf drei Stützen<br />
Fachwerkbinder<br />
Stützensysteme<br />
Sie sehen selber, dass die Darstellung der Tragwerke mithilfe von statischen Systemen<br />
vollkommen ausreichend ist.<br />
Seite 21
7.4.2 Auflagersymbole<br />
Auflager müssen so konstruiert werden, dass sowohl Verschiebungen als auch Verdrehung der<br />
Tragwerke unterbunden werden. Welches Auflager im System welche Aufgabe zu erfüllen hat,<br />
muss vom Statiker bestimmt und eindeutig im statischen System erkennbar sein. Erkennbar wird<br />
dieses durch eine allgemeingültige Definition der Auflagersymbolik.<br />
7.4.2.1 Vertikale Auflager<br />
Nicht alle Auflager in einem System müssen neben einer vertikalen Verschiebung auch<br />
gleichzeitig eine horizontale Verschiebung unterbinden. Demzufolge werden Auflager, die nur<br />
vertikale Auflagerkräfte aufnehmen müssen folgendermaßen dargestellt :<br />
7.4.2.2 Vertikale und horizontale Auflager<br />
Um eine horizontale Verschiebung des Tragwerks zu unterbinden muss mindestens ein Auflager<br />
so konstruiert werden, dass eine horizontale Verschiebung tatsächlich unterbunden wird. Häufig<br />
muss dieses Auflager auch eine vertikale Verschiebung unterbinden. Diese Art von Auflager<br />
werden folgendermaßen dargestellt :<br />
Seite 22
7.4.2.3 Vertikale und horizontale Auflager + Einspannung<br />
Tragwerke, wie zum Beispiel eine auskragende Balkondeckenplatte, besitzt nur ein Auflager.<br />
Noch einmal zur Erinnerung. Tragende Bauteile dürfen sich nicht vertikal und nicht horizontal<br />
verschieben. Gleichzeitig dürfen sie sich nicht wie eine Wippe auf den Kinderspielplatz<br />
verdrehen. Auflager, die alle drei Funktionen übernehmen müssen werden folgendermaßen<br />
dargestellt :<br />
7.4.3 Berechnung von Auflagerkräften statisch bestimmter Systeme<br />
Im Gegensatz zu statisch unbestimmten Systemen, lassen sich die Auflagerkräfte statisch<br />
bestimmter Systeme schnell und total unkompliziert mithilfe der drei Gleichgewichtsbindungen<br />
berechnen.<br />
Seite 23
Greifen wir dazu noch einmal das Beispiel 1 mit dem Balken auf zwei Stützen mit einer<br />
Einzellast in Feldmitte auf !<br />
Wenn das statische System und die Einwirkung symmetrisch sind, dann müssen die<br />
Auflagerkräfte vom Betrag her ebenfalls symmetrisch sein. In diesem Beispiel spielt sogar die<br />
Systemlänge L überhaupt keine Rolle, wenn man mal das Eigengewicht des Balkens mal<br />
vernachlässigt. Nicht alle Systeme in der Praxis sind symmetrisch und auf gar keinen Fall jede<br />
Einwirkung. Oftmals ist auch die Art der Einwirkung unterschiedlich, wenn neben Einzellasten<br />
aus Stützen auch Streckeneinwirkungen resultierend aus Decken oder Wänden auf das System<br />
einwirken. Es muss also einen allgemeingültigen Berechnungsalgorithmus zur Berechnung der<br />
Auflagerkräfte geben. Stimmt ! Und der ist so was von einfach. Wenn Sie das Prinzip der Wippe<br />
auf der Seite 16 und 17 verstanden haben, dann können Sie für jedes System die Auflagerkräfte<br />
bestimmen. Wie bereits erwähnt, können die Auflagerkräfte mithilfe der drei<br />
Gleichgewichtsbedingungen berechnet werden. Für die Berechnung der Auflagerkräfte bietet<br />
sich folgender Berechnungsalgorithmus an :<br />
1. Gleichgewichtsbedingung zur Bestimmung der horizontalen Auflagerkräfte<br />
3. Gleichgewichtsbedingung zur Bestimmung der ersten vertikalen Auflagerkraft<br />
3. Gleichgewichtsbedingung zur Bestimmung der zweiten vertikalen Auflagerkraft<br />
2. Gleichgewichtsbedingung zur Kontrolle der ersten und zweiten vertikalen Auflagerkraft<br />
Seite 24
Wenden wir diesen Algorithmus für unser Beispiel an. Das statische System mit den<br />
unbekannten Auflagerkräften sieht dabei folgendermaßen aus :<br />
1. Gleichgewichtsbedingung<br />
+<br />
Σ Horizontalen Kräfte Hx = 0 (Alle Kräfte die nach rechts gerichtet sind,<br />
werden als positiv definiert)<br />
� HA,X = 0<br />
3. Gleichgewichtsbedingung<br />
Zur Berechnung der vertikalen Auflagerkräfte verwendet man die 3. Gleichgewichtsbedingung,<br />
da Sie mit dieser eine Gleichung mit einer Unbekannten bekommen. Mithilfe dieser<br />
Gleichgewichtsbedingung werden Drehmomente ins Gleichgewicht gestellt. Zur Erzeugung<br />
eines Drehmomentes benötigen Sie zum einen eine Einzelkraft und zum zweiten einen Lastarm<br />
(Hebelarm). Befindet sich der Drehpunkt direkt unterhalb einer Einzellast, so kann das System<br />
sich nicht verdrehen, da diese Einzellast zum Drehpunkt keinen Lastarm besitzt. Der Standort<br />
des Drehpunktes im System muss zuvor vom Statiker definiert werden. Dabei gibt es nur einen<br />
Standort, der zum Schluss eine Gleichung mit einer Unbekannten ergibt. Machen Sie im ersten<br />
Schritt aus dem statischen System eine Wippe und betrachten Sie sich die Ausgangssituation !<br />
Seite 25
Egal wo Sie den Standort des Drehpunktes definieren, ergeben sich maximal drei Drehmomente.<br />
Vorrausgesetzt, die einwirkende Einzellast und die unbekannten Auflagerkräfte besitzen einen<br />
Last(Hebel)arm. Sie können eine Gleichung nur eindeutig nach einer Unbekannten umstellen,<br />
wenn diese in der Gleichung auch als alleinige Unbekannte vorhanden ist. Demzufolge macht es<br />
sinn, wenn Sie den Standort des Drehpunktes direkt am Auflager A oder B definieren.<br />
Noch einmal ganz langsam. Egal wo sich der Drehpunkt befindet, das Systems darf sich nicht<br />
verdrehen. Zur Bestimmung der vertikalen Auflagerkraft A macht es daher sinn, den Drehpunkt<br />
am Auflager B zu definieren. Beim Aufstellen der Gleichgewichtsbedingung wird das<br />
Drehmoment aus der vertikalen Auflagerkraft VB;Z eliminiert, da diese zum Drehpunkt keinen<br />
Lastarm besitzt. Zeichnen Sie sich jetzt im zweiten Schritt am Drehpunkt die möglichen<br />
Drehmomente inklusive deren Drehrichtungen ein !<br />
Bei Wegnahme des Auflagers A, würde die einwirkende Einzellast das System linksherum<br />
verdrehen wollen. Um dieses zu verhindern, benötigen Sie mindestens ein rechtsdrehendes<br />
Drehmoment, um ein Gleichgewicht herzustellen. Allgemein ausgedrückt kann gesagt werden,<br />
dass ein Gleichgewicht nur dann erzeugt werden kann, wenn die Summe der linksdrehenden<br />
Momente genauso groß ist wie die Summer der rechtsdrehenden Momente. Alternativ kann<br />
dieses ausgedrückt werden, wenn sich die linksdrehenden Momente mit den rechtsdrehenden<br />
Momenten aufheben bzw. Null ergeben. Und genau das besagt die dritte Gleichgewichtsbedingung<br />
:<br />
Seite 26
Σ Drehmomente M(B) = 0 (Alle rechtsdrehenden Momente<br />
werden als positiv definiert)<br />
� MA - MF = 0<br />
� MA = MF<br />
� VA;Z * 6,00 m = 50 kN * 3,00 m<br />
� VA;Z =<br />
� VA,Z = 25 kN<br />
Seite 27<br />
50kN<br />
* 3,<br />
00m<br />
6,<br />
00m<br />
Zur Berechnung der vertikalen Auflagerkraft VB,Z bestimmt man den Standort des Drehpunktes<br />
am Auflager A. Dadurch wird ebenso das Drehmoment aus der Auflagerkraft VA,Z eliminiert, da<br />
diese keinen Lastarm besitzt.<br />
Σ Drehmomente M(A) = 0 (Alle linksdrehenden Momente<br />
werden als positiv definiert)<br />
� MB - MF = 0<br />
� MB = MF<br />
� VB;Z * 6,00 m = 50 kN * 3,00 m<br />
� VB;Z =<br />
� VB,Z = 25 kN<br />
50kN<br />
* 3,<br />
00m<br />
6,<br />
00m
Auch wenn das Ergebnis eindeutig ist, wird dieses zur Vollständigkeit mithilfe der 2.<br />
Gleichgewichtsbedingung kontrolliert !<br />
Σ Vertikalen Kräfte VZ = 0 (Alle Kräfte die nach unten gerichtet sind,<br />
werden als positiv definiert)<br />
� 50 kN - VA,Z - VB,Z = 0<br />
� 50 kN - 25 kN - 25 kN = 0<br />
� 0 = 0 Ergebnisse richtig<br />
Sie werden sehen, dass Sie nach einer gewissen Übungsphase auf den Vergleich der<br />
Drehmomente MA, MF1 usw. verzichten können und diese direkt mithilfe der Kraft und des<br />
Lastarmes beschreiben können.<br />
Ein Wort zur Definition der Drehrichtung !<br />
+<br />
Sie haben sicher bemerkt, dass bei der Berechnung der vertikalen Auflagerkraft VA,Z alle<br />
rechtsdrehenden Momente als positiv definiert worden sind und bei der Berechnung der<br />
vertikalen Auflagerkraft VB,Z alle linksdrehenden Momente als positiv definiert wurden. Welche<br />
Drehrichtung Sie als positiv definieren ist bei der Berechnung egal. Das Sie eine Drehrichtung<br />
bestimmen müssen liegt aber klar auf der Hand. Der Nachweis des Gleichgewichtes gelingt nur<br />
dann, wenn sich alle Momente um einen Drehpunkt aufheben bzw. Null ergeben. Auf Null<br />
kommt man in der Mathematik nur, wenn man von einem Betrag andere Beträge abzieht. Daraus<br />
folgt, das sich mindestens ein Moment rechts drehen und mindestens ein Moment nach links<br />
drehen muss. Welches Sie von dem einem Moment abziehen um auf Null zu kommen, ist völlig<br />
egal. In meiner praktischen Laufbahn als Statiker hat es sich bewährt, stets die Drehrichtung als<br />
positiv zu definieren, wo die Unbekannte drin verborgen ist. Dies hat den Vorteil, dass Sie beim<br />
Aufstellen der Gleichgewichtsbedingung sofort mit der Unbekannten anfangen können und zwar<br />
mit einem positiven Vorzeichen. Dies erleichtert aus meiner Sicht das Umstellen der Gleichung<br />
nach der Unbekannten Auflagerkraft. Vergleichen Sie dazu die zuvor aufgestellten<br />
Gleichgewichtsbedingungen.<br />
Seite 28
Beispiel 2 :<br />
Balken auf zwei Stützen mit Kragarm<br />
statisches System :<br />
Ein Wort zum <strong>Thema</strong> Kragarm !<br />
Kragarme entlasten den Bereich des Systems zwischen den Auflagern, also das angrenzende<br />
Feld. Mithilfe von Kragarmen kann somit die Durchbiegung im Feld enorm reduziert werden,<br />
um somit eine Querschnittsverminderung zu erzielen.<br />
Seite 29
Reduzierung der Durchbiegung im Feld mithilfe von Kragarmen:<br />
Zurück zu unserem Beispiel. Gemäß den Richtungspfeilen der unbekannten vertikalen<br />
Auflagerkräfte, werden diese aufgrund der äußerlichen Beanspruchung auf Druck beansprucht<br />
werden. Bei Wegnahme der Einzellast von 35 kN im Feld würde folgendes passieren :<br />
Der Balken würde am Auflager A abheben, und somit das Auflager auf ZUG beanspruchen. Das<br />
Auflager muss demzufolge in der Lage sein, den Balken wieder nach unten ziehen zu können.<br />
Das hat natürlich auch zur Konsequenz, dass sich die Pfeilrichtung am Auflager A umdreht um<br />
ein Gleichgewicht zu realisieren. Ein Kragarm hat nicht nur eine entlastende Funktion für das<br />
angrenzende Feld, sondern auch gleichzeitig eine entlastende Funktion für das weiter entfernte<br />
Auflager. In diesem Beispiel Auflager A. Die Pfeilrichtung der unbekannten vertikalen<br />
Auflagerkraft VA,Z kann bei einem Kragarmsystem nur vermutet werden, was aber nicht schlimm<br />
ist. Zum Schluss gibt Ihnen das Vorzeichen vom Ergebnis Auskunft darüber, ob Sie Ihre<br />
Vermutung richtig war oder nicht.<br />
� Positives Vorzeichen � richtige Vermutung<br />
� Negatives Vorzeichen � falsche Vermutung<br />
Sollte sich Ihre Vermutung als falsch erweisen, dann drehen Sie einfach die Pfeilrichtung um<br />
und schon haben Sie wieder ein positives Vorzeichen. In dem Beispiel oben vermuten wir mal,<br />
das der Einfluss der Einzellast im Feld so groß ist, dass trotz Kragarmbelastung (Entlastung für<br />
das Auflager A) das Auflager A durch den Balken auf Druck beansprucht wird. Das heißt, die<br />
Pfeilrichtungen der unbekannten Auflagerkräfte zeigen beide nach oben.<br />
Seite 30
Aufgabe 1 :<br />
Berechnen Sie die vertikalen Auflagerkräfte VA,Z und VB,Z mithilfe der 3. Gleichgewichtsbedingung<br />
und überprüfen Sie das Ergebnis mithilfe der 2. Gleichgewichtsbedingung !<br />
Lösung :<br />
Seite 31
Beispiel 3 :<br />
Balken auf zwei Stützen mit einer Streckenlast<br />
statisches System :<br />
Streckenlasten resultieren beispielsweise aus der Einwirkung von Wänden oder Deckenauflasten.<br />
Die Berechnung der Auflagerkräfte erfolgt analog dem Beispielen 1 und 2. Was ist aber anders ?<br />
Richtig, es wirken keine Einzellasten. Drehmomente ergeben sich nämlich aus dem Produkt<br />
einer Einzellast mal einem Lastarm, der rechtwinkelig zum Drehpunkt wirken muss. Mithilfe der<br />
Streckenlast kann somit nicht so einfach ein Drehmoment erzeugt werden. Wiederholung ! Was<br />
bedeutet noch einmal die Aussage 10 kN/m ? Denke, Sie wissen es noch. Die Einheit 10 kN/m<br />
sagt aus, das im jedem Meter im Schwerpunkt eine Einzellast von 10 kN wirkt. Gott sei Dank,<br />
da ist Sie ja wieder. In der Praxis wäre es aber absolut mühsam, dass System in „n“ viele<br />
Einzellasten aufzusplitten, um mithilfe der 3. Gleichgewichtsbedingung die Auflagerkräfte zu<br />
berechnen. Wie gehen Sie also dann vor ? Ganz einfach : Sie berechnen Sie resultierende<br />
Gesamt(Einzel)last der Streckeneinwirkung und stellen diese im Schwerpunkt der gesamten<br />
Streckenlast. Die Streckenlast im Beispiel besitzt ein rechteckigen Querschnitt. Somit liegt der<br />
Schwerpunkt genau in der Mitte der Streckenlast.<br />
Seite 32
Die resultierende Gesamtlast einer Streckenlast lässt sich allgemeingültig folgendermaßen<br />
berechnen :<br />
Angewendet auf das Beispiel :<br />
FR = 10 kN/m * 6,00 m<br />
FR = 60 kN<br />
Somit ergibt sich folgendes umgewandeltes System :<br />
Da das System als auch die Einwirkung wieder symmetrisch ist, ergeben sich die vertikalen<br />
Auflagerkräfte VA,Z und VB;Z zu je 30 kN.<br />
Aufgabe 2 :<br />
FR = Streckenlast * Länge der Streckenlast<br />
Berechnen Sie die vertikalen Auflagerkräfte VA,Z und VB,Z mithilfe der 3. Gleichgewichtsbedingung<br />
und überprüfen Sie das Ergebnis mithilfe der 2. Gleichgewichtsbedingung !<br />
Seite 33
Lösung :<br />
Seite 34
Aufgabe 3 :<br />
Berechnen Sie die vertikalen Auflagerkräfte VA,Z und VB,Z mithilfe der 3. Gleichgewichtsbedingung<br />
und überprüfen Sie das Ergebnis mithilfe der 2. Gleichgewichtsbedingung !<br />
Seite 35
Aufgabe 4 :<br />
Berechnen Sie die vertikalen Auflagerkräfte VA,Z und VB,Z mithilfe der 3. Gleichgewichtsbedingung<br />
und überprüfen Sie das Ergebnis mithilfe der 2. Gleichgewichtsbedingung !<br />
Seite 36
Aufgabe 5 :<br />
Berechnen Sie die vertikalen Auflagerkräfte VA,Z und VB,Z mithilfe der 3. Gleichgewichtsbedingung<br />
und überprüfen Sie das Ergebnis mithilfe der 2. Gleichgewichtsbedingung !<br />
Seite 37
Aufgabe 6 :<br />
Berechnen Sie die vertikalen Auflagerkräfte VA,Z und VB,Z mithilfe der 3. Gleichgewichtsbedingung<br />
und überprüfen Sie das Ergebnis mithilfe der 2. Gleichgewichtsbedingung !<br />
Seite 38
7.5 Nachweis der Auflagerpressung<br />
Theoretisch lassen sich alle Auflagerkräfte berechnen. Die Frage ist nur, ob diese auch praktisch<br />
von der jeweiligen Unterstützung aufgenommen werden können. Was ist damit gemeint ? Auf<br />
dem Papier ist es Ihnen hoffentlich tatsächlich gelungen durch die Berechnung der<br />
Auflagerkräfte ein Gleichgewicht herzustellen. Was nützt Ihnen aber ein Gleichgewicht auf dem<br />
Papier, wenn in der Praxis vor Ort die Unterstützung zusammenbricht. Sie haben recht<br />
Mit anderen Worten, die Sache muss zuende gedacht werden. Mithilfe einer<br />
Spannungsberechnung wird die vorhandene Auflagerpressung berechnet und mit einer<br />
zulässigen Auflagerpressung verglichen. Diese Art Nachweis kennen Sie bereits vom Lernfeld 4<br />
Planen einer Gründung. Die Formel, die Sie dafür benötigen kennen Sie ebenfalls. Balken oder<br />
Deckenplatten, die ein Druck auf eine Unterstützung ausüben, geben die Auflagerkraft mithilfe<br />
der Aufstandsfläche an die Unterstützung weiter. Die Formel für den Nachweis der<br />
Auflagerpressung lautet demzufolge :<br />
vorhandene Auflagerpressung σ =<br />
Beispiel 1 :<br />
Auflagerkraft<br />
Aufs tan dsfläche<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 24/50 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 125 kN<br />
Seite 39<br />
≤ zulässige Auflagerpressung σ<br />
Unterstützung Mauerwerkspfeiler : 24/24 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
Lösung :<br />
vorhanden σ Mauerwerk<br />
=<br />
125kN<br />
24cm<br />
* 24cm<br />
GAR NICHTS<br />
� Auflager hält dem Auflagerdruck stand !<br />
= 0,217 kN/cm 2 < 0,283 kN/cm 2
Im Inneren von Gebäuden werden Balken vorwiegend über Öffnungen angeordnet. Als Auflager<br />
für den Balken dienen auf beiden Seiten in der Regel Mauerwerkswände, die in der gleichen<br />
Flucht verlaufen, wie der Balken selber. In so einem Fall muss die erforderliche Auflagertiefe LA<br />
berechnet werden, die der Balken in das Mauerwerk eingebunden werden muss, sodass die<br />
zulässige Auflagerpressung nicht überschritten wird. Gemäß DIN 1045-1 muss ein Balken aus<br />
Beton mindesten 10 cm auf dem Mauerwerk aufliegen.<br />
Die Breite der Aufstandsfläche ergibt aus der Breite des Balkens bzw. aus der Breite der Wand,<br />
wenn diese kleiner ist als der Balken. Die Formel für den Nachweis der Auflagerpressung lautet<br />
wie folgt :<br />
vorhandene Auflagerpressung σ =<br />
Auflagerkraft<br />
L<br />
A * bBalken,<br />
Wand<br />
Seite 40<br />
≤ zulässige Auflagerpressung σ<br />
Da sich in der Gleichung nur eine Unbekannte (LA) befindet, kann auf den direkten Weg nach<br />
der erforderlichen Auflagertiefe LA umgestellt werden :<br />
erforderliche Auflagertiefe LA<br />
=<br />
Auflagerkraft<br />
zulässigσ<br />
* b<br />
Auflager<br />
Balken,<br />
Wand
Beispiel 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 17,5/45 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 112 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 17.5 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Gesucht : Berechnung der erforderlichen Auflagertiefe LA !<br />
Lösung :<br />
erforderlich LA<br />
=<br />
112kN 2<br />
0,<br />
283kN<br />
/ cm * 17,<br />
5cm<br />
= 22,6 cm > 10 cm<br />
gewählt : LA = 25 cm (Anbaumaß Mauerwerk)<br />
Aufgabe 1 :<br />
Seite 41<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 30/55 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 185 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkspfeiler : 30/30 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
Aufgabe 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 17,5/24 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 2<strong>05</strong> kN<br />
Unterstützung Mauerwerkspfeiler : 17,5/30 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 20 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,34 kN/cm 2<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 50/60 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 4<strong>05</strong> kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 24 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 20 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Seite 42<br />
: 0,34 kN/cm 2<br />
Gesucht : Nachweis der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
Aufgabe 4 :<br />
Gegeben : Stahlträger : HE 280 B<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 256 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 24 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
Aufgabe 5 :<br />
Gegeben : Stahlträger : HE 260 B<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 195 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkspfeiler : 30/30 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
Aufgabe 6 :<br />
Gegeben : Stahlträger : IPE 300<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 195 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkspfeiler : 30/30 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gesucht : 6.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
6.2 Berechnung der erforderlichen Breite einer Lastplatte unter dem Stahlträger !
Aufgabe 7 :<br />
Gegeben : Stahlträger : IPE 180<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 95 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkspfeiler : 24/24 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 20 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Seite 43<br />
: 0,34 kN/cm 2<br />
Gesucht : 7.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
7.2 Berechnung der erforderlichen Breite einer Lastplatte unter dem<br />
Stahlträger !<br />
Aufgabe 8 :<br />
Gegeben : Stahlträger : HE 160 B<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 76 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 24 cm<br />
Mauerwerk : Poroton – 12 – 0,8 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gesucht : 8.1 Berechnung der erforderlichen Auflagerlänge LA !<br />
8.2 Berechnung der erforderlichen Breite einer Lastplatte unter dem<br />
Stahlträger, wenn der Stahlträger nur 12 cm auf der Wand aufliegen kann !<br />
Aufgabe 9 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 24/30 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 82 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 24 cm<br />
Mauerwerk : KSL – 12 – 0,8 – MG II (M2.5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Gesucht : Berechnung der erforderlichen Auflagertiefe LA !<br />
Aufgabe 10 :<br />
: 0,21 kN/cm 2<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 15/45 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 125 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 15 cm<br />
Mauerwerk : KS-P – 20 – 1,8 – MG II (M2.5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,34 kN/cm 2<br />
Gesucht : Berechnung der erforderlichen Auflagertiefe LA !
7.5.1 Verbesserung der Auflagersituation<br />
Bei einigen Aufgaben unter 7.5 war die zulässige Auflagerpressung überschritten, sodass die<br />
Tragfähigkeit (Praktische Gleichgewicht) nicht gewährleistet werden konnte. Zur Vergrößerung<br />
der Aufstandsfläche werden unterhalb von Stahlträgern sogenannte Lastplatten angeschweißt.<br />
Bei Holzbalkenträgern besteht diese Möglichkeit ebenso. Das Anschweißen der Lastplatte<br />
funktioniert natürlich nicht. Die Fixierung der Lastplatte unterhalb des Holzbalkenträgers wird<br />
mittels Holzschrauben gemäß Hersteller gewährleistet. Welche Möglichkeit besteht aber bei<br />
<strong>Stahlbetonbalken</strong>, wo ebenfalls ein anschweißen nicht möglich ist und die Fixierung mithilfe von<br />
Ankerdübel viel zu aufwendig ist ?<br />
In solchen Fällen wird im Bereich der Aufstandsfläche das Material der Unterstützung<br />
ausgetauscht. Dieses Material besitzt im Vergleich zum restlichen Material der Unterstützung<br />
eine viel höhere zulässige Auflagerpressung. Die Höhe der Verbesserung richtet sich nach dem<br />
Lastverteilungswinkel des Austauschmaterials.<br />
Seite 44
Durch die Lastverteilung innerhalb des Austauschmaterials wird die Aufstandsfläche (Fuge II)<br />
zum restlichen Material der Unterstützung vergrößert. Diese muss so groß bemessen werden,<br />
dass die zulässige Auflagerpressung des ursprünglichen Materials nicht überschritten wird.<br />
Welche Materialien kommen zur Verbesserung der Auflagersituation zur Anwendung ?<br />
Der Bereich am Auflager kann natürlich nur mit einem Material verbessert werden, welches eine<br />
höhere Auflagerpressung zulässt, als das ursprünglich vorgesehene Material. Zur Anwendung<br />
kommen daher nur vier Möglichkeiten zur Anwendung :<br />
���� Gleiche Steinfestigkeit bei Erhöhung der Druckfestigkeit des Mauermörtels<br />
���� Gleiche Druckfestigkeit des Mauermörtels bei Erhöhung der Steinfestigkeit<br />
���� Gleichzeitige Erhöhung der Steinfestigkeit und der Druckfestigkeit des<br />
Mauermörtels<br />
���� Einbau eines BETONPOLSTERS<br />
In früheren Zeiten waren die ersten drei Möglichkeiten Standart auf der Baustelle. Das lag daran,<br />
das der Mauermörtel vor Ort auf der Baustelle hergestellt wurde und man nach dem Krieg alles<br />
verbaut hatte, was man in die Finger bekam. Ganz allmählich wurden die drei Möglichkeiten<br />
durch den Einbau von Betonpolstern ersetzt. Die Gründe dafür sind ebenfalls einleuchtend :<br />
���� Bei jedem Betoniervorgang anderer Bauteile bleiben immer geringe Reste übrig, die<br />
zur Herstellung von Betonpolstern verwendet werden können.<br />
���� Heute wird vorwiegend Werksmörtel verwendet. Das heißt, die Bestellung von<br />
geringen Mörtelmengen höherer Festigkeit, würde den Kostenrahmen für ein<br />
Betonpolster sprengen.<br />
���� Ebenso die handvoll Steine mit höherer Festigkeit<br />
� Einfaches Einschalen vor Ort<br />
Seite 45
7.5.1.1 Lastverteilungswinkel<br />
In der Regel sind unbewehrte Betonpolster für die Aufnahme der vorhandenen<br />
Auflagerpressung. ausreichend. Erst wenn die Höhe der Betonpolster in keinem Verhältnis zur<br />
restlichen Wandhöhe mehr steht, kommen auch bewehrte Betonpolster zur Anwendung. Die<br />
Entscheidung liegt in den Händen des Statikers. Auf der Baustelle wird das eingebaut, was in<br />
den Bauplänen gezeichnet wurde (Leider häufig ohne einer selbstkritischen Betrachtung).<br />
Die Höhe eines Betonpolsters hängt maßgeblich vom Lastverteilungswinkel ab. Dieser beträgt in<br />
unbewehrten Betonpolstern 63,5° und in bewehrten Betonpolstern 45°.<br />
Seite 46
7.5.1.2 Bemessung von Betonpolstern<br />
Zur Anwendung kommen im normalen Hochbau Betonpolster der Druckfestigkeitsklasse C20/25<br />
bis maximal C30/37 zur Anwendung. Gemäß DIN 1045-1 können diese nachfolgende<br />
Auflagerpressungen aufnehmen und weiterleiten :<br />
Unbewehrte Betonpolster :<br />
C20/25 � zulässige Auflagerpressung σBeton C20/25 = 0,94 kN/cm 2<br />
C25/30 � zulässige Auflagerpressung σBeton C25/30 = 1,18 kN/cm 2<br />
C30/37 � zulässige Auflagerpressung σBeton C30/37 = 1,42 kN/cm 2<br />
Bewehrte Betonpolster :<br />
C20/25 � zulässige Auflagerpressung σBeton C20/25 = 1,13 kN/cm 2<br />
C25/30 � zulässige Auflagerpressung σBeton C25/30 = 1,42 kN/cm 2<br />
C30/37 � zulässige Auflagerpressung σBeton C30/37 = 1,70 kN/cm 2<br />
An einem Beispiel möchte ich Ihnen die Bemessung eines Betonpolsters erläutern !<br />
Beispiel 1 (Auflagersituation 1) :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 24/60 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 350 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 24 cm<br />
Auflagertiefe <strong>Stahlbetonbalken</strong> : LA = 25 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Seite 47<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gesucht : 1.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
1.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... !<br />
1.3 Bemessung eines unbewehrten Betonpolsters !<br />
Zu 1.1 :<br />
Im ersten Schritt wird stets überprüft, ob die zulässige Auflagerpressung vom Ausgangsmaterial<br />
nicht überschritten wird !<br />
vorhanden σ Mauerwerk<br />
=<br />
350kN<br />
24cm<br />
* 25cm<br />
= 0,583 kN/cm 2 > 0,283 kN/cm 2<br />
Die zulässige Auflagerpressung wird überschritten � Betonpolster notwendig !
Zu 1.2 :<br />
Da die Aufstandsfläche in der Fuge I, das heißt direkt unter dem <strong>Stahlbetonbalken</strong> nicht<br />
verändert wird, muss der gewählte Beton für das Polster die vorhandene Auflagerpressung<br />
aufnehmen können.<br />
Die vorhandene Auflagerpressung beträgt gemäß 1.1 :<br />
vorhanden σ Fuge I = 0,583 kN/cm 2<br />
gewählt : Beton der Festigkeitsklasse C20/25 (unbewehrt)<br />
Nachweis :<br />
zulässige Auflagerpressung σBeton C20/25 = 0,94 kN/cm 2 > 0,583 kN/cm 2<br />
Zu 1.3 :<br />
Im ersten Schritt wird die erforderliche Aufstandsfläche in der Fuge II bemessen. Diese muss so<br />
bemessen werden, dass die zulässige Auflagerpressung des Mauerwerks bei gleicher<br />
Auflagerkraft nicht überschritten wird. Da die Breite des Betonpolsters durch die Breite der<br />
Mauerwerkswand bestimmt wird, muss in der Praxis hierfür nur noch die fehlende Länge des<br />
Betonpolsters bestimmt werden.<br />
Ausgangsformel :<br />
Umstellen nach LBeton :<br />
vorhanden σ Mauerwerk<br />
=<br />
erforderlich L Beton<br />
L B<br />
Auflagerkraft<br />
*<br />
=<br />
Beton<br />
B<br />
Seite 48<br />
Beton<br />
Beton<br />
Auflagerkraft<br />
*<br />
zulässig _σ<br />
≤ 0,283 kN/cm 2<br />
Mauerwerk
350kN<br />
erforderlich L Beton = 2<br />
24cm<br />
* 0,<br />
283kN<br />
/ cm<br />
= 51,5 cm gewählt : L Beton = 55 cm<br />
Die erforderliche Höhe wird mithilfe der Tangensfunktion berechnet :<br />
erforderlich H Beton = a * tan 63,5°<br />
a = LBeton - LA<br />
Überstand a = 51,5 cm - 25 cm<br />
= 26,5 cm<br />
erforderlich H Beton = 26,5 cm * tan 63,5°<br />
= 53,15 cm<br />
gewählt : H Beton = Schichtmaß Mauerwerk z.B. 62,5 cm<br />
Abmessung Betonpolster C20/25 B/H = 55 / 62,5 cm<br />
d = 24 cm<br />
Seite 49
Beispiel 2 (Auflagersituation 2) :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 30/50 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 375 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 24 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Seite 50<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gesucht : 2.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
2.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... !<br />
2.3 Bemessung eines unbewehrten Betonpolsters !<br />
Lösung :<br />
Zu 2.1 :<br />
vorhanden σ Mauerwerk<br />
=<br />
375kN<br />
24cm<br />
* 30cm<br />
= 0,521 kN/cm 2 > 0,283 kN/cm 2<br />
Die zulässige Auflagerpressung wird überschritten � Betonpolster notwendig !<br />
Zu 2.2 :<br />
gewählt : Beton der Festigkeitsklasse C20/25 (unbewehrt)<br />
Nachweis :<br />
zulässige Auflagerpressung σBeton C20/25 = 0,94 kN/cm 2 > 0,521 kN/cm 2
Zu 2.3 :<br />
390kN<br />
erforderlich L Beton = 2<br />
24cm<br />
* 0,<br />
283kN<br />
/ cm<br />
Überstand a =<br />
= 57,4 cm gewählt : L Beton = 58 cm<br />
57, 4cm<br />
− 30cm<br />
2<br />
= 13,7 cm<br />
erforderlich H Beton = 13,7 cm * tan 63,5°<br />
= 27,5 cm<br />
gewählt : H Beton = Schichtmaß Mauerwerk z.B. 37,5 cm<br />
Aufgabe 1 :<br />
Abmessung Betonpolster C20/25 B/H = 58 / 37,5 cm<br />
d = 24 cm<br />
Gegeben : Stahlträger : HE 240 B<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 280 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkspfeiler : 24/24 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Seite 51<br />
: 0,283 kN/cm 2<br />
Gesucht : 1.1 Überprüfung, ob der Pfeiler aus Mauerwerk ausgeführt werden kann !<br />
1.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... , wenn<br />
alternativ eine Betonstütze zur Ausführung kommen soll !<br />
Aufgabe 2 :<br />
Gegeben : Stahlträger : HE 300 B<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 650 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkspfeiler : 30/30 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 20 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,34 kN/cm 2<br />
Gesucht : 2.1 Überprüfung, ob der Pfeiler aus Mauerwerk ausgeführt werden kann !<br />
2.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... , wenn<br />
alternativ eine Betonstütze zur Ausführung kommen soll !
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : Auflagersituation : 1<br />
Stahlträger : HE 180 B<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 452 kN<br />
Auflagertiefe : LA = 20 cm<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 24 cm<br />
Mauerwerk : Poroton – 12 – 1,2 – MG II (M2,5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Seite 52<br />
: 2,10 N/mm 2<br />
Gesucht : 3.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... für ein<br />
bewehrtes Betonpolsters !<br />
Berechnung der erforderlichen Abmessung für bewehrtes Betonpolster !<br />
Aufgabe 4 :<br />
Gegeben : Auflagersituation : 1<br />
Stahlträger : 2x IPE 200<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 510 kN<br />
Auflagertiefe : LA = 18 cm<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 24 cm<br />
Mauerwerk : Poroton – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 2,83 N/mm 2<br />
Gesucht : 4.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
4.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... für ein<br />
unbewehrtes Betonpolsters !<br />
4.3 Berechnung der erforderlichen Abmessung für unbewehrtes Betonpolster !<br />
Aufgabe 5 :<br />
Gegeben : Auflagersituation : 2<br />
<strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 40/60 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 750 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 36,5 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 2,83 N/mm 2
Gesucht : 5.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
5.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... für ein<br />
unbewehrtes Betonpolsters !<br />
5.3 Berechnung der erforderlichen Abmessung für unbewehrtes Betonpolster !<br />
Aufgabe 6 :<br />
Gegeben : Auflagersituation : 2<br />
<strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 35/50 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 840 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 36,5 cm<br />
Mauerwerk : KS-P – 20 – 1,8 – MG III (M10)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Seite 53<br />
: 4,25 N/mm 2<br />
Gesucht : 6.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
6.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... für ein<br />
bewehrtes Betonpolsters !<br />
6.3 Berechnung der erforderlichen Abmessung für bewehrtes Betonpolster !<br />
Aufgabe 7 :<br />
Gegeben : Auflagersituation : 1<br />
<strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 24/60 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 760 kN<br />
Auflagertiefe : LA = 25 cm<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 24,0 cm<br />
Mauerwerk : KS-P – 20 – 1,8 – MG III (M10)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 4,25 N/mm 2<br />
Gesucht : 7.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
7.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... für ein<br />
bewehrtes Betonpolsters !<br />
7.3 Berechnung der erforderlichen Abmessung für bewehrtes Betonpolster !
Aufgabe 8 :<br />
Gegeben : Auflagersituation : 2<br />
Stahlträger : HE 450 B<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 923 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 30 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 20 – 1,8 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
Seite 54<br />
: 0,34 kN/cm 2<br />
Gesucht : 8.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
8.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... für ein<br />
unbewehrtes Betonpolsters !<br />
8.3 Berechnung der erforderlichen Abmessung für unbewehrtes Betonpolster !<br />
Aufgabe 9 :<br />
Gegeben : Auflagersituation : 2<br />
Stahlträger : IPE 270<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 226 kN<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 17,5 cm<br />
Mauerwerk : KSV – 12 – 1,2 – MG III (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,317 kN/cm 2<br />
Gesucht : 9.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
9.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... für ein<br />
unbewehrtes Betonpolsters !<br />
9.3 Berechnung der erforderlichen Abmessung für unbewehrtes Betonpolster !<br />
Aufgabe 10 :<br />
Gegeben : Auflagersituation : 1<br />
<strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 30/40 cm<br />
maximale Auflagerkraft : VD = 176 kN<br />
Auflagertiefe : LA = 12,5 cm<br />
Unterstützung Mauerwerkswand : d = 30 cm<br />
Mauerwerk : KSL – 12 – 1,2 – MG IIa (M5)<br />
zulässige Auflagerpressung σ Mauerwerk<br />
: 0,283 N/mm 2
Gesucht : 10.1 Überprüfung der zulässigen Auflagerpressung σ Mauerwerk !<br />
10.2 Bestimmung der erforderlichen Betondruckfestigkeitsklasse C...... für ein<br />
bewehrtes Betonpolsters !<br />
10.3 Berechnung der erforderlichen Abmessung für bewehrtes Betonpolster !<br />
7.6 Zulässige Druckspannungen von Mauerwerk und Beton<br />
In den Aufgaben zur Überprüfung der Auflagerpressung des Mauerwerks und der Bemessung<br />
von Betonpolstern wurden Ihnen die zulässigen Druckspannungen (Auflagerpressungen) der<br />
Materialien angegeben. In diesem Kapitel möchte ich Ihnen erläutern, wie die zulässigen<br />
Druckspannungen zur Überprüfung der Auflagerpressung berechnet werden. Zuvor eine kurze<br />
Wiederholung. Damit kurzweilige Lastüberschreitungen bzw. ungewollte Lasteinwirkungen<br />
nicht zum sofortigen Versagen des Bauteils führen, werden in der statischen Berechnung<br />
Sicherheiten eingebaut. Eine Sicherheit wird dadurch erreicht, indem man :<br />
� die Einwirkungen auf ein Bauteil mit Teilsicherbeiwerten erhöht !<br />
� die zulässigen Spannungen der Materialien durch Teilsicherheitsbeiwerte reduziert !<br />
� Umwandlung von charakteristischen Werten (fk) in Bemessungswerten (fd)<br />
7.6.1 Zulässige Druckspannung von Mauerwerk<br />
Mauerwerk ist ebenfalls ein Verbundbaustoff genauso wie Stahlbeton. Die Höhe der<br />
Tragfähigkeit beispielsweise eines Mauerwerkspfeiler ist nicht nur von Festigkeit des<br />
Mauersteins abhängig, sondern auch von der Festigkeit des Mauermörtels. In Abhängigkeit<br />
beider Komponenten ergibt sich nach DIN 1<strong>05</strong>3-100 eine zulässige charakteristische<br />
Druckfestigkeit fk des Mauerwerks. Diese finden Sie im Tabellenbuch auf der Seite 243 !<br />
Beispiel :<br />
Gegeben : Mauerstein Steinfestigkeit 12 N/mm 2<br />
Mauermörtel MG IIa (Kalkzementmörtel)<br />
Gesucht : zulässige charakteristische Druckfestigkeit fk<br />
Lösung : Tabellenbuch Seite 243 :<br />
Aufgabe 1 :<br />
zulässige charakteristische Druckfestigkeit fk = 5,0 N/mm 2<br />
Gegeben : Mauerstein Steinfestigkeit 20 N/mm 2<br />
Mauermörtel MG III (Zementmörtel)<br />
Gesucht : zulässige charakteristische Druckfestigkeit fk<br />
Seite 55
Die Bemessungsdruckspannung σd von Mauerwerk gemäß DIN 1<strong>05</strong>3-100 kann mit folgender<br />
Formel berechnet werden :<br />
Beispiel :<br />
α = 0,85<br />
γM = 1,5<br />
Gegeben : Mauerstein Steinfestigkeit 12 N/mm 2<br />
Mauermörtel MG IIa (Kalkzementmörtel)<br />
Gesucht : zulässige charakteristische Druckfestigkeit fk<br />
zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σd<br />
Lösung :<br />
Tabellenbuch Seite 243 :<br />
zulässige charakteristische Druckfestigkeit fk = 5,0 N/mm 2<br />
zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σd = 0,85 *<br />
Aufgabe 2 :<br />
= 2,833 N/mm 2<br />
Gegeben : Mauerstein Steinfestigkeit 20 N/mm 2<br />
Mauermörtel MG IIa (Kalkzementmörtel)<br />
Gesucht : 2.1 zulässige charakteristische Druckfestigkeit fk<br />
2.2 zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σd<br />
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : Mauerstein Steinfestigkeit 12 N/mm 2<br />
Mauermörtel MG IIIa (Kalkzementmörtel)<br />
Gesucht : 3.1 zulässige charakteristische Druckfestigkeit fk<br />
3.2 zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σd<br />
Aufgabe 4 :<br />
zulässig σd = α *<br />
Seite 56<br />
zulässig _<br />
Gegeben : Mauerstein Steinfestigkeit 8 N/mm 2<br />
Mauermörtel MG II (Kalkzementmörtel)<br />
Gesucht : 4.1 zulässige charakteristische Druckfestigkeit fk<br />
4.2 zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σd<br />
γ<br />
M<br />
f k<br />
5,<br />
0<br />
N / mm<br />
1,<br />
5<br />
2
7.6.2 Zulässige Druckspannung von bewehrten und unbewehrten Beton<br />
Die Bemessungswerte der zulässigen Druckspannung σcd in Abhängigkeit können gemäß DIN<br />
1045-1 der Tabelle im Tabellenbuch Seite 259 entnommen werden. Mithilfe der<br />
charakteristischen Zylinderdruckfestigkeit fck,zyl des Betons, kann die zulässige Bemessungsdruckspannung<br />
σcd mit folgender Formel berechnet werden :<br />
Beispiel 1 :<br />
α = 0,85 ==> unbewehrten Beton<br />
γM = 1,8 ==> unbewehrten Beton<br />
γM = 1,5 ==> bewehrten Beton<br />
Gegeben : Beton C20/25 unbewehrt<br />
Gesucht : zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σcd<br />
Lösung :<br />
zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σd = 0,85 *<br />
Beispiel 2 :<br />
Gegeben : Beton C30/37 bewehrt<br />
= 9,44 N/mm 2<br />
Gesucht : zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σcd<br />
Lösung :<br />
zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σd = 0,85 *<br />
Aufgabe 1 :<br />
zulässig σcd = α *<br />
Gegeben : Beton C25/30 unbewehrt<br />
= 17,0 N/mm 2<br />
Seite 57<br />
zulässig _<br />
20N<br />
/ mm<br />
1,<br />
8<br />
2<br />
30N<br />
/ mm<br />
1,<br />
5<br />
Gesucht : 1.1 zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σcd (bewehrt)<br />
2.1 zulässige Bemessungsdruckfestigkeit σcd (unbewehrt)<br />
γ<br />
M<br />
f k<br />
2
7.7 Bemessung eines <strong>Stahlbetonbalken</strong>s<br />
Ein Gleichgewicht herzustellen, durch die Berechnung von Auflagerkräften und der<br />
nachfolgenden Dimensionierung einer tragfähigen Unterstützung ist nur ein Schritt von vielen<br />
bei Nachweis der Tragfähigkeit eines Balkens. Hoffe sehr, dass dies Ihnen keine Kopfschmerzen<br />
bereitet. Was aber passiert, wenn der Balken im maßgebenden Schnitt durchbricht oder das<br />
Bauteil am Auflager vertikal abschert ? Die stärkste Unterstützung kann dieses nicht verhindern,<br />
wenn im Zugbereich des Balkens zu wenig Bewehrung eingebaut wurde oder im<br />
Auflagerbereich der Abstand der Bügel viel zu groß ist, sodass der Balken vertikal abscheren<br />
kann. Damit dieses nicht geschieht, muss ein <strong>Stahlbetonbalken</strong> ausreichend bemessen werden.<br />
Die Fragen die sich hier stellen lauten :<br />
1. Welche Kräfte (Schnittgrößen) entstehen, wenn sich ein Balken verformt ?<br />
2. Wie lassen sich diese Kräfte (Schnittgrößen) berechnen ?<br />
3. Wie wird in der Praxis eine ausreichende Biegezugbewehrung bemessen ?<br />
4. Wie wird in der Praxis eine ausreichende Bügelbewehrung bemessen ?<br />
7.7.1 Maßgebende Schnittgrößen zur Bemessung eines <strong>Stahlbetonbalken</strong>s<br />
Das Prinzip Bemessung basiert immer auf das gleiche Verfahren. Bestimmung der maßgebenden<br />
Kräfte und den daraus resultierenden vorhandenen Spannungen mit einer anschließenden<br />
Gegenüberstellung mit einer zulässigen Spannung. Aufgrund der äußerlichen Einwirkung auf<br />
einen Balken, besitzt dieser das Bestreben sich zu verformen. Verformungen führen zu<br />
Spannungen im Bauteil. Im Feld und im Bereich von Innenstützen sind dies Zug- und<br />
Druckspannungen und zusätzlich im Bereich von Unterstützungen sogenannte Schubspannungen<br />
(Siehe Kapitel 4.). Aufgabe des Statikers ist es, diese vorhandene Spannungen zu berechnen und<br />
mit zulässigen Spannungen der Materialien Beton und Betonstahl zu vergleichen. Spannungen<br />
können nur berechnet werden, wenn zum einen eine Kraft vorhanden ist und zum zweiten ein<br />
Querschnitt. Der Querschnitt ergibt sich aus den Abmessungen des Balkens ABeton und der<br />
eingebauten Bewehrung AStahl. Aber wie kommt der Statiker an die maßgebenden Kräfte ?<br />
Seite 58
Betrachten wir uns dazu noch einmal das Tragverhalten von einem Balken auf zwei Stützen mit<br />
einer gleichmäßigen Streckenlast.<br />
Aufgrund der Verformung stellt sich im Bauteil folgendes Rissbild ein :<br />
Risse in einem Bereich entstehen dann, wenn die Zugspannung aufgrund der Verformung nicht<br />
mehr vom Beton aufgenommen werden können und eine Bewehrung erforderlich wird.<br />
Schneidet man das Bauteil an irgendeiner Stelle im Feld auf, so können unabhängig von der<br />
tatsächlichen Verformung folgende Kräfte im inneren des Balkens frei werden :<br />
Biegemoment MY � Verantwortlich für die Biegezugrisse am unteren<br />
Randbereich des Balkens<br />
Querkraft VZ � Verantwortlich für die Schubrisse im Auflagerbereich<br />
Die Normalkraft NX würde dann zur Geltung kommen, wenn konstant über die ganze Höhe am<br />
Balken gezogen oder gedrückt wird. Der Begriff „Schnittgröße“ stammt daher, dass bei der<br />
Seite 59
Berechnung der maßgebenden inneren Kräfte das Bauteil aufgeschnitten wird. Also nichts<br />
kompliziertes. Für die Bemessung der Biegezugbewehrung im Feld benötigt der Statiker die<br />
maximale Schnittgröße MY und für die Bemessung der Bügel im Auflagerbereich die maximale<br />
Querkraft VZ.<br />
Die Berechnung der Schnittgrößen erfolgt analog zur Berechnung der Auflagerkräfte mithilfe der<br />
drei Gleichgewichtsbedingungen :<br />
Dabei müssen die inneren Schnittgrößen mit der äußerlichen Einwirkung und den zuvor<br />
bestimmten Auflagerkräften im Gleichgewicht stehen !<br />
Die Berechnung der Schnittgrößen erfolgt wahlweise mithilfe des linken oder des rechten<br />
Schnittufers. In der Praxis kommt aber das linke Schnittufer mehr zur Anwendung als das<br />
Rechte. Überlegen Sie mal warum ! Beim Aufschneiden des Bauteils werden die unbekannten<br />
Schnittgrößen gemäß Vorzeichenregelung im Schnitt angetragen. Dabei wirkt die unbekannte<br />
Querkraft positiv von oben nach unten. Das unbekannte Biegemoment dreht positiv linksherum<br />
und die unbekannte Normalkraft (falls vorhanden) positiv von links nach rechts. Damit im<br />
Schnitt ein Gleichgewicht herrscht, ist der Verlauf der unbekannten Schnittgrößen am rechten<br />
Schnittufer entgegengesetzt. Schneidet man das Bauteil am ganz vielen Stellen im System auf<br />
und berechnet jeweils die unbekannten Schnittgrößen, so ergibt sich der nachfolgende<br />
Schnittgrößenverlauf :<br />
Seite 60<br />
Linearer Querkraftverlauf<br />
Parabelförmiger Momentenverlauf
Vergleicht man die Zustandslinien mit dem Rissbild, so kommt man zu einer Übereinstimmung.<br />
Da das System aufgrund der Symmetrie sich in der Mitte am meisten durchbiegt, muss<br />
zwangsläufig auch in Feldmitte das betragsmäßig größte Biegemoment My sein. Ebenso der<br />
Querkraftverlauf. Schubrisse entstehen im Auflagerbereich, demzufolge muss auch am Auflager<br />
die betragsmäßig größte Querkraft VZ sein. Beim Querkraftverlauf ergeben sich sowohl positive<br />
Querkräfte als auch Negative. Diese Werte resultieren aus der Vorzeichenregelung. Für die<br />
Bemessung der Bügel zählt nicht das Vorzeichen, sondern nur der Betrag. Betrachten wir uns<br />
den Verlauf der Schnittgrößen an einem Balken mit einer Einzellast in Feldmitte :<br />
Würde man das Rissbild des Balkens daraus entwickeln müssen, so würde man zum selben<br />
Rissbild gelangen, wie im Beispiel zuvor.<br />
Der Balken würde sich ebenso in der Mitte des System am meisten durchbiegen und die<br />
Abschergefahr am Auflager am größten sein, da am Auflager stets der größte Gegendruck wirkt.<br />
Seite 61<br />
Konstanter Querkraftverlauf<br />
Linearer Momentenverlauf
Beim Vergleich der Zustandslinien beider Beispiele, lassen sich zwischen Momentenverlauf,<br />
Querkraftverlauf und der Einwirkung wichtige statische Zusammenhänge ableiten. Setzten wir<br />
dafür einmal für die Strecken- und Einzeleinwirkung als auch für die statische Systemlänge<br />
Werte ein !<br />
Vergleich der Zustandslinien System 1 und 2 :<br />
Seite 62
Statische Gesetzmäßigkeiten :<br />
1. Gesetzmäßigkeit (System 1)<br />
Im Bereich einer Streckeneinwirkung<br />
� Querkraftverlauf linear (Funktion 1. Ordnung)<br />
� Momentenverlauf parabelförmig (Funktion 2. Ordnung)<br />
2. Gesetzmäßigkeit (System 2)<br />
Im Bereich ohne Einwirkung<br />
� Querkraftverlauf konstant<br />
� Momentenverlauf linear (Funktion 1. Ordnung)<br />
3. Gesetzmäßigkeit (System 1 + 2)<br />
Am linken Endauflager � Querkraft positiv gleich der Auflagerkraft !<br />
Am rechten Endauflager � Querkraft negativ gleich der Auflagerkraft !<br />
4. Gesetzmäßigkeit (System 1)<br />
Im Bereich einer Streckeneinwirkung reduziert sich die Querkraft um den Betrag der<br />
resultierenden Einzeleinwirkung !<br />
5. Gesetzmäßigkeit (System 2)<br />
An der Stelle einer Einzeleinwirkung macht die Querkraft einen Sprung um den Betrag der<br />
Einzeleinwirkung entgegengesetzt der Einwirkungsrichtung !<br />
6. Gesetzmäßigkeit (System 2)<br />
Dieses Gesetz ist für den Statiker, was die Bemessung eines Bauteils betrifft, das wichtigste !!!!<br />
An der Stelle wo die Querkraft das Vorzeichen wechselt, ist immer die größte<br />
Durchbiegung und somit stets das größte Biegemoment !<br />
7. Gesetzmäßigkeit (System 2)<br />
Auf der Seite wo die Momentenlinie verläuft, ergeben sich im Bauteil immer Zugspannungen !<br />
Seite 63
7.7.2 Einfluss der Biegezugbewehrung auf die Rissbreite wcal<br />
Risse im Beton lassen sich nicht verhindern. Ganz im Gegenteil, der Beton muss reißen, wenn<br />
die eingebaute Bewehrung einen Sinn machen soll. Um den Korrosionsschutz der Bewehrung<br />
nicht zu gefährden muss die Rissbreite gemäß DIN 1045-1 in Abhängigkeit der Beanspruchung<br />
beschränkt werden. Für Bauteile im normalen Hochbau unter normalen Umweltbedingungen<br />
darf gemäß DIN 1045-1 folgende Rissbreite nicht überschritten werden :<br />
Wcal ≤ 0,4 mm<br />
Für Bauteile unter Wasser (WU-Beton) ist die zulässige Rissbreite von 0,1 – 0,2 mm zu<br />
beschränken ! Welchen Einfluss besitzt die eingebaute Bewehrung auf die Rissbreite ? Für die<br />
Auswahl der Bewehrung für eine Stahlbetonbauteil gilt in der Praxis folgender Grundsatz :<br />
Lieber viele Betonstähle mit geringem Durchmesser, als wenige Betonstähle mit großem<br />
Durchmesser !<br />
Die Antwort dazu unterliegt zwei Gründe, die Sie sicher nachvollziehen werden.<br />
Beispiel : Ein <strong>Stahlbetonbalken</strong> kann alternativ entweder mit 2 ∅ 20 mm oder mit<br />
4 ∅ 14 mm bewehrt werden<br />
1. Beim Einbau von 4 ∅ 14 mm muss jeder Betonstahl nur 25 % der Bemessungszugkraft<br />
FS aufnehmen im Vergleich zu 2 ∅ 20 mm, wo jeder Betonstahl 50 % der<br />
Bemessungszugkraft FS aufnehmen muss. Das heißt, die Bemessungszugkraft FS wird<br />
beim Einbau von 4 ∅ 14 mm auf eine viel größere Oberfläche verteilt, wodurch die<br />
Rissbreite vermindert wird.<br />
4 ∅ 14 mm � AOberfläche = 17,59 cm 2<br />
2 ∅ 20 mm � AOberfläche = 12,57 cm 2<br />
2. Der Rippenabstand als auch die Rippenhöhe bei einem Durchmesser 14 mm ist viel<br />
geringer, als bei einem Durchmesser 20 mm. Bei weiterer Durchbiegung des<br />
<strong>Stahlbetonbalken</strong>s wird ein Teil der Zugkraft im Stahl wieder in den Beton eingeleitet.<br />
Der Abstand der Risse beim Einbau von 4 ∅ 14 mm wird zwar kleiner, aber dafür auch<br />
die Rissbreite.<br />
Begründung :<br />
Durch die geringe Rippenhöhe kann nur ein geringer Teil der Zugkraft<br />
vom Betonstahl wieder in den Beton eingeleitet werden.<br />
2.2 Die eingeleitete Zugkraft in den Beton ist ebenfalls geringer, weil die gesamte<br />
Bemessungszugkraft FD,Z zuvor auf vier Betonstähle ∅ 14 mm verteilt wurde<br />
anstatt auf zwei Betonstähle ∅ 20 mm.<br />
Seite 64
7.7.3 Betondeckung cnom bzw. Verlegemaß cv<br />
Damit die eingebaute Bewehrung vor Korrosion geschützt wird, muss diese ein Abstand gemäß<br />
DIN 1045-1 zur Außenseite des Bauteils einhalten. Dieser Abstand wird in der Praxis als<br />
Betondeckung bezeichnet. Das Maß der Betondeckung ist dabei von zwei Kriterien abhängig :<br />
1. Expositionsklasse<br />
2. Stabdurchmesser der Biegezugbewehrung bzw. vom Bügeldurchmesser<br />
Sowohl der Bügel als auch die Biegezugbewehrung muss ausreichend gegen Korrosion geschützt<br />
werden. Da in der Praxis in der Regel der Durchmesser des Bügels geringer ist als der<br />
Durchmesser der Biegezugbewehrung muss das maßgebende Verlegemaß cv ermittelt werden.<br />
Der Abstand der Bewehrung wird durch Abstandhalter aus Kunststoff gewährleistet. Diese<br />
werden unterhalb bzw. seitlich an den Bügeln befestigt.<br />
Maße der Abstandhalter : � 2,0 cm<br />
� 2,5 cm<br />
� 3,0 cm<br />
� 3,5 cm<br />
� 4,0 cm<br />
� 4,5 cm<br />
� 5,0 cm<br />
� 5,5 cm<br />
Beispiel 1 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/50 cm<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
Gesucht : Verlegemaß Cv<br />
Biegezugbewehrung : ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Lösung : Gemäß Tabellenbuch Seite 264 !<br />
∅ 16 mm � Cnom = 3,5 cm<br />
∅ 8 mm � Cnom = 3,5 cm<br />
Da die erforderliche Betondeckung Cnom für beide Durchmesser<br />
mindestens 3,5 cm beträgt, ergibt sich das Verlegemaß Cv ebenso zu 3,5<br />
cm. Der Abstand der Biegezugbewehrung beträgt demzufolge sogar<br />
� 3,5 cm + 0,8 cm = 4,3 cm > 3,5 cm<br />
Somit ist der Bügel als auch die Biegezugbewehrung ausreichend gegen<br />
Korrosion geschützt !<br />
Seite 65
Beispiel 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/50 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Gesucht : Verlegemaß Cv<br />
Biegezugbewehrung : ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Lösung : Gemäß Tabellenbuch Seite 264 !<br />
∅ 16 mm � Cnom = 3,0 cm<br />
∅ 8 mm � Cnom = 2,0 cm<br />
Da die erforderliche Betondeckung Cnom für beide Durchmesser<br />
unterschiedlich ist, muss überprüft werden, welcher Durchmesser für<br />
das erforderliche Verlegemaß Cv maßgebend wird !<br />
Überprüfung Verlegemaß Cv = 2,0 cm<br />
Bei einem Verlegemaß vom 2,0 cm wäre in diesem Beispiel nur der<br />
Bügel geschützt. Da die Abstandhalter unterhalb der Bügel angeordnet<br />
werden, würde die Betondeckung für die Biegezugbewehrung nur 2,8<br />
cm betragen anstatt der notwendigen 3,0 cm.<br />
Überprüfung Verlegemaß Cv = 2,5 cm<br />
Nachweis Bügel :<br />
Verlegemaß Cv = 2,5 cm > Cnom = 2,0 cm<br />
Nachweis Biegezugbewehrung :<br />
Verlegemaß Cv = 2,5 cm<br />
� Cnom = 2,5 cm + 0,8 cm = 3,3 cm > erforderlich Cnom = 3,0 cm<br />
Bei einem Verlegemaß Cv vom 2,5 cm wäre sowohl der Bügel als auch<br />
die Biegezugbewehrung vor Korrosion geschützt.<br />
Seite 66
7.7.4 Überprüfung des Mindestabstandes „a“ der Biegezugbewehrung<br />
Der Verbundbaustoff Stahlbeton funktioniert nur, wenn die eingebaute Bewehrung vollständig<br />
mit Beton ummantelt ist. Dies bedeutet, dass der Abstand der Bewehrung nebeneinander ein<br />
gewisses Maß „a“ nicht unterschreiten darf. Ebenso müssen speziell bei der oberen Bewehrung<br />
(Stützbewehrung) Rüttelgassen geplant werden, damit der gesamte Beton auch im unteren<br />
Bereich ausreichend verdichtet werden kann. Gemäß DIN 1045-1 beträgt der Mindestabstand<br />
„a“ bei der Bewehrung von <strong>Stahlbetonbalken</strong> mindestens dem Durchmesser der größten<br />
Biegezugbewehrung, mindestens aber 2,0 cm.<br />
Der Mindestabstand a kann mit folgender Formel berechnet werden :<br />
Abstand a =<br />
b = Balkenbreite<br />
Cnom = Betondeckung<br />
b − 2*<br />
Cnom<br />
− 2 * Durchmesser,<br />
Bügel − n * Durchmesser,<br />
Biegezugbewehrung<br />
n −1<br />
n = Anzahl Betonstähle der Biegezugbewehrung<br />
Seite 67
Beispiel 1 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/60 cm<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
Biegezugbewehrung : 4 ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Lösung :<br />
Abstand a =<br />
Nachweis erbracht !<br />
Aufgabe 1 :<br />
24cm<br />
− 2 * 3,<br />
5cm<br />
− 2*<br />
0,<br />
6cm<br />
− 4*<br />
1,<br />
6cm<br />
4 −1<br />
Seite 68<br />
= 3,13 cm > 2,0 cm<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 30/55 cm<br />
Expositionsklasse : XC4<br />
Biegezugbewehrung : 5 ∅ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10 mm<br />
Gesucht : Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 17,5/24 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Biegezugbewehrung : 3 ∅ 12 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C30/37 : b/h = 40/60 cm<br />
Expositionsklasse : XD1<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 20 mm +6 ∅ 14 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 12 mm<br />
Gesucht : Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung
Aufgabe 4 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/60 cm<br />
Expositionsklasse : XC2<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 16 mm +3 ∅ 12 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 5 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C35/45 : b/h = 80/120 cm<br />
Expositionsklasse : XD3<br />
Biegezugbewehrung : 8 ∅ 20 mm +10 ∅ 14 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 14 mm<br />
Gesucht : Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 6 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 35/40 cm<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : Maximale Anzahl ∅ 14mm der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 7 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/50 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : Maximale Anzahl ∅ 16 mm der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 8 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 24/60 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : Maximale Anzahl ∅ 12 mm der Biegezugbewehrung<br />
Seite 69
7.7.5 Bemessung der Biegezugbewehrung mithilfe der Zugkraft FD,Z<br />
Die einfachste Art der Bemessung der Biegezugbewehrung erfolgt mithilfe der maßgebenden<br />
Zugkraft an der Stelle der maximalen Durchbiegung im System. Dabei muss der Gesamt-<br />
Querschnitt der Bewehrung so groß sein, dass die vorhandene Stahlspannung σS nicht<br />
überschritten wird.<br />
vorhandene Stahlspannung σS<br />
σS = Stahlspannung<br />
FS = maßgebende Bemessungszugkraft<br />
AS = Querschnitt der Bewehrung (Bewehrungsgehalt)<br />
=<br />
F S<br />
≤ zulässige Stahlspannung σS<br />
A<br />
S<br />
Die zulässige Stahlspannung ergibt sich aus der Streckgrenze des Betonstahls abgemindert durch<br />
einen Sicherheitsfaktor gemäß DIN 1045-1. Für die Bemessung der Biegezugbewehrung mithilfe<br />
eines Betonstahl BSt 500 S (A) ergibt sich somit die zulässige Stahlspannung σS :<br />
Beispiel :<br />
zulässige Stahlspannung σS<br />
=<br />
50kN<br />
/ cm<br />
1,<br />
15<br />
Seite 70<br />
2<br />
= 43,5 kN/cm 2<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 30/50 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 275 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
vorhandene Zugbewehrung AS : 5 ∅ 14 mm<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Stahlspannung σS<br />
Lösung :<br />
Bewehrung 5 ∅ 14 mm � 7,70 cm 2 (Tabellenbuch S. 273 )<br />
vorhandene Stahlspannung σS = 2<br />
Vorhandene Biegezugbewehrung ist ausreichend bemessen !<br />
275kN<br />
2 2<br />
= 35,7 kN/cm < 43,5 kN/cm<br />
7,<br />
70cm
Aufgabe 1 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/50 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 226 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
vorhandene Zugbewehrung AS : 3 ∅ 16 mm<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Stahlspannung σS<br />
Aufgabe 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 17,5/24 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 126 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
vorhandene Zugbewehrung AS : 3 ∅ 12 mm<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Stahlspannung σS<br />
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/60 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 552 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
vorhandene Zugbewehrung AS : 2 ∅ 20 mm +<br />
6 ∅ 12 mm<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Stahlspannung σS<br />
Aufgabe 4 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C30/37 : b/h = 35/50 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 570 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
vorhandene Zugbewehrung AS : 2 ∅ 20 mm +<br />
3 ∅ 10 mm<br />
Gesucht : Überprüfung der zulässigen Stahlspannung σS<br />
Seite 71
Bei der Neubemessung eines <strong>Stahlbetonbalken</strong>s macht es wenig Sinn, zuvor einen<br />
Bewehrungsquerschnitt zu schätzen, um dann im zweiten Schritt die vorhandene Stahlspannung<br />
zu berechnen und diese mit der zulässigen Stahlspannung zu vergleichen. Mithilfe der zulässigen<br />
Stahlspannung σS und der maßgebenden Bemessungszugkraft FS kann der erforderliche<br />
Bewehrungsgehalt AS sofort berechnet werden :<br />
Beispiel 1 :<br />
erforderlicher Bewehrungsgehalt AS<br />
Seite 72<br />
=<br />
F<br />
D,<br />
Z<br />
zulässigσ<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/50 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 315 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : erforderlicher Bewehrungsgehalt AS<br />
Lösung :<br />
315kN<br />
erforderlicher Bewehrungsgehalt AS = 2<br />
43,<br />
5kN<br />
/ cm<br />
Beispiel 2 :<br />
= 7,24 cm 2<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 24/50 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 286 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle ∅ 12 mm<br />
Lösung :<br />
286kN<br />
erforderlicher Bewehrungsgehalt AS = 2<br />
43,<br />
5kN<br />
/ cm<br />
= 6,57 cm 2<br />
Es müssen so viele Betonstähle eingebaut werden, sodass der vorhandene Bewehrungsgehalt AS<br />
mindestens 6,57 cm 2 beträgt !<br />
Tabellenbuch Seite 273 : erforderliche 6 ∅ 12 mm<br />
6,79 cm 2 > 6,57 cm 2<br />
S
Aufgabe 1 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/50 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 354 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : erforderlicher Bewehrungsgehalt AS<br />
Aufgabe 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 30/50 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 645 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : erforderlicher Bewehrungsgehalt AS<br />
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C30/37 : b/h = 17,5/55 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FD,Z : 176 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : erforderlicher Bewehrungsgehalt AS<br />
Aufgabe 4 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 60/80 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 1200 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : erforderlicher Bewehrungsgehalt AS<br />
Aufgabe 5 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/60 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 850 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : erforderlicher Bewehrungsgehalt AS<br />
Seite 73
Aufgabe 6 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/50 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 266 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle ∅ 14 mm<br />
Aufgabe 7 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 30/55 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 412 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle ∅ 16 mm<br />
Aufgabe 8 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/60 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 812 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle 2 ∅ 25 mm + n ∅ 16 mm<br />
Aufgabe 9 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 45/65 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 634 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle 2 ∅ 20 mm + n ∅ 14 mm<br />
Aufgabe 10 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/45 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 312 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle 2 ∅ 16 mm + n ∅ 12 mm<br />
Seite 74
Aufgabe 11 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 17,5/24 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 98 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle ∅ 12 mm<br />
Aufgabe 12 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 60/60 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 523 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle 2 ∅ 20 mm + n ∅ 12 mm<br />
Aufgabe 13 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : b/h = 40/60 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 476 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle 2 ∅ 16 mm + n ∅ 14 mm<br />
Aufgabe 14 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/60 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 264 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle ∅ 16 mm<br />
Aufgabe 15 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 24/55 cm<br />
maßgebende Bemessungszugkraft FS : 333 kN<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Gesucht : Anzahl der Betonstähle 2 ∅ 20 mm + n ∅ 10 mm<br />
Seite 75
Die Frage die noch geklärt werden muss lautet :<br />
Wie kommt der Statiker an die Bemessungszugkraft FS ?<br />
Die Frage ist berechtigt, da der Statiker bei der Berechnung der notwendigen Schnittgröße zur<br />
Bemessung der Biegezugbewehrung nicht die Bemessungszugkraft FS ermittelt, sondern das<br />
Biegemoment My.<br />
Dieses Biegemoment erzeugt je nach Drehrichtung auf der einen Bauteilseite eine Zugspannung<br />
und auf der anderen Bauteilseite eine Druckspannung. Wo Spannungen erzeugt werden, müssen<br />
auch Kräfte vorhanden sein. Mithilfe des Biegemomentes My kann die daraus resultierende Zug-<br />
als auch Druckkraft berechnet werden :<br />
FC = Bemessungsdruckkraft<br />
FS = Bemessungszugkraft<br />
z = Innere Hebelarm (Abstand von Zug- und Druckkraft)<br />
FS = FC =<br />
Im Rahmen einer Vorbemessung und unabhängig von der Betondruckfestigkeit kann der innere<br />
Hebelarm folgendermaßen bestimmt werden :<br />
Seite 76<br />
M y<br />
Innere Hebelarm z = 0,85 * d<br />
z
Der Hebelarm der inneren Kräfte ist dabei von der statischen Nutzhöhe d abhängig. Die statische<br />
Nutzhöhe d beschreibt den Abstand vom Biegedruckrand bis zum Schwerachse der<br />
Biegezugbewehrung.<br />
Die statische Nutzhöhe für ein <strong>Stahlbetonbalken</strong> kann mit folgender Formel berechnet werden :<br />
statische Nutzhöhe d = Balkenhöhe h – Cv - ∅ Bügel– ½* ∅ Biegezugbewehrung<br />
Beispiel 1 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/50 cm<br />
Verlegemaß Cv : 2,0 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegezugbewehrung : 4 ∅ 12 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
Lösung :<br />
statische Nutzhöhe d = 50 cm – 2,0 cm – 0,6 cm – ½ * 1,2 cm<br />
= 46,8 cm<br />
Innere Hebelarm z = 0,85 * 46,8 cm<br />
= 39,8 cm<br />
Seite 77
Beispiel 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/55 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 2<strong>05</strong> kNm<br />
Biegezugbewehrung : 6 ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Berechnung der Bemessungszugkraft FS<br />
� Überprüfung der zulässigen Stahlspannung σS<br />
Lösung :<br />
statische Nutzhöhe d = 55 cm – 3,5 cm – 0,8 cm – ½ * 1,6 cm<br />
= 49,9 cm<br />
Innere Hebelarm z = 0,85 * 49,9 cm<br />
Bemessungszugkraft FS<br />
= 42,4 cm<br />
=<br />
2<strong>05</strong>kNm<br />
0,<br />
424m<br />
= 484 kN<br />
6 ∅ 16 mm ==> 12,1 cm 2<br />
484kN<br />
12,<br />
1cm<br />
vorhandene Stahlspannung σS = 2<br />
Tragfähigkeit gewährleistet !<br />
= 40 kN/cm 2 < 43,5 kN/cm 2<br />
Seite 78
Aufgabe 1 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/40 cm<br />
Verlegemaß Cv : 2,0 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegezugbewehrung : 4 ∅ 14 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
� Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
Aufgabe 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/45 cm<br />
Verlegemaß Cv : 2,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegezugbewehrung : 4 ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
� Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/45 cm<br />
Verlegemaß Cv : 4,0 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 20 mm + 4 ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
� Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Berechnung der zulässigen Bemessungszugkraft FS<br />
Aufgabe 4 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 35/50 cm<br />
Verlegemaß Cv : 4,0 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 20 mm + 5 ∅ 12 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
� Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Berechnung der zulässigen Bemessungszugkraft FS<br />
Seite 79
Aufgabe 5 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 30/60 cm<br />
Verlegemaß Cv : 2,0 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 287 kNm<br />
Biegezugbewehrung : 7 ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10 mm<br />
Gesucht : � Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
� Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Überprüfung der zulässigen Stahlspannung σS<br />
Aufgabe 6 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C30/37 : b/h = 40/80 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 412 kNm<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 20 mm + 5 ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
� Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Überprüfung der zulässigen Stahlspannung σS<br />
Aufgabe 7 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 35/65 cm<br />
Verlegemaß Cv : 4,0 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 412 kNm<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 25 mm + 6 ∅ 14 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
� Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Überprüfung der zulässigen Stahlspannung σS<br />
Seite 80
Aufgabe 8 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/55 cm<br />
Verlegemaß Cv : 2,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 260 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Anzahl der Betonstähle ∅ 20 mm<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 9 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/60 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 180 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Anzahl der Betonstähle ∅ 16 mm<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 10 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/60 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 180 kNm<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 20 mm + n ∅ 12 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10 mm<br />
Gesucht : � Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Zusätzliche Anzahl der Betonstähle ∅ 12 mm<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Seite 81
Aufgabe 11 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 35/55 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 145 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 14 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10 mm<br />
Gesucht : � Berechnung der statischen Nutzhöhe d<br />
� Berechnung des inneren Hebelarms z<br />
� Anzahl der Betonstähle ∅ ≤ 14 mm<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 12 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/55 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 112 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 13 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 30/50 cm<br />
Expositionsklasse : XC2<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 146 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 14 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/60 cm<br />
Expositionsklasse : XC4<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 412 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung<br />
Seite 82
Aufgabe 15 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 17,5/24 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 25 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 16 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/24 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 16 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 17 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/48 cm<br />
Expositionsklasse : XC2<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 56 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 18 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/60 cm<br />
Expositionsklasse : XC4<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 326 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung<br />
Seite 83
7.7.6 Bemessung der Biegezugbewehrung mithilfe des kd-Verfahrens<br />
Die Bemessung mithilfe des kd-Verfahrens ist die wirtschaftlichste Bemessungsform für die<br />
Ermittlung der Biegezugbewehrung von Stahlbetonbauteilen, die auf Biegung beansprucht<br />
werden. Bei diesem Verfahren spielt ebenfalls der innere Hebelarm die entscheidende Rolle,<br />
weil von dessen Größe auch die Größe der Bemessungszugkraft FS abhängig ist. Im Kapitel<br />
zuvor, wurde der innere Hebelarm z pauschal mit 0,85 * d ermittelt. Die Größe des Hebelarms ist<br />
aber dabei von zwei entscheidenden Kriterien abhängig :<br />
���� von der Betondruckfestigkeit<br />
���� von der Breite der Druckzone<br />
Die Antwort dafür ist aus meiner Sicht eindeutig. Je größer die Betondruckfestigkeitsklasse und<br />
je breiter die Druckzone, umso geringer ist der Abstand der resultierenden<br />
Bemessungsdruckkraft FC vom Biegedruckrand. Dadurch vergrößert sich ebenfalls der innere<br />
Hebelarm z, da die Bemessungszugkraft FS durch die Lage der Bewehrung festgesetzt ist.<br />
Dies ist auch die Begründung, warum bei einem Unterzug der Bewehrungsgehalt geringer ist als<br />
bei einem Überzug, bei gleicher Betondruckfestigleitsklasse und gleichem Balkenquerschnitt.<br />
Bei einem Unterzug wird ein nicht wesentlicher Anteil der Bemessungsdruckkraft FC von der<br />
Deckenplatte aufgenommen hat. Dies hat zur Folge, dass der Schwerpunkt der Druckfläche und<br />
somit auch die Bemessungsdruckkraft FC mehr zum Biegedruckrand verschoben wird. Die<br />
Bemessung der Biegezugbewehrung mithilfe des kd-Verfahrens ist dimensionsgebunden. Das<br />
bedeutet für Sie Einheitengefahr. Gefahr deshalb, weil die Einheiten bei Ermittlung überhaupt<br />
nicht zusammen passen. Die dimensionsgebundene Bemessungstafel finden Sie im Tabellenbuch<br />
auf der Seite 261 ! Die Vorgehensweise ist sehr einfach. Im ersten Schritt wird der kd-Faktor<br />
ermittelt. Mithilfe des kd-Faktors kann im zweiten Schritt aus der Bemessungstafel ein kS-Faktor<br />
abgelesen werden. Dieser wird benötigt, um dann im dritten Schritt die Biegezugbewehrung zu<br />
ermitteln. Nachfolgend werden noch mal die drei Schritte und die dazugehörigen Formeln für<br />
Stahlbetonbauteile mit reiner Biegebeanspruchung zusammengefasst:<br />
Seite 84
1. Schritt : � Berechnung kd-Faktor<br />
kd = d *<br />
Seite 85<br />
Druckzone<br />
bDruckzone � Breite der Druckzone (m)<br />
d � statische Nutzhöhe (cm)<br />
My,d � Bemessungsbiegemoment (kNm)<br />
2. Schritt : � Ablesen kS-Faktor aus der Bemessungstafel<br />
3. Schritt : � Berechnung der erforderlichen Biegezugbewehrung AS<br />
AS = kS *<br />
b<br />
M<br />
d<br />
y,<br />
d<br />
M y, d<br />
kS � Faktor aus der Bemessungstafel (Einheitenlos)<br />
d � statische Nutzhöhe (cm)<br />
My,d � Bemessungsbiegemoment (kNm)<br />
Beispiel :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 35/55 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 145 kNm<br />
Biegezugbewehrung (Annahme) : n ∅ 14 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS
Lösung :<br />
1. Schritt :<br />
statische Nutzhöhe d = 55 cm – 3,5 cm – 1,0 cm – ½ * 1,4 cm<br />
kd = 49,8 cm *<br />
2. Schritt :<br />
kS = 2,32<br />
= 49,8 cm<br />
0,<br />
35m<br />
145kNm<br />
= 2,45<br />
ς = 0,927 ==> (sprich Zeta)<br />
3. Schritt :<br />
AS = 2,32 *<br />
145kNm<br />
49,<br />
8cm<br />
gewählt : BSt 500 S (A)<br />
5 ∅ 14 mm (AS = 7,70 cm 2 )<br />
Berechnung des inneren Hebelarms z :<br />
z = 0,927 * 49,8 cm<br />
= 46,16 cm<br />
= 6,76 cm 2<br />
Seite 86
Aufgabe 1 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 30/60 cm<br />
Verlegemaß Cv : 2,0 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 290 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C30/37 : b/h = 40/80 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 412 kNm<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 20 mm + n ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 35/65 cm<br />
Verlegemaß Cv : 4,0 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 410 kNm<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 25 mm + n ∅ 14 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 4 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/55 cm<br />
Verlegemaß Cv : 2,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 260 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Seite 87
Aufgabe 5 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/60 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 180 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 6 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/60 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 180 kNm<br />
Biegezugbewehrung : 2 ∅ 20 mm + n ∅ 12 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 7 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 35/55 cm<br />
Verlegemaß Cv : 3,5 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 145 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 14 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 8 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/55 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 112 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Seite 88
Aufgabe 9 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 30/50 cm<br />
Expositionsklasse : XC2<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 146 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 10 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/60 cm<br />
Expositionsklasse : XC4<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 412 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 11 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 17,5/24 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 25 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 12 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/24 cm<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 16 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Seite 89
Aufgabe 13 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/48 cm<br />
Expositionsklasse : XC2<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 56 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 14 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 40/60 cm<br />
Expositionsklasse : XC4<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 326 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 15 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 35/75 cm<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 285 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Aufgabe 16 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 30/60 cm<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Biegemoment My : 185 kNm<br />
Biegezugbewehrung : n ∅ ≤ 20 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm<br />
Gesucht : � Bemessung der Biegezugbewehrung AS<br />
� Überprüfung Mindestabstand a der Biegezugbewehrung<br />
Seite 90
7.7.7 Verankerung am Endauflager<br />
Bauteile die auf Biegung beansprucht werden, verkürzen sich während der Durchbiegung. Dies<br />
kann zur Folge haben, dass das Bauteil innen an den Auflagern nach unten fällt. Legen Sie dazu<br />
einmal eine einfache Holzlatte links und rechts 1,0 cm auf ein Endauflager auf. Bei Belastung<br />
biegt sich die Holzlatte durch und rutsch schon bei geringer Durchbiegung von den Auflagern ab<br />
und fällt nach unten. Dies kann natürlich auch bei einem <strong>Stahlbetonbalken</strong> passieren.<br />
Um dies zu vermeiden, müssen mindestens 25% der erforderlichen Biegzugbewehrung im Feld<br />
bis zum Auflager durchlaufen und ausreichend verankert werden. Die Verankerungslänge<br />
gemessen ab Innenkante Auflager hängt von der Art der Lagerung ab. Gemäß DIN 1045-1 wird<br />
unterschieden zwischen :<br />
���� direkter Lagerung<br />
���� indirekter Lagerung<br />
Wände oder Stützen gewährleisten stets eine direkte Lagerung. Bei Tiefgaragen zum Beispiel<br />
kommt es häufig vor, dass ein Unterzug oder eine Deckenplatte durch einen anderen Unterzug<br />
gestützt wird. Ob es sich dabei um eine direkte oder indirekte Lagerung handelt hängt von der<br />
Abmessung des Haupt- und Nebenträgers ab.<br />
Seite 91
Bedingung gemäß DIN 1045-1 :<br />
Direkte Lagerung : h1 – h2 ≥ h2<br />
Indirekte Lagerung : h1 – h2 < h2<br />
Für die Bemessung der Zugbewehrung am Endauflager sind drei Faktoren maßgebend :<br />
1. ���� maßgebende Querkraft am Endauflager<br />
2. ���� Versatzmaß aL<br />
3.���� Inneren Hebelarm z<br />
Ein nochmalige Erläuterung zu 3. Innere Hebelarm ist hoffentlich nicht mehr nötig. Wenn ja,<br />
dann Hände hoch. Was aber verbirgt sich unter 1. und 2. ?<br />
Erläuterung zu 1. :<br />
Was passiert, wenn die Verankerung am Endauflager nicht ausreichend ist ? Die Balkenenden<br />
heben ab und die Bauteillänge verkürzt sich. Dies hat zur Folge, dass der Balken vertikal<br />
zwischen den Auflagern nach unten fällt. Aufgrund der vertikalen Bügelanordnung wirkt die<br />
maßgebende Querkraft am Endauflager ebenfalls vertikal. Betrachten Sie sich noch einmal die<br />
Fachwerksituation am Endauflager ! Der Ort der maßgebenden Querkraft liegt nicht am<br />
Endauflager, sondern ein gewisses Maß von der Innenkante des Auflagers entfernt. Dies liegt<br />
daran, dass zum Schluss die gesamte Einwirkung im Feld über eine Druckstrebe in das Auflager<br />
eingeleitet wird.<br />
Das Maß e von der Innenkante des Auflagers bis zur Stelle der maßgebenden Querkraft ist<br />
wiederum von der Art der Lagerung abhängig.<br />
Seite 92
���� Direkter Lagerung<br />
Bei einer direkten Lagerung darf zur Verankerung der Bewehrung am Endauflager als auch zur<br />
Bemessung der Bügelbewehrung selber eine reduzierte Auflagerkraft im Abstand der statischen<br />
Nutzhöhe d von der Innenkante des Auflagers angenommen werden.<br />
���� Indirekter Lagerung<br />
Bei einer indirekten Lagerung darf zur Verankerung der Bewehrung am Endauflager als auch zur<br />
Bemessung der Bügelbewehrung selber darf eine reduzierte Auflagerkraft in der Flucht von der<br />
Innenkante des Auflagers angenommen werden. Die maßgebende Querkraft wird Ihnen aber<br />
vom Statiker angegeben und ist auch nicht Teil der Abschlussprüfung.<br />
Seite 93
Erläuterung zu 2. :<br />
Die Reduzierung der Zugkraft in der Bewehrung von der Stelle der maximalen Durchbiegung bis<br />
zum Endauflager basiert in der Praxis auf zwei möglichen Theorien :<br />
1. Theorie ���� Biegetheorie<br />
2. Theorie ���� Fachwerktheorie<br />
Wo liegt der Unterschied ? Betrachten Sie sich dazu jeweils die dazugehörigen Modelle !<br />
Bei der Biegetheorie ist der Betrag der Zugkraft in der Bewehrung an jeder Stelle anders. Bei der<br />
Fachwerktheorie vollzieht sich die Reduzierung der Zugkraft in der Bewehrung (Untergurt) nur<br />
sprunghaft von Knoten zu Knoten.<br />
Das Versatzmaß aL muss sowohl bei der Bemessung der erforderlichen Bewehrung zur<br />
Verankerung am Endauflager als auch später bei der Darstellung einer Zugkraftdeckungslinie<br />
berücksichtigt werden.<br />
Seite 94
7.7.7.1 Bemessung Verankerung am Endauflager<br />
Die Bemessung der Verankerung am Endauflager vollzieht sich in drei Schritten :<br />
1. Schritt � vorhandenen Zugkraft FS am Endauflager<br />
2. Schritt � erforderliche Zugbewehrung AS<br />
3. Schritt � Maß der Verankerungslänge lb,dir, bzw. lb,indir<br />
Formel zur Berechnung der vorhandenen Zugkraft FS am Endauflager :<br />
vorhandene Zugkraft FS = Ved *<br />
Seite 95<br />
aL ≥<br />
z<br />
Ved = maßgebende Querkraft gemäß statischer Berechnung<br />
aL = Versatzmaß 0,45 * d (statische Nutzhöhe)<br />
z = Innere Hebelarm gemäß Bemessung der Biegezugbewehrung<br />
V ed<br />
2
Formel zur Berechnung der erforderlichen Zugbewehrung AS am Endauflager :<br />
erforderliche Zugbewehrung AS<br />
FS = vorhandene Zugkraft am Endauflager<br />
σS = zulässige Stahlspannung 43,5 kN/cm 2<br />
AS,Feld = erforderliche Biegezugbewehrung im Feld<br />
Formel zur Berechnung der erforderlichen Verankerungslänge lb,net :<br />
Beispiel :<br />
=<br />
FS<br />
lb,net = αa * lb *<br />
lb,net = Verankerungslänge<br />
σ<br />
S<br />
Seite 96<br />
A<br />
A<br />
S , erf<br />
S , vorh<br />
≥ 0,25 * erforderlich AS,Feld<br />
≥ lb,min<br />
αa = Beiwert zur Berechnung der Verankerungslänge (TB Seite- 267)<br />
lb = Grundmaß der Verankerungslänge (TB Seite 266)<br />
AS,erf = erforderliche zu verankernde Zugbewehrung<br />
AS,vorh = vorhandene zu verankernde Zugbewehrung<br />
lbmin = Mindestmaß 0,3 * αa * lb ≥ 10 * ds<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> : C20/25<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
erforderlich AS : 6,43 cm 2<br />
vorhanden AS : 5 ∅ 14 mm (7,70 cm 2 )<br />
Verankerung gerades Stabende αa : 1,0<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : erforderliche Verankerungslänge lb,net<br />
Lösung :<br />
erforderliche Verankerungslänge lb,net =<br />
2<br />
6,<br />
43cm<br />
1,0 * 66 cm * 2<br />
7,<br />
70cm<br />
= 55,1 cm<br />
≥ 0,3 * 1,0 * 66 = 19,8 cm<br />
≥ 10 * 1,4 cm = 14,4 cm
Die erforderlichen Verankerungslängen lassen sich aus der Verankerungslänge lb,net berechnen !<br />
Beispiel 1 :<br />
lb,dir ≥ 2/3 * lb,net lb,indir ≥ lb,net<br />
≥ 6 ds ≥ 10 ds<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/50 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
cnom : 3,5 cm<br />
Zugkraft FS am Endauflager : 135 kN<br />
erforderlich AS,Feld : 11,49 cm 2 (6 ∅ 16 mm)<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm, S = 25 cm<br />
Verankerung : gerades Stabende<br />
direkte Lagerung : 30 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Lösung :<br />
erforderliche Zugbewehrung AS =<br />
135kN<br />
2<br />
43,<br />
5kN<br />
/ cm<br />
= 3,10 cm 2 > 0,25 * 11,49 cm 2<br />
2,87 cm 2<br />
gewählt : � 3 ∅ 16 mm<br />
lb,net =<br />
2<br />
3,<br />
10cm<br />
1,0 * 75 cm * 2<br />
6,<br />
03cm<br />
= 38,6 cm<br />
> 0,3 * 1,0 * 75 cm = 22,5 cm<br />
> 10 * 1,6 = 16 cm<br />
� lb,dir = 2/3 * 38,6 cm = 25,7 cm<br />
Seite 97<br />
> 6 * 1,6 cm = 9,6 cm<br />
< 30 cm – 3,5 cm = 26,5 cm
Beispiel 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/55 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
cnom : 2,0 cm<br />
maßgebende Querkraft Ved : 78 kN<br />
innerer Hebelarm : 0,85 * d<br />
erforderlich AS,Feld : 6,76 cm 2 (6 ∅ 12 mm)<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm, S = 20 cm<br />
Verankerung : gerades Stabende<br />
direkte Lagerung : 25 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Lösung :<br />
statische Nutzhöhe d = 55 cm – 2,0 cm – 0,6 cm – ½ * 1,2 cm = 51,8 cm<br />
Innerer Hebelarm z = 0,85 * 51,8 cm = 44,03 cm<br />
Versatzmaß aL = 0,45 * 51,8 cm = 23,3 cm<br />
erforderliche Zugkraft FS = 78 kN *<br />
Seite 98<br />
23,<br />
3cm<br />
44,<br />
03cm<br />
= 41,28 kN<br />
kN = 0,95 cm 2 < 0,25 * 6,76 cm 2<br />
erforderliche Zugbewehrung AS =<br />
41,<br />
28<br />
2<br />
43,<br />
5kN<br />
/ cm<br />
1,69 cm 2<br />
gewählt : � 2 ∅ 12 mm<br />
lb,net =<br />
2<br />
0,<br />
95cm<br />
1,0 * 56 cm * 2<br />
2,<br />
26cm<br />
= 23,5 cm<br />
> 0,3 * 1,0 * 56 cm = 16,8 cm<br />
> 10 * 1,2 = 12 cm<br />
� lb,dir = 2/3 * 23,5 cm = 15,7 cm<br />
> 6 * 1,2 cm = 7,2 cm<br />
< 25 cm – 2,0 cm = 23,0 cm
Aufgabe 1 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/45 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
cnom : 2,5 cm<br />
maßgebende Querkraft Ved : 82 kN<br />
innerer Hebelarm : 0,85 * d<br />
erforderlich AS,Feld : 7,04 cm 2 (5 ∅ 14 mm)<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm, S = 20 cm<br />
Verankerung : gerades Stabende<br />
direkte Lagerung : 24 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Aufgabe 2 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 35/40 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
cnom : 3,5 cm<br />
maßgebende Querkraft Ved : 86 kN<br />
innerer Hebelarm : 0,85 * d<br />
erforderlich AS,Feld : 9,65 cm 2 (5 ∅ 16 mm)<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm, S = 25 cm<br />
Verankerung : gerades Stabende<br />
direkte Lagerung : 30 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C25/30 : b/h = 30/60 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Expositionsklasse : XC4<br />
maßgebende Querkraft Ved : 86 kN<br />
innerer Hebelarm : 0,85 * d<br />
erforderlich AS,Feld : 9,95 cm 2 (n ∅ 16 mm)<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm, S = 25 cm<br />
Verankerung : gerades Stabende<br />
direkte Lagerung : 30 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Seite 99
Aufgabe 4 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/44 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
maßgebende Querkraft Ved : 32 kN<br />
innerer Hebelarm : 0,85 * d<br />
erforderlich AS,Feld : 2,70 cm 2 (n ∅ 10 mm)<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm, S = 25 cm<br />
Verankerung : gerades Stabende<br />
direkte Lagerung : 25 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Aufgabe 5 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 40/40 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
maßgebende Querkraft Ved : 125 kN<br />
innerer Hebelarm : 0,85 * d<br />
erforderlich AS,Feld : 11,59 cm 2<br />
(2 ∅ 20 mm + n ∅ 14 mm)<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm, S = 16 cm<br />
direkte Lagerung : 30 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Aufgabe 6 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 30/60 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
maßgebende Querkraft Ved : 156 kN<br />
innerer Hebelarm : 0,85 * d<br />
erforderlich AS,Feld : 11,59 cm 2<br />
(2 ∅ 20 mm + n ∅ 12 mm)<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8 mm, S = 16 cm<br />
direkte Lagerung : 35 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Seite 100
Aufgabe 7 :<br />
Gegeben : Stahlbetonunterzug C25/30 : b/h = 40/55 cm<br />
Breite Druckzone b : 85 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Expositionsklasse : XC2<br />
maßgebendes Biegemoment My : 202,5 kNm<br />
maßgebende Querkraft Ved : 113 kN<br />
innerer Hebelarm : gemäß kd-Verfahren<br />
erforderlich AS,Feld : n ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm, S = 16 cm<br />
direkte Lagerung : 30 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : 7.1 Bemessung der Biegezugbewehrung AS,Feld<br />
7.2 Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Aufgabe 8 :<br />
Gegeben : Stahlbetonunterzug C20/25 : b/h = 30/55 cm<br />
Breite Druckzone b : 65 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
maßgebendes Biegemoment My : 187,5 kNm<br />
maßgebende Querkraft Ved : 120 kN<br />
innerer Hebelarm : gemäß kd-Verfahren<br />
erforderlich AS,Feld : n ∅ 14 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm, S = 20 cm<br />
direkte Lagerung : 30 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : 8.1 Bemessung der Biegezugbewehrung AS,Feld<br />
8.2 Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Aufgabe 9 :<br />
Gegeben : Stahlbetonunterzug C20/25 : b/h = 17,5/24 cm<br />
Breite Druckzone b : 58 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
maßgebendes Biegemoment My : 23 kNm<br />
maßgebende Querkraft Ved : 25 kN<br />
innerer Hebelarm : gemäß kd-Verfahren<br />
erforderlich AS,Feld : n ∅ 12 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm, S = 20 cm<br />
direkte Lagerung : 25 cm<br />
Verbundbedingung : gut<br />
Gesucht : 9.1 Bemessung der Biegezugbewehrung AS,Feld<br />
9.2 Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
Seite 101
Aufgabe 10 :<br />
Statisches System<br />
Gegeben : Stahlbetonunterzug C20/25 : b/h = 30/50 cm<br />
Betonstahl : BSt 500 S (A)<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
maßgebendes Biegemoment My,Feld : 114 kNm<br />
maßgebendes Biegemoment My,Stütz : -204 kNm<br />
maßgebende Querkraft Ved,Endauflager : 93 kN<br />
Breite Druckzone für AS,Feld : 70 cm<br />
Breite Druckzone für AS,Stütz : 30 cm<br />
innerer Hebelarm : gemäß kd-Verfahren<br />
erforderlich AS,Feld : n ∅ ≤ 12 mm<br />
erforderlich AS,Stütz : n ∅ ≤ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10 mm, S = 15 cm<br />
direkte Lagerung : 25 cm<br />
Gesucht : 10.1 Bemessung der Biegezugbewehrung AS,Feld<br />
10.2 Bemessung der Biegezugbewehrung AS,Stütz<br />
10.3 Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
10.4 Darstellung Biegeplan in Ansicht und Schnitt im Maßstab 1:25<br />
inklusive Stahlliste gemäß DIN 1356<br />
Seite 102
7.7.8 Zugkraftdeckungslinie gemäß DIN 1045-1<br />
Die Bemessung eines Bauteils erfolgt stets nach den betragsmäßig maximalen oder minimalen<br />
Schnittgrößen. Dies gilt sowohl für die Querkraft Vz als auch für das Biegemoment My. Sowohl<br />
nach der Biegetheorie als auch nach der Fachwerktheorie nimmt das Biegmoment My<br />
kontinuierlich vom Ort der maximalen Durchbiegung bis zu den Endauflagern ab.<br />
Konsequenterweise nimmt auch die erforderliche Zugbewehrung AS zu den Endauflagern<br />
kontinuierlich ab. Obwohl an einem Endauflager die Durchbiegung gleich Null muss gemäß DIN<br />
1045-1 mindestens 25% der erforderlichen Feldbewehrung über das Auflager geführt und<br />
ausreichend verankert werden (Siehe Kapitel 7.7.7. !). Da aber nur ein Teil der maximal<br />
erforderlichen Bewehrung im Feld bis zum Auflager geführt werden muss, kann der Rest der<br />
Bewehrung von der Länge her verkürzt werden. In der Praxis spricht man von einer Staffelung<br />
der Bewehrung. Welche Länge die restliche gestaffelte Bewehrung erhalten muss, kann mithilfe<br />
einer Zugkraftdeckungslinie ermittelt werden. Die heutige Statiksoftware leistet die Darstellung<br />
einer Zugkraftdeckungslinie automatisch und wird automatisch über eine Schnittstelle zum<br />
CAD-System übertragen und in einen Biegeplan gemäß DIN 1356 umgewandelt. Nicht die<br />
Software kann dieses leisten, sondern auch Sie. Ist das nicht schön ? Versuchen wir uns dieser<br />
<strong>Thema</strong>tik mithilfe eines konkreten Beispiels zu näheren.<br />
Beispiel :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 (XC1) : b/h = 24/24 cm<br />
Verlegemaß Cv : 2,0 cm<br />
maßgebendes Biegemoment My : 32,25 kNm<br />
statische Nutzhöhe d : 20,8 cm<br />
innere Hebelarm z : 17,1 cm<br />
erforderlich AS,Feld gemäß kd-Verfahren : 4,35 cm 2 4 ∅ 12 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6 mm, S = 20 cm<br />
Endauflager Mauerwerk direkte Lagerung : 24 cm<br />
7.7.8.1 Biegemomentenfunktion My(x)<br />
Um an jeder Stelle im System das Biegemoment My zu bestimmen, kann der Statiker (oder auch<br />
Sie ?) den Verlauf des Biegemomentes mithilfe einer mathematischen Funktion My(x)<br />
ausdrücken. Dazu wird das System an einer beliebigen Stelle im System aufgeschnitten und<br />
anstatt eine klar definierte Länge anzugeben wird eine Variable x verwendet. Die unbekannten<br />
inneren Schnittgrößen müssen wiederum mit der äußerlichen Einwirkung und den<br />
Auflagerkräften im Gleichgewicht stehen.<br />
Seite 103
Das System wird willkürlich auf der Bauteillänge geschnitten und die unbekannten inneren<br />
Schnittgrößen gemäß der Vorzeichenregelung angetragen. Für die Systemlänge wird die<br />
Variable x eingesetzt.<br />
Ermittlung der linearen Querkraftfunktion 1. Ordnung :<br />
Σ Vertikalen Kräfte VZ = 0 (Alle Kräfte die nach unten gerichtet sind,<br />
werden als positiv definiert)<br />
Vz(x) + 10 kN/m * x – 25 kN = 0<br />
+<br />
Vz(x) = - 10 kN/m * x + 25 kN<br />
Ermittlung der parabelförmigen Biegemomentenfunktion 2. Ordnung :<br />
Σ Drehmomente M(S) = 0 (Alle linksdrehenden Momente<br />
werden als positiv definiert)<br />
My(x) + 10 kN/m * x * x/2 – 25 kN * x = 0<br />
My(x) = - 10 kN/m * x * x/2 + 25 kN * x<br />
Der Einfachheit stellt man die Einheiten bei der Ermittlung der Funktion nicht mit dar. Somit<br />
ergeben sich folgende Funktionen :<br />
Vz(x) = - 10*x + 25<br />
My(x) = - 5x 2 + 25x<br />
Mithilfe dieser Funktionen kann der Statiker an jeder Stelle im System sowohl die Querkraft als<br />
auch das Biegemoment berechnen. Für die Darstellung der Zugkraftdeckungslinie benötigen Sie<br />
aber nur die Biegemomentenfunktion My(x).<br />
Seite 104
7.7.8.2 Ermittlung der Zugkräfte im System<br />
Für die Darstellung der Zugkraftdeckungslinie werden wie der Name es schon hergibt Zugkräfte<br />
benötigt. Das System ist einfach. Man ermittelt an beliebigen Stellen im System die vorhandene<br />
Zugkraft Fs in der Bewehrung und vergleicht diese mit der aufnehmbaren Zugkraft der zuvor<br />
berechneten und eingebauten Bewehrung im Balken. Aber ein Schritt nach dem anderen. Als<br />
erstes berechnen Sie die vorhandenen Zugkräfte an verschiedenen Stellen im System. Dafür<br />
schneiden Sie das System alle 1,0m als auch genau in der Mitte in Richtung der Bauteilachse<br />
auf. Somit ergeben sich fünf Orte an denen die vorhandenen Zugkräfte berechnet werden. Die<br />
vorhandene Zugkraft FS lässt sich wiederum mithilfe des Biegemomentes und des inneren<br />
Hebelarms bestimmen.<br />
Eine Tabelle schafft die erforderliche Übersicht !<br />
FS<br />
=<br />
Stelle x (m) 1,00 2,00 2,50 3,00 4,00<br />
Biegemoment My (kNm) 20 30 32,25 30 20<br />
innerer Hebelarm z 0,171 0,171 0,171 0,171 0,171<br />
vorhandene Zugkraft FS (kN) 117 176 189 176 117<br />
Die Zugkraftdeckungslinie ist eine zeichnerische Methode. Um die vorhandene Zugkräfte an den<br />
verschiedenen Orten darstellen zu können, müssen Sie einen geeigneten Kräftemaßstab<br />
definieren. Der Kräftemaßstab hängt dabei von der Größe der Zeichnung ab. Auf ein DIN A4<br />
Querformat bietet sich folgender Kräftemaßstab an :<br />
Seite 1<strong>05</strong><br />
M y<br />
100 kN = 1,0 cm<br />
Die Bauteillänge kann im Maßstab 1 : 50 dargestellt werden !<br />
Somit lässt sich das System als auch die vorhandenen M/z-Linie wie folgt darstellen :<br />
z
7.7.8.3 Darstellung der Auflagersituation<br />
Für die kompletten Längen der Betonstähle muss in der Zugkraftdeckungslinie die tatsächlichen<br />
Bauteillänge eingezeichnet werden. Zur Bemessung von tragenden Bauteilen werden statische<br />
Systeme verwendet, welche die tatsächliche Bauteilgeometrie annähernd darstellt. Die statische<br />
Systemlänge leff des Bauteils ergibt sich aus dem lichten Öffnungsmaß plus ein gewisses Maß<br />
der Einbindetiefe am End- bzw. Zwischenauflager.<br />
Beispiele :<br />
Auflager Mauerwerk (kein monolithischer Verbund)<br />
leff = 1/3 * 0,24 m + 4,51 m + 1/3 * 0,24 m<br />
= 4,67 m<br />
Auflager Stahlbeton (monolithischer Verbund d.h. Einspannung am Endauflager)<br />
leff = 1/2 * 0,24 m + 4,51 m + 1/2 * 0,24 m<br />
= 4,75 m<br />
Seite 106
Auflager Mauerwerk + Einspannung durch Mauerwerkswand ( kein monolithischer Verbund)<br />
leff,1 = 1/3 * 0,24 m + 4,51 m + 1/2 * 0,24 m<br />
= 4,71 m<br />
leff,2 = 1/2 * 0,24 m + 4,51 m + 1/2 * 0,24 m<br />
= 4,75 m<br />
In Ihrem Beispiel liegt der Balken auf beiden Seiten auf Mauerwerk auf, das heißt es liegt kein<br />
monolithischer Verbund zwischen dem Balken und dem Auflager vor. Die Innenkante des<br />
Auflagers verschiebt sich dementsprechend um 8,0 cm nach innen.<br />
7.7.8.4 Darstellung der zulässigen Zugkraft der Biegezugbewehrung<br />
Gemäß statischer Berechnung werden zur Aufnahme der maximalen Zugkraft FS 4 ∅ 12 mm<br />
benötigt. Der Nachweis der Verankerung am Endauflager gemäß DIN 1045-1 erfordert, dass<br />
mindestens 2 ∅ 12 mm bis zum Auflager durchlaufen und ausreichend verankert werden<br />
müssen. Somit können die restlichen 2 ∅ 12 mm im Bereich der maximalen Beanspruchung<br />
gestaffelt werden. Die aufnehmbare Zugkraft für jeweils 2 ∅ 12 mm lässt sich wiederum durch<br />
umstellen der bekannten Spannungsformel folgendermaßen berechnen :<br />
zulässige Zugkraft FS,Bewehrung = σS * AS<br />
Seite 107
Berechnung der zulässigen Zugkraft FS von 2 ∅ 12 mm (2,26 cm 2 ) :<br />
zulässig FS,2∅12mm = 43,5 kN/cm 2 * 2,26 cm 2<br />
= 98,31 kN<br />
Vervollständigung der Zugkraftdeckungslinie :<br />
7.7.8.5 Darstellung der Zugkraftlinie<br />
Um der Aufnahme der Biegezugbewehrung gemäß der Fachwerktheorie gerecht zu werden,<br />
muss die M/z-Linie an jeder Stelle horizontal um das Versatzmaß aL erweitert werden ! Das<br />
Versatzmaß für die Beispielaufgabe beträgt :<br />
aL = 0,45 * 20,8 cm (statische Nutzhöhe d)<br />
= 9,4 cm<br />
Das Versatzmaß brauch nur an ein paar Stellen an die vorhandene M/z-Linie angetragen werden,<br />
um die daraus resultierende Zugkraftlinie darzustellen.<br />
Seite 108
Vervollständigung der Zugkraftdeckungslinie :<br />
7.7.8.6 Darstellung der Zugkraftdeckungslinie<br />
Ausgehend von der zulässigen Zugkraft der Bewehrung muss die Zugkraftdeckungslinie die<br />
vorhandene Zugkraftlinie vollständig abdecken. Das heißt die unterste Linie muss tiefer liegen<br />
als der tiefste Punkt der Zugkraftlinie. Die Zugkraftdeckungslinie wird treppenartig an der<br />
Zugkraftlinie angetragen.<br />
Seite 109
7.7.8.7 Darstellung der Bewehrung<br />
Gemäß der Darstellung wird die gestaffelte Bewehrung rechnerisch am Endpunkt E nicht mehr<br />
benötigt. Nach DIN 1045-1 muss diese aber über den Endpunkt E mit lb,net verankert werden.<br />
Die Verankerungslänge lb,net ist abhängig von der zuvor eingebauten Bewehrung. Das heißt,<br />
wenn die Biegeposition 2 wie dargestellt gestaffelt werden soll, dann müssen zuvor im<br />
Verankerungsschnitt 2 ∅ 12 mm (Biegeposition 1) eingebaut werden. Im Verankerungsschnitt<br />
(nachdem Endpunkt E) befinden sich somit nicht nur 2 ∅ 12 mm durch die Biegeposition 2<br />
sondern in der Summe 4 ∅ 12 mm inklusive der Biegeposition 1. Somit ergibt sich eine<br />
Verankerungslänge lb,net für die Biegeposition 2 :<br />
lb,net =<br />
2<br />
2,<br />
26cm<br />
1,0 * 56 cm* 2<br />
4,<br />
52cm<br />
= 28,0 cm<br />
≥ 0,3 * 1,0 * 56 cm = 16,8 cm<br />
≥ 10 * 1,2 cm = 12,0 cm<br />
Durch die Maßstabsgetreue Darstellung der Zugkraftdeckungslinie, kann die Länge zwischen<br />
den Endpunkten E abgegriffen werden bzw. bei der Darstellung mit CAD abgemessen werden.<br />
Die Länge der Biegeposition 1 + 2 ergeben sich somit zu :<br />
LBiegeposition 1 = 5,00 m + 2 * 0,16 m – 2 * 0,02 m = 4,16 m<br />
LBiegeposition 2 = 0,28 m + 3,60 m + 0,28 m = 4,16 m<br />
Seite 110
Schrittweise Zusammenfassung zur Darstellung einer Zugkraftdeckungslinie :<br />
1. Schritt : � Aufteilung des Bauteillänge in einzelne Abschnitt (e ≤ 1,00 m)<br />
2. Schritt : � Berechnung der vorhandenen Zugkräfte FS mithilfe der Momentenfunktion<br />
und des inneren Hebelarms z inklusive Darstellung der M7z-<br />
Linie<br />
3. Schritt : � Darstellung der Auflagersituation<br />
4. Schritt : � Berechnung der zulässigen Zugkraft FS der Bewehrung inklusive<br />
Darstellung<br />
5. Schritt : � Darstellung der Zugkraftlinie mithilfe des Versatzmaßes aL<br />
6. Schritt : � Darstellung der Zugkraftdeckungslinie<br />
7. Schritt : � Berechnung der erforderlichen Verankerungslängen lb,net der gestaffelten<br />
Bewehrung<br />
8. Schritt : � Berechnung bzw. abmessen der Längen der gestaffelten Biegepositionen<br />
Aufgabe 1 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 24/50cm<br />
Gesucht : 1.1 Verankerungslänge lb,net Biegeposition 2<br />
Verankerungslänge lb,net Biegeposition 3<br />
Seite 111
Aufgabe 2 :<br />
Gegeben : Stahlbetonunterzug C20/25 : b/h = 30/60cm<br />
Gesucht : 2.1 Verankerungslänge lb,net Biegeposition 2<br />
Verankerungslänge lb,net Biegeposition 3<br />
Verankerungslänge lb,net Biegeposition 5<br />
Verankerungslänge lb,net Biegeposition 6<br />
Verankerungslänge lb,net Biegeposition 7<br />
Seite 112
Aufgabe 3 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 35/50 cm<br />
Statisches System :<br />
Expositionsklasse : XC1<br />
maßgebendes Biegemoment My : 186 kNm<br />
maßgebende Querkraft Ved : 102 kN<br />
Biegezugbewehrung AS : ≤ ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 10, S = 20 cm<br />
Auflager direkte Lagerung Mauerwerk : 30 cm<br />
Gesucht : 3.1 Bemessung der Biegezugbewehrung AS,Feld<br />
3.2 Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
3.3 Darstellung der Zugkraftdeckungslinie<br />
Seite 113
Aufgabe 4 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 40/70 cm<br />
Statisches System :<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
maßgebendes Biegemoment My : 396 kNm<br />
maßgebende Querkraft Ved : 165 kN<br />
Biegezugbewehrung AS : ≤ ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 12, S = 16 cm<br />
Auflager direkte Lagerung Mauerwerk : 30 cm<br />
Gesucht : 4.1 Bemessung der Biegezugbewehrung AS,Feld<br />
4.2 Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
4.3 Darstellung der Zugkraftdeckungslinie<br />
Seite 114
Aufgabe 5 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 35/60 cm<br />
Statisches System :<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
Momentenfunktion Feld 1 und 2 : My(x) = -28x 2 + 126x<br />
maßgebende Querkraft Ved : 95 kN<br />
Biegezugbewehrung AS : ≤ ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 6, S = 20 cm<br />
Auflager direkte Lagerung Mauerwerk : 30 cm<br />
Gesucht : 5.1 Bestimmung der Nullstellen<br />
5.2 Berechnung der maßgebenden Biegemomente My(Feld) und My(Stütz)<br />
5.3 Bemessung der Biegezugbewehrung AS,Feld<br />
5.4 Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
5.5 Darstellung der Zugkraftdeckungslinie<br />
5.6 Biegeplan in Ansicht und Schnitt nach DIN 1356<br />
5.7 Rundstahlliste<br />
Seite 115
Aufgabe 6 :<br />
Gegeben : <strong>Stahlbetonbalken</strong> C20/25 : b/h = 40/60 cm<br />
Statisches System :<br />
Expositionsklasse : XC3<br />
Momentenfunktion Feld 1 : My(x) = -39,3x 2 + 199,9x<br />
Momentenfunktion Feld 2 : My(x) = -39,3x 2 + 150,5x<br />
maßgebende Querkraft VA.ed : 150 kN<br />
maßgebende Querkraft VC.ed : 104 kN<br />
Biegezugbewehrung AS : ≤ ∅ 16 mm<br />
Bügelbewehrung : ∅ 8, S = 20 cm<br />
Auflager direkte Lagerung Mauerwerk : 30 cm<br />
Gesucht : 6.1 Bestimmung der Nullstellen Feld 1 und Feld 2<br />
6.2 Berechnung der maßgebenden Biegemomente My(Feld) und My(Stütz)<br />
6.3 Bemessung der Biegezugbewehrung AS,Feld<br />
6.4 Nachweis Verankerung am Endauflager<br />
6.5 Darstellung der Zugkraftdeckungslinie<br />
6.6 Biegeplan in Ansicht und Schnitt nach DIN 1356<br />
6.7 Rundstahlliste<br />
Seite 116