22.02.2013 Aufrufe

Berlin aktuell: Die wirtschaftlichen Effekte der Berlinale (Januar

Berlin aktuell: Die wirtschaftlichen Effekte der Berlinale (Januar

Berlin aktuell: Die wirtschaftlichen Effekte der Berlinale (Januar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Berlin</strong> <strong>aktuell</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

Februar 2013


Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

Film- und Kinohauptstadt <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Berlin</strong> bleibt trotz zahlreicher Kinoschließungen<br />

deutsche Kinohauptstadt: An <strong>der</strong><br />

Spree gibt es 93 Kinos mit 261 Leinwänden<br />

und 50.170 Sitzplätzen, davon etwa<br />

50 Kinosäle mit Programmkino. Im Vergleich<br />

<strong>der</strong> fünf größten deutschen Städte<br />

hat <strong>Berlin</strong> damit nicht nur die meisten Kinos,<br />

son<strong>der</strong>n auch die meisten Kinobesucher<br />

– im Jahr 2011 insgesamt 9,12 Millionen.<br />

Das sind mehr als doppelt so viele<br />

Kinobesucher wie in den an<strong>der</strong>en beiden<br />

deutschen Kinohochburgen München und<br />

Hamburg (4,45 bzw. 4,25 Millionen) und<br />

fast viermal so viele wie in Köln (2,29 Millionen).<br />

Für den Freizeitwert und den Imagefaktor<br />

einer Stadt spielt ein breit gefächertes Kulturangebot<br />

eine entscheidende Rolle. Und<br />

davon hat <strong>Berlin</strong> eine Menge zu bieten. Im<br />

Jahr 2012 ging es insgesamt auch weiter<br />

steil aufwärts im <strong>Berlin</strong>tourismus. Im Jahr<br />

2012 haben rund 10,8 Millionen Menschen<br />

(+10,2%) die Hauptstadt besucht. Neben<br />

den vielfältigen Konzertevents, den Theateraufführungen,<br />

den Kongressen und<br />

Messen sowie den Sportveranstaltungen<br />

ist es vor allem die <strong>Berlin</strong>ale, die für Ein-<br />

2<br />

Kinobesucher im Städtevergleich<br />

2010 (in Millionen)<br />

<strong>Berlin</strong><br />

München<br />

Hamburg<br />

Köln<br />

Stuttgart<br />

Nürnberg<br />

Bremen<br />

Frankfurt<br />

Dresden<br />

Düsseldorf<br />

Hannover<br />

Leipzig<br />

Essen<br />

Dortmund<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

Quelle: FFA; Grafik IBB<br />

2,3<br />

2,1<br />

2,1<br />

2,0<br />

1,7<br />

1,7<br />

1,5<br />

1,5<br />

4,3<br />

4,4<br />

9,1<br />

0 2 4 6 8 10<br />

heimische und Touristen Jahr für Jahr als<br />

ein herausragendes Highlight im städtischen<br />

Kulturangebot strahlt.<br />

Neben dem Hotel- und Gaststättengewerbe<br />

profitieren vom <strong>Berlin</strong>tourismus vor<br />

allem <strong>der</strong> Einzelhandel, aber ebenso die<br />

öffentlichen und privaten Kultureinrichtungen,<br />

wie zum Beispiel auch die Kinobetreiber.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Berlin</strong>ale ist nach wie vor und<br />

unbestritten ein Publikumsmagnet und<br />

touristischer Fixpunkt am Anfang des Jahres.<br />

Das Geheimnis des Erfolgs liegt im<br />

Zusammenspiel <strong>der</strong> auch für Kinoliebhaber<br />

frei zugänglichen Vorführungen und<br />

<strong>der</strong> kulturellen Vielfalt in <strong>der</strong> deutschen<br />

Hauptstadt – beides auf höchstem Niveau.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Berlin</strong>ale hat Tradition<br />

Wenn am 7. Februar 2013 die 63. <strong>Berlin</strong>ale<br />

beginnt, das wichtigste Filmfest neben<br />

Cannes und Venedig, blickt die Filmwelt<br />

nicht nur nach <strong>Berlin</strong>, son<strong>der</strong>n besucht vor<br />

allem auch die <strong>Berlin</strong>er Festivalkinos. In<br />

<strong>der</strong> Sektion Wettbewerb werden bei <strong>der</strong><br />

63. Internationalen <strong>Berlin</strong>ale 24 Filme gezeigt,<br />

von denen sich 19 um die begehrten<br />

Kinos im Städtevergleich<br />

Spielstätten per 30. Juni 2012<br />

<strong>Berlin</strong><br />

München<br />

Hamburg<br />

Köln<br />

Stuttgart<br />

Nürnberg<br />

Bremen<br />

Frankfurt<br />

Dresden<br />

Düsseldorf<br />

Hannover<br />

Leipzig<br />

Essen<br />

Dortmund<br />

Quelle: FFA; Grafik IBB<br />

9<br />

8<br />

8<br />

10<br />

12<br />

12<br />

17<br />

16<br />

14<br />

17<br />

16<br />

26<br />

38<br />

0 20 40 60 80 100<br />

93


Bären-Trophäen bewerben, darunter wie<strong>der</strong><br />

zahlreiche Weltpremieren. Filmfestspiele<br />

haben eine lange Tradition. Das<br />

erste Filmfestival fand 1932 in Venedig<br />

statt. Moskau folgte 1935 mit dem Moscow<br />

International Film Festival. Viele <strong>der</strong> großen<br />

Filmfestivals sind jedoch Gründungen<br />

<strong>der</strong> späten 1940er und 1950er Jahre. Dazu<br />

gehören nicht nur Festivals in Europa<br />

wie das Karlovy Vary International Film<br />

Festival und das Filmfestival von Locarno,<br />

son<strong>der</strong>n auch Festivals auf an<strong>der</strong>en Kontinenten<br />

wie das Festival Internacional de<br />

Cine de Mar del Plata in Südamerika o<strong>der</strong><br />

das Kolkata Film Festival in Asien.<br />

Am 6. Juni 1951, sechs Jahre nach dem<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs, hatten dann<br />

die ersten Internationalen Filmfestspiele<br />

<strong>Berlin</strong> ihre Premiere. Mit Alfred Hitchcocks<br />

„Rebecca“ wurden die ersten Filmfestspiele<br />

in dem in Steglitz gelegenen traditionsreichen,<br />

1928 eröffneten Luxuskino Titania-Palast<br />

eröffnet. Seitdem haben zahlreiche<br />

internationale Schauspielgrößen die<br />

<strong>Berlin</strong>ale besucht. Stars wie Sophia Loren,<br />

Rita Hayworth, Fe<strong>der</strong>ico Fellini und Billy<br />

Wil<strong>der</strong> haben den Star-Reigen in den 50er<br />

Jahren eröffnet. Für neue Strömungen des<br />

Kinos zeigte sich die <strong>Berlin</strong>ale immer offen.<br />

Regisseure wie Ingmar Bergman und<br />

Roman Polanski, aber auch Jean-Luc Godard,<br />

Francois Truffaut und Claude Chabrol<br />

feierten hier ihre ersten internationalen<br />

Erfolge.<br />

<strong>Berlin</strong>ale – Das Filmfestival als Wirtschaftsfaktor<br />

<strong>Die</strong> Festivals von <strong>Berlin</strong>, Cannes und Venedig<br />

gelten als die wichtigsten Filmfestivals<br />

weltweit. Ihre Preise haben für die<br />

Filmkunst einen ähnlichen Stellenwert wie<br />

die Oscars für das Mainstream-Publikum.<br />

Viele Filmfestivals setzen Schwerpunkte<br />

nach inhaltlicher Thematik o<strong>der</strong> Genre<br />

(etwa Kurzfilmfestivals, Stummfilmfestivals,<br />

Fernsehfilmfestivals, Umweltfilmfestivals,<br />

Frauenfilmfestivals o<strong>der</strong> Festivals mit<br />

Filmen regionaler Herkunft). Festivals dieser<br />

Größenordnung haben aber nicht nur<br />

künstlerische Bedeutung. Ein etabliertes<br />

Festival lockt Fachbesucher und Filmenthusiasten<br />

aus aller Welt in die Region.<br />

Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

<strong>Die</strong> <strong>Berlin</strong>ale ist daher für die Hauptstadt<br />

sowohl unter kulturellen als auch unter<br />

<strong>wirtschaftlichen</strong> Aspekten von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung. Das Festival bereichert das<br />

filmkulturelle Angebot, stärkt die Medienkompetenz,<br />

sorgt für regionale Identitäten<br />

und trägt zu Wirtschaftsleistung, öffentlichen<br />

Einnahmen und Beschäftigung bei.<br />

Während <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale wird in <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

sowohl von den Fachbesuchern als<br />

auch von den Filmtouristen Geld ausgegeben,<br />

das sonst nicht nach <strong>Berlin</strong> geflossen<br />

wäre. Insgesamt fließen im Rahmen<br />

<strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale 2013 berlinwirksame Ausgaben<br />

von rund 69 Mio. EUR. Das Filmfest<br />

ist seit langen Jahren fester Bestandteil<br />

des <strong>Berlin</strong>er Kulturlebens und genießt sowohl<br />

bei den <strong>Berlin</strong>ern als auch bei den<br />

Besuchern aus den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

und dem Ausland einen ausgezeichneten<br />

Ruf. Viele Gäste aus dem In- und<br />

Ausland nehmen die <strong>Berlin</strong>ale zum Anlass,<br />

<strong>Berlin</strong> einen Besuch abzustatten.<br />

Mittlerweile ist die <strong>Berlin</strong>ale weltweit größtes<br />

Publikumsfestival und mit mehr als<br />

19.300 Fachbesuchern, also Einkäufer,<br />

Rechtehändler, Produzenten, Filmemacher,<br />

TV-Vertreter und Journalisten, eines<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Ereignisse <strong>der</strong> internationalen<br />

Filmindustrie. Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben<br />

ist dabei, dass die <strong>Berlin</strong>ale an<strong>der</strong>s<br />

als an<strong>der</strong>e Festivals allen Filmfans offen<br />

steht. Kein Filmfestival ist so eng mit seinen<br />

Zuschauern verbunden. Im vergangenen<br />

Jahr wurden rund 300.000 verkaufte<br />

Eintrittskarten (ohne Fachbesucher) gezählt.<br />

Von den dabei erzielten Erlösen<br />

profitieren auch die <strong>Berlin</strong>er Filmtheater.<br />

<strong>Die</strong> rund 19.300 Fachbesucher <strong>der</strong> Filmfestveranstaltungen,<br />

von denen viele Gäste<br />

aus dem Ausland anreisen, sowie die<br />

<strong>Berlin</strong>ale-Touristen und Film-Fans werden<br />

auch in diesem Jahr zur 63. <strong>Berlin</strong>ale zusätzliche<br />

Kaufkraft nach <strong>Berlin</strong> bringen.<br />

<strong>Die</strong>se fließt nicht nur in die Kinokassen,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem auch in die Kassen <strong>der</strong><br />

Gastronomiebetriebe <strong>der</strong> Hauptstadt. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Fachbesucher füllen die<br />

Hotels, Bars und Restaurants. Gerade in<br />

<strong>der</strong> touristisch eher schwachen Jahreszeit<br />

ist das für viele Hotels und Restaurants<br />

3


Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

ein wichtiges Ereignis. Vor allem rund um<br />

den Potsdamer Platz wird das Leben zehn<br />

Tage lang pulsieren und das nicht nur in<br />

den Kinos. <strong>Die</strong> <strong>Berlin</strong>ale wird sich beson<strong>der</strong>s<br />

für den Innenstadtbereich sehr positiv<br />

auswirken.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Berlin</strong>er Hotellandschaft überzeugt<br />

durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis. <strong>Die</strong>s wird von Tagungs- und<br />

Kongressteilnehmern geschätzt. Zur <strong>Berlin</strong>ale<br />

sind – neben den Nobelherbergen, in<br />

denen die Stars residieren – vor allem<br />

Mittelklasse-Hotels in Nähe <strong>der</strong> Veranstaltungsorte<br />

gefragt, vorzugsweise am Potsdamer<br />

Platz und im Umfeld des Anhalter<br />

Bahnhofs. Zu den Umsätzen aus dem<br />

Übernachtungsgeschäft kommen die Ausgaben<br />

<strong>der</strong> Sponsoren und Filmunternehmen<br />

für die vielen Premierenfeiern und<br />

Firmenevents.<br />

Aber auch <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Einzelhandel und<br />

das Verkehrsgewerbe werden durch die<br />

Filmfestbesucher Mehreinnahmen verbuchen.<br />

Sie kommen vor allem dem Taxigewerbe<br />

zu Gute, den Läden am Potsdamer<br />

Platz, an <strong>der</strong> Friedrichstraße sowie den<br />

großen Warenhäusern am Kurfürstendamm.<br />

Das Festival trägt somit auch dazu<br />

bei, <strong>Berlin</strong> als Shoppingmetropole zu etablieren.<br />

<strong>Die</strong> ausländischen Gäste werden<br />

sich von dem guten Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis in <strong>Berlin</strong> überzeugen können.<br />

Von <strong>Berlin</strong>ale zu <strong>Berlin</strong>ale wächst <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> Besucher aus dem Ausland.<br />

Zusätzlich zu den Fachbesuchern kommen<br />

tausende Filmliebhaber, die nicht<br />

beruflich mit <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale verbunden sind.<br />

Dazu gehören auch die vielen Fans, die<br />

keine Eintrittskarte besitzen, aber das<br />

Filmfest trotzdem in <strong>Berlin</strong> vor Ort am roten<br />

Teppich miterleben wollen. Unter<br />

ihnen viele <strong>Berlin</strong>er, die nach Büroschluss<br />

in die Kinos strömen o<strong>der</strong> sich sogar ein<br />

paar Tage für die <strong>Berlin</strong>ale frei nehmen.<br />

Aber es gibt auch die anreisenden Festivaltouristen,<br />

die immer wie<strong>der</strong>kommen<br />

und noch keine <strong>Berlin</strong>ale ausgelassen<br />

haben. Täglich gehen sie in drei, vier Vorführungen.<br />

In den Pausen gehen sie Kaffee<br />

trinken und nehmen einen Imbiss ein.<br />

4<br />

Der Tourismus ist eine typische Querschnittsbranche.<br />

Deshalb fallen die touristisch<br />

bedingten Umsätze zum Teil in völlig<br />

unterschiedlichen Branchen an. So liefert<br />

das Lebensmittelgewerbe Waren an Restaurants,<br />

Handwerker führen Renovierungsarbeiten<br />

in Hotels durch. Eine überschneidungsfreie<br />

Abgrenzung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Wirtschaftszweige zur Tourismuswirtschaft<br />

ist daher schwierig. <strong>Die</strong> Kuchenlieferung<br />

an das Hotel ist für den Bäcker touristischer<br />

Umsatz, <strong>der</strong> morgendliche Verkauf<br />

an die heimische Bevölkerung, die<br />

am Abend die <strong>Berlin</strong>ale auch besucht,<br />

zählt dagegen nicht dazu. Der Wareneinsatz<br />

im Einzelhandel, <strong>der</strong> Strom für die<br />

Barbeleuchtung, <strong>der</strong> Bau von Hotels, die<br />

Inneneinrichtung für das Restaurant, <strong>der</strong><br />

Steuerberater des Taxiunternehmens<br />

– eine Vielzahl von Branchen sind unterschiedlich<br />

stark mit <strong>der</strong> Multibranche Tourismus<br />

verflochten.<br />

Im Jahr 2011 gaben die Touristen in <strong>Berlin</strong><br />

nach Angaben <strong>der</strong> dwif-Consulting GmbH<br />

– einem Unternehmen des Deutschen<br />

Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für<br />

Fremdenverkehr e.V. – (dwif) rund 10,3<br />

Mrd. EUR aus. Von diesen touristischen<br />

Umsätzen profitieren die einzelnen Branchen<br />

sehr unterschiedlich. Rund 45% entfällt<br />

auf das Gastgewerbe, 38% auf den<br />

Einzelhandel und rund 17% auf ausgewählte<br />

<strong>Die</strong>nstleistungsbranchen. Fast 60%<br />

des Umsatzvolumens, das durch die direkten<br />

Ausgaben <strong>der</strong> Gäste erzielt wird, wird<br />

in einer zweiten Umsatzrunde (Lieferung<br />

von Vorleistungen) erneut wirksam. Durch<br />

diese Umsätze entsteht wie<strong>der</strong>um indirekt<br />

weiteres touristisches Einkommen.<br />

Der Tourismus spielt auch als Quelle von<br />

Steuereinnahmen für <strong>Berlin</strong> eine wichtige<br />

Rolle. So fließen vom touristisch bedingten<br />

Mehrwertsteueraufkommen erhebliche Mittel<br />

über die Schlüsselzuweisungen im<br />

Rahmen des Län<strong>der</strong>finanzausgleiches<br />

wie<strong>der</strong> zurück in die Stadt. Hinzu kommen<br />

anteilige Unternehmenssteuern wie Gewerbe-<br />

und Grundsteuer. Auch von den<br />

Einkommenssteuern <strong>der</strong> in den Tourismusbranchen<br />

Beschäftigten sowie den<br />

Steuern auf die Gewinne <strong>der</strong> Unternehmer<br />

profitiert <strong>Berlin</strong>.


Hoher Beschäftigungseffekt<br />

Der Tourismus schafft und sichert eine<br />

Vielzahl sehr unterschiedlicher Arbeitsplätze.<br />

Fast alle diese Stellen sind jedoch<br />

dadurch gekennzeichnet, dass die Beschäftigten<br />

nicht ausschließlich vom Tourismus<br />

leben: Der Kellner o<strong>der</strong> die Verkäuferin<br />

bedienen auch <strong>Berlin</strong>er, im Hotel finden<br />

Familienfeiern von Einheimischen<br />

statt, <strong>der</strong> Taxifahrer beför<strong>der</strong>t gleichermaßen<br />

<strong>Berlin</strong>er wie Auswärtige. Kaum ein<br />

Arbeitsplatz lässt sich somit ausschließlich<br />

dem Tourismus zurechnen.<br />

<strong>Berlin</strong>ale-Besucher haben Zeit und Geld<br />

Selbst bei konservativen Annahmen zeigt<br />

sich, dass durch die Besucher <strong>der</strong> Internationalen<br />

Filmfestspiele enorme Geldflüsse<br />

in <strong>Berlin</strong> erzeugt werden. Sie zeigen sich<br />

konsumfreudiger als <strong>der</strong> durchschnittliche<br />

Reisende. Während dieser lediglich 2,3<br />

Tage in <strong>der</strong> Stadt bleibt, halten sich professionelle<br />

Festivalbesucher zwischen vier<br />

und neun Tage in <strong>Berlin</strong> auf. Im Durchschnitt<br />

verfügt <strong>der</strong> vergleichsweise solvente<br />

<strong>Berlin</strong>ale-Fachbesucher über ein Tagesbudget<br />

von etwa 240 bis 310 EUR, das<br />

er in <strong>Berlin</strong> vor allem für <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

ausgibt.<br />

Aber nicht nur die Fachbesucher geben<br />

Geld in <strong>Berlin</strong> aus. Für die übrigen anreisenden<br />

<strong>Berlin</strong>ale Gäste kann auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> Touristischen Ausgabensätze<br />

des dwif angenommen werden, dass<br />

diese 2013 täglich rund 210 EUR für Hotels,<br />

Gastronomie und Kultur ausgeben.<br />

<strong>Die</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />

Aufenthaltsdauer <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale Übernachtungsgäste<br />

erfolgt auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> offiziellen Tourismusstatistik<br />

des Landes <strong>Berlin</strong>.<br />

Zum tatsächlichen Übernachtungsaufkommen<br />

werden in <strong>der</strong> amtlichen Statistik<br />

jedoch keine erschöpfenden Aussagen<br />

gemacht, da hier lediglich Beherbergungsbetriebe<br />

einbezogen werden, die<br />

zehn o<strong>der</strong> mehr Gästebetten haben. Nicht<br />

berücksichtigt werden somit kleine Ferienwohnungen,<br />

Privatzimmer und sonstige<br />

Kleinbetriebe. Nicht erfasst werden auch<br />

Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

<strong>Berlin</strong>ale-Gäste, die in Privatwohnungen<br />

von Freunden und Verwandten übernachten<br />

sowie die Tagesgäste ohne Übernachtungsbedarf.<br />

Neben den Gästen, die in <strong>der</strong><br />

Stadt übernachten, sind aber auch die<br />

Tagesgäste während <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale in ihrer<br />

<strong>wirtschaftlichen</strong> Bedeutung für <strong>Berlin</strong> nicht<br />

zu unterschätzen. Aufgrund <strong>der</strong> großen<br />

räumlichen Ausdehnung <strong>der</strong> Stadt spielen,<br />

neben den Besuchern aus dem nahen<br />

Brandenburg, sogar die <strong>Berlin</strong>er Festival-<br />

Besucher aus weit entfernten Bezirken<br />

wirtschaftlich eine Rolle und müssen mit<br />

berücksichtigt werden. Neben den Festival-Aktivitäten<br />

bleibt für diese Tagesreisenden<br />

meist noch Zeit für einen Restaurant-,<br />

Imbiss- o<strong>der</strong> Cafébesuch.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Übernachtungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> nicht in <strong>der</strong> Statistik registrierten<br />

<strong>Berlin</strong>ale-Touristen werden folgende Ausgabensätze<br />

und Beherbergungskategorien<br />

berücksichtigt:<br />

Privatvermieter: 98 EUR<br />

Bekanntenbesucher: 36 EUR<br />

Tagesgäste: 36 EUR<br />

<strong>Die</strong>se durchschnittlichen Ausgabensätze<br />

pro Person und Tag beruhen ebenfalls auf<br />

Erhebungen des dwif aus dem Jahr 2011.<br />

Sie wurden für diese Untersuchung an die<br />

<strong>aktuell</strong>en Preise angepasst.<br />

<strong>Berlin</strong>ale sorgt für rund 70 Mio. EUR<br />

Umsatz in <strong>Berlin</strong><br />

Bei den Berechnungen <strong>der</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong><br />

Wirkungen <strong>der</strong> 63. Internationalen<br />

Filmfestspiele wird eine Besucherzahl von<br />

100.000 unterstellt (ohne Fachbesucher).<br />

Weiterhin wird angenommen, dass diese<br />

<strong>Berlin</strong>ale Besucher insgesamt rund<br />

300.000 Kinokarten kaufen. Hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> regionalen Herkunft wird davon ausgegangen,<br />

dass rund 72.000 <strong>Berlin</strong>ale<br />

Besucher aus <strong>Berlin</strong> kommen und 4.000<br />

aus Brandenburg anreisen. Aus dem übrigen<br />

Deutschland kommen 18.000 <strong>Berlin</strong>ale<br />

Gäste und aus dem Ausland 6.000. Unter<br />

dem Strich werden die <strong>Berlin</strong>ale Touristen<br />

auf Basis <strong>der</strong> oben genannten Prämissen<br />

und Ausgabensätze einen Konsum-<br />

5


Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

beitrag von insgesamt rund 12,2 Mio. EUR<br />

in <strong>Berlin</strong> generieren.<br />

Hinzu kommt die Gruppe <strong>der</strong> Fachbesucher.<br />

Hier wird von einer gegenüber den<br />

Vorjahren relativ konstanten Besucherzahl<br />

von rund 19.800 (davon 3.838 Journalisten)<br />

ausgegangen. Dabei wird eine Aufenthaltsdauer<br />

von 4 bis teilweise 9 Tagen<br />

unterstellt. <strong>Die</strong> Gruppe <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale Fachbesucher<br />

wird insgesamt einen zusätzlichen<br />

Umsatz von rund 32,2 Mio. EUR<br />

während <strong>der</strong> Filmfesttage in <strong>Berlin</strong> bewirken.<br />

Schließlich bleiben auch ein Großteil des<br />

<strong>Berlin</strong>ale-Etats, <strong>der</strong> Einnahmen aus Kartenumsätzen<br />

sowie weitere durch die <strong>Berlin</strong>ale<br />

angestoßene Sponsoring Leistungen<br />

in <strong>der</strong> Region. Denn damit werden hauptsächlich<br />

Kinomieten, Synchronisationsstudios,<br />

Film- und Fernsehproduktionsfirmen,<br />

Fotostudios, Werbe- und Marketing Agenturen,<br />

Eventveranstalter, Sicherheitskräfte<br />

und <strong>Berlin</strong>ale-Mitarbeiter bezahlt. Insgesamt<br />

führen diese <strong>Die</strong>nstleistungen zusammen<br />

mit weiteren Sponsoring Aktivitäten<br />

am Rande <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale zu einem zusätzlichen<br />

Umsatz von rund 24,5 Mio.<br />

EUR.<br />

Zusammengefasst ergeben sich im Jahr<br />

2013 in <strong>Berlin</strong> somit direkte konsumwirksame<br />

<strong>Effekte</strong> von insgesamt rund 68,9<br />

Mio. EUR, die <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale und ihren zahlreichen<br />

Gästen zugerechnet werden können.<br />

Bis zu 125 Mio. EUR zusätzliche Wirtschaftsleistung<br />

durch die <strong>Berlin</strong>ale<br />

<strong>Die</strong> durch die 63. <strong>Berlin</strong>ale freigesetzten<br />

Konsumausgaben in Höhe von 68,9 Mio.<br />

EUR, die auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite Umsatzeffekte<br />

in zahlreichen <strong>Berlin</strong>er Unternehmen<br />

sind, lassen sich mit Hilfe einer ökonometrischen<br />

Modellrechnung in Wertschöpfung,<br />

Beschäftigung und öffentliche Einnahmen<br />

umrechnen. <strong>Die</strong> primären Umsatz- und<br />

Beschäftigungswirkungen in den verschiedenen<br />

Tourismusbereichen ziehen ihrerseits<br />

durch Multiplikatoreffekte in den vor-<br />

o<strong>der</strong> nachgelagerten Branchen weitere<br />

indirekte Beschäftigungswirkungen nach<br />

sich und schaffen somit erneut Einkom-<br />

6<br />

men in einer Vielzahl verschiedener Branchen<br />

in <strong>Berlin</strong>. Ausgaben <strong>der</strong> Fachbesucher<br />

und Film-Touristen sind auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite Einnahmen bei <strong>Berlin</strong>er Unternehmen,<br />

die diese verwenden, um damit<br />

Ausgaben zu tätigen, die ihrerseits Umsätze<br />

z. B. bei ihren Lieferanten bewirken.<br />

<strong>Die</strong> Umsätze <strong>der</strong> Filmfestival-Besucher<br />

(Filmschaffende, Journalisten und Touristen)<br />

verursachen also zusätzlich Einnahmen<br />

und Investitionen, die unmittelbare<br />

und mittelbare <strong>Effekte</strong> auf an<strong>der</strong>e volkswirtschaftliche<br />

Größen wie Wachstum und<br />

Beschäftigung ausüben – und dies über<br />

einen längeren Zeitraum als den eigentlichen<br />

<strong>Berlin</strong>ale-Zeitraum von zehn Tagen.<br />

Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Primärimpulse<br />

durch die <strong>Berlin</strong>ale in Höhe von rund 68,9<br />

Mio. EUR sowie den beschriebenen nachgelagerten<br />

multiplikativen Ausgabeneffekten,<br />

ergibt sich, betrachtet man die 63.<br />

<strong>Berlin</strong>ale zunächst als ein einmaliges, isoliertes<br />

Kultur-Ereignis, bereits eine Steigerung<br />

des <strong>Berlin</strong>er Bruttoinlandsproduktes<br />

um rund 78,4 Mio. EUR im Zeitraum 2013<br />

bis 2017.<br />

<strong>Die</strong>se zeitlich isolierte Betrachtung <strong>der</strong><br />

<strong>Berlin</strong>ale berücksichtigt allerdings nicht,<br />

dass das Filmfestival ein jährlich wie<strong>der</strong>kehrendes<br />

Ereignis mit eingespielten Akteuren<br />

und Strukturen ist. So müssen unter<br />

realistischen Bedingungen neben den<br />

durch die 63. <strong>Berlin</strong>ale angestoßenen<br />

Wirtschaftsleistungen noch weitere wirtschaftliche<br />

<strong>Effekte</strong> aus den vorangegangenen<br />

Jahren in die Berechnung aufgenommen<br />

werden. Dabei verstärken wirtschaftliche<br />

Nachlaufeffekte von früheren<br />

Filmfestspielen die <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>aktuell</strong>en <strong>Berlin</strong>ale des Jahres 2013.<br />

Realwirtschaftlich lässt sich dieser Modellansatz<br />

damit erklären, dass sich das wirtschaftliche<br />

Umfeld <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale auf das<br />

jährlich wie<strong>der</strong>kehrende Ereignis einstellen<br />

kann. So profitieren das Gastgewerbe, <strong>der</strong><br />

Einzelhandel o<strong>der</strong> verschiedene <strong>Die</strong>nstleistungsunternehmen<br />

von <strong>der</strong> Planungssicherheit<br />

und den gewachsenen und verlässlichen<br />

Strukturen aus den Vorjahren.<br />

Es gibt einen messbaren, strukturellen<br />

Unterschied zwischen einem einmaligen<br />

touristischen Event und einer jährlich wie-


<strong>der</strong>kehrenden, kontinuierlich gepflegten<br />

Veranstaltungsreihe.<br />

Im Ergebnis führen die direkten Konsumimpulse<br />

<strong>der</strong> 63. <strong>Berlin</strong>ale sowie die<br />

kumulierten Nachlaufeffekte <strong>der</strong> vorangegangenen<br />

<strong>Berlin</strong>alen aus den Jahren 2009<br />

bis 2012 zu einer Steigerung des <strong>Berlin</strong>er<br />

Bruttoinlandsprodukts von insgesamt<br />

125,1 Mio. EUR in den Jahren 2013 bis<br />

2017. Davon werden bereits 87,5 Mio.<br />

EUR (70%) schon 2013 wirksam.<br />

Bis zu 380 zusätzliche Arbeitsplätze<br />

Von beson<strong>der</strong>em Interesse sind außerdem<br />

die Auswirkungen auf die Beschäftigung.<br />

Durch die Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen<br />

profitiert <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Haushalt<br />

einerseits von höheren Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen<br />

und an<strong>der</strong>erseits<br />

durch geringere Inanspruchnahme<br />

von Transferzahlungen.<br />

Alles in allem werden durch die Filmfestspiele<br />

im Jahr 2013 mindestens rund 380<br />

Arbeitsplätze geschaffen bzw. bestehende<br />

Arbeitsplätze gesichert. Etwa 70% dieser<br />

Beschäftigungseffekte entstehen dabei in<br />

den <strong>Die</strong>nstleistungsbereichen, vor allem in<br />

<strong>der</strong> Gastronomie und im Gastgewerbe,<br />

und 30% im Produzierenden Gewerbe.<br />

Einige dieser Arbeitsplätze sind jedoch nur<br />

von temporärer Natur.<br />

Bezieht man die Jahre 2014 bis 2017 mit<br />

in die Rechnung ein, so werden in diesem<br />

Zeitraum im Schnitt jährlich 83 weitere<br />

Arbeitsplätze geschaffen bzw. vorhandene<br />

Arbeitsplätze gesichert.<br />

Bis zu 17 Mio. EUR zusätzliche<br />

öffentliche Einnahmen<br />

Auf Basis dieser zusätzlichen Wirtschaftsleistung<br />

kann nun auch berechnet werden,<br />

dass sich letztlich ein Teil <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Einnahmen im Zeitraum 2013 bis 2017 auf<br />

die <strong>Berlin</strong>ale-Veranstaltungsreihe zurückführen<br />

lässt. Schon 2013 im Jahr <strong>der</strong> 63.<br />

<strong>Berlin</strong>ale werden rund 13 Mio. EUR an<br />

öffentlichen Einnahmen an das Land <strong>Berlin</strong><br />

fließen. In dem betrachteten Zeitraum<br />

von fünf Jahren summieren sich die auf<br />

Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

die <strong>Berlin</strong>ale-Veranstaltungsreihe zurückgehenden<br />

öffentlichen Einnahmen <strong>Berlin</strong>s<br />

auf insgesamt 17 Mio. EUR.<br />

<strong>Berlin</strong>ale bringt zudem großen Imagegewinn<br />

Mit Hilfe des <strong>Berlin</strong>er Regionalmodells<br />

kann somit unter realistischen Annahmen<br />

untersucht werden, wie sich <strong>der</strong> oben dargestellte<br />

zusätzliche touristische Konsum,<br />

<strong>der</strong> durch die Internationalen Filmfestspiele<br />

ausgelöst wurde, langfristig auf die <strong>Berlin</strong>er<br />

Gesamtwirtschaft auswirkt. Auch<br />

wenn einzelne Investitionen des <strong>Berlin</strong>ale-<br />

Veranstalters nicht rentabel sein sollten,<br />

so sind die gesamt<strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong><br />

für <strong>Berlin</strong> doch beachtlich. Neben diesen<br />

volkswirtschaftlich messbaren Wertschöpfungs-,<br />

Einkommens- und Beschäftigungszuwächsen<br />

existiert noch ein weiterer<br />

Effekt, <strong>der</strong> zwar schwer messbar ist,<br />

letztlich jedoch ebenso volkswirtschaftliche<br />

Wirkungen entfaltet. Hierzu dürfte insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Imagegewinn durch die Darstellung<br />

<strong>Berlin</strong>s als junge, mo<strong>der</strong>ne Trendstadt<br />

gehören. Von großer Bedeutung ist<br />

dabei die nationale und internationale Medienberichterstattung.<br />

Für das Image <strong>der</strong> Stadt ist die <strong>Berlin</strong>ale<br />

daher von enormer Bedeutung. Das Festival<br />

trägt zum positiven <strong>Berlin</strong>-Bild in aller<br />

Welt bei. Schon lange bevor am 16. Februar<br />

die Goldenen und Silbernen Bären<br />

verliehen werden, steht ein Gewinner <strong>der</strong><br />

<strong>Berlin</strong>ale 2013 bereits fest: die deutsche<br />

Hauptstadt. Das Internationale Filmfestival<br />

ist kostenlose Imagewerbung für <strong>Berlin</strong>.<br />

Für zehn Tage richtet sich das Interesse<br />

von Cineasten in aller Welt auf <strong>Berlin</strong>.<br />

Mehr als 3.800 Journalisten aus fast 100<br />

Län<strong>der</strong>n werden dieses Jahr vom Potsdamer<br />

Platz berichten. Obwohl das Festival<br />

im Vergleich zu Mega-Veranstaltungen<br />

wie <strong>der</strong> 12. Leichtathletik-Weltmeisterschaft<br />

im Jahr 2009 o<strong>der</strong> dem jährlich<br />

stattfindenden <strong>Berlin</strong>-Marathon von den<br />

Touristenzahlen her zu den kleineren<br />

Events zählt, ist die Außenwirkung trotzdem<br />

enorm. Das Festival hat in den vergangenen<br />

Jahren unter <strong>der</strong> Regie von<br />

<strong>Die</strong>ter Kosslick neben neuen inhaltlichen<br />

Schwerpunkten erheblich an Glamour ge-<br />

7


Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

wonnen und zieht den Blick immer stärker<br />

auf <strong>Berlin</strong>. <strong>Die</strong> deutsche Hauptstadt präsentiert<br />

sich einmal mehr als Hauptstadt<br />

<strong>der</strong> Kreativen. <strong>Die</strong> vielen Fachbesucher<br />

und Filmfans nehmen bei ihrer Abreise<br />

nicht nur ihre Erinnerungen an die Stadt<br />

mit, son<strong>der</strong>n verbreiten auch ein Bild des<br />

neuen <strong>Berlin</strong> in ihrer Heimat.<br />

<strong>Berlin</strong>er Kinos profitieren von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

Auch für die <strong>Berlin</strong>er Kinos ist das alljährlich<br />

stattfindende Filmfestival <strong>Berlin</strong>ale ein<br />

wichtiges Ereignis. Auch in diesem Jahr<br />

wird neben vielen Highlights abermals<br />

dem Kiezkino als beson<strong>der</strong>em Ort <strong>der</strong><br />

Filmkunst eine Hommage erwiesen. Mit<br />

<strong>der</strong> 2010 initiierten Veranstaltung „<strong>Berlin</strong>ale<br />

goes Kiez“ brachte das Festival den<br />

Roten Teppich in die Programmkinos <strong>der</strong><br />

<strong>Berlin</strong>er Kieze. Von Steglitz bis Friedrichshagen<br />

verwandelt sich Abend für Abend<br />

ein <strong>Berlin</strong>er Programmkino zum Schauplatz<br />

des fliegenden Roten Teppichs. Das<br />

Publikum erhält so die Gelegenheit, im<br />

eigenen Kiez-Kino <strong>Berlin</strong>ale-Filme und<br />

<strong>der</strong>en Stars zu sehen und die Festivalatmosphäre<br />

vor <strong>der</strong> Haustür zu genießen.<br />

So werden letztlich auch die kleineren Kinos<br />

in den <strong>Berlin</strong>er Kiezen vom Glanz des<br />

großen Filmfestivals profitieren und ihre<br />

Umsätze steigern.<br />

<strong>Die</strong> Umsätze <strong>der</strong> in <strong>Berlin</strong> ansässigen Kinobetreiber<br />

pendeln seit dem Jahr 2000<br />

im Mittel um jährlich 37,6 Mio. EUR. Der<br />

Umsatzeinbruch im Jahr 2005 (-32,6%)<br />

korrespondiert einerseits mit einem starken<br />

Einbruch bei den Besucherzahlen in<br />

allen untersuchten deutschen Städten,<br />

an<strong>der</strong>erseits reduzierte sich genau in diesem<br />

Zeitraum die Zahl <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Kinobetreiber<br />

deutlich von 54 auf 48 (2005).<br />

Hintergrund ist <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> UFA-<br />

Kinokette. Ende 2004 musste u.a. <strong>der</strong> aus<br />

dem Unternehmen ausgeglie<strong>der</strong>te Royal<br />

Palast im Europacenter schließen. Das<br />

ehemalige Großkino West-<strong>Berlin</strong>s mit 5<br />

Sälen und rund 2.000 Sitzplätzen hatte<br />

einst die weltweit größte Kinoleinwand.<br />

Das Amt für Statistik <strong>Berlin</strong> und Brandenburg<br />

weist allerdings nur die Umsätze <strong>der</strong><br />

tatsächlich in <strong>Berlin</strong> ansässigen Kinobe-<br />

8<br />

treiber (mit mehr als 17.500 EUR Umsatz<br />

pro Jahr) aus.<br />

Kinobetreiber in <strong>Berlin</strong><br />

55<br />

54<br />

53<br />

52<br />

51<br />

50<br />

49<br />

48<br />

47<br />

46<br />

45<br />

50<br />

54<br />

50<br />

53<br />

54<br />

48<br />

00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10<br />

Unternehmen Umsatz (in Mio. EUR; rechte Skala)<br />

Quelle: Amt für Statistik <strong>Berlin</strong>-Brandenburg; eigene Grafik IBB<br />

Bei <strong>der</strong> Filmför<strong>der</strong>ungsanstalt (FFA) werden<br />

dagegen die Umsätze <strong>der</strong> Kartenverkäufe<br />

<strong>der</strong> Kinos am Standort erfasst, also<br />

auch die Umsätze <strong>der</strong> Kinobetreiber, die<br />

ihren Unternehmenssitz außerhalb <strong>Berlin</strong>s<br />

haben (z.B. große Multiplexbetreiber in<br />

Hamburg). Im Durchschnitt <strong>der</strong> letzten<br />

Jahre verbleiben rund 60% <strong>der</strong> in <strong>Berlin</strong><br />

eingespielten Umsätze in <strong>der</strong> Hauptstadt.<br />

<strong>Berlin</strong>: Kinoumsätze im Vergleich<br />

in Mio. EUR<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />

Umsatz (<strong>der</strong> in <strong>Berlin</strong> ansäss. Kinos) Prognose (IBB)<br />

Umsatz Kinokasse (FFA)<br />

Quelle: FFA; Amt für Statistik <strong>Berlin</strong>-Brandenburg; eigene Berechnung und Grafik IBB<br />

Kinos und Kinogänger: Ein Städtevergleich<br />

Auch wenn in <strong>der</strong> deutschen Hauptstadt<br />

eines <strong>der</strong> weltweit wichtigsten Filmfestivals<br />

ausgerichtet wird, kann sich <strong>Berlin</strong> nicht<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Entwicklung in <strong>der</strong> Filmbranche<br />

entziehen. <strong>Die</strong> Besucherzahlen<br />

sind seit Jahren rückläufig. Ein allgemeiner<br />

Trend, <strong>der</strong> auf einen verän<strong>der</strong>ten Medienkonsum<br />

zurückzuführen ist. Filme<br />

können heute nicht nur je<strong>der</strong>zeit legal aus<br />

dem Internet auf den heimischen PC o<strong>der</strong><br />

auf mobile Endgeräte geladen werden,<br />

son<strong>der</strong>n auch in digitaler Qualität Zuhause<br />

auf hochwertigen HD-Bildschirmen mit<br />

49<br />

49<br />

48<br />

50<br />

48<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30


Rundumklang genossen werden. <strong>Die</strong> Filmindustrie<br />

setzt deshalb verstärkt auf die<br />

digitale 3D-Technik o<strong>der</strong> sogar auf die<br />

allerneuste HFR-3D-Technik (Peter<br />

Jacksons „Der Hobbit – eine unerwartete<br />

Reise“), bei <strong>der</strong> 48 statt bisher 24 Bil<strong>der</strong><br />

pro Sekunde auf die Leinwand gebracht<br />

werden. Der Erlebnisfaktor Kino bekommt<br />

so wie<strong>der</strong> eine neue Dynamik.<br />

Tendenziell weniger Besucher<br />

1997 = 100<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />

<strong>Berlin</strong> München Hamburg Frankfurt a.M. Köln Deutschland<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

Unter den fünf größten deutschen Städten<br />

ist ein langjähriger Trend zu rückläufigen<br />

Besucherzahlen zu erkennen. Nach teilweise<br />

noch sehr guten Steigerungsraten<br />

im Zeitraum 1997 bis 2002 mussten alle<br />

großen Städte bis zum Jahr 2007 starke<br />

Besucherrückgänge hinnehmen. Erst im<br />

Zeitraum 2007 bis 2009 konnten die Kinos<br />

in den Großstädten ihre Besucherzahlen<br />

wie<strong>der</strong> steigern. Das Jahr 2010 war aufgrund<br />

<strong>der</strong> in den Sommermonaten ausgestrahlten<br />

Fußballweltmeisterschaft für die<br />

Kinos insgesamt wie<strong>der</strong> ein schwieriges<br />

Jahr. Im Vergleich <strong>der</strong> Großstädte konnten<br />

in dem betrachteten Zeitraum von 1997<br />

bis 2011 die Kinos in Frankfurt am Main<br />

(-1,1%) und <strong>Berlin</strong> (-10,3%) dem Besucherschwund<br />

noch am besten entgegentreten.<br />

Stärkere Rückgänge mussten die<br />

Kinobesitzer in München (-14,7%), Hamburg<br />

(-15,4%) und Köln (-38,5%) verkraften.<br />

Nürnberg – die Stadt mit den fleißigsten<br />

Kinogängern<br />

Zwar weist <strong>Berlin</strong> im Jahr 2011 absolut<br />

betrachtet die meisten Kinos (93) und die<br />

meisten Kinobesucher (9,1 Mio.) auf. Wird<br />

jedoch berücksichtigt, dass die untersuchten<br />

Städte unterschiedlich groß sind und<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

wird zur besseren Vergleichbarkeit die<br />

Zahl <strong>der</strong> Kinobesuche in Relation zur Einwohnerzahl<br />

<strong>der</strong> entsprechenden Städte<br />

gesetzt, zeigt sich ein an<strong>der</strong>es Bild: Im<br />

Vergleich <strong>der</strong> 14 Städte mit mehr als<br />

500.000 Einwohnern ist Nürnberg – die<br />

kleinste <strong>der</strong> untersuchten Städte mit<br />

510.602 Einwohnern – die Stadt mit den<br />

fleißigsten Kinogängern. Je<strong>der</strong> Bürger<br />

Nürnbergs ging im Jahr 2011 durchschnittlich<br />

viermal ins Kino. Auf Rang zwei folgt<br />

Stuttgart mit 3,4 Kinobesuchen pro Einwohner.<br />

Kinobesucher pro Einwohner<br />

2011 - Städte über 500.000 Einwohner<br />

Nürnberg<br />

Stuttgart<br />

München<br />

Dresden<br />

Bremen<br />

Hannover<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Düsseldorf<br />

Frankfurt<br />

Hamburg<br />

Köln<br />

Leipzig<br />

Essen<br />

Deutschland<br />

Dortmund<br />

1,4<br />

1,7<br />

1,6<br />

2,4<br />

2,3<br />

2,2<br />

2,6<br />

2,5<br />

2,6<br />

3,0<br />

2,9<br />

3,4<br />

3,2<br />

3,1<br />

4,0<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

<strong>Berlin</strong> rangiert in dieser größenbereinigten<br />

Betrachtungsweise mit 2,6 Kinobesuchen<br />

pro Einwohner lediglich im Mittelfeld auf<br />

dem siebenten Platz. Kino ist in <strong>Berlin</strong><br />

zwar ein wichtiger Kulturbereich, gleichzeitig<br />

konkurrieren die Filmtheater <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

aber mit ungefähr 250 bis 300 Theater<br />

und Tanzensembles (davon 9 staatliche<br />

Theaterbühnen), zwei großen Konzerthäusern,<br />

drei berühmte Opern, 170<br />

Museen, rund 250 Veranstaltungsstätten<br />

in fast je<strong>der</strong> Größenordnung sowie vielen<br />

weiteren Unterhaltungsangeboten. <strong>Die</strong>se<br />

Breite in allen kulturellen Bereichen zeich-<br />

9


Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

net die Hauptstadt vor den an<strong>der</strong>en Städten<br />

aus.<br />

München liegt im Vergleich <strong>der</strong> größten<br />

deutschen Städte mit mehr als 500.000<br />

Einwohnern bei <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Kinobesuche<br />

auf dem 3. Rang. Das Münchener Publikum<br />

zeigt nach wie vor ein starkes Interesse<br />

am Kino: An <strong>der</strong> Isar ging man im<br />

Jahr 2011 durchschnittlich 3,2 Mal ins Kino.<br />

Es folgen Dresden mit 3,1 Kinobesuchen<br />

pro Einwohner und Bremen (3,0)<br />

sowie Hannover (2,9). <strong>Die</strong> Stadt mit <strong>der</strong><br />

geringsten Zahl an Kinogängern ist Dortmund.<br />

Hier gehen die Einwohner im<br />

Schnitt lediglich 1,4-mal pro Jahr ins Kino<br />

(Rang 14).<br />

Betrachtet man weitergefasst sogar die 23<br />

größten Städte in Deutschland mit mehr<br />

als 200.000 Einwohner und stellt diesen<br />

die jeweilige Zahl <strong>der</strong> Kinobesucher gegenüber,<br />

dann wird ein durchschnittlicher<br />

proportionaler Zusammenhang zwischen<br />

Zahl <strong>der</strong> Einwohnern und <strong>der</strong> Kinobesucherzahl<br />

deutlich (Gerade in <strong>der</strong> vorigen<br />

Abbildung). Danach ergeben sich im<br />

Durchschnitt pro 100.000 Einwohner rund<br />

264.000 Kinobesuche (2,6 Kinobesuche<br />

pro Einwohner und Jahr). Für Deutschland<br />

insgesamt liegt <strong>der</strong> Wert bei nur 158.472,<br />

bzw. 1,6 Kinobesuchen pro Einwohner.<br />

Ein Indiz für die Konzentration von Kinobesuchen<br />

auf die großen Städte.<br />

10<br />

Einwohner und Kinobesucher<br />

2011 - Städte über 200.000 Einwohner<br />

10<br />

Kinobesucher (in Millionen)<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

München<br />

Köln<br />

Frankfurt a.M.<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

Einwohner (in Millionen)<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

Hamburg<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Gemäß diesem proportionalen Zusammenhang,<br />

basierend auf den 23 größten<br />

Städten Deutschlands, dürfte man für die<br />

Größe <strong>Berlin</strong>s mit 3,5 Millionen Einwohnern<br />

rund 9,23 Millionen Kinobesucher<br />

erwarten (ein Wert, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> eingezeichneten<br />

Gerade abgelesen werden<br />

kann).<br />

Mit tatsächlich 9,13 Millionen Besuchern<br />

im Jahr 2011 liegt <strong>Berlin</strong> daher knapp<br />

100.000 Besuchern unter dem erwarteten<br />

Wert. Hamburg liegt im Jahr 2011 mit 4,25<br />

Millionen gezählten Besuchern nach diesem<br />

Modell sogar um rund 490.000 Besuchern<br />

unterhalb des Erwartungswertes<br />

von 4,74 Millionen Kinobesuchern bezogen<br />

auf die 1,79 Millionen Einwohner <strong>der</strong><br />

Stadt. München liegt mit 4,45 Millionen<br />

gezählten Kinogängern im Jahr 2011 sogar<br />

um rund 810.00 Besuchern über <strong>der</strong><br />

zu erwartenden Besucherzahl (3,64 Millionen<br />

Besucher) einer Stadt mit 1,38 Mio.<br />

Einwohner.<br />

Auslastung <strong>der</strong> Kinosessel in München<br />

am größten<br />

Betrachtet man die Auslastung <strong>der</strong> Kinos,<br />

also <strong>der</strong>en Rentabilität, so belegt <strong>Berlin</strong><br />

2011 im Städtevergleich mit 182 Besuchern<br />

pro Sitzplatz lediglich den 8. Rang<br />

nach Stuttgart (184 Besucher pro Sitzplatz)<br />

und Frankfurt a.M. (185 Besucher<br />

pro Sitzplatz). Dagegen konnte die Kinostadt<br />

München eine wesentlich bessere<br />

Auslastung <strong>der</strong> Kinoplätze erreichen. Mit<br />

297 Besuchern pro Kinositzplatz liegt<br />

München im Städtevergleich auch 2011<br />

auf dem ersten Rang, noch vor Nürnberg<br />

(276) und Köln mit 263 Besuchern pro<br />

Kinositzplatz.<br />

Kinobesucher pro Sitzplatz<br />

1997 = 100<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />

<strong>Berlin</strong> München Hamburg Frankfurt a.M. Köln Deutschland<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60


<strong>Die</strong> schlechteste Auslastung <strong>der</strong> Kinos<br />

wurde 2011 mit 109 Besuchern pro Sitzplatz<br />

in Essen erreicht. Mit diesem Ergebnis<br />

liegt Essen im Vergleich <strong>der</strong> deutschen<br />

Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern<br />

weit abgeschlagen auf dem letzten Rang<br />

nach Dresden sowie Düsseldorf mit 156<br />

bzw. 164 Kinobesuchern pro Sitzplatz.<br />

Kinobesucher pro Sitzplatz<br />

2011<br />

München<br />

Nürnberg<br />

Köln<br />

Hamburg<br />

Hannover<br />

Frankfurt a.M.<br />

Stuttgart<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Dortmund<br />

Bremen<br />

Leipzig<br />

Düsseldorf<br />

Deutschland<br />

Dresden<br />

Essen<br />

0 50 100 150 200 250 300 350<br />

109<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

Zwar konnte die Auslastung eines Kinositzplatzes<br />

in <strong>Berlin</strong> im Zeitraum 2005 bis<br />

2011 um 7,9% gesteigert werden, im Vergleich<br />

mit dem Jahr 1997 fällt <strong>Berlin</strong> zusammen<br />

mit den an<strong>der</strong>en Großstädten<br />

jedoch deutlich unter das damalige Niveau<br />

zurück. <strong>Berlin</strong> liegt bezüglich <strong>der</strong> Sitzplatzauslastung<br />

gerade einmal bei 81,7%<br />

des Niveaus des Jahres 1997. In Köln<br />

konnte aufgrund einer Reduzierung <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> Kinositze von 12.874 (2005) auf<br />

8.719 (2011) die Auslastung <strong>der</strong> verbliebenen<br />

Sitze stark gesteigert werden. Trotz<br />

einer stabilen Zahl von 17 Spielstätten,<br />

wurde die Zahl <strong>der</strong> Kinosäle in dieser Zeit<br />

in Köln von 54 auf 42 reduziert. <strong>Die</strong>s überkompensierte<br />

den gleichzeitigen Besu-<br />

167<br />

167<br />

166<br />

164<br />

164<br />

156<br />

195<br />

185<br />

184<br />

182<br />

225<br />

263<br />

276<br />

297<br />

Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

cherrückgang um 8,2%. Gegenüber dem<br />

Jahr 1997 liegt die Sitzplatzauslastung<br />

immerhin noch bei 97,1%.<br />

Für die 23 größten deutschen Städte mit<br />

über 200.000 Einwohnern besteht für die<br />

Zahl <strong>der</strong> Kinositzplätze und die korrespondierende<br />

Zahl <strong>der</strong> Besucher wie<strong>der</strong>um ein<br />

proportionaler Zusammenhang.<br />

Sitzplätze und Besucher<br />

2011 - Städte über 200.000 Einwohner<br />

10<br />

Kinobesucher (in Millionen)<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

München<br />

Hamburg<br />

Köln<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Sitzplätze (in Tausend)<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Dabei liegt die durchschnittliche Auslastung<br />

für Städte über 200.000 Einwohner in<br />

Deutschland bei 192 Besuchern pro Kinositzplatz<br />

und Jahr. Für <strong>Berlin</strong>, eine Stadt<br />

mit 50.170 Kinositzplätzen, entsprächen<br />

9,62 Millionen Besucher pro Jahr gerade<br />

diesem durchschnittlichen Verhältnis o<strong>der</strong><br />

Erwartungswert. Mit 9,13 Millionen Besuchern<br />

im Jahr 2011 liegt <strong>Berlin</strong> allerdings<br />

um rund 490.000 Besucher unter dem<br />

Erwartungswert. Eine Folge <strong>der</strong> immer<br />

noch hohen Kinodichte in <strong>Berlin</strong>. München<br />

verzeichnete 2011 mit 4,45 Millionen Besuchern<br />

1,57 Millionen mehr Besucher, als<br />

man für eine Stadt mit 14.989 Sitzplätzen<br />

rechnerisch erwarten würde (2,86 Millionen<br />

Besucher).<br />

Kinopotenzial stabilisiert sich leicht<br />

Der rasante Anstieg von Kinoneubauten in<br />

<strong>Berlin</strong> nach dem Mauerfall – vor allem von<br />

Multiplexen – bei gleichzeitigem Bevölkerungsrückgang<br />

verschlechterte bis zum<br />

11


Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

Jahr 2001 die Relation zwischen Kinosesseln<br />

und <strong>der</strong>en potenziellen Besuchern<br />

(Kinopotenzial), zumindest aus Sicht <strong>der</strong><br />

Kinobetreiber, erheblich. Kamen 1997<br />

rechnerisch auf einen Kinositz noch 75<br />

<strong>Berlin</strong>er, so waren es 2000 nur noch 56.<br />

Erst ab 2007 ist wie<strong>der</strong> eine Stabilisierung<br />

erkennbar. In 2011 erreicht das Kinopotenzial<br />

aufgrund <strong>der</strong> Schließung zahlreicher<br />

Kiez-Kinos vor allem im Westteil <strong>der</strong><br />

Stadt mit 70 Einwohnern auf einen Kinosessel<br />

den höchsten Stand seit 13 Jahren.<br />

Einwohner pro Sitzplatz<br />

1997 = 100<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

12<br />

80<br />

60<br />

40<br />

97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />

<strong>Berlin</strong> München Hamburg Frankfurt a.M. Köln Deutschland<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

Einwohner pro Sitzplatz<br />

2011<br />

Köln<br />

Dortmund<br />

Deutschland<br />

Hamburg<br />

München<br />

Leipzig<br />

Frankfurt<br />

Bonn<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Hannover<br />

Nürnberg<br />

Düsseldorf<br />

Essen<br />

Bochum<br />

Karlsruhe<br />

Bremen<br />

64<br />

63<br />

61<br />

59<br />

56<br />

72<br />

70<br />

68<br />

68<br />

74<br />

73<br />

92<br />

95<br />

103<br />

117<br />

116<br />

0 50 100 150<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

In Hamburg verlief die Entwicklung ähnlich:<br />

Teilten sich dort 1997 noch 87 Einwohner<br />

einen Kinoplatz, waren es im Jahr<br />

2000 nur noch 68 Einwohner.<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

Ab 2000 steigen die Werte bis 2011 wie<strong>der</strong><br />

bis auf zuletzt 95 Einwohner pro Sitzplatz<br />

an. Köln, 1997 mit 72 Einwohnern<br />

pro Sitzplatz gestartet, konnte sich 2011<br />

auf einen Spitzenwert von 117 steigern.<br />

Der mit 26% beson<strong>der</strong>s starke Anstieg in<br />

2010 ist auf die Reduzierung von 2.248<br />

Sitzplätzen gegenüber 2009 zurückzuführen.<br />

Gleichzeitig verringerte sich die Zahl<br />

<strong>der</strong> Spielstätten um eins und die <strong>der</strong> Kinosäle<br />

um 13 auf 43. München konnte die<br />

Relation von 77 in 1997 auf 91 im Jahr<br />

2001 kontinuierlich verbessern. Nach einem<br />

zwischenzeitlichen Rückgang in 2003<br />

auf 70 Einwohner pro Sitzplatz, stabilisieren<br />

sich die Werte bis 2011 auf 92 Einwohner<br />

pro Sitzplatz.<br />

<strong>Berlin</strong> – ganz großes (Programm)Kino<br />

Betrachtet man für die 23 größten deutschen<br />

Städte mit über 200.000 Einwohnern<br />

die Einwohnerzahlen und die Kinositzplätze,<br />

dann wird erneut ein proportionaler<br />

Zusammenhang deutlich (graue Gerade<br />

in <strong>der</strong> folgenden Grafik).<br />

Aus diesem Zusammenhang lässt sich<br />

ablesen, dass in einer deutschen Stadt mit<br />

über 200.000 Einwohnern pro 100.000<br />

Einwohner im Durchschnitt rund 1.345<br />

Sitzplätze „benötigt“ werden.<br />

Einwohner und Kinositzplätze<br />

2011 - Städte über 200.000 Einwohner<br />

Kinositzplätze (in Tausend)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Köln<br />

Frankfurt a.M.<br />

Hamburg<br />

München<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

Einwohner (in Millionen)<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

<strong>Berlin</strong>


<strong>Berlin</strong> hat bei 3.501.872 Einwohnern<br />

(2011) und 50.170 Kinositzplätzen in diesem<br />

Modell rund 3.070 Sitzplätze zu viel.<br />

Denn rein rechnerisch dürfte <strong>Berlin</strong> mit<br />

47.100 Kinositzplätzen bereits ausreichend<br />

ausgestattet sein.<br />

Hier werden die Grenzen eines solchen<br />

rein quantitativen Modells deutlich: So<br />

werden z.B. die Qualität <strong>der</strong> einzelnen<br />

Spielstätten und <strong>der</strong> gezeigten Filme sowie<br />

das Kinopublikum gar nicht berücksichtigt.<br />

Nach einer Studie <strong>der</strong> FFA-Filmför<strong>der</strong>ungsanstalt<br />

gibt es in <strong>Berlin</strong> 51 Kinosäle<br />

mit Programmkino. Damit verfügt die<br />

Hauptstadt im Bundeslän<strong>der</strong>vergleich über<br />

die größte Programmkinodichte (2009),<br />

gefolgt vom Saarland und Sachsen. <strong>Die</strong><br />

geringste Programmkinodichte fand sich in<br />

Sachsen-Anhalt.<br />

Nach wie vor ist das Programmkino eine<br />

Domäne <strong>der</strong> Großstadt. Knapp ein Drittel<br />

<strong>der</strong> Spielstätten mit Programmkinoangebot<br />

befanden sich in Städten mit über 500.000<br />

Einwohnern. Dennoch ist auch das ländliche<br />

Filmkunstangebot ein wichtiger Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Programmkinolandschaft.<br />

Etwa 33% <strong>der</strong> Programmkinos können<br />

Ortschaften mit weniger als 50.000 Einwohnern<br />

zugeordnet werden. Für die Eingruppierung<br />

als Programmkino ist maßgebend,<br />

dass <strong>der</strong> Kinobetreiber einen inhaltlichen<br />

Programmanspruch verfolgt und<br />

aus diesem Grunde seinen Kinosaal selber<br />

als Studio-/Programmkino/Filmkunstbühne<br />

einstuft. Seit einigen Jahren findet<br />

Programmkino nicht mehr nur in reinen<br />

Filmkunsttheatern statt, son<strong>der</strong>n wird zunehmend<br />

auch in einzelnen Kinosälen<br />

innerhalb von Kinocentern angeboten.<br />

Daher macht nicht nur die jährlich wie<strong>der</strong>kehrende<br />

<strong>Berlin</strong>ale deutlich: in <strong>Berlin</strong> treffen<br />

Programmkinos auf eine begeisterte<br />

Filmliebhaberschar, die Filme auch abseits<br />

<strong>der</strong> großen Produktionen in Programmkinos<br />

nachfragen. Und auch wenn die Zahl<br />

<strong>der</strong> Programmkinos in den letzten Jahren<br />

rückläufig ist, findet die <strong>Berlin</strong>er-<br />

Kinovielfalt letztlich ihren Nie<strong>der</strong>schlag in<br />

Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

<strong>der</strong> weit über dem Durchschnitt liegenden<br />

Zahl <strong>der</strong> Sitzplätze in Höhe von 50.170.<br />

Kinosterben in <strong>Berlin</strong><br />

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten.<br />

Einhergehend mit <strong>der</strong> abnehmenden Zahl<br />

von Kinobesuchern verschlechterte sich<br />

auch die reale Sitzplatzauslastung <strong>der</strong><br />

<strong>Berlin</strong>er Kinos. Dabei liegt die Auslastung<br />

<strong>der</strong> herkömmlichen Kinos unter <strong>der</strong> von<br />

Multiplexen. Denn Besucherzuwächse<br />

konnten seit 1997, als die ersten Multiplexkinos<br />

in <strong>Berlin</strong> eröffnet wurden, nur<br />

noch diese realisieren. Dass mit dieser<br />

Auslastung nicht alle <strong>Berlin</strong>er Kinos langfristig<br />

überleben können, beweisen die<br />

vielen Kinoschließungen in den vergangenen<br />

Jahren – insbeson<strong>der</strong>e von alten Traditionskinos<br />

im Westteil <strong>Berlin</strong>s. So mussten<br />

am Kurfürstendamm und in seinen<br />

Nebenstraßen allein im Zeitraum 1998 bis<br />

2004 insgesamt 14 Lichtspielhäuser<br />

schließen: 1998 am Kurfürstendamm 12<br />

die Kinos „Gloria“ und „Gloriette“, 1999<br />

das „Kuli“ im Kudamm-Karree, 2000 die<br />

„Filmbühne Wien“ am Kurfürstendamm 26<br />

sowie das „Filmkunststudio“ in <strong>der</strong> Schlüterstraße<br />

17, im Jahr 2001 am Kurfürstendamm<br />

226 das „Marmorhaus“, das „Olympia“<br />

am Zoo, zwei Kinos im Kudamm-Eck<br />

und die „Lupe 1“ am Kurfürstendamm 202,<br />

im Verlauf des Jahres 2002 das „Astor“ an<br />

<strong>der</strong> Ecke Kurfürstendamm/Fasanenstraße<br />

sowie das „Europa-Studio“ im Europa-<br />

Center, 2003 das „Hollywood“ am Kurfürstendamm<br />

65 und 2004 <strong>der</strong> „Royal-Palast“<br />

im Europa-Center sowie das „Broadway“<br />

in 2011. Mittlerweile leiden auch die Multiplexkinos<br />

unter Besucherrückgängen. So<br />

schloss im Sommer 2005 das erste Multiplexkino<br />

<strong>Berlin</strong>s, das ehemalige DDR-<br />

Renomierkino „Kosmos“ in <strong>der</strong> Karl-Marx-<br />

Allee 131, seine Pforten. Das „Kosmos“<br />

wurde in den 60er Jahren errichtet und<br />

1996 zu einem Multiplexkino mit zehn Sälen<br />

und 3.400 Plätzen umgebaut. Zuletzt<br />

musste noch im Dezember 2011 das 1934<br />

eröffnete Kiezkino „die Kurbel“ in <strong>der</strong><br />

Giesebrechtstraße 4 (623 Sitzplätze) geschlossen<br />

werden.<br />

Noch gibt es 93 Kinos in <strong>Berlin</strong> mit 261<br />

Kinosälen, darunter rund 50 Kinosäle mit<br />

13


Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

Programmkino. Doch diese Vielfalt ist weiterhin<br />

bedroht, unter an<strong>der</strong>em auch durch<br />

die voranschreitende Digitalisierung. Denn<br />

obwohl <strong>der</strong> Hobbit, in brillanter Kinoqualität<br />

viel Geld in die Kinokassen gespült hat,<br />

blieben Kinos ohne digitale Abspieltechnik<br />

außen vor.<br />

Bei <strong>der</strong> Entwicklung hin zum digitalen Kino<br />

ist die Hauptstadt führend. So hat nach<br />

Angaben von Medienboard <strong>Berlin</strong>-<br />

Brandenburg GmbH die Initiative Cinema-<br />

Net Europe bereits seit 2004 die Digitalisierung<br />

in Europa entscheidend vorangetrieben.<br />

<strong>Die</strong> drei ebenfalls in <strong>Berlin</strong> ansässigen<br />

Verbände HDF, KINO e.V. und VdF<br />

e.V. arbeiten, von <strong>der</strong> Filmför<strong>der</strong>ungsanstalt<br />

FFA unterstützt, an <strong>der</strong> Umsetzung<br />

einer flächendeckenden Digitalisierung.<br />

<strong>Die</strong> FFA finanziert die Fraunhofer Allianz<br />

Digital Cinema, die Systemspezifikationen<br />

für das digitale Kino in Deutschland erarbeitet,<br />

die auch in den Regelwerken zur<br />

Digitalisierung in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ihren<br />

Nie<strong>der</strong>schlag findet. Das Medienboard<br />

för<strong>der</strong>t in <strong>der</strong> Region ansässige Video-on-<br />

Demand-Plattformen wie moviepilot.de,<br />

reality.tv und goodmovies.de. <strong>Die</strong> Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Kinobetreiber verspricht sich vom<br />

digitalen Kino (flexiblere Programmierung,<br />

alternative Inhalte) weiter steigende Besucherzahlen<br />

in den nächsten Jahren. <strong>Die</strong><br />

Prognosen <strong>der</strong> Kinobetreiber gehen dabei<br />

vor allem von einer Steigerung des älteren<br />

Publikums (über 40 Jahre) aus. Gleichzeitig<br />

rechnen die Kinobetreiber künftig mit<br />

zusätzlichem Investitionsbedarf für technische<br />

Ausstattung und bauliche Maßnahmen.<br />

Trendwende mit Hilfe von Events und<br />

Alternativprogrammen<br />

<strong>Die</strong> Kinos <strong>der</strong> Hauptstadt <strong>Berlin</strong> konnte in<br />

den ersten sechs Monaten 2012 bei <strong>der</strong><br />

Besucherzahl um 5,0% und beim Umsatz<br />

um 6,6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

zulegen. Gleichzeitig verringerte sich<br />

die Zahl <strong>der</strong> Kinosäle um 8 auf <strong>aktuell</strong> 261.<br />

Beson<strong>der</strong>s für kleinere Kinos könnte eine<br />

Überlebensstrategie in <strong>der</strong> Bindung von<br />

Stammpublikum durch Spezialisierung<br />

ihrer Programme liegen, wie z.B. im Kino<br />

am Bundesplatz o<strong>der</strong> im Odeon in <strong>Berlin</strong>-<br />

Schöneberg. Denkbar sind auch Kinover-<br />

14<br />

anstaltungen zu Live-Konzerten, zu<br />

Opernaufführungen o<strong>der</strong> zu DVD-<br />

Premieren, etwa wenn ein seltener Konzertmitschnitt<br />

veröffentlicht wird. Größere<br />

Lichtspielhäuser könnten ihre Säle z.B. für<br />

Kongresse, Firmen- und Modepräsentationen,<br />

Galas, Clubaktivitäten, Schulungen,<br />

Ausstellungen o<strong>der</strong> private Feiern und<br />

Betriebsversammlungen vermieten.<br />

Größtes Wachstum in <strong>Berlin</strong><br />

Bei den Umsätzen aus Kartenverkäufen<br />

hat sich die Lage für die <strong>Berlin</strong>er Kinos im<br />

ersten Halbjahr 2012 deutlich entspannt.<br />

Mussten die <strong>Berlin</strong>er Kinos im ersten Halbjahr<br />

2011 gegenüber dem 1. Halbjahr<br />

2010 noch einen Umsatzrückgang von<br />

8,5% hinnehmen, so konnte im 1. Halbjahr<br />

2012 ein Umsatzplus von 6,6% gegenüber<br />

dem entsprechenden Vorjahreszeitraum<br />

verzeichnet werden. Bundesweit stiegen<br />

die Umsätze im gleichen Zeitraum um lediglich<br />

2,1%.<br />

Umsatztrends 2012<br />

Verän<strong>der</strong>ung ggü. Vorjahreszeitraum in Prozent<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Düsseldorf<br />

Leipzig<br />

Essen<br />

Köln<br />

Hamburg<br />

Bremen<br />

Dortmund<br />

Hannover<br />

Deutschland<br />

Dresden<br />

München<br />

Nürnberg<br />

Frankfurt<br />

Stuttgart<br />

-1,2<br />

-1,7<br />

-15 -10 -5 0 5 10<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

0,0<br />

1,4<br />

2,1<br />

2,1<br />

2,9<br />

3,8<br />

3,5<br />

Jan-Jun 2012 Jan-Jun 2011<br />

Sehr gut sehen die Ergebnisse auch bei<br />

den Besucherzahlen aus. Hier konnte <strong>Berlin</strong><br />

im 1. Halbjahr 2012 gegenüber dem<br />

Vorjahreszeitraum eine Steigerung von<br />

5,6<br />

5,1<br />

5,1<br />

6,6<br />

6,5<br />

6,2


5,0% verbuchen. Das war vor Essen mit<br />

4,6% und Hamburg mit 4,0% <strong>der</strong> stärkste<br />

Anstieg <strong>der</strong> 14 größten Städte über<br />

500.000 Einwohner.<br />

Bundesweit stieg die Zahl <strong>der</strong> Kinobesucher<br />

2012 im Halbjahresvergleich um lediglich<br />

1,2%.<br />

<strong>Berlin</strong> – preisgünstige Stadt für<br />

Kinogänger<br />

Auch wenn die 3D-Euphorie im Konsumentenbereich<br />

(3D-Fernseher und 3D-<br />

Spielekonsolen) gegenüber den Jahren<br />

2009 bis 2011 ein wenig abgeflaut ist,<br />

wurden im abgelaufenen Kinojahr 2012<br />

wie<strong>der</strong> sehr viele Filme in 3D-Technik fertiggestellt.<br />

Darunter waren Filme wie Peter<br />

Jacksons „Der Hobbit“ (sogar in High Frame<br />

Rate 3-D), Ang Lees „Life of Pi: Schiffbruch<br />

mit Tiger“, aber auch die deutschösterreichische<br />

Literaturverfilmung „<strong>Die</strong><br />

Vermessung <strong>der</strong> Welt“ von Detlev Buck.<br />

Besuchertrends 2012<br />

Verän<strong>der</strong>ung ggü. Vorjahreszeitraum in Prozent<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Essen<br />

Hamburg<br />

Hannover<br />

Düsseldorf<br />

Dresden<br />

Leipzig<br />

Köln<br />

Bremen<br />

Deutschland<br />

Dortmund<br />

München<br />

Stuttgart<br />

Nürnberg<br />

Frankfurt<br />

-3,2<br />

-3,2<br />

-0,6<br />

-1,0<br />

-10 -5 0 5 10<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

1,5<br />

1,2<br />

0,8<br />

3,4<br />

3,1<br />

2,9<br />

2,7<br />

2,4<br />

4,0<br />

5,0<br />

4,6<br />

Jan-Jun 2011 Jan-Jun 2012<br />

<strong>Die</strong> Umstellung auf die Digitalisierung und<br />

zuletzt auf die 3D-Abspieltechnik ist für die<br />

Kinobetreiber noch immer sehr teuer. Da<br />

insbeson<strong>der</strong>e für 3D-Vorstellungen erhöh-<br />

Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

te Eintrittspreise gezahlt werden müssen,<br />

ist <strong>der</strong> Durchschnittspreis für einen Kinobesuch<br />

beson<strong>der</strong>s in den Jahren 2009 und<br />

2010 (Avatar-Effekt: 11,2 Millionen Besucher)<br />

gestiegen. Im Jahr 2011 haben die<br />

Preise in den Städten dann eine Wachstumspause<br />

auf diesem höheren 3D-<br />

Niveau gemacht.<br />

Kino Eintrittspreise<br />

Verän<strong>der</strong>ung ggü. Vorjahr<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

2007 2008 2009 2010 2011<br />

<strong>Berlin</strong> München Hamburg Frankfurt a.M. Köln Deutschland<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

Eintrittspreise im Städtevergleich 2012<br />

in EUR<br />

Dresden<br />

Deutschland<br />

Leipzig<br />

Stuttgart<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Köln<br />

Hannover<br />

Frankfurt<br />

München<br />

Hamburg<br />

Düsseldorf<br />

Nürnberg<br />

Dortmund<br />

Essen<br />

Bremen<br />

6,71<br />

7,42<br />

7,49<br />

7,50<br />

7,53<br />

7,73<br />

7,80<br />

7,83<br />

7,86<br />

7,91<br />

8,00<br />

8,21<br />

8,27<br />

8,31<br />

8,33<br />

5 6 7 8 9<br />

<strong>Januar</strong> - Juni 2012 (Durchschnitt)<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

Der Preisanstieg in den großen Städten<br />

Deutschlands lag im Jahr 2011 bei 0,9%<br />

gegenüber dem Vorjahr.<br />

Auch <strong>aktuell</strong> ist <strong>Berlin</strong> im Vergleich <strong>der</strong><br />

Städte nach wie vor eine sehr preisgünsti-<br />

15


Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

ge Stadt für Kinogänger. Mit einem Ticketpreis<br />

von durchschnittlich 7,53 EUR im<br />

ersten Halbjahr 2012 liegen die Eintrittspreise<br />

in <strong>Berlin</strong> im Vergleich <strong>der</strong> 14 Städte<br />

mit mehr als 500.000 Einwohnern auf einem<br />

eher niedrigen Niveau. Nur in Dresden<br />

(6,71 EUR), Leipzig (7,49 EUR) und<br />

Stuttgart (7,50 EUR) ist es noch günstiger<br />

ins Kino zu gehen.<br />

Nach einer Stagnation im Jahr 2011 haben<br />

die Kinopreise zumindest im 1. Halbjahr<br />

2012 gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

teilweise wie<strong>der</strong> angezogen. Leipzig<br />

verzeichnete von <strong>Januar</strong> bis Juni 2012 mit<br />

3,5% von einem niedrigen Niveau den<br />

stärksten Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum.<br />

Auch in <strong>Berlin</strong> stiegen die<br />

Preise wie<strong>der</strong>, allerdings nur mo<strong>der</strong>at um<br />

1,6%. In allen 14 Städten über 500.000<br />

Einwohner stiegen die Preise im 1. Halbjahr<br />

2012 um 1,7%, bundesweit stiegen<br />

die Eintrittspreise lediglich um 0,9% gegenüber<br />

dem Vorjahreszeitraum.<br />

16<br />

Eintrittspreise im Städtevergleich 2012<br />

Verän<strong>der</strong>ung ggü. Vorjahreszeitraum in Prozent<br />

Leipzig<br />

Nürnberg<br />

Düsseldorf<br />

Dortmund<br />

Köln<br />

Bremen<br />

Frankfurt<br />

München<br />

<strong>Berlin</strong><br />

Hamburg<br />

Essen<br />

Deutschland<br />

Hannover<br />

Stuttgart<br />

Dresden<br />

-0,5<br />

-0,7<br />

-0,8<br />

-6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

1,0<br />

1,0<br />

0,9<br />

1,6<br />

Jan. - Jun 2011 Jan. - Jun 2012<br />

Quelle: FFA; Grafik und Berechnung IBB<br />

2,2<br />

2,1<br />

2,0<br />

2,7<br />

2,7<br />

3,3<br />

3,3<br />

3,5<br />

Fazit<br />

Ein sehr wichtiges Ereignis für die <strong>Berlin</strong>er<br />

Kinos und den Wirtschaftsstandort <strong>Berlin</strong><br />

ist das alljährlich stattfindende Filmfestival<br />

<strong>Berlin</strong>ale. Nach Berechnungen mit dem<br />

Simulationsmodell für die <strong>Berlin</strong>er Wirtschaft<br />

<strong>der</strong> Investitionsbank <strong>Berlin</strong> generiert<br />

die Veranstaltungsreihe <strong>Berlin</strong>ale 125 Mio.<br />

EUR zusätzliche Wertschöpfung über einen<br />

Zeitraum von 2013 bis 2017 verteilt,<br />

87,5 Mio. EUR davon bereits im Jahr<br />

2013. In diesem Jahr ist aufgrund <strong>der</strong><br />

durch die <strong>Berlin</strong>ale ausgelösten Konsumimpulse<br />

mit öffentlichen Mehreinnahmen<br />

von 13 Mio. EUR zu rechnen. Damit<br />

erhält das Land <strong>Berlin</strong> rund 1,60 EUR für<br />

jeden investierten Subventions-Euro zurück.<br />

Über den betrachteten Zeitraum von<br />

5 Jahren summieren sich die öffentlichen<br />

Einnahmen auf insgesamt 17 Mio. EUR.<br />

Zudem hängen mehrere hun<strong>der</strong>t Arbeitsplätze<br />

direkt o<strong>der</strong> indirekt von <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

ab. <strong>Die</strong>ses herausragende Kultur-Ereignis<br />

transportiert national und international die<br />

kulturelle Vielfalt und Weltoffenheit <strong>Berlin</strong>s.<br />

Hinzu kommt, dass neben <strong>der</strong> guten<br />

Stimmung in <strong>der</strong> Stadt auch die <strong>Berlin</strong>er<br />

Wirtschaft gestärkt wird.<br />

<strong>Die</strong> Film- und TV-Produktion in <strong>der</strong> Region<br />

<strong>Berlin</strong> wird weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

Beson<strong>der</strong>e Wachstumspotenziale liegen<br />

vor allem in <strong>der</strong> Verbindung <strong>der</strong> klassischen<br />

Filmproduktion mit mo<strong>der</strong>nen Multimedia-Techniken.<br />

Dabei steht die Gamesindustrie,<br />

die beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Region<br />

<strong>Berlin</strong> <strong>der</strong>zeit rasant wächst, <strong>der</strong> Filmbranche<br />

naturgemäß beson<strong>der</strong>s nah. Der Einsatz<br />

neuer Technologien wie internetbasierte<br />

Auswertungsmöglichkeiten, Video<br />

on Demand o<strong>der</strong> die Entwicklung des<br />

DVD-Marktes können das Absatz- und<br />

damit auch das Erlöspotenzial von Filmen<br />

weiter steigern. <strong>Die</strong>s wird allerdings nur<br />

Filmen gelingen, die sich erfolgreich im<br />

Kino präsentieren konnten. <strong>Die</strong> Potenziale<br />

<strong>der</strong> traditionellen Film- und Kinoindustrie<br />

für die digitalen Verbreitungsmedien müssen<br />

verstärkt erschlossen werden. In diesem<br />

Zusammenhang stellt die anstehende<br />

Digitalisierung <strong>der</strong> Kinos und ihrer Abspielgeräte,<br />

beson<strong>der</strong>s für die vielen, teilweise<br />

stark spezialisierten <strong>Berlin</strong>er Pro-


grammkinos, eine enorme Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

aber auch Zukunftschance dar.<br />

An <strong>der</strong> Spree gibt es mit 93 Kinos und 261<br />

Leinwänden im Vergleich <strong>der</strong> größten<br />

deutschen Städte nicht nur die meisten<br />

Kinos, son<strong>der</strong>n auch die meisten Kinobesucher<br />

– im Jahr 2011 insgesamt 9,1 Millionen.<br />

Das sind mehr als doppelt so viele<br />

Kinobesucher wie in den an<strong>der</strong>en deutschen<br />

Kinohochburgen München und<br />

Hamburg (4,4 bzw. 4,3 Millionen) und fast<br />

viermal so viele wie in Köln (2,3 Millionen).<br />

<strong>Die</strong> <strong>aktuell</strong>en Kinozahlen für 2012 sehen<br />

für <strong>Berlin</strong> sehr gut aus: Hier führt <strong>Berlin</strong> per<br />

30. Juni die Liste <strong>der</strong> größten deutschen<br />

Städte mit 5,0% mehr Besucher und 6,6%<br />

mehr Kinokartenumsätze gegenüber dem<br />

entsprechenden Vorjahreszeitraum an.<br />

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten.<br />

Das beweisen die vielen Kinoschließungen<br />

in den vergangenen Jahren – insbeson<strong>der</strong>e<br />

von alten Traditionskinos im<br />

Westteil <strong>Berlin</strong>s. Auch vor diesem Hintergrund<br />

stellt die Digitalisierung <strong>der</strong> Kinos<br />

eine Zukunftschance dar.<br />

Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftlichen</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>ale<br />

Herausgeber:<br />

Investitionsbank <strong>Berlin</strong><br />

Volkswirtschaft<br />

Bundesallee 210<br />

10719 <strong>Berlin</strong><br />

Redaktionsschluss 30. <strong>Januar</strong> 2013<br />

Verfasser:<br />

Claus Pretzell<br />

Telefon: 030/2125-4752<br />

Hartmut Mertens<br />

Telefon: 030/2125-4738<br />

Verantwortlich:<br />

Hartmut Mertens<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!