Der Parlamentarische Rat und das Grundgesetz - Mitmischen.de
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Die aRBeiT<br />
Carlo schmid<br />
<strong>Der</strong> Weichensteller<br />
<strong>Der</strong> 1896 in Perpignan/Frankreich<br />
geborene Carlo Schmid – seine Mutter<br />
ist Französin – gilt als I<strong>de</strong>altypus<br />
zwischen Politiker, Professor <strong>und</strong><br />
„homme <strong>de</strong> lettre“. Hitler steht <strong>de</strong>r<br />
pro mo vierte Jurist ablehnend gegenüber.<br />
<strong>Der</strong> Nationalsozialismus sei eine<br />
„Philosophie von Viehzüchtern,<br />
an gewandt am verkehrten Objekt“,<br />
sagt er öffentlich. Als Soldat in Frankreich<br />
überlebt Carlo Schmid die NS-<br />
Zeit.<br />
Nach <strong>de</strong>m Krieg wird er stellvertreten<strong>de</strong>r<br />
Staatspräsi<strong>de</strong>nt <strong>und</strong> Justiz<br />
minister in Württemberg-Hohenzollern.<br />
Als Mitglied <strong>de</strong>s Her ren-<br />
chiem seer Verfassungs kon vents sowie<br />
als Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD<br />
<strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Haupt aus schusses<br />
stellt er im <strong>Parlamentarische</strong>n<br />
<strong>Rat</strong> entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Weichen.<br />
Von 1949 bis 1972 verschreibt<br />
sich Carlo Schmid <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>espolitik,<br />
als Abgeordneter, Minister <strong>und</strong> Vizepräsi<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages. Beson<strong>de</strong>rs<br />
engagiert betreibt er sein Leben lang<br />
die <strong>de</strong>utsch-französische Aussöhnung.<br />
Frankreich bleibt auch privat ein<br />
wich tiger Bezugspunkt von Schmid,<br />
so gilt er als einer <strong>de</strong>r besten Überset<br />
zer <strong>de</strong>r Werke von Bau<strong>de</strong>laire <strong>und</strong><br />
Malraux. Carlo Schmid stirbt am<br />
11. Dezember 1979 in Bonn.<br />
16 BliCKPUnKT BUnDesTaG sPezial<br />
Foto: Erna Wagner-Hehmke/HDG<br />
Regierung mög lichst stabil zu halten,<br />
kann <strong>de</strong>r Regierungschef nur<br />
durch ein kon struktives Misstrauensvotum<br />
ge stürzt wer<strong>de</strong>n, <strong>das</strong> heißt,<br />
mit <strong>de</strong>m Aussprechen <strong>de</strong>s Misstrauens<br />
muss <strong>das</strong> Parlament zugleich<br />
einen neuen B<strong>und</strong>eskanzler wählen.<br />
■ B<strong>und</strong>espräsi<strong>de</strong>nt: Dieses Amt ist lange<br />
umstritten. Auf keinen Fall wollen<br />
die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Par la men tarischen<br />
<strong>Rat</strong>es ein starkes, direkt gewähltes<br />
<strong>und</strong> mit einem Not verordnungsrecht<br />
ausgestattetes Staats oberhaupt wie<br />
in <strong>de</strong>r Wei ma rer Republik. Zeitweise<br />
wird ein Bun <strong>de</strong>s präsidium favorisiert,<br />
<strong>das</strong> aus <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esrates sowie <strong>de</strong>m<br />
B<strong>und</strong>eskanzler bestehen soll. Erst<br />
spät verständigt man sich auf die heutige<br />
Form <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>ntenamtes.<br />
■ B<strong>und</strong>esverfassungsgericht: S e h r b e -<br />
wusst einigt man sich auf die Ins titution<br />
eines höchsten Verfassungsg<br />
e r i c h t s . S e i n e H aup t au f g ab e i s t d i e<br />
Über prüfung von B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Lan<strong>de</strong>s<br />
recht auf seine Vereinbarkeit mit<br />
<strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>gesetz. Zu<strong>de</strong>m kann je<strong>de</strong>r ,<br />
<strong>de</strong>r sich in seinen Gr<strong>und</strong>rechten verletzt<br />
fühlt, sich mit einer Ver fas sungsbeschwer<strong>de</strong><br />
an <strong>das</strong> Gericht wen<strong>de</strong>n.<br />
■ B<strong>und</strong>esrat: Über eine zweite Kammer,<br />
ihre Zusammensetzung <strong>und</strong> ihre<br />
F u n k t i o n e n w i r d i m P a r l a m e n t a r i -<br />
schen <strong>Rat</strong> lange, heftig <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
gestritten. Es stehen sich<br />
Bun <strong>de</strong>srats- <strong>und</strong> S e n a t s l ö s u n g gegen<br />
über. Die Befürworter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es<br />
ratsprinzips plädieren für eine aus<br />
Vertretern <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>s re gierungen<br />
be setzte zweite Kammer, die umfassend<br />
an <strong>de</strong>r Gesetzgebung <strong>und</strong> an<br />
<strong>de</strong>r politischen Willensbildung beteiligt<br />
ist. Bei <strong>de</strong>n An hängern <strong>de</strong>s<br />
Senatsprinzips herrscht eher <strong>de</strong>r G e -<br />
danke <strong>de</strong>s Honoratioren kabinetts<br />
vor. Dabei soll je<strong>de</strong>s Land die gleiche<br />
Anzahl von nicht weisungs geb<strong>und</strong>enen<br />
Mitglie<strong>de</strong>rn entsen<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r Senat unabhängig von Wahl pe ri -<br />
o<strong>de</strong>n sukzessive erneuert wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Entscheidung für die B<strong>und</strong>es ratslösung<br />
fällt schließlich durch kompli-