Der mündige Patient - mehr als nur ein Schlagwort - Gesundheit ...
Der mündige Patient - mehr als nur ein Schlagwort - Gesundheit ...
Der mündige Patient - mehr als nur ein Schlagwort - Gesundheit ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Info_Dienst für <strong>Gesundheit</strong>sförderung 1_08<br />
stimmt das Team vor dem Start ab, in welchem<br />
der vier oben genannten Handlungsfelder<br />
begonnen wird und welches Leit- bzw.<br />
Teilziel in <strong>ein</strong>em zuvor festgelegten Zeitraum<br />
verfolgt werden soll. <strong>Der</strong> Prozess der Selbstevaluation<br />
verläuft in vier Schritten. Es werden<br />
Maßnahmen (1) diskutiert und von den<br />
Erzieherinnen <strong>ein</strong>zeln oder in <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en<br />
Gruppe verantwortlich übernommen. Ein<br />
Teammitglied (Es muss nicht die Kita-Leitung<br />
s<strong>ein</strong>!) bietet bei Bedarf Hilfe an. In Abstimmung<br />
mit der Maßnahmenplanung wird<br />
geklärt, anhand welcher Faktoren und Bedingungen<br />
<strong>ein</strong> Erfolg gemessen werden könnte.<br />
Dazu werden Evaluationsfragen (2) formuliert<br />
und Indikatoren (3) benannt, die im Kita-<br />
Alltag verankert und <strong>ein</strong>fach zu erheben sind.<br />
Im Anschluss wird <strong>ein</strong>e Erhebungsfrage (4)<br />
formuliert, die sich auf die vorhergegangenen<br />
Schritte bezieht. Die Ergebnisse werden<br />
abschließend im Team vorgestellt. Alle Entscheidungen<br />
werden schriftlich festgehalten.<br />
Beispiel aus dem Themenfeld Ernährung<br />
Ein Beispiel aus dem Handlungsfeld "Kinder"<br />
soll den Ablauf verdeutlichen. Die Erzieherinnen<br />
<strong>ein</strong>igten sich im Bereich Ernährung auf<br />
das Leitziel "Kinder kennen gesunde Lebensmittel"<br />
und das dazugehörige Teilziel<br />
"Heranführen an gesunde Lebensmittel". In<br />
der Regel werden <strong>mehr</strong>ere dazu passende<br />
Maßnahmen benannt und niedergeschrieben,<br />
doch an dieser Stelle wird <strong>nur</strong> die Maßnahme<br />
"Regelmäßige Zubereitung von<br />
gesunden Zwischenmahlzeiten" herausgegriffen.<br />
Dazu werden <strong>ein</strong>e oder <strong>mehr</strong>ere Evaluationsfragen<br />
formuliert, wie z.B. "Werden<br />
regelmäßig Mahlzeiten zubereitet?", "Welche<br />
Lebensmittel werden verwendet?"<br />
Die Erfahrung zeigte, dass die Erzieherinnen<br />
in zwei Modellkitas, in denen der Leitfaden<br />
im Verlauf <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halbjährigen Modellprojekts<br />
mit Unterstützung der Landwirtschaftlichen<br />
Krankenkasse Niedersachsen-<br />
Bremen getestet wurde, mit diesem Schritt<br />
zunächst die größten Schwierigkeiten hatten<br />
und Übung im Team erforderlich waren. Hintergrund<br />
war jedoch, dass sie von der Einfachheit<br />
dieses Schrittes überrascht waren<br />
und <strong>ein</strong>e wesentlich kompliziertere Vorgehensweise<br />
erwartet haben.<br />
Zu jeder Evaluationsfrage wird mindestens<br />
<strong>ein</strong> Indikator formuliert, der im Team beispielsweise<br />
hinsichtlich der Messbarkeit und<br />
Nachvollziehbarkeit im Alltag diskutiert wird.<br />
In diesem Fall <strong>ein</strong>igte man sich auf "Ziel<br />
erreicht, wenn...<br />
� …die Zwischenmahlzeiten gem<strong>ein</strong>sam<br />
gegessen werden.<br />
� …unterschiedliche Lebensmittel zum Einsatz<br />
kommen.<br />
� … die Inhalte und Zutaten der Mahlzeiten<br />
gekannt und benannt werden können.<br />
Hier ergibt sich automatisch <strong>ein</strong>e Überprüfung<br />
der ver<strong>ein</strong>barten Teilziele. Sollte sich für<br />
<strong>ein</strong> Teilziel k<strong>ein</strong> Indikator finden, muss das<br />
Ziel verändert oder sogar darauf verzichtet<br />
werden. Die sich im vierten Schritt anschließenden<br />
Erhebungsfragen (z.B. "Wurden die<br />
Mahlzeiten gem<strong>ein</strong>sam gegessen?" "Waren<br />
die Inhalte und Zutaten bekannt?" "Konnten<br />
sie benannt werden?" "Von wie vielen Kindern?",<br />
etc.) waren dann in der Regel <strong>ein</strong>fach<br />
zu formulieren und zu überprüfen. Auf diese<br />
Art wurden auch andere Themen aus den<br />
Bereichen Ernährung, Bewegung, Sprache<br />
oder Gender bearbeitet.<br />
Sensibilisierung durch Selbstevaluation<br />
Die Ergebnispräsentation findet während<br />
<strong>ein</strong>er Teamsitzung statt. So gibt es immer<br />
wieder Feed-back-Schleifen und das Thema<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung bleibt für alle präsent.<br />
Denselben Zweck erfüllt auch die Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />
mit den Anforderungen der<br />
Selbstevaluation. Es kommt zu <strong>ein</strong>er Sensibilisierung<br />
in der Wahrnehmung durch die Formulierung<br />
von Evaluations- und Erhebungsfragen<br />
bzw. Indikatoren. Erfahrungsgemäß<br />
können auch Teile von routinemäßigen Dokumentationen<br />
genutzt werden, wie Daten aus<br />
Erhebungs- und Beobachtungsbögen, Protokolle,<br />
Jahresberichte, Statistiken oder Zeitungsartikel.<br />
In den Modellkitas wurden auch<br />
Daten über kreative Verfahren wie Info- und<br />
Fotowände verwendet oder Kinder- und<br />
Elternbefragungen z.B. zur Akzeptanz von<br />
gesundem Frühstück durchgeführt.<br />
Antje Richter,<br />
Landesarbeitsgem<strong>ein</strong>schaft für <strong>Gesundheit</strong><br />
Niedersachsen e.V.<br />
Die Reihe zur Selbstevaluation wird begleitet<br />
von Sven Brandes (Projektkoordinator Good<br />
Practice und Qualitätsentwicklung, <strong>Gesundheit</strong><br />
Berlin).<br />
Gesunde Bundespolitik<br />
Literaturtipp: Sozialpolitik<br />
und soziale Lage in<br />
Deutschland<br />
Das Hand- und Lehrbuch<br />
bietet in zwei<br />
Bänden <strong>ein</strong>en breiten<br />
empirischen Überblick<br />
über die ArbeitsundLebensverhältnisse<br />
in Deutschland<br />
und die zentralen sozialen<br />
Problemlagen.<br />
Im Mittelpunkt der Darstellung stehen<br />
Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit und Arbeitsbedingungen,<br />
Einkommensverteilung und<br />
Armut, Krankheit und Pflegebedürftigkeit<br />
sowie die Lebenslagen von Familien und von<br />
älteren Menschen. Auf der Grundlage dieses<br />
Überblicks werden die Maßnahmen, Leistungen<br />
und Einrichtungen des sozi<strong>als</strong>taatlichen<br />
Systems ausführlich vorgestellt und bewertet.<br />
Berücksichtigt werden neben Sozialversicherung<br />
und Sozialhilfe auch Arbeitsmarktpolitik,<br />
Arbeitsschutzpolitik, <strong>Gesundheit</strong>spolitik,<br />
Familienpolitik, Steuerpolitik, Altenpolitik<br />
und kommunale Sozialpolitik. Besondere<br />
Aufmerksamkeit finden die nicht-staatliche<br />
Sozialpolitik durch Betriebs- und Tarifpolitik<br />
sowie die Versorgung mit sozialen Diensten<br />
durch Wohlfahrtsverbände, kommunale<br />
Träger sowie Selbsthilfe und Ehrenamt.<br />
Jeweils werden die Herausforderungen der<br />
Sozialpolitik und Lösungsperspektiven thematisiert,<br />
dies auch in Bezug auf die europäische<br />
Dimension des Wohlfahrtsstaates.<br />
Das Buch wendet sich an Studierende und<br />
Lehrende an Hochschulen, Schulen, Bildungs<strong>ein</strong>richtungen<br />
sowie an Experten in<br />
Verwaltungen, Verbänden und Gewerkschaften.<br />
Sozialpolitik und soziale Lage in Deutschland.<br />
Band 1: Grundlagen, Arbeit, Einkommen<br />
und Finanzierung, Bäcker, Gerhard / Naegele,<br />
Gerhard / Bispinck, R<strong>ein</strong>hard / Hofemann,<br />
Klaus / Neubauer, Jennifer, Wiesbaden 2008<br />
(4., grundlegend überarb. u. erw. Aufl), EUR<br />
34,90, ISBN: 978-3-531-33333-5, VS Verlag<br />
für Sozialwissenschaften.<br />
11