People Roger Bächtold Freidenker zwischen Mainstream und Avantgarde Was einem als Kopf <strong>der</strong> Innenarchitekturfirma P.5 entgegentritt, entspricht erfreulicherweise nicht dem gewohnten Bild eines Vertreters <strong>der</strong> Zürcher Kreativgilde. Roger Bächtold ist unprätentiös, völlig frei vom weitverbreiteten Designerhabitus und von Starallüren. Kein Pfau schlägt hier sein Rad, son<strong>der</strong>n ein Teamplayer mit motivierter Mannschaft tut begeistert seine Arbeit. Viel wachsen will er mit seiner jetzigen fünfköpfigen Besatzung nicht mehr. Frei bleiben soll seine Kreativschmiede und es sich leisten können, auch mal einen Auftrag nicht zu kriegen o<strong>der</strong> gar abzulehnen. Schnörkellos und direkt wie er selber ist auch seine Art <strong>der</strong> Konversation. Er verliert sich nicht in Plattitüden, son<strong>der</strong>n setzt punktgenau an. Sein schneller Geist und die sprunghafte Denkart sind anspruchsvoll für seine Gesprächspartner. Er ist ein Mensch, <strong>der</strong> seine Balance in den Extremen findet und somit in kein Schema passt, <strong>der</strong> Dolcefarniente und sportliche Selbstkasteiung zeitgleich lebt und liebt. Ein Amphibium und Freidenker, <strong>der</strong> sich in komplett verschiedenen Welten wohlund einfühlen kann. Roger Bächtold ist ein Kreativer mit wirtschaftlicher Bodenhaftung. Er weiss, dass ohne seriösen Background auf lange Frist keine Lorbeeren zu verdienen sind. Eine rare Mischung, die geniale Gestaltungsideen samt realisierbaren Lösungen hervorbringt, kompromisslos in Schönheit und Funktionalität. Funktion an erster Stelle Seine Designhandschrift ist nicht offensichtlich erkennbar. Entsprechend <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung fällt seine Umsetzung aus, ist nie stereotyp. Stets hat die Funktionalität allererste Priorität. Die Lösung muss sich am Schluss wie aus einem Guss präsentieren. Einzelheiten müssen nicht zwanghaft auffällig sein. Seiner Meinung nach hat ein Raumkonzept dann gewonnen, wenn nicht einzelne Designstücke als Blen<strong>der</strong> den Blick des Besuchers gefangen nehmen, son<strong>der</strong>n wenn ein undefinierbares Rundum-Wohlgefühl entsteht. Libero mit Bodenhaftung Sein Werdegang ist nicht abenteuerlich, trotzdem aber aussergewöhnlich: Der Sprung vom gelernten Hochbauzeichner in die renommierte Designagentur DAI gelingt Roger Bächtold, weil seine Bewerbung unter vielen durch eine auffallende Handschrift hervorsticht. Nach sieben lehrreichen Jahren will er nicht mehr dienen, son<strong>der</strong>n möglichst seine eigenen Ideen durchsetzen. Sein unruhiger Geist, getrieben durch die eigene Unzufriedenheit und den Anspruch, Neues stets noch besser zu machen, braucht frische Herausfor<strong>der</strong>ungen. <strong>Das</strong> Sprungbrett in die Eigenständigkeit schafft er sich selber mit <strong>der</strong> Eröffnung seiner eigenen Bar 0815. Dort kann er kompromisslos seine Vorstellungen umsetzen – und seine Kreativität auch als DJ ausleben. Die Gestaltung des Lokals verbindet Bekanntes und Vertrautes mit Neuem und Überraschendem und findet sein wohltuendes Gleichgewicht im Durchschnitt, eben 0815. Mit <strong>der</strong> Gründung von P.5 untermauert er seine Selbständigkeit. <strong>Das</strong> P steht ganz geerdet für Produktion, die 5 für die Nummerierung des Liberos im Fussball – Roger Bächtolds eigener Lieblingsposition im aktiven Spiel und diesem Freigeist ganz und gar auf den Leib geschnei<strong>der</strong>t. Umfassende und komplexe Aufgaben for<strong>der</strong>n ihn heraus. Den Zugang zu den Projekten findet er über den Kunden. Den will er gut kennen, bevor er für ihn wirkt und werkt. Ein Vorprojekt bildet die Basis zur Entscheidung des Kunden zum Go o<strong>der</strong> No Go. Den unabdingbaren Rückhalt bei <strong>der</strong> Umsetzung seiner kapriziösen Designideen gibt ihm sein sorgfältig aufgebautes und gepflegtes Netzwerk von Handwerkern. Reicht bei einem Projekt das Budget nicht für alles, wird nur partiell, aber dort umso rigoroser eingespart, um am an<strong>der</strong>en Ende das nötige Mehr an Mitteln freizumachen. Sparaktionen über ein ganzes Projekt hinaus führen nach Meinung von Roger Bächtold nur zu unbefriedigenden Kompromisslösungen und einem nichtssagenden Endresultat. (Fortsetzung Seite 10) 8.......... Roger Bächtold ist ein kreatives Multitalent, das sich frisch und unverkrampft jenseits ................................... aller Designer-Konventionen bewegt und dennoch den Zeitgeist punktgenau ............................................... trifft. Gleich mehrere <strong>der</strong> angesagtesten Bars und Restaurants in Europas Hauptstädten ............................... hat er gestaltet und legt zwischendrin am Plattenteller auch mal selber Hand an. .........................................
9.......... Foto: P5