DIE FAMILIE SCHROFFENSTEIN - Theater-Bielefeld
DIE FAMILIE SCHROFFENSTEIN - Theater-Bielefeld
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PRESSEMITTEILUNG<br />
PREMIERE<br />
09.11.2012, 20:00 Uhr,<br />
<strong>Theater</strong> am Alten Markt<br />
Nächste Vorstellungen<br />
11.11., 20.11., 21.11., 24.11.,<br />
28.11., 07.12., 10.12., 11.12.,<br />
12.12.12; 03.01., 05.01., 12.01.,<br />
25.01., 31.01.13<br />
Inszenierung<br />
Ivna Zic<br />
Bühne und Kostüme<br />
Jürgen Höth<br />
Musik<br />
Johannes Kühn<br />
Dramaturgie<br />
Franziska Betz<br />
Mit Anton Pleva, Felicia<br />
Spielberger, Carmen Priego,<br />
Stefan Imholz, Niklas Herzberg,<br />
Georg Böhm, Nicole Lippold<br />
Karten<br />
0521 / 51 54 54<br />
www.theater-bielefeld.d<br />
Presse-Kontakt<br />
Nadine Brockmann<br />
Tel 0521/51-3077<br />
Fax 0521/51-6845<br />
Mobil 0177 616 7792<br />
nadine.brockmann@bielefeld.de<br />
<strong>DIE</strong> <strong>FAMILIE</strong><br />
<strong>SCHROFFENSTEIN</strong><br />
HEINRICH VON KLEIST<br />
EIN TRAUERSPIEL IN FÜNF AUFZÜGEN<br />
Graf Rupert von Schroffensteins jüngster Sohn wird tot im Wald<br />
aufgefunden. Die Umstände scheinen verdächtig, der Schluss<br />
zwingend: Es handelt sich um kaltblütigen Mord, aus Habgier verübt<br />
durch Ruperts Vetter Sylvester. Denn seit Langem schon sind die<br />
Familien der Vettern von Schroffenstein durch einen Erbvertrag<br />
entzweit. Stirbt eine der Erblinien aus, geht ihr Besitz automatisch an<br />
den anderen Familienzweig über. Graf Rupert argwöhnt deshalb,<br />
Sylvester habe seinen Sohn erschlagen, um auf diese Weise in den<br />
Besitz des Familienerbes zu gelangen und schwört blutige Rache,<br />
Rache dem Mörderhaus Sylvester!<br />
Aber der Fall, dessen Lösung anfangs so klar auf der Hand zu liegen<br />
schien, verwirrt sich zusehends. Die Figuren kommen der Wahrheit<br />
nicht auf den Grund. Sie verheddern sich in Vermutungen, Meinungen,<br />
Gerüchten und jagen blind im Dunkel ihrer eigenen Vorurteile umher.<br />
An die Stelle von Gewissheit treten Vorurteile, die sich zu<br />
Verdächtigungen, Hass und schließlich zu Mord und Totschlag steigern.<br />
Heinrich von Kleist skizziert in seinem dramatischen Erstling eine fatale<br />
Kriegslogik, deren Eskalation ab einem bestimmten Punkt kaum mehr<br />
aufzuhalten scheint. Die beiden Familienzweige polarisieren sich<br />
zunehmend, bis ihr gegenseitiges Misstrauen geradezu wahnhafte<br />
Züge annimmt. Sie beobachten einander voller Argwohn und<br />
interpretieren jedes Ereignis als Bestätigung ihrer bösen Vermutung.<br />
Zwischentöne gerinnen zu schwarz und weiß, zu Entweder-Oder, zu<br />
Freund oder Feind. Vermittelnde Positionen werden nicht mehr<br />
zugelassen. Ursache dieser Dynamik ist ein gegenseitiges Misstrauen,<br />
dass wiederum aus der Unmöglichkeit resultiert, Gewissheit über die<br />
faktischen Ereignisse zu erlangen. Denn eine objektive Erkenntnis der<br />
Sachlage scheint in diesem Drama, wie so oft bei Kleist, unmöglich.<br />
Selbst Jeronimus, der neutrale Vermittler, der es ehrlich, anhaltend und<br />
unter größten Gefahren versucht, kommt zu keinem verlässlichen Urteil.<br />
Unter diesen Umständen bleibt den Figuren kaum eine andere Wahl,<br />
als sich ihrem blinden Misstrauen hinzugeben – oder eben blind zu<br />
vertrauen.<br />
Zwischen den Fronten entspinnt sich die Liebesgeschichte von Ottokar<br />
und Agnes, zwei Kindern der verfeindeten Familien. Und gerade weil ihr<br />
gegenseitiges Vertrauen in den anderen im Grunde ebenso blind ist,<br />
THEATER BIELEFELD INTENDANZ MICHAEL HEICKS BRUNNENSTRASSE 3–9 33602 BIELEFELD
PRESSEMITTEILUNG<br />
wie Misstrauen und Hass der restlichen Familie, steht ihre Verbindung<br />
für die Hoffnung auf einen Ausweg aus dem Teufelskreis, für die<br />
Hoffnung auf Frieden und Neubeginn. Die Liebenden fanden ihr Glück<br />
weitab in einem abgeschiedenen Gebirgstal. Nun wagen sie den<br />
Versuch, den Wandel ihres Denkens in die Wirklichkeit der<br />
Erwachsenen zu bringen, die draußen, außerhalb der Liebesidylle zum<br />
Krieg angetreten sind. Dieser Versuch scheitert blutig.<br />
Die junge Regisseurin Ivna Zic rückt in ihrer Inszenierung des Dramas<br />
die Eigendynamik der Sprache ins Zentrum, mit der Kleist wortgewaltig<br />
das Misslingen jeglicher Kommunikation beschreibt. In einem klaren,<br />
bewusst wenig Raum bietenden Bühnenbild hebt Zic außerdem die<br />
Situation des permanenten Beobachtet-Werdens hervor und das<br />
Verschwinden des Einzelnen in einem Clan, dessen Wir-Gefühl sich nur<br />
aus dem Hass auf die anderen speist. Vor diesem Hintergrund<br />
erscheint die vertrauensvolle Liebesbeziehung zwischen Ottokar und<br />
Agnes nur umso fragiler.<br />
Der Musiker Johannes Kühn hat dazu eine Reihe von wunderschönen,<br />
mehrstimmigen Volksliedern ausgewählt und gemeinsam mit den<br />
Schauspielern einstudiert. Wie Inseln der Sehnsucht beschwören diese<br />
Lieder ein Ideal von Gemeinschaft, dem in der Wirklichkeit des Stückes<br />
jede Grundlage fehlt.<br />
INSZENIERUNG<br />
Ivna Zic, geboren 1986 in Zagreb und aufgewachsen in Basel und<br />
Zürich, studierte von 2006 bis 2008 am Institut für Angewandte<br />
<strong>Theater</strong>wissenschaft in Giessen und 2008 bis 2011 Regie an der<br />
<strong>Theater</strong>akademie Hamburg. Bereits während des Studiums entstanden<br />
erste Inszenierungen, zum Beispiel Woyzeck (Kampnagel und Kaltstart<br />
Festival, Hamburg) und eine Adaption von Ivana Sajkos Roman Rio Bar<br />
(Kampnagel, Hamburg und <strong>Theater</strong> Winkelwiese). Daneben arbeitet sie<br />
auch in kollektiven Konstellationen, wie zum Beispiel bei Fatzern, einem<br />
Brecht-Projekt mit Lea Letzel oder LEA, einem Projekt der Rauwald<br />
Company (Kampnagel, Hamburg und Maschinenhaus, Essen)<br />
Neben ihren Regiearbeiten schreibt Ivna Zic auch eigene Stücke. Ihr<br />
erstes, Abkommen, wurde 2009 am <strong>Theater</strong> Winkelwiese (Regie: Gian<br />
Manuel Rau) uraufgeführt. 2011 gewann sie den Autorenwettbewerb<br />
der <strong>Theater</strong> St. Gallen und Konstanz und anlässlich der Langen Nacht<br />
der Neuen Dramatik an den Münchner Kammerspielen den zweiten<br />
Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik sowie den<br />
Publikumspreis.<br />
In der letzten Spielzeit wurden neue Stücke von ihr in Karlsruhe und<br />
Konstanz uraufgeführt und sie inszenierte u. a. am Luzerner <strong>Theater</strong><br />
und am <strong>Theater</strong> Kiel.<br />
Ivna Zic wohnt in Hamburg und in Zürich.<br />
BÜHNE UND KOSTÜME<br />
Der in Hamburg lebende Jürgen Höth ist seit 1993 freischaffend tätig, u.<br />
a. am Thalia <strong>Theater</strong> Hamburg, an der Volksbühne Berlin, am Schauspiel<br />
Leipzig und an <strong>Theater</strong>n in Braunschweig, Oldenburg, Köln, Basel,<br />
Freiburg, Kiel, Konstanz und Heilbronn. Am <strong>Theater</strong> <strong>Bielefeld</strong> war Höth<br />
THEATER BIELEFELD INTENDANZ MICHAEL HEICKS BRUNNENSTRASSE 3–9 33602 BIELEFELD
PRESSEMITTEILUNG<br />
bereits für die Bühnenbilder u. a. von Der Raub der Sabinerinnen/Frau<br />
Director Striese, Der Menschenfeind, Tartuffe, Die fetten Jahre sind<br />
vorbei, Ein seltsames Paar, Antigone, Der Hauptmann von Köpenick,<br />
Harry und Sally, Der Leopard, Hedda Gabler sowie für die Bühnenbilder<br />
der TAM ZWEI -Produktionen Jugend ohne Gott, Dutschke/Westwärts 1&2,<br />
Kamikaze Pictures, Gegen die Wand, Bagdad brennt, Schwarm (Essaim),<br />
Bis nach Batang und Die Leiden einer jungen Kassiererin verantwortlich.<br />
Von 1989-93 war Höth am Thalia <strong>Theater</strong> Hamburg als Bühnenbildassistent<br />
engagiert. In dieser Zeit entstanden bereits seine ersten<br />
eigenen Arbeiten, u. a. für Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui und<br />
Endspiel. Der gebürtige Kölner studierte in seiner Heimatstadt Bühnenbild<br />
bei Prof. R. Glittenberg.<br />
MUSIK<br />
Johannes Kühn, geboren 1981 in Görlitz, absolvierte zunächst eine<br />
Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar<br />
und studierte dann Schauspiel an der Universität der Künste in Berlin.<br />
Bereits während des Studiums ergaben sich Engagements an diversen<br />
Bühnen, so spielte er unter anderem in Berlin Alexanderplatz an der<br />
Schaubühne Berlin (Regie: Volker Lösch), in Corpus Delicti (Regie:<br />
Michael Schweighöfer) am Deutschen <strong>Theater</strong> Berlin, am Maxim Gorki<br />
<strong>Theater</strong> Berlin sowie am Deutschen Nationaltheater in Weimar.<br />
Außerdem stand er bereits für verschiedene Filmrollen vor der Kamera,<br />
der Kurzfilm Spatzen (Regie: Jan Speckenbach) 2009 erhielt eine<br />
Einladung zu den Filmfestspielen in Cannes. Von 2010 bis 2012 war<br />
Johannes Kühn Ensemblemitglied im STUDIO am Schauspiel<br />
Frankfurt. Heute arbeitet er als freier Schauspieler und Musiker für<br />
<strong>Theater</strong> und Film.<br />
BESETZUNG<br />
Ottokar Anton Pleva<br />
Agnes Felicia Spielberger<br />
Rupert / Gertrude Carmen Priego<br />
Eustache / Sylvester Stefan Imholz<br />
Jeronimus / Barnabe Niklas Herzberg<br />
Johann / Barnabe Georg Böhm<br />
Aldöbern, Santing, Theistiner,<br />
Sylvius, Ursula u. a. Nicole Lippold<br />
THEATER BIELEFELD INTENDANZ MICHAEL HEICKS BRUNNENSTRASSE 3–9 33602 BIELEFELD