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- 1 - Mythologie und Philosophie: Esoterik und Exoterik der „neuen ...

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Motive <strong>der</strong> griechischen Antike bei Heiner Müller<br />

- 12 -<br />

Ryoko YOTSUYA<br />

Bei Heiner Müller spielen Motive aus <strong>der</strong> griechischen Antike durchgängig eine sehr wichtige<br />

Rolle. In diesem Aufsatz werden sie zum einen im Bezug auf das Verfahren <strong>der</strong><br />

„Amalgamierung― (U. Haß) von Mythen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> Werke H. Müllers, zum an<strong>der</strong>en im<br />

Bezug auf das in ihnen <strong>und</strong> durch sie artikulierte Frauen- <strong>und</strong> Männerbild untersucht. Darüber<br />

hinaus wird die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schreibweise Müllers vom theatralischen Dialog zum ‚pluralen<br />

Monolog’, die manchmal mit <strong>der</strong> Verwandlung <strong>der</strong> gewählten Motive aus <strong>der</strong> Antike in eins fällt,<br />

genauer dargestellt. Und es soll auch <strong>der</strong> damit zusammenhängende, ‚energetische’ Wahrnehmungs-<br />

<strong>und</strong> Denkprozess des Lesers bzw. Zuschauers im Theater angesprochen werden.<br />

Zunächst wird die erste Phase <strong>der</strong> Rezeption <strong>der</strong> griechischen Antike, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Tragödie,<br />

bei Müller in den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren behandelt. Parallel zum Schreiben <strong>der</strong><br />

„Produktionsstücke― liest er Werke von Vorgängern <strong>und</strong> schreibt seine Kommentare zu eigenen<br />

lyrischen Werken um. Diese Arbeit <strong>der</strong> Kommentierung führt weiter zum Theaterstück<br />

„Philoktet― (1958/64). Die Personen in diesem Stück verlieren den Charakter des prototypischen<br />

Helden im Mythos, wodurch Müller auf ein relativiertes Geschichtsmodell Bezug nimmt.<br />

1971 wurde die Honecker-Regierung gebildet, was eine drastische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Kulturpolitik nach sich zog. In „Zement―, geschrieben 1972, sind Titel, die sich von griechischen<br />

Mythen herleiten, o<strong>der</strong>, damit verb<strong>und</strong>en, ins Stück eingeschobene Prosatexte („Herakles 2 o<strong>der</strong><br />

Hydra― usw.), d.h. eine distanzierte, komentierte Schreibweise charakteristisch. Die Personen<br />

sprechen zwar Dialoge, aber ihr Inhalt trennt sich vom Subjekt <strong>der</strong> jeweiligen agierenden Personen,<br />

<strong>und</strong> ihre Äußerungen verschwinden im Anonymen, Universalen. In dem Stück verän<strong>der</strong>t sich auch<br />

das Frauenbild: Während zuvor die Frauen im Produktionsstück sowohl kämpfen als auch gebären<br />

wollten, gibt es nun ein an<strong>der</strong>es Bild von Frauen. Es sind Frauen, die gegen die Gesellschaft<br />

kämpfen, aber ‚nicht gebären’ wollen. Dieses neue Bild <strong>der</strong> Frauen bezieht sich auf den<br />

Medea-Topos <strong>und</strong> hinterfragt das bisherige, von Männern zu idealistisch dargestellte Frauenbild.<br />

Müllers Aufenthalt in den USA 1975 bot ihm die Gelegenheit weit entfernt von <strong>der</strong> DDR, die

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