- 1 - Mythologie und Philosophie: Esoterik und Exoterik der „neuen ...
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„Gesellschaft―, die 1885 als Hauptorgan <strong>der</strong> Münchner naturalistischen Gruppierungen begründet<br />
wurde, <strong>und</strong> auch in den Thesen des 1886 in Berlin gegründeten literarischen Vereins<br />
„Durch!― zeigte sich eine radikale Ablehnung <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeitliteratur, vor allem <strong>der</strong><br />
Familienzeitschriften. Unter den Parolen <strong>und</strong> Schlagwörtern <strong>der</strong> naturalistischen Schriftsteller, die<br />
den alten Generationen gegenüber kritisch auftraten, befanden sich ‚Wahrheit’ <strong>und</strong> ‚Realismus’.<br />
Diese Schriftsteller orientierten sich ‚mo<strong>der</strong>n’ <strong>und</strong> begriffen sich als revolutionäre Erzieher, die für<br />
Literatur, Kunst <strong>und</strong> öffentliches Leben kämpften. Sie zielten auf die Erneuerung <strong>der</strong> nationalen<br />
deutschen Kultur. Aus Auseinan<strong>der</strong>setzungen <strong>der</strong> naturalistischen Bewegung, die sich als mo<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> als national verstand, mit den gesellschaftlichen, politischen <strong>und</strong> ästhetischen Verhältnissen<br />
bildete sich zuerst die literarische Mo<strong>der</strong>ne.<br />
Gegen 1890, als die literarische Mo<strong>der</strong>ne auch in Wien Wurzeln schlug, lösten die Schriftsteller<br />
<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne sich vom Naturalismus ab <strong>und</strong> strebten nach seiner ‚Überwindung’. Dies bedeutete<br />
aber nicht das Ende <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, son<strong>der</strong>n nur das Ende <strong>der</strong> naturalistischen Mo<strong>der</strong>ne, namentlich<br />
den Anfang <strong>der</strong> nicht-naturalistischen Mo<strong>der</strong>ne. Die nicht gegen die Mo<strong>der</strong>ne, son<strong>der</strong>n gegen den<br />
Naturalismus kämpfende <strong>und</strong> auf die ‚wahre’ Mo<strong>der</strong>ne zielende Bewegung kann man aber nicht<br />
einfach mit einem Adjektiv bezeichnen. Unter den nicht-naturalistischen Gruppierungen <strong>der</strong><br />
Mo<strong>der</strong>ne sammelten sich vielfältige literarische Richtungen, die miteinan<strong>der</strong> höchstens nur eine<br />
Gemeinsamkeit hatten, nämlich die, dass sie alle ‚nicht naturalistisch’ waren. Den Begriff ‚die<br />
Mo<strong>der</strong>ne’, <strong>der</strong> in den 1880er Jahren, wenn auch nur vorübergehend, als Naturalismus gedeutet<br />
werden konnte, verstand man nach 1890 als Vielzahl von verschiedenen nebeneinan<strong>der</strong> stehenden<br />
literarischen Strömungen, die zwar mo<strong>der</strong>n sein, aber sich gleichzeitig auch voneinan<strong>der</strong> abgrenzen<br />
wollten.<br />
Mit <strong>der</strong> Abkehr von <strong>der</strong> naturalistischen Kunstauffassung, mit <strong>der</strong> man mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
gesellschaftspolitisches Engagement verbinden konnte, ging die literarische Mo<strong>der</strong>ne von <strong>der</strong><br />
Lebenspraxis über zu dem in <strong>der</strong> Innenwelt des Künstlers schwebenden Konzept des ‚l’art pour<br />
l’art’. In diesem Zusammenhang verstärkte sich bei den Schriftstellern <strong>der</strong> Anspruch auf<br />
Kunstautonomie, d.h. auf die Abgehobenheit <strong>der</strong> Kunst von allen gesellschaftlichen Vorgängen. Das<br />
war <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Entfernung <strong>der</strong> Kunst <strong>und</strong> Literatur von <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
Die nach-naturalistischen Literaturrichtungen sprachen jedoch nicht alle allein dem<br />
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