Wie geht es mit dem Roxy weiter, Frau Lachnit? - KSM Verlag
Wie geht es mit dem Roxy weiter, Frau Lachnit? - KSM Verlag
Wie geht es mit dem Roxy weiter, Frau Lachnit? - KSM Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
»Schmuck entspringt<br />
einem tiefen kulturellen Bedürfnis«<br />
Der SpaZZ im geSpräch <strong>mit</strong> Dem Ulmer<br />
SchmUckexperten reinholD lUDWig<br />
reinhold ludwig: Herausgeber d<strong>es</strong><br />
Magazins »Art Aurea«<br />
SpaZz: Herr Ludwig, Schmuck ist – theoretisch – völlig<br />
verzichtbar, also Luxus. Was fasziniert die Menschen an<br />
Schmuck?<br />
reinhold ludwig: Den Begriff Luxus sollte man diff erenziert<br />
sehen. Gute Musik, Architektur, Kunst und D<strong>es</strong>ign – und dazu<br />
zählt auch zeitgenössischer Schmuck – sind nicht verzichtbar.<br />
Sie entspringen einem tiefen kulturellen Bedürfnis. Dagegen<br />
sind viele Luxusprodukte, die sich nicht selten hinter<br />
bekannten Labels verbergen, tatsächlich verzichtbar. Ihre<br />
künstlerische und handwerkliche Qualität ist oft sehr dürftig,<br />
sie werden nicht selten in Billiglohnländern herg<strong>es</strong>tellt,<br />
zum Teil sogar in Kinderarbeit.<br />
Wo liegen die g<strong>es</strong>chichtlichen Wurzeln von Schmuck? <strong>Wie</strong><br />
fi ng all<strong>es</strong> an?<br />
2008 wurde in einer Höhle bei Schelklingen eine kleine <strong>Frau</strong>enfi<br />
gur aus Mammutelfenbein gefunden. Mit einem Alter von<br />
mind<strong>es</strong>tens 35.000 Jahren ist die »Venus vom Hohle Fels« die<br />
ält<strong>es</strong>te <strong>Frau</strong>endarstellung der Menschheitsg<strong>es</strong>chichte – und<br />
sie ist eine Art Schmuckstück. Dass heißt aber nicht, dass <strong>es</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Schmuck in der Altsteinzeit in Schwaben angefangen<br />
hat. Schmuck ist ein elementarer, identitätsstiftender Teil<br />
vieler Kulturen und Völker. In der Urg<strong>es</strong>chichte wurden ihm<br />
magische und religiöse Bedeutungen beigem<strong>es</strong>sen.<br />
Schmuck wie kunst: Anhänger und Ohrstecker<br />
»monochrom« von Carl Dau, Berlin.<br />
Schmuck ist <strong>mit</strong>unter deutlich mehr wert als die Summe aus<br />
Rohstoff en und Zeit. <strong>Wie</strong> bemisst sich der Wert?<br />
Traditionell hat Schmuck <strong>mit</strong> kostbaren und seltenen Materialien<br />
zu tun, die bis heute begehrt sind und einen gewissen<br />
Werterhalt sichern. Doch ist der Materialwert schon seit<br />
<strong>dem</strong> Jugendstil nicht mehr der entscheidende Wertmaßstab.<br />
Bei zeitgenössischem Schmuck zählt vor allem die g<strong>es</strong>talterische<br />
Qualität.<br />
ZUr person<br />
ARt<br />
Reinhold Ludwig, geboren 1948, war lan-<br />
AuReA<br />
ge Zeit als Chefredakteur in Ulm für Spezial-Inter<strong>es</strong>t<br />
Magazine im Bereich Uhren<br />
und Schmuck tätig. Seit 2009 betreibt er<br />
das Internetportal www.artaurea.de und<br />
gibt im neu gegründeten eigenen <strong>Verlag</strong><br />
mAteRiAl foRm mYthos die Zeitschrift ART AUREA heraus. Das<br />
international renommierte Magazin berichtet<br />
über bedeutende Entwicklungen in den Bereichen angewandte<br />
Kunst, Schmuck und D<strong>es</strong>ign.<br />
28 Schmuck-SpeZzial<br />
12/10<br />
Unprätentiöse eleganz, von hand<br />
g<strong>es</strong>chmiedet: Ansteckschmuck<br />
»Freiraum« von Katrin Sättele,<br />
Hild<strong>es</strong>heim.<br />
Was macht für Sie persönlich guten Schmuck aus? Tendenziell tragen eher <strong>Frau</strong>en auff älligen Schmuck. Wa- Wa-<br />
Früher wurde Schmuck vor allem getragen, um den Status d<strong>es</strong> rum ist das so? Wird sich das wandeln?<br />
Mann<strong>es</strong> oder der Familie zu repräsentieren. Heute können Schmuck ist kulturbedingt ein <strong>Frau</strong>enthema. Es gibt zwar<br />
<strong>Frau</strong>en <strong>mit</strong> Schmuck selbstbewusst ihren persönlichen Stil, auch schon mal Kettchen oder Ohrringe bei Männern. Doch<br />
ihr Gefühl für D<strong>es</strong>ign und sogar für Kunst zum Ausdruck brin- der bevorzugte Schmuck d<strong>es</strong> Mann<strong>es</strong> sind heute eher hochgen.<br />
Doch ist viel zu wenig bekannt, dass <strong>es</strong> dafür auch eine wertige mechanische Uhren.<br />
ganz neue Art von Schmuck gibt. Er entsteht in künstlerisch Darf man in Zeiten ein<strong>es</strong> starken Feminismus <strong>Frau</strong>en noch<br />
orientierten Ateliers und in einigen modernen Manufakturen. teure Juwelen schenken?<br />
Wer heute über »guten Schmuck« spricht, darf die Frage der Selbstbewusste <strong>Frau</strong>en haben keinen Feminismus mehr nötig.<br />
Produktionsbedingungen und der Herkunft der Rohstoff e Statt teure Juwelen empfehle ich, anspruchvoll<strong>es</strong> Schmuck-<br />
nicht ausklammern. Da<strong>mit</strong> meine ich menschenwürdige Löhd<strong>es</strong>ign oder künstlerische Unikate zu schenken. Di<strong>es</strong>e gene,<br />
keine Kinderarbeit, fairen Handel und den ökologischen meinsam auszuwählen und zu diskutieren ist ein spannender<br />
Abbau von Edelmetallen und -steinen. Guter Schmuck be- Proz<strong>es</strong>s, Vorlieben und Einstellungen d<strong>es</strong> anderen kennenwahrt<br />
handwerkliche und künstlerische Traditionen, er biezulernen.tet G<strong>es</strong>taltern und <strong>mit</strong>telständischen Firmen hierzulande Gibt <strong>es</strong> »No-Gos« in der Schmuckbranche?<br />
Lebenschancen und er bewahrt auch die Schöpfung. Schmuck zu tragen ist etwas sehr Persönlich<strong>es</strong>. Di<strong>es</strong> sollte<br />
Schadet günstiger Mod<strong>es</strong>chmuck der Branche?<br />
Der meiste Mod<strong>es</strong>chmuck ist nicht wirklich günstig. Er<br />
man r<strong>es</strong>pektieren, selbst wenn <strong>es</strong> etwas peinlich aussieht.<br />
stammt aus minderwertigen Billigproduktionen und schadet<br />
nicht nur der Branche, das heißt, anspruchsvollen Goldschmieden<br />
und Schmuckfi rmen, sondern auch <strong>dem</strong> Image<br />
der <strong>Frau</strong>en, die sich da<strong>mit</strong> ausstatten.<br />
Das G<strong>es</strong>präch führte Daniel M. Grafberger<br />
12/10 Schmuck-SpeZzial<br />
reduzierte, bewegliche formen:<br />
Ringkombination Swivel Duo aus<br />
<strong>dem</strong> Atelier Pur. Edelstahl <strong>mit</strong> Gold<br />
oder Farbsteinen.<br />
29