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Magazin - MTV Ludwigsburg

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Kampfsport Aikido<br />

62<br />

Französisch für Fortgeschrittene und Anfänger<br />

Es dürfte sich herumgesprochen haben,<br />

dass die Aikidoabteilung des <strong>MTV</strong> eine<br />

Teilgruppe der „3A Deutschland“ ist. Diese<br />

wiederum ist in die internationale Struktur<br />

der 3A eingegliedert. 3A steht für „Académie<br />

Autonome d’Aikido“ (deutsch: „Autonome<br />

Aikidoakademie“). Die französische Namens<br />

gebung ist auf die Entwicklung und<br />

Fort führung der „Kobayashi“-Aikido-Tradition<br />

in Europa zurückzuführen.<br />

Diese Organisation ist durch André Cognard<br />

(F) gegründet worden im Einvernehmen mit<br />

Kobayashi Sensei, der nur einer Institution<br />

zustimmte, die dem Anspruch einer Aikido-<br />

„Kampfkunst“ entsprach. Deswegen ist eine<br />

„Akademie“ ins Leben gerufen worden mit<br />

dem Hauptsitz in dem kleinen Ort Bourg<br />

Argental in Zentralfrankreich.<br />

Dort findet jedes Jahr in der ersten Augustwoche<br />

ein traditioneller internationaler Wochen<br />

lehr gang statt. Im Jahr 2012 war dies<br />

zudem ein besonderes Ereignis, denn die<br />

3A feierte dreißigjähriges Bestehen. Während<br />

der Lehrgangsdauer (4.–11. August)<br />

stieg die Einwohnerzahl von Bourg Argental<br />

(3000 Einwohner) deutlich an, denn ca. 400<br />

Teilnehmer fanden sich zum Lehr gang ein.<br />

Den Vertretern der Gruppen aus Burkina-<br />

Faso, Deutschland, Indien, Indonesien,<br />

Ita lien, Polen, Russland und Spanien wurde<br />

ein Training der Weltklasse ge boten.<br />

Im Programm waren fünf Trai nings ein heiten<br />

(à 1,5h) pro Tag mit ver schie de nen<br />

The men schwerpunkten, die von hoch gradu<br />

ierten Aikidoka (ab 4.Dan) gehalten wurden.<br />

Zum krönenden Abschluss gab Maître<br />

Cognard (8.Dan) immer die letzte Ein heit<br />

am Tag.<br />

In jedem Training gab es mindestens einen<br />

Dolmetscher, der zumindest „global“ auf<br />

Englisch übersetzen konnte. Somit gab es<br />

keine sprachlichen Barrieren.<br />

Die deutsche „Délégation“ war durch Shihan<br />

Walter Oelschläger vertreten, dem 14<br />

seiner Schüler zum Lehrgang gefolgt waren.<br />

Für sechs von ihnen war es der erste<br />

Aufenthalt in Bourg Argental und sie waren<br />

mit Spannung, Ehrfurcht und Ehrgeiz angereist.<br />

Während „alte Hasen“ sich einen entspann<br />

ten Plan zusammenlegten, eilten<br />

die „Neulinge“ zu jeder Veranstaltung, um<br />

auch ja nichts zu verpassen. Spätestens<br />

nach der zweiten Trainingseinheit wurde<br />

ihnen unmissverständlich klar: hier ist alles<br />

anders als daheim.<br />

Das Training ist äußerst dynamisch. Beim<br />

Maître scheinen die Uke (=Angreifer) durch<br />

die Luft gewirbelt zu werden und fallen<br />

noch dazu sehr elegant und formvollendet,<br />

ohne sich auch nur ein Haar zu krümmen.<br />

Alles geht blitzschnell. Kaum hat man eine<br />

Übung von vielen, die in einem Zug vorgemacht<br />

werden, (wieder)erkannt und<br />

den Dolmetscher verstanden, schon hört<br />

man: „allez“ (=los!) und „en groupes“ (=in<br />

Gruppen). Diese Ansage ist oft auch eine<br />

Rettung gewesen, denn so konnte man zu<br />

seiner „peer-group“ zurück und sich nochmals<br />

von Fortgeschrittenen die Technik<br />

zeigen lassen.<br />

Ein anderes Problem bestand darin, dass<br />

Grundtechniken oft anders ausgeführt<br />

wer den als in Deutschland. So ist es in<br />

Deutsch land üblich, dass man den Uke zum<br />

Rollen beispielsweise runterführt, indem<br />

man auf der betreffenden Seite abkniet<br />

oder dass man aufrecht stehen bleibt,<br />

wenn der Uke fallen soll. In Frankreich<br />

wird bei beiden Techniken abgekniet – und<br />

zwar auf der gegenüberliegenden Seite.<br />

Bei Waffentechniken mit dem Jo (Stab)<br />

musste man feststellen, dass es eine neue<br />

Sequenz in der Kata (festgelegte Abfolge<br />

von Techniken) gibt, die nur in Frankreich<br />

gelehrt und geübt wird. Für „Bourg- Neulinge“<br />

sorgten solche Erfahrungen für viel<br />

Un sicherheit und Frust.<br />

Oft zu beobachten war eine harsche Vor gehensweise<br />

bei Verhebelungs- und- Haltetechniken.<br />

Und dagegen konnte man noch<br />

nicht einmal protestieren, denn das verstieß<br />

gegen die Etikette, die eine zentrale Tugend<br />

des Kobayashi-Aikido ist und in Frankreich<br />

in extremo eingehalten wird. Dazu gehören<br />

eine Reihe von Verhaltenscodes im Dojo,<br />

wie Verbeugen, Schweigen während den<br />

Übungen, Tragen der Waffen in der richtigen<br />

Haltung oder auch die richtige Schrittfolge<br />

beim Betreten und Verlassen des Dojo.<br />

Wie anstrengend das Training war, konnte<br />

man bei ca. 75% der Teilnehmer beobachten,<br />

an den seltsamen Verbänden,<br />

die sie an den Füßen hatten. Von Übungs-<br />

<strong>MTV</strong>-<strong>Magazin</strong> 01/2013

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