Die keltischen Silbermünzen vom 'Prager Typus' : (zur ...
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<strong>Die</strong> <strong>keltischen</strong> <strong>Silbermünzen</strong> <strong>vom</strong> „Prager Typus" 201<br />
Raum gekommen zu sein, bei dem die Boier den kürzeren gezogen haben<br />
1. 15 v. Chr. werden die Raeter von den Römern unterworfen und<br />
das vindelikische Alpenvorland in den römischen Machtbereich einbezogen.<br />
<strong>Die</strong> Markomannen, die seit der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr.<br />
vielfach etwa zwischen unterstem Main und Neckar, auch in Teilen<br />
Thüringens, angenommen werden, schlug Drusus auf seinen germanischen<br />
Feldzügen vor 9 v. Chr. „beinahe bis <strong>zur</strong> Vernichtung", wie es<br />
bei Orosius heißt 9. Sie entziehen sich dem römischen Druck, indem sie<br />
um 8 v. Chr. nach Böhmen ausweichen, wo unter Führung des Marbod<br />
mit einer Oberschicht über hermundurischem Bevölkerungssubstrat,<br />
welches schon früher in Nordböhmen eingedrungen war 9, und über<br />
boischen Resten ein mächtiges markomannisches Reich entsteht. Tacitus<br />
vermerkt diesen Vorgang, als er den Ruhm und die Streitkraft der<br />
Markomannen hervorhebt", die „sogar ihre Wohnsitze selbst durch<br />
ihre Tapferkeit gewonnen haben, als sie einst die Boier vertrieben".<br />
Der in Frage kommende Raum hat also im letzten Jahrhundert v.<br />
Chr. wechselvolle Geschicke erlebt. Es war deshalb notwendig, vor<br />
einer weiteren Erörterung die wenigen schriftlichen Quellen aufzuführen.<br />
<strong>Die</strong>se wurden nun von Paul Reinecke" dahingehend interpretiert,<br />
daß sich in Böhmen und Mähren wohl noch in der Mittellatenezeit<br />
ein Stammesverband gebildet hatte, in dem die Boier führend waren<br />
und dessen Machtbereich sich zeitweise über schlesisches und thüringisches<br />
Vorland, wie auch südwärts über die Donau erstreckte. Zum<br />
boiischen Reich gehörten zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. auch<br />
Teile der fränkischen Mainlande, während Unterfranken und die Zone<br />
ostwärts des Schwarzwaldes zum helvetischen Bereich zu rechnen ist.<br />
<strong>Die</strong> Westausdehnung des boiischen Machtbereichs, der wegen des vindelikischen<br />
Gebietes nur hier in fränkisch-thüringischen Landen die<br />
ja sicher bezeugte Berührung mit den Helvetiern gehabt haben kann,<br />
wird ja auch durch die Feststellung J. Werners" bestätigt, daß das Gebiet<br />
nördlich des Thüringer Waldes während des ganzen 1. Jahrhunderts<br />
v. Chr. „gleichmäßig starken Einwirkungen aus Böhmen ausge-<br />
P.Reinecke, Bericht RGK 23, 1933, 152—.153. — Ein Kapitel: Geschichte der süddeutschen<br />
Boier, findet sich auch bei R. Paulsen, <strong>Die</strong> Münzprägungen der Boier S.<br />
1-6, wo jedoch die Prägungen des Prager Typus überhaupt nicht erwähnt werden.<br />
8 VI 21, 12 ff. nach W. Capelle a. a. 0. 91.<br />
9 P. Reinecke, Germania 27, 1943, 203. — J. Werner, Zur Besiedlungsgeschichte Mitteldeutschlands<br />
in der Spätlatene- und frühen Kaiserzeit, Germania 26, 1942, 152-<br />
153.<br />
10 Germania 42 nach W. Capelle a. a. 0. 440.<br />
11 Bericht RGK 23, 1933, 144 ff., sowie in einem nachgelassenen Manuskript: <strong>Die</strong> süddeutschen<br />
Viereckschanzen und die Vindeliker, im Archiv der Abteilung Vorgeschichte<br />
des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, für dessen zeitweilige<br />
Überlassung ich Landeskonservator Dr. K. Schwarz zu danken habe.<br />
12 Germania 26, 1942, 150 und 152.