Die keltischen Silbermünzen vom 'Prager Typus' : (zur ...
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<strong>Die</strong> <strong>keltischen</strong> <strong>Silbermünzen</strong> <strong>vom</strong> „Prager Typus" 203<br />
Oberherrschaft in die der Markomannen übergingen", wodurch auch<br />
der Bevölkerungszuzug aus dem elbgermanischen Kreis erklärt würde<br />
20. Das eigentliche Boierreich in Böhmen und Mähren hätte nach P.<br />
Reinecke unbeschadet dieser Ereignisse bis zum Einmarsch Marbods<br />
um 8 v. Chr. weiter bestanden und erst damals seien dann auch die<br />
westlichen boiischen Oppida Alteburg, Kleiner Gleichberg und Staffelberg<br />
zerstört worden. Wichtig für den behandelten Raum wurde noch<br />
der spätestens 7 v. Chr. erfolgte Zug des Domitius Ahenobarbus, des<br />
damaligen Statthalters von Illyricum, an die Elbe, bei dem dieser den<br />
Hermunduren die Erlaubnis <strong>zur</strong> Niederlassung in einem Teil der ehemaligen<br />
Markomannis erteilte 21. <strong>Die</strong> Hermunduren, die damit in eine<br />
Art Klientelverhältnis zu den Römern traten, haben sich nun wohl<br />
auch über Thüringen und Franken ausgebreitet. Wahrscheinlich wer,<br />
den auch die Feldzüge des Tiberius 4-6 n. Chr. Nordbayern berührt<br />
haben. Sicher können wir dies annehmen <strong>vom</strong> Zug des C. Sentius Saturninus<br />
über das Chattenland gegen Marbod nach Böhmen 5/6 n.<br />
Chr.", der durch den gleichzeitigen Vorstoß des Tiberius von Carnuntum<br />
aus zu einem umfassenden Zangenangriff gegen das Marbodreich<br />
ergänzt werden sollte, aber dann wegen des plötzlichen pannonischen<br />
Aufstandes abgebrochen werden mußte.<br />
Wie nun die Prägung des behandelten Typus zeitlich in diesen historischen<br />
Hintergrund eingeordnet werden könnte, ist nicht ganz einfach<br />
zu sehen. Hierbei ist zunächst festzustellen, daß die Prägung nicht<br />
in das 2. Jahrhundert v. Chr. datiert werden kann. Wenn auch der Beginn<br />
der gallischen Denarnachprägungen noch nicht genauer erforscht<br />
ist, so wissen wir doch heute schon aus historischen, numismatischen<br />
und metrologischen Erwägungen sicher, daß die Entstehung des Prager<br />
Typus noch im 2. Jahrhundert v. Chr. nicht möglich ist. So wird<br />
ebenso durch die Münzen wie auch durch das umfangreiche andere<br />
Fundgut die Hypothese klar widerlegt, um 100 v. Chr. begänne eine<br />
„elbgermanische Landnahme" in Thüringen und Nordbayern bis <strong>zur</strong><br />
Donau". Wir müssen also die Prägezeit im 1. Jahrhundert v. Chr. suchen;<br />
gewisse Hinweise enthält der Fund von Prag-Z.2(ov, wo 2 <strong>Silbermünzen</strong><br />
des Prager Typus mit einem Goldring von 7 g und 3 Goldsta-<br />
19 J. Werner, Germania 26, 1942, 153. — P. Reinecke in Manuskript S. 9 (s. Anm. 11).<br />
20 J. Werner, Germania 26, 1942, 153. — P. Reinecke, Germania 27, 1943, 203.<br />
21 Cassius Dio 55, 10 a, 2: „Domitius antea, dum regionibus ad Danuvium sitis praeerat,<br />
Hermunduros in parte quadam Marcomanniae sedes habere iusserat, . . . "<br />
nach A. Riese a. a. 0. III 87; übersetzt bei W. Capelle a. a. 0. 96.<br />
22 Valleius Paterculus II 105 nach W. Capelle a. a. 0. 100. — F. Wagner, <strong>Die</strong> Römer<br />
in Bayern 4. Aufl. (1928) 15.<br />
23 E. Schwarz, Germanische Stammeskunde (1956) 159 ff. — W. Wiessner, Hist. Ortsnamenbuch<br />
von Bayern, Stadt- und Landkreis Fürth (1963) 19 *. — J. Braun, Hist.<br />
Ortsnamenbuch von Bayern, Ldkr. Königshofen im Grabfeld (1963) 11 ".