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Die keltischen Silbermünzen vom 'Prager Typus' : (zur ...

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202 Hans-Jörg Kellner<br />

setzt" gewesen ist, „als deren Träger nur die <strong>keltischen</strong> Boier in Frage<br />

kommen"; Werner spricht sogar direkt von boiischem Kultureinfluß.<br />

<strong>Die</strong> aufgeführten Fakten in Verbindung mit der Verbreitungskarte<br />

Abb. 1 berechtigen uns mit Sicherheit, die <strong>Silbermünzen</strong> des Prager<br />

Typus den Boiern zuzuschreiben, was E. Wankmüller bereits vermutet<br />

hatte 13.<br />

Zuletzt sei noch die Frage nach der Datierung unserer Stücke erörtert,<br />

eine Frage, die ganz allgemein für die <strong>keltischen</strong> Prägungen in<br />

letzter Zeit immer dringlicher an die Forschung gestellt wird und die<br />

doch nur in seltenen Ausnahmen befriedigend gelöst werden konnte.<br />

Auch hier empfiehlt sich nochmals ein Blick auf die historischen Vorgänge.<br />

<strong>Die</strong> weiter oben schon erwähnte Auseinandersetzung mit den<br />

Markomannen um 60 v. Chr. brachte für das Boierreich, das damals<br />

den Höhepunkt seiner Machtentfaltung schon überschritten hatte, Einbußen<br />

mit sich. Daß der Angriff des Dakerkönigs Burebista auf die<br />

boiischen Stammesteile in der ungarischen Tiefebene und deren<br />

schließliche Vertreibung um die gleiche Zeit und sogar in engem Zusammenhang<br />

mit dem Angriff der Markomannen erfolgte i4, hat viel<br />

Wahrscheinlichkeit für sich. <strong>Die</strong> Nachrichten Caesars15 und der Vorstoß<br />

der Markomannen gegen die Boier werden vielfach dahingehend<br />

gedeutet, daß damals von den Boiern Böhmen geräumt und somit das<br />

boiische Reich endgültig zertrümmert worden sei. <strong>Die</strong> Erwähnung<br />

einer deserta Boiorum" wurde als Beweis angesehen, daß das alte<br />

boiische Stammland Böhmen nach 60 v. Chr. mehr oder minder sich<br />

selbst überlassen geblieben wäre. Abgesehen davon, daß die Stelle bei<br />

Plinius die deserta Boiorum eindeutig auf Nordpannonien beziehen<br />

läßt, widersprechen die Bodenzeugnisse und Kulturhinterlassenschaften<br />

aus Böhmen und Mähren 17 ebenso wie aus Südthüringen" einer Vernichtung<br />

der Stammgebiete und einer Vertreibung der boiischen, <strong>keltischen</strong><br />

Bevölkerung aus den genannten Gebieten um 60 v. Chr. Es<br />

dünkt wahrscheinlicher, daß auf Grund dieses wiederholt genannten<br />

Kampfes gewisse westliche und nordwestliche, keltisch besiedelte Gebiete<br />

am Main und beiderseits des Thüringer Waldes aus der boiischen<br />

13 Das Gleichberggebiet, Werte der deutschen Heimat Bd. 6, 1963, 25.<br />

14 B. Niese, Zeitschr. für deutsches Altertum 42, 1898, 152 f., nach ihm P. Reinecke in<br />

seinem Manuskript Anm. 11. — M. Macrea, Studi si Cercetäri de Istorie Veche 7,<br />

1956, 119 f. — Zu Burebista s. auch S. Kaufmann, <strong>Die</strong> Peukiner und ihre Schicksale<br />

im Donauraum, Jahresschrift des Salzburger Museums Carolino Augusteum 9, 1963<br />

(1964) 89-90.<br />

15 Vgl. R. Paulsen a. a. 0. 3-4.<br />

16 Plinius nat. hist. 3, 146 nach L. Voit a. a. 0. I b.<br />

17 J. Filip, Keltove ve sti-edni Evrope (1956) 329-333, dt. Resume 550-551.<br />

18 K. Peschel, <strong>Die</strong> vorgeschichtliche Keramik der Gleichberge bei Römhild in Thüringen<br />

(1962) 99. — G. Neumann, Das Gleichberggebiet. Werte der deutschen Heimat<br />

Bd. 6, 1963, 24.

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