Lehrmittel zum Comic Die Flucht der Iba-Bäume - Stiftung Bildung ...
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Hintergrundinformation:<br />
Der Zustand <strong>der</strong> Arktis<br />
Zwischen 1981 und 2003 haben Satellitenmessungen von Oberflächentemperaturen 1<br />
nördlich des 60. Breitengrades eine durchschnittliche Erhöhung von 0,5°C pro Jahrzehnt<br />
ergeben – in Nordamerika waren es sogar bis zu 0,79°C und in Grönland 0,85°C.<br />
<strong>Die</strong>se Messungen kommen den Resultaten <strong>der</strong> mathematischen Modelle <strong>der</strong><br />
Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe über Klimaän<strong>der</strong>ungen (IPCC) nahe – eine<br />
Organisation mit weltweit über 1000 Wissenschaftlern. <strong>Die</strong>se Modelle sehen für das Jahr<br />
2100 je nach Szenario eine Erhöhung <strong>der</strong> durchschnittlichen Erdoberflächentemperatur<br />
von 1,4°C bis 5,8°C voraus (IPCC, 2001). <strong>Die</strong>se Erwärmung wird 2 bis 10 Mal stärker sein<br />
als die, welche im Laufe des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts festgestellt wurde, und wäre die stärkste<br />
seit dem Ende <strong>der</strong> letzten Eiszeit vor knapp 10.000 Jahren.<br />
Für die Arktis sagen diese Modelle eine doppelt so hohe Erwärmung voraus. Der<br />
ACIA-Bericht von 2004 (Arctic Climate Impact Assessment) bestätigt diese Vorhersage<br />
und gibt eine Erhöhung zwischen 5°C und 7°C für das nächste Jahrhun<strong>der</strong>t an 2. <strong>Die</strong> dort<br />
aktuell beobachtete Er<strong>der</strong>wärmung verläuft tatsächlich zweimal so schnell wie die des<br />
Durchschnitts aller an<strong>der</strong>en Weltregionen.<br />
In den kommenden Jahrzehnten wird das Tauen des arktischen Permafrostes<br />
(Dauerfrostboden) weitergehen und immer grössere Zonen betreffen. Der wie<strong>der</strong> locker<br />
gewordene Boden wird zu einer Instabilität <strong>der</strong> exponierten Flächen führen, und<br />
verschiedene Bauwerke – z. B. Dörfer, Strassen, Erdölleitungen – gefährden. Ausserdem<br />
wird das Tauen des Permafrostes enorme Mengen an Methan freisetzen – ein Gas mit<br />
starkem Treibhauseffekt. Der gefrorene Unterboden <strong>der</strong> arktischen Tundra enthält<br />
nämlich in mehreren Metern Tiefe eine riesige Menge Biomasse, die sich dann zersetzen<br />
wird. <strong>Die</strong> aktuelle Er<strong>der</strong>wärmung wird also einen Teufelskreis – eine Art positive<br />
Rückkopplung – auslösen, da das freigesetzte Methan seinerseits wie<strong>der</strong>um den<br />
globalen Temperaturanstieg beschleunigen wird.<br />
<strong>Die</strong> Arktis ist heute die Weltregion mit den sichtbarsten Klimaverän<strong>der</strong>ungen: Der<br />
Winter wird dort immer weniger streng, <strong>der</strong> Frühling beginnt früher, es tauchen<br />
zunehmend neue, aus dem Süden stammende Insekten- und Blumenarten auf, und die<br />
älteren Einheimischen verlieren die von ihren Vorfahren überlieferten Anhaltspunkte,<br />
die es ihnen ermöglichten, das Wetter vorherzusagen. Darüber hinaus wird das Packeis –<br />
die vereiste Fläche des Ozeans – jedes Jahr dünner und flächenmässig kleiner. Seit den<br />
50er Jahren ist das Packeis um 40% zurückgegangen (laut IPCC); und dieser Rückgang<br />
wird immer schneller. Mit dem Rückgang des Packeises am Nordpol verwandelt sich <strong>der</strong><br />
arktische Ozean von einem Reflektor – er reflektiert heute 80% des Sonnenlichtes in den<br />
Weltraum – in einen Wärmespeicher, <strong>der</strong> nur noch 10% des Lichtes reflektiert und 90%<br />
<strong>der</strong> Sonnenenergie aufnimmt. <strong>Die</strong> Erwärmung in dieser Region wird also verstärkt, und<br />
das Tauen des Packeises wird dadurch beschleunigt - ein zweites Beispiel für eine positive<br />
Rückkopplung.<br />
<strong>Die</strong>ses Phänomen könnte ausserdem die weltweiten Meeresströmungen radikal<br />
verän<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> <strong>Bildung</strong> von Packeis gibt jeden Winter Salz frei, welches das kalte<br />
Oberflächenwasser schwerer macht und es in Richtung Meeresboden mitreisst. Eine<br />
Störung dieses Mechanismus könnte langfristig zu einer Umlenkung o<strong>der</strong> gar zu einem<br />
Aussetzen des Golfstroms führen, <strong>der</strong> aus den Tropen kommt und für die milden<br />
Temperaturen in Europa sorgt3. Paradoxerweise könnte also als Folge einer globalen<br />
Erwärmung in Europa eine schlagartige Abkühlung einsetzen.<br />
1 :<br />
2 :<br />
3 :<br />
http://www.aip.org/<br />
Vital Arctic Graphics ISBN 82-7701-033-8<br />
http://www.wwf.ch, Rubrik Klima