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NO AGE<br />
»EVERYTHING IN BETWEEN«<br />
Sub Pop / Cargo<br />
Es gibt einen einfachen Grund dafür, warum das Duo No<br />
Age aus L.A. seit seinem letzten Album »Nouns« zu einer der<br />
heißesten Rockbands weltweit avanciert ist: seine Gitarren.<br />
Seit den Queens Of The Stone Age klangen gestapelte Gitarreneff<br />
ekte nicht mehr so hypnotisch – ähnlich lang ist es her,<br />
dass jemand die Anarchie des Rock’n’Roll so unübersehbar<br />
wiederbeleben konnte. Dafür sorgt nicht zuletzt No Ages<br />
Ambition, nach einem psychedelischen und experimentellen<br />
Moment in ihrer Musik zu graben. Zu einer Hit-Band wird man so natürlich nicht,<br />
sollte aber auch niemand erwarten. Was »Everything ...« einlöst, ist ein Set an heterogenen,<br />
gitarrenbasierten Klangbildern, die mal wüst und zerstörerisch, dann<br />
wieder hallig oder unwiderstehlich dringlich sind. Punk und Garage standen Pate,<br />
aber auch Lo-Fi-Folk, No Wave und Indie-Rock. In gewisser Weise versprühen No<br />
Age die Lebendigkeit, die den Thermals verloren gegangen ist. Auch wenn es sich<br />
hier nicht so liest, ist das doch Leistung genug, um diese Platte zu feiern.<br />
Christian Steinbrink Druck / Auswege / Effekte<br />
OF MONTREAL<br />
»FALSE PRIEST«<br />
Polyvinyl / Cargo<br />
Die Reise Of Montreals durch alle nur erdenklichen theatralischen<br />
Stilarten scheint vorerst beendet: Die Band aus Georgia<br />
kapriziert sich mit »False Priest« auf Electro-Funk, ohne<br />
aber von den bandtypischen Übertreibungen und Schrullen<br />
abzulassen. Es scheint Mastermind Kevin Barnes einfach<br />
viel zu viel Spaß zu machen, seine Performance anzudicken,<br />
seinen Sound irrwitzig aufzublasen und die atmosphärischen<br />
Brüche der Flaming Lips in Funk zu übertragen. Dadurch<br />
wirken Of Montreal überdreht wie andere intuitive Popstars à la Bobby Conn oder<br />
Jeremy Jay, die substanzielle Kraft und der schneidige Drive ihrer Musik halten<br />
diesen Extravaganzen aber einmal mehr in fast jeder Minute stand. Wie so oft bei<br />
dieser Band wird »False Priest« zunächst überfordernd wirken – die Platte sprüht<br />
aber tatsächlich vor wirrem Spaß, guten Ideen und auch verspieltem Sex. Während<br />
Prince in seiner musikalischen Reduktion in vielen Phasen so etwas wie die Essenz<br />
von Funk darstellte, sind Of Montreal sein überquellendes Ausmaß.<br />
Christian Steinbrink Karneval / Knallbonbons / Speed<br />
LUCAS RENNEY<br />
»STRANGE GLORY«<br />
Brille / Al!ve<br />
Lucas Renney ist kein gänzlich unbekannter Player im emotionalen<br />
Zeitlupen-Indiesongwriter-Zirkus. Obwohl er mit<br />
seiner Band The Golden Virgin seinerzeit noch wesentlich<br />
konventioneller auff uhr. Jetzt mit dem Solodebüt »Strange<br />
Glory« verträumt er sich richtig um einige Ligen an Wirksamkeit<br />
nach oben. Bitte? Na, die Stücke wurden extrem<br />
entschleunigt, und allein dadurch gewinnt Lucas an Eindringlichkeit.<br />
Einige Songs lassen sogar an die geniale Schläfer-<br />
Band Savoy Grand denken. Und auch sonst bewegt man sich hier auf dem Level,<br />
das sonst vornehmlich die waidwunden skandinavischen Acts ausspielen können.<br />
<strong>Als</strong>o Midnight Choir, The Corb Lund Band oder Minor Majority. Wenn Lucas in der<br />
Lage ist, auf diesem Niveau und darüber hinaus weiterzumachen, dürften hiermit<br />
wirklich die Tage als Geheimtipp gezählt sein. Obwohl Geheimtipp ohnehin nicht<br />
mehr zieht als Label, wurde er in England bereits vom NME als nächste geile Düster-<br />
Sau durch den Hype-Stall getrieben. Aber warum nicht? Stimmt ja eigentlich auch.<br />
Sandra Brosi Solo / Wirksamkeit / Düster-Sau<br />
rockahulAbaby<br />
SPECIAL GUEST<br />
JOHN SMITH<br />
11.12. HA<strong>MB</strong>URG<br />
12.12. BERLIN<br />
Probefahrt 091