Das Derby! - VfL Osnabrück
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„Fuß hinhalten, irgendwie ein Tor machen,<br />
Hauptsache das Ding ist drin!“<br />
Interview mit Benjamin Siegert<br />
Im Oktober 2007 erzielte Benjamin Siegert<br />
das schnellste Tor in der Geschichte<br />
des deutschen Profifußballs. Nach gerade<br />
einmal acht Sekunden versenkte er<br />
das runde Leder für den SV Wehen Wiesbaden<br />
im Gehäuse der SpVgg Greuther<br />
Fürth. Auch beim <strong>VfL</strong> <strong>Osnabrück</strong> hat sich<br />
der Mittelfeldmann ohne Zeitverzögerung<br />
zurechtgefunden. Der 28-jährige<br />
gehört seit Saisonbeginn zu den Leistungsträgern<br />
der Lila-Weißen. „DRIN!“<br />
traf Benjamin Siegert im Karmann-Museum<br />
- zwischen alten Schmuckstücken<br />
und neuen Aufgaben.<br />
DRIN!: Hallo Benjamin! Wenn man sich<br />
hier so umschaut, kann man schon ein<br />
wenig melancholisch werden. Wir sehen<br />
eine lange Tradition und große Erfolge,<br />
wissen aber auch um Fehlinvestitionen,<br />
Insolvenzanträge und Massenentlassungen.<br />
Jetzt gibt es bei Karmann wieder<br />
Hoffnung auf eine bessere Zukunft. <strong>Das</strong><br />
ist schon ein wenig wie im Profifußball,<br />
oder?<br />
Benjamin Siegert: Ja, das kann man vergleichen.<br />
Vereine sind inzwischen auch<br />
Unternehmen, und wenn da etwas schief<br />
läuft, verlieren Menschen ihre Arbeit und<br />
ein Stück von ihrem Lebenswerk. In der<br />
Regel sind zwar nicht viele tausend Menschen<br />
betroffen, aber für jeden Einzelnen<br />
ist das eine schlimme Erfahrung.<br />
DRIN!: Wie intensiv beschäftigst du dich<br />
mit Dingen, die in den Städten, in denen<br />
du spielst, außerhalb des Fußballs vor<br />
sich gehen?<br />
Benjamin Siegert: Es gab Städte, die wirklich<br />
nur Stationen waren. Aber grundsätzlich<br />
bin ich sehr daran interessiert, was um<br />
uns herum passiert. Letztlich kann dieses<br />
Schicksal jeden treffen, und wenn so viele<br />
Menschen plötzlich auf der Straße stehen,<br />
sich jahrelang engagiert und ihre ganze<br />
Energie eingesetzt haben, um plötzlich zu<br />
erfahren „<strong>Das</strong> war alles umsonst!“, kann<br />
man schon wehmütig und traurig werden.<br />
Aber das Leben muss ja trotzdem weitergehen.<br />
Klingt banal, doch damit muss man<br />
sich einfach aufrichten.<br />
DRIN!: Du bist in Berlin zur Welt gekommen,<br />
hast dort auch das Fußballspielen gelernt.<br />
Wie waren die ersten Schritte?<br />
Benjamin Siegert: Ich habe einen großen<br />
und einen kleinen Bruder, und wir haben<br />
ganz klassisch auf dem Bolzplatz angefangen.<br />
Als ich sechs Jahre alt war, bin ich dann<br />
zu meinen Eltern gegangen, weil ich unbedingt<br />
in einem Verein spielen wollte. <strong>Das</strong><br />
war der MSV 06 Berlin. Ehrlich gesagt, habe<br />
ich die Schule damals ziemlich vernachlässigt.<br />
Ich wollte eben unbedingt Fußballer<br />
werden! Über Hertha Zehlendorf ging es<br />
zu Tennis Borussia und mit 18 Jahren nach<br />
Wolfsburg. Hier habe ich eine Ausbildung<br />
zum Speditionskaufmann gemacht. Zur<br />
Freude meiner Eltern, die zwar sahen, dass<br />
ich im Fußball gut voran kam, aber auch<br />
Sorgen hatten, wie ich ohne Berufsausbildung<br />
zurechtkommen sollte. Da haben wir<br />
einen guten Kompromiss gefunden.<br />
DRIN!: Für den <strong>VfL</strong> Wolfsburg hast du<br />
dann dein bislang einziges Bundesliga-<br />
Spiel bestritten. Warum sind es nicht<br />
mehr geworden?<br />
Benjamin Siegert: Wolfsburg besaß<br />
damals einen sehr großen Kader mit 34<br />
Spielern. Aber ich war auch zu leichtsinnig<br />
und dachte, ich wäre schon auf der sicheren<br />
Seite. Wenn ich die Uhr noch einmal<br />
zurückdrehen könnte, würde ich das anders<br />
anfangen, aber damals …<br />
So waren es elf Minuten gegen Eintracht<br />
Frankfurt, elf sehr lange Minuten und elf<br />
sehr schöne Minuten.<br />
DRIN!: 2004 bist du zu Eintracht Braunschweig<br />
gewechselt, auf Anhieb Stammspieler<br />
geworden und drei Jahre lang in<br />
Blau-Gelb aufgelaufen. <strong>Das</strong> Niedersachsenduell<br />
muss für dich etwas Besonderes<br />
sein, auch wenn es in dieser Saison schon<br />
die dritte Auflage gibt.<br />
Benjamin Siegert: <strong>Das</strong> wird ein ganz<br />
heißes <strong>Derby</strong>, das wir unbedingt gewinnen<br />
wollen. Um das zu schaffen, müssen<br />
wir allerdings sämtliche Nebengeräusche<br />
ausblenden. Aber ich freue mich riesig und<br />
blicke gern auf die Braunschweiger Zeit<br />
zurück. Schließlich habe ich unter anderem<br />
mit dem heutigen Trainer noch zusammen<br />
gespielt.<br />
DRIN!: Braunschweig hat in der Vergangenheit<br />
große Erfolge gefeiert, in den<br />
letzten 25 Jahren aber nicht mehr ganz<br />
12 DRIN! · Saison 2009 / 2010 · Doppelausgabe<br />
DRIN! · Saison 2009 / 2010 · Doppelausgabe 13<br />
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