Das Derby! - VfL Osnabrück
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O-Ton<br />
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DRIN! · Saison 2009 / 2010 · Doppelausgabe<br />
oben mitgemischt. Wie groß ist das Bedürfnis, noch einmal an<br />
die alten Zeiten anzuknüpfen?<br />
Benjamin Siegert: Ich bin damals gleich im ersten Jahr aufgestiegen<br />
und so eine Euphorie habe ich wirklich selten erlebt.<br />
Eintracht Braunschweig ist ein Kultklub von oben bis unten, die<br />
Leute wollen den Erfolg, und wenn er da ist, gibt es kein Halten<br />
mehr.<br />
Die Sache hatte allerdings auch ihre Schattenseiten. Als wir sang-<br />
und klanglos abgestiegen sind, wurden einige Fans sehr persönlich.<br />
<strong>Das</strong> möchte ich wirklich nicht noch einmal erleben.<br />
DRIN!: Vorher spielt ihr noch gegen Burghausen. <strong>Das</strong> Überraschungsteam<br />
der Saison?<br />
Benjamin Siegert: Kann man so sagen. Die Jungs sind gut drauf<br />
und wissen ganz genau, was sie wollen. Kein einfaches Spiel, aber<br />
im eigenen Stadion müssen drei Punkte her, und bislang konnten<br />
wir in den Heimspielen fast immer überzeugen.<br />
DRIN!: Dein Weg führte zum SV Wehen Wiesbaden, der im<br />
Gegensatz zur Eintracht vergleichsweise wenig Fans ins heimische<br />
Stadion lockt. Seltsam eigentlich, Wiesbaden ist doch<br />
Landeshauptstadt.<br />
Benjamin Siegert: <strong>Das</strong> schon, aber du musst erstmal ins Stadion<br />
finden. <strong>Das</strong>s schafft doch nicht einmal ein Navigationsgerät! <strong>Das</strong><br />
geringe Interesse hängt aber vorwiegend damit zusammen, dass<br />
nahe gelegene Vereine wie Eintracht Frankfurt oder Mainz 05 die<br />
Fans der gesamten Region mobilisieren. Ich bin nach Wiesbaden<br />
gegangen, um dort etwas aufzubauen und im ersten Jahr ist uns<br />
das auch gelungen. Aber gegen die großen Traditionsvereine<br />
kommt Wiesbaden einfach nicht an.<br />
DRIN!: War es nicht sehr schwierig, plötzlich vor so kleinen<br />
Kulissen zu spielen?<br />
Benjamin Siegert: Im ersten Jahr spielten wir in der Commerzbank<br />
ARENA, und auch wenn da nur ein paar hundert Leute rumsaßen,<br />
waren die Rahmenbedingungen bis hin zum Kabinentrakt<br />
absolut phantastisch. <strong>Das</strong> hat schon Spaß gemacht, und auch im<br />
zweiten Jahr gab es – im Vergleich zu Braunschweig – immerhin<br />
einen positiven Aspekt. Wir hatten kaum Publicity, der Abstieg<br />
war traurig, aber kein so großes Drama.<br />
DRIN!: Du hast im Sommer 2009 einen Vertrag beim <strong>VfL</strong> unterschrieben.<br />
Mit welcher Zielsetzung?<br />
Benjamin Siegert: Ich will ganz offen zugeben, dass ich unbedingt<br />
in der 2. Liga spielen wollte. Aber das war schwierig und<br />
dann habe ich mehrfach mit Lothar Gans telefoniert, der <strong>VfL</strong><br />
wollte mich haben und eine Entscheidung von mir. Zu dem Zeitpunkt<br />
hatte der Verein aber erst vier oder fünf Spieler unter Vertrag,<br />
und auch wenn ich als Berliner sehr gutgläubig bin, habe ich<br />
doch zunächst noch abgewartet.<br />
Im Nachhinein war der Wechsel nach <strong>Osnabrück</strong> der richtige<br />
Schritt. Ich habe jetzt einen Vertrag bis 2010 mit einer Option<br />
für den Fall, dass wir in die 2. Liga aufsteigen.<br />
DRIN!: Wir konzentrieren uns auf eine<br />
Momentaufnahme in deiner <strong>Osnabrück</strong>er<br />
Zeit. Achtelfinale im DFB-Pokal.<br />
Der <strong>VfL</strong> führt 2:1 gegen Dortmund, ihr<br />
fahrt einen Entlastungsangriff, Dennis<br />
Schmidt steckt den Ball durch, und plötzlich<br />
hängt alles von dir ab. Was denkst<br />
oder fühlst du in den wenigen Sekunden,<br />
bevor der Ball zum 3:1 in die Maschen<br />
rollt?<br />
Benjamin Siegert: Fuß hinhalten, irgendwie<br />
ein Tor machen, Hauptsache das Ding<br />
ist drin! Eigentlich wollte ich gar nicht mitlaufen,<br />
um hinten abzusichern, aber dann<br />
habe ich es doch getan, plötzlich kam der<br />
Pass von „Schmiddy“, alles jubelte und es<br />
dauerte einen Moment, bis ich das alles<br />
realisieren konnte. Dann habe ich gedacht:<br />
„Jetzt steht´s 3:1, jetzt steht´s 3:1, hoffentlich<br />
passiert nichts mehr!“<br />
DRIN!: Ja, stimmt, genau so war das …<br />
Der <strong>VfL</strong> hat sich vorerst in der Spitzengruppe<br />
der 3. Liga festgesetzt, steht im<br />
Viertelfinale des DFB-Pokals. Wie fällt<br />
deine Halbzeitbilanz der Saison 2009/10<br />
aus?<br />
Benjamin Siegert: Sehr positiv, denn wir<br />
bewegen uns mit den besten Teams auf<br />
Augenhöhe. Zwischendurch waren wir<br />
mal im Niemandsland, aber da haben<br />
wir uns wieder herausgekämpft. Auch<br />
durch die Mannschaftssitzungen, auf<br />
denen einstimmig festgestellt wurde:<br />
Wir können doch viel mehr, als wir<br />
uns selber zu Saisonbeginn zugetraut<br />
haben.<br />
Jetzt wollen wir bis Weihnachten noch einmal<br />
alles in die Waagschale werfen und<br />
dauerhaft vor allem unsere Auswärtsbilanz<br />
verbessern.<br />
DRIN!: Wir gehen mal davon aus, dass ihr<br />
euch in zwei Wochen mit einem guten<br />
Gesamtergebnis in die Winterpause verabschieden<br />
könnt. Aber der Start in die<br />
Rückrunde wird für die Endabrechnung<br />
mutmaßlich entscheidend sein. Spukt<br />
die zweite Saisonhälfte schon ein wenig<br />
im Kopf herum?<br />
Benjamin Siegert: Wir denken erst einmal<br />
bis zur Winterpause. Aber es ist unglaublich<br />
wichtig, dass sich die Mannschaft und<br />
jeder Einzelne optimal auf den zweiten Teil<br />
vorbereitet. Wenn du die ersten zwei, drei<br />
Spiele verlierst, brauchst du sechs oder acht<br />
Spiele, um wieder heranzukommen.<br />
<strong>Das</strong> wollen wir verhindern,<br />
haben dann aber<br />
auch den Vorteil,<br />
gegen alle<br />
O-Ton<br />
Gegner bereits einmal gespielt zu haben.<br />
Wir wissen, wie die ticken, was wir noch<br />
besser machen müssen und der Trainer<br />
wird uns schon richtig einstellen.<br />
DRIN!: Davon gehen wir aus. Alles Gute,<br />
Benjamin, und vielen Dank für das<br />
Gespräch!<br />
DRIN! · Saison 2009 / 2010 · Doppelausgabe 15<br />
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