Das Derby! - VfL Osnabrück
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Wenn man hier von Etablierung oder<br />
gar Klassenerhalt redet, haben die Fans<br />
wenig Verständnis<br />
Interview mit Jan Schanda<br />
Vier Jahre lang gehörte er zu den verlässlichen<br />
Größen in der <strong>Osnabrück</strong>er Defensive.<br />
Seit dem Sommer 2008 schnürt Jan<br />
Schanda seine Fußballschuhe wieder für<br />
die Braunschweiger Eintracht, für die<br />
er bereits von 2001 bis 2003 aktiv war.<br />
„DRIN!“ sprach mit dem 32-jährigen vor<br />
dem dritten Niedersachsenduell in der<br />
laufenden Saison.<br />
DRIN!: Hallo Herr Schanda! Sie haben je<br />
ein Jahr für Fortuna Köln und den VfB<br />
Lübeck gespielt und standen ansonsten<br />
immer in Wolfsburg, Braunschweig<br />
oder <strong>Osnabrück</strong> unter Vertrag. Gefällt es<br />
Ihnen so gut in Niedersachsen?<br />
Jan Schanda: Ja, schon, ich bin wirklich<br />
heimatverbunden. Aber da spielte auch<br />
der Zufall eine große Rolle. Wenn es sich<br />
so ergeben hätte, wäre ich auch zu einem<br />
Verein in Süddeutschland gegangen.<br />
DRIN!: Sie haben <strong>Osnabrück</strong> in einer sehr<br />
erfolgreichen Phase verlassen. Fällt ein<br />
Wechsel dann besonders schwer?<br />
„Die Mannschaften, denen nach der<br />
Winterpause ein guter Start gelingt, haben<br />
gute Chancen ganz oben mitzuspielen.“<br />
Jan Schanda: Mein Entschluss hatte ja ganz<br />
persönliche Gründe. Ich wollte bei meiner<br />
Familie in Wolfsburg sein. Meine beiden<br />
Jungs habe ich nur noch selten gesehen,<br />
und wenn englische Wochen anstanden,<br />
konnte ich überhaupt nicht nach Hause<br />
fahren. Diese Situation hat sich durch den<br />
Wechsel nach Braunschweig verändert,<br />
und darüber bin ich sehr froh, so gerne<br />
ich immer wieder nach <strong>Osnabrück</strong> zurückkomme.<br />
DRIN!: Sie haben vier ereignisreiche<br />
Jahre für den <strong>VfL</strong> gespielt. Welche Erinnerungen<br />
sind geblieben?<br />
Jan Schanda: <strong>Das</strong> waren vier schöne Jahre,<br />
und ich denke, wir haben in dieser Zeit viel<br />
zusammen erreicht. Als ich 2004 nach dem<br />
Abstieg zum <strong>VfL</strong> kam, war die Situation<br />
schwierig, aber es ging nach<br />
und nach wieder bergauf. Ich<br />
erinnere mich noch gut<br />
an die Aufstiegssaison<br />
mit dem grandiosen<br />
Finale, und das absolute<br />
Highlight war<br />
natürlich die erste<br />
Spielzeit in der 2. Liga,<br />
die wir mit dem Klassenerhalt<br />
abschließen konnten.<br />
<strong>Das</strong>s ich in der Rückrunde viele<br />
gute Szenen hatte und mich auf<br />
diese Weise aus <strong>Osnabrück</strong> verabschieden<br />
konnte, war natürlich ideal.<br />
DRIN!: In der vergangenen Saison lief es<br />
noch nicht so rund für die Eintracht. Wo<br />
sehen Sie die Gründe - und warum sieht<br />
plötzlich alles ganz anders aus?<br />
Jan Schanda: Im Sommer 2008 kamen<br />
viele neue Spieler nach Braunschweig, das<br />
war eine echte Umbruchsituation. Jetzt<br />
ist die Mannschaft eingespielt, und ich<br />
bin fest davon überzeugt, dass wir noch<br />
viel mehr leisten können als wir bis jetzt<br />
gezeigt haben. Wir müssen bis zur Winterpause<br />
weiter Punkte sammeln und versuchen,<br />
den Kontakt zur Tabellenspitze zu<br />
halten.<br />
Dann kommt es darauf an, wer nach<br />
der Winterpause einen guten Start in die<br />
zweite Saisonhälfte erwischt. Die Mannschaften,<br />
denen das gelingt, haben gute<br />
Chancen ganz oben mitzuspielen.<br />
DRIN!: Kann man bei einem so traditionsreichen<br />
Verein wie Eintracht Braunschweig<br />
überhaupt mit der Zielvorgabe<br />
arbeiten, sich in der 3. Liga etablieren zu<br />
wollen? Die Mehrzahl der Fans hat doch<br />
sicher etwas ganz anderes im Sinn.<br />
Jan Schanda: Ja, sicher, in Braunschweig<br />
sind die Erwartungen hoch<br />
gesteckt, und wenn man hier von<br />
Etablierung oder gar Klassenerhalt<br />
redet, haben die Fans<br />
wenig Verständnis. Sie wollen, dass wir<br />
oben mitspielen, und das ist völlig in Ordnung.<br />
Wir wollen das ja auch!<br />
Es gibt allerdings Zeiten, in denen Verein<br />
und Mannschaft diesen Erwartungen trotz<br />
aller Bemühungen nicht gerecht werden<br />
können. <strong>Das</strong> war in der letzten Spielzeit<br />
der Fall, jetzt schauen wir, wohin es<br />
diesmal geht.<br />
DRIN!: Sie haben seit<br />
1998 über 250 Spiele<br />
in der 1., 2. und 3.<br />
Liga bestritten. Wie<br />
stehen Sie zu der -<br />
im Zuge des neuen<br />
Wettskandals wieder<br />
vermehrt geäußerten<br />
- These, dass sich der Fußball<br />
immer weiter von seinen<br />
sportlichen Wurzeln entfernt und<br />
zum bloßen Geschäfts- und Spekulationsobjekt<br />
wird?<br />
Jan Schanda: Es gibt überall<br />
ehrlichen Sport, aber auch<br />
fast jeden Tag neue Enthüllungen.<br />
Geld regiert<br />
offenbar die Welt, und da<br />
die Betrügereien international<br />
organisiert<br />
werden, rechne ich<br />
nicht damit,<br />
Kolumnentitel o-Ton<br />
dass diese Machenschaften in Zukunft<br />
verhindert werden können. Es gibt sicher<br />
die Möglichkeit, die Kontrollmechanismen<br />
weiter zu verbessern, aber hundertprozentige<br />
Sicherheit? Daran glaube ich nicht ...<br />
DRIN!: Am 12. Dezember steht das dritte<br />
Duell zwischen Braunschweig und <strong>Osnabrück</strong><br />
in der laufenden Saison an. Was<br />
macht für Sie den Reiz dieser Partie aus?<br />
Jan Schanda: <strong>Das</strong> ist nicht nur ein Niedersachsenduell,<br />
sondern nach Lage der<br />
Dinge auch ein Spitzenspiel und bei dem<br />
großen Fanpotenzial, das beide Vereine<br />
aufbieten können, in jedem Fall etwas<br />
ganz Besonderes. Außerdem waren schon<br />
die letzten beiden Spiele außerordentlich<br />
spannend. Und wir haben nach dem Aus<br />
im NFV-Pokal auch noch etwas gut zu<br />
machen ...<br />
Außerdem freue ich mich, wieder nach<br />
<strong>Osnabrück</strong> zu kommen. Ich habe hier noch<br />
viele Freunde und Bekannte, die<br />
ich gern wieder treffe.<br />
DRIN!: Haben Sie eigentlich<br />
schon darüber nachgedacht,<br />
wie es nach<br />
der aktiven Zeit weitergeht?<br />
Jan Schanda: Im<br />
Moment fühle ich<br />
mich topfit, bin sehr<br />
gut drauf und möchte<br />
schon noch ein bisschen<br />
Fußball spielen. Davon<br />
abgesehen: Ja, das muss<br />
man im Auge behalten. Ich<br />
habe Industriekaufmann<br />
gelernt und bin noch immer<br />
von Volkswagen freigestellt,<br />
so dass ich nach dem Ende meiner<br />
Laufbahn in den kaufmännischen<br />
Bereich des Unternehmens zurückkehren<br />
kann. Dafür bin ich sehr dankbar, aber es<br />
hat, wie gesagt, noch etwas Zeit.<br />
DRIN!: Vielen Dank für das Gespräch,<br />
Herr Schanda, wir freuen uns auf den<br />
Besuch!<br />
ts<br />
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