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wiggertal.ch – magazin – Nr. 12 / 21. April 2006<br />

Brotlos, aber spannend<br />

Er setzt sich für die Kultur und<br />

Rechte der Indianer ein und<br />

betreut für Wikipedia Schweiz<br />

die Medien. Ein Kurzporträt<br />

über den Vordemwalder<br />

Ethnologen Nando Stöcklin.<br />

Eine Woche lang hat er nichts anderes gemacht<br />

als Artikel reinzuhämmern: Texte<br />

über den Yellowstone-Nationalpark<br />

oder über die Geschichte der Irokesen. Und<br />

zu guter Letzt stellte Nando Stöcklin auch seine<br />

Lizentiatsarbeit ins Online-Lexikon «Wikipedia»:<br />

Die Indianerpolitik der USA im Vergleich<br />

zur Apartheitspolitik in Südafrika.<br />

Indianer und Enzyklopädien. Beides hat<br />

auf den in Vordemwald wohnenden Ethnologen<br />

eine grosse Anziehungskraft. Schon als<br />

Achtjähriger habe er sich in einem eigenen<br />

Lexikon versucht, habe tagelang wissenschaftliche<br />

Artikel abgeschrieben. Höchst<br />

spannend sei dies gewesen, sagt Stöcklin.<br />

Nicht zuletzt, weil für ihn das strukturierte<br />

Wesen eines Lexikons an sich<br />

schon faszinierend sei. Später<br />

wurde auch sein Interesse für<br />

Indianer geweckt. Werke von<br />

Karl May, aber auch wissenschaftliche<br />

Bücher gehörten schon ganz früh<br />

zur bevorzugten Lektüre Stöcklins – sie füllen<br />

noch heute in seinem Büro unzählige Regale.<br />

Wenig überraschend also, dass sich der 30-<br />

Jährige als Mitglied bei Incomindios Schweiz<br />

für die Kultur und Rechte der indianischen<br />

Völker einsetzt.<br />

«Jeder verfügt über<br />

spezielle Kenntnisse»<br />

Mein erster Berufswunsch war Bobfahrer, da<br />

wog ich noch keine dreissig Kilogramm. Da<br />

laut meinem Vater dreissig Kilogramm das<br />

Minimalgewicht für Bobfahrer<br />

waren, verfiel ich in eine Art<br />

Fresssucht, bis die Marke erreicht<br />

und die Einsicht gekommen<br />

war, dass dies nie reichen<br />

würde. Von da an wollte ich<br />

Schulhausabwart und Tambour-Instruktor<br />

werden, die<br />

Gründe dafür kann ich heute<br />

schwer nachvollziehen, zumal<br />

ich weder gerne putze noch andere drille.<br />

Dann kam die Koch-Phase, das war Ende der<br />

regulären Schulzeit, sprich: ich konnte<br />

Wenn ich einmal gross bin ...<br />

FÄHNLIFRÄSSER<br />

schon ansatzweise vernünftig denken. Man<br />

hat mir dann mit Erfolg davon abgeraten –<br />

leider! Na ja, es gab ja noch die Möglichkeit,<br />

weiter zur Schule zu gehen und<br />

das war, das sah ich sofort ein,<br />

die deutlich passivste und bequemste<br />

Art, die eigene Zukunft<br />

zu planen. Nach vier Jahren<br />

ging es wieder los und mit<br />

einem Mal beschlich mich das<br />

leider absolut wahre Gefühl,<br />

dass es gar nie mehr aufhören<br />

würde, das Über-die-Zukunft-<br />

Nachdenken. Dass man in diesem Alter<br />

schon gar keine wirklichen Berufswünsche<br />

mehr hat, machte die Sache auf jeden Fall<br />

REGION<br />

Belesen und vielseitig Der in Vordemwald wohnende Ethnologe Nando Stöcklin. Foto: adi<br />

Multifunktionelle Tätigkeiten<br />

Vor einiger Zeit ist aus dem jugendlichen<br />

Interesse beruflicher Ernst geworden. In der<br />

allerletzten Woche an der Kantonsschule<br />

hatte sich Stöcklin nämlich dazu entschlossen,<br />

an der Universität Basel Ethnologie zu<br />

studieren. Dass die beruflichen Perspektiven<br />

in diesem Gebiet nicht gerade rosig sind, ja<br />

sogar brotlos, darüber habe er<br />

sich keine grossen Gedanken<br />

gemacht.<br />

Um sein Studium zu finanzieren,<br />

arbeitete Stöcklin im<br />

historischen Archiv der UBS, wo er sich mit historisch<br />

relevanten Dokumenten beschäftigte.<br />

Dazu kam auch ein Engagement beim Arbeiterhilfswerk,<br />

wo er als neutrale Person die Befragung<br />

von Asylbewerbern beobachtete.<br />

Und schliesslich konnte er für den Arbeitskreis<br />

Tourismus und Entwicklung, der sich für so-<br />

17<br />

zial- und umweltverträgliches Reisen einsetzt,<br />

den Internetauftritt konzipieren.<br />

Irgendwann vor ein paar Jahren stiess<br />

Stöcklin zu Wikipedia. Seit zwei Jahren betreut<br />

er als einer von 200 Administratoren<br />

das interaktive Online-Lexikon, überwacht<br />

Texte, nimmt an Diskussionen teil oder sperrt<br />

unflätige Artikel. Daneben ist er auch Medienverantwortlicher<br />

bei Wikipedia Schweiz.<br />

Das Prinzip des interaktiven Lexikons, das<br />

allen erlaubt mitzuschreiben und ihr Wissen<br />

einzubringen, überzeugt Stöcklin: «Jeder<br />

verfügt irgendwo über spezielle Kenntnisse.»<br />

Was dadurch als Lexikoneintrag rauskomme,<br />

sei meist ausgewogener. «Es ist wie beim<br />

Stein im Fluss, der durch das Wasser langsam<br />

abgerundet wird.»<br />

bbo@wiggertal.ch<br />

http://de.wikipedia.org<br />

www.incomindios.ch<br />

nicht einfacher. Ich selbst hatte noch genau<br />

einen übrig: Rockstar! Nach eineinhalb Jahren<br />

postmaturitärem «Rocken all Inclusive»<br />

fasste ich den Entschluss, meine Rockstarkarriere<br />

immerhin parallel zu einem Germanistikstudium<br />

voranzutreiben, was mir auch<br />

in Rekordzeit (unter zehn Jahren!) gelungen<br />

ist. Das Studium, meine ich. Morgen geht es<br />

nun los, das Leben, von dem ich immer geträumt<br />

habe! Ich werde nach Düsseldorf fliegen,<br />

wo ich in einem rockstarwürdigen Nobelhotel<br />

residiere, um dann am nächsten<br />

Tag zwei Gruppendiskussionen mit deutschen<br />

Hausfrauen zu moderieren. Es geht<br />

um Pfannen. Das rockt!<br />

schwe@hellmute.ch

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