28.02.2013 Aufrufe

Interview mit Lothar Popp - Klaus und Renate Kuhl

Interview mit Lothar Popp - Klaus und Renate Kuhl

Interview mit Lothar Popp - Klaus und Renate Kuhl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wir kannten einander ja kaum, da war doch keine Rede davon. Ich weiß gar nicht wie<br />

viele Soldatenräte es damals gab. Da in der Ecke wählten sie einen, da einen, da einen ...<br />

Die richtigen Soldatenräte, das organisatorische, nicht, das gab es doch erst, nachdem ich<br />

das organisiert hatte. Das waren doch wilde Geschichten, nicht wahr, das war doch nichts<br />

organisiertes.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Und da wo Sie das organisiert hatten, an dem Nach<strong>mit</strong>tag, da ist Noske dann<br />

auch gewählt worden ?<br />

Dann wurde Noske Gouverneur <strong>und</strong> ich Vorsitzender .... Richtig gewählt werden<br />

konnte doch erst, nachdem ich diesen Umschwung herbeigeführt hatte. Wer hatte denn eine<br />

Legitimation zu wählen vorher ?<br />

<strong>Kuhl</strong>: Aber da ist Noske dann auch gewählt worden?<br />

Das weiß ich nicht mehr. Es kann sein, dass Noske schon vorher von einer anderen<br />

Gruppe gewählt worden war, das weiß ich nicht.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Haben Sie nicht versucht zu verhindern, dass Noske gewählt wurde?<br />

Ja, warum denn ? Ja, ich konnte doch die SPD nicht ausschalten.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Warum nicht ?<br />

Ja, nun hören Sie doch mal zu, nun gehen Sie doch mal los, wenn Sie einer sind <strong>und</strong><br />

die anderen sind zehn. Wollen Sie die ausschalten die zehn? Wie machen Sie das?<br />

<strong>Kuhl</strong>: Man kann es doch auf alle Fälle versuchen.<br />

Nee, das ist ja putschen, Menschenskind. Daran ist ja die Weimarer Republik<br />

kaputtgegangen.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Das würde ich nicht als putschen bezeichnen.<br />

Natürlich ist das putschen. Hören Sie mal zu, was Noske wollte in Kiel, habe ich<br />

verhindert. Was nachher passierte, das war die Schuld von Liebknecht <strong>und</strong> Rosa<br />

Luxemburg <strong>und</strong> der Spartakus-Gruppe. Mir konnte doch Noske nichts anhaben. Ich habe ja<br />

nichts gemacht, wo er einhaken konnte.<br />

Aber ich hätte ihn vielleicht madig machen können. Ich habe doch verhindert, dass er<br />

das machte, was er wollte.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Finden Sie, also ich finde...<br />

In Kiel hat er doch nichts machen können. Er hat doch die Revolution nicht<br />

verhindern können, trotzdem er deswegen nach Kiel gefahren ist. Das weiß doch jedes<br />

politische Kind, dass Noske nach Kiel kam, um die Revolution abzubiegen, als es war ja<br />

noch gar keine Revolution, um die Revolte abzubiegen. Mehr konnte ich doch nicht. Was<br />

wollte ich denn sonst noch ?<br />

<strong>Kuhl</strong>: Er hat doch im Gr<strong>und</strong>e genommen, das alte System wieder etabliert, meiner<br />

Ansicht nach.<br />

Ne, das kann man nicht sagen. In Kiel konnte er gar nichts machen. Was Noske<br />

nachher gemacht hat, das hätte er nie machen können, ohne die kommunistischen Putsche.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Ohne die wäre es wahrscheinlich noch schlimmer gekommen.<br />

Reden Sie nicht so einen totalen Unsinn. In den Warenhäusern haben sie die ganzen<br />

Kriegsspielsachen weggeworfen. Die ganze Welt wollte keinen Krieg mehr. Erst durch diese<br />

verfluchte Geschichte, diese blödsinnigen Putsche, sind doch die Kerle aus ihren Löchern<br />

wieder herausgekommen. Die Weimarer Republik wäre ohne die Kommunisten nicht<br />

kaputtgegangen. Wie ist denn die Wahl von Hindenburg zustande gekommen? Warum hat<br />

Marx, der Gegenkandidat von Hindenburg, nicht genug Stimmen gekriegt? Weil die<br />

Kommunisten Ernst Thälmann als Gegenkandidaten aufgestellt haben, obwohl sie genau<br />

wussten, der wird nicht gewählt. Aber die Stimmen haben Marx gefehlt. Und ohne<br />

<strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> im Streitgespräch, September 1978, Hamburg Seite 10 von 60

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!