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Interview mit Lothar Popp - Klaus und Renate Kuhl

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TRACK_13 Band 2 S. 1 „Am 28. Februar 1925 starb Reichspräsident Ebert. Als<br />

neuer Präsident wird Hindenburg gewählt. Seine Wahl wurde nur dadurch möglich, dass die<br />

KPD einen eigenen Kandidaten aufstellte, der zwar nicht die geringsten Aussichten hatte<br />

gewählt zu werden, aber genug Stimmen erhielt, um die Wahl von Marx, dem Kandidaten<br />

der Weimarer Koalition, zu verhindern. Hindenburg bekam 14,7 Millionen Stimmen, Marx<br />

13,8 <strong>und</strong> Thälmann 1,9 Millionen.“ Also <strong>mit</strong> den Stimmen von Thälmann hätte Hindenburg<br />

nie Reichspräsident werden können.<br />

„Die Regierung Braun wurde gestürzt in einer Abstimmung, wo die<br />

Nationalsozialisten <strong>mit</strong> den Kommunisten zusammen stimmten.“<br />

(<strong>Popp</strong> fragt nach der SDS-Broschüre, aus der <strong>Kuhl</strong> zitiert hat.) <strong>Kuhl</strong>: Das sind<br />

zusammengetragene Zitate, die hat ein Student zusammengestellt vor cirka vier Jahren;<br />

darunter viele von Noske. Was ich <strong>mit</strong> den Unteroffizieren zitiert habe, steht hier (zeigt <strong>Popp</strong><br />

die Stelle).<br />

Vielleicht hat der Artelt ja doch eine Broschüre geschrieben. Ich habe sie erhalten.<br />

Ich habe sie gekauft, ... all so’n Blödsinn ... der „Rote Admiral“ ... 15<br />

<strong>Kuhl</strong>: Wen meint er da denn <strong>mit</strong>?<br />

Sich selbst; ob er das gemacht hat, das weiß ich nicht, er selbst hat die Broschüre,<br />

glaube ich, auch gar nicht geschrieben.<br />

<strong>Popp</strong> zitiert aus der SDS-Broschüre: „Am 5. November existierte bereits ein<br />

paritätisch zusammengesetzter Arbeiterrat, der durch Beigeordnete das Rathaus<br />

kontrollierte.“ - Da ist kein Wort von wahr.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Wann existierte der dann?<br />

Da hat überhaupt niemals jemand den Magistrat kontrolliert, nie.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Aber der Adler, der war doch da. Nach einem Zeitungsartikel, war der vom<br />

Arbeiter- <strong>und</strong> Soldatenrat dem Oberbürgermeister beigeordnet.<br />

Der Adler, das war ein unmöglicher Kerl, ein übler Bursche, der hat später den Kapp-<br />

Putsch <strong>mit</strong>gemacht 16 . Ich sagte: „Machen Sie was Sie wollen, die rote Fahne kommt hoch! -<br />

Wir haben lange genug den schwarz-weiß-roten Lappen sehen müssen.“<br />

TRACK_14 „Der Soldatenrat vom 4. hat auch nicht...“ Da habe ich nichts <strong>mit</strong> zu tun.<br />

Da war ich noch gar nicht dabei.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Diese 14 Punkte 17 , da waren Sie dann dabei?<br />

Ja, ja.<br />

<strong>Kuhl</strong>: Da war Noske auch schon dabei, wie diese 14 Punkte aufgestellt wurden?<br />

Nein.<br />

Sie müssen mich recht verstehen: Für mich war der Soldatenrat in dem Moment<br />

völlig uninteressant geworden, in dem in Berlin beide Parteien in der Regierung waren. Und<br />

vor allem nachdem die Soldatenräte beschlossen haben, eine Nationalversammlung zu<br />

machen. Da war ich doch interessiert, dass wir die Nationalversammlung beherrschen. Das<br />

wurde durch die Putsche verhindert. Die Weimarer Republik ist kaputt gegangen an<br />

folgenden Dingen: Das erste war der Spartakus-Putsch. Der hat erst mal direkt bewirkt, dass<br />

in der Nationalversammlung eine bürgerliche Mehrheit war. Das wäre nicht passiert ohne<br />

den Putsch. Zweitens der Versailler Friedensvertrag. Der hat natürlich sehr viel geschadet.<br />

Sie dürfen das nicht von heute sehen. Heute wäre doch Deutschland froh, wenn es den<br />

15 Vermutlich handelt es sich um: Peter Kast, Der Rote Admiral von Kiel – Leben <strong>und</strong> Kampf eines<br />

revolutionären Arbeiters, Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung, Berlin 1958<br />

16 <strong>Popp</strong> verwechselt hier offenbar den SPD Mann Adler <strong>mit</strong> dem Bürgermeister Lindemann<br />

17 Vierzehn Punkte Programm des Kieler Soldatenrats, siehe etwa Dähnhardt<br />

<strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> im Streitgespräch, September 1978, Hamburg Seite 22 von 60

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