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Interview mit Lothar Popp - Klaus und Renate Kuhl

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nur das erwähnte Buch geschrieben, sondern ich bin auch im Verein für das<br />

Industriemuseum – eigentlich von unserer Seite das Museum der Arbeit. Die Konzeption<br />

habe ich damals <strong>mit</strong>entwickelt.<br />

<strong>Klaus</strong>: Ist das gestorben oder geht das noch weiter?<br />

Holger: Zunächst ist das gestorben, weil <strong>mit</strong> der SPD in Schleswig-Holstein kann man nichts<br />

anfangen.<br />

<strong>Klaus</strong>: Die Aussage hätte <strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> gefallen.<br />

Holger: Weiß ich nicht. Er war ja Sozialdemokrat. Ich würde auch vorsichtig sein, ihm<br />

bestimmte Meinungen zu unterstellen. Er hatte immer sehr eigene Meinungen. Auch das<br />

Buch, das er geschrieben hat, das war das „Ges<strong>und</strong>heitsbrevier“. Das war zum Thema<br />

Ges<strong>und</strong>heit. Das passte, wenn man ihn als Klassenkämpfer sieht, nicht in die Rolle, aber<br />

wenn man die Person <strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> nimmt, dann glaube ich schon, dass das zu ihm passt. Er<br />

hat eben sehr viel gemacht <strong>und</strong> sehr verschiedenes in seinem Leben. Er war nicht Kieler<br />

<strong>und</strong> er war auch hier <strong>mit</strong> dieser Region nicht irgendwie verwachsen, sondern er hatte eben<br />

andere Ansichten.<br />

<strong>Klaus</strong>: Er kommt ursprünglich aus Bayern?<br />

Holger: Keine Ahnung. Ich dachte immer, er kommt aus Hamburg.<br />

<strong>Klaus</strong> (zitiert aus „Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- <strong>und</strong><br />

Landtagen 1867 – 1933“, Droste Verlag, Düsseldorf): Er ist geboren in Furth i. Walde als<br />

Sohn eines Unterbeamten, katholisch <strong>und</strong> hat Volksschule <strong>und</strong> Handlungsgehilfenlehre in<br />

Augsburg gemacht.<br />

Holger: Handlungsgehilfe heißt ja eben Kaufmann. Ich schätze mal, er war Verkäufer in<br />

einem alten Geschäft. Aber das kann ich alles nicht bestätigen. Ich weiß nur, er kam aus<br />

Hamburg <strong>und</strong> ist da nachher auch wieder hingegangen. Also seine Heimat war eigentlich<br />

Hamburg. Ich weiß, dass er in den Staaten war.<br />

<strong>Klaus</strong>: Weißt Du, wann er da hingegangen ist? Ich hatte im <strong>Interview</strong> den Eindruck, er wäre<br />

von den Nazis ausgebürgert worden. Aber da hat er sich nicht so ganz klar ausgedrückt.<br />

Holger: Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube nicht, dass das unter Druck geschehen ist,<br />

sondern dass ihm die Verhältnisse nicht mehr geschmeckt haben. Ich meine auch, er ist<br />

relativ früh ausgewandert.<br />

<strong>Klaus</strong>: Dazu steht nichts in seinem Lebenslauf.<br />

Holger: Ich meine, das war schon ein ganzes Stück vor Kriegsausbruch. Also von daher<br />

kann ich das nicht bestätigen. Aber was ich bestätigen kann ist, er hat auch mir immer<br />

gesagt, dass ich mir das einfach immer nicht vorstellen kann. Er hat auch immer betont, er<br />

ist ja eigentlich kein Arbeiter. Hat er selber immer gesagt. Und er hat auch eben immer<br />

gesagt, dass wir uns das einfach nicht vorstellen können, es ging ihm nicht darum, die<br />

Arbeiter zu befreien, sondern die haben ihn in einer Krisensituation an ihre Spitze gewählt,<br />

<strong>und</strong> Hauptaufgabe war, dafür zu sorgen, dass sie was zu essen hatten. Das war die<br />

Beschaffung, die Organisation, da<strong>mit</strong> Lebens<strong>mit</strong>tel verteilt werden konnten, da<strong>mit</strong> also die<br />

zusammengebrochene Organisation wieder über die früheren Strukturen da war, organisiert<br />

wurde. Räte waren ja auch immer spontane Organisationsformen. Wenn man sich die<br />

Rätebewegung mal ansieht, ich habe, nachdem ich <strong>mit</strong> <strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> da lange drüber<br />

gesprochen hatte, mir auch die Bücher zur Rätebewegung geholt. Ich habe mir von<br />

Naphthali, „Rätedemokratie“, also diesen Ansatz, der ist 1925 allerdings erst geschrieben<br />

<strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> im Streitgespräch, September 1978, Hamburg Seite 50 von 60

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