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Interview mit Lothar Popp - Klaus und Renate Kuhl

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(sein Name taucht jedoch nicht in den Ausbürgerungslisten auf; vgl. Michael Hepp,<br />

Ausbürgerungen deutscher Staatsbürger, München 1985) (3). 1941 fuhr er <strong>mit</strong> der<br />

Winnipeg nach Martinique. Die Winnipeg hatte zwei Touren <strong>mit</strong> Spanienkämpfern<br />

nach Südamerika gemacht, eine geplante dritte Tour konnte nicht mehr stattfinden,<br />

weil die Nordküste blockiert wurde. Die Organisation von Eleanore Roosevelt nutzte<br />

dann das Schiff um Verfolgte aus Deutschland herauszuschaffen. <strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong><br />

konnte einen Tag vor dem Auslaufen an Bord kommen, weil er einen Matrosen<br />

kannte. Breitscheid <strong>und</strong> Everding wurden verhaftet, bevor sie an Bord gelangten <strong>und</strong><br />

wurden später an die Nazis ausgeliefert. Die Winnipeg kam aber nicht nach<br />

Martinique sondern wurde von einem britischen Kriegsschiff aufgebracht <strong>und</strong> nach<br />

Trinidad geleitet. Dort wurden die Emigranten in ein Lager gesperrt. Nach einiger Zeit<br />

durften jedoch jene, die US Visa besaßen ihre Reise fortsetzen (7). <strong>Popp</strong> fuhr nach<br />

New York (6). In den New York Passenger Lists, 1820-1957 findet sich folgender<br />

Eintrag: <strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong>, 54 Jahre alt, Single, Kaufmann, Geboren in Furth, Germany,<br />

Visa ausgegeben in Marseille, Frankreich, letzte permanente Adresse: France,<br />

Marseille trifft am 6.6.1941 an Bord der S.S. Evangeline von Trinidad. BWI. in New<br />

York ein (5). Er wurde von Brauer, Weichmann <strong>und</strong> Katz empfangen <strong>und</strong><br />

vorübergehend in einem von SPD-Emigranten angemieteten Haus untergebracht (6).<br />

• Amerikanische Staatsbürgerschaft <strong>und</strong> Geschäft in New York: „<strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> Import<br />

and Export, Manufacturer of Educational Toys Microscopes and Musical Instruments,<br />

446 East Str. 84th Street New York“<br />

Außerdem gründete er zusammen <strong>mit</strong> Richard Kramer das Geschäft „ELK Company“<br />

240 East 86th Street in New York, in dem Süßigkeiten insbesondere Marzipan von<br />

Hand gefertigt <strong>und</strong> verkauft wurden (6).<br />

Er schrieb für die in Amerika erscheinende „Neue Volks-Zeitung“ (6)<br />

• Kam 1949/50 wieder nach Deutschland zurück, blieb jedoch nur einige Monate, weil<br />

er die amerikanische Staatsbürgerschaft behalten wollte. Er kam dann öfter für<br />

mehrere Monate nach Deutschland, die Familie besuchte ihn auch in den USA, bis er<br />

sich schließlich wieder in Hamburg niederließ. Das war inzwischen möglich, ohne<br />

dass er Gefahr lief, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu verlieren. Er blieb<br />

amerikanischer Staatsbürger. (6)<br />

• Er wurde Ehrenvorsitzender des von ihm gegründeten Verbands der ambulanten<br />

Gewerbetreibenden <strong>und</strong> Schausteller (6). Sein Sohn Werner <strong>Popp</strong> war nach dem<br />

Krieg zeitweilig erster Vorsitzender. Ernst Harberger, der Halbbruder <strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong>s<br />

war nach dem Krieg bis zu seinem Tod Vorsitzender der Fachgruppe ambulanter<br />

Händler. Harberger hatte selbst einen ambulanten Obstsstand vor der Klosterburg<br />

gegenüber dem Hauptbahnhof. (6)<br />

• Nach dem Tod seiner ersten Frau Anna heiratete er erneut (1957) <strong>und</strong> betrieb <strong>mit</strong><br />

seiner neuen Frau Martha ein Cafe. Er war weiterhin aktives SPD Mitglied (1).<br />

• NDR <strong>und</strong> WDR Filme über seine Rolle im Kieler Matrosenaufstand<br />

• Er hatte insgesamt fünf Söhne (6). Er starb am 27.4.1980 in Hamburg (2)<br />

Referenzen<br />

1 <strong>Popp</strong>'s eigene Angaben im <strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> K. <strong>Kuhl</strong>, 1978 (siehe www.kurkuhl.de)<br />

2 Schröder, Wilhelm, Heinz, "Sozialdemokratische Parlamentarier....", Droste Verl., Düsseldorf, 1995;<br />

auch als Internet-Datenbank verfügbar: http://biosop.zhsf.uni-koeln.de/biosop_db/biosop_db.php<br />

3 Hinweise von Angelika Voß-Louis von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg<br />

4 <strong>Interview</strong>-Notizen von Dr. Volker Ullrich in o.g. Forschungsstelle, auch zugänglich unter<br />

www.kurkuhl.de<br />

5. Siehe www.ancestry.de; BWI steht vermutlich für: British West Indies (damals Jamaica, Barbados,<br />

Trinidad, Grenada, Antigua, St. Lucia, and the Bahamas.)<br />

Bei www.ancestry.de wird Trinidad Cuba angegeben, das widerspricht aber der Angabe im<br />

eingescannten Dokument!<br />

6. <strong>Klaus</strong> <strong>Kuhl</strong>, Gesprächsnotizen - <strong>Lothar</strong> Fertig, Erinnerungen an meinen Vater, 2009 unveröffentlicht<br />

<strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> im Streitgespräch, September 1978, Hamburg Seite 39 von 60

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