Interview mit Lothar Popp - Klaus und Renate Kuhl
Interview mit Lothar Popp - Klaus und Renate Kuhl
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Lebenslauf <strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong><br />
• Geboren: 7.2. 1887 Furth i. Walde als Sohn eines Unterbeamten (königlich<br />
bayrischer Bahnhofsvorsteher), kath., später ausgetreten (2)<br />
• Volksschule <strong>und</strong> Handlungsgehilfenlehre in Augsburg (2)<br />
• Mit 16 von zu Hause weggelaufen (4)<br />
• 1904 - 1914 Arbeiter <strong>und</strong> Kleinhändler in Hamburg (2); er holte die Mutter nach, der<br />
Vater war früh verstorben (6)<br />
• 1906 Mitglied des Monistenb<strong>und</strong>es ("Freidenkerverband", s. z.B. Wikipedia) (4)<br />
• Trat 1912 in die SPD ein, weil er gehört hatte, dass Bebel <strong>und</strong> W. Liebknecht die<br />
Kriegskredite verweigert hatten (1)<br />
• Trat am 4. August 1914 in die Deutsche Friedensgesellschaft (Curio Haus in<br />
Hamburg) ein, weil die SPD Fraktion die Kriegskredite bewilligt hatte. (1)<br />
• Nach dem Tod der Mutter zog er nach Kiel, wo er drei Zigarettenläden übernehmen<br />
konnte. (6)<br />
• 1915 wurde er eingezogen, 20 Monate Soldat, Anfang 1917 als dienstuntauglich<br />
nach Kiel entlassen, um auf der Germaniawerft als dienstverpflichteter Schlosser zu<br />
arbeiten. (4)<br />
• Zunächst im Rahmen der SPD in Kiel aktiv; Streikteilnahme März 1917 (keine aktive<br />
Rolle, "da war ich gerade erst gekommen.") (1)<br />
• Wohnte in der Nähe vom Wilhelmplatz in der Ringstrasse (1)<br />
• Gründete in Kiel <strong>mit</strong> ca. tausend Mann den „Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel -<br />
alte Richtung“, eine lokale Organisation, die es nur in Kiel gab. Erster Vorsitzender<br />
war W. Sens, der ein Holzbein hatte <strong>und</strong> deshalb nicht eingezogen werden konnte.<br />
Weitere Vorstands<strong>mit</strong>glieder neben <strong>Popp</strong>: Palavizini, Güth. Der Verein ging später in<br />
die USPD über. Vorsitzender des USPD-Bezirks Wasserkante war der Bremer<br />
Reichstagsabgeordnete Alfred Henke. (1 <strong>und</strong> 4)<br />
• Beteiligung am Januar Streik 1918 in Kiel, organisierte die ersten Kieler Arbeiterräte<br />
<strong>und</strong> wurde für das Abhalten einer verbotenen Versammlung zu zwei Monaten<br />
Gefängnis verurteilt, die er in Neumünster absaß. (1 <strong>und</strong> 4)<br />
• Nach der Entlassung bekam er auf der Werft keine Beschäftigung mehr. Die<br />
Vertrauensleute der USP haben tagelang gesucht, bis sie ihn bei Gebrüder Genimb-<br />
Motorenwerke unterbrachten. Dort hat er 9 Tage gearbeitet <strong>und</strong> sich danach krank<br />
gemeldet. Bis zur Revolution war er nicht mehr fest in Arbeit, was er sich leisten<br />
konnte, da er finanziell abgesichert war. (4)<br />
• Nach Aussagen Otto Preßlers besaß <strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> einen "Bonbon-Laden" in der<br />
Holstenstrasse <strong>und</strong> einen in der Elisabethstrasse. Nach Aussagen von Gertrud<br />
Völcker hatte er einen Vertrieb von Süßwaren, die in Bordesholm von einem<br />
Sympathisierenden hergestellt wurden.<br />
• Führer des Kieler Matrosenaufstands November 1918 zusammen <strong>mit</strong> Karl Artelt<br />
• Ging Anfang 1919 zurück nach Hamburg, (am 23.1.1919 wird <strong>Popp</strong> zum letzten Mal<br />
im Tagebuch des Konstrukteurs der Germaniawerft erwähnt)<br />
• Er betätigte sich als Straßenhändler <strong>und</strong> Schausteller u.a. auf dem Hamburger Dom<br />
<strong>und</strong> begründete den Verband der ambulanten Gewerbetreibenden <strong>und</strong> der<br />
Schausteller. (6)<br />
• Trat auf dem Vereinigungsparteitag in Halle 1922 wieder der SPD bei (1)<br />
• Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft 1924-1931 (3), erfolglose Kandidaturen für<br />
den Reichstag (2)<br />
• Zog ca. 1931/32 nach Danzig, wo er Spielzeug <strong>und</strong> selbst hergestelltes Putzpulver<br />
verkaufte. (6)<br />
• Er ging 1933 nach Prag in die Tschechei. Als die Nazis einmarschierten, fuhr er im<br />
Kurswagen über Linz <strong>und</strong> die Schweiz nach Paris. Mit der Besetzung Frankreichs<br />
durch die Nazis floh er nach Marseille (6). Er wurde von den Nazis ausgebürgert<br />
<strong>Lothar</strong> <strong>Popp</strong> im Streitgespräch, September 1978, Hamburg Seite 38 von 60