in Der Flugleiter - Deutscher Fluglärmdienst eV
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1/2009<br />
Quo Vadis Technik II ?<br />
ATC-Praxis<br />
Seltener Gast<br />
Regionalflughäfen<br />
It's a long way<br />
Umwelt<br />
“Green flights”<br />
Beihefter: Turbulenzen<br />
im europäischen<br />
Luftraum
von Michael<br />
Schäfer,<br />
Gewerkschaftsvorsitzender<br />
der flugleiter 2009/01<br />
4<br />
Editorial<br />
Liebe Mitglieder,<br />
liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen,<br />
geneigte Leser!<br />
In diesem Jahr werden die Weichen für<br />
die Flugsicherungszukunft, <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie ist hier die Implementierung<br />
des FAB EC zu nennen, gestellt, die<br />
uns alle nachhaltig berühren werden. Politik<br />
und betroffene ANSPs haben sich <strong>in</strong>zwischen<br />
strukturiert und organisiert aufgestellt<br />
und verschiedene Task Forces haben ihre<br />
Arbeiten begonnen. Die im FAB EC vertretenen<br />
Gewerkschaften werden umgehend ihre<br />
Zusammenarbeit regeln und sich entsprechend<br />
aufstellen; das letzte Treffen fand nach<br />
Redaktionsschluss am 29. und 30. Januar <strong>in</strong><br />
Frankfurt statt. Ziel ist es, der Politik und den<br />
ANSPs e<strong>in</strong>en Ansprechpartner, bei dem sich<br />
alle vertretenen Gewerkschaften wiederf<strong>in</strong>den,<br />
für Beratungen zu benennen. Verhandlungen<br />
über ggf. anstehende Veränderungen<br />
s<strong>in</strong>d aber nach geltendem Recht auf der nationalen<br />
Ebene zu führen. In Deutschland selbstverständlich<br />
mit der GdF und zu bestimmten<br />
Themen mit dem Gesamtbetriebsrat. Sicherlich<br />
ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache, aber bei e<strong>in</strong>er produktiven<br />
Kooperation der Arbeitnehmervertreter, e<strong>in</strong>e<br />
durchaus lösbare Situation.<br />
Um aber e<strong>in</strong>e Erfolg versprechende Umsetzung<br />
des FAB EC sicher zu stellen, besteht<br />
weiterh<strong>in</strong> Regelungsbedarf auf nationaler<br />
Ebene. Die GdF hatte sich schon im Februar<br />
2008 dah<strong>in</strong>gehend positioniert, dass es ihr<br />
oberstes gewerkschaftspolitisches Ziel ist, die<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er starken deutschen Flugsicherung<br />
aus e<strong>in</strong>er Hand im Rahmen des<br />
S<strong>in</strong>gle European Sky sicherzustellen. Dazu<br />
gehört u. a. auch, dass schnellstmöglich die<br />
e<strong>in</strong>fachrechtlichen und sofern notwendig<br />
die verfassungsrechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
zu schaffen s<strong>in</strong>d, welche der DFS<br />
europäische Entwicklungsmöglichkeiten<br />
eröffnen und die bisherigen Sicherheits- und<br />
Qualitätsstandards garantieren. Dazu gehört<br />
auch, dass die DFS unverzüglich und rechtssicher<br />
für den gesamten deutschen Luftraum<br />
und die kontrollierten Flugplätze für e<strong>in</strong>en<br />
möglichst langen Zeitraum benannt/beliehen<br />
wird. Diese Anpassungen s<strong>in</strong>d notwendig,<br />
da das deutsche Recht die europäischen Vorgaben,<br />
die sich aus den SES Verordnungen<br />
ergeben, bislang nicht abbildet. Verfassungsrechtliche<br />
Änderungen s<strong>in</strong>d notwendig, um<br />
den gegenwärtigen Zustand im H<strong>in</strong>blick auf<br />
Grenzregime, z. B. süddeutscher Luftraum<br />
und die Erbr<strong>in</strong>gung von Flugsicherungsdiensten<br />
durch militärische Bündnispartner<br />
zu legalisieren und um die verfassungsrechtlichen<br />
Grundlagen für e<strong>in</strong>en erforderlichen<br />
Staatsvertrag sicherzustellen (z. B. grenzüberschreitende<br />
Tätigkeit von DFS und anderen<br />
FS-Organisationen; Unterbeauftragung
anderer FS-Organisationen durch die DFS).<br />
Diese Voraussetzungen wurden bisher auf<br />
der politischen Ebene noch nicht geregelt.<br />
Bisher liegt lediglich e<strong>in</strong>, nach unserer Auffassung<br />
unzureichender Entwurf e<strong>in</strong>es Gesetzes<br />
zur Errichtung e<strong>in</strong>es Bundesaufsichtsamtes<br />
für Flugsicherung vor.<br />
Des Weiteren liegen Vorschläge des zuständigen<br />
M<strong>in</strong>isteriums zu e<strong>in</strong>er Grundgesetzänderung<br />
vor, die sich allerd<strong>in</strong>gs noch <strong>in</strong> der<br />
Abstimmung bef<strong>in</strong>den. Die Neuausrichtung<br />
der Flugsicherung <strong>in</strong> Europa erfordert e<strong>in</strong>e<br />
Änderung von Artikel 87d des Grundgesetzes.<br />
Außerdem soll die Wahrnehmung<br />
der Flugsicherung durch ausländische FS-<br />
Organisatoren auch im grenznahen Bereich<br />
ermöglicht werden. Diese Änderung des GG<br />
erfolgt nicht zum Zweck der Kapitalprivatisierung.<br />
In Interesse aller Beteiligten sollten<br />
diese Regelungen von den politischen Entscheidungsträgern<br />
noch <strong>in</strong> dieser Legislaturperiode<br />
verabschiedet werden.<br />
Sicherlich wird auf der Bundesfachbereichskonferenz<br />
Flugsicherungsbetriebsdienste<br />
(FSBD), die dieses Jahr vom 20. bis zum<br />
22. März <strong>in</strong> Karlsruhe stattf<strong>in</strong>det, über die<br />
aktuellen Entwicklungen zu dieser Thematik<br />
berichtet. Weiterh<strong>in</strong> werden neben<br />
den adm<strong>in</strong>istrativen und organisatorischen<br />
Angelegenheiten fachliche Themen u. a. zum<br />
Sachstand VAFORIT oder der E<strong>in</strong>führung<br />
PSS beraten. Die Konferenz wird sich auch<br />
mit „Just Culture“ befassen, e<strong>in</strong>er Thematik,<br />
die sowohl national als auch <strong>in</strong>ternational <strong>in</strong><br />
der Diskussion steht. Mit dem Begriff „Just<br />
Culture“ ist e<strong>in</strong>e Vertrauenskultur geme<strong>in</strong>t,<br />
<strong>in</strong> der das Melden sicherheitsrelevanter Vorkommnisse<br />
wichtiger ist als die Verfolgung<br />
und Ahndung von Verstößen gegen Vorschriften.<br />
Dem Motto „aus Fehlern lernen,<br />
nicht bestrafen“ soll gefolgt werden. Hierzu<br />
müssen allerd<strong>in</strong>gs noch rechtlich schwerwiegende<br />
Bedenken ausgeräumt werden (siehe<br />
„der flugleiter“ 6/08).<br />
Last but not least wird auf die im Jahr 2009<br />
anstehenden Tarifthemen e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />
Dies s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb der DFS die Verhandlungen<br />
zur Validierung Belastungsausgleich<br />
und zur betrieblichen Altersversorgung<br />
sowie – außerhalb der DFS – die wachsende<br />
Zahl von „Tarifbaustellen“ <strong>in</strong> den Bereichen<br />
Vorfeldkontrolle und Regionalflughäfen.<br />
Michael Schäfer<br />
Bundesvorsitzender<br />
5 der flugleiter 2009/01
Quo vadis Technik II? (Fortsetzung aus „flugleiter“ 6/08)<br />
<strong>Der</strong> Artikel im letzten „flugleiter“ hat es bereits angedeutet, und<br />
das zu Recht – denn, die „(unsägliche) unendliche Geschichte“ der<br />
Flugsicherungstechnik geht weiter.<br />
Was ist <strong>in</strong>zwischen passiert?<br />
Die DFS Geschäftsführung hat entschieden, dass die<br />
Verantwortung für die Sprachvermittlungssysteme<br />
der Geschäftsbereiche Center und Tower im CSC CNS<br />
liegt und diese vom Arbeitsplatz zentrale Betriebsführung<br />
Sprache (zBFS) im Servicelevel 1 betreut werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus hat die Geschäftsführung ihre Absicht<br />
bekundet, das Servicelevel 2 für die ATS Technik Tower<br />
neu zu organisieren. Um das, was die Geschäftsführung<br />
jetzt entschieden hat wirklich zu verstehen,<br />
hilft wohl am Besten e<strong>in</strong>e Zeichnung.<br />
Für die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Arbeitsgruppe des<br />
Projektes POIS muss diese Entscheidung wie e<strong>in</strong><br />
„Schlag <strong>in</strong>s Gesicht“ wirken, haben sie sich doch mehr<br />
als e<strong>in</strong> Jahr mit Themen der Optimierung der Prozesse<br />
<strong>in</strong> der Instandsetzung (SL1 und SL2) beschäftigt und<br />
s<strong>in</strong>d zu ke<strong>in</strong>er Zeit auch nur <strong>in</strong> die Nähe e<strong>in</strong>er solchen<br />
Lösung gelangt.<br />
Technik<br />
Diesmal begründet die Geschäftsführung<br />
ihre Entscheidung nicht mit wirtschaftlichen<br />
Argumenten. Diese würden<br />
nämlich für die Betreuung der<br />
Tower Inhouse-Systeme durch den Geschäftsbereich<br />
Tower sprechen. Wenn nichts mehr hilft, muss <strong>in</strong> der<br />
Regel die Strategie herhalten. So auch dieses Mal.<br />
Die These der Geschäftsführung:<br />
Mit e<strong>in</strong>em derart aufgestellten SL2 ist die Technik <strong>in</strong>nerhalb<br />
des FABEC wettbewerbsfähiger. Die <strong>in</strong> der Fläche<br />
agierenden „Technikbereiche“ werden von zwei<br />
auf e<strong>in</strong>en reduziert. Man <strong>in</strong>vestiert <strong>in</strong> die Ausbildung<br />
der Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen dieser zusammengefassten<br />
Struktur und kann den Service für die Inhouse-<br />
✈ SHAPE Für die Systeme des Cooperate Service Center (CSC) CNS soll das Servicelevel 1<br />
(SL1) zukünftig im Rahmen von zentralen Betriebsführungen (zBF), also von e<strong>in</strong>em<br />
zentralen Arbeitsplatz aus realisiert werden.<br />
Außerdem sollen Wartungsstützpunkte des CSC CNS neben den eigenen Systemen<br />
zukünftig auch die Systeme des Geschäftsbereiches (GB) Tower<br />
im Servicelevel 2 (SL2) betreuen.<br />
Ansonsten werden die Systeme des GB Tower aber weiterh<strong>in</strong> im SL1 und im Servicelevel 3<br />
(SL 3) von Mitarbeitern/<strong>in</strong>nen des eigenen Bereiches betreut.<br />
Systeme Tower und die notwendige CNS Infrastruktur<br />
zukünftig aus e<strong>in</strong>er Hand anbieten. Wie realistisch es<br />
ist, dass <strong>in</strong>nerhalb des FABEC die DFS auf e<strong>in</strong>e Nachfrage<br />
trifft, welche nur <strong>in</strong> dieser neuen Struktur optimal<br />
bedient werden kann, mag der geneigte Leser<br />
selbst entscheiden. Dem Autor fällt hier nur e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>:<br />
„Die sp<strong>in</strong>nen die Römer“ ...<br />
von<br />
Dirk<br />
Wendland<br />
11 der flugleiter 2009/01
von<br />
Thorsten<br />
Wehe<br />
der flugleiter 2009/01<br />
Technik<br />
12<br />
Aviation Summit <strong>in</strong> Bordeaux<br />
Vom 17. bis 19. November 2008 trafen sich Vertreter aus allen<br />
Bereichen der Luftfahrt <strong>in</strong> Bordeaux zu e<strong>in</strong>em europäischen Luftfahrtgipfeltreffen.<br />
Die französische Regierung hatte <strong>in</strong> ihrer Eigenschaft<br />
als Ratspräsident der europäischen Union erstmals zu e<strong>in</strong>er<br />
solchen Veranstaltung geladen. Nachfolgend e<strong>in</strong>e kurze Zusammenfassung<br />
der Veranstaltung, wie sie auch auf der Internetseite<br />
www.ue2008.fr nachzulesen ist:<br />
Dieser der Umwelt gewidmete Gipfel zog <strong>in</strong>sbesondere<br />
die aktuelle Lage, welche von der F<strong>in</strong>anzkrise und<br />
e<strong>in</strong>em Wirtschaftsabschwung gezeichnet ist, <strong>in</strong> Erwägung.<br />
Die Veranstaltung, bei der sich so gut wie alle<br />
Akteure aus dem Luftfahrtsektor zwei Tage lang <strong>in</strong><br />
Bordeaux traf, bot Gelegenheit, zwei wesentliche europäische<br />
Abkommen zu unterzeichnen:<br />
• die Absichtserklärung zur Gründung des funktionalen<br />
Luftraumblocks (FAB) „Mitteleuropa“,<br />
<strong>in</strong> welchem die Lufträume Frankreichs, Belgiens,<br />
Luxemburgs, der Niederlande, Deutschlands und<br />
der Schweiz zusammenfasst s<strong>in</strong>d, was zu Vorteilen<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Sicherheit und Umwelt, bei den<br />
Kapazitäten und bei der Kostensenkung führen soll.<br />
• die Verträge zur geme<strong>in</strong>samen technologischen Initiative<br />
„Clean Sky“, dank derer die Forschungs- und<br />
Entwicklungsarbeit zu neuen Technologien f<strong>in</strong>anziert<br />
werden kann. Ziel ist, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der europäischen Luftfahrt<strong>in</strong>dustrie zu erhöhen.<br />
Während Präsident Sarkozy den Gipfelteilnehmern<br />
die volle Unterstützung Frankreichs für die verschiedenen<br />
Forschungs- und Entwicklungsprogramme zusicherte,<br />
er<strong>in</strong>nerte er auch an die großen Ziele während<br />
der französischen Präsidentschaft des Rates der<br />
Europäischen Union:<br />
• die Weiterführung des SESAR-Programms (S<strong>in</strong>gle<br />
European Sky Air Traffic Management Research), e<strong>in</strong><br />
Großprojekt zur Modernisierung der Infrastruktur<br />
der Flugsicherungssystemlandschaft <strong>in</strong> Europa<br />
• die Überarbeitung des ersten Regelpakets zum E<strong>in</strong>heitlichen<br />
Europäischen Luftraum (SES-Paket II)<br />
• die Ausweitung der Kompetenzen der Europäischen<br />
Agentur für Flugsicherheit (EASA)<br />
Dom<strong>in</strong>ique Bussereau ist der Me<strong>in</strong>ung, dass die Weiterführung<br />
dieser Projekte von fundamentaler Bedeutung<br />
für die nachhaltige Entwicklung des Luftverkehrs ist.
Die ehrgeizigen Ziele bei der Reduzierung der Umweltverschmutzung<br />
können jedoch nur erreicht werden,<br />
<strong>in</strong>dem die Luftfahrt <strong>in</strong> das Emissionshandelssystem (ETS<br />
– Emissions Trad<strong>in</strong>g Scheme) e<strong>in</strong>gebunden wird.<br />
An oberster Stelle steht nunmehr für die französische<br />
Ratspräsidentschaft, alle anderen Mitgliedstaaten der<br />
Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) von der<br />
Annahme dieses Mechanismus auf weltweiter Ebene zu<br />
überzeugen, ebenso wie dafür Sorge getragen wer den<br />
muss, dass dieses System das schwache wirtschaftliche<br />
Gleichgewicht des Luftfahrtsektors nicht stört.<br />
Dom<strong>in</strong>ique Bussereau zufolge muss der „Luftfahrtsektor<br />
mehreren Herausforderungen begegnen“: wirtschaftlicher<br />
Art, im Energie- sowie im Umweltbereich.<br />
Dank der Fortschritte bei den europäischen Programmen<br />
habe ich jedoch Vertrauen <strong>in</strong> die Fähigkeit Europas,<br />
diese Herausforderungen zu bewältigen. Durch<br />
die Vere<strong>in</strong>igung all unserer Kräfte werden wir es unseren<br />
Unternehmen ermöglichen, ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
auf dem Weltmarkt zu erhalten.“<br />
Dieter Kaden und Ralph Riedle vor Ort<br />
Die DFS war mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung<br />
Herrn Dieter Kaden, dem Geschäftsführer Betrieb<br />
Herrn Ralph Riedle und e<strong>in</strong>em hochrangigen Mitarbeiterstab<br />
der DFS verteten. Herr Kaden unterzeichnete<br />
für die DFS die Absichtserklärung (<strong>in</strong> engl.: Decleration<br />
of Intent, DoI) als Vertreter der beteiligten Flugsicherungsorganisationen<br />
zur Schaffung des Funktionalen<br />
Luftraumblocks Europa Zentral, kurz FABEC.<br />
Ebenfalls e<strong>in</strong>e Absichtserklärung zur Schaffung e<strong>in</strong>es<br />
FABEC unterzeichneten die o.g. beteiligten Staatenvertreter.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland wurde<br />
Technik<br />
durch den Abteilungsleiter Luft- und Raumfahrt im<br />
Bundesmimisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
(BMVBS) M<strong>in</strong>isterialdirektor Thilo Schmidt<br />
vertreten. Herr Schmidt bezeichnete diese Unterschrift<br />
als die wichtigste se<strong>in</strong>er bisherigen Laufbahn. E<strong>in</strong>ige<br />
Staaten waren zusammen mit Vertretern aus dem zivilen<br />
und militärischen Sektor präsent. Dies sollte nochmals<br />
unterstreichen, dass die Integration der militärischen<br />
und zivilen Luftfahrt entscheidend für e<strong>in</strong>en<br />
Erfolg des FABEC ist. Die deutsche Integration wurde<br />
dabei immer wieder als Vorbild genannt.<br />
E<strong>in</strong> paar Worte an dieser Stelle zum allgeme<strong>in</strong>en<br />
Heul-, Schluchz- und Jammergesang der Repräsentanten<br />
von Fluggesellschaften und ihren Verbänden, wie<br />
er aktuell bei jeder Gelegenheit zu hören ist. Uns allen<br />
ist bewusst, dass die weltwirtschaftliche Situation<br />
auch auf den Luftverkehrsmarkt durchschlagen wird.<br />
Es wird von Verlusten <strong>in</strong> Millardenhöhe gesprochen.<br />
Nachdem der Ölpreis wieder s<strong>in</strong>kt, werden diese Verluste<br />
nahezu täglich korrigiert. Erst fünf, dann drei<br />
Millarden Dollar und so weiter. Nur man weiß ja nie,<br />
wovon die F<strong>in</strong>anzjongleure eigentlich reden. S<strong>in</strong>d das<br />
nun die ger<strong>in</strong>geren Gew<strong>in</strong>ne als ihre geplanten Gew<strong>in</strong>ne?<br />
Wirkliche Verluste, also weniger E<strong>in</strong>nahmen<br />
als Ausgaben? Man kann nur hoffen, dass die Airl<strong>in</strong>es<br />
nach dem 9/11 richtig reagiert haben, als wir ihnen<br />
schon damals angeraten haben, auch mal Geld für<br />
schlechtere Zeiten zurückgelegt haben. Ebenso muss<br />
man davon ausgehen, dass sich auch dieser Markt<br />
konsolidiert. Man kann nach me<strong>in</strong>er Auffassung nicht<br />
davon ausgehen, dass man die nächsten 30 Jahre mit<br />
e<strong>in</strong>er Billigflugl<strong>in</strong>ie für 25 Euro von Kopenhagen nach<br />
Madrid und zurück fliegen kann. Hier wird sich <strong>in</strong>besondere<br />
<strong>in</strong> schwierigen Zeiten der Markt re<strong>in</strong>igen.<br />
13 der flugleiter 2009/01
von<br />
Thorsten<br />
Wehe<br />
der flugleiter 2009/01<br />
Technik<br />
14<br />
„International Federation of<br />
Air Traffic Safety Electronics<br />
Associations“ IFATSEA<br />
38 th General Assembly <strong>in</strong> Ostende<br />
Wahlen<br />
Vom 06. bis 10.10.2008 kamen mehr als 200 Delegierte<br />
aus 30 Nationen zur Generalvollversammlung im<br />
belgischen Ostende zusammen. Neben den umfangreichen<br />
Themen der Agenda standen die Wahlen für<br />
den Vorstand im Vordergrund. Yvan Oulette aus Kanada<br />
wurde als Präsident e<strong>in</strong>stimmig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Amt bestätigt,<br />
Lazar Youssef aus Marokko zu e<strong>in</strong>em der drei<br />
Vizepräsidenten gewählt. Er folgt dem Japaner Shuji<br />
Takahashi, der nicht für e<strong>in</strong>e Wiederwahl kandidierte.<br />
Nach e<strong>in</strong>er Kampfabstimmung hielt der Grieche Thedore<br />
Kiritsis se<strong>in</strong> Amt als Vizepräsident. <strong>Der</strong> amerikanische<br />
Kandidat Sam Hawk<strong>in</strong>s konnte sich nicht<br />
durchsetzen. „Yes we can“ klappt also nicht immer.<br />
Vorstandsvorsitzener von Belgocontrol ruft nach e<strong>in</strong>er<br />
Lizenz für Flugsicherungstechniker und -<strong>in</strong>genieure<br />
Zum Auftakt der Versammlung hielten e<strong>in</strong>e Reihe<br />
hochrangige Vertreter Begrüßungsansprachen. Besondere<br />
Beachtung fand die Rede von Hr. T<strong>in</strong>t<strong>in</strong>, Vorstandsvorsitzender<br />
von Belgocontrol, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Grußworten die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Lizenzwesens für<br />
die FS-Technik unterstützte und die belgische Aufsichtsbehörde<br />
auffordert, zukünftig diese Anforderung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Berichte und Diskussionen<br />
Inhaltlich war die ganze Bandbreite der aktuellen Themen<br />
erfasst. In Berichten und Diskussionen wurden<br />
nachfolgende Punkte erörtert:<br />
• Entwicklung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramms<br />
für FS-Technisches Personal auf den Ebenen der<br />
ICAO und Eurocontrol<br />
• Entwicklung e<strong>in</strong>es Kompetenz Assessment für FS-<br />
Technisches Personal<br />
• Weiterentwicklung der sicherheitskririschen Aufgaben<br />
von FS-Technischem Personal<br />
• Sachstand zu den Zukunftsprogrammen NexGen<br />
und SESAR<br />
• Sachstand zur Zertifizierung von FS-Technischen<br />
E<strong>in</strong>richtungen<br />
• Detaillierte Zuordnung von FS-Technischen Systemen<br />
und E<strong>in</strong>richtungen zu den Bereichen Air Traffic<br />
Services (ATS) und Communication, Navigation, Surveillance<br />
(CNS)<br />
• Weiterentwicklung von Multilateration und Satellitentechnik<br />
• E<strong>in</strong>heitliche Standards für Überwachung und Steuerung<br />
von FS-Technischen Systemen und E<strong>in</strong>richtungen<br />
IFATSEA Regional Eurogroup<br />
Im Rahmen der General Assembly führte die IFATSEA<br />
Eurogroup drei Meet<strong>in</strong>gs durch, wobei die Angeordneten<br />
das Thema S<strong>in</strong>gle European Sky ATM Research<br />
(SESAR) <strong>in</strong>tensiv diskutierten. Mit SESAR entsteht e<strong>in</strong><br />
europäisches Entwicklungsprogramm zur Modernisierung<br />
der Flugsicherungs<strong>in</strong>frastruktur. Die IFATSEA war<br />
an den bisherigen Entwicklungsschritten bis zum Abschluss<br />
des Master Plan beteiligt. Die weitergehende<br />
Entwicklung soll bis 2013 abgeschlossen werden. Mit<br />
der Organisation SESAR Jo<strong>in</strong>t Undertak<strong>in</strong>g (SJU) sollen<br />
detaillierte Entwicklungsprogramme erarbeitet<br />
werden. <strong>Der</strong> SJU stehen <strong>in</strong> den nächsten Jahren 210<br />
Mio Euro für diese Entwicklungsarbeit zur Verfügung.<br />
Dieses Geld wird von der Europäischen Union und den<br />
beteiligten Partnern aus Industrie und Flugsicherungsorganisationen<br />
bereit gestellt.<br />
Die Entwicklungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Initiativen zur Bildung<br />
von Funktionalen Luftraumblöcken (FAB) <strong>in</strong> Europa<br />
wurde e<strong>in</strong>gehend diskutiert. In Gruppenarbeit<br />
haben sich Vertreter aus den beteiligten Nationen aus<br />
ihrem FAB zusammengefunden und die weitere Strategie<br />
erörtert.<br />
Auch das zweite Paket der europäischen Verordnungen<br />
zum S<strong>in</strong>gle European Sky (SES II) war Gegenstand<br />
der Diskussionen, wobei die weitere Vorgehensweise<br />
anhand der vorliegenden Entwürfe wichtiges<br />
Thema war. Die Kompetenzerweiterung der Europäischen<br />
Agentur für Flugsicherheit (EASA) wurde beleuchtet.<br />
Diese Erweiterung der Kompetenzen der<br />
EASA ist e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil des Paketes SES II.<br />
Die IFATSEA Eurogroup wird ihre Beratungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Meet<strong>in</strong>g vom 02. bis 04. April 2009 <strong>in</strong> Zagreb fortsetzen.
von<br />
Dr. Klaus<br />
Vosteen<br />
der flugleiter 2009/01<br />
Recht<br />
18<br />
Vorzeitige Inanspruchnahme der<br />
Altersrente für Schwerbeh<strong>in</strong>derte<br />
rechtswidrig<br />
Am 16.12.2008 hat das Bundesarbeitsgericht unter dem Geschäftszeichen<br />
9 AZR 985/07 die Revision der DFS gegen e<strong>in</strong>e Entscheidung<br />
des Landesarbeitsgerichts Bremen (LAG Bremen v. 22.08.2007<br />
– 2 Sa 239/06 und 2 Sa 249/06) zurückgewiesen und damit bestätigt,<br />
dass schwerbeh<strong>in</strong>derte Vorruhestandsgeldempfänger bei der<br />
DFS nicht verpflichtet s<strong>in</strong>d, vor Vollendung des 63. Lebensjahres<br />
e<strong>in</strong>e vorzeitige Altersrente für Schwerbeh<strong>in</strong>derte <strong>in</strong> Anspruch zu<br />
nehmen.<br />
<strong>Der</strong> Kläger war bis zur Vollendung se<strong>in</strong>es 55. Lebensjahres<br />
bei der DFS als Flugsicherungs<strong>in</strong>genieur tätig.<br />
Während se<strong>in</strong>es Vorruhestands nach dem Vorruhestand-<br />
TV/FST erlitt der Kläger e<strong>in</strong>en Unfall, auf Grund dessen<br />
er zu 100 % schwerbeh<strong>in</strong>dert wurde. Die DFS forderte<br />
ihn daraufh<strong>in</strong> auf, mit Vollendung se<strong>in</strong>es 60. Lebensjahres<br />
auf Grund der Regelungen <strong>in</strong> § 7 Abs. 1 u. 9 Abs. 1<br />
des Vorruhestand-TV/FST e<strong>in</strong>e Altersrente für Schwerbeh<strong>in</strong>derte<br />
<strong>in</strong> Anspruch zu nehmen, was zum Erlöschen<br />
des Anspruchs auf Vorruhestandsgeld geführt hat.<br />
Hiergegen setzte sich der Kläger zur Wehr mit der Begründung,<br />
dass die Verpflichtung zur frühestmöglichen<br />
Inanspruchnahme e<strong>in</strong>er Altersrente auf Grund<br />
der Vorschriften der §§ 7 Abs. 1, 9 Abs. 2 des VorruhestandTV/FST<br />
gegen das Diskrim<strong>in</strong>ierungsverbot<br />
Schwerbeh<strong>in</strong>derter aus Art. 3 Abs. 3 Satz 2 Grundge-<br />
setz (GG) und § 81 Abs. 2 SGB IX, das<br />
<strong>in</strong>zwischen im Allgeme<strong>in</strong>en Gleichbehandlungsgesetz<br />
(AGG) geregelt ist,<br />
verstoße. Nach den Gutachten e<strong>in</strong>es<br />
Rentenberatungs- und e<strong>in</strong>es Steuerberatungsbüros<br />
erhielt der Kläger bis<br />
zur Vollendung se<strong>in</strong>es 63. Lebensjahres<br />
ca. € 450,00 weniger Nettoe<strong>in</strong>kommen<br />
als e<strong>in</strong> vergleichbarer Kollege,<br />
der bis zur Vollendung se<strong>in</strong>es 63.<br />
Lebensjahres weiter Vorruhestandsgeld nach dem<br />
VorruhestandTV/FST bezogen hätte. Nach Vollendung<br />
des 63. Lebensjahres beliefen sich die Nachteile, die<br />
der Kläger auf Grund der frühzeitigen Inanspruchnahme<br />
der Altersrente auf Dauer h<strong>in</strong>zunehmen hat, auf<br />
ca. € 400,00 brutto im Monat.<br />
Bereits das Arbeitsgericht Bremen sah diese Benachteiligung<br />
als e<strong>in</strong>e mittelbare Diskrim<strong>in</strong>ierung und damit<br />
als e<strong>in</strong>en Verstoß gegen das Benachteiligungsverbot<br />
aus § 81 Abs. 2 SGB IX (alte Fassung) an und<br />
verurteilte die DFS, dem Kläger die f<strong>in</strong>anziellen Nachteile<br />
auszugleichen, die er durch die Inanspruchnahme<br />
se<strong>in</strong>er Altersrente vor Vollendung se<strong>in</strong>es 61. Lebensjahres<br />
gegenüber e<strong>in</strong>em vergleichbaren nicht<br />
schwerbeh<strong>in</strong>derten Arbeitnehmer erlitten hat.<br />
Mit se<strong>in</strong>er Berufung an das Landesarbeitsgericht Bremen<br />
verfolgte der Kläger se<strong>in</strong> Anliegen weiter und erreichte,<br />
dass festgestellt wurde, dass die DFS verpflichtet<br />
ist, das Vorruhestandsgeld bis zur Vollendung<br />
des 63. Lebensjahres weiterzuzahlen.<br />
Das Landesarbeitsgericht Bremen erklärte die tarifvertraglich<br />
vorgesehene Verpflichtung zur frühestmöglichen<br />
Inanspruchnahme e<strong>in</strong>er Altersrente für<br />
Schwerbeh<strong>in</strong>derte vor Vollendung des 63. Lebensjahres<br />
für unwirksam. <strong>Der</strong> Kläger werde durch diese<br />
Regelung benachteiligt, ohne dass dies durch sachliche<br />
Gründe gerechtfertigt sei. Zwar seien die tarifvertraglichen<br />
Normen ebenso wie die gesetzlichen<br />
Bestimmungen im Rentenrecht für sich genommen<br />
nicht diskrim<strong>in</strong>ierend, <strong>in</strong> ihrer Gesamtschau wirken<br />
sie sich aber nach der Überzeugung des Landesarbeitsgerichts<br />
Bremen für die Gruppe der Schwerbeh<strong>in</strong>derten<br />
ebenso wie für die Frauen, die ebenfalls vor<br />
Vollendung des 63. Lebensjahres e<strong>in</strong>e vorzeitige Altersrente<br />
<strong>in</strong> Anspruch nehmen können, benachteiligend<br />
aus, weil auf Grund der tarifvertraglichen Regelung<br />
die gesetzlich e<strong>in</strong>geräumte Möglichkeit zur<br />
vorzeitigen Inanspruchnahme der Altersrente zur<br />
Pflicht wird. Die Tatsache, dass diese Pflicht aus e<strong>in</strong>em
Tarifvertrag resultiert, sah das Landesarbeitsgericht<br />
Bremen nicht als h<strong>in</strong>reichenden Rechtfertigungsgrund<br />
für die Benachteiligung des Klägers an. Die Rechtsprechung<br />
des Bundesarbeitsgerichts zu der Verpflichtung<br />
der vorzeitigen Inanspruchnahme e<strong>in</strong>er Altersrente<br />
für bestimmte Beschäftigungsgruppen im Zusammenhang<br />
mit Sozialplanleistungen oder mit Altersteilzeitverträgen<br />
sah das Landesarbeitsgericht Bremen als<br />
nicht übertragbar an, weil mit dem VorruhestandTV/<br />
FST andere Ziele als mit Sozialplanleistungen und Altersteilzeitverträgen<br />
verfolgt würden.<br />
Diese E<strong>in</strong>schätzung des Landesarbeitsgerichts Bremen<br />
hat das Bundesarbeitsgericht nun am 16.12.2008<br />
im Pr<strong>in</strong>zip bestätigt. Es hat die Revision der DFS gegen<br />
die Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Bremen<br />
zurückgewiesen.<br />
Ke<strong>in</strong> Kommentar???<br />
Am 09.12.2008 war sie <strong>in</strong> fast <strong>in</strong> allen Tageszeitungen fett gedruckt<br />
zu lesen – die Studie der Technischen Universität Braunschweig.<br />
Die Uni hatte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er noch nicht e<strong>in</strong>mal abgeschlossenen Studie<br />
Meldungen des Kollisions-Alarmsystems von Flugzeugen (ACAS)<br />
über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum ausgewertet und daraus den fatalen<br />
Schluss gezogen, dass es mehrmals am Tag e<strong>in</strong>e Kollisionsdrohung<br />
am Himmel über Deutschland gebe.<br />
Natürlich folgte <strong>in</strong> den folgenden Tagen postwendend<br />
harsche Kritik so mancher Experten mit der Warnung<br />
für e<strong>in</strong>e unverantwortliche Panikmache. Ulf Kramer,<br />
Behördenchef der Bundesanstalt für Flugunfalluntersuchungen<br />
(BFU), entgegnete, tatsächliche kritische<br />
Situationen am deutschen Himmel ergäben sich zwei-<br />
bis achtmal im Jahr. Das System reagiere eben sehr<br />
frühzeitig und warne auch <strong>in</strong> unkritischen Alltagssituationen<br />
vor potentiellen Gefahren. Als Beispiel nannte<br />
der Direktor den Steigflug e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e nach dem<br />
Start. Dabei komme es vor, dass das Flugzeug vor e<strong>in</strong>er<br />
möglichen Kollision mit höher fliegenden Masch<strong>in</strong>en<br />
gewarnt werde. Das System wisse dabei nicht,<br />
dass der Pilot den Steigflug nach Erreichen der zugewiesenen<br />
Flughöhe beende und dem anderen Verkehr<br />
somit auch nicht zu nahe komme. Daher erfolgten die<br />
meisten Warnmeldungen eben nicht wegen e<strong>in</strong>er<br />
schweren Störung des Flugverkehrs.<br />
Auch die Pilotenvere<strong>in</strong>igung Cockpit (VC) hat E<strong>in</strong>schätzungen<br />
widersprochen, dass es über Deutschland<br />
täglich zu etlichen Fast-Zusammenstössen von Flugzeugen<br />
komme. Die Untersuchungen der Technischen<br />
Universität Braunschweig nannte der Berufsverband<br />
e<strong>in</strong>fach „unseriös“. VC-Sprecher Kirschneck wies darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass weder die Pilotenvere<strong>in</strong>igung noch die<br />
Fluggesellschaften an den Studien beteiligt waren.<br />
Recht / ATC<br />
Ob das Ergebnis des Verfahrens unmittelbar oder mittelbar<br />
auch auf die Übergangsversorgungstarifverträge<br />
für die Fluglotsen und Flugdatenbearbeiter und für<br />
die im operativen Dienst der DFS beschäftigten Frauen<br />
übertragbar ist, ist derzeit noch nicht abschließend zu<br />
sagen. Dies wird im Wesentlichen davon abhängen,<br />
von welchen Erwägungen die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts<br />
getragen ist. Die Urteilsbegründung<br />
liegt allerd<strong>in</strong>gs noch nicht vor.<br />
Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.<br />
<strong>Der</strong> Verfasser:<br />
Rechtsanwalt Dr. Klaus Vosteen, Kanzlei Weißmantel<br />
& Vogelsang, Bremen<br />
Sogar die Deutsche Flugsicherung<br />
(DFS) habe sich aus dem Projekt zurückgezogen.<br />
„Auf das Knowhow dieser<br />
Branche wurde e<strong>in</strong>fach verzichtet“.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kritisierte die Pilotenvere<strong>in</strong>igung,<br />
dass bislang ke<strong>in</strong> abschliessender<br />
Projektbericht vorliege.<br />
Die immer wieder veröffentlichten Zwischenstände<br />
des Projekts liessen jedoch starke Zweifel an dessen<br />
Seriosität aufkommen. Zudem diene der Versuch der<br />
Forscher, <strong>in</strong> diesem Projektstadium Öffentlichkeit zu<br />
generieren, nicht der Verbesserung des hohen Sicherheitsstandards<br />
des deutschen Flugverkehrs.<br />
Gleichzeitig hatten die Deutsche Lufthansa und die<br />
Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) ebenfalls vor<br />
dieser Panikmache gewarnt – der deutsche Luftraum<br />
sei e<strong>in</strong>er der sichersten der Welt.<br />
Alles gut und schön – doch trotz dieser manigfachen<br />
Gegendarstellungen der Experten frage ich mich <strong>in</strong><br />
der Tat:<br />
Gab es auch e<strong>in</strong>en Kommentar und/oder e<strong>in</strong>e öffentliche<br />
Kritik der DFS zu dieser Studie und zu dieser Panikmache?<br />
Bisher habe ich ke<strong>in</strong>e Zeile darüber gefunden<br />
und gelesen. Wenn man sich schon aus dem<br />
Projekt zurückgezogen hat, wäre es doch leicht, den<br />
Grund hierfür der Öffentlichkeit mitzuteilen und damit<br />
auch zur Beruhigung beizutragen – denn nachgefragt<br />
“Stimmt dies wirklich“? wurde von vielen!<br />
(„der flugleiter“ greift <strong>in</strong> Ausgabe 2/09 das Thema<br />
erneut auf.)<br />
von<br />
Wilfried<br />
Hermes<br />
19 der flugleiter 2009/01
von<br />
Ralf<br />
Re<strong>in</strong>warth<br />
der flugleiter 2009/01<br />
ATC Praxis<br />
22<br />
Seltener Gast<br />
Zu den bei uns im Upper Airspace vorkommenden, relativ seltenen<br />
Phänomenen wie Cosmic Debris (unangemeldet), UFOs (unangemeldet)<br />
oder ebenfalls unangemeldeten Gänsen <strong>in</strong> FL290 (astre<strong>in</strong>e<br />
Echelon-Formation auf dem Weg FFM-KRH-TRA, man „jabbelt“<br />
angeregt mite<strong>in</strong>ander), gehören auch ordentlich angemeldete IFR<br />
Flights <strong>in</strong> FL630 (M55 Myasitschew Geophysika, falscher Level für<br />
die Richtung; aber – ok) oder, wie an Silvester 2008 passiert, e<strong>in</strong><br />
Ballonaufstieg bis FL320.<br />
Da war das Staunen groß, erstmal über die Registräischn:<br />
D-OTGF. Delta Echos fliegen ja h<strong>in</strong> und wieder<br />
im Upper, aber Delta Oskars? „Was ist das überhaupt?“<br />
war die wohl meistgestellte Frage. Nun, es<br />
handelte sich um e<strong>in</strong>en Ballon, genauer gesagt um e<strong>in</strong>en<br />
Heißluftballon. Ausgerüstet mit Funk und Transponder<br />
schickte sich dieser Ballon an, <strong>in</strong> den Upper<br />
Airspace zu steigen. Da kam er dann auch h<strong>in</strong>, <strong>in</strong>zwischen<br />
vom ganzen Center bestaunt, denn so etwas<br />
gibt es wirklich nicht alle Tage. Sofort machten Vermutungen<br />
die Runde, da sei e<strong>in</strong>e Kapsel unten dran, der<br />
Deutsche Wetterdienst hat e<strong>in</strong>en speziellen Ballon gebaut<br />
für Höhenforschung, sonst käme der Funk nicht<br />
so klar, der hätte e<strong>in</strong>en Raumanzug an usw.<br />
Zusätzliche Nahrung für die Sensationsgier gab die<br />
unerfreuliche Tatsache, dass dem besagten Ballon <strong>in</strong><br />
FL280 der Brenner die Grätsche machte und das Fluggerät<br />
mit ca. 1.800 – 2.000 Fuß pro M<strong>in</strong>ute abstieg.<br />
Das ist für e<strong>in</strong>en Heißluftballon ke<strong>in</strong>e gesunde Rate.<br />
Na ja, von e<strong>in</strong>em Unglück war später <strong>in</strong> der Tagesschau<br />
ke<strong>in</strong>e Rede und es hielten sich die tollsten Geschichten<br />
über das was und wie.<br />
Also habe ich mal me<strong>in</strong>e Standard-Investigation gestartet<br />
und lieber mal e<strong>in</strong>en gefragt, der dabei war<br />
und der es wissen muss, den Piloten.<br />
Das war der Herr Thomas Fischer vom Ballonsportclub<br />
Hildburghausen, der sich bei unserem Telefonat als<br />
erstes für die tolle Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />
Flugsicherung bedankte, es war ihm e<strong>in</strong> ausdrückliches<br />
Bedürfnis, dass ich das hier zum Ausdruck<br />
br<strong>in</strong>ge. Ke<strong>in</strong>e Ursache, Herr Fischer, wir machen das<br />
gerne.<br />
Die Tatsachen, die ich jetzt zu hören bekam, waren naturgemäß<br />
sehr anders als die im Kontrollraum kursierenden<br />
Gerüchte und sehr <strong>in</strong>teressant. Also erstmal<br />
nix mit Kapsel unten dran und Raumanzug oder ähnlicher<br />
Kokolores; es handelte sich um e<strong>in</strong>en ganz normalen<br />
Heißluftballon für den Fahrgastbetrieb, e<strong>in</strong> Modell<br />
der Firma Schroeder Fireballoons <strong>in</strong> Schweich bei<br />
Trier mit 4.250 Kubikmeter Inhalt (Hubraum? Käme<br />
sprachlich und sachlich h<strong>in</strong>, oder?). Dass er nicht nur<br />
besser climbte (das kann jeder) sondern auch besser<br />
zu verstehen war als jeder Avrol<strong>in</strong>er lag an dem von<br />
Herrn Fischer benutzten Headset, mit dem man sich<br />
auch dann noch mit der Flusi verständigen kann, wenn<br />
der Brenner zündet, dann wird es nämlich derbe laut,<br />
(ist das <strong>in</strong> der UZ bei CC auch so? pruuust!) und zwar<br />
nur dann, um mal e<strong>in</strong> paar physikalische basics zu<br />
streuen, ansonsten ist es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ballon ruhig, ganz<br />
ruhig, denn er fährt mit dem W<strong>in</strong>d, es gibt also ke<strong>in</strong>erlei<br />
W<strong>in</strong>dgeräusche. In Spielfilmen flattern den Ballonfahrern<br />
manchmal die Haare im Fahrtw<strong>in</strong>d, das ist<br />
dummes Zeug!
Zum Raumanzug: es handelte sich um e<strong>in</strong>en Overall,<br />
wie ihn auch Gleitschirmflieger benutzen, e<strong>in</strong> Astronautenhelm<br />
war auch nicht im Spiel, der Pilot hatte<br />
noch nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Mütze auf, <strong>in</strong> der trockenen,<br />
m<strong>in</strong>us 40 Grad kalten Luft bei direkter Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />
greift derselbe Effekt, wie ihn Skifahrer beim<br />
sonnen vor der Ballerbude kennen, es ist schön<br />
warm.<br />
Sauerstoff! Hatte man Sauerstoff dabei? Ja- ab 3.500<br />
Meter wird Sauerstoff geatmet. Fallschirme? Fehlanzeige,<br />
braucht man nicht, die Ballonhülle wirkt ja als<br />
Fallschirm.<br />
E<strong>in</strong> paar Fakten zur Fahrt: Ziel war der Aufstieg bis auf<br />
10.000 Meter Höhe. Ke<strong>in</strong> Rekordversuch, ke<strong>in</strong>e Ambitionen<br />
fürs Gu<strong>in</strong>ness-Buch der Rekorde oder so etwas.<br />
Start war um 07:37 Uhr <strong>in</strong> EDQH, Herzogenaurach,<br />
Landung um 10:10Uhr <strong>in</strong> Hofheim <strong>in</strong> Unterfranken. Pilot<br />
Thomas Fischer mit Copilot Claus Möller. Höchste<br />
erreichte Höhe 8.312 Meter, dann rasanter Abstieg<br />
wegen Brenner-Ausfall, sozusagen: „Eng<strong>in</strong>e-Failure“.<br />
Wie muss man sich diesen rasanten Descent vorstellen,<br />
kann da was passieren, Absturzgefahr? Ne<strong>in</strong>. Je<br />
tiefer der Ballon kommt, desto mehr stabilisiert er<br />
sich auch durch die höhere Luftdichte. Beim rasanten<br />
Abstieg wie <strong>in</strong> unserem Fall dreht sich die Ballonhülle<br />
um die eigene Achse, während die Gondel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er elliptischen<br />
Bewegung schw<strong>in</strong>gt, das ist wohl eher<br />
nichts für zahlende Gäste, da s<strong>in</strong>d professionelle Nerven<br />
angesagt.<br />
Herr Fischer wird es sicher noch e<strong>in</strong>mal versuchen, im<br />
Moment versucht er, geme<strong>in</strong>sam mit dem Hersteller,<br />
herauszuf<strong>in</strong>den, warum der Brenner streikte. Also<br />
Jungs, bis zur nächsten großen Fahrt und herzlich willkommen<br />
im oberen Luftraum!<br />
ATC Praxis<br />
23 der flugleiter 2009/01
Gezerre um<br />
Orlando Approach<br />
Geschichte wiederholt sich eigentlich nicht. Zum<strong>in</strong>dest nicht, wenn<br />
man e<strong>in</strong>en Vorgang, der sich <strong>in</strong> der Vergangenheit abgespielt hat,<br />
auf die Gegenwart zu übertragen versucht. Allerd<strong>in</strong>gs glaubt man<br />
h<strong>in</strong> und wieder, dass unsere Entscheidungsträger <strong>in</strong> Politik, Verwaltung<br />
und Wirtschaft aus Fehlentscheidungen der Vergangenheit<br />
nichts gelernt haben und sich nun anschicken, frühere Fehlentscheidungen<br />
zu wiederholen. E<strong>in</strong> Blick nach Florida sche<strong>in</strong>t dies zu<br />
bestätigen.<br />
Ältere Kollegen mögen sich noch daran er<strong>in</strong>nern.<br />
Kaum hatte die DFS die Aufgaben der ehemaligen<br />
Flugsicherungsbehörde BFS übernommen, schickte<br />
sie sich an, den alten Laden umzukrempeln und sich<br />
auf den Weg zur besten Flugsicherung der Welt aufzumachen.<br />
E<strong>in</strong>e damals viel umstrittene Entscheidung<br />
war, die Platzkontrollstellen von ihren Anflugkontrollen<br />
zu trennen und letztere <strong>in</strong> die Center zu verlegen.<br />
<strong>Der</strong> damalige Verband <strong>Deutscher</strong> <strong>Flugleiter</strong> e.V. (VDF),<br />
der Berufsverband der Controller und Flugdatenbearbeiter<br />
und e<strong>in</strong>e der Vorgängerorganisationen der GdF,<br />
wehrte sich vehement gegen diese Entscheidung. Weil<br />
nach se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung Tower und Approach zusammengehören,<br />
die geme<strong>in</strong>samen Erfahrungen und Kenntnisse<br />
der dort <strong>in</strong> beiden Bereichen e<strong>in</strong>gesetzten Controller<br />
für e<strong>in</strong>e optimale Betriebsabwicklung standen<br />
und diese Konstellation auch für die fliegende Kundschaft<br />
die beste Dienstleistung bot. Die meisten Kollegen,<br />
die noch als Tower- und Approachcontroller ihre<br />
Brötchen verdienten und die Vorteile dieses Systems<br />
kennen, werden dem wohl kaum widersprechen.<br />
Bekanntlich kam es anders. Unter anderem, weil die<br />
DFS sich verpflichtet fühlte, der Ökonomie e<strong>in</strong>en höheren<br />
Stellenwert e<strong>in</strong>zuräumen als dies die alte Behörde<br />
für erforderlich hielt. Letztlich schauten ja auch<br />
die Kunden aufs Geld und drängten auf e<strong>in</strong>e Reduzierung<br />
der Flugsicherungsgebühren. Und last, but not<br />
least, sah sich die DFS verpflichtet, sich für den zu erwartenden<br />
Wettbewerb fit zu machen. Dass es bei diesem<br />
Wettbewerb primär um ökonomische und weniger<br />
um betriebliche und sicherheitsrelevante Fragen<br />
gehen würde – nun ja, das war zu erwarten (e<strong>in</strong> hoher<br />
Sicherheitsstandard wird ganz e<strong>in</strong>fach als gegeben<br />
angenommen). So befanden sich die VDF-Vertreter <strong>in</strong><br />
der damals e<strong>in</strong>gerichteten Tower/Approach-Arbeitsgruppe<br />
von vorne here<strong>in</strong> auf der Verliererstrasse. Tem-<br />
ATC Abroad<br />
pi passati – die Trennung von Tower und Approach ist<br />
längst vollzogen. Don´t cry over spilt milk!<br />
Die Lage <strong>in</strong> den USA<br />
Bei Diskussionen <strong>in</strong> der oben erwähnten Tower/Approach-Arbeitsgruppe<br />
wurden die Vertreter des VDF<br />
und des Betriebsrates immer wieder darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
dass <strong>in</strong> den USA, die ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es der besten<br />
Flugsicherungssysteme der Welt betreiben würden,<br />
diese Trennung schon längst vollzogen wäre und die<br />
TRACONs (Term<strong>in</strong>al Radar Approach Control) als eigenständige<br />
E<strong>in</strong>heiten operieren würden. <strong>Der</strong> E<strong>in</strong>wand,<br />
dass dies nicht generell den Tatsachen entspräche<br />
und <strong>in</strong> den USA sehr wohl geme<strong>in</strong>same Tower/<br />
Approach-E<strong>in</strong>heiten existieren würden, wurde – wenn<br />
überhaupt – nur am Rande zur Kenntnis genommen.<br />
Natürlich gab es <strong>in</strong> den USA bereits seit langem eigenständige<br />
Anflugkontrollstellen.<br />
Doch diese wurden meist dort e<strong>in</strong>gerichtet, wo sich<br />
mehre kontrollierte Plätze <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe befanden<br />
und es zur Vermeidung aufwendiger Koord<strong>in</strong>ationsverfahren<br />
s<strong>in</strong>nvoll war, die Anflugkontrolle <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em TRACON zusammenzufassen. In diesem S<strong>in</strong>n<br />
befürwortete auch der VDF, für die (damals) drei Berl<strong>in</strong>er<br />
Flughäfen e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Anflugkontrolle e<strong>in</strong>zurichten.<br />
Dazu soll <strong>in</strong> diesem Zusammenhang noch<br />
auf e<strong>in</strong>en wichtigen Unterschied zwischen den USA<br />
und Deutschland h<strong>in</strong>gewiesen werden. Denn während<br />
bei uns die Anflugkontrollstellen <strong>in</strong> die Bezirkskontrollen<br />
<strong>in</strong>tegriert (oder soll man besser sagen, dort<br />
räumlich angesiedelt) wurden, ist dies <strong>in</strong> Amerika anders.<br />
Dort operieren die TRACONs unabhängig von<br />
den jeweiligen ARTCCs (Air Route Traffic Control Center);<br />
sie bef<strong>in</strong>den sich meist auf dem Gelände des jeweiligen<br />
bzw. auf e<strong>in</strong>em der von ihnen bedienten Flughafen.<br />
Das hat aus Redundanzgründen bestimmte<br />
von<br />
Werner<br />
Fischbach<br />
29 der flugleiter 2009/01
der flugleiter 2009/01<br />
ATC Abroad<br />
30<br />
Vorteile. Denn sollte e<strong>in</strong> Center ausfallen, so s<strong>in</strong>d die<br />
TRACONs weiterh<strong>in</strong> noch e<strong>in</strong>satzfähig und können e<strong>in</strong>en<br />
Teil des Verkehrs autonom abwickeln.<br />
Nun sche<strong>in</strong>t auch die US Luftfahrtbehörde FAA bzw.<br />
die für Flugsicherungsorganisation zuständige Unterabteilung<br />
ATO (Air Traffic Organization) auf die Idee<br />
verfallen zu se<strong>in</strong>, an e<strong>in</strong>igen Flughäfen die Anflugdienste<br />
von der Platzkontrolle zu trennen. Nicht, um<br />
sie zu e<strong>in</strong>er Bezirkskontrollstelle zu verlegen, sondern<br />
sie als eigenständige E<strong>in</strong>heit zu betreiben. Wobei anzunehmen<br />
ist, dass die Approachcontroller weiterh<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> den selben Räumlichkeiten arbeiten werden. Dass<br />
✈ Orlando Tower –<br />
zukünftig „stand<br />
alone“?<br />
damit auch die Lotsen ihre geme<strong>in</strong>samen Berechtigungen<br />
verlieren und zukünftig nur noch als Tower-<br />
oder eben als Approachcontroller arbeiten sollen, versteht<br />
sich von selbst.<br />
Was die FAA damit bezweckt, ist nicht so e<strong>in</strong>fach nachzuvollziehen.<br />
Denn sie schafft dadurch e<strong>in</strong>en zusätzlichen<br />
bürokratischen Aufwand – schließlich muss zum<strong>in</strong>dest<br />
für e<strong>in</strong>e der beiden E<strong>in</strong>heiten, also entweder<br />
für den ATCT (Aerodrome Traffic Control Tower) oder<br />
für das TRACON, e<strong>in</strong> neues Management e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden. <strong>Der</strong> Berufsverband der Controller NATCA (National<br />
Air Traffic Controllers Association) nimmt an,<br />
dass die FAA sich alle<strong>in</strong> aus Personalgründen für diese<br />
Trennung entschlossen hat und sie dadurch die (zu<br />
wenigen) Lotsen schneller ausbilden und danach effektiver<br />
e<strong>in</strong>setzen könne. „This split is not be<strong>in</strong>g done<br />
for safety, but rather to address poor staff<strong>in</strong>g and long<br />
tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g times at the facility“, erklärte Victor Santone,<br />
Vizepräsident der NATCA Southern Region. „This split<br />
creates an artificially well-staffed tower overnight; unfortunately,<br />
it´s be<strong>in</strong>g a tower with very little cumulative<br />
experience. The staff<strong>in</strong>g problem will exist even<br />
after the split occurs“.<br />
Die Kandidaten und der Widerstand <strong>in</strong> Orlando<br />
Bereits am 4. März letzten Jahres verkündete die FAA,<br />
dass sie an vier wichtigen Flugsicherungse<strong>in</strong>heiten<br />
die Anflugkontrolldienste von der Platzkontrolle trennen<br />
wolle – In Philadelphia, Miami, Memphis und Orlando.<br />
Dass sich die Controller und die NATCA gegen<br />
diese Maßnahme wehrten, war nicht weiter verwunderlich.<br />
Und sie führten <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie fachliche Grün-<br />
Photo: Rich Barth
de für ihren Widerstand an. Die sich, wen mag es verwundern,<br />
kaum von jenen Argumenten unterscheiden,<br />
die damals vom VDF vorgebracht wurden. Das Hauptargument<br />
ist, dass die Schnittstelle zwischen der Anflug-<br />
und Platzkontrolle e<strong>in</strong>e der kompliziertesten bei<br />
der Flugverkehrskontrolle und es deshalb am s<strong>in</strong>nvollsten<br />
ist, wenn die dort e<strong>in</strong>gesetzten Lotsen über<br />
Erfahrungen beider Bereiche verfügen. Wörtlich führt<br />
die NATCA aus: „Both portions of a facility depend<br />
highly upon one another and air traffic operations are<br />
imporved by controllers with experience <strong>in</strong> both areas.“<br />
<strong>Der</strong> NATCA-Vertreter für Florida, Mitch Herrick erläuterte,<br />
dass sich se<strong>in</strong>e Arbeit im Tower auf die Aufgaben<br />
der Anflugkontrolle (und natürlich die der<br />
Anflug- auf die Platzkontrolle) auswirkt und me<strong>in</strong>te:<br />
„By work<strong>in</strong>g both positions, I´m better able to visualize<br />
potential problemes and avoid them!“<br />
In Philadelphia und <strong>in</strong> Miami waren die Controller bei<br />
ihrem Kampf gegen die FAA erfolgreich. Entsprechende<br />
Pläne s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen vom Tisch. Wobei nicht<br />
verschwiegen werden darf, dass es der NATCA gelungen<br />
ist, e<strong>in</strong>ige Mitglieder des Kongress´ von ihren Argumenten<br />
zu überzeugen und die Politiker für ihre<br />
Sache zu gew<strong>in</strong>nen. Memphis und Orlando hatten weniger<br />
Glück – sie stehen weiterh<strong>in</strong> auf der Liste der<br />
FAA. Die Trennung sollte übrigens noch vor dem Präsidentenwechsel<br />
im Januar vollzogen werden, was die<br />
NATCA besonders geärgert hat.<br />
Doch <strong>in</strong>zwischen engagieren sich auch mit Bill Nelson<br />
e<strong>in</strong> Mitglied des Senats und 13 Kongressabgeordnete<br />
sowohl der Demokraten als auch Republikaner für<br />
ATC Abroad<br />
e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Tower/Approach-E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> Orlando<br />
und haben zusammen e<strong>in</strong> Schreiben an die FAA bzw.<br />
die ATO gerichtet. Dabei weisen sie darauf h<strong>in</strong>, dass<br />
e<strong>in</strong>e Trennung der Anflug- von der Platzkontrolle e<strong>in</strong>e<br />
höhere Zahl von Controllern erfordern würde als e<strong>in</strong>e<br />
geme<strong>in</strong>same Kontrollstelle, die FAA ihre Flexibilität<br />
beim E<strong>in</strong>satz der Lotsen verlieren würde und dass<br />
durch diese Trennung die Zahl der FAA-Dienststellen<br />
und damit auch die Zahl der Führungs- und Verwaltungsstellen<br />
erhöht würde. Als besonders wichtigen<br />
Punkt stellten sie heraus, dass e<strong>in</strong> FAA-Manager aus<br />
Atlanta auf Probleme h<strong>in</strong>wies, die sich nach der Trennung<br />
von Tower und Approach <strong>in</strong> Atlanta vor ca. zehn<br />
Jahren ergeben haben: „A FAA Manager <strong>in</strong> Atlanta, a<br />
once-comb<strong>in</strong>ed facility that was de-comb<strong>in</strong>ed over a<br />
decade ago, recently acknowledged that he needed<br />
controllers to be certified <strong>in</strong> both Tower and TRACON<br />
operations, validat<strong>in</strong>g the efficiency of ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
comb<strong>in</strong>ed facilities.“<br />
Bleibt zu hoffen, dass der E<strong>in</strong>satz der Politiker von Erfolg<br />
gekrönt ist. Nicht auszuschließen ist ferner, dass<br />
durch den Präsidentenwechsel nicht nur e<strong>in</strong> neuer<br />
Mann im Weißen Haus e<strong>in</strong>zieht, sondern dass der neue<br />
W<strong>in</strong>d, den Barack Obama versprochen hat, auch im<br />
Verkehrsm<strong>in</strong>isterium und <strong>in</strong> der FAA zu spüren ist. Die<br />
NATCA, die Obama unterstützt hatte, verspricht sich<br />
sicher e<strong>in</strong>iges vom neuen Präsidenten. Patrick Forrey,<br />
Präsident der NATCA hat bereits erklärt, dass er sich so<br />
schnell wie möglich mit Ray LaHood, dem zukünftigen<br />
Verkehrsm<strong>in</strong>ister, treffen und mit ihm e<strong>in</strong>ige Probleme<br />
besprechen möchte. Vielleicht kommt ja auch das Thema<br />
Orlando (und Memphis) zur Sprache.<br />
31 der flugleiter 2009/01
It´s a long way …<br />
Ja, es war tatsächlich e<strong>in</strong> langer, langer Weg, der da von den Braunschweiger<br />
Fluglotsen zu gehen war, bis endlich e<strong>in</strong> Tarifvertragsabschluss, der<br />
diese Bezeichnung auch verdient, erreicht wurde. Es war so zu sagen der<br />
„Jakobsweg“ <strong>in</strong> der Tarifgeschichte der Regionalflughäfen.<br />
1986: Aus den Anfangstagen<br />
Da gab es e<strong>in</strong>en <strong>Flugleiter</strong> und Beauftragten für Luftaufsicht<br />
des Landes Niedersachsen (BfL), der von se<strong>in</strong>em<br />
Arbeitgeber, der Flughafengesellschaft Braunschweig<br />
m.b.H. (FGB), zusammen mit zwei weiteren Kollegen zu<br />
e<strong>in</strong>em Qualifikationslehrgang der Bundesanstalt für<br />
Flugsicherung (BFS) <strong>in</strong> die Regionalkontrollstelle Bremen<br />
geschickt wurde.<br />
<strong>Der</strong> damalige Geschäftsführer des Verbandes <strong>Deutscher</strong><br />
<strong>Flugleiter</strong> (VDF), Ulli W<strong>in</strong>d, besuchte die Lehrgangsteilnehmer<br />
und stellte ihnen den VDF vor. Prompt<br />
traten der besagte BfL und se<strong>in</strong>e Kollegen <strong>in</strong> den VDF<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Nachdem klar war, dass diese BfL künftig als Fluglotsen<br />
auf dem Flughafen Braunschweig arbeiten würden, forderten<br />
sie ihren Arbeitgeber zu Verhandlungen über die<br />
E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er vorgezogenen Altersregelung, den Abschluss<br />
e<strong>in</strong>er Berufsunfähigkeitsversicherung und die<br />
Gewährung von Regenerationskuren auf. <strong>Der</strong> Arbeitgeber<br />
bekundete damals schriftlich, er habe ke<strong>in</strong> Interesse<br />
an solchen Verhandlungen.<br />
In der Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen des VDF<br />
schreibt dessen langjähriger Geschäftsführer, Hannes<br />
Ziegler, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag über die achtziger Jahre im<br />
VDF unter anderem: „Weitere Brennpunkte der Mitgliederversammlung<br />
1986 waren die E<strong>in</strong>beziehung der Regionalflughäfen<br />
<strong>in</strong> die BFS sowie die unbefriedigenden<br />
Fortschritte bei der Verwirklichung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen<br />
Regionalflughäfen<br />
europäischen Flugsicherung. So richtig weiter s<strong>in</strong>d wir<br />
ja mit letzten beiden Punkten auch im Jahr 2002 noch<br />
nicht, oder?“<br />
1999: Mitten dr<strong>in</strong><br />
Nun ja, e<strong>in</strong>en Lichtblick gab es zwischendurch schon. –<br />
Nachdem die Transition der „Bundesanstalt für Flugsicherung“<br />
zur „Deutsche Flugsicherung DFS GmbH“ abgeschlossen,<br />
der DFS-Haustarifvertrag unter Dach und<br />
Fach und die Integration der überörtlichen militärischen<br />
Flugsicherung abgeschlossen war, schienen endlich<br />
auch die Fluglotsen der Regionalflughäfen von dem im<br />
Herbst 1993 unterzeichneten Kooperationsvertrag zwischen<br />
VDF und DAG zu profitieren. Mithilfe der DAG gelang<br />
es, die „Tarifgeme<strong>in</strong>schaft <strong>Deutscher</strong> Länder“<br />
(TDL) und den „Verband kommunaler Arbeitgeberverbände“<br />
(VkA) an den Verhandlungstisch zu drängen.<br />
Nach mehreren Verhandlungsrunden kamen die Arbeitgeber<br />
im Sommer 1998 zu dem Ergebnis, dass die Erfüllung<br />
der VDF/DAG-Forderungen (z. B.: Vorruhestandsregelung<br />
auf der Basis des Altersteilzeitgesetzes) nicht<br />
bezahlbar und daher unerfüllbar sei.<br />
Nachdem weitere Sondierungsgespräche des damaligen<br />
DAG-Verhandlungsführers, Klaus Eger, erfolglos<br />
blieben, kam es im Dezember 1998 zu zeitgleichen<br />
Warnstreiks <strong>in</strong> Augsburg, Braunschweig und Dortmund.<br />
Die Arbeitgeber reagierten auf diese Warnstreiks nicht.<br />
– Die Folge: Im Frühjahr 1999 wurde die Urabstimmung<br />
über Arbeitskampfmaßnahmen durchgeführt. Ergebnis:<br />
99 % der Lotsen stimmten für e<strong>in</strong>en Streik! – <strong>Der</strong><br />
e<strong>in</strong><br />
Rückblick<br />
von<br />
Wolfgang<br />
Burckhardt<br />
33 der flugleiter 2009/01
der flugleiter 2009/01<br />
34<br />
Regionalflughäfen<br />
✈ „Im Streikbüro der Braunschweiger Fluglotsen:<br />
(von rechts) Ralf Boison, Streikleiter Markus Siebers,<br />
Udo Bulgen und Manfred Scheuer“<br />
Streik sollte am Dienstag nach Ostern 1999 beg<strong>in</strong>nen.<br />
Doch dazu kam es damals nicht. Am Gründonnerstag<br />
gab es nämlich plötzlich wieder Tarifverhandlungen, bei<br />
denen dann unsere Forderungen aus dem Sommer des<br />
Vorjahres im „Tarifvertrag zur Regelung des Übergangs<br />
<strong>in</strong> den Ruhestand für Angestellt im Flugverkehrskontrolldienst<br />
durch Altersteilzeit“ festgeschrieben wurden.<br />
Hier e<strong>in</strong>ige Eckdaten:<br />
• E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die aktive Phase der Altersteilzeit nach dem<br />
Blockmodell mit 55 Jahren<br />
• Altersteilzeitgehalt <strong>in</strong> Höhe von 88% des letzten Gehalts<br />
vor E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Altersteilzeit<br />
• e<strong>in</strong>e Gutschrift von 800 Arbeitsstunden auf e<strong>in</strong> Arbeitszeitkonto<br />
• Mit 57,5 Jahren: E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die passive Phase der Altersteilzeit<br />
• E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Altersrente mit 60 Jahren unter H<strong>in</strong>nahme<br />
von 18 % Rentenabschlag für den Rest des Lebens<br />
• E<strong>in</strong>e Abf<strong>in</strong>dungszahlung bei Rentene<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> Höhe<br />
von 5 Monatsgehältern sollte der Abmilderung des<br />
Rentenabschlags dienen<br />
Wie viele Lotsen letztendlich von diesem Vertrag profitiert<br />
haben, ist leider nicht dokumentiert. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
wurde diese Regelung bereits Ende 2003 (ausgerechnet<br />
auf Initiative e<strong>in</strong>er sozialdemokratisch geführten<br />
Bundesregierung) vom Deutschen Bundestag durch<br />
Änderung des Rentenrechts auf ziemlich subtile Weise<br />
kassiert. E<strong>in</strong>en Vertrauensschutz gab es unter bestimmten<br />
Bed<strong>in</strong>gungen nur für Menschen, die vor dem<br />
01. 01. 1952 geboren worden waren.<br />
2005: Erste neue Schritte<br />
Als Reaktion der GdF auf die veränderte Situation wurde<br />
e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe der GdF-Tarifkommission gebildet,<br />
die e<strong>in</strong>en Entwurf für e<strong>in</strong>e „Branchentarifvertrag<br />
Flugsicherung“ erarbeiten sollte. Diese Kommission leistete<br />
sehr effektive Arbeit und entwarf bereits im Mai<br />
2005 e<strong>in</strong> entsprechendes Tarifvertragswerk, das auch<br />
den Segen der großen Tarifkommission bekam. Als ersten<br />
Regionalflughafen forderte die GdF den Arbeitgeber<br />
des Flughafens Hahn auf, e<strong>in</strong>en Tarifvertrag auf der<br />
Grundlage des Entwurfs dieses Branchentarifvertrags<br />
für se<strong>in</strong>e Fluglotsen abzuschließen. Diese Aufforderung<br />
fiel zeitlich <strong>in</strong> die Schlussphase der „Prozessfeuerwerke“,<br />
die ver.di, die DFS und andere Arbeitgeber ge-<br />
gen die erst junge GdF abfeuerten. Nach anfänglichen<br />
(manchmal schon äußerst dubiosen) Rückschlägen auf<br />
den unteren Ebenen deutscher Arbeitsgerichtsbarkeit<br />
g<strong>in</strong>g die GdF aus allen gerichtlichen Rangeleien als<br />
strahlender Sieger hervor, so dass auch der Arbeitgeber<br />
der Fluglotsen des Airport „Frankfurt-Hahn“ an Tarifverhandlungen<br />
mit der GdF nicht mehr vorbei konnte.<br />
2007: Erfolgreiche Verhandlungen auf dem „Hahn“<br />
Nachdem die Arbeitgeber begriffen hatten, dass die<br />
GdF die angekündigte „Tarifpolitik mit Augenmaß“ realisieren<br />
und Rücksicht auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />
des jeweiligen Tarifpartners nehmen würde,<br />
kam es am 27. August 2007 zum Auftakt der Verhandlungen<br />
auf dem Hahn, die am 19. September bei FRA-<br />
PORT fortgesetzt wurden. Während bei den ersten Tarifverhandlungen<br />
der GdF mit der DFS von „Geiselnahme“<br />
die Rede war, sprach nun die Arbeitgeberseite von „Erpressung“.<br />
Doch offenbar führte der H<strong>in</strong>weis e<strong>in</strong>es Lotsen,<br />
man solle sich die Vergütung e<strong>in</strong>er Lufthansa-Stewardess<br />
mit 15 Dienstjahren im Long-Range-E<strong>in</strong>satz mal<br />
ansehen, bei der Gegenseite zu e<strong>in</strong>em Umdenkprozess.<br />
So kam es total unkrim<strong>in</strong>ell und relativ zügig zu e<strong>in</strong>em<br />
Tarifabschluss. Im Januar 2008 konnte dann der Vertrag<br />
mit e<strong>in</strong>er Laufzeit von 3 Jahren unterzeichnet werden.<br />
Neben Vere<strong>in</strong>barungen über Arbeitszeit, Pausen, Regenerationszeiten<br />
etc. gab es e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e betriebliche<br />
Altersversorgung sowie e<strong>in</strong>e Weiterbeschäftigungsgarantie<br />
über die besondere Altersgrenze für<br />
Fluglotsen von 57 Jahren h<strong>in</strong>aus, ohne dass die Betroffenen<br />
Lohne<strong>in</strong>bußen befürchten müssen. E<strong>in</strong>e regelrechte<br />
„Übergangsversorgung“ e<strong>in</strong>zuführen, bleibt damit<br />
künftigen Tarifverhandlungen vorbehalten Statt -<br />
dessen wurde für die dortigen Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />
e<strong>in</strong>e „strukturelle“ Anhebung ihrer Vergütungen vere<strong>in</strong>bart.<br />
Mit dem Abschluss dieses Tarifvertrages war quasi<br />
der Pilotabschluss für die Lotsen der Regionalflughäfen<br />
gelungen und die Messlatte für weitere Verhandlungen<br />
geeicht!<br />
2008: number next <strong>in</strong> sequence: Braunschweig<br />
Bereits am 10. Juli 2007 wurde die „Flughafen Braunschweig-Wolfsburg<br />
GmbH“ (FBWG) von der GdF schriftlich<br />
zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Da die FBWG<br />
Mitglied im „Kommunalen Arbeitgeberverband“ (KAV)<br />
ist, musste auch der KAV-Niedersachsen e<strong>in</strong>bezogen<br />
werden. Letztendlich wurde dem Geschäftsführer der<br />
FBWG e<strong>in</strong> Fachanwalt für Arbeitsrecht als Verhandlungsführer<br />
der Arbeitgeberseite an die Seite gestellt.<br />
Als virtueller „Dritter im Bunde“ saß bei den Verhandlungen,<br />
die endlich am 22. Mai 2008 <strong>in</strong> Gang kamen,<br />
der Aufsichtsrat der FBWG mit am Tisch.<br />
Deutlich war zu merken, dass der Aufsichtsrat den beiden<br />
Unterhändlern nicht gerade die sprichwörtlich „lange<br />
Le<strong>in</strong>e“ gelassen hatte. Spürbar war auch der Druck,<br />
den der „ADV-Ausschuss Regionale Verkehrsflughäfen<br />
und Verkehrslandeplätze RVV“ auf den Geschäftsführer<br />
der FBWG ausgeübt hatte. Die Halter anderer deutscher<br />
RVV betrachteten Braunschweig offensichtlich als
letztes Bollwerk gegen die tariflichen Begehrlichkeiten<br />
der GdF und ihrer Mitglieder.<br />
Zum Eklat kam es dann am 23. Juli durch den Bruch des<br />
vere<strong>in</strong>barten Stillschweigens über Zwischenstände der<br />
Verhandlungen. Schriftlich <strong>in</strong>formierte der FBWG-Geschäftsführer<br />
die EDVE-Lotsen bruchstückhaft über<br />
Zahlen und Sachverhalte, die weder ausdiskutiert geschweige<br />
denn abschließend verhandelt worden waren.<br />
In völliger Verkennung der Stimmungslage bei den Lotsen,<br />
die immerh<strong>in</strong> zu 100% <strong>in</strong> der GdF organisiert waren<br />
und s<strong>in</strong>d, gelang es ihm jedoch nicht, den gewünschten<br />
Keil zwischen die Lotsen und die GdF-Verhandlungskommission<br />
zu treiben. Nachdem bei e<strong>in</strong>em erneuten<br />
E<strong>in</strong>igungsversuch am 27. August klar geworden war,<br />
dass die vom Aufsichtsrat der FBWG „ferngesteuerten“<br />
Arbeitgebervertreter nicht bereit waren, bei der Vergütung<br />
noch e<strong>in</strong>e „Schippe“ drauf zu legen und bei der<br />
bereits abgehakten Regelung der Regenerationskuren<br />
sogar zurück rudern wollten, wurden die Lotsen <strong>in</strong><br />
Braunschweig vom GdF-Bundesvorstand zu Arbeitskampfmaßnahmen<br />
aufgerufen.<br />
Nachdem die FBWG vergeblich versucht hatte, vor dem<br />
Arbeitsgericht Braunschweig e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stweilige Verfügung<br />
gegen Arbeitskampfmaßnahmen der GdF zu erwirken,<br />
begannen die Streiks zunächst für mehrere<br />
Stunden an verschiedenen Tagen. Das Verhandlungsangebot<br />
der GdF über e<strong>in</strong>e Notdienstvere<strong>in</strong>barung nahm<br />
die FBWG nicht an. Trotzdem wurde die FBWG von der<br />
GdF mit e<strong>in</strong>er jeweiligen Vorlaufzeit von mehr als 12<br />
Stunden über bevorstehende Arbeitsniederlegungen<br />
der Lotsen <strong>in</strong>formiert und die dienstplanmäßig e<strong>in</strong>geteilten<br />
Lotsen hielten sich während der normalen Öffnungszeiten<br />
des Flughafens im Büro der Streikleitung<br />
für eventuelle Notfälle bereit.<br />
<strong>Der</strong> erste Tag, an dem ganztägig gestreikt wurde, war<br />
Freitag, der 26. September. Die FBWG versuchte, den<br />
Flugbetrieb aufrecht zu erhalten, <strong>in</strong>dem sie die Kontrollzone<br />
abmeldete und Beauftragte für Luftaufsicht (BfL),<br />
die über e<strong>in</strong> deutsches Funksprechzeugnis verfügen<br />
und üblicherweise im GAT Dienst tun, als Streikbrecher<br />
e<strong>in</strong>setzte. Folglich war Braunschweig nur für deutschsprachige<br />
Flugzeugbesatzungen anfliegbar und Luftfahrzeuge,<br />
die Braunschweig nach Instrumentenflugregeln<br />
anfliegen wollten, mussten den IFR-Teil ihres<br />
Flugplans bei Bremen-Radar schließen und bei VFR-<br />
Wetterbed<strong>in</strong>gungen nach Sicht landen. Da der Wettergott<br />
an diesem Freitagmorgen mit den Lotsen war und<br />
Braunschweig <strong>in</strong> Nebel hüllte, fand bis zum frühen<br />
Nachmittag ke<strong>in</strong> Flugbetrieb statt. Dass es im weiteren<br />
Verlauf des Tages zu m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er gefährlichen Begegnung<br />
von Luftfahrzeugen und zu äußerst unschönen<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen Lotsen und Streikbrechern<br />
kam, sei hier nur am Rande erwähnt. Um die entstandenen<br />
Gräben wieder zuzuschütten, wird wohl<br />
noch e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong>s Land gehen müssen. Auch am folgenden<br />
Montag sowie am Dienstag wurde ganztägig<br />
gestreikt und e<strong>in</strong>e Urabstimmung über e<strong>in</strong>en unbefristeten<br />
Arbeitskampf durchgeführt. Wie nicht anders zu<br />
Regionalflughäfen<br />
erwarten war, nahmen alle Braunschweiger Kollegen an<br />
der Urabstimmung teil. Ergebnis: 100 % für unbefristeten<br />
Streik! – Dieses Ergebnis wurde dem Arbeitgeber<br />
umgehend mitgeteilt. Die Streikleitung wollte den Flughafenkunden<br />
das lange Wochenende nach dem „Tag<br />
der Deutschen E<strong>in</strong>heit“ nicht vermiesen und beschloss<br />
daher, den unbefristeten Arbeitskampf erst am Montag,<br />
dem 6. Oktober, zu beg<strong>in</strong>nen.<br />
Doch die demonstrierte Entschlossenheit der Lotsen<br />
bee<strong>in</strong>druckte offensichtlich die Entscheider auf Arbeitgeberseite<br />
derart, dass e<strong>in</strong> „Umdenkprozess“ e<strong>in</strong>setzte.<br />
Bereits am Donnerstag wurde der GdF signalisiert, dass<br />
man wieder an den Verhandlungstisch kommen wolle.<br />
In der Folge kam es dann am Mittwoch, dem 8. Oktober,<br />
zur entscheidenden Sitzung der Verhandlungskommissionen.<br />
Nachdem die bis dah<strong>in</strong> ausgehandelten Bed<strong>in</strong>gungen<br />
nochmals ausführlich dargestellt und besprochen<br />
worden waren (unterbrochen durch die übliche<br />
„Geheimdiplomatie“ der Verhandlungsführer), wurde<br />
schließlich e<strong>in</strong> Kompromiss mit e<strong>in</strong>er Laufzeit von gut<br />
drei Jahren erzielt.<br />
Hier die wesentlichen Ergebnisse:<br />
01. Die Wochenarbeitszeit wird von 39 auf 38,5 Stunden<br />
reduziert.<br />
02. Pro Arbeitstag werden 1,25 Stunden (<strong>in</strong>klusiv AZG-<br />
Pause) auf die Arbeitszeit angerechnet.<br />
03. Regenerationskuren (Dauer: 21 Kalendertage) auf<br />
Kosten des Arbeitgebers werden den Lotsen ab<br />
e<strong>in</strong>em Lebensalter von 40 Jahren im Intervall von<br />
5 Jahren gewährt (letzte Kur mit 55 Jahren).<br />
04. <strong>Der</strong> Arbeitgeber schließt für die Lotsen e<strong>in</strong>e Loss-of-<br />
Licence-Versicherung ab.<br />
05. Bei Untauglichkeit wird dem Mitarbeiter e<strong>in</strong>e andere<br />
zumutbare Tätigkeit unter Fortzahlung der Vergütung<br />
zugewiesen.<br />
06. Gleiches gilt für den Mitarbeiter nach Erreichen der<br />
besondern Altersgrenze für Fluglotsen von 57 Jahren<br />
bis zum E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Altersrente oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
eventuelle Altersteilzeitregelung.<br />
07. Die betriebliche Altersversorgung bei der Zusatzversorgungskasse<br />
des öffentlichen Dienstes (früher<br />
VBL) bleibt unverändert bestehen.<br />
08. Die Vergütung der Lotsen wird strukturell angehoben<br />
und gemäß Berufserfahrung <strong>in</strong> 6 Gruppen gestaffelt.<br />
Die bisherigen Zuschläge und Zulagen werden<br />
mit e<strong>in</strong>er monatlichen Pauschale abgegolten.<br />
Es werden pro Jahr 12 Monatsgehälter gezahlt.<br />
09. <strong>Der</strong> Übergang vom TVÖD <strong>in</strong> den GdF-Tarifvertrag erfolgt<br />
rückwirkend zum 01. Juli 2008.<br />
10. Jeweils zum 01. Januar 2009, 2010 und 2011 werden<br />
die Vergütungen jeweils um 6% angehoben.<br />
Obwohl <strong>in</strong> dieser ersten Phase der GdF-Tarifarbeit im<br />
Bereich RVV e<strong>in</strong>e Übergangsversorgung ähnlich der<br />
DFS-Regelung nicht erreichbar war, f<strong>in</strong>det dieser Kompromiss<br />
<strong>in</strong>zwischen auch Zustimmung bei den größten<br />
Skeptikern unter den Braunschweiger Fluglotsen. An<br />
dieses Ergebnis wird bei nächsten Tarifverhandlungen<br />
nach Ablauf von drei Jahren anzuknüpfen se<strong>in</strong>.<br />
35 der flugleiter 2009/01
AIRPORTS<br />
e<strong>in</strong> Report von<br />
Stephan Kail,<br />
aatca<br />
der flugleiter 2009/01<br />
Airports<br />
48<br />
<strong>Der</strong> Autor<br />
Im Dezember 1998 habe ich mit der Ausbildung zum Flugverkehrsleiter bei<br />
der Austro Control GmbH <strong>in</strong> Wien begonnen und diese im Mai 2004 mit dem<br />
Rat<strong>in</strong>g (bzw. Endorsement, wie es seit neuestem heißt) zum Radarkontroller<br />
für Approach und Tower <strong>in</strong> Salzburg abgeschlossen.<br />
Seit Mai dieses Jahres besetze ich im Verband österreichischer Flug<br />
verkehrsleiter (AATCA) den Posten des Vice President Social.<br />
„Prov<strong>in</strong>zflughafen“<br />
Salzburg?<br />
Weit gefehlt<br />
Man kann nicht behaupten, Salzburg wäre e<strong>in</strong> „kle<strong>in</strong>er<br />
Prov<strong>in</strong>zflughafen“. Abgesehen von den geographischen<br />
Gegebenheiten, den Spezial-Anflugfahren,<br />
dem Typenmix und den Arbeitsweisen mit opposite<br />
Runway (dazu später noch mehr), liegt die Herausforderung<br />
vor allem im großen saisonalen Unterschied<br />
zwischen W<strong>in</strong>ter- und Sommerverkehr.<br />
Die Austro Control (ACG) beschäftigt an der Außenstelle<br />
Salzburg 23 Fluglotsen, 8 Techniker, 8 Meteorologen<br />
und 4 Personen bei der Luftfahrzeugprüfstelle.<br />
Die offiziellen Öffnungszeiten des Flughafens gehen<br />
von 06 bis 23 Uhr und das natürlich 365 Tage im Jahr,<br />
was aber auch heißt, dass es für Lotsen hier ke<strong>in</strong>e<br />
Nachtdienste gibt.<br />
<strong>Der</strong> Flughafen selbst beschäftigt im Durchschnitt ca.<br />
250 Personen – diese Zahl unterliegt saisonalen<br />
Schwankungen. Im Jahr 2007 wurden <strong>in</strong>sgesamt<br />
✈ Stephan Kail<br />
1.946.422 Passagiere abgefertigt. Dies entspricht<br />
e<strong>in</strong>em Plus von 3,6 % gegenüber 2006.<br />
Für 2008 liegen noch ke<strong>in</strong>e konkreten Zahlen vor. Es<br />
steht jedoch jetzt schon fest, dass es erstmals seit<br />
5 Jahren e<strong>in</strong>en Rückgang gegeben hat. Die Top-Länder<br />
nach Passagierzahlen s<strong>in</strong>d Großbritannien, dicht gefolgt<br />
von Deutschland und mit größerem Abstand folgen<br />
dann Spanien und Österreich.<br />
Die Gesamtflugbewegungen im Jahr 2007 e<strong>in</strong>schließlich<br />
aller IFR- und VFR-Flüge ergaben e<strong>in</strong>en Wert von<br />
87.578, davon waren 21.918 aus dem L<strong>in</strong>ien- und<br />
Charterverkehr. Ausschlaggebend für den hohen Verkehrsanstieg<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren waren vor allem die<br />
Low-Cost-Carrier wie Ryanair, TuiFly oder Fly Niki.<br />
Die Praxis<br />
Nun aber ans Pult! Tower und Approach s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Salzburg<br />
klar getrennt. <strong>Der</strong> APP-Raum bef<strong>in</strong>det sich drei<br />
Stockwerke unter der TWR-Cab. Auf Grund der doch<br />
eher kle<strong>in</strong>en Towerkanzel und unserer Procedures<br />
wird aus Sicherheitsgründen auch <strong>in</strong> den Früh- und<br />
Abendstunden nicht zusammengelegt, wie es an anderen<br />
Dienststellen manchmal üblich ist. Pro Unit haben<br />
wir täglich vier Schichten, die über den Tag (zwischen<br />
05:45 Uhr bis 23 Uhr) überlappend verteilt s<strong>in</strong>d.<br />
„Opposite Runways“ – e<strong>in</strong> Procedure, das für uns <strong>in</strong><br />
Salzburg ganz normal ist, schockt Kollegen, die uns<br />
von anderen Dienststellen oder aus dem Ausland besuchen,<br />
jedoch immer wieder.<br />
Worum geht’s dabei konkret? Salzburg bef<strong>in</strong>det sich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Talkessel umgeben von Bergen. Im Westen<br />
steht der Untersberg, im Süden das Tennengebirge<br />
und im Osten der etwas kle<strong>in</strong>ere Gaisberg. Und weil<br />
die meisten Piloten verständlicherweise die Berge<br />
scheuen, starten ca. 90% aller IFR-Departures auf der<br />
Piste 34 Richtung Norden und ca. 90% aller Arrivals<br />
landen wiederum auf der Piste 16 Richtung Süden.<br />
Dazu kommt, dass es nur für die Piste 16 e<strong>in</strong> ILS gibt.<br />
Dieser Umstand macht unsere Arbeit zwar schwieriger,<br />
gleichzeitig aber auch <strong>in</strong>teressanter. E<strong>in</strong>erseits<br />
ist es wichtig, dass der Tower e<strong>in</strong> gutes Startup-Plan-
n<strong>in</strong>g macht. Wir versuchen daher, so weit wie möglich<br />
ke<strong>in</strong>e Verzögerungen am Hold<strong>in</strong>gpo<strong>in</strong>t zu verursachen<br />
(Lärm und Spritverbrauch) und geben, wenn es opposite<br />
<strong>in</strong>bounds gibt, e<strong>in</strong> kurzes Startup-Delay.<br />
Andererseits muss der Radarlotse bei e<strong>in</strong>em so genannten<br />
„departure prior next arrival“ den anfliegenden<br />
Verkehr so auf das ILS setzen, dass der opposite<br />
departure noch starten kann, ohne dem <strong>in</strong>bound<br />
zu Nahe zu kommen. Die Departure-Routes auf der Piste<br />
34 s<strong>in</strong>d so gelegt, dass alle kurz nach dem Abheben<br />
entweder e<strong>in</strong>e Kurve nach l<strong>in</strong>ks oder rechts machen<br />
und somit die gedachte verlängerte Pisten -<br />
mittell<strong>in</strong>ie mit dem Localizer für den Inbound frei ist.<br />
In der Regel sollte der Outbound RWY 34 jedoch <strong>in</strong> der<br />
Luft se<strong>in</strong>, wenn der opposite Inbound noch m<strong>in</strong>destens<br />
13NM vor der Schwelle 16 ist. Dies variiert natürlich<br />
je nach Flugzeugtypen, die <strong>in</strong>volviert s<strong>in</strong>d.<br />
Circl<strong>in</strong>g Procedure<br />
Wenn auf Grund starken Nordw<strong>in</strong>des ke<strong>in</strong>e Landung<br />
auf Piste 16 möglich ist, gibt es e<strong>in</strong> spezielles „Circl<strong>in</strong>g<br />
Procedure“ auf die Piste 34. Bei diesem Verfahren<br />
müssen die Luftfahrzeuge jedoch zuerst auf dem ILS<br />
16 established se<strong>in</strong> und dann bei e<strong>in</strong>em Locator kurz<br />
vor der Piste <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Visual Circl<strong>in</strong>g right pattern Rwy 34<br />
übergehen und somit e<strong>in</strong>en Sichtanflug über die Stadt<br />
Salzburg fliegen. Dies bedeutet aber auch, dass das<br />
Airports<br />
Wetter für e<strong>in</strong>en Sichtanflug dementsprechend gut<br />
se<strong>in</strong> muss. Bei schlechtem Wetter und starkem Nordw<strong>in</strong>d<br />
s<strong>in</strong>d daher ke<strong>in</strong>e Anflüge möglich – dann s<strong>in</strong>d<br />
Hold<strong>in</strong>gs oder Diversions angesagt.<br />
Die „berühmten“ Ski-Wochenenden<br />
Diese zum Teil herausfordernde Arbeit steigt exponentiell<br />
bei Schneefall oder Nebel und im speziellen<br />
an Skicharter-Samstagen. (s.dazu auch den Bericht<br />
von Achim Krüger im „flugleiter“) Salzburg gehört neben<br />
Genf und Innsbruck zu den am meisten angeflogenen<br />
W<strong>in</strong>terdest<strong>in</strong>ationen und wird von Weihnachten<br />
bis Ostern jeden Samstag von Engländern, Skand<strong>in</strong>aviern,<br />
Holländern und seit kurzem auch von immer<br />
mehr Russen gestürmt.<br />
An manchen dieser Spitzentagen haben wir über 280<br />
Flugbewegungen und das ohne Bodenradar und mit<br />
nur e<strong>in</strong>em Parallelrollweg zur Piste. Bei starkem<br />
Schneefall kommt h<strong>in</strong>zu, dass der Flughafen für die<br />
gesamte Pistenräumung für ca. 25 M<strong>in</strong>uten gesperrt<br />
werden muss, bis wieder An- und Abflüge möglich<br />
s<strong>in</strong>d. An den Chartersamstagen haben wir am Tower<br />
noch e<strong>in</strong>e zusätzliche Deliveryposition geöffnet, die<br />
die Freigaben austeilt und für die Start-Planung zuständig<br />
ist. Ohne diese Position wäre e<strong>in</strong>e Abwicklung<br />
des Verkehrs auf e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Kontrollfrequenz nicht<br />
möglich. An diesen Tagen gibt es <strong>in</strong> der viel zu kle<strong>in</strong>en<br />
AIRPORTS<br />
49 der flugleiter 2009/01
AIRPORTS<br />
der flugleiter 2009/01 50<br />
Airports<br />
Towerkanzel e<strong>in</strong> massives Platzproblem. E<strong>in</strong> neuer<br />
und größerer Turm ist bereits <strong>in</strong> Planung und soll,<br />
wenn alles glatt läuft, im Jahre 2012 <strong>in</strong> Betrieb gehen.<br />
Salzburg – Homebase der „Fly<strong>in</strong>g Bulls“<br />
E<strong>in</strong> weiteres Highlight s<strong>in</strong>d die bei uns beheimateten<br />
„Fly<strong>in</strong>g Bulls“. Ihre Homebase, der „Hangar-7“, ist <strong>in</strong>zwischen<br />
schon weit über die Grenzen Salzburgs h<strong>in</strong>aus<br />
bekannt und ihre historischen und vor allem<br />
noch flugfähigen Flugzeuge s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Insidertipp für<br />
alle Flugzeugfans. Die Palette reicht von e<strong>in</strong>er Corsair<br />
Bj.1945, über e<strong>in</strong>e Douglas DC-6 Bj. 1958 bis h<strong>in</strong> zu<br />
relativ neuen ausgemusterten Alpha-Jets, die zivil zugelassen<br />
wurden. Insgesamt besteht die Flotte aus ca.<br />
35 Flugzeugen und Helikoptern und ist wohl auf der<br />
Welt e<strong>in</strong>zigartig.<br />
E<strong>in</strong>zigartig ist es jedoch auch, mit diesem Typenmix zu<br />
arbeiten. Da sie sich meist als VFR-Flüge bewegen ist<br />
das E<strong>in</strong>bauen dieser Typen <strong>in</strong> die Sequenz des restlichen<br />
Verkehrs sehr <strong>in</strong>teressant. Es kann vorkommen,<br />
dass man e<strong>in</strong>e PA-18 mit ca. 80 knots zum Anflug hat<br />
und kurz dah<strong>in</strong>ter schießt der Alpha-Jet mit ca. 240<br />
knots <strong>in</strong> die Kontrollzone und will landen.<br />
Womit ich bei der allgeme<strong>in</strong>en Luftfahrt angekommen<br />
b<strong>in</strong>. Am Flughafen s<strong>in</strong>d drei Flugschulen und drei Vere<strong>in</strong>e<br />
stationiert, die bei uns mit vielen Platzrunden-,<br />
Check- und IFR-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsflügen für ständige Arbeit<br />
sorgen. Diese trugen im Jahr 2008 zum Anstieg bei<br />
den Flugbewegungen bei.<br />
Weiters bef<strong>in</strong>det sich ca. e<strong>in</strong>e nautische Meile nordwestlich<br />
der Piste e<strong>in</strong>e große Kaserne des österreichischen<br />
Bundesheeres, welche immer wieder von<br />
Militärhubschraubern angeflogen wird, dazu kommen<br />
e<strong>in</strong> Rettungs- und zwei Polizeihubschrauber direkt am<br />
Platz, und auch deutsche Bundeswehrhubschrauber,<br />
die über Bad Reichenhall Fallschirmspr<strong>in</strong>ger absetzen,<br />
besuchen uns immer wieder zu e<strong>in</strong>em Tankstop. Weiters<br />
ist die General Aviation mit vielen Bus<strong>in</strong>ess Jets<br />
vertreten – besonders zu Großereignissen wie z.B.:<br />
letztes Jahr zur Fußballeuropameisterschaft oder zum<br />
alljährlichen Ereignis der Osterfestspiele und den<br />
„Salzburger Festspielen“ im August.<br />
Wie man sieht, wird uns nie langweilig und wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
würde ke<strong>in</strong>er von uns diesen tollen Arbeitsplatz<br />
gegen e<strong>in</strong>en anderen tauschen wollen.
AIRPORTS<br />
von<br />
Wilfried<br />
Hermes<br />
der flugleiter 2009/01<br />
Airports<br />
52<br />
Gefährliche Airports<br />
Nach dem Absturz e<strong>in</strong>er Tw<strong>in</strong>-Otter der Yeti-Air am<br />
09.10.08, bei dem 18 Menschen starben (nur der Pilot<br />
überlebte), hat der Tens<strong>in</strong>g-Hillary-Airport von Lukla<br />
(VNLK) am Fusse des Mount Everest se<strong>in</strong>en Ruf als e<strong>in</strong>en<br />
der gefährlichsten Flughäfen der Welt gefestigt.<br />
Die ca. 550 Meter lange und 20 Meter breite Piste liegt<br />
im östlichen Nepal auf e<strong>in</strong>er Höhe von knapp 3000<br />
Metern. Während e<strong>in</strong>e Seite der Piste von hohen Gebirgszügen<br />
begrenzt wird, weist die andere Seite e<strong>in</strong><br />
Gefälle von 12 % auf. Pilotenfehler s<strong>in</strong>d nicht erlaubt,<br />
gel<strong>in</strong>gt der erste Landeanflug nicht, ist e<strong>in</strong> Durchstarten<br />
und Fehlanflug so gut wie unmöglich. Trotz der<br />
hohen Gefährlichkeit ist der Flughafen sehr populär.<br />
Bei gutem Wetter landen hier täglich bis zu 40 Masch<strong>in</strong>en,<br />
denn von hier starten die meisten Trekk<strong>in</strong>gtouren<br />
<strong>in</strong> das Mount Everest Gebiet.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des neuen Jahres, knapp drei Monate nach<br />
dem Unfall, haben die Behörden den Piloten der Unglücksmasch<strong>in</strong>e<br />
für den Crash verantwortlich gemacht.<br />
In dem nun vorliegenden Untersuchungsbe-<br />
✈ Lukla<br />
Photos: Wikipedia<br />
✈ Lukla<br />
richt heisst es, der Pilot habe die sich rasch<br />
verschlechternden Wetterbed<strong>in</strong>gungen am Flughafen<br />
Lukla falsch e<strong>in</strong>geschätzt. Dadurch seien ihm beim<br />
Landeanflug Fehler unterlaufen, die dazu führten,<br />
dass die Masch<strong>in</strong>e vor der Piste gegen e<strong>in</strong>en Felsen<br />
prallte. Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschte starker<br />
Nebel, der die Sicht beh<strong>in</strong>derte. <strong>Der</strong> Sprecher der Untersuchungskommission<br />
kritisierte jedoch auch die<br />
Fluggesellschaften, die die Strecke von Kathmandu<br />
nach Lukla bedienen. Aus Profitgründen würde der<br />
Flughafen auch bei schlechten Wetterbed<strong>in</strong>gungen<br />
angeflogen. Dabei arbeiteten die Piloten unter extrem<br />
hohen Zeitdruck. Die Regierung wurde von der Kommission<br />
aufgefordert, die Sicherheitsrichtl<strong>in</strong>ien für<br />
Flüge nach Lukla zu verschärfen.
Auf 2200 Metern Höhe, gut versteckt zwischen Berghängen,<br />
Wiesen und Bauernhäusern, liegt der e<strong>in</strong>zige<br />
<strong>in</strong>ternationale Flughafen von Bhutan, dem buddhistischen<br />
Königreich im Himalaya, Paro (VQPR). Die<br />
Piste ist 1964 Meter lang und 29 Meter breit, gelandet<br />
wird nur bei Tag und guter Sicht! Das liegt daran, dass<br />
der Beton relativ spät <strong>in</strong> Sicht kommt, da kurz vor dem<br />
„m<strong>in</strong>i“ Endanflug noch e<strong>in</strong>en Berg zu umrunden ist.<br />
Angeblich besitzen nur acht (!) Piloten weltweit die Erlaubnis,<br />
<strong>in</strong> Paro zu landen (Druk Air mit A 319).<br />
Wer am Flughafen der Stadt GOMA (FZNA) <strong>in</strong> Zaire<br />
steht, sollte sich gut überlegen, hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Flugzeug zu<br />
steigen. Neben der Piste liegen ausgebrannte Wracks<br />
und wem dies nicht genügt, sollte sich noch die sechs<br />
Meter hohe Lavawand ansehen, die das Rollfeld abgrenzt.<br />
Seit e<strong>in</strong>em Vulkanausbruch im Jahre 2002 wurde<br />
die Piste von 3000 auf 2000 Meter verkürzt. Das<br />
reicht aber immer noch aus, denn hier verkehren fast<br />
nur heillos überladende Antonovs und andere dubiose,<br />
meist russische, Transportmasch<strong>in</strong>en. Bei den<br />
Piloten, die Goma anfliegen, gibt es zwei Kategorien.<br />
Diejenigen, die m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal mit ihrem Flugzeug<br />
<strong>in</strong> die Lavawand gerutscht s<strong>in</strong>d und diejenigen, die<br />
noch immer rechtzeitig zum Stehen kamen. Diese Kategorie<br />
gehört jedoch zur M<strong>in</strong>derheit.<br />
Kommen wir nach Barneo <strong>in</strong> der russischen Arktis, ca.<br />
60 Meilen vom Nordpol entfernt. Barneo ist im eigentlichen<br />
S<strong>in</strong>ne ke<strong>in</strong> Flughafen sondern e<strong>in</strong>e Station im<br />
Polarmeer. Man muss schon Vertrauen haben, wenn<br />
man auf die Eismassen anfliegt. Vertrauen auf starkes,<br />
dickes Packeis, Vertrauen auf den russischen Piloten<br />
und die russischen Konstrukteure dieses Landestreifens.<br />
Denn unter dem knapp zwei Meter dicken Eis ist<br />
ke<strong>in</strong> Land, sondern das Polarmeer. <strong>Der</strong> Landestrip<br />
Barneo wird jedes Frühjahr am 89. Breitengrad im arktischen<br />
Drifteis errichtet – halb zu touristischen und<br />
halb zu wissenschaftlichen Zwecken. Hierzu fliegt e<strong>in</strong>e<br />
Iljusch<strong>in</strong> von Russland los und wirft auf e<strong>in</strong>er passend<br />
grossen Eisscholle Fallschirmspr<strong>in</strong>ger und Traktoren<br />
ab. Diese Crew ebnet dann e<strong>in</strong>e 1200 Meter lange und<br />
60 Meter breite Landepiste, die für die anschliessenden<br />
Landungen der Antonov An-74 voll ausreicht.<br />
Es kam hier noch nie zu e<strong>in</strong>em Unfall, nur im vergangenen<br />
Jahr riss e<strong>in</strong>e starke Strömung die Piste mittendurch<br />
– zum Glück nicht während laufendem Flugbetrieb.<br />
✈ Barneo<br />
✈ Goma ✈ Pr<strong>in</strong>cess Juliana Airport<br />
Airports<br />
Zu den spektakulärsten Landeplätzen <strong>in</strong> der Karibik<br />
zählt der Pr<strong>in</strong>cess Juliana Airport (TNCN) auf St.<br />
Maarten, der zweitwichtigste Flughafen der östlichen<br />
Karibik. Die Pistenlänge von 2180 Meter erlaubt auch<br />
die Landung von grösseren Jets. Fotos von den Anflügen<br />
dicht über den Köpfen der Badegäste am Maho-<br />
Beach werden immer wieder als Trickaufnahmen angesehen,<br />
aber sie s<strong>in</strong>d echt. Lediglich e<strong>in</strong>e schmale<br />
Strasse trennt die Landebahn, die nur von Westen angeflogen<br />
werden kann, vom Strand. In der Tat, e<strong>in</strong> toller<br />
Platz für „Planespotter“. Trotz aller Widrigkeiten<br />
während des tiefen Endanfluges wurde hier bisher jedoch<br />
noch ke<strong>in</strong> grösserer Zwischenfall registriert.<br />
Nicht weniger spektakulär ist der Juancho E. Yrausqu<strong>in</strong><br />
Airport (TNCS) auf Saba, e<strong>in</strong>er Insel der Niederländischen<br />
Antillen. <strong>Der</strong> Anflug ist auch für erfahrene<br />
Piloten e<strong>in</strong> atemberaubendes Erlebnis. Obwohl der<br />
Flugplatz als e<strong>in</strong>er der gefährlichsten der Welt gilt,<br />
blieben bisher gravierende Unfälle aus. Die Gefährlichkeit<br />
resultiert aus der physikalischen Lage; die<br />
knapp 400 Meter kurze Piste wird auf e<strong>in</strong>er Seite von<br />
✈ Saba<br />
AIRPORTS<br />
53 der flugleiter 2009/01
AIRPORTS<br />
der flugleiter 2009/01<br />
Airports<br />
54<br />
hohen Hügeln, auf den anderen drei Seiten von steil<br />
<strong>in</strong>s Meer abfallenden Klippen flankiert. E<strong>in</strong>e Punktlandung<br />
sollte schon gel<strong>in</strong>gen, denn „Overshoot<strong>in</strong>g the<br />
runway end“ sollte hier auf alle Fälle vermieden werden.<br />
<strong>Der</strong> Flugplatz Gustav III St. Barth (TFFJ), liegt bei der<br />
Ortschaft St. Jean auf der Insel Sa<strong>in</strong>t Barthelemy. <strong>Der</strong><br />
Name des Flughafens sowie die Inselhauptstadt Gustavia<br />
wurden nach dem schwedischen König Gustav<br />
III benannt, der die Insel 1785 von den Franzosen<br />
übernommen hatte (sie wurde 1878 wieder an Frankreich<br />
zurück verkauft). Mit 640 Meter Länge ist die Piste<br />
von Sa<strong>in</strong>t Barthelemy nur für kle<strong>in</strong>ere Flugzeuge,<br />
hauptsächlich vom Typ Tw<strong>in</strong> Otter, e<strong>in</strong> geeigneter Landeplatz.<br />
Die kurze Piste endet auf e<strong>in</strong>er Seite direkt<br />
am Strand, der Landeanflug muss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em steilen<br />
S<strong>in</strong>kflug über die umgebenden Hügel durchgeführt<br />
werden. <strong>Der</strong> Start führt direkt über die Köpfe der Badegäste,<br />
kle<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weisschilder weisen die Urlauber<br />
darauf h<strong>in</strong>, sich nicht direkt am Ende der Piste im Sand<br />
zu sonnen. Die bergige Umgebung des Platzes, verbunden<br />
mit häufig wechselnden W<strong>in</strong>den, stellt die Piloten<br />
auch hier vor hohe Anforderungen.<br />
✈ St. Barth<br />
Doch riskannte und aussergewöhnliche Flugplätze<br />
gibt es auch <strong>in</strong> Europa. <strong>Der</strong> Landeplatz auf der westschottischen<br />
Insel Barra (EGPR), Outer Hebrides, ist<br />
e<strong>in</strong>e Herausforderungen an die Piloten und der e<strong>in</strong>zige<br />
Flugplatz auf der Welt, wo die Flugzeuge auf dem<br />
Strand landen, dem Traigh Mhor. Hier bestimmen<br />
Ebbe und Flut die Grösse des Platzes, denn die kle<strong>in</strong>en<br />
Masch<strong>in</strong>en landen auf dem Sandstrand. Daher<br />
gilt: „Keep off the beach when the w<strong>in</strong>dsock is fly<strong>in</strong>g<br />
and the airport is active“! E<strong>in</strong>e Asphaltpiste gibt es<br />
ebenso wenig wie e<strong>in</strong>e Befeuerung. Lediglich e<strong>in</strong>ige<br />
angeschalteten Autosche<strong>in</strong>werfer auf dem Parkplatz<br />
spenden den Piloten, die am späten Nachmittag hier<br />
ankommen, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e aber hilfreiche Befeuerung.<br />
Buchbar ist e<strong>in</strong> Flug nach Barra mit British Airways<br />
von Glasgow und Benbecula.<br />
Als nicht gerade beliebt <strong>in</strong> Pilotenkreisen gilt auch<br />
e<strong>in</strong>e Landung auf dem Santa Catar<strong>in</strong>a Flughafen Funchal<br />
(LPFU), Madeira. Am 19.11.1977 ereignete sich<br />
hier e<strong>in</strong> tragischer Unfall noch auf der alten, 1400 Meter<br />
langen Piste. Nach zwei vergeblichen Anflügen<br />
setzte TAP 425, e<strong>in</strong>e Boe<strong>in</strong>g B727-200, dann im dritten<br />
Anflug 300 Meter h<strong>in</strong>ter dem vorgesehenen Aufsetzpunkt<br />
zur Landung an, schoss über die Piste<br />
h<strong>in</strong>aus und krachte <strong>in</strong> die Klippen – 131 Tote. Daraufh<strong>in</strong><br />
wurde die Piste endlich verlängert und im Jahre<br />
2003 mit 2770 Meter Länge fertiggestellt. Die neue<br />
Piste wurde dabei nicht wie üblich durch Landaufschüttung<br />
verlängert, sondern grösstenteils auf 180<br />
Stelzen, jeweils 70 Meter hoch, an e<strong>in</strong>en Steilhang gebaut,<br />
auf drei Seiten von Meer umgeben. Dafür erhielt<br />
Portugal von der „International Association for Bridge<br />
and Structural Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g“ IABSE, den „Outstand<strong>in</strong>g<br />
Structure Award“, sozusagen e<strong>in</strong>en „Oscar“ für Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
Structure. Doch auch heute sorgt e<strong>in</strong>e Landung<br />
hier immer noch für e<strong>in</strong>en gewissen Nervenkitzel.<br />
✈ Funchal<br />
✈ Barra ✈ Isafjordur<br />
<strong>Der</strong> Reiseführer „Lonely Planet“ bezeichnet den Landeanflug<br />
auf den isländischen Flugplatz von Isafjordur<br />
(BIIS) als haarsträubend. Man ist also <strong>in</strong> gewissem<br />
S<strong>in</strong>ne vorgewarnt, wenn man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Propellermasch<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong> Richtung Westfjorde anfliegt. Das Flugzeug<br />
s<strong>in</strong>kt durch e<strong>in</strong>e schmale Schlucht auf e<strong>in</strong>e Kie-
sellandzunge im Fjord e<strong>in</strong> – zwischen Tragflächen und<br />
Felsen sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong> Buchdeckel mehr zu passen. Die<br />
Bremsung ist hart, der Herzschlag erhöht. Kaffee wird<br />
auf diesen Flügen natürlich gar nicht erst serviert.<br />
Als e<strong>in</strong> wahres „Highlight“ auf der Liste der gefährlichen<br />
und aussergewöhnlichen Flughäfen gilt wohl<br />
unumstritten der Flughafen Courchevel (LFLJ), dem<br />
exklusivsten Skiort Frankreichs <strong>in</strong> den französischen<br />
Alpen. Hier residieren u.a. Fürst Albert von Monaco<br />
und Formel-1-Impressario Flavio Briatore. Europas<br />
höchstgelegene Piste liegt auf e<strong>in</strong>er Höhe von 2000<br />
Metern, ist 535 Meter lang und weist im letzten Drittel<br />
e<strong>in</strong>e „Steigung“ von ca. 18 % auf. Fast <strong>in</strong> Augenhöhe<br />
führt die Platzrunde vorbei an Skiliften und verschneiten<br />
Hängen. <strong>Der</strong> letzte Punkt zum Abbruch des<br />
Anfluges liegt bei 800 Meter vor Pistenbeg<strong>in</strong>n, danach<br />
ist es zu spät. Entstanden war der L<strong>in</strong>ienverkehr nur,<br />
weil der damalige Bürgermeister von Courchevel vor<br />
den Olypischen W<strong>in</strong>terspielen 1992 <strong>in</strong> Albertville<br />
darauf drängte, unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en regelmässigen Flugbetrieb<br />
mit Anschlüssen nach Innsbruck und Paris<br />
Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung des<br />
Flughafens von Mönchengladbach (MG-L) beschlossen<br />
rund 25 Millionen Euro zu <strong>in</strong>vestieren, um ihren<br />
Airport zu e<strong>in</strong>em Knoten für Geschäftsreiseflugzeuge<br />
auszubauen. Nach e<strong>in</strong>em neuen Gutachten des Deutschen<br />
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) stehen<br />
die Chancen für die Genehmigung dieses Vorhabens<br />
gut: „Mit dem Airport lässt sich Geld verdienen“, so<br />
die Experten.<br />
Zu den wichtigsten Ausbaumaßnahmen gehört e<strong>in</strong>e<br />
Verlängerung der Start- und Landebahn von bisher<br />
Airports<br />
aufzunehmen. Zweie<strong>in</strong>halb Jahre und unzählige Starts<br />
und Landungen hat es gedauert, bis Tyrolean Airways<br />
dafür von den französischen Behörden überhaupt<br />
e<strong>in</strong>e Zulassung bekam. Ke<strong>in</strong> Wunder, dass Courchevel<br />
<strong>in</strong> der Eröffnungssequenz des James-Bond-Films<br />
„<strong>Der</strong> Morgen stirbt nie“ mit Pierce Brosnan zu Ehren<br />
kam und seither <strong>in</strong> Pilotenkreisen als „Kamikaze-Airport“<br />
bekannt ist. Courchevel, <strong>in</strong> der Tat e<strong>in</strong> Platz für<br />
Helden.<br />
✈ Courchevel<br />
Mönchengladbach soll zum Airport<br />
der Geschäftsflieger werden<br />
1240 auf 1850 Meter. Wenn alles normal verläuft,<br />
könnte ab 2014 mit dem spezifischen Geschäftsreiseverkehr<br />
begonnen werden. Zudem ist geplant, 80 Prozent<br />
dieses Segments von Düsseldorf (DUS) nach<br />
Mönchengladbach zu verlagern. Offen ist allerd<strong>in</strong>gs,<br />
wie viel der Gesamt<strong>in</strong>vestitionen die Mönchengladbacher<br />
aufbr<strong>in</strong>gen müssen. Insider gehen von fünf Millionen<br />
Euro aus. Zu klären ist außerdem, <strong>in</strong>wieweit Flugraum-Überschneidungen<br />
über DUS und MG-L zu<br />
bere<strong>in</strong>igen s<strong>in</strong>d. Schließlich ist bei der Bezirksregierung<br />
erneut e<strong>in</strong> Planfeststellungsverfahren zu beantragen,<br />
dessen Umsetzung allerd<strong>in</strong>gs sicher sche<strong>in</strong>t. (wtt)<br />
AIRPORTS<br />
55 der flugleiter 2009/01