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Psychotherapeutenjournal 2/2009

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Aktuelles aus der Forschung<br />

beiden Behandlungsbedingungen<br />

ausgemacht werden, wohl<br />

aber mittels der Angst-Unterskala<br />

der Symptom Checklist<br />

SCL-90. Diese Unterskala weist<br />

auf eine größere Reduktion der<br />

Angst in der Körperpsychotherapie-Behandlungsgruppe<br />

hin.<br />

Die Autoren machen auf eine<br />

Reihe von Begrenzungen der<br />

Aussagekraft der Untersuchung<br />

aufmerksam, die vor allem damit<br />

zusammenhängen, dass sie<br />

im Versorgungskontext durchgeführt<br />

wurde. So muss etwa<br />

eine fehlende „Reinheit“ der<br />

Patientengruppe (z. B. teilweise<br />

vorhandene schwere Komorbitäten,<br />

unterschiedlicher<br />

Chronizität) konstatiert werden.<br />

Zudem wurden in der Untersuchungsgruppe<br />

mit üblicher psychiatrischer<br />

Behandlung konkret<br />

recht unterschiedliche Behandlungen<br />

durchgeführt, teilweise,<br />

wie die Autoren betonen, sogar<br />

hochwertige Psychotherapie.<br />

Psychotherapie geht häufig mit positiven Veränderungen<br />

in der Lebensqualität einher<br />

Crits-Christoph, P., Connolly<br />

Gibbons, M.B., Ring-Kurtz, S.,<br />

Gallop, R., Stirman, S., Present,<br />

J., Temes, C. & Goldstein, L.<br />

(2008). Changes in positive<br />

quality of life over the course<br />

of psychotherapy. Psychotherapy:<br />

Theory, Research,<br />

Practice, Training, Vol 45 (4),<br />

419-430.<br />

Die vorliegende Untersuchung<br />

stellt eine Zusammenfassung<br />

von fünf Studien dar, in denen<br />

die Veränderungen der<br />

Lebensqualität über den Verlauf<br />

von Psychotherapie (vier<br />

Messzeitpunkte: prä, post, 6-<br />

und 12-Monate-Katamnese)<br />

bei Patienten (n=139) mit<br />

unterschiedlichen psychischen<br />

Störungen (generalisierte<br />

158<br />

Die Studie kann als Kompromissversuch<br />

betrachtet werden,<br />

einerseits künstlichen Laborbedingungen<br />

zu entkommen<br />

(und somit die externe Validität<br />

zu erhöhen) und anderseits<br />

gleichzeitig trotzdem bestimmte<br />

Standards experimenteller<br />

Psychotherapieforschung, wie<br />

Randomisierung und Manualisierung<br />

der Körperpsychotherapiebedingung,<br />

zu erfüllen. Trotz<br />

dieser Limitierungen folgern die<br />

Autoren, dass Körperpsychotherapie<br />

eine wirksame Behandlung<br />

bei Angststörungen darstellt,<br />

vergleichbar etwa mit kognitivbehavioralen<br />

Strategien.<br />

Kommentar: Die Autoren betrachten<br />

die Einbeziehung körperpsychotherapeutischerElemente<br />

in die Behandlung von<br />

Patienten mit generalisierter<br />

Angststörung deshalb als indiziert,<br />

da diese Patienten häufig<br />

wegen Muskelverspannungen<br />

und Schmerzen somatische<br />

Angststörung, Panikstörung,<br />

Depression, Borderline-Persönlichkeitsstörung,Adipositas)<br />

erfasst wurde. Eingesetzt<br />

wurden verschiedene psychotherapeutische<br />

Ansätze, u. a.<br />

interpersonelle Psychotherapie<br />

nach Luborsky und kognitive<br />

Therapie nach Beck. Als<br />

Messinstrumente kamen eine<br />

Reihe symptombezogener<br />

Fragebögen, ein Fragebogen<br />

zur Erfassung interpersoneller<br />

Probleme sowie das „Quality<br />

of Life Inventory“ (QOLI) zur<br />

Anwendung. Die Fragen des<br />

QOLI beziehen sich auf Bereiche,<br />

wie beispielsweise Beruf,<br />

Beziehung, Freunde, Finanzen,<br />

Gesundheit, Nachbarschaft,<br />

Kreativität, Lernen, Ziele und<br />

Werte, Verwandte, Erholung.<br />

Mediziner und Physiotherapeuten<br />

aufsuchen – jedoch durch<br />

deren Zugang zu den körperlichen<br />

Symptomen oft frustriert<br />

werden. Ein körperpsychotherapeutischer<br />

Zugang hingegen<br />

setzt ebenfalls an den körperlichen<br />

Symptomen an, versucht<br />

jedoch über diesen zugrundeliegende<br />

Gefühle, vor allem<br />

Ängste, anzusteuern.<br />

Erwähnt werden sollte, dass<br />

die „Dosis“ der Therapie – Sitzungen<br />

über ein ganzes Jahr<br />

hinweg – in der vorliegenden<br />

Studie größer ist als in anderen<br />

publizierten Studien zur generalisierten<br />

Angststörung und<br />

die Effekte geringer als beispielsweise<br />

in neueren verhaltenstherapeutischen<br />

Studien,<br />

mit etwa um eine Akzeptanzkomponente<br />

erweiterte psychotherapeutische<br />

Methode.<br />

Es haben sich mittlerweile<br />

viele interessante Ansätze zur<br />

Als ein interessanter Befund erscheint<br />

zunächst einmal, dass<br />

sich zu Therapiebeginn die<br />

Lebensqualität zwischen den<br />

fünf Patientengruppen bedeutsam<br />

unterschied: Patienten<br />

mit Adipositas und Panikstörungen<br />

wiesen vergleichsweise<br />

deutlich positivere Lebensqualitätsmaße<br />

auf, während Patienten<br />

mit Depressionen und<br />

Borderline-Persönlichkeitsstörungen<br />

deutlich negativere Lebensqualitätswerte<br />

angaben.<br />

Patienten mit generalisierter<br />

Angststörung gaben leicht negative<br />

Lebensqualitätswerte<br />

an.<br />

Es zeigte sich, dass sich die<br />

Lebensqualität insgesamt<br />

betrachtet im Durchschnitt<br />

Arbeit mit dem Körper in der<br />

Psychotherapie entwickelt (wie<br />

etwa auch der in der Studie<br />

applizierte Ansatz), jedoch haben<br />

solche Verfahren „bisher<br />

wenig Verbindung zur Sprache<br />

und Praxis der Richtlinienpsychotherapie<br />

gefunden“, so<br />

der Körperpsychotherapeut<br />

Thomas von Stuckrad. Dies<br />

hängt vor allem auch damit<br />

zusammen, dass in den Psychotherapie-Richtlinien<br />

explizit<br />

festgestellt wird, dass „körperbezogene<br />

Therapieverfahren“<br />

keine Leistung der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung sind und<br />

nicht zur vertragsärztlichen<br />

Versorgung gehören. Für die<br />

Praxis der psychotherapeutischen<br />

Versorgung stellt sich<br />

also die Herausforderung, wie<br />

Patienten innerhalb der Richtlinienvorgaben<br />

dazu ermutigt<br />

werden können, auf Körperprozesse<br />

zu achten und diese<br />

therapeutisch genutzt werden<br />

können.<br />

moderat bis stark vom Beginn<br />

der Behandlung bis zur<br />

Nachbefragung nach 6 Monaten<br />

(prä-post-Effektstärke<br />

d = 0.61; prä-6-Monate-Katamense-Effektstärke<br />

d = 0.75)<br />

positiv veränderte. Bei der Ein-<br />

Jahres-Katamnese zeigte sich<br />

allerdings wieder eine leichte<br />

Abschwächung dieses Effektes<br />

(prä-1-Jahres-Katamnese-<br />

Effektstärke d = 0.41). Wie<br />

aufgrund der Lebensqualitätswerte<br />

zu Therapiebeginn zu<br />

erwarten ist, zeigen Patienten<br />

mit Depressionen und Borderlinestörungen<br />

die höchsten<br />

Veränderungswerte. Des Weiteren<br />

wurden moderate negative<br />

Korrelationswerte (–0.40<br />

bis –0.52) zwischen den Symptommaßen<br />

sowie den Maßen<br />

<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2009</strong>

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