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Seismische Attributanalysen der Norddeutschen Trias für die ... - LIAG

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Beitrag “Der Geothermiekongress 2010” Karlsruhe, 17.-19. November 2010<br />

<strong>Seismische</strong> <strong>Attributanalysen</strong> <strong>der</strong> <strong>Norddeutschen</strong> <strong>Trias</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

hydrothermale Nutzung<br />

Thies Beilecke, Hermann Buness, Hartwig von Hartmann, Rüdiger Schulz<br />

Leibniz-Institut <strong>für</strong> Angewandte Geophysik, Hannover<br />

Keywords: Exploration, seismische Attribute, Amplituden, Varianz, Fazies, Störungen<br />

Zusammenfassung<br />

Im <strong>Norddeutschen</strong> Becken stellen Aquifere ein Potenzial <strong>für</strong> <strong>die</strong> hydrothermale Nutzung dar. In<br />

Bereichen des Beckens, <strong>die</strong> durch komplizierte Störzonen geprägt sind, ist es notwendig, 3D-<br />

Seismik zur Identifizierung <strong>der</strong> Strukturen einzusetzen. Solche Störzonen sorgen im hier<br />

untersuchten Datensatz da<strong>für</strong>, dass fazielle Analysen anhand <strong>der</strong> Signalamplituden stark degra<strong>die</strong>rt<br />

werden. Im Unteren Buntsandstein kommt hinzu, dass das Signal/Rauschverhältnis gering ist, was<br />

eine Amplitudenanalyse zusätzlich erschwert.<br />

1. Einleitung<br />

Es wird davon ausgegangen, dass im <strong>Norddeutschen</strong> Becken bestimmte Schichten des<br />

Muschelkalk bzw. Buntsandstein wegen ihrer Temperatur und Permeabilität als Aquifere<br />

geothermisch genutzt werden können. Weil <strong>die</strong> Geometrien des Schichtaufbaus im <strong>Norddeutschen</strong><br />

Becken im Allgemeinen als relativ einfach angesehen werden und auch im Hinblick auf<br />

Kostenreduktion, wird bei <strong>der</strong> Exploration immer wie<strong>der</strong> <strong>die</strong> Notwendigkeit des Einsatzes von 3D-<br />

Seismik in Frage gestellt. Für eine beispielhafte Untersuchung <strong>die</strong>ser Frage steht uns ein<br />

seismischer 3D-Datensatz aus dem <strong>Norddeutschen</strong> Becken zur Verfügung (Abbildung 1).<br />

Abb. 1: Schnitt durch einen neu bearbeiteten seismischen 3D-Datensatz nördlich von Celle. Dargestellt ist eine 3D<br />

Poststack FD-Migration.


Die Annahme einer söhligen Lagerung gilt in Norddeutschland allerdings nur <strong>für</strong> ungestörte<br />

Bereiche. In vielen Bereichen des <strong>Norddeutschen</strong> Beckens existieren Störzonen (Abbildung 1), <strong>die</strong><br />

oftmals mit dem Auftreten von Salzstöcken einhergehen. Der hier untersuchte 3D-Datensatz<br />

stammt aus einem Gebiet, in dem tief reichende Störzonen existieren. Es zeigt sich, dass das<br />

Störzonensystem so kompliziert ist, dass es ohne 3D-Seismik nicht abbildbar wäre, da <strong>die</strong><br />

Störzonenentwicklung in den unterschiedlichen Teufen entsprechend <strong>der</strong> Paläospannungen<br />

unterschiedliche Richtungen zeigt.<br />

2. Varianzanalyse zur Störzonendetektion<br />

Für <strong>die</strong> Beschreibung des Störzonensystems hat sich dabei <strong>die</strong> Signalvarianzanalyse (z.B. Chopra<br />

& Marfurt, 2007) mit kurzem Zeitfenster und geringer lateraler Erstreckung als hervorragendes<br />

Hilfsmittel erwiesen. Das gilt insbeson<strong>der</strong>e <strong>für</strong> Zeitscheibendarstellungen <strong>der</strong> ermittelten Varianz.<br />

Die Varianz ist ein Maß <strong>für</strong> <strong>die</strong> räumliche Ähnlichkeit von seismischen Spuren innerhalb des<br />

Datenvolumens. Eine Fensterfunktion von 50 ms Zweiweglaufzeit (TWT) und 75 m lateraler<br />

Ausdehnung hat sich in den meisten Bereichen des Datensatzes als sehr gut geeignet<br />

herausgestellt. Exemplarisch wird in Abbildung 2 eine Zeitscheibe knapp oberhalb <strong>der</strong> Basis<br />

Muschelkalk gezeigt. Die blauen Pfeile markieren beispielhaft deutlich erkennbare Abschnitte eines<br />

größeren Störzonensystems.<br />

Abb. 2: Zeitscheibe aus dem Muschelkalk: Varianzberechnung mit 50 ms und horizontal 75 m in 8 Azimuten. Helle<br />

Bereiche kennzeichnen geringe Varianz. Hohe Varianz ist bei den gewählten Einstellungen ein Indikator <strong>für</strong> steil stehende<br />

Störungen, <strong>die</strong> sich teilweise als Lineamente abheben (Pfeile beispielhaft).<br />

Im Buntsandstein ist eine solche Analyse nicht ganz so erfolgreich. Zwar ergibt sich im oberen<br />

Buntsandstein aus <strong>der</strong> Varianzberechnung ein ähnliches Bild wie Abbildung 2, es zeigt sich aber bei


3<br />

Beilecke et al.<br />

den gleichen Varianzparametereinstellungen im Bereich <strong>der</strong> Basis Buntsandstein ein gänzlich<br />

an<strong>der</strong>es Bild (Abbildung 3). Es lassen sich hier keine linearen Strukturen erkennen, <strong>die</strong> man einer<br />

Störzone o<strong>der</strong> einem Störzonensystem zuordnen könnte. Stattdessen ist eher ein Fleckenmuster<br />

erkennbar. Verantwortlich da<strong>für</strong> könnte zum Einen das wegen geringerer Signalamplituden in dem<br />

Teufenbereich schlechtere Signal/Rauschverhältnis sein. Es sind aber möglicherweise auch <strong>die</strong><br />

gewählten Analyseparameter <strong>der</strong> Methode nicht in <strong>der</strong> Lage, <strong>die</strong> lokale Tektonik auf <strong>die</strong>se Weise<br />

zu identifizieren.<br />

Abb. 3: Zeitscheibe aus dem unteren Buntsandstein. Varianzberechnung wie in Abbildung 2. Mit <strong>die</strong>sen Parametern ist<br />

man nicht in <strong>der</strong> Lage, Störzonenlineamente deutlich abzubilden. Das wegen geringerer Signalamplituden in dem<br />

Teufenbereich schlechtere Signal/Rauschverhältnis, aber auch Tektonik können Gründe da<strong>für</strong> sein. Bei <strong>der</strong><br />

Unterscheidung <strong>der</strong> beiden Gründe hilft Abbildung 4.<br />

Bei <strong>der</strong> Unterscheidung <strong>der</strong> beiden möglichen Gründe hilft Abbildung 4. Hier wurde <strong>die</strong> gleiche<br />

Zeitscheibe aus dem unteren Buntsandstein wie in Abbildung 3 analysiert, <strong>die</strong> Varianzberechnung<br />

aber mit 30 ms TWT und 175 m horizontal in 8 Azimuten durchgeführt. Diese Parameter heben<br />

flachere Störzonen besser hervor. Das Resultat ist, dass Lineamentstrukturen deutlicher<br />

hervortreten als in Abbildung 3. Auch in <strong>die</strong>ser Abbildung sind <strong>die</strong> Pfeile exemplarisch eingefügt.<br />

Tektonisch induzierte, flachere Störzonen sind somit eine Ursache <strong>für</strong> das unscharfe Bild in<br />

Abbildung 3. Dennoch ist davon auszugehen, dass das geringere Signal/Rauschverhältnis da<strong>für</strong><br />

verantwortlich ist, dass <strong>die</strong> Strukturen in <strong>der</strong> Abbildung generell nicht so deutlich hervortreten wie in<br />

Abbildung 2.


Abb. 4: Die gleiche Zeitscheibe aus dem unteren Buntsandstein wie in Abbildung 3, aber Varianzberechnung mit 30 ms<br />

vertikal und 175 m horizontal in 8 Azimuten. Die Parameter heben flachere Störzonen besser hervor. Lineamente sind<br />

deutlicher (Pfeile beispielhaft) als in Abbildung 3. Tektonisch induziert flachere Störzonen sind also auch <strong>für</strong> das unscharfe<br />

Bild in Abbildung 3 verantwortlich.<br />

3. Amplitudenanomalien in <strong>der</strong> Faziesanalyse<br />

Im <strong>Norddeutschen</strong> Becken gelten mehrere Sandsteinhorizonte als <strong>für</strong> <strong>die</strong> geothermische Nutzung<br />

brauchbar, wobei als Bewertungsgrundlage <strong>die</strong> Nettomächtigkeiten und <strong>die</strong> Palögeographie<br />

herangezogen wurden (Schulz & Röhling, 2000). Die unterschiedlichen paläoökologischen<br />

Bedingungen finden ihren Nie<strong>der</strong>schlag in unterschiedlichen Faziesausprägungen.<br />

Für den Mittleren Buntsandstein, <strong>der</strong> in dem hier vorliegenden Messgebiet wegen <strong>der</strong> vermuteten<br />

Temperaturen im Zielteufenintervall liegt, sind in Schulz & Röhling (2000) u.a. <strong>die</strong> regionale<br />

Verteilung <strong>der</strong> Hardegsen- und Solling-Folge, sowie Volpriehausen- und Detfurth-Folge untersucht<br />

worden. Die Folgen sind oft sohlbankzyklisch aufgebaut, d.h. gekennzeichnet durch ein Auftreten<br />

von gröberen Basissandsteinen, <strong>die</strong> nach oben hin zunehmend feinkörniger werden. In den höheren<br />

Abschnitten <strong>die</strong>ser Zyklen treten dann zunehmend auch Schluff- und Tonsteine auf, was eine<br />

Abdichtung nach oben bedeuten kann. Da <strong>die</strong> Hauptmasse des Buntsandstein im <strong>Norddeutschen</strong><br />

Becken aus südlicher Richtung geschüttet worden ist, stellt sich <strong>die</strong> Frage, ob Schüttungsstrukturen<br />

o<strong>der</strong> allgemein fluviatile Strukturelemente, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Sedimentationsstruktur gestört haben könnten, in<br />

dem 3D-Datensatz gefunden werden können.<br />

Um eine solche Einschätzung zu ermöglichen, wird typischerweise flächenhaft nach seismischen<br />

Signalamplitudenanomalien exploriert, um Anomalien o<strong>der</strong> Muster zu erkennen. Eine solche


5<br />

Beilecke et al.<br />

Analyse des Muschelkalk (Abbildung 5) und Buntsandstein (Abbildung 6) wird aber im<br />

Beispieldatensatz durch das komplizierte Störzonensystem und resultierende Signaldämpfung stark<br />

degra<strong>die</strong>rt. Sowohl <strong>die</strong> Horizontamplitude als auch <strong>die</strong> als robuster eingeschätzte RMS-Amplitude,<br />

(Wurzel <strong>der</strong> mittleren Quadrate <strong>der</strong> Amplituden über einen gewissen Zeitbereich) an einem Horizont<br />

(Brown, 2004), ist ähnlich von <strong>der</strong> Degradation betroffen. Das gilt insbeson<strong>der</strong>e <strong>für</strong> den Unteren<br />

Buntsandstein, wo vermutlich aus geologischen Gründen <strong>der</strong> Rauschpegel relativ zu den<br />

Signalamplituden größer ist.<br />

Abb. 5: RMS-Amplitude in einem Fenster ±50 ms um <strong>die</strong> Muschelkalkbasis. In den grauen Bereichen innerhalb <strong>der</strong><br />

Amplitudenkarte konnte kein Horizont automatisch identifiziert werden. Außerhalb <strong>der</strong> violetten Linie liegt <strong>der</strong> CMP-Fold<br />

unter 7. Schwächere Amplituden korrelieren mit den Störzonenindikationen in Abbildung 2. Fazielle Variationen sind<br />

deshalb nicht aus <strong>der</strong> Amplitudenkarte ableitbar.<br />

4. Ergebnis<br />

Im hier vorliegenden Datensatz aus dem <strong>Norddeutschen</strong> Becken zeigt sich ein kompliziertes<br />

Störzonenmuster (Abbildung 1), das durch großräumige Tektonik hervorgerufen wurde. Es wäre<br />

ohne 3D-Seismik nicht abbildbar. Die Varianzanalyse hat sich dabei als gutes Hilfsmittel <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Störzonenanalyse gezeigt (Abbildungen 2 - 4). Dieses gilt vermutlich wegen des schlechteren<br />

Signal/Rauschverhältnisses im unteren Buntsandstein aber nur mit Einschränkungen.<br />

Die flächenhafte Amplitudenanalyse wird durch komplizierte Störzonensysteme und resultierende<br />

Signaldämpfung stark degra<strong>die</strong>rt. Selbst <strong>die</strong> als robust eingeschätzte RMS-Amplitude in einem<br />

Zeitfenster kann solche Effekte in <strong>die</strong>sem Datensatz im Einflussbereich von Störzonen nicht<br />

ausgleichen (Abbildungen 5 und 6).


Eine Möglichkeit <strong>für</strong> eine Verbesserung <strong>der</strong> Analysen könnte <strong>die</strong> CRS-Methode (Jäger et al., 2001)<br />

sein, wie sie <strong>für</strong> geothermische Analysen im Oberrheingraben angewandt wurde (Buness et al.,<br />

2010). Es werden <strong>der</strong>zeit aber auch Alternativen in Form von Frequenzattributen zur Untersuchung<br />

von Amplituden stu<strong>die</strong>rt.<br />

Abb. 6: Wie Abbildung 5 aber in einem Fenster von 100 ms oberhalb <strong>der</strong> Buntsandsteinbasis. Die Amplituden sind auch<br />

hier eng an <strong>die</strong> Störzonenindikationen in Abbildungen 3 und 4 gebunden.<br />

5. Danksagung<br />

Wir danken <strong>der</strong> ExxonMobil Production Deutschland GmbH, <strong>der</strong> Wintershall Holding AG und RWE-<br />

DEA <strong>für</strong> <strong>die</strong> Überlassung <strong>der</strong> Daten zu wissenschaftlichen Zwecken. För<strong>der</strong>ung wurde<br />

dankenswerter Weise gewährt durch das Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und<br />

Reaktorsicherheit, Projektträger Jülich (PTJ-EEN), För<strong>der</strong>kennzeichen 0327630.<br />

Quellenangaben<br />

BUNESS, H., VON HARTMANN, H., BEILECKE, T. & SCHULZ, R. 2010. Visualisierung von Störungen<br />

mithilfe seismischer Attribute. Der Geothermiekongress, 17.-19.11.2010; Karlsruhe.<br />

BROWN, A. 2004. Memoir 42: Interpretation of three dimensional data. 6 edn. AAPG.<br />

CHOPRA, S. & MARFURT, K. J. 2007. Seismic Attributes for Prospect Identification and Reservoir<br />

Characterization. SEG.<br />

JÄGER, R., MANN, J., HÖCHT, G. & HUBRAL, P. 2001: Common-refelction-surface stack. - Image and<br />

attributes. Geophysics, 66: 97-109.<br />

SCHULZ, R. & RÖHLING, H.-G. 2000. Geothermische Ressourcen in Nordwestdeutschland. Z. Ang. Geol.,<br />

46(3), 122 - 129.<br />

Leibniz-Institut <strong>für</strong> Angewandte Geophysik (<strong>LIAG</strong>), Stilleweg 2, 30655 Hannover<br />

thies.beilecke@liag-hannover.de

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