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Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik Hannover - LIAG

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<strong>Leibniz</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Angewandte</strong> <strong>Geophysik</strong><br />

<strong>Hannover</strong><br />

Verbundprojekt Seismik im Kristallin:<br />

3D-seismische Messungen im Kristallin unter besonderer Berücksichtigung<br />

lithologischer und struktureller Klassifizierungen des geothermischen Reservoirs<br />

durch seismische Attributanalysen<br />

– 2. Zwischenbericht –<br />

Berichtszeitraum<br />

01.01.2012 – 31.12.2012<br />

Sachbearbeiter:<br />

Projektleiter:<br />

Zuwendungsgeber:<br />

Förderkennzeichen:<br />

Dr. Ewald Lüschen<br />

Dr. Hartwig von Hartmann<br />

Dr. Rüdiger Schulz<br />

Dr. Rüdiger Thomas<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

Projektträger Jülich (PtJ-EEN)<br />

0325363A<br />

Laufzeit des Vorhabens: 01.09.2011 – 31.03.2014<br />

Berichtsdatum: 25.01.2013<br />

Archivnummer: 0131 094


2<br />

Einleitung<br />

Seismische Messungen dienen dazu, Bohrlokationen zur Erschließung eines Reservoirs<br />

festzulegen. Die Erkundung von petrothermalen Reservoiren wird durch die Lage<br />

unterschiedlicher kristalliner Gesteinskomplexe und komplexer, meist steil stehender<br />

Störungssysteme bestimmt. Die vorhandenen geologischen Modelle extrapolieren<br />

die bekannten Strukturen der Oberflächengeologie und die Erkenntnisse aus<br />

bergbaulichen Tätigkeiten in größere Tiefen. Da die Zieltiefe in 5 bis 6 km Tiefe liegt,<br />

muss diese Extrapolation durch seismische Messungen den tatsächlichen Gegebenheiten<br />

im Untergrund angepasst werden.<br />

Bei der seismischen Erkundung von geothermischen Reservoiren im Kristallin sind<br />

neben der Bestimmung der komplexen 3D-Untergrundstruktur weitere Herausforderungen<br />

zu bewältigen; diese sind die sehr steil stehenden Strukturen der Störungsmuster<br />

und die Quantifizierung der Klüftigkeit im Reservoir. Drei Forschungsprojekte,<br />

die in einem Verbundvorhaben unter Federführung des <strong>Leibniz</strong>-<strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> <strong>Angewandte</strong><br />

<strong>Geophysik</strong> (<strong>LIAG</strong>) unter Beteiligung der Universität Hamburg und der TU<br />

Bergakademie Freiberg durchgeführt werden, sollen diese Fragestellungen lösen:<br />

1. Durchführung einer 3D-Seismik, deren Bearbeitung unter Anwendung von<br />

neuen Verfahren und Interpretation (Vorhaben <strong>LIAG</strong>: 3D-seismische Messungen<br />

im Kristallin unter besonderer Berücksichtigung lithologischer und struktureller<br />

Klassifizierungen des geothermischen Reservoirs durch seismische Attributanalysen),<br />

2. Entwicklung und Anwendung von innovativen Processingmethoden zur Abbildung<br />

steil stehender Strukturen mit Diffraktionen (Vorhaben Universität Hamburg:<br />

Abbildung steil stehender Strukturen mit Diffraktionen),<br />

3. Geothermische Reservoircharakterisierung unter besonderer Berücksichtigung<br />

von gezielt angelegten Zusatzmessungen (Vorhaben TU Freiberg: Geothermische<br />

Reservoircharakterisierung durch moderne seismische Abbildungsverfahren<br />

unter besonderer Berücksichtigung steilstehender Störungssysteme<br />

und deren Klüftigkeit).<br />

1 Wissenschaftlich-technische Ergebnisse und andere wesentliche Ereignisse<br />

Im Mittelpunkt der Arbeiten im Jahr 2012 standen die Vorbereitung und Durchführung<br />

der 3D-seismischen Messungen in Schneeberg:<br />

• Februar-April: Antrag und Bewilligung der bergrechtlichen Erlaubnis <strong>für</strong> das Feld<br />

„Schneeberg“ <strong>für</strong> das <strong>LIAG</strong>;<br />

• März-Juni: Ausschreibungsverfahren <strong>für</strong> die Feldmessungen durch das <strong>LIAG</strong>,<br />

Auftragsvergabe an die Firma DMT GmbH & Co.KG, Essen, am 04. Juni;<br />

• Juni-August: Antrag durch das <strong>LIAG</strong> und Zulassung des Betriebsplans durch<br />

das Sächsische Oberbergamt (OBA) am 15. August;<br />

• seit 18. Juni Pre-Permit mit zwei Personen und seit 02. Juli Permit mit insgesamt<br />

sechs Personen durch den Subunternehmer IPS GmbH, Celle, sowie erste<br />

Einmessungsarbeiten durch die Firma DMT; Vorabgenehmigung dieser Arbeiten<br />

durch das OBA;


3<br />

• am 27. August Entscheidung zur Vollmobilisierung und Fortführung des Projektes<br />

nach Verzögerungen durch ausstehende Permiterfolge wegen diverser Verweigerungen;<br />

bis Mitte September Aufbau der Messauslage;<br />

• ab Anfang September Planung und Umsetzung der Erweiterung des Messfeldes<br />

auf 10 km x 12 km;<br />

• 12. September bis 13. November: Vibroseis-Messungen des Hauptexperiments<br />

mit 5347 Vibratorpunkten und 6000 aktiven Kanälen (statt geplanter 5000 Kanäle);<br />

Qualitätskontrolle und erstes Datenprocessing im Trupp-Büro durch DMT<br />

und <strong>LIAG</strong>;<br />

• 14. September: „Tag der offenen Tür“ in Schneeberg;<br />

• 11.-26. Oktober: Bohrungen durch Celler Brunnenbau GmbH & Co. KG mit zwei<br />

Bohr-Mannschaften;<br />

• 15.-27. Oktober: Sprengungen und Registrierungen <strong>für</strong> das Zusatzexperiment<br />

„Stern“ (s. auch Abb. 3) durch DMT und TU Freiberg;<br />

• Gesamtübergabe der Daten von DMT an <strong>LIAG</strong> am 13. November;<br />

• bis 24. November Abbau der Messauslage;<br />

• bis 08. Dezember Abschluss der Permit- und Entschädigungsarbeiten durch<br />

IPS;<br />

• 22. Dezember: Abschlussbericht über Feldmessungen durch DMT;<br />

• ab 19. November Datenprocessing am <strong>LIAG</strong>.<br />

Die Feldmessungen der Firma DMT GmbH & Co. KG, Essen, mit den Firmen IPS<br />

GmbH, Celle, und Celler Brunnenbau GmbH & Co. KG wurden von Dr. Ewald Lüschen<br />

als Projektleiter vor Ort in der Zeit vom 13. August bis 19. November ununterbrochen<br />

geleitet und beaufsichtigt.<br />

Die Feldarbeiten wurden seit dem 18. Juni plan- und auftragsgemäß von den Firmen<br />

IPS und DMT aufgenommen. Jedoch stellten sich folgende Schwierigkeiten und Verzögerungen<br />

ein, die weder die Projektleitung noch die Auftragnehmerfirmen voraussehen<br />

oder verantworten konnten:<br />

1) Der Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN)<br />

weigerte sich völlig unverständlich, die benötigten digitalen Karten <strong>für</strong> den Erzgebirgskreis<br />

(im Gegensatz zum Kreis Zwickau) zur Verfügung zu stellen. Diese konnten<br />

erst durch Einschalten des Sächsischen Umweltministeriums (SMUL) mit einer<br />

Verzögerung von mehr als einem Monat erworben werden.<br />

2) Die sächsischen Landwirtschaftsbehörden erschwerten den Landwirten und<br />

Agrargenossenschaften die Kooperation mit dem seismischen Projekt wegen einer<br />

vermeintlichen „Fremdnutzung" der Agrarflächen und einer folgenden EU-<br />

Förderschädlichkeit mit Strafandrohung bei bloßem Betreten der Flächen, sogar nach<br />

den Erntearbeiten. Solche bürokratischen Hemmnisse sind hier erstmalig in Deutschland<br />

in dieser Form aufgetreten. In mehreren Sitzungen und Treffen der Projektleitung<br />

und den Firmen IPS und DMT mit den sächsischem Behörden am 26. Juli, 18.<br />

August und 4. September konnten diese Probleme nicht ausgeräumt werden. In der<br />

zweiten Augusthälfte, da sich deswegen bis dahin die Voll-Mobilisierung verzögert<br />

hatte, wurde notgedrungen erwogen, das gesamte Projekt abzubrechen.<br />

3) Ein aristokratischer Großgrundbesitzer von Waldflächen (ca. 20 % des Messgebietes)<br />

versagte aus prinzipiellen und politischen Gründen gegenüber dem Freistaat<br />

Sachsen die Betretungsbewilligung. Erst durch Intervention beim Staatssekretär<br />

des SMUL konnte vom Projektleiter mit Unterstützung des Bürgermeisters von<br />

Schneeberg und des zuständigen Landtagsabgeordneten zumindest erreicht werden,


4<br />

dass zum Schluss der Messungen einige Vibratorpunkte in die Waldflächen gelegt<br />

werden konnten.<br />

Um den unter 2) und 3) geschilderten Problemen aus dem Weg zu gehen, wurde<br />

nach Ausweichplänen gesucht ("Plan B"). Landwirte und Agrargenossenschaften<br />

erklärten sich nach umfangreichen Gesprächen bereit, die Arbeiten entlang von Wegen<br />

und Straßen zuzulassen. Entsprechende theoretische Planungsergebnisse zur<br />

Messgeometrie fielen positiv aus. Außerdem musste das Messgebiet insgesamt um<br />

20 km² im Nordosten (10 km x 12 km statt 10 km x 10 km) erweitert werden, um den<br />

Plan B erfolgreich durchführen zu können. Dieser Plan B bedeutete jedoch Mehraufwand<br />

beim Permitting (wiederholtes und zusätzliches Permitting) und beim Material<br />

(u.a. stark gekrümmte bzw. unregelmäßige Kabeltrassen statt möglichst geradlinige<br />

Trassen). Normalerweise wären 260 km Kabeltrassen notwendig gewesen, tatsächlich<br />

ergaben sich mehr als 350 km. Um die geplante und anvisierte Untergrund-<br />

Überdeckung erreichen zu können, wurde die Vergrößerung der Anzahl der aktiv registrierten<br />

Kanäle von 5.000 auf 6.000 (von insgesamt ca. 8.600 Messpunkten) notwendig.<br />

Alle Maßnahmen mussten zum großen Teil sehr kurzfristig erfolgen. Sie<br />

stellten aber die Voraussetzung dar, um die gewünschte Datenqualität und -quantität<br />

zur erreichen.<br />

Die Feldmessungen wurden durch eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit begleitet:<br />

• Informationsveranstaltungen in Schneeberg gemeinsam mit dem Sächsischen<br />

Landesamt <strong>für</strong> Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), der Stadt und<br />

den Stadtwerken Schneeberg am 24./25.01.2012 sowie am 24.07.2012.<br />

• Behördeninformationen im Rahmen des <strong>LIAG</strong>-Antrags <strong>für</strong> ein Erlaubnisfeld<br />

sowie des Betriebsplans an das Sächsische Oberbergamt.<br />

• Verteilung von 8.000 Flyern durch die Permit-Gruppe der Fa. IPS.<br />

• Tag der offenen Tür in Schneeberg mit Vorführung der Geräte am 14.09.2012.<br />

• Anschläge von Postern in öffentlichen Einrichtungen.<br />

• Kontinuierliche Pressearbeit (siehe auch unter Kap. 8).<br />

• Führungen in der Trupp-Zentrale in Aue-Alberoda und im Gelände <strong>für</strong> diverse<br />

Schulklassen, Gruppen von interessierten Privatpersonen und einzelnen Personen.<br />

In der Trupp-Zentrale sowie auch am <strong>LIAG</strong> fand während der Feldmessungen kontinuierlich<br />

ein erstes Datenprocessing bis hin zum finalen Processingschritt der Migration<br />

statt, das jedoch im Wesentlichen der Qualitätskontrolle diente. Abb. 1 zeigt ein<br />

solches komplettes Datenvolumen im Überblick, in Form von einigen Profilschnitten<br />

(‚inlines‘, ‚crosslines‘) und Horizontalscheiben (Zeitscheiben). Schon diese ersten<br />

vorläufigen Ergebnisse zeigen eine enorme Strukturierung des Granitkörpers, der<br />

den wesentlichen Teil des Untergrundes im Zielgebiet bildet, sowie steilstehende (60-<br />

70°) Reflexionsbahnen, die als Verwerfungszonen interpretiert werden können. Dies<br />

wird insbesondere in Abb. 2 deutlich, die die Migration (nach der Stapelung) an Hand<br />

einer ‚crossline‘-Sektion zeigt und damit die lagerichte Situation darstellt.


5<br />

Abb. 1: Komplettes Datenvolumen im Überblick als Rohstapelung (‚brute stack‘). Dieses<br />

Datenvolumen kann an Hand von Vertikalsektionen im Intervall von 15 m in beliebigen<br />

Richtungen und Horizontalscheiben im Intervall von 2 m durchlaufen (‚gescannt‘)<br />

werden.<br />

Abb. 2: FD-Migration einer ‚crossline‘-Sektion (obere ‚crossline‘ aus Abb. 1). Pfeile<br />

markieren Reflexionsbahnen, die als Verwerfungszonen interpretiert werden können.


6<br />

Als Voraussetzungen <strong>für</strong> die gute Datenqualität und <strong>für</strong> den entsprechenden Arbeitsaufwand<br />

gelten:<br />

• Bin-Überdeckungsgrad mehr als 100-fach zur Unterdrückung der Störwellen<br />

(mehr als 100 seismische Spuren zur Stapelung in jedem 15 m x 15 m großen<br />

‚bin‘).<br />

• Dichtes Messpunktintervall von 30 m auf den Sender- und Empfängerlinien.<br />

• Weites Messgebiet (10 km x 12 km), um möglichst große Sender-Empfänger-<br />

Distanzen und –Azimutbereiche zu erfassen; diese sind <strong>für</strong> eine optimale „Beleuchtung“<br />

steilstehender Strukturen wichtig.<br />

• Große Signalbandbreite der Vibratoren (Sweep: 12-96 Hz) mit Hervorhebung<br />

der höheren Frequenzen zwecks höherer Strukturauflösung.<br />

• Schwere Vibratoren (je 27 t) mit besserer Tiefenreichweite und Signalqualität<br />

über die gesamte Signalbandbreite.<br />

Auch das begleitende sprengseismische (‚Stern‘-) Experiment konnte plangemäß<br />

durchgeführt werden; nur ein Sprengpunkt (von insgesamt 24) musste wegen zu<br />

großer Nähe zur Stadt Zwickau aus Genehmigungsgründen entfallen. Die Höhe der<br />

Sprengladungen von 30 kg erwies sich dabei als vollkommen ausreichend. Je zwei<br />

gegenüberliegende Sprengpunkte wurden auf einer verbindenden Linie von 60 autonomen<br />

Registrierstationen (aus Gerätepool des GFZ-Potsdam) und einem kleineren<br />

Array an beiden Sprengpunkten, betreut von Angehörigen der TU Bergakademie<br />

Freiberg, sowie von der Vibroseis-Messauslage der 3D-Hauptmessung der Firma<br />

DMT registriert. Die Abb. 3 zeigt die endgültige Konfiguration bestehend aus 3D-<br />

Vibroseis-Messung und 23 Sprengpunkten.<br />

Abb. 3: ‚Stern‘-Experiment: 23 Sprengpunkte auf einem Kreis mit einem Durchmesser<br />

von ca. 30 km, die linienweise (2 Linien als Beispiel) und von der 3D-Vibroseis-<br />

Messauslage in der 10 km x 12 km großen Fläche im Zentrum registriert wurden.


7<br />

Alle Daten wurden im November/Dezember 2012 vertragsgemäß an die Verbundpartner<br />

der <strong>Geophysik</strong>-<strong>Institut</strong>e der Universität Hamburg und der TU Bergakademie<br />

Freiberg ausgeliefert.<br />

Zusammenfassung<br />

Nach umfangreichen Vorbereitungen konnten die operativen Arbeiten zu den 3Dseismischen<br />

Messungen im Raum Schneeberg durchgeführt werden: Pre-Permit<br />

(Betriebsplanverfahren, behördliche Genehmigungen), Permit (Grundeigentümergenehmigungen),<br />

geodätischen Einmessung, Auslage und Verkabelung der Geophone,<br />

Wartung der Messauslage und schließlich Durchführung der Messung. Schwierige<br />

topografische Bedingungen, große Stadt- und Besiedlungsgebiete und frühere Bergbautätigkeiten<br />

stellten hohe Herausforderungen an die Planung und Durchführung<br />

der Messungen.<br />

Zur Registrierung der von drei schweren Vibratoren (je 25 t) ausgelösten Signale und<br />

Verkehrsleitung auf Straßen wurde der Messtrupp in diesem Messgebiet vor enorme<br />

und außergewöhnliche Herausforderungen gestellt. Zu den natürlich bedingten<br />

Schwierigkeiten kamen erhebliche bürokratische Hemmnisse. Da von der sächsischen<br />

Landwirtschaftsverwaltung die Messung auf landwirtschaftlichen Flächen als<br />

eine <strong>für</strong> die EU-Förderung relevante Tätigkeit angesehen wurde, verweigerten viele<br />

landwirtschaftliche Betriebe und große Agrargenossenschaften dass Betreten ihrer<br />

Ackerflächen. Zusätzlich hat ein Großgrundbesitzer aus prinzipiellen Gründen das<br />

Betreten seiner Waldgebiete lange Zeit nicht zugelassen. Während die Bevölkerung<br />

grundsätzlich positiv den Messungen gegenüber stand, behinderten die genannten<br />

Verweigerungen eine optimale Durchführung der Messung und gefährdeten damit ihr<br />

Gelingen. Eine wesentliche Aufgabe bestand daher, die Messkonfiguration den natürlichen<br />

Bedingungen und wechselnden bürokratischen Vorgaben flexibel bis kurz<br />

vor den Start der ersten Signalregistrierung anzupassen.<br />

Nach einer ersten Auswertung der 3D-seismischen Messungen können Störungsmuster<br />

im tieferen Untergrund erkannt werden, die ein mögliches Zielgebiet <strong>für</strong> eine<br />

Tiefbohrung im heißen Gestein sein könnten. Auch die Qualität der zusätzlichen<br />

sprengseismischen Messungen lässt eine weitere gute Charakterisierung des Zielgebietes<br />

erwarten.<br />

2 Vergleich des Stands des Vorhabens mit der ursprünglichen Arbeits-,<br />

Zeit- und Ausgabenplanung<br />

Bei der Durchführung der 3D-Seismik im Erlaubnisfeld Schneeberg kam es zu nicht<br />

vorhersehbaren Verzögerungen bei der Bereitstellung von Flurkarten durch das<br />

sächsische GeoSN sowie beim Einholen der Erlaubnis (Permitting) zum Betreten von<br />

landwirtschaftlichen Flächen und Waldgebieten, wie in Abschnitt 1 geschildert.<br />

Die Verzögerungen waren weder vom Zuwendungsempfänger (<strong>LIAG</strong>) noch vom Auftragnehmer<br />

(DMT) und seinen Unterauftragnehmern zu verantworten. Erst durch das<br />

Eingreifen des <strong>LIAG</strong> in das Verfahren konnte sichergestellt werden, dass die Messungen<br />

überhaupt durchgeführt werden konnten. Durch diese Verzögerungen entstanden<br />

Wartezeiten <strong>für</strong> den eigentlichen Messtrupp, die in den ursprünglichen Antrag<br />

nicht einkalkuliert werden konnten.<br />

DMT hat mit Schreiben vom 21.08.2012 die entstehenden Zusatzkosten angezeigt.<br />

Diese Zusatzkosten konnten nicht aus der Zuwendung zu dem laufenden Projekt ge-


8<br />

deckt werden. Wie bei der Antragstellung zu dem Vorhaben angegeben, kann das<br />

Vorhaben wegen seiner speziellen Fragestellung und des erheblichen Kostenvolumens<br />

auch nicht aus dem Kernhaushalt des <strong>LIAG</strong> bestritten werden. Eine Verschiebung<br />

der Messungen hätte zu ähnlich hohen Kosten geführt; eine bessere Zugänglichkeit<br />

wäre dadurch aber nicht gesichert gewesen. Ohne die Übernahme der zusätzlichen<br />

Kosten hätte die Messung abgebrochen werden müssen oder nur in einem<br />

kleineren Teilgebiet durchgeführt werden können, sodass keine zuverlässigen<br />

Ergebnisse über die Störungszone in ca. 5 km erzielt worden wären.<br />

Ein entsprechender Aufstockungsantrag zur Deckung der Zusatzkosten wurde am<br />

23.08.2012 bzw. 17.09.2012 gestellt und am 16.11.2012 bewilligt. Die Schlussrechnung<br />

von DMT wird zurzeit vom <strong>LIAG</strong> geprüft.<br />

Die Verzögerung innerhalb des Projektes beträgt ca. 4 Monate gegenüber der ursprünglichen<br />

Planung.<br />

3 Haben sich die Aussichten <strong>für</strong> die Erreichung der Ziele des Vorhabens innerhalb<br />

des angegebenen Ausgabenzeitraums gegenüber dem ursprünglichen<br />

Antrag geändert?<br />

Nein.<br />

4 Sind inzwischen von dritter Seite Ergebnisse bekannt geworden, die <strong>für</strong><br />

die Durchführung des Vorhabens relevant sind?<br />

Nein.<br />

5 Sind oder werden Änderungen in der Zielsetzung notwendig?<br />

Das bewilligte Projekt ist um die Bearbeitung einer weiteren 3D-seismischen Messung<br />

ergänzt worden. Diese zusätzliche 3D-seismische Messung wurde Ende 2012<br />

im Erlaubnisfeld Wiesbaden mit dem konkreten Ziel der Errichtung eines geothermischen<br />

Kraftwerkes durchgeführt. Ein Nutzungsvertrag über die bisher vorliegenden<br />

Informationen (2D-Seismik, Machbarkeitsstudie u.a.) zur wissenschaftlichen Auswertung<br />

ist zwischen dem <strong>LIAG</strong> und den Stadtwerken (ESWE Versorgungs AG) schon<br />

abgeschlossen worden; auch die Zusage der ESWE Versorgungs AG zur wissenschaftlichen<br />

Bearbeitung der 3D-Seismik durch das <strong>LIAG</strong> liegt vor.<br />

Im Erlaubnisfeld Wiesbaden wurden 2009 insgesamt 44 km 2D-seismische Linien zur<br />

Prospektion des Feldes geschossen. Auf der Basis der Prospektionsergebnisse wurde<br />

das Explorationsziel festgelegt. Dieses befindet sich im Osten des Erlaubnisfeldes<br />

und wurde Ende 2012 mit 3D-Seismik (Größe des Surveys ca. 90 km²) untersucht.<br />

Ziel der 3D-Seismik ist die Erkundung steilstehender Störungszonen im Untergrund<br />

des Erlaubnisfeldes. Diese Störungszonen begrenzen teilweise Kristallinblöcke gegen<br />

Sedimente des Rotliegenden im Untergrund und reichen tief in das kristalline<br />

Basement. Extensionale Störungszonen stellen ein wichtiges Explorationsziel dar, da<br />

die Fluidbewegung in Festgesteinsaquiferen vornehmlich auf Klüften und Störungen<br />

sowie den sie begleitenden Zerrüttungszonen erfolgt.


9<br />

Ein entsprechender Aufstockungsantrag wurde am 27.04.2012 gestellt und am<br />

13.08.2012 bewilligt. Die im Antrag vorgesehene Stelle <strong>für</strong> einen wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter wurde ausgeschrieben, konnte aber aus Mangel an geeigneten Bewerbern<br />

bisher nicht besetzt werden.<br />

6 Erfindungen/Schutzrechtsanmeldungen<br />

Keine.<br />

7 Publikationen und Vorträge<br />

Zeitschriften<br />

LÜSCHEN, E., V. HARTMANN, H., THOMAS, R. & SCHULZ, R. (2013): 3D-Seismik<br />

im Kristallinen Grundgebirge des Erzgebirges. – BBR Fachmagazin <strong>für</strong> Brunnen<br />

und Leitungsbau, Sonderheft Geothermie 2013, 63. Jahrgang: 80-85.<br />

Berichte<br />

SCHULZ, R. & THOMAS, R. (2012): Verbundprojekt Seismik im Kristallin. - 1. Zwischenbericht,<br />

<strong>LIAG</strong> Bericht: 3 S.; <strong>Hannover</strong><br />

DMT (2012): Endbericht Messung 3D Schneeberg an <strong>Leibniz</strong>-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Angewandte</strong><br />

<strong>Geophysik</strong>. - DMT-EG-EI-10-130, Vergabe-Nr. 201-10051986: 35 S., 4 Anlagen;<br />

Essen.<br />

Vorträge<br />

LÜSCHEN, E. (2012): Conception and implementation of 3D seismic tests for the<br />

investigation of geothermal reservoirs in the crystalline basement of Saxony. -<br />

8th International Geothermal Conference, May 22-25, 2012; Freiburg.<br />

LÜSCHEN, E. (2012): Verlauf der 3D-Seismik im Kristallin Sachsen und erste Ergebnisse.<br />

– Vortrag auf Arbeitsgruppensitzung des Forschungsverbunds Tiefengeothermie<br />

Sachsen, 11.12.2012; Potsdam.<br />

LÜSCHEN, E. & VON HARTMANN, H. (2012): Planung, Durchführung und Ergebnisse<br />

3D-seismischer Messungen. - Informationsveranstaltung <strong>für</strong> kommunale<br />

Vertreter zur geplanten Durchführung 3D-seismischer Messungen zur Erkundung<br />

geothermischer Reservoire im Kristallin, 24.01.2012; Schneeberg (Erzgebirge).<br />

LÜSCHEN, E. , VON HARTMANN, H., THOMAS, R. & SCHULZ, R. (2012): Planung<br />

und Durchführung 3D-seismischer Messungen. - Informationsveranstaltung <strong>für</strong><br />

kommunale Vertreter zur geplanten Durchführung 3D-seismischer Messungen<br />

zur Erkundung geothermischer Reservoire im Kristallin, 24.07.2012; Schneeberg<br />

(Erzgebirge).<br />

THOMAS, R. & SCHULZ, R. (2012): Geothermische Nutzung in Deutschland. - Informationsveranstaltung<br />

<strong>für</strong> kommunale Vertreter zur geplanten Durchführung<br />

3D-seismischer Messungen zur Erkundung geothermischer Reservoire im<br />

Kristallin, 24.01.2012; Schneeberg (Erzgebirge).


10<br />

VON HARTMANN; H. (2012): Overview of geophysical exploration methods for geothermal<br />

energy. - 8th International Geothermal Conference, May 22-25, 2012;<br />

Freiburg.<br />

VON HARTMANN, H. & LÜSCHEN, E. (2012): 3D-seismische Messungen im Kristallin<br />

Raum Schneeberg/Sachsen- Besonderheiten, Planung und Durchführung. -<br />

gebo Jour Fixe, 16.3.2012; Celle.<br />

VON HARTMANN, H. & LÜSCHEN, E. (2012): 3D-Seismik <strong>für</strong> die geothermische<br />

Exploration im Kristallin des westlichen Erzgebirges. - HOTSPOT<br />

HANNOVER, 5. Norddeutsche Geothermietagung, 17.-18.10.2012; <strong>Hannover</strong>.<br />

VON HARTMANN, H., LÜSCHEN, E., THOMAS, R. & SCHULZ, R. (2012): Untersuchung<br />

eines Störungssystems im Kristallin des Westerzgebirges durch 3Dseismische<br />

Messungen <strong>für</strong> eine geothermische Nutzung. - Geo<strong>Hannover</strong> 2012<br />

- GeoRohstoffe <strong>für</strong> das 21. Jahrhundert, 01.10.-03.10.2012; <strong>Hannover</strong>.<br />

VON HARTMANN, H., LÜSCHEN, E., THOMAS, R. & SCHULZ, R. (2012): Untersuchung<br />

eines Störungssystems im Kristallin des Westerzgebirges durch 3Dseismische<br />

Messungen <strong>für</strong> eine geothermische Nutzung. - <strong>LIAG</strong>-Austauschsitzung,<br />

08.11.2012; <strong>Hannover</strong>.<br />

VON HARTMANN, H., LÜSCHEN, E., THOMAS, R. & SCHULZ, R. (2012): 3D-<br />

Seismik zur Untersuchung eines Störungssystems im Kristallin des Westerzgebirges.<br />

- Der Geothermiekongress 2012, 13.-16.11.2012; Karlsruhe.<br />

8 Öffentlichkeitsarbeit<br />

Veranstaltungen<br />

<strong>LIAG</strong> & DMT (2012): Tag der offenen Tür, 14.09. 2012; Schneeberg (Erzgebirge).<br />

SCHULZ, R., VON HARTMANN, H., LÜSCHEN, E. & THOMAS, R. (2012): Informationsveranstaltung<br />

<strong>für</strong> kommunale Vertreter zur geplanten Durchführung 3Dseismischer<br />

Messungen zur Erkundung geothermischer Reservoire im Kristallin.<br />

- 25 Teilnehmer, 24.01.2012; Schneeberg (Erzgebirge).<br />

SCHULZ, R., VON HARTMANN, H., LÜSCHEN, E. & THOMAS, R. (2012): Informationsveranstaltung<br />

zur Durchführung 3D-seismischer Messungen zur Erkundung<br />

geothermischer Reservoire im Kristallin. – 30 Teilnehmer, 24.07.2012;<br />

Schneeberg (Erzgebirge).<br />

Informationen<br />

<strong>LIAG</strong> (2012): Zwei Flyer zur Verteilung an Öffentlichkeit und Grundeigentümer, Auflage:<br />

8.000.<br />

LÜSCHEN, E. (2012): 3D-Seismik im Kristallin Sachsen. - 3 Poster <strong>für</strong> öffentliche<br />

Anschläge und Verteilungen im Raum der Feldmessungen.<br />

LÜSCHEN, E. (2012): Verlauf und Details der 3D-Seismik im Raum Schneeberg-Bad<br />

Schlema. – Vortrag auf Stadtratssitzung Bad Schlema und Bürgerversammlung,<br />

18.09. 2012, Bad Schlema.


11<br />

Pressearbeit<br />

BINOT, F., VON HARTMANN, H., LÜSCHEN, E., SCHULZ, R., THOMAS, R. & <strong>LIAG</strong><br />

(2012): Medien Information ‚<strong>LIAG</strong>-aktuell‘ vom 13.07.2012: Forscher durchleuchten<br />

Sachsens Untergrund.<br />

LÜSCHEN, E. (2012): Zahlreiche Interviews <strong>für</strong> Printmedien (Freie Presse, Chemnitzer<br />

Morgenpost, Bild, lokale Stadtanzeiger und Wochenblätter etc.), Radio und<br />

Fernsehen (MDR). - Beispiel Freie Presse, 09.11. 2012 siehe Anhang.<br />

SCHULZ, R. (2012): Interviews mit MDR 1 – Radio Sachsen und Freie Presse.<br />

Website des Projektes:<br />

http://www.liag-hannover.de/fsp/ge/seismik-im-kristallin-sachsen-siks.html<br />

Anhang:<br />

Artikel von Gunter Niehus in Freie Presse, 09. Nov. 2012

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