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Umschau - Europäische Sicherheit & Technik

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Inhalt<br />

Seite 14 Seite 36<br />

Reformbedarf<br />

Stärke und Handlungsfähigkeit der Vereinten Nationen<br />

werden ihrer Schlüsselrolle in der Weltpolitik nicht gerecht.<br />

SICHERHEIT & POLITIK<br />

10 Die Jugend ist der Schlüssel für Afghanistans<br />

Zukunft<br />

Dirk Niebel<br />

14 Die Vereinten Nationen – eine große Illusion?<br />

Johannes Varwick<br />

17 Militarisierung des Konflikts in Syrien<br />

Usahma Felix Darrah<br />

20 Afghanistan: Auf dem Weg zur Übernahme der<br />

<strong>Sicherheit</strong>sverantwortung<br />

Michael Paul<br />

25 Gefahrenherd Naher Osten<br />

Andreas M. Rauch<br />

28 Forum <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> 2012<br />

Rolf Clement<br />

BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL<br />

31 2012 – ein Jahr voller Veränderungen aus IT-Sicht<br />

Klaus Veit<br />

36 Eurofighter: Acht Jahre Flugbetrieb<br />

in der Luftwaffe<br />

Jan Gloystein<br />

43 Brigaden, Regimenter und Bataillone<br />

in der neuen Struktur des Heeres<br />

Wolf Rüdiger Otto<br />

47 Deutsch-russische Heereszusammenarbeit<br />

Autorenteam Kommando Heer II 2<br />

50 Stahl in der Heide – Informationslehrübung 2012<br />

Jan-Phillipp Weisswange<br />

51 Die Deutsche Marine im Einsatz<br />

Autorenteam Flottenkommando<br />

4 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

Komplex und intelligent<br />

Acht Jahre Flugbetrieb des Eurofighters in der Luftwaffe –<br />

eine erste Zwischenbilanz.<br />

56 Entwicklung des Instandhaltungsmodells 2013+<br />

Karl-Jens Gruber<br />

59 Das deutsche Route Clearance System<br />

Dietmar Klos<br />

62 Einsatzvorbereitung Tiger und NH90<br />

Volker Bauersachs, Andris Bober und Andreas Pfeifer<br />

67 Eidgenossen auf dem Sprung<br />

Thomas Bauer<br />

RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

71 Situationsanalyse in maritimen<br />

Überwachungssystemen<br />

Yvonne Fischer<br />

74 Führungsunterstützung der Marine<br />

vor neuen Herausforderungen<br />

Jens Schwarter<br />

77 Neue Mitglieder in der Dingo-Familie<br />

Michael Horst<br />

80 Moderne Feldumschlaggeräte – der Crayler MVP<br />

Michael Horst<br />

83 Aktives Fahrzeugschutzsystem AVePS/WaSAS<br />

Michael Horst


Seite 59<br />

Kampfmittelabwehr<br />

Das neue System „German Route Clearance Package“<br />

verbessert den Schutz der Soldaten im Einsatz.<br />

85 Das Maschinengewehr HK121<br />

Jan-Phillipp Weisswange<br />

88 Transparenter Schutz<br />

Jürgen Rahmig<br />

91 Transportpanzer M 113 – 50 Jahre in der<br />

Bundeswehr<br />

Rolf Hilmes<br />

96 Good night – good fight!<br />

Infanteristische Nachtkampffähigkeit<br />

Jan-Phillipp Weisswange<br />

WIRTSCHAFT & INDUSTRIE<br />

106 Nutzungskosten im Visier<br />

Michael Horst<br />

110 ILA 2012: UAS neu im Fokus<br />

Ulrich Rapreger<br />

ÄUSSERE & ZIVILE SICHERHEIT<br />

115 Cyber War oder „nur“ Cyber Crime?<br />

Langanhaltender Stromausfall –<br />

sind die Folgen beherrschbar?<br />

Dieter Klocke<br />

Seite 110<br />

„Beste Adresse für Innovationen“<br />

Im neuen ExpoCenter bot die ILA 2012 Neuheiten und<br />

Klassiker aus der militärischen und zivilen Luftfahrt.<br />

120 „Dem außenpolitischen Nachwuchs<br />

eine Stimme geben“<br />

Munich Young Leaders bei der Münchner<br />

<strong>Sicherheit</strong>skonferenz 2012<br />

Nora Müller<br />

122 Heimatschutz in den Verteidigungspolitischen<br />

Richtlinien<br />

Hans-Peter Weinheimer<br />

RUBRIKEN<br />

3 Kommentar<br />

6 <strong>Umschau</strong><br />

49 Impressum<br />

72 In eigener Sache<br />

87 Fraunhofer INT: Neue Technologien<br />

89 Typenblatt<br />

92 Blick nach Amerika<br />

94 IT News & Trends<br />

102 Informationen – Nachrichten – Neuigkeiten aus aller Welt<br />

108 Unternehmen & Personen<br />

119 Nachrichten aus Brüssel<br />

126 Gesellschaft für Wehr- und <strong>Sicherheit</strong>spolitik<br />

128 Bücher<br />

130 Gastkommentar<br />

„Niemand kann mit <strong>Sicherheit</strong> sagen, wohin die afghanische Reise gehen wird. Zeitungen<br />

sind gefüllt mit kritischen Ausblicken, die von einer erheblichen Verschlechterung der<br />

<strong>Sicherheit</strong>slage sprechen und den Lesern den Eindruck vermitteln möchten, dass es um<br />

die <strong>Sicherheit</strong> am Hindukusch nicht gut stehe. Diese Darstellungen unterschlagen oft die<br />

Fortschritte, die der Einsatz der Bundeswehr und vor allem der zivile Wiederaufbau Afghanistans<br />

in den vergangenen Jahren erreicht haben. Die afghanischen <strong>Sicherheit</strong>skräfte<br />

sind ihren Aufgaben noch nicht in jeder, aber in vielerlei Hinsicht gewachsen.“<br />

Bundesminister Dirk Niebel: „Die Jugend ist der Schlüssel für<br />

Afghanistans Zukunft“, Seite 10<br />

November 2012 · <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

5


Kommentar<br />

Nobelpreis für die EU<br />

als Ansporn<br />

Als das Norwegische Nobelkomitee bekannt gab,<br />

den Friedensnobelpreis 2012 an die <strong>Europäische</strong><br />

Union zu vergeben, war die Überraschung doch<br />

recht groß. Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich<br />

aus, hatte man doch eher mit der Auszeichnung<br />

verdienter Persönlichkeiten gerechnet<br />

als mit einer Institution oder Organisation. Es gab<br />

immer schon eine Reihe von Anwärtern, die sich<br />

um die europäische Einigung verdient gemacht<br />

haben wie Simone Veil oder Jacques Delors oder<br />

Helmut Kohl. Doch dieses Mal geht der Preis an<br />

die EU als Ganzes und damit an alle Bürger in der<br />

EU. Die Überraschung war auch deshalb so groß,<br />

weil die EU sich in der größten und massivsten<br />

Krise seit ihrer Gründung befindet. Was soll daran<br />

auszeichnungswürdig sein, fragten sich viele.<br />

Ähnlich verhielt es sich zuletzt als US-Präsident<br />

Barack Obama 2009 mit dem Friedensnobelpreis<br />

ausgezeichnet wurde und man sich fragte, wofür<br />

er den Preis denn erhielt. In diesem Fall stand<br />

wohl der Wunsch im Vordergrund, dass der<br />

erste farbige Präsident der Vereinigten Staaten<br />

als besonderer Hoffnungsträger für viele seiner<br />

Landsleute sein Amt angehen und gestalten<br />

würde. Es war eine Art Vorschusslorbeer. Bei den<br />

aktuellen Problemen der EU mit der Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise und den daraus entstandenen<br />

sozialen Unruhen in verschiedenen Ländern kann<br />

man davon ausgehen, dass die Auszeichnung der<br />

EU als eine Art Ansporn gedacht sein soll, alles<br />

zu unternehmen, dass die EU nicht auseinander<br />

bricht und sich alte Konflikte nicht wieder auftun<br />

können.<br />

Das Nobelkomitee hat im ersten Teil seiner Begründung<br />

für die Auszeichnung formuliert: „Das<br />

Norwegische Nobelkomitee hat entschieden,<br />

dass der Friedensnobelpreis 2012 an die <strong>Europäische</strong><br />

Union (EU) vergeben wird. Die Union und<br />

ihre Vorgänger haben über sechs Jahrzehnte zur<br />

Förderung von Frieden und Versöhnung beigetragen.<br />

Seit 1945 ist diese Versöhnung Wirklichkeit<br />

geworden. Das furchtbare Leiden im Zweiten<br />

Weltkrieg zeigte die Notwendigkeit eines neuen<br />

Europa.“ Wenn man sich die Entwicklung der EU<br />

seit ihrer Gründung ansieht, dann liegt genau<br />

darin der Erfolg dieser Union, dass Frieden, Freiheit,<br />

menschenwürdiges Leben und Rechtsstaatlichkeit<br />

gewährleistet wird und sichergestellt ist,<br />

dass Kriege gegeneinander in Europa nicht mehr<br />

denkbar sind. Der abstrakte Begriff Frieden ist<br />

den meisten Europäern fast schon zu selbstverständlich<br />

geworden. Bei den akuten Problemen,<br />

die sich aus der Wirtschafts- und Finanzkrise in<br />

verschiedenen europäischen Ländern ergeben<br />

haben und bei denen vor allem viele junge Menschen<br />

an einer Lösung große Zweifel haben, hat<br />

das Nobelkomitee den Blick auf das Wesentliche<br />

gelenkt: „Das Norwegische Nobelkomitee<br />

wünscht den Blick auf das zu lenken, was es als<br />

wichtigste Errungenschaft der EU sieht: den erfolgreichen<br />

Kampf für Frieden und Versöhnung<br />

und für Demokratie sowie die Menschenrechte;<br />

die stabilisierende Rolle der EU bei der Verwandlung<br />

Europas von einem Kontinent der Kriege zu<br />

einem des Friedens.“ Man sollte immer wieder<br />

daran erinnern, dass es in der langen, oft blutigen<br />

Geschichte der Nationen auf dem europäischen<br />

Kontinent noch nie so viel Freiheit und so wenig<br />

Kriegsgefahr und trennende Grenzen und so<br />

viel Frieden gab wie heute. Und dazu haben die<br />

Menschen, die sich erst in der EWG, dann in der<br />

EG und schließlich in der EU zusammengefunden<br />

haben, beigetragen. Erbfeindschaften wie die<br />

zwischen Frankreich und Deutschland wurden<br />

überwunden. Heute sind beide Länder bei allen<br />

unterschiedlichen Auffassungen zur Lösung bei<br />

manchen Problemen die Grundpfeiler der EU.<br />

Während der Balkankriege hat die EU kein gutes<br />

Bild abgegeben und erst spät eingegriffen, dann<br />

aber doch zur Befriedung und Stabilisierung<br />

beigetragen, und sie tut das auch heute noch.<br />

Noch ist auf dem Balkan nicht alles zur Zufriedenheit<br />

gelöst, noch erfüllen nicht alle Staaten<br />

die Aufnahmekriterien zur Aufnahme in die EU.<br />

Noch sind auch europäische Friedenstruppen<br />

zur Stabilisierung notwendig. Doch kriegerische<br />

Auseinandersetzungen größeren Ausmaßes sind<br />

nicht mehr zu befürchten. Selbst die immer noch<br />

laufenden Verhandlungen mit der Türkei über eine<br />

Aufnahme zeigen die Attraktivität der EU, und<br />

trotz aller Probleme hat die Türkei die Gespräche<br />

bislang nicht abgebrochen.<br />

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an<br />

die EU ist als ein Ansporn zu verstehen, zu beweisen,<br />

dass sie die Auszeichnung tatsächlich<br />

verdient hat. Dafür braucht es von allen Seiten<br />

weiterhin viel Engagement. Frieden ist ein<br />

Prozess und zwar einer, der immer wieder mit<br />

Leben erfüllt werden muss. So gesehen ist der<br />

Friedensnobelpreis auch eine Warnung vor einer<br />

denkbaren Rückkehr zu Nationalstaatlichkeit.<br />

Hier gibt es noch viel zu tun. Noch hat kein Mitgliedsland<br />

der EU ernsthaft den Austritt aus Union<br />

in Erwägung gezogen, auch nicht Großbritannien.<br />

Der Preis ist auch als eine Ermutigung<br />

in schwierigen Zeiten gedacht. Er zeichnet also<br />

nicht nur Erreichtes aus, sondern will anspornen<br />

zu weiterem Bemühen. Gerade die jungen<br />

Bürger in der EU muss man davon überzeugen,<br />

dass es zur EU als Staatenverbund für die europäischen<br />

Länder keine Alternative gibt.<br />

Henning Bartels<br />

November 2012 · <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

3


<strong>Umschau</strong><br />

Becker Mewis Duct<br />

Die Becker Mewis Duct von Becker Marine<br />

Systems ist eine neu entwickelte hocheffiziente<br />

Düse zur Energieeinsparung. Die Düse<br />

wird vor dem Schiffspropeller installiert<br />

und verbessert den Wasserzustrom zum<br />

Propeller. Die Praxis und zahlreiche Testfahrten<br />

haben erwiesen, dass mit der Düse<br />

im Durchschnitt sechs Prozent Kraftstoff<br />

eingespart werden können. In Kombination<br />

mit dem Becker-Ruder ist eine Kraftstoffersparnis<br />

von ca. acht Prozent möglich.<br />

Verglichen mit anderen Energieeinsparvorrichtungen<br />

ist der Becker Mewis Duct die<br />

einzige Lösung, die alle drei Energieeinspar-<br />

6 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

(Foto: Becker Marine Systems)<br />

prinzipien in einem nutzt: Harmonisierung<br />

des Propeller-Zustroms, Reduzierung des<br />

Narbenwirbels und Erzeugung eines Vordralls.<br />

Die 81 bereits installierten Düsen haben<br />

im August dieses Jahres zusammen die<br />

Marke von 120.000 Tonnen eingesparten<br />

CO² durchbrochen. (ds)<br />

Werftliegezeit beendet<br />

Das Segelschulschiff GORCH FOCK der<br />

Deutschen Marine ist nach über neun Monaten<br />

Abwesenheit (Werftliegezeit) unter<br />

Führung seines neuen Kommandanten,<br />

Kapitän zur See Helge Risch, wieder in Kiel<br />

eingelaufen und hat an seinem Stammplatz<br />

an der Tirpitz-Mole festgemacht. Damit hat<br />

die Stadt Kiel eines ihrer Wahrzeichen zurück.<br />

Während der über neunmonatigen<br />

Werftzeit wurde das Schiff grundlegend<br />

überholt. In den kommenden Wochen wird<br />

die GORCH FOCK in See mit der Segelvorausbildung<br />

der Stammbesatzung und<br />

der Segelcrew beginnen. Zum Jahresende<br />

verlegt das Schiff in südliche Gewässer. Im<br />

Frühjahr 2013 wird in Las Palmas auf Gran<br />

Canaria dann der erste Segeltörn der Offizieranwärter<br />

der Crew VII/2012 an Bord<br />

Synapsis Command Bridge von Raytheon Anschütz<br />

Raytheon Anschütz hat eine innovative Systemlösung für kleinere Marine- und<br />

Küstenwachschiffe (offshore patrol vessel, OPV) entwickelt. Auf der diesjährigen<br />

Euronaval in Paris wurde die Synapsis Command Bridge als eine Kombination von<br />

kommerziellen Command & Control-Fähigkeiten und IMO-konformer Integrierter<br />

Navigation zu einem neuen, homogenen Brückensystem offiziell vorgestellt. Die<br />

Synapsis Command Bridge zielt darauf ab, eine funktionelle Integration der Synapsis-<br />

Navigationsbrücke mit den Command & Control (C2)-Funktionen der Raytheon<br />

Anschütz SmartBlue-Serie für landbasierte Küstenüberwachungssysteme zu schaffen,<br />

die zu einer neuen, schiffsbasierten Anwendung führt. Das System ist auf dem<br />

Raytheon Anschütz OASIS (Open Architecture Software für Integrierte Systeme)-<br />

Software-Framework aufgebaut. Multifunktionale Arbeitsbereiche auf der Brücke<br />

ermöglichen den Zugriff sowohl auf Funktionen wie Radar, ECDIS und Conning als<br />

auch auf C2. Merkmale sind eine einheitliche Bedienoberfläche für zentrale Systemfunktionen<br />

sowie das Alarmmanagement. (gwh)<br />

(Foto: Raytheon Anschütz)<br />

gehen, um seine seemännische Basisausbildung<br />

zu absolvieren. Die Offizieranwärter<br />

kommen nicht unvorbereitet an Bord, denn<br />

sie haben bereits auf der Marineschule<br />

Mürwik in Flensburg eine Vorausbildung<br />

und Eingewöhnung am dort neu errichteten<br />

Übungsmast erfahren. (ds)<br />

Deutsch-französisches<br />

MALE-UAV<br />

Auf einem Treffen während der ILA 2012 in<br />

Berlin haben Deutschland und Frankreich<br />

eine verstärkte Zusammenarbeit auf verschiedenen<br />

Gebieten der Ausrüstung ihrer<br />

Streitkräfte besiegelt. Bereits im Juni 2012<br />

hatten die Verteidigungsminister Thomas<br />

de Maizière und Jean-Yves Le Drian eine<br />

entsprechende Erklärung abgegeben.<br />

Mit der jetzt von Staatssekretär Stéphane<br />

Beemelmans und dem französischen<br />

Rüstungschef Laurent Collet-Billon sowie<br />

dem Chef des französischen Generalstabs,<br />

Admiral Edouard Guillaud, und dem Generalinspekteur,<br />

General Volker Wieker,<br />

unterzeichneten Vereinbarung haben sich<br />

beide Nationen auf einen gemeinsamen<br />

operationellen Forderungskatalog für eine<br />

mögliche europäische Lösung im Bereich<br />

von unbemannten Luftfahrzeugen für<br />

mittlere Höhen (MALE) geeinigt. Hierdurch<br />

wird die deutsch-französische Kooperation<br />

gefestigt und die Entwicklung eines gemeinsamen<br />

unbemannten Systems weiter<br />

vorangetrieben. Darüber hinaus prüfen<br />

beide Nationen, für eine Übergangsphase<br />

auch auf taktisch-operativer Ebene militärisch<br />

zusammenzuarbeiten. Deutschland<br />

und Frankreich wollen die notwendigen<br />

Strukturen und Prozesse harmonisieren,<br />

um beiden Ländern den Einstieg in eine<br />

gemeinsame Realisierung eines MALE-<br />

(Foto: PIZ/M)<br />

(Foto: EADS)


Hochwertige Komponenten<br />

Rheinmetall ist an einem bedeutenden Beschaffungsvorhaben der US-Streitkräfte<br />

im Bereich der Fahrzeugbewaffnung beteiligt. In den nächsten fünf Jahren kann<br />

Rheinmetall aus dem Rahmenabkommen „Common Remotely Operated Weapon<br />

Station (CROWS) III“ einen Umsatz von 20 Mio. US-Dollar pro Jahr – insgesamt<br />

also 100 Mio. US-Dollar – erwarten. Die „Common Remotely Operated Weapon<br />

Station“ gilt als eines der bedeutendsten Beschaffungsvorhaben seiner Art weltweit.<br />

Alleine im Rahmen des CROWS-III-Programms wollen die US-Streitkräfte je nach<br />

Bedarf mehrere tausend fernlenkbare Waffenstationen beschaffen. Der norwegische<br />

Kongsberg-Konzern fungiert dabei als Generalunternehmer. Als strategischer<br />

Partner Kongsbergs liefert der Rheinmetall-Geschäftsbereich Electro-Optics hochwertige<br />

Komponenten für die Waffenstationen. Hierzu gehören vor allem Tagsichtoptiken<br />

und rückstoßdämpfende Komponenten an der Lafette; beides geliefert von<br />

der Rheinmetall-Tochter Vingtech, die 2010 erworben wurde. (wb)<br />

Projekts zu ermöglichen. Frankreich wird<br />

diese Arbeit mit der bereits bestehenden<br />

französisch-britischen Initiative im Rahmen<br />

des Lancaster-House-Abkommens abstimmen.<br />

(gwh)<br />

Managed Gigabit Ethernet<br />

Switches<br />

Optimiert für den Einsatz in rauen Umgebungen<br />

ist die neue Familie von erweiterbaren<br />

Managed Gigabit Ethernet Switches, die<br />

AITech auf den Markt gebracht hat. Durch<br />

optionales Routing zu den XMC-Steckverbindern<br />

wird die Anzahl der unterstützten<br />

Gigabit-Ethernet-Ports in einem einzigen<br />

Slot auf 40 erweitert. Gigabit Ethernet<br />

(Foto: AITech)<br />

(Foto: Rheinmetall)<br />

Switches bieten Hochgeschwindigkeitskonnektivität<br />

und Traffic-Management für<br />

das Streaming von Videos, Audio-Dateien,<br />

Daten usw. und sind eng an Prozessoren<br />

oder I/O-Boards in eingebetteten Telekommunikations-,<br />

Militär- und Raumfahrtanwendungen<br />

gekoppelt. Ihr Einsatz und ihre<br />

Anwendung in eingebetteten und militärischen<br />

Programmen nehmen kontinuierlich<br />

zu, da sowohl Datenübertragung als auch<br />

Telekommunikation zunehmend über IPbasiertes<br />

Networking erfolgen. Die Switches<br />

sind als vibrations- und schlagfeste Versionen<br />

erhältlich, können für den zivilen und<br />

militärischen Einsatz ausgelegt werden und<br />

halten Betriebstemperaturen von maximal<br />

-55 °C bis +85 °C stand. (gwh)<br />

KC-390 mit Flugfunkgeräten<br />

Rohde & Schwarz wird das militärische<br />

Transportflugzeug KC-390 des brasilianischen<br />

Flugzeugbauers Embraer Defense &<br />

Security mit software-basierten VHF/UHF-<br />

Flugfunkgeräten ausstatten. Damit hat das<br />

Unternehmen weltweit mehr als 6.000<br />

Geräte aus seiner R&S M3AR-Produktlinie<br />

verkauft. Embraer Defense & Security baut<br />

das militärische Transportflugzeug im Auftrag<br />

der brasilianischen Regierung. Bisher<br />

sind neben 28 Flugzeugen für Brasilien<br />

auch 32 für den Export geplant. Rohde &<br />

Schwarz wird bereits bis 2013 die ersten<br />

VHF/UHF-Flugfunkgeräte für die Prototyp-<br />

Entwicklungsphase der KC-390 liefern. Jede<br />

Maschine wird mit je zwei modernen<br />

Funkgeräten inklusive Frequenzsprungverfahren<br />

und Verschlüsselung bestückt.<br />

Das Transportflugzeug soll ab 2016 in die<br />

Serienfertigung gehen. Nach der A400M<br />

ist die KC-390 ein weiteres Transportflugzeug<br />

der neuesten Generation, das mit<br />

Flugfunkgeräten von Rohde & Schwarz<br />

ausgestattet wird. Darüber hinaus sorgt die<br />

R&S M3AR-Produktfamilie in vielen anderen<br />

fliegenden Plattformen wie Eurofighter,<br />

NH90, Tiger oder F-16 für eine sichere<br />

Kommunikation. (gwh)<br />

Navigationssystem für<br />

Embraer KC-390<br />

Northrop Grumman LITEF liefert das faseroptische<br />

Kreiselkompass-System LCR-<br />

100 für das neue mittlere taktische Transportflugzeug<br />

KC-390 von Embraer. Das<br />

Flugzeug soll eine Nutzlast von 19 Tonnen<br />

mit 556 km/h bis zu 6.200 km weit transportieren<br />

können. Der Erstflug wird 2014<br />

erwartet. Das LCR-100 ist ein Trägheits-Navigationssystem<br />

hoher Leistungsfähigkeit,<br />

das Daten über die Position des Flugzeugs,<br />

Flugrichtung und Fluglage für die Navigation<br />

bereitstellt. Der integrierte Kreiselkompass<br />

macht einen magnetischen Sensor<br />

überflüssig. Wenn GPS-Signale verloren<br />

gehen, bietet das System Unterstützung,<br />

November 2012 · <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

7<br />

(Foto: Rohde & Schwarz)<br />

(Foto: LITEF)


<strong>Umschau</strong><br />

damit das Flugzeug weiterhin über Navigationsinformationen<br />

mit der notwendigen<br />

Genauigkeit verfügt. (gwh)<br />

Widder<br />

Auf der Militärmesse Africa Aerospace<br />

Defense in Südafrika hat Rheinmetall das<br />

robuste, ungeschützte Transportfahrzeug<br />

„Widder“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Das Fahrzeug ist eine Ableitung<br />

des VW T5, der seit 2003 hergestellt wird<br />

und 2009 gründlich überarbeitet worden<br />

ist. Es gehört zur neuen Rheinmetall-Linie<br />

mit handelsüblichen Fahrzeugen unter<br />

3,5 t Gesamtgewicht, zu der auch der auf<br />

der Eurosatory 2012 in Paris neu vorgestellte<br />

Amarok gehört. Der Widder hat ein zulässiges<br />

Gesamtgewicht von 3,2 t – knapp<br />

eine Tonne Nutzlast eingeschlossen – und<br />

wird von einem serienmäßigen 100-kW-<br />

Dieselmotor angetrieben, der über ein<br />

Sechsganggetriebe eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von 185 km/h erreichen kann. Fürs<br />

Gelände sind alle Räder permanent angetrieben;<br />

die Bodenfreiheit beträgt 370 mm.<br />

8 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

Die Kabine bietet Platz für bis zu fünf Soldaten<br />

einschließlich ihrer Ausrüstung. Darüber<br />

hinaus sind Gewehrhalterungen und<br />

Funkvorbereitung eingebaut. Mit variablen<br />

Ausrüstungsträgern ist die Einrüstung verschiedener<br />

Missionspakte vorgesehen.<br />

Der Widder soll die Nachfolge der weit<br />

verbreiteten VW-Transporter antreten, mit<br />

denen in zahlreichen Streitkräften Transportaufgaben<br />

vor allem im Routinebetrieb<br />

erledigt werden. (gwh)<br />

SWASH-Schiffe<br />

Abeking & Rasmussen erweitert sein Portfolio von seetüchtigen Schiffen mit neu<br />

entwickelten SWASH@A&R (Small Waterplane Area Single Hull)-Modellen, die nur<br />

mit einem Tauchkörper auskommen. Deck und Aufbau der SWASH-Modelle ruhen<br />

mit zwei Struts, die mit einem zigarrenförmigen Schwimmer verschweißt sind, der<br />

den Wellengang wie ein Torpedo unterwandert und den drei Schiffsbewegungen<br />

Rollen, Stampfen und Gieren effektiv begegnet. In dieser Röhre ist die gesamte<br />

Systemtechnik inklusive Dieselmotor, Getriebe, Welle, Generatoren und Bugstrahlruder<br />

untergebracht. Der 900-Kilowatt-Dieselmotor gibt seine Leistung auf einen<br />

Verstellpropeller ab und erzielt dabei eine Geschwindigkeit von 18 kn. Zwei Schwimmer<br />

sorgen für Stabilität. Im Dezember 2012 werden die ersten Probefahrten in See<br />

durchgeführt. Die SWASH-Schiffe sind vor allem für Lotsen, Windparkbetreiber,<br />

Polizei und Zoll sowie als Patrouillenboote von Marinen von Interesse. (ds)<br />

(Foto: A&R)<br />

(Foto: Rheinmetall)<br />

Zetros Feuerlöschfahrzeug<br />

für die UNO<br />

Mercedes-Benz Special Trucks präsentierte<br />

auf der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung<br />

IAA-Nutzfahrzeuge in<br />

Hannover den neuen Zetros 2733A 6x6 als<br />

Löschfahrzeug, wie er zukünftig von der<br />

UNO in Krisengebieten eingesetzt werden<br />

soll. Der Zetros bewährt sich bereits seit<br />

2008 erfolgreich in der Bau- und Versor-<br />

gungsbranche und wurde im Mai 2012<br />

auch von der Bundeswehr bestellt. Die<br />

niedrige Bauweise des Haubenwagens ist<br />

günstig für die Luftverladung (z.B. in der<br />

C-130 Hercules), wie sie für die schnelle<br />

Verlegung in Krisengebiete erforderlich<br />

ist. Angetrieben wird der Zetros von einem<br />

OM 926 Reihensechszylinder mit 7,2 Liter<br />

Hubraum und 240 kW Leistung (Abgasstufe<br />

Euro V) über eine Wandlerautomatik<br />

mit sechs Gängen. Der Aufbau des Löschfahrzeugs<br />

ist von Rosenbauer Buffalo. Mitgeführt<br />

werden 6.100 l Wasser und 750 l<br />

Schaum sowie 250 kg Pulverlöschmittel.<br />

Für den Löschangriff stehen je ein ferngesteuerter<br />

Dach- und Frontwerfer zur Verfügung.<br />

Darüber hinaus verfügt das Zetros-<br />

Feuerlöschfahrzeug über eine Schlauchhaspel<br />

und eine Seilwinde mit einer maximalen<br />

Zugkraft von 4.000 kg. (co)<br />

Neue Flugfeldlösch-<br />

fahrzeuge<br />

Die Bundeswehr stockt ihre Fahrzeugflotte<br />

für Flugfeldeinsätze auf insgesamt<br />

65 Fahrzeuge des Herstellers Ziegler auf.<br />

Der Feuerwehrfahrzeughersteller hat im<br />

August die ersten vier von 34 neuen Flugfeldlöschfahrzeugen<br />

(FLF) des Typs „Z6“ an<br />

die Bundeswehr übergeben. Die restlichen<br />

Fahrzeuge werden bis Ende 2013 ausgeliefert.<br />

Basis für die 33 t schweren FLF bilden<br />

MAN-Fahrgestelle vom Typ „33.685“. Mit<br />

einer Motorleistung von 500 kW erreicht<br />

der Z6 eine Höchstgeschwindigkeit von<br />

rund 130 km/h. Die Fahrzeuge verfügen<br />

jeweils über einen 6.000 l fassenden Wasserbehälter,<br />

einen Schaummitteltank mit<br />

600 l sowie über ein Schaumzumischsystem<br />

mit automatischer Dosiereinrichtung.<br />

Darüber hinaus wurden eine Pulverlöschanlage<br />

mit einem Volumen von 500 kg und<br />

eine CO2-Löschanlage mit einem Volumen<br />

(Foto: Daimler)


von 120 kg eingebaut. Die Löschmittel<br />

können über unterschiedliche Systeme<br />

ausgebracht werden. Zum einen über<br />

einen per Joystick steuerbaren Wasser/<br />

Schaum-Dachwerfer mit einer Leistung<br />

von 2.400 l pro Minute bei zehn bar. Der<br />

Dachwerfer ist zusätzlich mit zwei Xenon-<br />

Scheinwerfern ausgestattet. Zum anderen<br />

gibt es einen Frontwerfer, der pro Minute<br />

1.000 l Wasser/Schaum-Löschmittel<br />

bei zehn bar oder 5,5 kg Löschpulver<br />

pro Sekunde ausbringen kann. Überdies<br />

verfügen die Fahrzeuge über eine Eigenschutzanlage<br />

mit drei Frontfächer- und vier<br />

Bodendüsen. (co)<br />

Bewaffnung für Tiger-Hubschrauber<br />

Mit der erfolgreichen Beendigung des Abnahmeschießens<br />

für den Lenkflugkörper<br />

PARS 3 LR wurde eine wichtige Voraussetzung<br />

für die Serienfertigung der Hauptbewaffnung<br />

des deutschen Tiger-Hubschraubers<br />

geschaffen. Ein Direkttreffer auf das<br />

sich zwischen Häuserdeckungen bewegende<br />

Ziel bildete den Abschluss einer herausfordernden<br />

Schusskampagne. Der Schuss<br />

fand am 20. September 2012 auf dem Gelände<br />

der Wehrtechnischen Dienststelle 91<br />

in Meppen statt. Nach der formellen Freigabe<br />

durch das Bundesamt für Ausrüstung,<br />

Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr<br />

kann die Fertigung aller im Vertrag<br />

mit dem Generalunternehmer PARSYS<br />

GmbH vereinbarten 680 Lenkflugkörper<br />

in Kürze erfolgen. PARSYS GmbH ist ein<br />

Joint Venture zwischen Diehl und MBDA<br />

Deutschland. Diehl Defence liefert den bildverarbeitenden<br />

Zielsuchkopf des Lenkflugkörpers.<br />

PARS 3 LR ist das derzeit leistungsfähigsteFire-and-Forget-Lenkflugkörpersystem<br />

zur Bekämpfung unterschiedlicher<br />

Ziele. Der Hubschrauber muss sich nur während<br />

des Schusses für wenige Sekunden aus<br />

seiner sicheren Deckung erheben und kann<br />

(Foto: BWB)<br />

(Foto: Diehl)<br />

KFK-Demonstrator erfolgreich getestet<br />

Der KFK (Kleinflugkörper)-Demonstrator ist am 19. September 2012 erstmals getestet<br />

worden. Auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder bestand mit zwei<br />

erfolgreichen ballistischen Schüssen der Flugkörper seine Feuertaufe. Vor den Augen<br />

deutscher Amtsvertreter flog er die geplante Distanz. Seit ca. einem Jahr wird<br />

das Technologiedemonstrator-Programm mit Eigenmitteln der MBDA und durch<br />

unterschiedliche Amtsstellen finanziert. Das multinationale Programm wird von der<br />

MBDA Deutschland geleitet. Das Flugkörperkonzept wurde unter Berücksichtigung<br />

der Einsatzerfahrungen der Bundeswehr erstellt. Aktuelle Einsätze der Streitkräfte<br />

haben den Bedarf für eine kleine, leichte und preiswerte Präzisions-Mehrzweckwaffe,<br />

die von einem einzelnen Operateur transportiert und bedient werden kann,<br />

aufgezeigt. KFK soll schultergestützte Wirksysteme für den Infanteristen sinnvoll<br />

ergänzen. Der neue Kleinflugkörper ist sehr leicht, wirkt sehr präzise gegen ein<br />

breiteres Zielspektrum und verbessert so den Schutz des Soldaten im Einsatz. (wb)<br />

im Salvenschuss gleichzeitig mehrere Ziele<br />

bekämpfen. Der weit reichende Flugkörper<br />

verfolgt und bekämpft sein Ziel autonom,<br />

während der Hubschrauber seine Position<br />

wechseln bzw. andere Missionsziele verfolgen<br />

kann. Die Bundeswehr erhält mit PARS<br />

3 LR ein einzigartiges System zur Steigerung<br />

der Durchsetzungs- und Überlebensfähigkeit.<br />

(wb)<br />

Hoch und weit<br />

Mit dem High Altitude and Long Range Research<br />

Aircraft HALO verfügt das Deutsche<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />

über ein weltweit einzigartiges Forschungsflugzeug.<br />

Das Flugzeug wurde im August<br />

in Oberpfaffenhofen durch die Bundesministerin<br />

für Bildung und Forschung, Prof.<br />

Dr. Annette Schavan, feierlich übergeben.<br />

Der Schwerpunkt des Einsatzes von HALO<br />

wird die Klima- und Umweltforschung sein.<br />

HALO basiert auf einem Golfstream G550<br />

Business Jet, der bis zu zehn Stunden in<br />

der Luft bleiben kann und damit alle Regionen<br />

der Erdatmosphäre erreichbar macht.<br />

Für den wissenschaftlichen Einsatz wurde<br />

das Flugzeug aufwendig umgebaut und<br />

ausgerüstet. Es gibt zahlreiche Lufteinlässe<br />

für Messinstrumente, und in der Kabine<br />

können bis zu 15 universelle Gestelle Messgeräte<br />

aufnehmen. Unter dem Rumpf und<br />

den Tragflächen können zusätzlich Behälter<br />

(Foto: DLR)<br />

für Instrumente angebracht werden. Direkt<br />

nach der Übergabe startete HALO zu ersten<br />

Einsätzen. (pp)<br />

RAM Block 2 Test<br />

In San Nicolas Island/USA demonstrierte<br />

mit zwei erfolgreichen Testschüssen das<br />

deutsch-amerikanische Gemeinschaftsprogramm<br />

Rolling Airframe Missile (RAM)<br />

die hohen Leistungen des neu entwickelten<br />

RAM Block 2 Flugkörpers (FK). Zwei RAM<br />

Block 2 Flugkörper wurden im autonom<br />

gelenkten Schuss gegen eine anfliegende<br />

Zieldrohne mit geringer Infratrot- und Radarsignatur<br />

eingesetzt. Beide Flugkörper<br />

erfüllten mit Direkttreffern alle Anforde-<br />

rungen. Der neue RAM Block 2 FK besitzt<br />

eine leistungsgesteigerte Radarsensorik<br />

und ausgeprägte Agilität. Damit kann er<br />

manövrierende Seeziel-FK der neusten<br />

Generation und auch modernste, signaturarme<br />

Bedrohungen sicher auffassen<br />

und zuverlässig abwehren. RAM wird von<br />

der Deutschen Marine und der U.S. Navy<br />

sowie von weiteren Seestreitkräften weltweit<br />

auf über 100 Einheiten zur Schiffsselbstverteidigung<br />

eingesetzt. (ds)<br />

November 2012 · <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

(Foto: MBDA)<br />

(Foto: RAM-Systems)<br />

9


SICHERHEIT & POLITIK<br />

Die Jugend ist der Schlüssel<br />

für Afghanistans Zukunft Dirk Niebel<br />

Afghanistan steht 2014 – wie schon oft in seiner Geschichte – vor einem Wendepunkt. Die Staats- und<br />

Regierungschefs der NATO- und ISAF-Staaten haben beim NATO -Gipfel von Chicago im Mai bestätigt,<br />

die ISAF-Operation wie geplant zum 31. Dezember 2014 zu beenden.<br />

Die meisten internationalen Soldaten<br />

werden in ihre Heimatländer zurückkehren<br />

und die Verantwortung für<br />

die <strong>Sicherheit</strong> des Landes in afghanische<br />

Hände geben, in die Hände von <strong>Sicherheit</strong>skräften,<br />

die sie in den Monaten und<br />

Jahren zuvor selbst ausgebildet haben.<br />

Mit der Transition, der schrittweisen Übernahme<br />

der <strong>Sicherheit</strong>sverantwortung<br />

durch die afghanischen Kräfte, hat die<br />

Reduzierung der internationalen Militärpräsenz<br />

in Afghanistan bereits begonnen.<br />

Schon Mitte 2013, wenn die afghanischen<br />

<strong>Sicherheit</strong>skräfte im ganzen Land die Führung<br />

übernehmen, wird sich ISAF auf eine<br />

Autor<br />

Dirk Niebel ist Bundesminister für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung.<br />

10 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

unterstützende Rolle zurückziehen. Zudem<br />

wird das afghanische Volk einen neuen Präsidenten<br />

sowie ein neues Parlament wählen<br />

und damit einen weiteren wichtigen Schritt<br />

auf dem Weg zur Demokratie gehen.<br />

Niemand kann mit <strong>Sicherheit</strong> sagen, wohin<br />

die afghanische Reise gehen wird. Zeitun-<br />

Im Gespräch: UNICEF-Vertreter Michele Servadei (l.), Bundesminister<br />

Dirk Niebel (Mitte) und THW-Einsatzleiter Stephan Mack (r.)<br />

gen sind gefüllt mit kritischen Ausblicken,<br />

die von einer erheblichen Verschlechterung<br />

der <strong>Sicherheit</strong>slage sprechen und den<br />

Lesern den Eindruck vermitteln möchten,<br />

dass es um die <strong>Sicherheit</strong> am Hindukusch<br />

nicht gut stehe. Diese Darstellungen unterschlagen<br />

oft die Fortschritte, die der<br />

Einsatz der Bundeswehr und vor allem der<br />

zivile Wiederaufbau Afghanistans in den<br />

vergangenen Jahren erreicht haben. Die<br />

afghanischen <strong>Sicherheit</strong>skräfte sind ihren<br />

Aufgaben noch nicht in jeder, aber in vielerlei<br />

Hinsicht gewachsen. Nach allen Informationen,<br />

die uns vorliegen, gibt es keinen<br />

Grund für Schwarzmalerei. Dafür gibt es<br />

(Foto: THW)<br />

aber viele Gründe, mit positiven Eindrücken<br />

und mit einem gewissen Stolz auf das zurückzublicken,<br />

was wir in den letzten Jahren<br />

erreicht haben.<br />

Der Einsatz der Weltgemeinschaft<br />

hat sich gelohnt<br />

Es lohnt, sich selbst und den Kritikern des<br />

deutschen Afghanistanengagements hin<br />

und wieder in Erinnerung zu rufen, in welcher<br />

Situation sich die Welt und das Land<br />

Afghanistan in der zweiten Hälfte des Jahres<br />

2001 befanden, als Deutschland sich<br />

entschloss, gemeinsam mit anderen NA-<br />

TO-Partnern und im Auftrag der Vereinten<br />

Nationen in Afghanistan zu intervenieren.<br />

In den Vereinigten Staaten, zumal nach<br />

dem 11. September 2001, und auch in Europa<br />

war die Angst vor weiteren Terroranschlägen<br />

weit verbreitet. Dass diese Angst<br />

nicht unbegründet war, haben die Anschläge<br />

von Madrid und London und nicht<br />

zuletzt mehrere vereitelte Anschlagsversuche<br />

in Deutschland gezeigt. In Afghanistan<br />

selbst herrschte das Schreckensregime<br />

der Taliban, das den Terrorkämpfern von<br />

al-Qaida Unterschlupf gewährte und seine<br />

eigene Bevölkerung grausam unterdrückte,<br />

schikanierte und misshandelte. Die afghanische<br />

Gesellschaft war nach langen<br />

Jahren des Bürgerkrieges ausgeblutet, die<br />

Infrastruktur zerstört, das soziale Gefüge<br />

am Boden. Ein Land mit einer schwarzen<br />

Gegenwart und einer düsteren Zukunft.<br />

Elf Jahre später ist sicher nicht alles positiv,<br />

was in Afghanistan passiert. Aber der Einsatz<br />

der Weltgemeinschaft hat sich sichtbar<br />

gelohnt. Die Strukturen von al-Qaida<br />

wurden in Afghanistan weitgehend zerschlagen.<br />

Afghanistan entwickelt sich zu<br />

einer Demokratie. Eine neue Generation<br />

von Afghanen kann wesentlich optimistischer<br />

in die Zukunft schauen als ihre Eltern<br />

und Großeltern. Viele der Indikatoren, mit<br />

denen sich die Lebenssituation der Menschen<br />

in Afghanistan messen lassen, haben<br />

sich in den vergangenen zehn Jahren<br />

deutlich verbessert. Acht Millionen Kinder<br />

sind derzeit eingeschult, mehr als ein Drittel


(Foto: NATO)<br />

Unterricht an Schulen für Jungen und Mädchen ist in vielen Regionen<br />

wieder möglich<br />

davon sind Mädchen. Ihnen war während<br />

der Taliban-Herrschaft der Zugang zum Bildungssektor<br />

fast völlig verwehrt. Mehr als<br />

100.000 Lehrer wurden eingestellt, viele<br />

weitere befinden sich in der Ausbildung.<br />

Der Anteil der Ehen unter Minderjährigen<br />

hat von elf Prozent auf drei Prozent abgenommen.<br />

Etwa 85 Prozent der Menschen<br />

in Afghanistan haben inzwischen Zugang<br />

zu einer gesundheitlichen Basisversorgung<br />

– in einem Land, in dem 2001 weniger<br />

Ärzte lebten und arbeiteten als in jedem<br />

anderen Land der Welt von vergleichbarer<br />

Größe. Millionen Menschen erhielten, häufig<br />

zum ersten Mal in ihrem Leben, verlässlichen<br />

Zugang zu Elektrizität und zu einer<br />

sicheren Versorgung mit Trinkwasser. Mehr<br />

als fünf Millionen Flüchtlinge sind seit 2002<br />

nach Afghanistan zurückgekehrt.<br />

Das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-<br />

Einkommen in Afghanistan hat sich zwischen<br />

2002 und 2011 von umgerechnet<br />

rund 175 auf rund 530 US-Dollar erhöht.<br />

Noch lebt zwar mehr als ein Drittel der<br />

Bevölkerung in extremer Armut. Die wirtschaftliche<br />

Entwicklung Afghanistans<br />

verlief jedoch in den vergangenen Jahren<br />

dynamisch, mit teils zweistelligen Wachstumsraten.<br />

Für die Jahre 2011 und 2012<br />

rechnet der Internationale Währungsfonds<br />

mit einem Wachstum von etwa sieben<br />

Prozent und prognostiziert auch für die<br />

Jahre nach dem Abzug der internationalen<br />

Schutztruppe 2014 positive Wachstumsraten.<br />

Der afghanische Staat konnte seine<br />

Eigeneinnahmen kontinuierlich steigern<br />

und war 2010/2011 in der Lage, rund zwei<br />

Drittel seiner laufenden Ausgaben selbst zu<br />

tragen, Tendenz steigend.<br />

Die <strong>Sicherheit</strong>slage hat sich in Teilen Afghanistans<br />

über die letzten Jahre stabilisiert. In<br />

den weitaus meisten Provinzen und Distrikten<br />

im Norden des Landes sind die afghanischen<br />

<strong>Sicherheit</strong>skräfte heute in der Lage,<br />

ein Umfeld zu schaffen, das sicher genug<br />

ist, um Projekte und Programme der Ent-<br />

wicklungszusammenarbeit umzusetzen.<br />

Wir brauchen dieses Umfeld, denn ohne<br />

ein Mindestmaß an <strong>Sicherheit</strong> können wir<br />

nicht arbeiten. Wir gehen heute davon<br />

aus, dass die <strong>Sicherheit</strong> unserer Mitarbeiter<br />

auch künftig gewährleistet sein wird. Doch<br />

immer wieder zeigen Anschläge mit Toten<br />

und Verletzten, dass die Gefahr eines erneuten<br />

Bürgerkrieges noch nicht vollständig<br />

gebannt ist.<br />

Aber auch wenn in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

diese schlechten Nachrichten<br />

leider zu überwiegen scheinen: Die Fakten<br />

belegen, dass unser ziviles Engagement<br />

richtig war, ist und bleiben wird. Sie sind<br />

Realität in Afghanistan; jeder, der das Land<br />

besucht, kann die Veränderung förmlich<br />

mit Händen greifen. Umfragen zeigen zudem,<br />

dass die große Mehrheit der Afghanen<br />

ihre Lebenssituation heute als deutlich<br />

besser einschätzt als zu Talibanzeiten.<br />

Auch das Ansehen der Bundeswehr und<br />

der deutschen zivilen Wiederaufbau- und<br />

Entwicklungsarbeiten sind in Afghanistan<br />

SICHERHEIT & POLITIK <br />

viel besser, als die deutsche Öffentlichkeit<br />

glaubt. Zu all diesen positiven Entwicklungen<br />

hat Deutschland ganz erheblich beigetragen.<br />

Weiterhin zivile Unterstützung<br />

notwendig<br />

Diese Fortschritte sollen nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass Afghanistan in vielen<br />

Bereichen immer noch zu den Schlusslichtern<br />

der Weltgemeinschaft gehört. Die erhofften<br />

Verbesserungen der Regierungsführung<br />

blieben bisher hinter den Erwartungen<br />

zurück. Die für die internationale<br />

Unterstützung dringend nötige Bekämpfung<br />

der Korruption kommt nur schleppend<br />

voran. Die Menschenrechtslage hat<br />

sich seit 2001 zwar stark verbessert, aber in<br />

der Praxis werden die in der afghanischen<br />

Verfassung verankerten Rechte noch immer<br />

viel zu häufig ignoriert. Berichte über<br />

Misshandlungen in Gefängnissen beunruhigen<br />

uns ebenso wie die nach wie vor in<br />

weiten Teilen des Landes unbefriedigende<br />

Situation der Frauen. Afghanistan braucht<br />

deshalb auch in den kommenden Jahren<br />

unsere zivile Unterstützung. Die entwicklungspolitische<br />

Zusammenarbeit wird weit<br />

in die Transformationsdekade ab 2014 hineinreichen<br />

müssen.<br />

Ich habe auf der Afghanistan-Konferenz<br />

in Tokio deutlich gemacht: Deutschland<br />

steht zu seiner Verantwortung in Afgha-<br />

Für viele Frauen und Mädchen in Afghanistan gibt es mehr Möglich-<br />

keiten, am öffentlichen Leben teilzunehmen<br />

nistan. Die Bundesregierung stellt im Rahmen<br />

der Entwicklungsoffensive der Bundesregierung<br />

für den Zeitraum 2010 bis<br />

2013 jährlich bis zu 430 Millionen Euro für<br />

den zivilen Wiederaufbau Afghanistans<br />

zur Verfügung. Wir streben an, die aktuellen<br />

Zusagen auch über 2014 hinaus zu<br />

konsolidieren. Ohne <strong>Sicherheit</strong> keine Ent-<br />

November 2012 · <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

11<br />

(Foto: USAID)


(Foto: UN)<br />

SICHERHEIT & POLITIK<br />

wicklung – ohne Entwicklung aber auch<br />

keine <strong>Sicherheit</strong>. Langfristig ist ein sicheres<br />

Afghanistan ohne weitere Entwicklungsfortschritte<br />

undenkbar. Mit dem Abzug<br />

der Kampftruppen fällt der Entwicklungszusammenarbeit<br />

deshalb eine noch stärkere<br />

Rolle bei der Sicherung der Zukunft<br />

Afghanistans zu.<br />

Zentrales Anliegen der deutsch-afghanischen<br />

Entwicklungszusammenarbeit ist der<br />

Aufbau eines afghanischen Staates, der in<br />

der Lage ist, seinen Bürgern <strong>Sicherheit</strong> und<br />

soziale Basisdienstleistungen anzubieten,<br />

der die Menschenrechte achtet und den<br />

Menschen Zukunftschancen eröffnet. Wir<br />

konzentrieren uns daher darauf, die Arbeit<br />

der staatlichen Institutionen zu verbessern,<br />

die Energieversorgung verlässlicher zu<br />

machen, Menschen Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser zu verschaffen, mehr Arbeitsplätze<br />

in der Privatwirtschaft zu schaffen<br />

und die Grund- und Berufsbildung zu<br />

12 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

vertrauen können, besonders im Justizsektor.<br />

Die Taliban haben in den Jahren<br />

ihrer Herrschaft auch deshalb Unterstützung<br />

von einigen Teilen der Bevölkerung<br />

erhalten, weil sie im Gegensatz zu den<br />

damaligen Bürgerkriegsparteien Rechtssicherheit<br />

anbieten und nachhalten konnten<br />

– auf der Basis eines grausamen Gesetzessystems<br />

zwar, aber in seiner Härte<br />

in gewisser Weise verlässlich. Nur wenn<br />

es der afghanischen Regierung gelingt,<br />

Rechtssicherheit herzustellen, kann sie das<br />

Vertrauen ihrer Bürger gewinnen. Nicht<br />

zuletzt deshalb unterstützt die Bundesregierung<br />

den Aufbau eines funktionierenden<br />

Rechtssystems in Afghanistan mit<br />

erheblichen Mitteln.<br />

Die staatlichen Strukturen müssen zudem<br />

die Rahmenbedingungen setzen für die<br />

Entwicklung der Privatwirtschaft, für die<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen und alternativen<br />

Einkommensmöglichkeiten. Wenn<br />

Die Unterrichtung über die Gefahren durch Sprengkörper und Minen im<br />

Lande ist von besonderer Bedeutung<br />

stärken. Regional engagieren wir uns in<br />

der Hauptstadt Kabul und im Norden des<br />

Landes, wo Deutschland eine besondere<br />

Verantwortung für die <strong>Sicherheit</strong> im Land<br />

übernommen hat. Eine klare Konditionierung<br />

der deutschen Zahlungen im letzten<br />

und in diesem Jahr hat sich bewährt, um<br />

echte Reformanreize zu setzen. Wir werden<br />

von der afghanischen Regierung weiterhin<br />

glaubwürdige Reformanstrengungen als<br />

Voraussetzung für unsere Zusammenarbeit<br />

einfordern.<br />

Der Aufbau einer funktionierenden, transparenten<br />

und rechenschaftspflichtigen<br />

Verwaltung ist in diesem Zusammenhang<br />

eine der zentralen Herausforderungen<br />

für dauerhaften Frieden. Die Menschen<br />

müssen den Institutionen ihres Staates<br />

der Frieden in Afghanistan eine Zukunft haben<br />

soll, muss die Privatwirtschaft wachsen<br />

und Arbeitsplätze schaffen, um der afghanischen<br />

Bevölkerung eine wirtschaftliche<br />

Perspektive zu bieten. Es gibt nach wie vor<br />

zu wenige Möglichkeiten für die schnell<br />

wachsende afghanische Bevölkerung, besonders<br />

für Frauen, einen Arbeitsplatz zu<br />

finden und eine Familie zu ernähren. Große<br />

Teile der afghanischen Wirtschaft sind von<br />

ausländischen Unterstützungszahlungen<br />

oder von illegalen Aktivitäten abhängig.<br />

Wenn junge Afghanen die Möglichkeit<br />

haben, Arbeit zu finden und ein eigenes<br />

Einkommen zu erwirtschaften, werden<br />

auch bewaffnete Oppositionsgruppen wie<br />

die Taliban an Attraktivität als Arbeitgeber<br />

verlieren.<br />

Einkommensquellen und<br />

Bildung verbessern<br />

Seit 2009 wurden mit Unterstützung der<br />

Bundesregierung mehr als 57.000 Menschen<br />

in verschiedenster Tätigkeiten fortgebildet,<br />

die ihnen bessere Einkommensmöglichkeiten<br />

schaffen. Über 188.000<br />

Menschen erhielten mit Unterstützung<br />

der deutsch-afghanischen Entwicklungszusammenarbeit<br />

Mikrokredite, darunter<br />

29.000 Frauen. Mit den Mikrokrediten<br />

können sich Einzelpersonen und Familien<br />

eine Existenz aufbauen. Kleine und mittlere<br />

Unternehmen erhielten über 1.800<br />

Kreditzusagen. Deutsche Experten unterstützen<br />

afghanische Ministerien dabei, die<br />

notwendigen Rahmenbedingungen für die<br />

Privatwirtschaftsentwicklung zu schaffen.<br />

Die volkswirtschaftliche Bedeutung des<br />

Schlafmohnanbaus ist übrigens in den vergangenen<br />

Jahren gesunken: 2011 wurden<br />

nur noch fünf Prozent des afghanischen<br />

Bruttoinlandsprodukts mit Schlafmohnanbau<br />

erwirtschaftet, 2002 waren es noch<br />

27 Prozent. Ein Problem bleibt die illegale<br />

Drogenwirtschaft dennoch. Mit einem<br />

Marktanteil von 90 Prozent ist Afghanistan<br />

größter Opiumproduzent der Welt. Die Anbaufläche<br />

von Schlafmohn, aus dem Opium<br />

hergestellt werden kann, stieg nach Angaben<br />

des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung<br />

im Jahr 2011 wieder an.<br />

Weiterhin werden große Summen durch<br />

die Weiterverarbeitung des Rohopiums zu<br />

Heroin und den Schmuggel der Drogen in<br />

die Hauptabnehmerländer eingenommen.<br />

In den Provinzen fehlt eine ausreichend<br />

funktionsfähige Polizei und Justiz, um den<br />

Drogenhandel wirksam zu unterbinden. In<br />

Teilen des Landes finanzieren oppositionelle<br />

Gruppen ihren Kampf gegen die Regierung<br />

und die internationalen Partner Afghanistans<br />

mit Einnahmen aus dem Drogengeschäft.<br />

Die Gefahren für die Entwicklung<br />

der <strong>Sicherheit</strong>slage sind enorm.<br />

Deshalb ist es wichtig, alternative Einkommensquellen<br />

zu erschließen und gerade im<br />

ländlichen Bereich Arbeitsplätze zu schaffen,<br />

beispielsweise in der Landwirtschaft<br />

und in der Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher<br />

Produkte. Etwa zwölf Prozent<br />

der Landesfläche wären landwirtschaftlich<br />

nutzbar, derzeit werden aber nur fünf Prozent<br />

bebaut. Eine Ausweitung dieser Fläche<br />

würde den Grad der Selbstversorgung des<br />

Landes mit landwirtschaftlichen Produkten<br />

signifikant verbessern und zahlreiche neue<br />

Arbeitsplätze in der Landwirtschaft schaffen.<br />

Zudem nehmen Exporte traditioneller<br />

afghanischer Produkte wie Trockenfrüchte,<br />

Teppiche und Felle wieder zu. Wenn es gelingt,<br />

den Anbau dieser Produkte auszuweiten<br />

und ihre Qualität zu erhöhen, ließen


Während sich die Operationen der<br />

Bundesmarine zu Zeiten des Ost-<br />

West-Konflikts vorwiegend auf<br />

den Nord- und Ostseeraum beschränkten<br />

und auf den Bündnisfall innerhalb der NA-<br />

TO ausgerichtet waren, kamen nach der<br />

deutschen Wiedervereinigung ganz neue<br />

Einsatzgebiete und Mandate für die nun<br />

ebenfalls „wiedervereinigte“ Deutsche<br />

Marine hinzu. Heute operieren deutsche<br />

Marineeinheiten weltweit. Sie folgen dabei<br />

neben nationalen Aufträgen und Einsätzen<br />

im Rahmen des NATO-Bündnisses auch<br />

vermehrt Mandaten der Vereinten Nationen<br />

und der <strong>Europäische</strong>n Union.<br />

Zweiter Golfkrieg<br />

Eine erste große internationale Herausforderung<br />

war nach dem Ende des Ost-West-<br />

Konflikts der Zweite Golfkrieg: Nachdem<br />

irakische Truppen im Sommer 1990 Kuwait<br />

besetzt hatten, begann eine internationale<br />

Koalition unter Führung der USA mit der<br />

Befreiung des Landes. Die Deutsche Marine<br />

beteiligte sich dabei zeitweise mit bis zu<br />

zwanzig Schiffen und Booten zur Verstärkung<br />

der Ständigen NATO-Verbände und<br />

mit einem Minenabwehrverband, der im<br />

Anschluss des Krieges Seeminen im Persischen<br />

Golf räumte. In der Operation „Südflanke“<br />

kooperierten dabei über ein Jahr<br />

durchgehend ca. 40 Minenabwehrfahrzeuge<br />

in einem internationalen Verband.<br />

Es wurden ca. 1.200 Minen geräumt. Dies<br />

war der erste unter Bedrohung durchgeführte<br />

Auslandseinsatz in der Geschichte<br />

der Bundeswehr.<br />

Balkankonflikt<br />

Infolge des Zerfalls Jugoslawiens und der<br />

damit einhergehenden Unabhängigkeitserklärungen<br />

Kroatiens und Sloweniens kam<br />

es im Sommer 1991 zu ersten bewaffneten<br />

Auseinandersetzungen auf dem Balkan.<br />

Daraufhin beauftragte der <strong>Sicherheit</strong>srat<br />

der Vereinten Nationen in den Jahren 1992<br />

und 1993 die NATO mit der Überwachung<br />

der Seegebiete vor Bosnien-Herzegowina<br />

in der Adria. Eine Sperrzone sollte dabei<br />

BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL <br />

Die Deutsche Marine im Einsatz<br />

Autorenteam Flottenkommando<br />

Angesichts globaler sicherheitspolitischer Herausforderungen hat sich die Deutsche Marine von einer<br />

Escort- und Küstenverteidigungsmarine zu einer weltweit operierenden Einsatzmarine entwickelt. Ein Blick<br />

in die jüngste Vergangenheit zeigt, dass sie dabei ihre hohe Leistungsfähigkeit in den unterschiedlichsten<br />

Einsatzgebieten und unter höchst unterschiedlichen Anforderungen unter Beweis stellen konnte.<br />

(Fotos: PIZ Marine)<br />

Minenabwehrverband mit Minenjagdbooten auf dem Marsch<br />

ins Einsatzgebiet<br />

den Waffenhandel in der Bürgerkriegsregion<br />

unterbinden. Die dafür zunächst gestartete<br />

Operation „Maritime Monitor“<br />

sah zunächst keinen Einsatz von Waffen<br />

vor. Allerdings zeigten die ersten Erfahrungen<br />

schnell die Grenzen einer wirksamen<br />

Embargosperre durch die reine Präsenz von<br />

Marineeinheiten auf. Deshalb wurde das<br />

Mandat in der Nachfolgeoperation „Maritime<br />

Guard“ um eine solche Möglichkeit<br />

erweitert. Die Deutsche Marine beteiligte<br />

sich an den Operationen mit Einheiten,<br />

die im Rahmen Ständiger Einsatzverbände<br />

der NATO für die Umsetzung des Mandats<br />

sorgten. Ab November 1992 operierten<br />

Seestreitkräfte der NATO und der WEU<br />

in der Adria, um vom UN-<strong>Sicherheit</strong>srat<br />

verhängte Handelssanktionen und ein<br />

Waffenembargo seeseitig durchzusetzen.<br />

Diese beiden getrennten Operationen wurden<br />

1993 zur gemeinsamen NATO-WEU-<br />

Operation „Sharp Guard“ zusammengeführt.<br />

14 Nationen unterstützten die bis Juni<br />

1996 laufende Operation mit zahlreichen<br />

Überwassereinheiten und Seefernaufklä-<br />

rern. Deutschland stellte ab Sommer 1993<br />

durchgängig zwei Fregatten bzw. Zerstörer<br />

sowie je drei Seefernaufklärungsflugzeuge<br />

vom Typ Bréguet Atlantic für die Embargooperation<br />

bereit. Unterdessen führten<br />

bosnische Serben in den Jahren 1994 und<br />

1995 erste Offensiven gegen Schutzzonen<br />

der Vereinten Nationen durch, die in<br />

Bosnien-Herzegowina zum Schutz der Zivilbevölkerung<br />

eingerichtet worden waren.<br />

Dabei wurden zahlreiche Massaker verübt<br />

und etwa vierhundert Angehörige der UN-<br />

PROFOR sowie UN-Beobachter als Geiseln<br />

genommen. Die NATO reagierte daraufhin<br />

im UN-Auftrag mit einer Militäroperation<br />

zur Durchsetzung der Schutzzonen.<br />

Im Rahmen der Operation „Deliberate<br />

Force“ führten im Spätsommer 1995 NA-<br />

TO-Kampfflugzeuge Luftschläge gegen<br />

die militärische Infrastruktur der bosnischen<br />

Serben durch. Gleichzeitige Bodenoffensiven<br />

kroatischer und bosnischer Streitkräfte<br />

zwangen die bosnischen Serben schließlich,<br />

die bewaffnete Auseinandersetzung<br />

zu beenden. Die Deutsche Marine war<br />

November 2012 · <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

51


BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL<br />

mit dem Einsatz von Seefernaufklärungsflugzeugen<br />

vom Typ Bréguet Atlantic bei<br />

der Erstellung des Lagebilds beteiligt. Ein<br />

ebenfalls in Bereitschaft stehender Schnellboot-<br />

und Minenabwehrverband wurde<br />

nicht aktiviert. Während sich die Lage in<br />

Bosnien-Herzegowina stabilisierte, kam<br />

es Anfang 1997 in Albanien zu massiven<br />

Unruhen und Plünderungen und zur Auflösung<br />

der staatlichen Ordnung. Deutsche<br />

Staatsbürger und Angehörige anderer<br />

Staaten, die sich zu dieser Zeit noch in der<br />

albanischen Hauptstadt Tirana aufhielten,<br />

wurden durch die Luftevakuierung Operation<br />

„Libelle“ vor Übergriffen in <strong>Sicherheit</strong><br />

gebracht. Für die Operation kamen<br />

drei deutsche Transportflugzeuge vom<br />

Typ Transall C-160 und fünf Transporthubschrauber<br />

des Typs CH-53 zum Einsatz.<br />

Die Deutsche Marine verlegte die Fregatte<br />

NIEDERSACHSEN in das Seegebiet westlich<br />

der albanischen Küste, um die allgemeine<br />

Reaktionsfähigkeit der deutschen Kräfte<br />

zu erhöhen und im Notfall Unterstützung<br />

leisten zu können. Die „Operation Libelle“<br />

glückte, dennoch gilt sie als die erste<br />

Operation der Bundeswehr mit Gefechtshandlungen,<br />

da die Luftfahrzeuge bei der<br />

Evakuierung beschossen worden waren.<br />

Während des Kosovo-Krieges setzte die<br />

NATO ihre Überwachungs- und Embargooperationen<br />

in der Adria weiter fort. Wiederum<br />

waren daran Einheiten der Deutschen<br />

Marine beteiligt. Zudem wurden im<br />

Rahmen der Operationen „Allied Harvest<br />

I und II“ ab Sommer 1999 drei deutsche<br />

Marineeinheiten zur Minenräumung entsandt,<br />

um vor allem die bei den NATO-<br />

Lufteinsätzen über der Adria abgeworfene<br />

Munition zu bergen bzw. zu zerstören. Dabei<br />

bereinigten Minenabwehreinheiten aus<br />

52 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

acht Nationen eine Fläche von über 1.000<br />

Quadratmeilen. Neben den Munitionsresten<br />

aus dem Kosovo-Krieg konnten hierbei<br />

auch zahlreiche Minen aus den vergangenen<br />

Weltkriegen geräumt werden.<br />

Somalia<br />

Dass die Marine auch streitkräftegemeinsam<br />

operieren kann, stellte sie im Frühjahr<br />

1994 unter Beweis: das Deutsche Heer war<br />

an einem Stabilisierungseinsatz unter einem<br />

Mandat der Vereinten Nationen in Somalia<br />

beteiligt. Im Herbst 1993 hatten US-<br />

Truppen in der „Schlacht um Mogadischu“<br />

eine empfindliche Niederlage erlitten, woraufhin<br />

sich die amerikanische Bevölkerung<br />

Die Fregatte NIEDERSACHSEN hatte an der Operation „Libelle“ vor<br />

Albanien teilgenommen<br />

Auch U-Boote (hier: U 33) werden in der Anti-Terror-Operation<br />

„Active Endeavour“ im Mittelmeer eingesetzt<br />

aufgrund der Presseberichte gegen eine<br />

Fortsetzung des US-Engagements stellte.<br />

Daher zogen die USA ihre Truppen früher<br />

als geplant aus Somalia ab. Der Deutschen<br />

Marine fiel daher die Aufgabe zu, kurzfristig<br />

die ca. 1.700 deutschen Soldaten aus<br />

Somalia zu evakuieren und nach Mombasa<br />

und Dschibouti zu transportieren. Für<br />

diese „Southern Cross“ genannte Operation<br />

stellte die Marine Versorgungsschiffe<br />

und Fregatten und erfüllte ihren Auftrag in<br />

mehreren Transportfahrten.<br />

Die Operation führte zu zwei Erkenntnissen:<br />

Bei Auslandseinsätzen sind stets Vorkehrungen<br />

für einen – auch kurzfristigen<br />

– Abzug notwendig. Die Deutsche Marine<br />

verfügt aber über keine speziellen Einheiten<br />

für einen strategischen Seetransport.<br />

Die zukünftig vorgesehenen Joint Support<br />

Schiffe sollen diese Fähigkeitslücke schließen.<br />

Zudem wurde die Operation von zwei<br />

unterschiedlichen Führungskommandos<br />

geführt, was Koordinationsschwierigkeiten<br />

verursacht hatte. Das veranlasste die<br />

Bundeswehr dazu, ein streitkräftegemeinsames<br />

Einsatzführungskommando aufzustellen.<br />

Nach dem Abzug der internationalen Truppen<br />

verschlechterte sich die <strong>Sicherheit</strong>slage<br />

in Somalia zunehmend. Ein Bürgerkrieg<br />

brach aus. Die prekäre wirtschaftliche Lage<br />

des Landes führte in den kommenden<br />

Jahren zu einer massiven Zunahme der<br />

Piraterie vor der Küste Somalias. Um die<br />

<strong>Sicherheit</strong>slage für die Handelsschifffahrt<br />

zu verbessern, wurden verschiedene militärische<br />

Operationen unter der Führung<br />

der NATO, der <strong>Europäische</strong>n Union sowie<br />

von Einzelstaaten durchgeführt. Seit Ende<br />

2008 nehmen deutsche Marineeinheiten


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I<br />

BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL<br />

an der von der <strong>Europäische</strong>n Union geführten<br />

Operation „Atalanta“ teil, um insbesondere<br />

die Transporte des World Food<br />

Programms der Vereinten Nationen vor Piratenangriffen<br />

zu schützen. Dazu stellt die<br />

Deutsche Marine regelmäßig mindestens<br />

eine Fregatte, zeitweise auch Versorgungsschiffe<br />

und Seefernaufklärer vom Typ P-3C<br />

Orion für den Einsatz bereit. Des Weiteren<br />

wird eine Landstelle zur logistischen Unterstützung<br />

in Dschibuti unterhalten. In<br />

der zweiten Hälfte des Jahres 2011 stellte<br />

Deutschland den Force Commander, der<br />

von der Fregatte BAYERN als Flaggschiff<br />

die Führung der multinationalen Kräfte im<br />

Einsatzgebiet übernahm.<br />

Kampf gegen den inter-<br />

nationalen Terrorismus<br />

Als unmittelbare Reaktion auf die Terroranschläge<br />

am 11. September 2001 auf<br />

das World Trade Center in New York begann<br />

eine internationale Koalition unter<br />

Führung der USA mit einem weltweiten<br />

Kampf gegen den Terrorismus. Deutschland<br />

beteiligte sich daran von Anfang an.<br />

Bereits im Winter 2001 überwachten die<br />

ersten deutschen Einheiten der Marine im<br />

Rahmen der Operation „Active Endeavour“<br />

den Seeverkehr im Mittelmeer und<br />

Innovative Power Transmission<br />

FREMM<br />

Durchsuchung einer der Piraterie verdächtigen Dhau am Horn von Afrika<br />

an der Straße von Gibraltar. Die NATOgeführte<br />

Operation verfolgt das Ziel, ein<br />

Lagebild über terroristische Bestrebungen<br />

in der Region zu erstellen, diesen entgegenzutreten<br />

und generell die Entschlossenheit<br />

und den Zusammenhalt des Bündnisses<br />

beim Kampf gegen den internationalen<br />

Terrorismus zu demonstrieren. Die<br />

Deutsche Marine beteiligt sich im Rahmen<br />

F125<br />

von Ständigen NATO-Verbänden an der<br />

Operation und stellt zudem regelmäßig<br />

Einheiten, die das Mittelmeer durchfahren,<br />

für Aufklärung und Überwachung zur<br />

Verfügung. Neben Fregatten kamen dabei<br />

auch zeitweise U-Boote und Schnellboote<br />

zum Einsatz. Die Führung der deutschen<br />

Einheiten in der vom Deutschen Bundestag<br />

mandatierten Operation „Active En-<br />

www.renk.eu<br />

Schiffsgetriebe und Gleitlager von RENK setzen Maßstäbe bei mehr als 40 Marineverbänden<br />

weltweit und bewähren sich im Dauereinsatz unter härtesten Bedingungen.<br />

Spezielle Getriebe-Konstruktionen mit Doppelschrägverzahnung verbinden ein Maximum an Geschwindigkeit<br />

mit einem Minimum an Gewicht. Sie sind extrem leise und außerordentlich zuverlässig. RENK Druck- und<br />

Wellenlager zeichnen sich durch kompaktes Design aus und sind überfl utungs- und schocksicher.<br />

Für Minensucher, Patrouillenschiffe, U-Boote bis hin zu den größten Fregatten gilt: RENK Antriebstechnik<br />

bringt Überlegenheit und <strong>Sicherheit</strong> auf See.


deavour“ erfolgt dabei national durch das<br />

Flottenkommando in Glücksburg bzw. ab<br />

dem 1. Oktober 2012 durch das Marinekommando<br />

in Rostock.<br />

Auch die Operation „Enduring Freedom<br />

(OEF)“ ist eine Folge der Terroranschläge<br />

vom 11. September 2001. Diese begann<br />

im Oktober 2001 und hat das Ziel, Führungs-<br />

und Ausbildungseinrichtungen von<br />

Terroristen auszuschalten, Terroristen zu<br />

bekämpfen, gefangen zu nehmen und vor<br />

Gericht zu stellen. Außerdem sollen Dritte<br />

dauerhaft von der Unterstützung terroristischer<br />

Aktivitäten abgehalten werden. Die<br />

Operation wird in vier Regionen durchgeführt:<br />

in Afghanistan, am Horn von Afrika,<br />

auf den Philippinen sowie in Afrika innerhalb<br />

und südlich der Sahara. Unter maßgeblicher<br />

Führung der USA waren weltweit<br />

zeitweise Einheiten aus ca. 70 Nationen an<br />

dieser Operation beteiligt. Die Deutsche<br />

Marine beteiligte sich ab 2002 mit Fregatten,<br />

Versorgungsschiffen, Schnellbooten,<br />

Seefernaufklärern sowie Hubschraubern<br />

im Seegebiet am Horn von Afrika an „OEF“.<br />

Mehrfach übernahmen deutsche Flaggoffiziere<br />

die Führung des Einsatzkontingents<br />

vor Ort. Im Verlauf der Zeit hatte Deutschland<br />

seine maritime Beteiligung schrittweise<br />

reduziert und im Sommer 2010 beendet.<br />

Die Operation selbst wird jedoch weiter<br />

fortgesetzt.<br />

Tsunami-Katastrophe<br />

Ende 2004 verwüstete ein Tsunami zahlreiche<br />

an den Indischen Ozean angrenzende<br />

Küstenregionen. Insbesondere Indonesien<br />

war davon betroffen. Dem Ruf nach<br />

internationaler Hilfe folgend, entsandte<br />

die Marine den Einsatzgruppenversorger<br />

BERLIN vor die indonesische Stadt Banda<br />

Aceh zur humanitären Hilfeleistung in der<br />

Region. Das Schiff befand sich zu dieser<br />

Zeit im Rahmen der Operation „Enduring<br />

Freedom“ am Horn von Afrika und konnte<br />

somit zügig in die Katastrophenregion<br />

verlegt werden. Mit dem Marineeinsatzrettungszentrum<br />

und dem eingeschifften<br />

Hubschrauber war die BERLIN in der Lage,<br />

Rettungseinsätze an Land zu unterstützen<br />

und zahlreiche Patienten zur Behandlung<br />

aufzunehmen.<br />

Libanonkrieg<br />

Im Sommer 2006 kam es zu einem Krieg<br />

zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz<br />

und den israelischen Streitkräften. Israelische<br />

Truppen marschierten in den Libanon<br />

ein, um Angriffe der Hisbollah auf das israelische<br />

Territorium zu unterbinden. Die Konfliktparteien<br />

einigten sich auf einen Waffenstillstand,<br />

und Israel zog seine Truppen<br />

BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL <br />

Evakuierung ägyptischer Flüchtlinge aus Libyen mit einer deutschen<br />

Fregatte im Rahmen humanitärer Hilfe<br />

wieder ab. Neben einer bereits bestehenden<br />

internationalen Blauhelmtruppe unter<br />

UN-Mandat (UNIFIL) zur Stabilisierung und<br />

Grenzsicherung des Libanon und zur Unterbindung<br />

von Waffenschmuggel, wurde<br />

dieses Mandat nun auf die Kontrolle der<br />

Seegrenzen ausgeweitet. Auch deutsche<br />

Marineeinheiten nehmen seit 2006 an der<br />

Operation UNIFIL teil. Sie helfen dabei, die<br />

Seegrenzen des Libanon zu sichern und<br />

den Waffenschmuggel von See aus zu unterbinden.<br />

Darüber hinaus unterstützt die<br />

Deutsche Marine die libanesischen Streitkräfte<br />

beim Aufbau und der Ausbildung<br />

einer eigenen libanesischen Marine, damit<br />

sie selbstständig für <strong>Sicherheit</strong> und Kontrolle<br />

ihrer Küsten sorgen kann. Gleich zu<br />

Beginn der Operation führte ein deutscher<br />

Befehlshaber das internationale maritime<br />

Kontingent. Ihm waren dabei u.a. vier<br />

Schnellboote, zwei Fregatten sowie zwei<br />

Hilfsschiffe der Deutschen Marine unterstellt.<br />

Inzwischen hat Deutschland seinen<br />

Beitrag auf regelmäßig zwei Minenabwehr-<br />

bzw. Schnellboote und einen Tender<br />

reduziert. Zudem sorgt nach wie vor ein<br />

logistisches Verbindungskommando in Limassol<br />

auf Zypern für die Unterstützung<br />

der Einheiten.<br />

„Arabische Revolution“<br />

Die sich verschlechternde <strong>Sicherheit</strong>slage<br />

in Libyen 2011, welche sich im Sturm der<br />

„Arabischen Revolution“ zu einem Bürgerkrieg<br />

zuspitzte, erforderte die Evakuierung<br />

deutscher Staatsbürger im Frühjahr des<br />

Jahres im Rahmen der nationalen Operation<br />

„Pegasus“. Die eigentliche Evakuie-<br />

rung erfolgte per Lufttransport; doch die<br />

Deutsche Marine hatte zwei Fregatten und<br />

einen Einsatzgruppenversorger für Unterstützungsleistungen<br />

vor der libyschen Küste<br />

in Alarmbereitschaft stationiert. Nach<br />

der gelungenen Evakuierung deutscher<br />

Staatsbürger aus Libyen konnten die Marineeinheiten<br />

im Rahmen einer humanitären<br />

Hilfeleistung hunderte ägyptische Flüchtlinge,<br />

die vor den Kriegswirren nach Tunesien<br />

geflohen waren, in ihr Heimatland zurückbringen<br />

und damit die Flüchtlingssituation<br />

in der Grenzregion zwischen Tunesien und<br />

Libyen entschärfen.<br />

Aktuelle Lage<br />

Die Deutsche Marine hat sich in den zurückliegenden<br />

Jahrzehnten zu einer Einsatzmarine<br />

entwickelt. Trotz einer abnehmenden<br />

Zahl von Einheiten, hält die Marine<br />

ihre Verpflichtungen in den maritimen<br />

Auslandseinsätzen „Atalanta“, UNIFIL und<br />

„Active Endeavour“ sowie in den Ständigen<br />

NATO-Verbänden aufrecht. Darüber<br />

hinaus nehmen Soldaten der Marine auch<br />

an Landeinsätzen wie „KFOR“ im Kosovo,<br />

„ISAF“ in Afghanistan und Beobachtermissionen<br />

der Vereinten Nationen teil. Zudem<br />

stehen Einheiten der Deutschen Marine<br />

durchgängig auch für zahlreiche nationale<br />

Aufgaben wie Seenotrettung oder Überwachung<br />

von Ölverschmutzungen bereit,<br />

und zahlreiche nationale und internationale<br />

Übungen dienen der Erprobung und Vorbereitung<br />

von Einheiten und Besatzungen.<br />

Derzeit sind ständig etwa 700 bis 1.100 Soldaten<br />

der Marine weltweit im Einsatz – zur<br />

See, in der Luft und an Land. <br />

November 2012 · <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

55


RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

Good night – good fight!<br />

Infanteristische Nachtkampffähigkeit Jan-Phillipp Weisswange<br />

Die Fähigkeit, bei Nacht und eingeschränkter Sicht Ziele sicher erkennen, entdecken, identifizieren und<br />

bekämpfen zu können, erhöht den infanteristischen Gefechtswert. Hier können modern ausgestattete<br />

Armeen mit immer kleineren, leichteren und leistungsfähigeren optischen und optronischen Geräten klar<br />

ihre Vorteile ausspielen. Aber auch sie müssen ihre Soldaten selbst in asymmetrischen Konflikten zunehmend<br />

der Aufklärung durch feindliche Nachtsichtgeräte entziehen.<br />

Im Sommer 2006 verlegte eine rund<br />

2.500 Mann starke Kampftruppe aus 22<br />

europäischen Nationen in die Demokratische<br />

Republik Kongo. Diese EUFOR RD<br />

Congo sollte die Blauhelme der UN-Mission<br />

MONUC bei der Absicherung der ersten<br />

freien und demokratischen Wahlen in dem<br />

riesigen afrikanischen Land unterstützen.<br />

Angesichts der rivalisierenden Milizen im<br />

Lande demonstrierte die EUFOR RD Congo<br />

in mehreren Präsentationen einheimischen<br />

Politikern, Funktionären, Soldaten<br />

und Journalisten ihre Schlagkraft. Jegliche<br />

militärischen Einheiten im Umkreis von<br />

1.000 Kilometern verfügten nicht annähernd<br />

über vergleichbare Fähigkeiten.<br />

Neben der Luftbeweglichkeit gehörte vor<br />

allem die Nachtkampffähigkeit zu den wesentlichen<br />

Stärken und damit Garant für<br />

den Einsatzerfolg. Die Möglichkeit, nachts<br />

nahezu unsichtbar aufklären, verlegen und<br />

zuschlagen zu können, grenzte vielen Beobachtern<br />

auf dem schwarzen Kontinent<br />

an Zauberei und flößte enormen Respekt<br />

ein. Und das ließ manchen Warlord von seinen<br />

dunklen Absichten abrücken.<br />

96 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

Doch nicht nur für die militärische Überlegenheit<br />

spielt die Nachtkampffähigkeit<br />

eine entscheidende Rolle. Generell ließ<br />

die Einsatzrealität der asymmetrischen<br />

Konflikte den Bedarf an leistungsfähiger<br />

Optik und Optronik ansteigen – gerade<br />

im infanteristischen Bereich. Alleine schon<br />

um das Risiko von Kollateralschäden oder<br />

„Blue-on-Blue“ bzw. „Friendly Fire“ auszu-<br />

(Foto: MoD Australia)<br />

Spezialkräfte mit Nachtsichtbrillen<br />

und Laser-Lichtmodulen<br />

schließen, kommt es darauf an, potentielle<br />

Bedrohungen frühzeitig erkennen, entdecken,<br />

identifizieren und gegebenenfalls bekämpfen<br />

zu können. Erst Recht bei eingeschränkten<br />

Sichtverhältnissen wie sie selbst<br />

tagsüber im urbanen Gelände (Gebäude,<br />

Kanalisationen etc.) vorherrschen können.<br />

Technologien<br />

Nachtkampffähigkeit lässt sich grundsätzlich<br />

durch Restlichtverstärker- sowie<br />

Wärmebildtechnologie erreichen. Restlichtverstärker<br />

basieren auf Vakuumröhren-Technologie.<br />

Sie lassen sich in aktive<br />

und passive Nachtsichtgeräte unterteilen.<br />

Bei den aktiven Nachtsichtgeräten leuchtet<br />

eine mit dem menschlichen Auge nicht<br />

sichtbare Lichtquelle – etwa ein Infrarotstrahler<br />

– das Ziel an. Sie hat den Nachteil,<br />

dass gegnerische Kräfte diese Lichtquelle<br />

natürlich ebenfalls mit Nachtsichttechnologie<br />

leicht aufklären können. Die passiven<br />

Nachtsichtgeräte der heute gebräuchlichen<br />

zweiten und dritten Generation kommen<br />

hingegen mit geringem Restlicht oder Infrarotlicht<br />

aus.<br />

Zeiss ZO4x30, RSA-S und NSV600 und Laser-Licht-Modul auf<br />

modifiziertem G36k<br />

(Foto: Bundeswehr/IMZBw)


Nachtsichtvorsätze NSV600<br />

NSV1000<br />

IRV600<br />

IRV900<br />

CNVD/<br />

CQBS<br />

RÜSTUNG & TECHNOLOGIE <br />

CNVD-T3<br />

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RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

Nachtsichtziel- und<br />

Beobachtungsgeräte<br />

HuntIR<br />

RangeIR<br />

AIM HuntIR Mark 2 auf MG HK121<br />

Wärmebildgeräte arbeiten nach dem Prinzip<br />

der Thermografie. Sie reagieren auf die<br />

Eigenabstrahlung unterschiedlich warmer<br />

Quellen und wandeln auch bei vollkommener<br />

Dunkelheit Temperaturunterschiede zu<br />

einem Bild um. Im Vergleich zu den Restlichtverstärkern<br />

benötigen Wärmebildgeräte<br />

kein Restlicht oder einen Beleuchter,<br />

sie bieten größere Einsatzreichweiten, sind<br />

witterungsunabhängiger und sie zeigen<br />

sich im Hinblick auf das Erkennen von Personenzielen<br />

sowie das Identifizieren von<br />

Fahrzeugzielen deutlich überlegen.<br />

Grundsätzlich lassen sich bei den Wärmebildgeräten<br />

wiederum gekühlte und ungekühlte<br />

Systeme unterscheiden. Die gekühlten<br />

Wärmebildgeräte liefern in der Regel<br />

eine deutlich bessere optische Qualität.<br />

Noch vor einigen Jahren fielen sie deutlich<br />

98 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

HuntIR MKII Nyxus BIRD<br />

Hersteller AIM AIM Jenoptik<br />

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(Foto: AIM)<br />

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schwerer, voluminöser und teurer in der Beschaffung<br />

aus und verbrauchten mehr Energie.<br />

Allerdings hat sich der technologische<br />

Fortschritt deutlich bemerkbar gemacht,<br />

wie beispielsweise der Vergleich zwischen<br />

dem AIM HuntIR und der Folgegeneration<br />

HuntIR Mk 2 eindrucksvoll zeigt.<br />

Während sich Restlichtverstärkungstechnologie<br />

und ungekühlte Wärmebildsysteme<br />

für den Nahbereich eignen, stellen<br />

gekühlte Wärmebildsysteme die ideale<br />

Ausstattung für schwere Waffen wie Maschinengewehr,<br />

Gewehr großer Reichweite<br />

oder Granatmaschinenwaffe dar.<br />

Aktuelle Restlichtverstärkergeräte<br />

Viele Streitkräfte, darunter die Bundeswehr,<br />

statten ihre abgesessen operierenden<br />

Kräfte querschnittlich mit Restlichtverstärkergeräten<br />

aus. Zu den Pionieren auf<br />

dem Gebiet der Bildverstärker (BiV)-Brillen<br />

gehörte Simrad, heute zum Rheinmetall-<br />

Geschäftsbereich Elektrooptik gehörig.<br />

Deren aktuelles Modell GN gehört mit<br />

390 Gramm Gewicht und 155 mm Länge,<br />

73 mm Breite und 58 mm Höhe zu den<br />

äußerst kompakten Geräten. Thales hat<br />

inzwischen neue Restlichtverstärkerbrillen<br />

LUCIE II M (Monokular mit 51° Sehfeld bei<br />

einfacher Vergrößerung) herausgebracht.<br />

Sie lässt sich auch zur LUCIE II 3D umkonfigurieren<br />

und ermöglicht hierdurch dreidimensionales<br />

Sehen. In dieser Konfiguration<br />

(Foto: Jan-P. Weisswange)<br />

(Foto: Jenoptik)<br />

(Foto: I-E-A MilOptics)<br />

Nivisys Thermal Acquisition Clip-on<br />

System Minitaure auf Multi-Use Mini-<br />

Monocular MUM 14 B<br />

Nyxus BIRD in Verbindung mit<br />

Nachtsichtbrille LUCIE<br />

Insight CNVD/CQBS auf G36KA1<br />

wiegt sie knapp ein halbes Kilo, lässt sich<br />

am Gefechtshelm oder an einer Kopfhaube<br />

befestigen und dient der Orientierung und<br />

Beobachtung.<br />

Mit BiV-Brillen ist der Soldat bei Dunkelheit<br />

kampffähig, was sich durch ein Laser-<br />

Licht-Modul noch verbessern lässt. Zu den<br />

größten Anbietern solcher Geräte gehören<br />

z. B. L3 Insight (Deutschlandvertretung:<br />

I-E-A Miloptics) oder Rheinmetall. L3 Insight<br />

produziert den AN/PEQ-15 der U.S.<br />

Army, auch Advanced Target Pointer/ Illuminator/<br />

Aimimg Light (ATPIAL) genannt.<br />

Rheinmetalls neues Vario-Ray bietet neben<br />

einem Infrarot (IR)-Aufheller für den Nahbereich,<br />

einem IR-Ziellaser für größere Distanzen<br />

oder die Zielzuweisung und einer


Laser-Licht-Module AN/PEQ-15 Vario Ray<br />

<br />

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<br />

starken Weißlichtlampe zusätzlich die integrierte<br />

Zielerkennung Freund/Feind (ZEFF).<br />

Die Nachtsichtvorsätze NSV600 und<br />

NSV1000 der modularen Optikfamilie von<br />

Carl Zeiss Optronics/Hensoldt arbeiten<br />

ebenfalls nach dem Prinzip der Restlichtverstärkung.<br />

Mit dem äußerst kompakten<br />

Nachtsichtvorsatz NSV600 können Ziele bis<br />

auf eine Entfernung von rund 600 Metern<br />

identifiziert werden, mit dem NSV1000<br />

auch auf 1.000 Meter. Beide Geräte lassen<br />

sich über Picatinny-Schienen (MIL-STD<br />

1913) auf diverse Handwaffen montieren,<br />

wobei der etwas größere NSV1000 speziell<br />

für Scharfschützenwaffen vorgesehen ist.<br />

Der Schütze nutzt die gewohnte Tagsichtoptik,<br />

eine Justierung ist nicht erforderlich.<br />

Über die gleichen Schienen können beide<br />

NSV darüber hinaus Zusatzgeräte wie etwa<br />

Infrarot-Aufheller aufnehmen. Beim G36<br />

liegt der große Vorteil des NSV600 in Verbindung<br />

mit der Zieloptik ZO4x30 gegenüber<br />

der derzeit genutzten Kombination<br />

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THERMAL INFRARED SUIT<br />

NEW BATTLEDRESS<br />

UNIFORM GENERATION<br />

Swiss prime protection.<br />

www.ssz-camouflage.ch<br />

aus der Standardvisierung 3 x 4° mit dem<br />

Nachtsichtaufsatz NSA80 in den erheblich<br />

kompakteren Ausmaßen und der deutlich<br />

niedrigeren Visierlinie.<br />

Wärmebildgeräte<br />

Mit dem „Infanterist der Zukunft – Basissystem<br />

(IdZ-BS)“ hielt das „Wärmebildgerät<br />

Handwaffe Infanterie (WBG-HaWa-Inf)“<br />

HuntIR der AIM Infrarot Module GmbH<br />

Einzug in die Bundeswehr. Das gekühlte<br />

Nachtsicht-Zielgerät erlaubt es beispielsweise,<br />

mit dem G82 Ziele bis zur maximalen<br />

Kampfentfernung von rund 1.500<br />

Metern zu bekämpfen. Dabei fällt es noch<br />

relativ kompakt aus, sodass es sich auch für<br />

den abgesessenen Einsatz eignet.<br />

Das RangIR basiert auf dem HuntIR, enthält<br />

aber zusätzlich noch Laserentfernungsmesser,<br />

Dreiachsen-Magnetkompass (DMC)<br />

und Ballistikrechner. Dieses bildet wiederum<br />

die Basis für das um die Zusatzfunk-<br />

Thermal infrared suit – IRBD (pat.)<br />

– reduction of thermal signature by its special coating and construction<br />

– lightweight suit with a visual appearance that is indistinguishable from a<br />

standard battledress<br />

– the apparent temperature is reduced by up to 10 °C compared with the<br />

standard uniform<br />

– resistance and touch of the fabric is like cotton material<br />

– lining material is adaptable depending upon climatic region<br />

(antibacterial, moisture absorber, flame resistant, temperature<br />

holdback such as Coolmax®, fleece fabric, etc.)<br />

RÜSTUNG & TECHNOLOGIE <br />

Tarnanzug und -netze gegen Aufklärung<br />

durch Nachtsichtgeräte<br />

tionen Zielzuweisung und Bluetooth-Datenschnittstelle<br />

erweiterte Wärmebildzielgerät<br />

(WBZG), das Bestandteil des neuen<br />

Bundeswehr-Soldatensystems Gladius ist.<br />

Auf G22, G82 oder Granatmaschinenwaffe<br />

eingesetzt, beträgt die Einsatzreichweite<br />

ebenfalls 1.500 Meter. AIM hat – wie erwähnt<br />

– inzwischen eine neue Variante des<br />

HuntIR, das HuntIR Mark2 herausgebracht.<br />

Es fällt fast nur noch halb so groß aus.<br />

Wiederum für etwas kürzere Distanzen<br />

ausgelegt sind die ebenfalls der modularen<br />

Optikfamilie von Carl Zeiss Optronics<br />

stammenden Infrarotvorsätze IRV600 und<br />

IRV900. Ziele lassen sich damit auf 600<br />

respektive 900 Meter identifizieren. Die<br />

Geräte sind in äußerst kurzer Zeit – etwa<br />

fünf Sekunden – betriebsbereit und lassen<br />

sich auch bei Tag einsetzen. Der IRV600 ist<br />

insbesondere auf die ZO4x30 abgestimmt.<br />

Das Insight CNVD/CQBS ist ein ungekühltes<br />

Wärmebildgerät, das die Bundeswehr im<br />

Rahmen des Einsatzbedingten Sofortbedarfs<br />

(ESB) beschafft hat. Das Stand-Alone-<br />

CAMOUFLAGE TECHNOLOGY<br />

November 2012 · <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> 99<br />

(Foto: Jan-P. Weisswange)


RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

Gerät wiegt bei 153 mm Länge, 84 mm Höhe<br />

und 69 mm Breite nur 635 Gramm inklusive<br />

der vier DL-123 Lithium-Batterien. Es ist<br />

in weniger als fünf Sekunden einsatzbereit<br />

und besitzt ein verstellbares Absehen und<br />

ein Zweifach-Zoom sowie<br />

ein großes Okular.<br />

Es kann als Stand-<br />

Alone-Gerät, aber<br />

auch vor einem<br />

Holosight-Reflexvisier<br />

oder einem<br />

Dreifach-ZF verwendet<br />

werden. Ziele lassen sich bis 500 Meter<br />

aufklären. Ebenfalls als ESB folgte das<br />

Insight CNVD-T3 mit größeren Objektiven,<br />

hier erhöht sich die Reichweite auf 800 m.<br />

Das Sword Sniper aus dem französischen<br />

FELIN-Programm kombiniert eine Tagsichtoptik,<br />

ein ungekühltes Wärmebildgerät<br />

und einen Laserentfernungsmesser, zusätzlich<br />

zeigt es im Display die Höhen- und<br />

Seitenverstellung an.<br />

Weitere neue Geräte am Markt sind die<br />

FLIR-LS-Serie, ebenfalls ungekühlte Wärmebildgeräte,<br />

die sehr leicht und kompakt<br />

ausfallen und sich vor allem zur Beobachtung<br />

eignen. Jenoptiks Nyxus BIRD ergänzt<br />

ebenfalls die Ausstattung des deutschen<br />

„Gladius“.<br />

100 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

Dabei handelt es sich nicht um ein reinrassiges<br />

Wärmebildgerät, verfügt es doch<br />

über einen Glaskanal (direct view optic) mit<br />

siebenfacher Vergrößerung. Das gewährt<br />

im Vergleich zur CCD/CMOS-Bildsensorentechnik<br />

eine höhere optische Auflösung.<br />

Weiterhin verfügt<br />

das handliche Gerät<br />

noch über einen Laserentfernungsmesser,<br />

einen digitalen<br />

Magnetkompass<br />

und ein GPS.<br />

(Foto: FLIR) FLIR LS-Serie<br />

Der Tagsichtkanal des Nyxus BIRD lässt sich<br />

darüber hinaus mit einer BiV-Brille nutzen.<br />

Auf diese Weise erhält der Operator eine<br />

weitere Nachtsichtfähigkeit mit besserer<br />

Auflösung – zusätzlich zum geräteeigenen<br />

Wärmebild.<br />

Sensorfusion<br />

Neben den technologischen Fortschritten,<br />

die die Geräte stetig kleiner, leichter und<br />

dabei leistungsfähiger werden lassen, stellt<br />

die Sensorfusion einen weiteren Trend dar.<br />

Dabei werden oft Restlichtverstärkeropti-<br />

ken durch kleine Wärmebildgeräte ergänzt.<br />

Beispiele wären der Insight L3 Clip on Thermal<br />

Imager (COTI), ein inklusive Batterie<br />

nur 110 Gramm schweres Wärmebildgerät,<br />

das sich an Restlichtverstärker anbringen<br />

lässt. Auch JK Defence hat hier mit dem<br />

Nivisys Thermal Acquisition Clip-on System<br />

Minitaure etwas Ähnliches im Angebot.<br />

Schutz vor Aufklärung<br />

Der Verfügbarkeit von Nachtsichttechnologie<br />

beschränkt sich allerdings nicht nur auf<br />

reguläre Streitkräfte. Auch asymmetrisch<br />

operierende Gegner setzen vermehrt solche<br />

Geräte ein. Daher gewinnt der Schutz<br />

vor Aufklärung durch Nachtsichtgeräte immer<br />

mehr an Bedeutung.<br />

In diesem Feld ist die schweizerische Firma<br />

SSZ Camouflage Technology aktiv. Zu deren<br />

Produktportfolio gehören dreidimensionale<br />

Tarnnetze, die nicht nur die mit dem<br />

bloßen menschlichen Auge sichtbaren<br />

Konturen von Gerät und Personal verwischen,<br />

sondern auch die Infrarotsignaturen<br />

von Zielen verschleiern.<br />

Die SSZ-Technologie reduziert die thermische<br />

Signatur in Geweben im Infrarotbereich<br />

signifikant. Somit geht sie über die<br />

aktuelle Tarnung im visuellen und im na-


Blick durch ein Wärmebildgerät auf eine liegende<br />

Person mit „Ghost“-Bekleidung (links) im Vergleich zu<br />

einer stehenden Person mit normaler Bekleidung<br />

hinfraroten Spektrum (NIR) hinaus, indem sie auch das mittlere<br />

infrarote Spektrum (MWIR) abdeckt. Hierdurch reduziert sich das<br />

Risiko durch Entdeckung mit Wärmebildgeräten erheblich.<br />

SSZ verwendet diese Technologie auch bei dem Thermal Infrared<br />

Battle Dress, einem Kampfanzug aus einem besonders beschichteten<br />

Baumwoll-Polyester-Gewebe. Aus diesem lassen sich Kampfanzüge<br />

in den gängigen Tarnmustern und Schnitten herkömmlicher<br />

Uniformen schneidern. Das zusätzlich atmungsaktive, feuchtigkeits-<br />

und dampfdurchlässige Gewebe durchlief bereits Tests der Schweizer<br />

Armee und anderer Streitkräfte.<br />

Inzwischen konnte SSZ seine Aktivitäten in den USA erheblich erweitern.<br />

So fungiert dort Milliken & Company als exklusiver Lizenznehmer<br />

der multispektralen SSZ-Tarntechnologie im Infrarotbereich.<br />

Milliken wird sie in ihren Geweben integrieren um so die US-Soldaten<br />

besser vor Aufklärung zu schützen.<br />

An Tarnanzügen bzw. Materialien mit ähnlichen Eigenschaften arbeiten<br />

auch W.L. Gore sowie Blücher Systems. Blüchers Technologie<br />

nennt sich „Ghost“. Die Bekleidung besteht aus einem Spezialmaterial<br />

mit metallisierten Fasern. Auf Infrarotaufnahmen lassen sich<br />

lediglich fleckenartige kleine Felder in unterschiedlichen Abstufungen<br />

erkennen, die nicht auf eine Person schließen lassen. Bei Tag erschweren<br />

herkömmliche Tarnschemen die optische Aufklärung.<br />

Ausblick<br />

Modularität gilt auch bei den Zieloptiken unterdessen als Standard.<br />

Hinsichtlich der Nachtkampffähigkeit bleibt ein auf die jeweiligen<br />

Waffen und Einsatzzwecke abgestimmter Gerätemix aus Restlichtverstärker-<br />

und Wärmebildtechnologie erfolgversprechend.<br />

Da Wärmebildgeräte grundsätzlich Bilder oder auch Videos erstellen<br />

können, ist es denkbar, dass bei entsprechend vorhandenen<br />

Schnittstellen und Bandbreiten relevante Daten auch in Führungsinformationssysteme<br />

eingespeist und somit für das Gemeinsame<br />

Rollenorientierte Einsatzlagebild (GREL) verfügbar gemacht werden.<br />

Dies gestaltet sich bei den analogen Restlichtverstärkergeräten<br />

umständlicher, da erst Wandler die Bilder in elektrische Signale<br />

umsetzen müssen. Zwar sind bereits entsprechende erste Produkte<br />

verfügbar, aber noch unterliegen sie mitunter starken Leistungsschwankungen.<br />

Langfristig wird es nach Einschätzung von Experten<br />

aber zu einer vollständigen Digitalisierung im Bereich der Restlichtverstärkung<br />

kommen. Auch könnte ein Sensorchip an die Stelle der<br />

Restlichtverstärkerröhre treten.<br />

Ein weiteres Gebiet der Entwicklung werden multispektrale Geräte<br />

sowie multifunktionale Geräte zur Beobachtung und zum Kampf<br />

sein.<br />

Genau hierfür – den Kampf – bietet Nammo seine IR-Leuchtspurmunition<br />

in den Kalibern 5,56 x 45 mm und 7,62 x 51 mm an. Sie<br />

bietet gegenüber Geschossen mit herkömmlichem Leuchtsatz vor<br />

allem den Vorteil, dass sie sich deutlich schwerer aufklären lässt.<br />

Fazit: Hinsichtlich der Nachtkampffähigkeit lassen sich Wirkung und<br />

Deckung effektiv miteinander verbinden – und dem Gegner so<br />

schlaflose Nächte bereiten. <br />

NYXUS: Beobachten,<br />

Lokalisieren, Aufklären<br />

bei Tag und Nacht<br />

Klein, leicht, multifunktional und immer<br />

am Mann: Wärmebildtechnik und<br />

Entfernungsmesstechnik von Jenoptik.<br />

Mit NYXUS BIRD und NYXUS Rangechecker gibt Jenoptik<br />

Spezialkräften, Polizei und Grenzschutz die neueste<br />

Generation leistungsfähiger und kompakter Tag-/Nacht<br />

Aufklärungstechnik in die Hand.<br />

Wärmebild- & Zielerfassungsgerät NYXUS BIRD:<br />

Mehrfachvergütete 7-fach Glasoptik (Tagsicht)<br />

Hochauflösender Infrarot-Wärmebildsensor<br />

1550 nm Laser-Entfernungsmesser<br />

GPS und digitaler Magnetkompass<br />

Laser-Entfernungsmesser NYXUS Rangechecker:<br />

Mehrfachvergütete 7-fach Glasoptik<br />

1550 nm Laser-Entfernungsmesser<br />

Reichweite bis 2500 m<br />

Laserklasse 1<br />

JENOPTIK I Verteidigung & Zivile Systeme<br />

www.jenoptik.com/nyxus


(Foto: Cassidian)<br />

Unternehmen & Personen<br />

Bernhard Gerwert neuer<br />

BDSV-Präsident<br />

Der Bundesverband der<br />

Deutschen <strong>Sicherheit</strong>s-<br />

und Verteidigungsindustrie<br />

hat am 10. September<br />

in Berlin Bernhard Gerwert<br />

zum neuen BDSV-<br />

Präsidenten gewählt.<br />

Gerwert ist seit Anfang<br />

September CEO der<br />

EADS-Division Cassidian<br />

und zugleich Mitglied des<br />

Executive Committee der<br />

EADS. Zuvor zeichnete er mehrere Jahre als<br />

Chief Operating Officer für das gesamte<br />

operative Geschäft der Cassidian verantwortlich.<br />

(gwh)<br />

DCNS erweitert Marineschiffbau<br />

Der französische Rüstungskonzern DCNS,<br />

der überwiegend im Marineschiffbau (Fregatten,<br />

Korvetten, Offshore-Patrol Vessel<br />

und U-Boote) tätig ist, hat seine Schiffbaukapazität<br />

jetzt auch auf die Yachtbau-Industrie<br />

ausgedehnt. Dabei geht es neben dem Bau<br />

vor allem um Instandsetzungen, Modernisierungen<br />

und Umbauten von Superyachten<br />

und Luxusschiffen. DCNS hat sich mit<br />

verschiedenen Yachtbau-Werften an der<br />

französischen Mittelmeerküste zusammengeschlossen,<br />

um das neue Geschäftsfeld<br />

auszubauen. DCNS ist neben dem traditionellen<br />

Marineschiffbau auch in der zivilen<br />

Nukleartechnologie und in der maritimen<br />

Energiegewinnung engagiert. (ds)<br />

Fusion von EADS und BAE Systems<br />

gescheitert<br />

Die vom EADS-Vorstandsvorsitzenden Tom<br />

Enders geplante Fusion des deutsch-französischen<br />

Luft- und Raumfahrtskonzerns<br />

EADS mit dem britischen Rüstungskonzern<br />

BAE Systems ist gescheitert. Beide Unternehmen<br />

haben ihre Pläne für den Bau eines<br />

neuen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns<br />

aufgegeben. Die Pläne scheiterten am politischen<br />

Widerstand der Regierungen in<br />

Deutschland, Frankreich und Großbritannien.<br />

Frankreich und Deutschland wollten in<br />

dem neuen Unternehmen mitbestimmen.<br />

Als größter Anteilseigner von EADS wollte<br />

Frankreich seine Rechte bzw. Mitsprache<br />

nicht aufgeben, während Deutschland auf<br />

einer Balance mit Frankreich pochte. Großbritanniens<br />

Verteidigungsminister sagte, es<br />

sei zu schwierig geworden, unterschiedliche<br />

Interessen zu vereinbaren. BAE Systems trifft<br />

das Scheitern hart, denn Beobachter mutmaßen,<br />

dass BAE Systems nun selbst zum<br />

Übernahmekandidaten, beispielsweise für<br />

US-Konzerne werden könnte. (ds)<br />

108 <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2012<br />

Tognum: Tochterunternehmen<br />

Der Antriebssystem- und Energieanlagenspezialist<br />

Tognum hat seine Tochtergesellschaft<br />

SKL Motor GmbH in Magdeburg auf<br />

die standardisierte Aufarbeitung von MTU-<br />

Motoren und Komponenten ausgerichtet<br />

und benennt sie daher in MTU Reman Technologies<br />

GmbH um. Viele Motoren der Tognum-Marke<br />

MTU halten mehr als nur ein<br />

Motorleben lang. Nach langen Laufzeiten<br />

von bis zu 25.000 Stunden erfahren sie in<br />

Magdeburg eine Verjüngungskur, aus der<br />

sie quasi wie neu hervorgehen. Magdeburg<br />

ist das Technologiezentrum für die Aufarbeitung<br />

von Diesel- und Gasmotoren der<br />

Tognum-Gruppe – technisch Remanufacturing<br />

genannt. Hier werden Verfahren und<br />

Prozesse zur Aufarbeitung der Komponenten<br />

und Komplettmotoren entwickelt und<br />

im großen Stil industriell angewendet. Das<br />

Remanufacturing von Motoren, die u.a. in<br />

Stromaggregaten und Hochgeschwindigkeitszügen<br />

tausende Stunden Spitzenleistungen<br />

vollbrachten, spart Geld und Rohstoffe.<br />

(ds)<br />

Flensburger Schiffbaugesellschaft<br />

im MCN<br />

Die Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG)<br />

wurde als hundertstes Mitglied in das Maritime<br />

Cluster Norddeutschland (MCN) aufgenommen.<br />

Das MCN existiert seit 2010 und<br />

ist ein zentrales Konsortium für die Länder<br />

Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-<br />

Holstein. Die Mitglieder und Partner im<br />

MCN verfolgen als Unternehmen das Ziel,<br />

durch eine langfristig angelegte Zusammenarbeit<br />

zwischen öffentlicher Hand und privater<br />

Wirtschaft Informations- und Kooperationsnetzwerke<br />

effizienter zu gestalten<br />

und ihre Innovationen voranzubringen. Das<br />

MCN-Management besitzt seine zentrale<br />

Leitung in Kiel sowie Geschäftsstellen in den<br />

drei norddeutschen Bundesländern. Träger<br />

des Projekts ist die Wirtschaftsförderung<br />

und Technologietransfer Schleswig-Holstein<br />

GmbH (WTSH) in Kiel. (ds)<br />

Maritime <strong>Sicherheit</strong><br />

Die Lampe & Schwartze Gruppe (L&S) ist<br />

ein Unternehmen von Schiffs- und Warenversicherungen.<br />

Jetzt hat das Unternehmen<br />

wegen der zunehmenden Gefährdungslage<br />

auf See (Piraterie, Terrorismus) ein eigenständiges<br />

Tochterunternehmen gegründet.<br />

Es ist die Gesellschaft für maritime Risikobewertung<br />

und Qualitätsbemessung mbH<br />

(Marine Risk & Quality, MRQ). Sie bietet Bewertungen<br />

und Verifizierungen von Risiken<br />

auf See und zur Abwehr von Gefahren und<br />

Bedrohungen besonders in gefährdeten<br />

Seegebieten. Reedereien reagieren zuneh-<br />

mend auf die steigende Anzahl von Piratenangriffen,<br />

indem sie auf ihren Schiffen<br />

private <strong>Sicherheit</strong>sunternehmen einsetzen.<br />

Doch die Ausbildung und Qualität solcher<br />

<strong>Sicherheit</strong>sdienste ist oft unzureichend und<br />

nicht nachprüfbar. Somit können Reedereien,<br />

Charterer oder Versicherungsunternehmen<br />

keine fundierte Bewertung der angebotenen<br />

<strong>Sicherheit</strong>sdienste vornehmen. Das<br />

Unternehmen MRQ garantiert, dass Reedereien<br />

künftig einfacher sicherstellen, dass die<br />

von ihnen beauftragten <strong>Sicherheit</strong>sdienste<br />

über ein hohes Ausbildungsniveau und umfassende<br />

Erfahrung für den <strong>Sicherheit</strong>seinsatz<br />

an Bord der Schiffe verfügen. Der Sitz<br />

von MRQ ist Bremen. (ds)<br />

Eine halbe Million Daimler-<br />

Nutzfahrzeuge 2013<br />

Auf der IAA zeichnete Andreas Renschler,<br />

Daimler-Vorstand für Daimler Trucks und<br />

Daimler Buses, ein aktuelles Bild der weltweiten<br />

Nutzfahrzeugmärkte. Während der<br />

europäische Absatzmarkt von der gesamtwirtschaftlichen<br />

Anspannung in den südlichen<br />

Ländern geprägt sei, entwickelten sich<br />

die Lastwagenmärkte in Nordamerika und<br />

Japan mit zweistelligen Nachfragezuwächsen<br />

äußerst positiv. Die NAFTA-Region, Japan,<br />

Russland und Brasilien gehören zu den<br />

Umsatztreibern, die 2013 zu einem erwarteten<br />

Umsatz von einer halben Million Einheiten<br />

beitragen werden. Unimog, Actros<br />

und Zetros, die auch in militärischen Märkten<br />

erfolgreich sind, sowie die neuen Antos<br />

und Citan setzen Akzente im Daimler-Nutzfahrzeug-Portfolio,<br />

nicht zuletzt auch mit<br />

neuen Technologien zur Verbrauchs- und<br />

Schadstoffreduzierung. (gwh)<br />

Gemeinsame Satelliten-<br />

Kommunikation<br />

Fünf EDA-Mitglieder (Frankreich, Großbritannien,<br />

Italien, Polen und Rumänien) haben<br />

mit der European Defence Agency die<br />

gemeinsame Nutzung von kommerzieller<br />

Satellitenkommunikation vereinbart. Die<br />

European Satellite Communications Procurement<br />

Cell (ESCPC) ist ein Pool von Dienstleistungen,<br />

der mit reduzierten Kosten und<br />

leichtem Zugang von den Unterzeichnern<br />

genutzt werden kann (pooling and sharing).<br />

Die anfängliche Dotierung mit 2,3 Millionen<br />

Euro erlaubt in den nächsten Monaten den<br />

Zugriff auf konkrete Satelliten-Kapazitäten.<br />

In dem Dreijahresvertrag fungiert Astrium<br />

Services als zentraler Anlaufpunkt für die<br />

teilnehmenden Nationen, wirkt als vertragliche,<br />

wirtschaftliche und operative Schnittstelle<br />

zu den SATCOM-Betreibern und stellt<br />

so Bandbreiten in den kommerziellen C-,<br />

Ku- und Ka-Bändern bereit. (gwh)


Zwischen Strukturwandel<br />

und Rüstungskonversion<br />

Erstmals präsentiert der „Arbeitskreis<br />

Wehrtechnik und Arbeitsplätze in der<br />

IG Metall“ ein Positionspapier zur wehr-<br />

und sicherheitstechnischen Situation in<br />

Deutschland. Im Zuge der Bundeswehrreform,<br />

Einsparungen in nationalen Verteidigungshaushalten<br />

und des seit den 1990er<br />

Jahren fortwährenden Strukturwandels<br />

bemängelt die IG Metall Profillosigkeit der<br />

Politik in verteidigungspolitischen Fragen<br />

und das Zusammenstreichen der sicherheitstechnischen<br />

Etats. Der Lösungsansatz<br />

der IG Metall setzt auf die Einrichtung eines<br />

Branchenrates, der den Strukturwandel mit<br />

Entwicklungskonzepten mitgestaltet und<br />

auf Konversion der wehrtechnischen Industrie.<br />

Man fordert außerdem eine klare<br />

Definition der sicherheitspolitischen Ziele,<br />

mehr europäische Kooperation sowie die<br />

Sicherung von Know-how und Planungssicherheit<br />

bei der Vergabepolitik und eine<br />

Neuorganisation der Beschaffung. Das<br />

Credo lautet: „Zukunftsfähigkeit lässt sich<br />

weder mit dem Rotstift noch mit bloßem<br />

Strukturerhalt sichern.“ (co)<br />

Cassidian CyberSecurity<br />

übernimmt Netasq<br />

Cassidian CyberSecurity hat eine Vereinbarung<br />

über den Erwerb von 100 Prozent<br />

der Anteile an Netasq unterzeichnet.<br />

Netasq ist einer der führenden Anbieter<br />

von Lösungen für den Schutz von IP-Netzen.<br />

EU- und NATO-zertifizierte Lösungen<br />

(EAL4+) umfassen Funktionen zum<br />

Schutz gegen unbefugtes Eindringen,<br />

Firewalls, Viren- und Spyware-Schutz<br />

sowie Antispam- und Content-Filterung.<br />

EADS bündelt die Cyber-<strong>Sicherheit</strong>sfähigkeiten<br />

des Konzerns in der Cassidian<br />

CyberSecurity für die Bereiche <strong>Sicherheit</strong><br />

regierungseigener IT-Netze und kritische<br />

Infrastrukturen für strategische Industrien.<br />

Die Übernahme von Netasq ist ein<br />

strategischer Schritt zum Aufbau eines<br />

europäischen Kompetenzzentrums für<br />

hochmoderne integrierte <strong>Sicherheit</strong>slösungen.<br />

(gwh)<br />

Cassidian übernimmt Carl Zeiss<br />

Optronics<br />

Cassidian hat – wie angekündigt – zum 1.<br />

Oktober mit 75,1 Prozent mehrheitlich die<br />

Anteile an der früheren Carl Zeiss Optronics<br />

GmbH übernommen. Unter dem Namen<br />

Cassidian Optronics GmbH werden die optischen<br />

und optronischen Aktivitäten der<br />

Carl Zeiss Optronics GmbH in vollem Umfang<br />

weitergeführt. Für die EADS-Tochter<br />

ist die Einbeziehung dieses Bereichs der Carl<br />

Zeiss AG eine strategische Ergänzung ihres<br />

bestehenden Produktportfolios. Cassidian<br />

Optronics wird die globalen Vertriebskanäle<br />

und das Know-how von Cassidian<br />

nutzen, um seinen bisherigen Geschäftsaktivitäten<br />

eine langfristige Perspektive zu<br />

bieten. (co)<br />

IT-Infrastruktur am<br />

Reichpietschufer<br />

Die ersten von 380 Beschäftigten des<br />

BMVg bezogen im Oktober ihre neuen Büros<br />

am Reichpietschufer in Berlin. In dem<br />

vom BMVg angemieteten Gebäude werden<br />

Mitarbeiter untergebracht, die bislang<br />

im Bendlerblock ihr Büro hatten oder von<br />

der Hardthöhe in Bonn an die Spree wechseln.<br />

Bevor jedoch die ersten Mitarbeiter<br />

ihre Büroarbeitsplätze einnehmen konnten,<br />

musste die BWI erst einmal die hierfür<br />

notwendige IT-Infrastruktur aufbauen.<br />

Die BWI setzte die hierfür erforderlichen<br />

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<strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

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Maßnahmen innerhalb weniger Monate<br />

um. So band sie unter anderem das Shell-<br />

Haus an das Weitverkehrsnetz der Bundeswehr<br />

an, baute das passive und aktive<br />

IT-Leitungsnetz des Gebäudes aus und<br />

das Telekommunikationsnetz auf. Im letzten<br />

Schritt installierten die BWI-<strong>Technik</strong>er<br />

die neuen IT-Arbeitsplätze betriebsbereit<br />

für die Beschäftigten des BMVg. Damit<br />

war die Voraussetzung für den Einzug der<br />

ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des BMVg in ihre neuen Büros fristgerecht<br />

geschaffen worden. (wb<br />

Wechsel im Vorstand<br />

Der Vorstand der Gesellschaft<br />

der sicherheits-<br />

und wehrtechnischen<br />

Wirtschaft in<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

e. V. (GSW-NRW<br />

e. V.) hat für den<br />

plötzlich verstorbenen<br />

Manfred Kisselbach<br />

nunmehr Brigadegeneral<br />

a.D. Dipl.-Ing. Hans Herbert Schulz<br />

zum neuen Vorsitzenden gewählt. Dr. Dirk<br />

Schönenborn von der Firma LGM GmbH in<br />

Aachen wurde zum neuen stellvertretenden<br />

Vorsitzenden berufen. (gwh)<br />

Lindner Präsident der<br />

Atlas-Gruppe<br />

Olaf Lindner, Kommandeur der Spezialeinheit<br />

GSG 9 der Bundespolizei, wurde Mitte<br />

Oktober in Sankt Augustin bei Bonn zum<br />

Präsidenten der Altas-Gruppe, der Vereinigung<br />

von 32 Polizei-Spezialeinheiten aller<br />

EU-Mitgliedstaaten gewählt. In der informellen<br />

Struktur soll die europaweite Kooperation<br />

der Spezialeinheiten verbessert<br />

werden. (gwh)<br />

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(Foto: GSW-NRW)

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