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Umschau - Europäische Sicherheit & Technik

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Inhalt<br />

Seite 42 Seite 90<br />

Führungsunterstützungskommando<br />

Das neue Fähigkeitskommando der Streitkräftebasis<br />

wurde zum Jahresbeginn aufgestellt.<br />

<br />

SICHERHEIT & POLITIK<br />

10 Dialog über Grenzen hinweg<br />

Henning Bartels<br />

ES&T Spezial:<br />

Münchner <strong>Sicherheit</strong>skonferenz<br />

2013<br />

11 „Europäer und Amerikaner können sich<br />

aufeinander verlassen“<br />

Thomas de Maizière<br />

14 Die Euro-Krise und die Zukunft der EU<br />

Tatjana Vogt<br />

15 Die amerikanische Öl- und Gas-Bonanza<br />

Angelika Schweiger<br />

16 Abenddiskussion zu Syrien<br />

Katarina Hanusova und Christoph Schwarz<br />

19 „Europa ist der Eckpfeiler unseres<br />

internationalen Engagements“<br />

Joseph R. Biden<br />

23 „Schulterklopfen und Komplimente allein<br />

reichen nicht“<br />

Katarina Hanusova und Christoph Schwarz<br />

25 Reform statt Revolution<br />

Angelika Schweiger und Daniel Furth<br />

25 <strong>Sicherheit</strong> im Cyber-Raum<br />

Christine Hegenbart<br />

26 Versöhnung, Wandel und Zusammenarbeit<br />

Katarina Hanusova<br />

26 Teilen fällt schwer<br />

Daniel Furth<br />

27 Responsibility to Protect (R2P) – Die neue<br />

Norm der Schutzverantwortung<br />

Tatjana Vogt<br />

28 Brent Scowcroft erhält Ewald-von-Kleist-Preis<br />

Daniel Furth<br />

29 Depeschen auf 140 Zeichen? Wie Twitter die<br />

Diplomatie verändert<br />

Angelika Schweiger<br />

Scharfschützen<br />

Sichere Treffer auf weite Distanz sind eine Frage der Ausrüstung<br />

wie auch der Einsatzkonzepte und der Ausbildung.<br />

30 Ehud Barak offen für kritische Fragen<br />

Angelika Schweiger und Tatjana Vogt<br />

31 Hohe Hürden für Verhandlungsfortschritte<br />

Katarina Hanusova und Christoph Schwarz<br />

32 Angst vor dem brodelnden Vulkan<br />

Daniel Furth und Christine Hegenbart<br />

33 Dialog mit Paukenschlag<br />

Ernst Hebeker<br />

35 Eine Konferenz mit vielen wichtigen Themen<br />

Rolf Clement<br />

<br />

BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL<br />

38 Die Artillerie des neuen Heeres<br />

Dietmar Klos<br />

42 Das Führungsunterstützungskommando der<br />

Bundeswehr<br />

Heinrich Steiner<br />

46 Das Zukunftsfeld „Flugkörperabwehr“<br />

Justus S. Kruse<br />

54 „Niemand kann in die Zukunft sehen. Daher<br />

muss man vorbereitet sein!“<br />

Interview mit Markus Gygax, Korpskommandant a.D.<br />

56 Korvetten kommen in Fahrt<br />

Dieter Stockfisch<br />

59 Die zukünftige Luft/Boden-Bewaffnung der<br />

Royal Air Force<br />

Dorothee Frank<br />

<br />

RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

60 Aufgaben und Einrichtungen der WTD 81<br />

Autorenteam WTD 81<br />

64 „Die Leistungsfähigkeit der Waffensysteme<br />

im Einsatz gewährleisten“<br />

Interview mit Rainer Krug, Direktor der WTD 81<br />

4 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · März 2013


Seite 111<br />

Seite 117<br />

Cyber-<strong>Sicherheit</strong><br />

Welchen Bedrohungen sind Unternehmen und Behörden<br />

ausgesetzt – und wie können sie sich schützen?<br />

Türkischer Sonderweg<br />

Die Außenpolitik in der Ära Erdogan nährt Zweifel an<br />

der Verlässlichkeit des NATO-Partners.<br />

66 Technologische Trends im Marineschiffbau<br />

Peter Hauschildt<br />

70 Geschützte Transportfahrzeuge<br />

Gerhard Heiming und Michael Horst<br />

76 RAM Block 2<br />

Frank Weise<br />

80 Aktiver Gehörschutz als Kampfkraftmultiplikator<br />

Jan-Phillipp Weisswange<br />

82 Renaissance der Marinegeschütze<br />

Dieter Stockfisch<br />

90 Wirkung auf größere Distanzen<br />

Jan-Phillipp Weisswange<br />

<br />

WIRTSCHAFT & INDUSTRIE<br />

98 Der Markt für OPV und kleine Kampfschiffe<br />

Ted Hooton<br />

106 „SVFuA auf der Zielgeraden zur Serie“<br />

Interview mit Manfred Fleischmann, Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung der Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG<br />

<br />

ÄUSSERE & ZIVILE SICHERHEIT<br />

111 Bedrohungen aus dem Internet<br />

Risiken und Schutzmaßnahmen für Unternehmen<br />

und Behörden<br />

Marko Rogge<br />

115 Stromausfall durch virenverseuchte Kontrollsysteme<br />

Dorothee Frank<br />

117 Das „System Erdogan“ und seine Außenpolitik<br />

Walter Schilling<br />

120 Bundeswehr und Innere <strong>Sicherheit</strong> – die endlose<br />

Geschichte<br />

Bernd Walter<br />

123 Entscheidungen in Lateinamerika<br />

Ingo Ossendorff<br />

<br />

RUBRIKEN<br />

3 Kommentar<br />

6 <strong>Umschau</strong><br />

34 Impressum<br />

37 Berliner Prisma<br />

52 Interessengemeinschaft Deutsche Luftwaffe e.V.<br />

86 Informationen – Nachrichten – Neuigkeiten aus aller Welt<br />

94 IT News & Trends<br />

95 Typenblatt<br />

97 Fraunhofer INT: Neue Technologien<br />

104 Blick nach Amerika<br />

108 Unternehmen & Personen<br />

110 Nachrichten aus Brüssel<br />

126 Gesellschaft für Wehr- und <strong>Sicherheit</strong>spolitik<br />

128 Bücher<br />

130 Gastkommentar<br />

„Seit einiger Zeit gibt es ein großes Interesse an einem umfassenden<br />

transatlantischen Handels- und Investitionsabkommen. Es ist nicht<br />

so, dass nie jemand auf die Idee gekommen wäre, vielmehr gab es<br />

immer wieder Probleme wie Verordnungen und Standards, die uns<br />

trennten. Die Frage lautet jetzt, ob der politische Wille vorhanden<br />

ist, diese langjährigen Meinungsverschiedenheiten auszuräumen.<br />

Und wenn ja, dann sollten wir eine transatlantische Partnerschaft<br />

anstreben“<br />

Joseph R. Biden: Europa ist der Eckpfeiler unseres internationalen<br />

Engagements, Seite 19


Kommentar<br />

Nordkorea provoziert die Welt<br />

Mit dem neuen Atomtest provoziert der neue<br />

Machthaber in Nordkorea, Kim Jong-un, die<br />

Welt. Es ist der dritte Atomtest nach 2006 und<br />

2009, die unter dem Vater Kim Il-sung stattfanden.<br />

Und es ist die dritte Provokation unter dem<br />

neuen Diktator innerhalb eines Jahres, nachdem<br />

bereits im April und Dezember letzen Jahres<br />

zwei Langstreckenraketen getestet wurden. Kim<br />

Jong-un provoziert damit bewusst den Nachbarn<br />

in Seoul und die USA, aber natürlich auch alle<br />

anderen Staaten. Wer nun glaubt, dass diese<br />

Provokationen unberechenbar erfolgen, verkennt<br />

die nordkoreanische Politik. Der neue Atomtest<br />

kam mit Ankündigung, denn die Propaganda-Attacken<br />

aus Pjöngjang gegenüber den USA in den<br />

letzen Wochen waren unüberhörbar, nachdem<br />

US-Präsident Barack Obama die stärkere Hinwendung<br />

der amerikanischen Politik in den asiatischpazifischen<br />

Raum angekündigt hatte. Auch der<br />

Amtsantritt der neuen Präsidentin Südkoreas,<br />

Park Geun Hye, bot eine passende und günstige<br />

Gelegenheit, den verhassten Nachbarn im Süden<br />

herauszufordern und zu ärgern.<br />

Kim Jong-un demonstriert damit im eigenen<br />

Lande, dass er die Macht in allen Bereichen<br />

übernommen hat, auch in der Atomrüstung.<br />

Seine Art gleicht damit der provozierenden Art<br />

seines Vaters und seines Großvaters. Doch auf<br />

diese Weise hatten die nordkoreanischen Diktatoren<br />

es immer wieder geschafft, aus einer Position<br />

der Stärke heraus, den USA Wirtschaftsund<br />

Nahrungsmittelhilfe abzuringen. Denn<br />

die nordkoreanische Bevölkerung leidet seit<br />

Jahrzehnten massiv unter der Diktatur des Kim-<br />

Klans. Das alles konnten sich die Machthaber in<br />

Nordkorea immer nur erlauben, weil sie sich der<br />

Unterstützung Chinas sicher waren. Nach jeder<br />

neuen Provokation lief alles immer nach dem<br />

gleiche Schema ab. Die Aktionen Nordkoreas<br />

wurden vom UN-<strong>Sicherheit</strong>srat gerügt und nach<br />

zögerlicher Zustimmung Chinas auch in UN-<br />

Resolutionen mit immer neuen und schärferen<br />

Sanktionen verurteilt. Stillschweigend wurde<br />

dann von China die Versorgung Nordkoreas<br />

gesichert und auch die Waffengeschäfte geduldet.<br />

Damit liefen die Sanktionen stets ins Leere.<br />

90 Prozent der nordkoreanischen Öleinfuhren<br />

laufen über China. Nordkorea erhielt vor allem<br />

Erdöl und Nahrungsmittel, China Erze und Kohle.<br />

Peking wollte vor allem verhindern, dass es<br />

zu Unruhen oder gar einem Kollaps des Regimes<br />

aufgrund wirtschaftlicher Not kommen könnte<br />

und dies Flüchtlinsströme an seiner Nordostgrenze<br />

auslösen könnte.<br />

Doch nach dem neuesten Atomtest hat sich die<br />

gesamte Situation wohl zum Nachteil Nordkoreas<br />

verändert. Im UN-<strong>Sicherheit</strong>srat stimmte<br />

China überraschend schnell einer Verurteilung<br />

zu, die USA sicherten Südkorea die volle Unterstützung<br />

zu, auch des US-Nuklearschutzes,<br />

und versprachen, Seoul bei der Verstärkung<br />

seines Raketenabwehrschirms zu unterstützen.<br />

In China selber wächst die Kritik und auch<br />

Ungeduld, da die Regierung offensichtlich zu<br />

nachsichtig mit den Machthabern in Nordkorea<br />

umgeht. Chinas Außenministerium hatte<br />

den neuen Atomtest „entschieden verurteilt“,<br />

rief aber alle Staaten auf, „einen kühlen Kopf<br />

zu bewahren und auf dem Verhandlungsweg<br />

nach Lösungen zu suchen“, ohne aber wie<br />

sonst üblich den Zusatz zu machen, „Peking<br />

wird sich dafür einsetzen“.<br />

Gerade auch der neue Atomtest hat eine neue<br />

Qualität, da es Nordkorea wohl gelungen ist,<br />

die Bombe bei gleich bleibender Sprengkraft<br />

zu verkleinern. Damit wäre die Voraussetzung<br />

für die Ausstattung einer Langstreckenrakete<br />

mit einer nuklearen Nutzlast gegeben. Damit<br />

würde es Nordkorea auch möglich sein, einige<br />

seiner mit konventioneller Munition ausgestatteten<br />

Raketenwerfer und Kurzstreckenraketen,<br />

die an der Grenze zu Südkorea stationiert sind,<br />

auszurüsten. Die Gefahr an der Grenze würde<br />

sich entscheidend erhöhen. Über eine weitere<br />

Gefahr muss in diesem Zusammenhang auch<br />

gesprochen werden. Nordkorea hat bisher eng<br />

mit dem Iran zusammengearbeitet. Inwieweit<br />

eine Weitergabe von Informationen oder gar<br />

der Verkauf von Materialien an den Iran zur<br />

Produktion einer Nuklearwaffe geschehen ist,<br />

bleibt offen.<br />

Nordkorea scheint jedoch den Ernst der Situation<br />

noch nicht erkannt zu haben, denn in<br />

einer schriftlichen Erklärung des nordkoreanischen<br />

Außenministeriums hieß es, dass man<br />

noch mehr Tests unternehmen werde, wenn<br />

die USA mit Strafaktionen auf den jüngsten<br />

Atomtest antworten sollten. Dieser sei eine<br />

„Selbstschutzmaßnahme“ gegen die USA, denn<br />

immerhin seien in Südkorea immer noch 25.000<br />

US-Soldaten stationiert, die man als Bedrohung<br />

betrachte. Die Führung in Pjöngjang scheint vor<br />

allem die USA zu testen, inwieweit sie bereit<br />

sind, militärisch oder politisch einzugreifen. Man<br />

will die USA und jetzt auch China zwingen, sich<br />

deutlich zu erklären und letztlich Nordkorea als<br />

Atomstaat zu akzeptieren.<br />

Henning Bartels<br />

März 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

3


<strong>Umschau</strong><br />

Musterzulassung<br />

Trakkabeam A800 für die<br />

EC135 ergänzt<br />

Die ESG Elektroniksystem- und Logistik-<br />

GmbH hat von der EASA ein STC (Ergänzung<br />

zur Musterzulassung) für die Integration<br />

des Trakkabeam A800 Suchscheinwerfer-Systems<br />

in den EC135-Hubschrauber<br />

erhalten. Das STC umfasst verschiedene<br />

Konfigurationen des Systems, um<br />

Kunden eine Auswahl zu geben, wie der<br />

Suchscheinwerfer eingebaut oder gesteuert<br />

werden soll. Das System kann vom Piloten<br />

oder Copiloten über ein Bediengerät in<br />

(Foto: ESG)<br />

der Mittelkonsole des Hubschraubers oder<br />

über 4-Wege-Schalter am Kollektiv-Hebel<br />

gesteuert werden. Falls in der Mittelkonsole<br />

kein Platz vorhanden ist oder die Bedienung<br />

durch ein Besatzungsmitglied in<br />

der Kabine erfolgen soll, kann auch ein<br />

Hand-Bediengerät verwendet werden.<br />

Das STC der ESG beinhaltet außerdem<br />

eine Laser Pointer-Option sowie Schnittstellen,<br />

um das Trakka-A800-System mit<br />

allen marktgängigen elektro-optischen<br />

Kamerasystemen zu koppeln. Den Mustereinbau<br />

und die Flugversuche führte die<br />

ESG gemeinsam mit der Polizeihubschrauberstaffel<br />

des Landes Brandenburg durch.<br />

Die ersten Auslieferungen unter dem neuen<br />

STC haben bereits im Dezember 2012<br />

begonnen.<br />

(wb)<br />

Sensorausstattungen für<br />

Waffenstationen<br />

Für die weitere Ausstattung der Bundeswehr<br />

mit Waffenstationen liefert Rheinmetall<br />

700 Lafetten-adaptierbare Zielsysteme<br />

(LAZ). Für leichte Waffenstationen ist<br />

G5 ist Kandidat für M113-Nachfolge in Dänemark<br />

Die dänische Beschaffungsbehörde (Danish Defence Acquisition and Logistics Organization,<br />

DALO) hat fünf Wettbewerbsfahrzeuge für den Ersatz der überalterten<br />

M113 ausgewählt. In einem interessanten Wettbewerb treten drei Ketten- und<br />

zwei Radfahrzeuge ab April 2013 zur technischen Erprobung an: Der CV90 Armadillo<br />

(BAE Systems Hägglunds), der geschützte Missionsmodulträger (Protected<br />

Mission Module Carrier, PMMC) G5 (Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft, FFG)<br />

und der ASCOD 2 (General Dynamics European Land Systems, GDELS) sowie die<br />

8x8-Radfahrzeuge VBCi (Nexter) und Mowag Piranha V (GDELS). Unter den Kettenfahrzeugen<br />

ist der PMMC G5 aus Flensburg die einzige Neukonstruktion. Mit maximal<br />

25 Tonnen Gesamtgewicht bietet er 14,5 m³ geschützten Innenraum, der mit<br />

austauschbaren Missionsmodulen optimal und schnell an verschiedene Aufgaben<br />

angepasst werden kann. Das moderne und kompakte MTU/ZF-Diesel-Powerpack<br />

mit 410 kW erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von 72 km/h bei einer Reichweite<br />

von rund 600 km. Dänemark will im Zeitraum 2015 bis 2022 mindestens 206 und<br />

optional bis zu 450 M113 ersetzen. Die dänischen Streitkräfte verfügen über mehr<br />

als 700 M113, von denen FFG in den letzten 15 Jahren für rund 250 Fahrzeuge mit<br />

MTU/ZF-Antrieb und Diehl-Ketten die Lebensdauer verlängert hat. (gwh)<br />

das LAZ 200 vorgesehen, von denen 418<br />

Stück bestellt worden sind. 275 LAZ 400L<br />

dienen der Ausrüstung schwerer Waffenstationen.<br />

Die Sensoreinheiten stellen<br />

das zentrale Element der elektronischen<br />

Feuerleitung an den Waffenstationen dar<br />

und ermöglichen erst eine wirkungsvolle<br />

Zielerkennung, Zielverfolgung und -bekämpfung.<br />

Die kompakten LAZ 200/400L<br />

stellen jeweils eine Sensoreinheit dar, die<br />

aus einem Wärmebildgerät besteht, einer<br />

hochauflösenden CCD-Tagsichtkamera<br />

und – im Falle des Typs 400L – einem<br />

augensicheren Laser-Entfernungsmesser.<br />

Das LAZ 400L verfügt über ein gekühltes<br />

Wärmebildgerät mit gesteigerter Leistungsfähigkeit<br />

im Nachtsichtbereich. Bestandteil<br />

des Lieferumfangs sind auch entsprechende<br />

Bedien- und Anzeigegeräte,<br />

die eine weitere wesentliche Komponente<br />

des Gesamtsystems Waffenstation sind.<br />

LAZ Gerätesätze haben sich bisher schon<br />

bei der Bundeswehr auf zahlreichen Fahrzeugen<br />

wie Fuchs, Boxer, Yak oder Dingo<br />

im Einsatz bewährt.<br />

(gwh)<br />

Marineradar TRS-4D von<br />

Cassidian<br />

Die Fregatten der Klasse 125 der Deutschen<br />

Marine werden mit dem neu entwickelten<br />

Radar TRS-4D von Cassidian ausgerüstet<br />

(Foto: Rheinmetall)<br />

(Foto: FFG)<br />

(Grafik: Arge F125)<br />

und erhalten damit weltweit einzigartige<br />

Aufklärungs- und Überwachungsfähigkeiten.<br />

Das Radar ist schneller und präziser als<br />

konventionelle Radare und kann für ein<br />

breites Zielspektrum eingesetzt werden.<br />

Es nutzt die Vorteile von zahlreichen unabhängigen<br />

Strahlen auf Grundlage der<br />

ASEA-Technologie (Active Electronically<br />

Scanned Array). Das ergibt eine weltweit<br />

unübertroffene Detektionsleistung. Kernelement<br />

der ASEA-Technologie ist eine<br />

Vielzahl an Sende- und Empfangsmodulen<br />

von Cassidian, die auf der neuesten<br />

6 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · März 2013


Galliumnitrid-Technologie (GaN) basieren.<br />

Das neue Radarsystem wird in einer Variante<br />

mit vier feststehenden Antennenfeldern<br />

auf den Fregatten Klasse 125 zum<br />

Einsatz kommen. Die Lieferung des ersten<br />

TRS-4D für das Typschiff BADEN-WÜRT-<br />

TEMBERG der Fregatten Klasse 125 ist im<br />

August 2013 vorgesehen.<br />

(ds)<br />

(Foto: Rheinmetall)<br />

Ausbildung mit Zetros<br />

Die seit Ende 2012 zulaufenden Geschützten<br />

Transportfahrzeuge (GTF)<br />

Zetros werden ebenso wie ihre Besatzungen<br />

auf den Einsatz in Afghanistan<br />

(Foto: Bundeswehr)<br />

vorbereitet. Im Kraftfahrausbildungszentrum<br />

Mechernich lernen die Kraftfahrer<br />

die Leistungsfähigkeit der neuen<br />

Lastkraftwagen kennen. Die meisten von<br />

ihnen sitzen zum ersten Mal hinter einer<br />

Haube in einem Lkw und erfahren das<br />

sichere Gefühl einer geschützten Kabine,<br />

in der sie vor Beschuss mit Handwaffen,<br />

Artillerie-Splittern, Ansprengungen mit<br />

Minen und IED sowie vor Panzerabwehrgranaten<br />

geschützt sind. Durch die von<br />

der Beladung wenig beeinflusste gleich<br />

bleibende Lastverteilung und das Automatikgetriebe<br />

steht die hohe Zugkraft<br />

des 240 kW-Dieselmotors vor allem im<br />

Gelände ständig zur Verfügung. Pflege<br />

und Wartung vor und nach der Fahrt gestalten<br />

sich einfach, weil der Motorraum<br />

über die Fronthaube zugängig ist, ohne<br />

die Kabine zu kippen. Die Motorhaube<br />

kann für Scheibenreinigung und zur<br />

Montage der ferngesteuerten Waffenanlage<br />

(FLW) betreten werden. In wenigen<br />

Wochen werden die ersten Zetros nach<br />

Afghanistan verladen. Die Bundeswehr<br />

hat insgesamt 110 Zetros bestellt, die bis<br />

2014 ausgeliefert werden. (gwh)<br />

Kampfmittelaufklärung mit dem TPz Fuchs KAI<br />

Rheinmetall liefert der Bundeswehr ab November 2013 sieben Transportpanzer<br />

(TPz) Fuchs in der neuen Variante „Kampfmittelaufklärung und -identifizierung<br />

(KAI)“. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 37 Millionen Euro. Die Fahrzeuge<br />

ergänzen das „Route Clearance System“ der deutschen Streitkräfte zur Aufklärung<br />

und Beseitigung von Sprengfallen (Improvised Explosive Devices, IED) unter Panzerschutz,<br />

von dem erste Komponenten seit Ende 2012 in Afghanistan im Einsatz sind.<br />

Zunächst werden die TPz zur Version A8 mit dem bekannt hohen Minen- und<br />

IED-Schutz umgebaut. Optional lässt sich das aktive Abstandsschutzsystem Active<br />

Defence System (ADS) einrüsten. Für die Kampfmittelaufklärung und -identifizierung<br />

erhalten die TPz Fuchs einen mehrgliedrigen, hochpräzisen Manipulatorarm mit über<br />

zehn Meter Arbeitsreichweite und hoher Tragkraft. Dieser ermöglicht es den Kampfmittelabwehrkräften,<br />

aus dem TPz Fuchs KAI heraus verdächtige Stellen abstandsfähig<br />

zu untersuchen und Kampfmittel sowie Sprengfallen präzise aufzuklären und<br />

zu identifizieren. Mit einer an den Manipulatorarm adaptierbaren Rettungsplattform<br />

können im Bedarfsfall Personen und Material aus einem Gefahrenbereich evakuiert<br />

werden. Der TPz Fuchs KAI ergänzt den schweren Kampfmittelräumzug der Bundeswehr<br />

und soll Gefahrenstellen aufklären, die vom Route Clearance System nicht<br />

erreicht werden. Weiterhin soll der TPz Fuchs KAI ein vom Kampfmittelräumzug unabhängig<br />

operierendes Kampfmittelaufklärungssystem sein, das Konvoi-begleitend<br />

Gefahrenstellen („Hot-Spots“) aufklärt.<br />

(gwh)<br />

piert, das eine Vielzahl einsatzrelevanter<br />

Funktionen in einem handgehaltenen<br />

System vereint und für die anschließende<br />

Serienfertigung geeignet ist. Basis ist das<br />

optronische Aufklärungssystem NYXUS<br />

BIRD, das Jenoptik im Sommer letzten<br />

Jahres erfolgreich am Markt eingeführt<br />

hat und das bereits viele der geforderten<br />

Parameter erfolgreich vereint. Das NY-<br />

XUS BIRD ist bis dato das leichteste mul-<br />

(Foto: Jenoptik)<br />

Beobachtungssystem für<br />

U.S. Marine Corps<br />

Jenoptik entwickelt für das U.S. Marine<br />

Corps (USMC) für eine Million Euro ein<br />

Beobachtungssystem (Common Laser<br />

Range Finder Integrated Capability, CL-<br />

RF IC). In einem 19-monatigen Entwicklungs-<br />

und Erprobungsprozess gemeinsam<br />

mit dem USMC wird ein Beobachtungs-<br />

und Zielerfassungssystem konzitifunktionale<br />

Beobachtungsgerät, das<br />

Glasoptik, Wärmebildgerät, Entfernungsmesser,<br />

GPS und digitalen Kompass in<br />

einer äußerst kompakten Lösung zusammenführt.<br />

Zur Beobachtung bei Tag und<br />

Nacht steht dem Anwender neben dem<br />

rein optisch aufgebauten Glaskanal mit<br />

siebenfacher Vergrößerung und Strichplatte<br />

auch ein Infrarotkanal zur Verfügung.<br />

(gwh)<br />

Modernisierung der<br />

<strong>Technik</strong>erausbildung<br />

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik<br />

und Nutzung der Bundeswehr<br />

hat Cassidian den Auftrag für die Lieferung<br />

eines neuen Maintenance System<br />

Trainers (MST) für die Ausbildung des<br />

März 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

7


<strong>Umschau</strong><br />

technischen Eurofighter-Personals der<br />

Luftwaffe erteilt. Der MST basiert auf der<br />

Produktfamilie der „Virtual Maintenance<br />

Trainer“ und umfasst die Erweiterung<br />

bereits vorhandener Ausbildungsmittel<br />

durch u.a. ein zusätzliches Eurofighter<br />

Cockpit und reale Bedienelemente sowie<br />

Entwicklung einer neuen Software, die<br />

die Ausbildung von <strong>Technik</strong>ern im Bereich<br />

der Wartung und Instandhaltung deutlich<br />

verbessert. Gleichzeitig werden die Modifikationen<br />

der Tranche 2 des Eurofighters<br />

berücksichtigt und die Vorraussetzungen<br />

geschaffen, eine vereinfachte Anpassung<br />

an Tranche 3 zu ermöglichen. Als Individual-<br />

oder Klassenverbandsausbildung<br />

konzipiert, werden neben den Wartungsabläufen<br />

eingehende Systemkenntnisse<br />

zur Fehleranalyse und Störbehebung vermittelt.<br />

(ur)<br />

(Foto: Cassidian)<br />

Über 17.000 Einsätze für<br />

Zivilschutzhubschrauber im<br />

Jahr 2012<br />

Die 16 Zivilschutzhubschrauber „Christoph“<br />

des Bundesministeriums des Innern<br />

flogen 2012 17.381 Einsätze. Insgesamt<br />

kamen die auf zwölf Luftrettungsstationen<br />

verteilten charakteristischen<br />

orangenen Maschinen auf 5.399 Flugstunden<br />

und 4.562 Patiententransporte.<br />

Am häufigsten hob 2012 „Christoph<br />

29“ in Hamburg ab. Er ist laut Statistik<br />

mit 1.941 Einsätzen erneut Spitzenreiter<br />

unter den Luftrettungsstationen, gefolgt<br />

von „Christoph 13“ (Bielefeld), der 1.781-<br />

mal ausrückte. Zum Vergleich: 2009 flog<br />

„Christoph 29“ 2.404 Einsätze, 2011<br />

waren es 1.986. Die höchste Steigerung<br />

hinsichtlich der jährlichen Einsatzzahl liegt<br />

beim Frankfurter „Christoph 2“, der im<br />

(Foto: Eurocopter)<br />

vergangenen Jahr 195-mal mehr ausrückte<br />

als 2011 (2012: 1.422 Einsätze, 2011:<br />

1.227) Die meisten Patienten transportierte<br />

2012 „Christoph 17“ (Kempten),<br />

nämlich 753. Mit 743 Patiententransporten<br />

folgt „Christoph 2“. Die Zivilschutz-<br />

Hubschrauber gehören zum Ausstattungspotenzial,<br />

das der Bund den Ländern<br />

für den Katastrophen- und Zivilschutz zur<br />

Verfügung stellt. Sie werden vom Bundesamt<br />

für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe<br />

betrieben und von Piloten<br />

der Bundespolizei geflogen. Die Träger der<br />

jeweiligen Station stellt die medizinische<br />

Besatzung.<br />

(ww)<br />

Gasturbinen für die<br />

Fregatten 125<br />

MTU Friedrichshafen rüstet die im Bau befindlichen<br />

Fregatten Klasse 125 mit Gasturbinen<br />

LM2500 aus. Die LM2500 für die<br />

vierte Fregatte wird im Februar 2014 geliefert.<br />

Diese Fregatte soll 2015 vom Stapel<br />

(Foto: MTU)<br />

Sanitätsfahrzeuge Boxer in Afghanistan<br />

Die ersten von insgesamt sechs Geschützten Transportkraftfahrzeugen (GTK) Boxer<br />

in der Variante „schweres geschütztes Sanitätsfahrzeug“ (sgSanKfz A1) sind nach<br />

Afghanistan verlegt worden. Damit verfügen die Sanitäter bei ihren Rettungsaufgaben<br />

über den gleichen Schutz wie die Kampftruppe und können in einem größeren<br />

Lagespektrum eingesetzt werden. In dem Fahrzeug kümmern sich ein Arzt und<br />

ein Rettungssanitäter um die Verletzten, für die bis zu drei Plätze für liegend und<br />

bis zu sieben Plätze für sitzend transportierbare Verletzte genutzt werden können.<br />

Die hochmoderne Sanitätsausstattung besteht u.a. aus Beatmungsgeräten, Pulsoxymeter,<br />

Defibrillatoren, Spritzenpumpen und Patientenüberwachungsmonitoren.<br />

Im Notfall können auf der Mittelliege kleine chirurgische Eingriffe vorgenommen<br />

werden. Zur Ausstattung mit modernen Führungs- und Kommunikationsmitteln<br />

gehören auch TETRA-Funkgeräte und eine Satellitenkommunikationsanlage. (gwh)<br />

(Foto: Bundeswehr)<br />

laufen und 2017 von der Deutschen Marine<br />

in Dienst gestellt werden. Die LM2500 ist<br />

eine Industriegasturbine von General Electric.<br />

Seit 1981 wird sie bei der MTU Aero<br />

Engines instand gehalten. Die LM2500 besitzt<br />

einen Gaserzeuger mit einem Rotor<br />

und eine aerodynamisch gekoppelte Nutzturbine.<br />

Sie besteht aus einem 16-stufigen<br />

Verdichter, einer Ringbrennkammer, einer<br />

zweistufigen Hochdruckturbine und der<br />

Nutzturbine mit hohem Wirkungsgrad.<br />

Sie ist die am weitesten verbreitete Gasturbine<br />

in der Leistungsklasse von 20 bis<br />

25 MW. MTU rüstet alle vier Fregatten mit<br />

der CODELAG (Combined Diesel-Electric<br />

and Gasturbine)-Antriebsanlage aus, dazu<br />

gehören neben der LM2500 zwei Elektromotoren<br />

und vier Dieselgeneratoren. (ds)<br />

Wärmebildgerät Attica für<br />

Leopard 2<br />

Attica heißt das neue Wärmebildgerät für<br />

das Kommandantenperiskop im Kampfpanzer<br />

Leopard 2 der Bundeswehr; es<br />

kommt von Cassidian Optronics, der früheren<br />

Carl Zeiss Optronics GmbH. Nach umfangreichen<br />

Erprobungen hat das Bundesamt<br />

für Ausrüstung, Informationstechnik<br />

und Nutzung der Bundeswehr dem Unternehmen<br />

einen Auftrag über die Lieferung<br />

8 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · März 2013


(Foto: Cassidian)<br />

von Attica-Geräten im Wert von knapp.<br />

7 Mio. Euro erteilt. Das Wärmebildgerät<br />

der dritten Generation, das bereits für den<br />

Schützenpanzer Puma ausgewählt wurde,<br />

wird somit Standard im Kommandantenperiskop<br />

Peri R17, das ebenfalls von Cassidian<br />

Optronics stammt. Der Einsatz des<br />

Attica-Wärmebildgeräts durch den Panzerkommandanten<br />

ermöglicht eine wesentlich<br />

bessere Zielerfassung und verbessert so<br />

auch den Schutz der Besatzung. Der Kommandant<br />

ist mit dem Peri R17 in der Lage,<br />

markierte Ziele bei Tag und Nacht an den<br />

Richtschützen zu übergeben, um anschließend<br />

sofort weitere Ziele zu erfassen. Die<br />

Zielerfassung kann so von der Zielbekämpfung<br />

getrennt werden, was eine schnellere<br />

Reaktion ermöglicht.<br />

(wb)<br />

Wartungshalle für An-124-100 in Leipzig<br />

Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich und der Präsident der Volga-Dnepr<br />

Gruppe, Alexey Isaikin, haben auf dem Flughafengelände in Leipzig eine 8.500 m²<br />

große und 30 m hohe Wartungshalle in Betrieb genommen. Die Flughafengesellschaft<br />

hat die Halle für 17,7 Mio. Euro errichtet und für 30 Jahre an Volga-Dnepr<br />

vermietet. Dort werden in Zukunft die Großraumtransporter An-124-100 gewartet<br />

und instandgesetzt, mit denen seit 2006 im Rahmen von SALIS im Auftrag der NATO<br />

militärische Transporte z.B. nach Afghanistan durchgeführt werden. Aufgrund des<br />

langfristigen Transportbedarfs für schwere und großvolumige Güter steht für Volga<br />

Dnepr die Beschaffung neuen Fluggeräts im Raum. Es gibt bereits Konzepte für eine<br />

Antonow An-124-111VD mit 30 Tonnen mehr Tragkraft, für die ein Bedarf von 60<br />

Maschinen in den nächsten zwanzig Jahren besteht. Die modulare Bauweise mit<br />

Baugruppen auch von z.B. Boeing und General Electric könnte dazu führen, dass<br />

die Endmontage in Leipzig erfolgt.<br />

(gwh)<br />

(Foto: Eurocopter)<br />

Vor zehn Jahren: Jungfernflug des ersten Serien-Eurofighters<br />

(Foto: Cassidian)<br />

Am 13. Februar 2003 erfolgte der Jungfernflug des ersten<br />

Serien-Eurofighters in Manching. Da es sich um die Trainerversion<br />

(GT 001) handelte, wurde der Überprüfungsflug von<br />

zwei Testpiloten (EADS – heute Cassidian – und WTD 61)<br />

durchgeführt. Ein besonderer Tag, denn knapp neun Jahre<br />

nach dem Erstflug des Prototypen DA1 am 27. März 1994<br />

in Manching, konnte nun die Serienproduktion und Auslieferung<br />

an die Einsatzverbände der vier Nationen beginnen.<br />

Dabei musste sich die Luftwaffe noch ein Jahr gedulden,<br />

denn die ersten sieben Eurofighter wurden am 26. April 2004<br />

an das Jagdgeschwader 73 „Steinhoff“ in Laage ausgeliefert<br />

und vier Tage später durch den Inspekteur der Luftwaffe<br />

offiziell in den Dienst gestellt. In wenigen Wochen wird der<br />

hundertste Eurofighter an die Luftwaffe übergeben, so dass<br />

sich damit nahezu 360 Eurofighter bei den inzwischen fünf<br />

Nutzernationen im Einsatz befinden.<br />

(ur)<br />

März 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

9


SICHERHEIT & POLITIK <br />

Eine Konferenz mit vielen<br />

wichtigen Themen Rolf Clement<br />

Die Münchner <strong>Sicherheit</strong>skonferenz<br />

hat mehrere Funktionen, und im Jahr<br />

2013 ist sie dieser multifunktionalen<br />

Rolle mehr gerecht geworden als in den<br />

vergangenen Jahren. Die erste, traditionelle<br />

Funktion ist die der offenen sicherheitspolitischen<br />

Debatte. Diese Rolle hat in den<br />

letzten Jahres etwas gelitten. Immer stärker<br />

waren die Diskussionsrunden von hochkarätigen<br />

Politikern besetzt, für die nach ihren<br />

Statements nur noch eine kurze Fragerunde<br />

zur Verfügung stand. Eine wirkliche Diskussion<br />

kam nicht auf. Höhepunkt dieser<br />

Entwicklung war im vergangenen Jahr die<br />

Syrien-Diskussion. Damals ging es während<br />

der Münchner Tage darum, im UN-<strong>Sicherheit</strong>srat<br />

eine Resolution gegen die Gewalt in<br />

dem Land zu verabschieden. Russland legte<br />

sich quer. In den Wandelgängen des Hotels<br />

Bayerischer Hof in München eilten hektisch<br />

Diplomaten herum, um in ständiger Verbindung<br />

nach New York zu retten, was noch<br />

zu retten war. Deutschlands Außenminister<br />

Westerwelle drängte am Pressestand immer<br />

wieder Russland, in New York einzulenken.<br />

Die damalige US-Außenministerin<br />

Clinton kramte die Diktion aus dem Kalten<br />

Krieg heraus, um den Druck zu erhöhen.<br />

Russlands Amtsinhaber Lawrow schwieg<br />

mit seinem Pokerface. Auch nach der Abstimmung<br />

in New York und dem Scheitern<br />

der Resolution wurde weiter gepoltert, aber<br />

nicht im Saal, sondern vor der Tür, wo die<br />

Fernsehkameras aufgebaut waren. Im Saal<br />

ging es diplomatisch freundlich zu.<br />

Das war früher anders. Die legendäre<br />

Diskussion zwischen dem damaligen<br />

deutschen Außenminister Fischer und US-<br />

Verteidigungsminister Rumsfeld über den<br />

Irak-Krieg war damals ein Höhepunkt der<br />

Konferenz, dessen Strahlkraft für diejenigen,<br />

die es miterlebt haben, bis heute nicht<br />

verschwunden ist. 2013 kam es wieder zu<br />

einigen sehr deutlichen Diskussionen, einmal<br />

diskret, einmal offen.<br />

Ein Vertreter der französischen Regierung<br />

zählte in der Nachtsitzung am Freitag jene<br />

Staaten auf, die Frankreich in Mali helfen.<br />

Deutschland fehlte dabei. Dies war sofort in<br />

Autor<br />

Rolf Clement ist Mitglied der Chefredaktion<br />

Deutschlandfunk und<br />

Sonderkorrespondent für <strong>Sicherheit</strong>spolitik.<br />

Blick in den Konferenzsaal am Samstagvormittag während der Rede von<br />

Bundesaußenminister Guido Westerwelle<br />

den Wandelgängen ein Thema, zu sehr legt<br />

vor allem die Bundesregierung Wert darauf,<br />

dass sie die Mali-Operation politisch und in<br />

engem Umfang auch militärisch nutzte. So<br />

griff ein Tagungsteilnehmer die Diskussion<br />

wieder auf, als Außenminister Westerwelle<br />

im Podium saß. Deutschland unterstütze die<br />

afrikanischen Streitkräfte mit Transportflugzeugen,<br />

beteilige sich an der Ausbildungsmission<br />

der EU für afrikanische Soldaten,<br />

später kam die Zusage medizinischer Unterstützung<br />

für die EU-Mission (wieder für die<br />

afrikanischen Streitkräfte) hinzu. Lediglich<br />

die bisher nur angekündigte Bereitschaft,<br />

französische Flugzeuge aufzutanken,<br />

komme direkt Frankreich zu. Was also sei<br />

die deutsche Unterstützung? Ein sichtlich<br />

genervter deutscher Außenminister antwortete,<br />

die afrikanischen Soldaten sollten<br />

doch möglichst schnell ausgebildet werden<br />

und die Mission dort selbst übernehmen,<br />

und das entlaste doch die französischen<br />

Streitkräfte. Westerwelle machte nicht den<br />

Eindruck, dass er seine Äußerung so richtig<br />

überzeugend fand.<br />

Offener Streit<br />

Zu einem richtigen öffentlichen Disput<br />

forderte der Vorsitzende des Auswärtigen<br />

Ausschusses des Bundestages, der CDU-<br />

Abgeordnete Ruprecht Polenz, den iranischen<br />

Außenminister heraus. Ihm hielt er<br />

das Verhalten des Iran in den letzten Jahren<br />

vor. Er wies ihm klar nach, dass und wo der<br />

Iran die Zusammenarbeit mit internationalen<br />

Organisationen verweigert habe. So<br />

(Foto: MSC/Wüst)<br />

Der iranische Außenminister Ali Akbar<br />

Salehi musste sich deutliche Kritik zu<br />

seinen Ausführungen gefallen lassen<br />

werde das Misstrauen aufgebaut, das die<br />

Staatengemeinschaft gegenüber dem Iran<br />

habe.<br />

Zuvor hatte US-Vizepräsident Joe Biden<br />

dem Iran direkte Gespräche zwischen dem<br />

Iran und der Obama-Administration angeboten,<br />

wenn diese auf der Basis ehrlicher<br />

Information und mit dem Ziel einer belastbaren<br />

Vereinbarung getroffen werde. In<br />

der Diskussion mit Polenz ging der iranische<br />

Außenminister auf dieses Angebot ein. Er<br />

erklärte sich dazu bereit, wehrte sich aber<br />

dagegen, dass internationale Vereinbarungen<br />

nicht eingehalten worden waren. Da<br />

wäre es nun gut gewesen, wenn auch ein<br />

Vertreter der Internationalen Atomenergiebehörde<br />

dabei gesessen hätte. Aber auch<br />

so war dies eine sehr kontroverse Debatte,<br />

so, wie es eigentlich der Konferenzidee<br />

entsprach.<br />

(Foto: MSC/Scheller)<br />

März 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

35


US-Senator John McCain (3.v.li.) nutzte die Münchner <strong>Sicherheit</strong>skonferenz<br />

für eine Pressekonferenz außerhalb des Programms<br />

Und solche Diskussionen wirken dann auch<br />

noch nach: Tage später hat sich der höchste<br />

Religionsführer des Iran, Chamenei, eingeschaltet<br />

und Gespräche mit den USA verboten.<br />

Selten sind die Meinungsunterschiede<br />

in der Führung des Iran in einer wichtigen<br />

Frage so offen zu Tage getreten, womit der<br />

Spielraum für politisches Handeln erweitert<br />

wurde.<br />

Nun hat dieser Disput einen strukturellen<br />

Hintergrund gehabt. Zum einen sprach da<br />

ein Abgeordneter des Bundestages, also<br />

kein Regierungsmitglied mit dem iranischen<br />

Außenminister. Parlamentarier können freier<br />

reden als Minister und Regierungsvertreter.<br />

Eigentlich war ja die Konferenz in München<br />

gerade dafür geschaffen worden, dass<br />

man offen untereinander spricht. Aber die<br />

Minister, die da mit vorbereiteten Stellungnahmen<br />

ankommen, reden als Funktionsträger,<br />

während Parlamentarier schon mal<br />

offener sind. Das könnte eine Arbeitsteilung<br />

werden, die man auch bewusst nutzt. Dafür<br />

wäre es nötig, mehr Abgeordnete in die<br />

Podien zu holen.<br />

Aber es kam bei dieser Konferenz noch etwas<br />

anderes hinzu: Ruprecht Polenz steht<br />

für eine beachtliche Gruppe profilierter Außen-<br />

und <strong>Sicherheit</strong>spolitiker, die für den<br />

in diesem Jahr zu wählenden Bundestag<br />

nicht mehr kandidieren. Sie haben die letzte<br />

<strong>Sicherheit</strong>skonferenz in offizieller Mission<br />

hinter sich gebracht. Manch einer, der keine<br />

Ambitionen mehr hat, spricht dann auch<br />

offener. Dennoch: Man sollte bei der Auswahl<br />

von Rednern vielleicht darauf achten,<br />

dass man verstärkt auf solche setzt, die ein<br />

offenes, kritisches Wort pflegen und die<br />

durch kontroverse Beiträge die Diskussionen<br />

voranbringen.<br />

Neue Themen aufgeriffen<br />

Die zweite Rolle ist die, neue Themen aufzugreifen.<br />

Immer wieder versucht Wolfgang<br />

Ischinger, der Chef der Konferenz,<br />

zusätzliche Themen aufzugreifen. Dabei<br />

braucht man gelegentlich längeren Atem.<br />

So starten manche Themen erst nach einiger<br />

Zeit durch. In den vergangenen Jahren<br />

hat sich die Münchner Konferenz mit der<br />

Bedrohung durch Cyber-Angriffe beschäf-<br />

tigt. Der Vorstandsvorsitzende der Telekom,<br />

René Obermann, stellte auf dem Podium<br />

dieser Konferenz fest, dass vor Jahresfrist<br />

dieses Thema nicht sonderlich viele Interessenten<br />

in den Saal gelockt hätte. In diesem<br />

Jahr war der Saal, in dem diese Arbeitsgruppe<br />

tagte, brechend voll. Dass Bewusstsein<br />

für die Wichtigkeit dieses Themas steigt<br />

immer weiter, wenn man hört, dass täglich<br />

Angriffe aus dem Netz stattfinden, dass<br />

man also in diesem Bereich durchaus Handlungsbedarf<br />

sieht. Die <strong>Sicherheit</strong>skonferenz<br />

hat zu diesem Thema im vergangenen Jahr<br />

eine Sonderveranstaltung in Bonn bei der<br />

Telekom durchgeführt, eine jener Konferenzen,<br />

die mittlerweile unter der Überschrift<br />

der <strong>Sicherheit</strong>skonferenz stattfinden, aber<br />

unter Ausschluss der interessierten (oder<br />

berichtenden) Öffentlichkeit. Das also bewährt<br />

sich.<br />

Jedoch führt das dazu, dass die Veranstaltung<br />

in München sehr befrachtet – um nicht<br />

überfrachtet zu sagen – ist. In diesem Jahr<br />

gab es Nachtsitzung nach den offiziellen<br />

Empfängen und Essen. Es gab parallel laufende<br />

Arbeitsgruppen mit der Folge, dass<br />

man einen kompletten Überblick über das,<br />

was dort stattfindet, nicht mehr bekommen<br />

kann. Das Programm der Tagung wird<br />

so zum Angebot, aus dem man sich die Rosinen<br />

herauspicken kann, die einem schmecken.<br />

Dann ist es keine homogene Tagung<br />

mehr, dann hat jeder, der kommt, einen anderen<br />

Eindruck, andere Erfahrungen. Das<br />

sollte vielleicht auch überdacht werden.<br />

Dritte Funktion der Münchner <strong>Sicherheit</strong>skonferenz<br />

ist es, den Rahmen für viele Kontakte<br />

zu bilden. Ein Dutzend Staats- und Regierungschefs,<br />

rund fünf Dutzend Minister<br />

und ungezählte Parlamentarier aus vielen<br />

Ländern reisen in München an. Da ist die<br />

Treppe hinaus zu jenen Räumen, in denen<br />

die bilateralen Gespräche stattfinden, ständig<br />

bevölkert. Ein deutscher Staatssekretär<br />

holte während der Tagung im Gespräch<br />

tief Luft: Im 30-Minuten-Takt habe er sogenannte<br />

„Bilaterals“, wobei er für die Vertreter<br />

kleinerer Staaten zuständig sei.<br />

Da kann am Rande der Tagung auch ein<br />

Minister eines recht kleinen Landes in der<br />

Pause am Stehtisch mit Kaffee den US-Vizepräsidenten<br />

Biden ansprechen und tref-<br />

(Foto: MSC/Wüst)<br />

fen – wenn dieser nicht gerade ein schon<br />

verabredetes Gespräch in der oberen Etage<br />

führt. Jedenfalls sind die Vernetzung, das<br />

persönliche Kennenlernen vielleicht das<br />

zentrale Element, das diese Konferenz auch<br />

2013 wieder für Politiker, Wissenschaftler,<br />

Soldaten und Journalisten so wichtig gemacht<br />

hat.<br />

Wichtige Funktion erfüllt<br />

Alle drei Funktionen hat die Konferenz<br />

2013 gut erfüllt, besser als ihre Vorgängerinnen.<br />

Offenheit sollte ein wichtiges<br />

Kriterium sein. Für die Diskussionskultur<br />

wäre es auch hilfreich, wenn die Politiker<br />

etwas länger für Fragen zur Verfügung<br />

stünden. Wenn drei interessante Politiker<br />

im Podium sitzen, das knapp 90 Minuten<br />

dauert, um ein Beispiel zu nennen, dann<br />

bleibt wenig Zeit, mit kritischen Fragen<br />

die Positionen zu hinterfragen und zu<br />

diskutieren. Das wäre aber für 2014 aus<br />

deutscher Sicht recht bedeutsam. 2014<br />

ist das Jahr, in dem eine neue Bundesregierung,<br />

wie immer sie aussehen mag,<br />

ihre außen- und sicherheitspolitische Visitenkarte<br />

abgeben müsste. In diesem Jahr<br />

hat dies, in noch recht schwachen Schritten,<br />

US-Vizepräsident Joe Biden gemacht.<br />

Die mittlerweile von US-Präsident Obama<br />

angekündigten Verhandlungen über eine<br />

euro-atlantische Freihandelszone hat er<br />

schon angedeutet. Sicher wäre es da auch<br />

besser gewesen, dass die Regierungserklärung<br />

von Obama schon erfolgt gewesen<br />

wäre. Aber die US-Regierung kann<br />

sich in ihren Planungen naturgemäß nicht<br />

an dieser Konferenz in München orientieren.<br />

Aber 2014 wäre es der richtige Zeitpunkt<br />

und der richtige Ort, eine solche<br />

Visitenkarte auszustellen.<br />

Denn unabhängig davon, wer dann regiert,<br />

müssen einige Fragen beantwortet werden,<br />

die dieses Jahr nur angetippt wurden: Wie<br />

hält es Deutschland mit der Unterstützung<br />

von Verbündeten wie Frankreich über politische<br />

Erklärungen und weiches Engagement<br />

hinaus? Wie stark bringt sich Deutschland<br />

wirklich in eine europäische <strong>Sicherheit</strong>spolitik<br />

ein? Machen wir irgendwann einmal<br />

Ernst mit „pooling und sharing“? Das sind<br />

einige Fragen, die sich der neuen Regierung<br />

stellen werden.<br />

Und dann feiert die <strong>Sicherheit</strong>skonferenz<br />

Jubiläum: Die nächste ist die 50. Es wäre<br />

nicht Wolfgang Ischinger, würde er daraus<br />

nicht eine Feierstunde machen, die<br />

die <strong>Sicherheit</strong>skonferenz mit ihrer Tradition<br />

auch verdient hat. Man wird sehen, wen<br />

Botschafter Wolfgang Ischinger dafür gewinnen<br />

kann. Aber neben der Feier sollten<br />

gerade 2014 auch die bisherigen Funktionen<br />

wieder gut bedient werden. <br />

36 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · März 2013


BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL<br />

Das Führungsunterstützungskommando<br />

der Bundeswehr<br />

Heinrich Steiner<br />

In seinem Buch „Die Fernmeldetruppe des Heeres in der Bundeswehr“ von 1978 beschreibt Brigadegeneral<br />

a.D. Emil Hoffmann die Vorgänge um die „Studie zur Neugliederung des FmWesens in der Bw<br />

vom Juli 1959“: „Leitgedanke der Studie war, gleiche „Fernmeldetätigkeiten“ bundeswehrgemeinsam und<br />

teilstreitkraftgebunden wahrzunehmen. … Da eine Einigung oder ein Kompromiss zwischen den Teilstreitkräften<br />

nicht zu erzielen war, verzichtete Fü B VI auf die weitere Verfolgung dieser Idee und legte die Studie<br />

auch nicht dem Generalinspekteur oder dem Minister zur Entscheidung vor; …“.<br />

Über 50 Jahre später ist diese gute<br />

und richtige Idee mit dem Führungsunterstützungskommando<br />

der Bundeswehr (FüUstgKdoBw) nun in die<br />

Tat umgesetzt worden. Mit dieser neuen<br />

Struktur besteht jetzt die große Chance,<br />

Führungsunterstützung (FüUstg) noch professioneller<br />

und effizienter zu gestalten, als<br />

dies in der Vergangenheit möglich war. Die<br />

konsequente Ausrichtung der Leistungserbringung<br />

des FüUstgKdoBw auf die Erfordernisse<br />

des Einsatzes in einem meist<br />

multinationalen Umfeld muss dabei der<br />

Maßstab sein.<br />

Dieser Artikel erläutert die besondere Rolle<br />

des FüUstgKdoBw, welches zum 1. Januar<br />

2013 aufgestellt wurde.<br />

Fähigkeitskommandos der<br />

Streitkräftebasis<br />

Autor<br />

Brigadegeneral Dipl.-Ing. Heinrich<br />

Steiner ist Kommandeur des Führungsunterstützungskommandos<br />

der<br />

Bundeswehr.<br />

Bw/SK-gemeinsam, multinational<br />

Bereitstellung einsatzfähiger FüUstg-Kräfte<br />

Truppensteller und Zertifizierungsinstanz<br />

Sicherstellen der FüUstg für Einsätze & Übungen<br />

Supply Manager IT-SysBw<br />

Übergreifende Betriebsverantwortung für das IT-SysBw<br />

Supply Manager IT-SysBw (erweiterte Sichtweise)<br />

Bereitstellung wesentlicher IT-Services<br />

zentraler IT-Serviceprovider IT-SysBw<br />

Weiterentwicklung der FüUstg Bundeswehr als Gesamtaufgabe<br />

„Fachamt“ FüUstgBw<br />

Aufgaben und Rollen des Führungsunterstützungskommandos der Bw<br />

In den „Leitlinien zur Neuausrichtung der<br />

Bundeswehr“ von 2012 werden Aufgaben<br />

und Rolle der Fähigkeitskommandos der<br />

Streitkräftebasis (SKB) wie folgt festgelegt:<br />

„In den Fähigkeitskommandos und Zentren<br />

der Aufgabenbereiche (z.B. Logistik, Führungsunterstützung,<br />

Militärisches Nachrichtenwesen<br />

etc.) werden Einsatzkräfte,<br />

Steuerungselemente, im Inland abrufbare<br />

Expertise und Fähigkeiten für den Einsatz,<br />

die Ausbildung und deren Weiterentwicklung<br />

unter einer einheitlichen fachlichen<br />

und truppendienstlichen Verantwortung<br />

zusammengeführt. Die Fähigkeitskommandos<br />

und Zentren der SKB sind für die<br />

jeweils übertragene bundeswehr- und<br />

streitkräfteübergreifende Aufgabe … der<br />

Träger der fachlichen Kompetenz und zentraler<br />

Verantwortlicher für deren organisationsbereichsübergreifende<br />

Wahrnehmung.<br />

In dieser Funktion arbeiten die Fähigkeitskommandos<br />

und Zentren über das Kommando<br />

SKB (Kdo SKB) dem BMVg zu und<br />

wirken mit den Führungskommandos der<br />

MilOrgBer, dem EinsFüKdoBw sowie den<br />

Ämtern/Kommandobehörden der Ressourcenbereiche/Organisationsbereiche<br />

und anderer Ressorts zusammen.“<br />

Der Generalinspekteur der Bundeswehr<br />

hat in seiner Ansprache bei der letzten<br />

Bundeswehrtagung am 23. Oktober 2012<br />

in Strausberg deutlich gemacht, dass die<br />

Neuausrichtung der Bundeswehr nicht<br />

einseitig dominiert werden darf durch die<br />

Erfahrungen aus zurückliegenden und gegenwärtigen<br />

Einsätzen, sondern im Kern<br />

bestimmt wird durch die zukünftig wahrscheinlicheren<br />

Konfliktformen, ihre Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

sowie ihre besonderen<br />

Herausforderungen zu Lande, zur<br />

See, in der Luft und im Informationsraum.<br />

Der Generalsinspekteur führte dazu weiter<br />

aus: „Die Klammer bildet der Verbund von<br />

Führung, Aufklärung, Wirkung und Unterstützung<br />

so, dass alle Fähigkeitsdomänen<br />

auch im Verbund komplementärer multinationaler<br />

Leistungserbringung wirken<br />

können und Deutschland auch in der Rolle<br />

als Rahmennation jene „Plug Ins“ bietet,<br />

an die unsere Verbündeten andocken können.“<br />

Das FüUstgKdoBw wird als Fähigkeitskommando<br />

in der Streitkräftebasis künftig genau<br />

solche „Plug Ins“ als Bw-gemeinsame<br />

Fähigkeiten bereitstellen.<br />

Die Aufgabe Führungsunterstützung<br />

Kernaufgabe der FüUstg ist die Unterstützung<br />

der Führungsfähigkeit der Bundeswehr<br />

durch den Einsatz und den Betrieb<br />

von Informations- und Kommunikationstechnik<br />

(IT). Führungsunterstützungskräfte<br />

(FüUstgKr) der SKB sind immer dann die<br />

militärischen Kompetenzträger, wenn es<br />

(Grafiken: Bundeswehr)<br />

42 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · März 2013


BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL <br />

Betrieb und das Management krisenhafter<br />

Entwicklungen unerlässlich. Ein zentrales<br />

Ressourcenmanagement für den Einsatz<br />

verfügbarer Kräfte, Mittel und Einrichtungen<br />

sowie das Management von IT-Services<br />

müssen aus einer Hand erfolgen. Nicht<br />

zuletzt vor diesem Hintergrund wird durch<br />

das FüUstgKdoBw ein zentrales Risikomanagement<br />

für das IT-SysBw konzeptionell<br />

entwickelt und schrittweise implementiert.<br />

Damit wird den vielfältigen Bedrohungen –<br />

die nicht immer in der Informationstechnik<br />

begründet sein müssen, denn Ausfälle des<br />

IT-SysBw können u.a. auch durch Stromausfälle,<br />

physische Zerstörungen von Infrastruktur<br />

oder auch durch die nicht Verfügbarkeit<br />

von IT-Services von kommerziellen<br />

IT-Serviceprovidern verursacht werden –<br />

wirkungsvoll begegnet.<br />

In streitkräftegemeinsamen (joint) und<br />

multinationalen (combined) Einsätzen<br />

vernetzt die FüUstg alle Kräfte, Mittel und<br />

Einrichtungen der Bundeswehr durch einen<br />

in der Regel multinationalen Informationsund<br />

Kommunikationsverbund. FüUstgKr<br />

planen, richten ein, betreiben und überwachen<br />

das Netz und stellen zentrale IT-<br />

Services (Core Services) für alle Kräfte und<br />

Einrichtungen im Einsatzgebiet bereit. Der<br />

verantwortliche Führer vor Ort hat mit Blick<br />

auf die FüUstg einen zentralen Ansprechpartner<br />

für den Einsatz der gesamten IT in<br />

seinem Verantwortungsbereich. Der Leiter<br />

des Führungsgrundgebietes 6 ist der zentrale<br />

Berater des jeweiligen Kommandeurs<br />

in allen Fragen des Einsatzes von IT.<br />

In Afghanistan sind die Elemente der<br />

FüUstgBw integraler Bestandteil eines modernen,<br />

multinationalen Netzwerkverbundes.<br />

Sie stellen die Plattform für die vielfälum<br />

den Einsatz von IT zur Sicherstellung<br />

der Führungsfähigkeit für die Einsatz- und<br />

Operationsführung von Streitkräften geht.<br />

Der Einsatz von IT ist heute unverzichtbar<br />

für den Einsatz von Streitkräften. Um die<br />

Fähigkeiten der Bundeswehr zur Wirkung<br />

bringen zu können, werden alle Elemente<br />

des Verbundes Aufklärung-Führung-Wirkung-Unterstützung<br />

durch IT miteinander<br />

vernetzt.<br />

Wie in der Wirtschaft und in der öffentlichen<br />

Verwaltung haben auch in der<br />

Bundeswehr die IT-Vernetzung und die<br />

Nutzung von komplexen IT-Services – von<br />

der Gewährleistung der Einsatz- und Operationsführung<br />

bis hin zur Unterstützung<br />

in Deutschland (Basis Inland) – ein nie gekanntes<br />

Maß angenommen. Ein Blick auf<br />

große kommerzielle IT-Serviceprovider<br />

zeigt, wie hoch der personelle, organisatorische<br />

und technische Aufwand ist, um<br />

IT-Dienstleistungen dem Kunden in verlässlicher<br />

Qualität zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Leitlinien zur Neuausrichtung der Bundeswehr<br />

geben vor, dass sich alle Elemente<br />

der Bundeswehr auf den Einsatz der Streitkräfte<br />

auszurichten und diesen zu unterstützen<br />

haben. Auf dieses Ziel sind alle<br />

Prozesse zu optimieren. Das kann wirksam<br />

und wirtschaftlich nur durch einen zielgerichteten<br />

und zentral geführten Betrieb der<br />

Informations- und Kommunikationstechnik<br />

in der Bundeswehr gelingen. Auch der<br />

„Lebensweg“ der entsprechenden IT-Services<br />

– Entwicklung, Beschaffung, Einsatz,<br />

Nutzung und Verwertung – muss zentralen<br />

Grundsätzen folgen und auch zentral<br />

gesteuert werden. Auch in diesem Bereich<br />

wird das FüUstgKdoBw künftig eine<br />

zentrale Rolle wahrnehmen. Wesentliche<br />

Grundsätze werden u.a. durch das Konzept<br />

„IT-Servicemanagement IT-SysBw“<br />

beschrieben, das sich zurzeit in der Erarbeitung<br />

befindet.<br />

Ohne eine funktionsfähige FüUstg ist die<br />

Einsatz- und Operationsführung in keinem<br />

Bereich der Bundeswehr ohne Einschränkungen<br />

möglich (Enabler-Funktion). Der<br />

Ausfall des gesamten Übertragungsnetzes<br />

oder auch nur von Teilen desselben,<br />

gestörte IT-Services, beispielsweise das<br />

Fehlen einer gesicherten Kommunikationsanbindung<br />

oder einer notwendigen<br />

Lageinformation, kann sehr schnell zur Gefährdung<br />

einer laufenden Operation führen,<br />

im Extremfall Gefahr für Leib und Leben<br />

der eingesetzten Soldaten bedeuten.<br />

Die Vorfälle in Estland, die Verteilung von<br />

Schadsoftware wie Stuxnet oder Conficker<br />

haben gezeigt, welchen Gefahren vernetzte<br />

Systeme ausgesetzt sind. In einem vernetzten<br />

Gesamtsystem wie dem IT-System<br />

der Bundeswehr (IT-SysBw) ist eine zentral<br />

verantwortliche Instanz für den laufenden<br />

Stabsquartier<br />

Stabsquartier<br />

BetrZ BetrZIT-SysBw<br />

S1<br />

S2<br />

S3<br />

S4<br />

S6<br />

Controlling Controlling<br />

Risk- Risk-und IT-Sec- IT-Sec-<br />

Management<br />

Management<br />

SKE<br />

SKE<br />

Kdr BtrbZ IT-SysBw<br />

Stv Kdr & ChdSt<br />

Das Betriebszentrum IT-SysBw (BITS)<br />

Serviceentwicklung<br />

& QualitätsMgmt<br />

QualitätsMgmt<br />

TDL<br />

TDL<br />

Risikomanagement<br />

Risikomanagement<br />

IT-<strong>Sicherheit</strong>smangement<br />

IT-<strong>Sicherheit</strong>smangement<br />

IT-Servicemanagement<br />

IT-Servicemanagement<br />

Architektur,<br />

Architektur,<br />

Konfigurations-<br />

Konfigurations-<br />

&<br />

Wissensmgmt<br />

Wissensmgmt<br />

Validierung<br />

Validierung<br />

&<br />

TestRefSysteme<br />

TestRefSysteme<br />

ÜbZNOC<br />

ÜbZNOC<br />

Frequenzmanagement<br />

Frequenzmanagement<br />

tigen Anwendungen und Dienste für die<br />

Einsatz- und Operationsführung zur Verfügung,<br />

einschließlich der militärischen und<br />

zivilen Unterstützungskräfte. FüUstgKr des<br />

FüUstgKdoBw nehmen bei allen Einsätzen<br />

die zentrale Verantwortung bei Einrichtung<br />

und Betrieb der im Einsatzgebiet befindlichen<br />

Elemente des IT-SysBw ein.<br />

Sie stellen sicher, dass nationale, multinationale<br />

und kommerzielle IT-Services zur<br />

richtigen Zeit am richtigen Ort in der geforderten<br />

Qualität zur Verfügung gestellt<br />

werden. Nicht in jedem Fall sind FüUstgKr<br />

selbst für die Erbringung eines IT-Service<br />

in der Rolle eines IT-Serviceproviders verantwortlich.<br />

Die Bereitstellung von Softwareprodukten<br />

wie SASPF, von IT-Services<br />

des Militärischen Nachrichtenwesens oder<br />

auch die Bereitstellung von IT-Services aus<br />

dem Afghanistan Mission Network sind<br />

Beispiele für externe militärische oder kommerzielle<br />

IT-Serviceprovider.<br />

Die zentrale Koordinierung für die Verfügbarkeit<br />

dieser Services erfolgt durch<br />

FüUstgKr im Einsatz sowie zentrale Steuerungseinrichtungen<br />

und Elemente in<br />

Deutschland (IT-Basis Inland). Im Einsatz<br />

können zukünftig die maßgeblichen Führungspositionen<br />

der FüUstg durchhaltefähig<br />

durch Kräfte des FüUstgKdoBw gestellt<br />

werden. In der neuen Struktur des<br />

Kommandobereichs wird dies durch die<br />

sechs Führungsunterstützungsbataillone<br />

und entsprechende Führungspositionen<br />

im Kommandostab, im Betriebszentrum<br />

IT-SysBw und an der Führungsunterstützungsschule<br />

der Bundeswehr sichergestellt.<br />

Darüber hinaus können weitere Führungsaufgaben<br />

auf der Ein-Sterne-Ebene in einem<br />

multinationalen Stab künftig aus der neuen<br />

Planung, Steuerung<br />

und Realisierung<br />

IPR IPR & Changemanagement<br />

Changemanagement<br />

IT-Systeme<br />

IT-Systeme<br />

Informationsübertragung<br />

Informationsübertragung<br />

Informationsverarbeitung<br />

Informationsverarbeitung<br />

Servicebetrieb<br />

Support<br />

Support<br />

NOC<br />

NOC<br />

März 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

43


BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL<br />

XX<br />

FüUstgKdoBw<br />

Gerolstein<br />

281<br />

Kastellaun<br />

282<br />

Dillingen<br />

292<br />

Murnau<br />

293<br />

Storkow<br />

381<br />

Erfurt<br />

383<br />

Wesel<br />

1. NSB<br />

Bonn<br />

Zielstruktur FüUstgKdoBw<br />

BtrbZ<br />

IT-SysBw<br />

FüUstgS<br />

Bw<br />

Kommandostruktur heraus gestellt werden.<br />

Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan<br />

und die besondere Rolle der Bundeswehr<br />

als regionale Führungsnation im Norden<br />

des Landes zeigen die Bandbreite des Einsatzes<br />

und Betriebs von IT im Einsatz auf.<br />

Aus diesen Erfahrungen können wesentliche<br />

Grundsätze für die zukünftige Ausgestaltung<br />

der FüUstg abgeleitet werden.<br />

Dabei ist klar, dass der Einsatz in Afghanistan<br />

nicht alleiniger Maßstab für alle künftig<br />

denkbaren Einsätze sein kann.<br />

Das Kommando<br />

Das zentrale Element der Bundeswehr zur<br />

Sicherstellung von Fähigkeiten der FüUstg<br />

ist das FüUstgKdoBw. Es ist der Träger der<br />

fachlichen Kompetenz der FüUstgBw. Planung,<br />

Betrieb und die Überwachung von<br />

IT-Leistungen im IT-SysBw, der Einsatz von<br />

Kräften und Mitteln der FüUstg sowie die<br />

zentralen Aufgaben Weiterentwicklung<br />

und Ausbildung für die FüUstgKr der Bundeswehr<br />

werden zentral in diesem neuen<br />

Fähigkeitskommando gebündelt.<br />

Aufgaben, Aufbau und Struktur folgen<br />

konsequent den Zielen der Neuausrichtung<br />

der Bundeswehr. Der Kommandobereich<br />

ist Haupttruppensteller für die Auftragserfüllung<br />

der FüUstg im Einsatz. Ihm wurde<br />

als einem Fähigkeitskommando der SKB<br />

eine besondere Verantwortung für den<br />

Einsatz der entsprechenden Kräfte, Mittel<br />

und Einrichtungen sowie den Betrieb des<br />

IT-SysBw als Ganzes übertragen. In seiner<br />

Rolle als „Supply Manager IT-SysBw“ trägt<br />

der Kommandeur des Kommandos die<br />

zentrale Verantwortung für Einsätze und<br />

Rheinbach<br />

Pöcking<br />

Rheinbach<br />

Gerolstein<br />

Wesel<br />

Bonn<br />

Kastellaun<br />

Abstimmung mit dem IT-Direktor selbstverständliche<br />

und gelebte Praxis. Im Integrierten<br />

Planungsprozess handelt das Kommando<br />

als der zentrale Kompetenzträger<br />

„Führungsunterstützung Bundeswehr“.<br />

Damit werden grundsätzlich alle Initiativen<br />

zum Thema FüUstg für das PlgABw fachlich<br />

und konzeptionell durch das FüUstg-<br />

KdoBw bewertet. Priorisierungen werden<br />

hierbei in Abstimmung mit dem Kdo SKB<br />

und den beteiligten Organisationsbereichen<br />

festzulegen sein.<br />

Parallel zur Aufstellung des Kommandos<br />

erfolgte die Aufstellung des Betriebszentrums<br />

IT-System der Bundeswehr (BITS)<br />

als eigenständige Dienststelle am Standort<br />

Rheinbach, geführt durch einen Kommandeur<br />

im Dienstgrad eines Brigadegenerals<br />

bzw. Flottillenadmirals. Das BITS<br />

erfährt einen signifikanten quantitativen<br />

und qualitativen Aufwuchs, um seiner<br />

Aufgabe als Gesamtverantwortlicher für<br />

die zentrale Betriebsführung des IT-SysBw<br />

gerecht zu werden. Aus dem neuen „Network<br />

Operations Centre Basis Inland“<br />

(NOC B.I.) des BITS wird der Betrieb des<br />

IT-SysBw rund um die Uhr überwacht. Die<br />

Fertigstellung des NOC B.I. in räumlicher<br />

Nähe zum Betriebskompetenzzentrum<br />

der BWI in Rheinbach ermöglicht die Nutzung<br />

von Synergien und eine enge Abstimmung<br />

mit der BWI.<br />

Die Überführung der drei unterstellten<br />

Führungsunterstützungsregimenter mit<br />

ihren elf Bataillonen und des NATO Signal<br />

Battalion in Wesel in die Zielstruktur erfolgt<br />

schrittweise bis 2015. Die Zielstruktur umfasst<br />

noch sechs Führungsunterstützungseinsatzgleiche<br />

Verpflichtungen gegenüber<br />

dem Einsatzführungskommando der<br />

Bundeswehr als dem „zentralen Demand<br />

Manager IT-SysBw“. Durch das Kommando<br />

werden die Fähigkeiten der Führungsunterstützung<br />

bereits im Planungsprozess für<br />

Einsätze koordiniert und „tailored to the<br />

mis-sion“ für das jeweilige Einsatzkontingent<br />

zusammengestellt.<br />

Für Übungen und andere Verpflichtungen<br />

können neben dem Eins-<br />

FüKdoBw auch die Kommandos der Organisationsbereiche<br />

der Bundeswehr IT-<br />

Dienstleistungen anfordern und somit<br />

ebenfalls als Demand Manager auftreten.<br />

Das FüUstgKdoBw ist in dieser Rolle weisungsbefugt<br />

gegenüber allen militärischen<br />

und kommerziellen IT-Serviceprovidern, die<br />

ihre IT-Services über das IT-SysBw bereitstellen.<br />

Es trägt die Gesamtverantwortung<br />

für deren Bereitstellung und zuverlässigen<br />

Betrieb.<br />

Das Kommando wurde zum 1. Januar 2013<br />

aufgestellt. Der Stab mit seinen vier Abteilungen<br />

wird in der Zielunterbringung auf<br />

der Hardthöhe in Bonn stationiert sein.<br />

Aufgrund der Vielzahl organisatorischer<br />

und infrastruktureller Maßnahmen sind<br />

jedoch Zwischenunterbringungen erforderlich.<br />

Eine Zusammenführung aller Abteilungen<br />

in Bonn ist bis 2015 vorgesehen.<br />

An der Spitze des Kommandos steht ein<br />

Zwei-Sterne-General, der über den Inspekteur<br />

der Streitkräftebasis dem Generalinspekteur<br />

der Bundeswehr für den Betrieb<br />

des IT-SysBw und damit für die Sicherstellung<br />

der Führungsfähigkeit der Streitkräfte<br />

in den Einsatzgebieten verantwortlich ist.<br />

Die Fähigkeiten der FüUstg sind neben den<br />

Storkow<br />

Erfurt<br />

Dillingen<br />

Pöcking<br />

Murnau<br />

Festlegungen zur Führungsorganisation,<br />

zu den Führungsverfahren und des Informationsmanagements<br />

wesentliche<br />

Säule zur Gewährleistung<br />

der Führungsfähigkeit von<br />

Streitkräften.<br />

Das Kommando ist jedoch<br />

weit mehr als nur<br />

der für Einsatz und Betrieb<br />

des IT-SysBw Verantwortliche.<br />

Es bündelt<br />

die Interessen der Führungsunterstützung<br />

der<br />

Streitkräfte, ist Zukunftsgestalter<br />

der FüUstg und<br />

über das Planungsamt der<br />

Bundeswehr (PlgABw) wichtigster<br />

Ansprechpartner für<br />

das Bundesamt für Ausrüstung,<br />

Informationstechnik<br />

und Nutzung<br />

der Bundeswehr mit<br />

Blick auf die Weiterentwicklung<br />

des IT-SysBw. In<br />

diesem Zusammenhang ist<br />

eine enge Zusammenarbeit und<br />

44 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · März 2013


BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL <br />

bataillone und das neue 1st NATO Signal<br />

Battalion. Besondere Herausforderung bei<br />

der Gestaltung des Übergangs in die neuen<br />

Strukturen ist höchstmögliche Planungssicherheit<br />

für das Personal bei zeitgleicher<br />

Sicherstellung der Einsatzverpflichtungen.<br />

Gerade in dieser wichtigen Phase der Umstrukturierung<br />

soll durch eine frühzeitige<br />

Personalplanung dem Prinzip „first come<br />

– first serve“ entgegengewirkt werden.<br />

Dem Personal in den Regimentern und Bataillonen<br />

soll frühzeitig ein Höchstmaß an<br />

persönlicher <strong>Sicherheit</strong> gegeben werden.<br />

Die Führungsunterstützungsschule der<br />

Bundeswehr (FüUstgSBw) verbleibt bis auf<br />

Weiteres in Feldafing und auf dem Lechfeld<br />

mit Zielstationierungen in Pöcking und<br />

Lechfeld. Die Schule wird mit Ausnahme<br />

des aufzulösenden Bereichs Weiterentwicklung<br />

in die neue Struktur überführt.<br />

Die FüUstgSBw leistet unter schwierigen<br />

Rahmenbedingungen ausgezeichnete Arbeit.<br />

Schnell und flexibel hat sie die militärfachliche<br />

Ausbildung an neue Systeme und<br />

Technologien angepasst. Sie wird rasch davon<br />

profitieren, dass mit der neuen Struktur<br />

der FüUstg viele Schnittstellen im Bereich<br />

der Ausbildung abgebaut werden können<br />

und die Ausbildung des IT-Fachpersonals<br />

der Bundeswehr jetzt zentral durch das<br />

FüUstgKdoBw gesteuert, weiterentwickelt<br />

und verantwortet wird. Die FüUstgSBw ist<br />

auch in der neuen Struktur für die lehrgangsgebundene<br />

militärfachliche Regenerationsaus-<br />

und Weiterbildung des FüUstgund<br />

IT-Fachpersonals verantwortlich.<br />

Die Aufbauphase des Kommandostabes<br />

wird bis Mitte 2013 abgeschlossen sein. Ab<br />

1. Juli 2013 soll mit der Final Operational<br />

Capability die volle Leistungsfähigkeit des<br />

Kommandos erreicht werden.<br />

Der Kommandostab wird mit vier Abteilungen<br />

neu strukturiert. Organisation und<br />

Binnenstruktur folgen einem für die Bundeswehr<br />

neuen Ansatz, der jetzt in der<br />

Praxis umgesetzt werden muss.<br />

Rollenverständnis<br />

Das FüUstgKdoBw hat seine Rolle als zentraler<br />

Kompetenzträger für die Aufgabe<br />

FüUstgBw angenommen und wird sich aktiv<br />

in die Verfahren des Ausrüstungs- und<br />

Nutzungsprozesses (CPM nov.), in die Zukunftsentwicklung<br />

der Bundeswehr sowie<br />

das Fähigkeitsmanagement und die Prozesse<br />

der Einsatzvorbereitung einbringen. Das<br />

FüUstgKdoBw wird entscheidenden Anteil<br />

an der Weiterentwicklung der Führungsunterstützung<br />

haben. Es wird die Forderungen<br />

an die FüUstg aus Sicht der Streitkräfte<br />

bündeln. Eine Aufgabe, die in der neuen<br />

Struktur insbesondere in der Rolle „Supply<br />

Manager IT-SysBw“ wahrgenommen<br />

Pers<br />

SprDst<br />

SASPF<br />

MilSich<br />

TrPsych*<br />

LSO**<br />

Führung<br />

Log<br />

Verw<br />

FüUstg<br />

RB<br />

UstgPers<br />

GleiB<br />

CON<br />

* Wahrnehmungsdienstposten<br />

** Wahrnehmungsdienstposten,<br />

Dienstleistung im KdoSKB<br />

Ausb/Org<br />

Stab FüUstgKdoBw<br />

Weiterentwicklung<br />

Grdlg<br />

FüUstgBw<br />

Grdlg<br />

IT-SysBw<br />

Grdlg<br />

RessMgmt<br />

Kommandeur<br />

wird. Die Unterstützung von Joint- und<br />

Combined-Einsätzen ist hier der Maßstab.<br />

Die Optimierung des Gesamtsystems wird<br />

in den neuen Prozessen für die FüUstg Priorität<br />

haben.<br />

In der SKB wird die fachliche Kompetenz für<br />

die FüUstg der Bundeswehr konzentriert. In<br />

den militärischen Organisationsbereichen<br />

verbleiben nur diejenigen Elemente, die<br />

für den Betrieb und die Weiterentwicklung<br />

organisationsbereichs- und aufgabenspezifischer<br />

IT-Services erforderlich sind. Das<br />

FüUstgKdoBw wird die Prozesse gemeinsam<br />

mit diesen Bereichen weiter optimieren.<br />

Für schnelles Reagieren in krisenhaften<br />

Situationen wird es eindeutige betriebliche<br />

Prozesse und klar definierte Zuständigkeiten<br />

geben.<br />

Auch bei den Überlegungen zu einer Folgelösung<br />

des IT-Projekts HERKULES bringt<br />

sich das FüUstgKdoBw ein. Es bewertet<br />

aus Sicht des Supply Managers IT-SysBw,<br />

des für die Weiterentwicklung<br />

Verantwortlichen<br />

und des Gesamtverantwortlichen<br />

für den Betrieb,<br />

die einzelnen Modelle<br />

für eine Folgelösung.<br />

Für das<br />

BMVg wird es die<br />

Sicht der Streitkräfte<br />

– übrigens nicht<br />

nur für dieses Projekt<br />

– bündeln und,<br />

wo immer möglich,<br />

einvernehmlich abstimmen.<br />

Das FüUstgKdoBw<br />

ist aufgestellt. Die<br />

Zusammenführung<br />

von Aufgabe, Verantwortung<br />

und<br />

Kompetenz für<br />

ChdSt<br />

Einsatz<br />

StvKdr<br />

StQ<br />

Einsatzplanung<br />

& -auswertung<br />

Einsatzsteuerung<br />

Einsatzbefähigung<br />

Ausbildung<br />

FüUstgBw<br />

WE SKgem<br />

Ausb FüUstgBw<br />

FZ/FFSt<br />

IT-AusbBw<br />

RessMgmt<br />

Ausb FüUstgBw<br />

den Einsatz und Betrieb des IT-Systems der<br />

Bundeswehr wird damit konsequent fortgeführt.<br />

Der Erfolg wird entscheidend von<br />

der Verfügbarkeit qualifizierten Personals<br />

und der Bereitstellung der erforderlichen<br />

Ressourcen für die Weiterentwicklung der<br />

materiellen Fähigkeiten abhängen.<br />

Satellitenkommunikation für die weitreichende<br />

Anbindung, verschlüsselte Funkund<br />

Kommunikationsnetze für die unterste<br />

taktische Ebene, Werkzeuge für ein professionelles<br />

IT-Servicemanagement oder<br />

die Harmonisierung der Führungsinformationssysteme<br />

mit Core Services aus der NA-<br />

TO sind nur einige Beispiele für Aktivitäten,<br />

die unmittelbar anstehen.<br />

Das FüUstgKdoBw ist auf seine vielfältigen<br />

Aufgaben gut vorbereitet. Es kommt nun<br />

darauf an, den innovativen Ansatz der Fähigkeitskommandos<br />

in der Bundeswehr<br />

mit Leben zu füllen und ihn auf allen Ebenen<br />

zu unterstützen.


RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

Wirkung auf größere Distanzen<br />

Jan-Phillipp Weisswange<br />

(Foto: U.S. Army)<br />

Sichere Treffer auf weite Distanz sind nicht nur eine Frage der Waffen,<br />

Munition, Optik und Optronik, sondern auch der Einsatzkonzepte und<br />

vor allem der Ausbildung.<br />

Im Sommer 2012 ging ein Rauschen durch<br />

den deutschen Blätterwald: Der Bundesrechnungshof<br />

beklagte Mängel bei der<br />

Wirksamkeit der Bundeswehr-Handwaffen.<br />

Es gäbe kein Konzept und mitunter<br />

würden untaugliche Gewehre beschafft.<br />

Insbesondere die Treffsicherheit sowie die<br />

Wirkung im Ziel auf längere Distanzen jenseits<br />

der 300 Meter seien unzureichend.<br />

Bei genauerer Betrachtung wärmte die<br />

Bonner Behörde mit den spitzen Bleistiften<br />

lediglich die in der NATO seit den 1960er<br />

Jahren geführte Debatte über die Wirksamkeit<br />

ihres jüngeren Standardkalibers<br />

5,56 x 45 mm (alias .223 Remington) gegenüber<br />

ihrem älteren 7,62 x 51 mm (.308<br />

Winchester) auf. Aber immerhin forderten<br />

nun selbst Oppositionspolitiker medieneffektiv,<br />

den deutschen Soldaten wirksamere<br />

Handwaffen auszugeben. Das ist sicherlich<br />

zu begrüßen, denn im Feuergefecht geht<br />

Wirkung vor Deckung. Doch die Wirksamkeit<br />

des Einzelschützen auf längere Distanzen<br />

ist in erster Linie eine Frage der Einsatzkonzepte<br />

sowie vor allem der Ausbildung.<br />

Heutige Handwaffenkonzepte müssen die<br />

Wechselwirkungen zwischen <strong>Technik</strong>, Taktik<br />

und Training berücksichtigen.<br />

Spezialisierungsstufen der<br />

Schützen<br />

Grob lassen sich drei unterschiedliche Spezialisierungsstufen<br />

für den gezielten Einzelschuss<br />

auf weite Distanzen unterscheiden:<br />

der Sturmgewehrschütze, der Zielfernrohrschütze<br />

und der Scharfschütze.<br />

Das Sturmgewehr bildet die Standardbewaffnung<br />

auf dem Gefechtsfeld. Eine<br />

gründliche Ausbildung vorausgesetzt, kann<br />

der Sturmgewehrschütze mit gezielten Einzelschüssen<br />

auf 300 Meter und mehr treffen<br />

– entgegen aller Unkenrufe auch mit<br />

dem G36 und das auch noch nach mehreren<br />

Magazinen! Gemäß innovativer Schießausbildungskonzepte<br />

– etwa bei der schweizerischen<br />

Schießschule NDS entstandenen<br />

„Sniping 4th Generation (S4G)“ – kann er<br />

sogar auf noch höhere Distanzen wirken.<br />

Als Richtgröße sollte dabei der „infanteristische<br />

Halbkilometer“ gelten, den US-Major<br />

Thomas P. Ehrhart in seiner 2009 erschienenen<br />

Schrift „Increasing Small Arms Lethality<br />

in Afghanistan – Taking back the Infantry<br />

Half Kilometer“ gefordert hatte. „Schwere<br />

Sturmgewehre“ in größeren Kalibern versprechen<br />

hier natürlich bessere Wirkung.<br />

Das in den USA erdachte Konzept des<br />

„Squad Designated Marksman“ (SDM)<br />

hat sich inzwischen in vielen NATO-Streitkräften<br />

durchgesetzt. Dieser „Zielfernrohrschütze<br />

der Infanteriegruppe“ führt<br />

ein zumeist modifiziertes Standardgewehr<br />

samt einfachem Zielfernrohr („Designated<br />

Marksman Rifle, DMR). Ein kurzer Lehrgang<br />

vermittelt die erforderlichen Fertigkeiten,<br />

auf Entfernungen jenseits der 300<br />

Meter zu treffen. Die Einsatzreichweite<br />

liegt bei 600 bis 800 Metern.<br />

Der heutige Scharfschütze (sniper) stellt<br />

schließlich die höchste Spezialisierung dar.<br />

Er durchläuft deutlich gründlichere und längere<br />

Ausbildungen, operiert weitgehend<br />

eigenständig, führt meist ein Präzisions-<br />

Repetiergewehr und dazu deutlich höherwertige<br />

Optik, Optronik und Funkausstattung<br />

mit sich und hat einen ebenfalls als<br />

Scharfschützen ausgebildeten Beobachter<br />

(Spotter) bei sich. Je nach Bewaffnung<br />

kann ein Scharfschützentrupp auf bis zu<br />

rund 1.800 Meter wirken. Und höhere Distanzen<br />

sind verbrieft. Der U.S. Navy SEAL<br />

Chris Kyle erzielte im Irak-Einsatz seinen<br />

weitesten Treffer auf 1.920 Meter, und der<br />

britische Corporal of Horse Craig Harrison<br />

schaltete im November 2009 in der afghanischen<br />

Provinz Helmand auf 2.475 Meter<br />

zwei feindliche MG-Schützen aus.<br />

Sturmgewehre<br />

Squad Designated Marksman mit M14 Enhanced Battle Rifle<br />

Nahezu alle NATO-Staaten halten weiter<br />

am Sturmgewehr in 5,56 x 45 mm fest.<br />

Die Gründe hierfür liegen vor allem in der<br />

Gewichtsersparnis. Die macht sich sowohl<br />

beim Einzelschützen (mehr Munition am<br />

Mann) als auch beim Nachschub für ganze<br />

Einsatzkontingente (mehr Patronen bei<br />

gleichem Gewicht und Transportraum)<br />

bemerkbar. Zudem entwickelt das kleinere<br />

Kaliber weniger Rückstoß, was sich positiv<br />

auf die Trefferergebnisse auswirkt. Gute<br />

Trefferergebnisse lassen sich freilich durch<br />

entsprechende Ausbildung und Inübunghaltung<br />

auch mit 7,62 x 51 mm bewerkstel-<br />

90 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · März 2013


RÜSTUNG & TECHNOLOGIE <br />

leer zwischen fünf und sieben Kilogramm.<br />

Großbritannien beschaffte ab Anfang 2010<br />

im Einsatzbedingten Sofortbedarf ebenfalls<br />

einen halbautomatischen Selbstlader<br />

in 7,62 x 51 mm. Das vom US-Hersteller<br />

Lewis Machine & Tool Company (LMT)<br />

hergestellte L129A1 verfügt über einen<br />

Matchlauf und Zweistufen-Druckpunktabzug<br />

sowie eine sechsfach vergrößernde<br />

Trijicon-Zieloptik ACOG 6 x 38.<br />

In der Bundeswehr erfolgte die Wiedergeburt<br />

des ZF-Schützen um 2008. Ausgangspunkt<br />

bildeten DMR-Truppenlösungen auf<br />

Basis des G3. Nach einem kurzen, aber<br />

turbulenten Ausschreibungsverfahren beligen.<br />

Diese Munition verschießen „schwere<br />

Sturmgewehre“ – etwa das beim U.S.<br />

Special Operations Command als MK-17<br />

geführte FN SCAR-Heavy oder das Heckler<br />

& Koch HK417, das u. a. in Frankreich,<br />

Großbritannien, Norwegen und bei der<br />

Bundeswehr (G27) zum Einsatz kommt.<br />

Die Modularität moderner Sturmgewehrfamilien<br />

etwa aus den Häusern Bushmaster/<br />

Remington (Adaptive Combat Rifle, ACR),<br />

Colt (LE901 Multikalibersystem), FB Radom<br />

(Modulowy System Broni Strzeleckiej,<br />

MSBS), FN Herstal (Special Operations<br />

Command Combat Assault Rifle, SCAR)<br />

oder Heckler & Koch (HK416/417-Familie)<br />

erleichtern entsprechende Ergänzungen<br />

des infanteristischen Werkzeugkastens.<br />

Zielfernrohrgewehre<br />

Anders als das „schwere Sturmgewehr“<br />

trägt das Zielfernrohr (ZF)-Gewehr oder<br />

„Designated Marksman Rifle“ ein ZF. Es ist<br />

auch auf das Kaliber 7,62 x 51 mm, aber<br />

meist nur auf Einzelfeuer ausgelegt.<br />

Zwischen 2000 und 2004 entstanden bei<br />

U.S. Army und U.S. Marine Corps verschiedene<br />

Modelle solcher Waffen. Diese „Enhanced<br />

Battle Rifles“ (EBR) basieren auf der<br />

ehemaligen Standardwaffe M14. Mit ZF<br />

wiegen diese M14 EBR je nach Ausführung<br />

Polnisches modulares Sturmgewehrkonzept MSBS<br />

schaffte die Bundeswehr dann das Heckler<br />

& Koch DMR762-MR als ZF-Selbstladegewehr.<br />

Das kam als G28 in die Truppe und<br />

befindet sich seit Mai 2012 im ISAF-Einsatz.<br />

Zum G28 gehört ein umfangreiches Zubehör,<br />

darunter das eigens entwickelte<br />

Schmidt & Bender ZF 3-20x50-G28 sowie<br />

ein Aimpoint Micro T1 als „Huckepack-Lösung“<br />

für schnelles Richten und den Kampf<br />

im Nahbereich. Mit der eigens entwickelten<br />

Munition 7,62 mm x 51 DMR gewährleistet<br />

die Waffe eine deutlich bessere Präzision<br />

– Zielsetzung 1,5 Winkelminuten (Minute<br />

of Angle, MOA; entspricht einem Streukreis<br />

von rund 45 mm auf 100 Meter). Und<br />

(Foto: Jan-P. Weisswange)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Designed for mission


(Foto: Jan-P. Weisswange)<br />

Waffenfamilie: G28 in Standard- und Patrouillenausführung sowie<br />

HK417k BW in der Konfiguration G27k mit Granatwerfermodul<br />

FN stellte Ende 2011 seine SCAR-H Precision<br />

Rifle vor. Sie verfügt über einen 508 mm<br />

langen, freischwingenden, verchromten<br />

und schwereren Matchlauf. Zu den weiteren<br />

Merkmalen zählen die durchgängige längere<br />

Picatinny-Schiene auf der Gehäuseoberseite,<br />

die die aneinandergereihte Montage<br />

von Zielfernrohr und Nachtsichtvorsätzen<br />

erlaubt. Weiterhin hat die SCAR-H PR ein<br />

Druckpunktabzugsmodul mit Matchabzug.<br />

FN garantiert ein Trefferbild von einer Winkelminute<br />

auf 100 Meter, was einem Streukreis<br />

von 29,08 mm entspricht.<br />

Die halbautomatischen DMR- und Scharfschützenwaffen<br />

lösen freilich die Repetiergewehre<br />

nicht völlig ab. So haben die<br />

britischen Streitkräfte weiterhin ihre Repetiergewehre<br />

L96 und L115 aus der Accuracy<br />

International Arctic Warfare Magnum-<br />

Modellreihe im Einsatz. Die Bundeswehr<br />

hält am G22 aus gleichem Hause fest. Und<br />

die U.S. Army führte beispielsweise eine<br />

M24E1 Enhanced Sniper Rifle (verbesserte<br />

Scharfschützenbüchse) im Kaliber .300<br />

Winchester Magnum (7,62 x 67 mm) ein.<br />

Die erhielt inzwischen die Bezeichnung<br />

XM2010. Standardmäßig trägt sie ein Leupold-Zielfernrohr<br />

6,5–20×50Mark 4.<br />

Inzwischen setzt sich immer mehr das<br />

Kaliber .338 Lapua Magnum alias 8,6 x<br />

70 mm als Scharfschützenstandard durch,<br />

da es ausgezeichnete Präzision und Wirkung<br />

auf Reichweiten von bis zu 1.600<br />

Metern bietet. So sucht das U.S. Special<br />

selbst mit der Standardpatrone DM11 sind<br />

auf 300 Meter Kopf- und auf 600 Meter<br />

Manntreffer problemlos möglich.<br />

HK bietet für sein G28 einen „Ergänzungssatz<br />

Schalldämpfer“ sowie einen „Ergänzungssatz<br />

Patrouille“ an. Letzterer besteht<br />

aus kurzem Handschutz, ZF Schmidt &<br />

Bender 1-8x24-G28 PMII Short Dot, Trageriemen<br />

sowie einer schlanken Schulterstütze.<br />

Damit erweist sich das G28 als<br />

leichter und führiger. Denn die ursprüngliche<br />

Konfiguration spielt durch ihre hochwertige<br />

Ausstattung, aber auch durch ihr<br />

Gewicht schon eher in der Liga halbautomatischer<br />

Scharfschützengewehre.<br />

Scharfschützengewehre<br />

Solche „Semi Automatic Sniper Systems<br />

(SASS)“ setzen die US-Streitkräfte bereits<br />

seit den frühen 1990er Jahren ein. Ab 2005<br />

lief das Knights Armament M110 SASS zu.<br />

Das halbautomatische Selbstladegewehr<br />

im Kaliber 7,62 x 51 mm soll bei der U.S.<br />

Army die auf dem Repetiergewehr Remington<br />

700 basierende M24 und bei dem<br />

U.S. Marine Corps die ebenfalls auf der Remington<br />

700 basierende M40 ergänzen<br />

und ältere EBR ablösen.<br />

92 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

McMillan ALIAS in der CS5-Version (Concealed Subsonic/Supersonic Suppressed<br />

Sniper System) mit integriertem Schalldämpfer in .308<br />

Die Munitionsfrage<br />

Aus militärischer Sicht beschränkt sich die Frage nach leistungsfähiger Munition weitgehend<br />

auf die Wahl geeigneter Kaliber. Im Gegensatz zum polizeilichen Präzisionsschützen<br />

bestehen für den militärischen Anwender nämlich größere Einschränkungen<br />

bei der Munitionsauswahl. Denn nach herrschender Auslegung des Kriegsvölkerrechts<br />

darf er lediglich Vollmantelmunition einsetzen.<br />

Zielfernrohr-Selbstladegewehre verfügen meist über das klassische NATO-Kaliber 7,62<br />

x 51 mm. Bei den Scharfschützengewehren setzt sich mehr und mehr das Kaliber .338<br />

Lapua Magnum (8,6 x 70 mm, Anfangsgeschwindigkeit 915 m/sec, Reichweite bis<br />

1.600 m) durch. Standard-Sturmgewehre verschießen derzeit mit Masse das Kaliber<br />

5,56 x 45 mm. Als Alternative zu schweren Varianten in 7,62 x 51 mm gelten sogenannte<br />

Mittelkaliber. Viele US-Hersteller scheinen sich auf die Patrone .300 Blackout<br />

(7,62 x 35 mm) einzuschießen. Deutscherseits könnte man durchaus einen Faden der<br />

kriegserfahrenen Bundeswehr-Gründerväter aufgreifen und die Patrone 7,92 x 33 mm<br />

des Sturmgewehrs 44 zur Diskussion stellen. Aber die NATO-Standardisierung einer<br />

Mittelkaliberpatrone oder gar ein Kaliberwechsel lassen sich derzeit nicht absehen.<br />

Zumal dieser Munitionstyp aus den derzeit populären kurzläufigeren Sturmgewehren<br />

kaum mehr Wirkung bringen dürfte, als die derzeit meistgenutzte 5,56 x 45 mm-<br />

Patronen.<br />

(Foto: Jan-P. Weisswange)


RÜSTUNG & TECHNOLOGIE <br />

Operations Command<br />

derzeit ein<br />

Scharfschützen-<br />

Repetiergewehr<br />

in diesem Kaliber.<br />

Unter den Bewerbern<br />

für dieses „Precision Sniper<br />

Rifle (PSR)“-Projekt finden sich klangvolle<br />

Namen: Accuracy International (AX338),<br />

Armalite (AR-30), Ashbury (ASW338), Barrett<br />

(MRAD), Beretta (Sako TRG M10), FNH<br />

(Foto: FN Herstal)<br />

FN SCAR-H Tactical<br />

Precision Rifle<br />

99 mm) zum Einsatz. Als Halbautomat hat<br />

sich dabei das Barrett M82 durchgesetzt.<br />

Und bei den Repetierern sind in der NATO<br />

das Accuracy International AW50 sowie<br />

das PGM Hecate in Nutzung.<br />

(Foto: Jan-P. Weisswange)<br />

Sako TRG M-10 in .308 (o.) und .338 Lapua Magnum<br />

USA (Ballista, ein Unique Alpine), PGM<br />

(PGM338), Remington (Modular Sniper<br />

Rifle) oder SIG Sauer (Blaser Tactical 2).<br />

Viele Hersteller setzen bei ihren Scharfschützenwaffen<br />

gleich auf modulare Systeme, die<br />

sich in Minutenschnelle auf drei verschiedene<br />

Kaliber umrüsten lassen: .338 Lapua Magnum,<br />

.300 Winchester Magnum und .308<br />

Winchester. Das folgt<br />

sowohl einsatztaktischen<br />

als auch haushalterischen Gründen. So<br />

kann der Operator einerseits seine Waffe<br />

von einem Präzisionsgewehr für hohe<br />

Reichweiten in eine kürzere Variante für den<br />

Orts- und Häuserkampf umrüsten. Weiterhin<br />

lässt sich aufgrund der Modularität die<br />

Waffe für das Training mit der kostengünstigen<br />

.308 nutzen, während der Schütze im<br />

Einsatz die größeren, aber teureren Kaliber<br />

verschießen kann, auch wenn er hierfür<br />

natürlich andere ballistische Berechnungstabellen<br />

braucht. Für noch größere Reichweiten<br />

kommt das Kaliber .50 BMG (12,7 x<br />

Fazit<br />

Der kurze Überblick zeigt, dass es für die<br />

treffsichere Wirkung auf größere Distanzen<br />

etliche Optionen für einen zweckmäßigen<br />

Waffenmix gibt. Dieser sollte um schwere<br />

Sturmgewehre ergänzt werden.<br />

Es kommt daher vor allem auf die Ausbildung<br />

an. Bei aller Begeisterung für das<br />

(völlig zu Recht trainierte) Nahbereichsschießen<br />

dürfen klassische Schießfertigkeiten<br />

wie der gezielte Einzelschuss auf hohe<br />

Distanzen und weitere Tugenden wie Feuerdisziplin<br />

nicht in Vergessenheit geraten.<br />

Selbst die Standortschießanlagen mit ihren<br />

300-Meter-Bahnen bieten Gelegenheit,<br />

sich diesbezüglich in Übung zu halten. Dabei<br />

gilt: Nicht jeder Soldat muss ein Scharfschütze<br />

sein, aber ein guter Schütze, der<br />

mindestens seine Standardwaffen auf Distanzen<br />

von bis zu 500 Metern treffsicher<br />

einsetzen kann.<br />

<br />

Wenn es darauf ankommt.<br />

Auf unsere Munition ist Verlass.<br />

Unsere hochpräzisen Produkte<br />

ermöglichen eine wirk same<br />

Bekämpfung von unterschiedlichen<br />

Zielen in verschiedenen<br />

Situationen.<br />

Ihr Können verbunden mit unserer<br />

Munition ist unschlagbar!<br />

Besuchen Sie uns an der<br />

IWA & OutdoorClassics<br />

in Nürnberg, 8.–11. März 2013,<br />

Halle 7, Stand 117.<br />

RUAG Ammotec AG<br />

sales.ammotec@ruag.com<br />

www.ruag.com


Unternehmen & Personen<br />

genua mbh stärkt IT-Kompetenz<br />

Die genua mbh hat sich auf IT-<strong>Sicherheit</strong>slösungen<br />

spezialisiert. Das Unternehmen<br />

entwickelt Firewalls zum Schutz von Netzwerken,<br />

Lösungen zur verschlüsselten Datenübertragung<br />

via Internet, mobile Security-Lösungen<br />

sowie Fernwartungssysteme<br />

für Maschinenanlagen. Dabei geht es um<br />

IT-Lösungen mit hohen <strong>Sicherheit</strong>sanforderungen<br />

für die Industrie, Behörden und<br />

Bundeswehr. Die Firewalls genugate und<br />

genuscreen sind vom Bundesamt für <strong>Sicherheit</strong><br />

in der Informationstechnik in der<br />

anspruchsvollen Stufe EAL 4+ zertifiziert,<br />

und die genugate ist wegen des unüberwindbaren<br />

Selbstschutzes zusätzlich als<br />

Highly Resistant eingestuft – als einzige<br />

Firewall weltweit. Diese Leistungen sind nur<br />

durch eine gute Betriebskultur zu erreichen.<br />

Das Unternehmen hat im Wettbewerb<br />

„Beste Arbeitgeber in der IT 2013“ unter<br />

87 IT-Firmen den 10. Platz erzielt. „Starre<br />

Hierarchiegrenzen würden die schnelle Umsetzung<br />

guter Ideen bremsen. Wir setzen<br />

dagegen auf Teamarbeit in kleinen Gruppen<br />

mit kurzen Entscheidungswegen, damit sich<br />

alle Kollegen einbringen und Verantwortung<br />

übernehmen können“, bekräftigte Dr.<br />

Michaela Harlander, Geschäftsführerin der<br />

genua mbh.<br />

(ds)<br />

HIL fährt mit BwFuhrparkService<br />

Die BwFuhrparkService GmbH hat den<br />

Auftrag als Mobilitätsdienstleister für über<br />

350 Fahrzeuge der HIL Heeresinstandsetzungslogistik<br />

erhalten. BwFuhrparkService<br />

stellt neben Transportern auch alle Pkw und<br />

Flurförderzeuge. Weiterhin übernimmt die<br />

Gesellschaft viele Bestandsfahrzeuge der<br />

HIL GmbH in das Datenmanagement, darunter<br />

weitere Flurförderzeuge, Transporter<br />

und teilmilitarisierte Lkw. Anfang Dezember<br />

wurden die ersten neuen Fahrzeuge an<br />

die HIL übergeben.<br />

(gwh)<br />

Diehl-Flugkörper in Indien<br />

Auf der Aero India 2013 in Bangalore (6.<br />

bis 10. Februar) präsentierte Diehl Defence<br />

eine Auswahl aus seinem Programm moderner<br />

Flugkörper, die u.a. den Bedarf der<br />

indischen Luftwaffe decken könnte. Dazu<br />

gehören IRIS-T, einer der modernsten<br />

Luft/Luft-Lenkflugkörper, mit dem Kampfflugzeuge<br />

in zehn Nationen ausgestattet<br />

werden, der Seezielflugkörper RBS15 Mk3,<br />

der in die deutsche und polnische Marine<br />

eingeführt und auch als Luft/Schiff-Version<br />

für moderne Kampfflugzeuge angeboten<br />

wird, sowie die HOchleistungs-Spreng-<br />

BOmbe HOSBO, als Prototyp eines modularen<br />

Gleitflugkörpersystems zur Bekämpfung<br />

stationärer und mobiler Boden- und<br />

Seeziele mit skalierbarer Wirkung, GPS/<br />

INS-Lenkung und elektro-optische Sensoren<br />

für hohe Präzision.<br />

(gwh)<br />

Rolls-Royce Jahresergebnisse<br />

Im Geschäftsjahr 2012 stiegen der<br />

Auftragsbestand um vier Prozent, der<br />

operative Umsatz um acht und der<br />

operative Gewinn um 24 Prozent. 2012<br />

konnte eine Rekordzahl an Antriebssystemen<br />

u.a. für Großraumflugzeuge<br />

und Marineschiffe ausgeliefert werden.<br />

Im Geschäftsbereich „Militärische<br />

Luftfahrt“ wurde die STOL-Variante<br />

(Short Take Off and Vertical Landing)<br />

des Joint Strike Fighters F-35B beim U.S.<br />

Marine Corps in Betrieb genommen,<br />

die Auslieferung an das britische Verteidigungsministerium<br />

ist angelaufen.<br />

Im Geschäftsbereich „Schiffstechnik“<br />

wurden Gasturbinenausrüstungen zur<br />

Energieerzeugung und für den Antrieb<br />

der Littoral Combat Ships der U.S. Navy<br />

und der britischen Flugzeugträger der<br />

QUEEN ELIZABETH-Klasse ausgeliefert.<br />

Für das Geschäftsjahr 2013 erwartet<br />

Rolls Royce in den Geschäftsbereichen<br />

„Zivile Luftfahrt“ und „Militärische<br />

Luftfahrt“ ein moderates Wachstum.<br />

Auch in der Schiffstechnik werden<br />

2013 Steigerungsraten erwartet. (ds)<br />

Eurocopter auf Wachstumskurs<br />

Eurocopter konnte im letzten Jahr mit einer Steigerung von 15 Prozent einen Rekordumsatz<br />

von insgesamt 6,3 Milliarden Euro verzeichnen. Der Auftragseingang<br />

des vergangenen Jahres markierte mit Nettobestellungen im Wert von 5,4 Milliarden<br />

Euro den dritten Anstieg in Folge seit dem Jahr 2010. Zu den Meilensteinen<br />

gehörten u.a. die Auslieferung der ersten NH90 TTH an die französischen und<br />

belgischen Heeresstreitkräfte sowie der UH Tiger in ASGARD-Konfiguration an die<br />

Bundeswehr, die anschließend nach Afghanistan verlegt wurden. Die Bundeswehr<br />

erhielt darüber hinaus den NH90 TTH in der Konfiguration zur luftmedizinischen<br />

Evakuierung und die ersten leistungsgesteigerten CH-53GA. Für das Jahr 2013<br />

plant Eurocopter einen Auslieferungsanstieg um über 15 Prozent mit hohen Auslieferungsraten<br />

u.a. für den Transporthubschrauber NH90 und den Kampfhubschrauber<br />

Tiger. Außerdem soll das Support- und Servicegeschäft mit Wartung,<br />

Instandhaltung und Schulung vorangetrieben werden.<br />

(co)<br />

Netzwerk „UAS-Senso“<br />

EurA Consult in Aachen hat das Innovationsnetzwerk<br />

„UAS-Senso“ für die Entwicklung<br />

von Multisensor- und Missionsmanagement<br />

Systemen für unbemannte<br />

Flugsysteme für zivile UAS-Anwendungen<br />

gestartet. Im Rahmen von UAS-Senso sollen<br />

Innovationen auf dem Gebiet der Entwicklung<br />

spezialisierter Multisensor- und Missionsmanagementsysteme<br />

für Unmanned<br />

Aircraft Systems (UAS) und deren Einsatz in<br />

zivilen Bereichen entwickelt und wirtschaftlich<br />

weiter verwertet werden. (gwh)<br />

US-Verteidigungshaushalt unterzeichnet<br />

US-Präsident Barack Obama hat den „National<br />

Defense Authorization Act” mit seiner<br />

Unterschrift in Kraft gesetzt und damit<br />

Haushaltsmittel in Höhe von 633 Milliarden<br />

Dollar (475 Milliarden Euro) für das Pentagon<br />

freigegeben. 527,5 Milliarden Dollar<br />

sind für das Base Budget vorgesehen, mit<br />

dem der Grundbetrieb finanziert wird. Für<br />

Übersee-Einsätze stehen 88,5 Milliarden<br />

Dollar zur Verfügung und 17,8 Milliarden<br />

Dollar für Programme der Nationalen <strong>Sicherheit</strong><br />

in den Bereichen Energie und<br />

Nuklear-Einrichtungen. Damit ist u.a. der<br />

Einsatz in Afghanistan für ein weiteres Jahr<br />

gesichert. Wie sich etwaige Haushaltsrisiken<br />

in naher Zukunft auf den Etat auswirken,<br />

wurde nicht mitgeteilt. (gwh)<br />

Förderung für Bauhaus Luftfahrt<br />

Bauhaus Luftfahrt erhält ab Januar 2013<br />

eine institutionelle Förderung vom Bayerischen<br />

Wirtschaftsministerium in Höhe von<br />

1,5 Mio. Euro jährlich. Bislang wurde die<br />

Münchner Forschungseinrichtung auf Basis<br />

einer Projektförderung vom Freistaat unterstützt.<br />

„Das Bauhaus Luftfahrt hat sich<br />

seit seiner Gründung im Jahre 2005 zu einer<br />

hochangesehenen Institution auf dem<br />

Gebiet der Luftfahrtforschung entwickelt<br />

und leistet damit einen aktiven Beitrag, um<br />

die Vorreiterrolle Bayerns in der Luftfahrt<br />

zu sichern“, erklärte Bayerns Wirtschaftsminister<br />

Martin Zeil.<br />

(pp)<br />

IT-Infrastruktur für NATO-Hauptquartiere<br />

Cassidian hat die IT-Infrastruktur an den<br />

NATO-Standorten Brunssum (NL), Heidelberg,<br />

Ramstein und Wesel für insgesamt<br />

3.000 Nutzer geliefert und schlüsselfertig<br />

installiert. Auftraggeber war die Bundesrepublik<br />

Deutschland, die die Beschaffung<br />

im Auftrag der NATO durchführte.<br />

Die abschließende Systemabnahme erfolgte<br />

durch das BAAINBw. Die vorhandene<br />

Netzwerkinfrastruktur wurde mit<br />

gleichzeitiger Erhöhung der Kapazität<br />

und Bandbreite modernisiert. Server-Infrastruktur<br />

in Blade-Technologie, Speicherund<br />

Sicherungssystemen der neuesten<br />

Generation und Virtualisierung kennzeich-


Astrium mit weiterer Ariane-<br />

Entwicklung beauftragt<br />

Astrium, die Raumfahrtsparte der EADS,<br />

hat von der europäischen Weltraumorganisation<br />

ESA Verträge in Höhe von 108 Mio.<br />

Euro für die Entwicklung der Trägerrakenen<br />

das neue Netzwerk. Hinzu kam die<br />

Bereitstellung von Systemkomponenten<br />

wie Workstations, Laptops und Drucker<br />

sowie der Aufbau eines sicheren Druckersystems<br />

(Secure Printing). (gwh)<br />

Tochtergesellschaft in Österreich<br />

gegründet<br />

Die auf Produkte und Dienstleistungen im<br />

<strong>Sicherheit</strong>ssektor spezialisierte BSW SE-<br />

CURITY AG eröffnete zum 1. Januar 2013<br />

eine Tochtergesellschaft in Hermagor/Kärnten<br />

in Österreich. Die Geschäftsaktivitäten<br />

wurden bereits aufgenommen und für die<br />

Marktbedürfnisse vor Ort ein spezifisches<br />

Produktesortiment zusammengestellt. Dazu<br />

gehören Lösungen im Zusammenhang<br />

mit mechanischen und elektronischen<br />

Fluchtweg-, Brand- und Alarmsicherungen<br />

gepaart mit vernetzten Zutrittskontrollsystemen<br />

für Objekte. BSW SECURITY wird in<br />

absehbarer Zeit auch ihr Produktesortiment<br />

für die Nachbarländer aufbauen und vom<br />

Standort Hermagor aus vertreiben. (wb)<br />

P+S Werften nehmen Betrieb<br />

wieder auf<br />

Der Schiffbau auf den insolventen P+S<br />

Werften geht weiter. Während die Produktion<br />

der Peene-Werft in Wolgast, die mit<br />

Wirkung zum 1. Mai 2013 an die Lürssen-<br />

Gruppe verkauft wurde, durchgehend fortgeführt<br />

wurde, hat auch die Volkswerft in<br />

Stralsund am 21. Januar 2013 den Betrieb<br />

wieder aufgenommen. Das auf der Peene-<br />

Werft für Schwedens Küstenwache gebaute<br />

Küstenwachschiff soll Anfang März<br />

2013 abgeliefert werden. Auch das zweite<br />

Küstenwachschiff liegt im Zeitplan und soll<br />

Ende März 2013 übergeben werden. Die<br />

P+S Werften haben in der Vergangenheit<br />

immer auch Aufträge für Schiffe und Boote<br />

der Deutschen Marine erhalten. (ds)<br />

<strong>Sicherheit</strong>skonferenz mit<br />

TETRA geschützt<br />

Für die Münchener <strong>Sicherheit</strong>skonferenz<br />

wurde das TETRA-Funknetz der<br />

Stadt München an die erhöhten <strong>Sicherheit</strong>sanforderungen<br />

und den größeren<br />

Bandbreitenbedarf angepasst.<br />

Dafür wurde eine Cassidian Basisstation<br />

TB3c der Stadtwerke München für<br />

das <strong>Sicherheit</strong>s- und Konferenzpersonal<br />

sowie für logistische Unterstützungsleistungen<br />

eingesetztes Personal<br />

der Bundeswehr installiert und an das<br />

bestehende TETRA-Netz angeschlossen.<br />

Für die besondere <strong>Sicherheit</strong>sstufe<br />

wurden zusätzliche Authentifizierung<br />

und Luftschnittstellen-Verschlüsselung<br />

realisiert. Damit wurde über<br />

dieses Netz während der gesamten<br />

Veranstaltung sichere Kommunikation<br />

gewährleistet. Als Endgeräte für das<br />

<strong>Sicherheit</strong>spersonal stellten die Stadtwerke<br />

München erstmals die neuen,<br />

weltweit kleinsten und leichtesten TE-<br />

TRA-Funkgeräte TH1n von Cassidian<br />

zur Verfügung, die sich insbesondere<br />

für verdeckte Einsätze eignen. (gwh)<br />

halten und durch das BMVg verwaltet.<br />

Im Rahmen der Materialerhaltungsverantwortung<br />

für ausgewählte Landgeräte<br />

der Bundeswehr stellt die HIL GmbH die<br />

Instandsetzungsplanung, -steuerung und<br />

-durchführung für gegenwärtig ca. 7.000<br />

Geräte sicher.<br />

(gwh)<br />

IR-<strong>Technik</strong> von Sofradir<br />

Sofradir, das Joint Venture von Thales und<br />

Sagem Defense Sécurité, übernimmt von<br />

den Mutterkonzernen die IR-Detektorentwicklung<br />

und -Fertigungsstätten mit<br />

Infrarot-Technologien, die ursprünglich für<br />

eigene interne Zwecke entwickelt wurden.<br />

Hierzu gehören Indiumantimonid- (InSb-)-<br />

Verfahren, QWIP-<strong>Technik</strong> (Quantum Well<br />

Infrared Photodetector) als auch InGaAs-<br />

Verfahren (Indiumgalliumarsenid). Sofradir<br />

war bisher auf gekühlte MCT-Infrarotsensoren<br />

aus Quecksilber-Cadmium-Tellurid<br />

(HgCdTe) spezialisiert. Mit den neu übergebenen<br />

Technologien wird Sofradir zu einem<br />

der wenigen Hersteller, die alle Verfahren<br />

gekühlter und ungekühlter Detektoren für<br />

das gesamte IR-Spektrum abdecken. (gwh)<br />

HIL setzt weiter Landsysteme<br />

instand<br />

Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen<br />

der HIL Heeresinstandsetzungslogistik<br />

GmbH und der Bundeswehr wird zunächst<br />

bis Ende 2014 fortgesetzt. Eine entsprechende<br />

Verlängerung des Leistungsvertrags<br />

aus 2005 wurde am 30. Januar 2013<br />

vom Vizepräsidenten des Bundesamtes für<br />

Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung<br />

der Bundeswehr, Thomas Wardecki,<br />

und den Geschäftsführern der Gesellschaft,<br />

Winfried Zimmer und Jürgen Simon,<br />

unterzeichnet. Im Vorfeld der Vertragsverlängerung<br />

hatten sich die Industriepartner<br />

aus der Gesellschaft zurückgezogen. Die<br />

Gesellschaftsanteile der HIL GmbH werden<br />

seit dem 11. Januar 2013 zu 100 Prozent<br />

von der Bundesrepublik Deutschland geten<br />

Ariane 6 und Ariane 5 ME erhalten. Im<br />

Rahmen dieser Aufträge wird Astrium die<br />

ersten Entwurfs- und Machbarkeitsstudien<br />

für die künftige Ariane 6 erstellen. Die auf<br />

sechs Monate angelegte Studie soll vor Anlauf<br />

der industriellen Entwicklung das Konzept,<br />

die Architektur und die wesentlichen<br />

Eigenschaften der Rakete festschreiben,<br />

deren Grundzüge bereits festgelegt wurden.<br />

Ariane 6 soll eine modular konfigurierbare<br />

Rakete zur Beförderung von 3 bis 6,5 t<br />

Nutzlast in den geostationären Orbit werden<br />

und dabei einen Kostenrahmen von 70<br />

Mio. Euro pro Start bei gleicher <strong>Sicherheit</strong><br />

wie Ariane 5 einhalten. Ariane 5 ME (Midlife<br />

Evolution) ist eine modernisierte Ariane<br />

5 mit 20 Prozent höherer Nutzlast. (pp)<br />

Technologiemanagement bei<br />

Rolls-Royce ausgezeichnet<br />

Rolls-Royce, globaler Anbieter von Antriebssystemen,<br />

wurde vom Fraunhofer Institut<br />

für Produktionstechnologie (IPT) als eines<br />

der im Technologiemanagement besten<br />

Unternehmen in Europa ausgezeichnet.<br />

Die feierliche Verleihung des „Successfull<br />

Practice Award“ fand am 30. Januar 2013 in<br />

Vaals in der Nähe von Aachen statt. Als Unternehmen,<br />

das in den vergangenen zehn<br />

Jahren mehr als 7,5 Mrd. Pfund (rd. 8,77<br />

Mrd. Euro) in Forschung und Entwicklung<br />

investiert hat, wurde Rolls-Royce besonders<br />

für seine langfristige Herangehensweise an<br />

die Technologieentwicklung gewürdigt. Bei<br />

dem Unternehmen wurde nicht nur eine<br />

Kultur der Offenheit festgestellt, die Innovationen<br />

fördert, sondern auch die Fähigkeit,<br />

Ressourcen zu erkennen und in erfolgreiche<br />

Technologien zu kanalisieren. (pp)<br />

Europäischer Infanterist<br />

der Zukunft<br />

Die EDA hat ein Studienprogramm zur Untersuchung<br />

der vorhandenen europäischen<br />

Infanteristen-Systeme in Auftrag gegeben.<br />

Die vier Hauptthemen sind dabei: Aufklärung,<br />

Energieversorgung, Menschliche<br />

Faktoren und Überlebensfähigkeit. Die<br />

Studie will nun in diesen Themenfeldern<br />

sowohl einen Sachstandsbericht erarbeiten<br />

als auch Projekte und zukünftige Programme<br />

auf ihre mögliche Wirksamkeit<br />

und Integrationsfähigkeiten untersuchen.<br />

Ziel ist die Erstellung eines Leitfadens für<br />

künftige (eventuell gesamteuropäische)<br />

Infanteristen-Systeme. Mittelfristig sollen<br />

aus dieser Studie auch Technologieempfehlungen<br />

für die gesamten europäischen<br />

Streitkräfte entstehen.Noch bis<br />

zum 12. April dieses Jahres läuft die Ausschreibung,<br />

an der sich Unternehmen aus<br />

diesen acht europäischen Staaten bewerben<br />

können.<br />

(df)<br />

März 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

109


ÄUSSERE & ZIVILE SICHERHEIT <br />

Stromausfall durch virenverseuchte<br />

Kontrollsysteme<br />

Dorothee Frank<br />

Die wichtigsten Elemente des täglichen Lebens, allen voran Strom und Wasser, sind gleichzeitig – aus<br />

Sicht der IT-<strong>Sicherheit</strong> betrachtet – die verwundbarsten Infrastrukturen. In den USA zeigten aktuell zwei<br />

Beispiele, wie wenig Bedeutung die Betreiber von Kraftwerken dem sicheren Umgang mit ihren Systemen<br />

beimessen.<br />

Als die Software für Kraftwerke entstand,<br />

lag die Informationstechnik<br />

noch in den Kinderschuhen. Dementsprechend<br />

ging man von Insellösungen<br />

aus. Jedes Kraftwerk für sich, ohne Verbindung<br />

zur Außenwelt, dieses System schien<br />

ein Garant für die Abwehr von Malware<br />

– also schädlicher Software wie Trojaner<br />

oder Würmer – zu sein.<br />

und dennoch fand sich eine reiche Vielfalt<br />

an Malware selbst in kritischen Systemen.<br />

Der erste Fall wurde bekannt, als der Mitarbeiter<br />

des Kraftwerks, der regelmäßig mit<br />

einem USB-Stick ein Back-Up der Kontrollsysteme<br />

durchführte, kurzzeitige Unterbrechungen<br />

des Systems feststellte. Darauf hin<br />

bat der Mitarbeiter die IT-Abteilung, den<br />

USB-Stick zu untersuchen. Sobald der Stick<br />

(Foto: Travis Thurston)<br />

Das Kraftwerk scheint ein entnetztes Bollwerk auch gegen Malware zu sein, aber schon ein einziger USB-Stick<br />

kann das Gesamtsystem ausfallen lassen<br />

Als zweiter <strong>Sicherheit</strong>sfaktor galt die Spezialsoftware.<br />

Denn wie viele Hacker oder<br />

Scriptkiddies kannten sich schon mit den<br />

entsprechenden Computersprachen aus.<br />

Also einerseits kaum vorhandenes für einen<br />

Angriff notwendiges Know-how, auf<br />

der anderen Seite keine Verbindung zur<br />

Außenwelt. Sicherer konnte ein System<br />

kaum sein, so der Glaube.<br />

Dieser Glaube hält sich – zumindest in<br />

Deutschland – noch heute. Als wichtigstes<br />

<strong>Sicherheit</strong>smerkmal der Kraftwerke<br />

wird weiterhin die Isolation der Systeme<br />

genannt. So fordern bekannte politische<br />

Größen, aber auch die Leiter von Stadtwerken,<br />

vor allen Dingen die Entnetzung der<br />

Wasser- und Stromversorgung. Mit dieser<br />

Abschottung sollen dann alle Gefahren<br />

beseitigt sein.<br />

Die USA haben allerdings andere Erfahrungen<br />

gemacht und aus früheren Fällen<br />

gelernt. Im U.S. Department of Homeland<br />

Security gibt es das „Industrial Control Systems<br />

Cyber Emergency Response Team”<br />

(ICS-CERT), dessen Mitarbeiter Spezialisten<br />

für Industriesysteme und die entsprechende<br />

Software sind. Denn nicht nur die<br />

Angreifer müssen erst einmal die Sprachen<br />

beherrschen, auch die helfenden IT-Fachkräfte<br />

gibt es nur in sehr begrenzter Zahl.<br />

Malware in kritischen<br />

Systemen<br />

In zwei aktuellen Fällen berichtet das ICS-<br />

CERT Team von Infektionen bei Stromversorgern.<br />

Beide Kraftwerke waren entnetzt<br />

mit dem Computer, der über eine aktuelle<br />

Antiviren-Software verfügte, verbunden<br />

wurde, meldete das System mindestens<br />

drei Infektionen.<br />

An dieser Stelle tauchen schon die ersten<br />

IT-<strong>Sicherheit</strong>slücken auf. Denn wieso<br />

kann ein normaler Mitarbeiter mit einem<br />

normalen USB-Stick auf kritische Systeme<br />

zugreifen. Sollte dies nicht in den Händen<br />

von Admins liegen. Und wieso fanden<br />

keine regelmäßigen Untersuchungen wenigstens<br />

des Sticks statt. Es schien auch<br />

keine <strong>Sicherheit</strong>slösung für den Computer<br />

zu bestehen, auf dem der Mitarbeiter die<br />

März 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

115


ÄUSSERE & ZIVILE SICHERHEIT<br />

(Foto: Adam Kliczek/Wikipedia)<br />

Ohne IT fließt auch bei einem der größten Bauwerke der Erde, dem<br />

Hoover-Damm, nicht mehr viel Strom<br />

Updates auf den Stick lud, sonst hätte dieser<br />

bei solch alter Malware bereits Alarm<br />

gegeben. Und mittlerweile existieren sogar<br />

Virenschutzlösungen für Industrieanlagen,<br />

die Sicherung des gesamten Systems ist also<br />

keine Unmöglichkeit mehr.<br />

Bei zwei Infektionen handelte es sich um<br />

normale Malware, die angesichts der Spezialsoftware<br />

der Systeme kaum Schaden anrichten<br />

konnte. Die dritte Meldung betraf<br />

allerdings „known sophisticated Malware“,<br />

so der Bericht des ICS-CERT. Es handelte<br />

sich also um eine bekannte Schadsoftware<br />

– in die engere Auswahl käme hier Stuxnet<br />

– die für Industrieanlagen entwickelt<br />

wurde. Da Stuxnet allerdings nicht gerade<br />

neu ist, hätte ein Virenschutz ihn erkannt<br />

und geblockt. Der Wurm hätte den Stick<br />

gar nicht erst infizieren dürfen.<br />

Säuberung auf eigene Gefahr<br />

Als das ICS-CERT-Team vor Ort eintraf,<br />

musste es sich erst einmal einen Überblick<br />

verschaffen. Mehrere Maschinen hatten<br />

wahrscheinlich Kontakt zu dem infizierten<br />

Stick gehabt. Alle diese Maschinen wurden<br />

untersucht und die Drives einer Tiefenanalyse<br />

unterzogen. Es gab bereits beim ersten<br />

Augenschein Anzeichen für die Infektion<br />

von zwei technischen Workstations mit<br />

dem Spezialvirus. Bei beiden Anlagen handelte<br />

es sich um für den Betrieb unentbehrliche<br />

Elemente.<br />

Die Detailanalyse zeigte nicht nur die tatsächliche<br />

Infektion dieser kritischen Systeme,<br />

sondern auch das Nicht-Vorhandensein<br />

eines weiteren Back-Ups. Die Säuberung<br />

musste also unter größter Vorsicht erfolgen,<br />

denn jeder Fehler hätte den Ausfall<br />

der Kontrollsysteme ohne die Möglichkeit<br />

einer Rückspiegelung nach sich gezogen.<br />

Die Fachkräfte des ICS-CERT-Teams zogen<br />

darauf hin den Hersteller des Kontrollsystems<br />

hinzu, um gemeinsam nach einer den<br />

Betrieb nicht gefährdenden Möglichkeit zu<br />

suchen. Nach der erfolgreichen Säuberung<br />

der Systeme ging es – wiederum gemeinsam<br />

mit dem Hersteller – um die Installation<br />

eines Virenschutzes.<br />

„Obwohl die Implementierung von Virenschutzlösungen<br />

in die Umgebung von<br />

Kontrollsystemen eine gewisse Herausforderung<br />

darstellt, wäre sie effektiv bei der<br />

Abwehr sowohl der normalen als auch der<br />

sophisticated Malware gewesen“, so die<br />

Mitarbeiter des ICS-CERT beim Abschlussbericht.<br />

Genau hier liegt allerdings das<br />

Problem: Die meisten Kraftwerksbetreiber<br />

haben nicht die Möglichkeiten, diese Herausforderung<br />

bei der Implementierung mit<br />

eigenen Kräften zu meistern. Und dieses<br />

Problem ist nicht auf die USA beschränkt,<br />

auch die deutschen häufig im Kommunalbesitz<br />

befindlichen oder als ÖPP organisierten<br />

Stadtwerke wären dazu nicht in<br />

der Lage.<br />

Jeder Stick ist willkommen<br />

Im zweiten Fall eines amerikanischen<br />

Stromversorgers wirkte sich die Infektion<br />

vom Kontrollsystem der Turbinen auf mindestens<br />

zehn weitere Elemente des Steuerungsnetzwerks<br />

aus. Als Virenträger ermittelte<br />

das ICS-CERT-Team auch hier einen<br />

USB-Stick und mangelnde <strong>Sicherheit</strong>svorschriften.<br />

Der <strong>Technik</strong>er eines Drittanbieters<br />

hatte mit einem Upgrade auch gleich<br />

die Malware mit installiert. Wieso der Stick<br />

ohne vorherige Virenprüfung an das System<br />

angeschlossen werden durfte ist kaum<br />

verständlich. Die Infektion führte zum dreiwöchigen<br />

Ausfall der Systeme und somit<br />

auch des gesamten Kraftwerks. Angesichts<br />

der hohen Auslastung aller Stromerzeuger<br />

ließ sich die Versorgung der Bevölkerung<br />

zu den Spitzenzeiten nicht mehr vollständig<br />

gewährleisten.<br />

Das ICS-CERT fordert aufgrund der bisherigen<br />

Erfahrungen die Einführung von<br />

IT-<strong>Sicherheit</strong>sstandards und besonders<br />

strenge Vorschriften für den Umgang mit<br />

allen Speichermedien, die von außen in<br />

das System eingebracht werden. Laut den<br />

Ergebnissen einer ersten Befragung des<br />

ICS-CERT gibt es allein in den USA rund<br />

7.200 solcher Devices, die sowohl regelmäßigen<br />

Kontakt mit den Steuerungssystemen<br />

als auch mit dem Internet haben.<br />

Wenigstens diese Devices, bei denen es<br />

sich meistens um USB-Sticks handelt, sollten<br />

vor jedem Einbringen in das System<br />

einer Untersuchung unterzogen werden,<br />

fordert das ICS-CERT. Auch durch die<br />

Installation von Updates mittels nur einmal<br />

beschreibbaren Speichermedien, also<br />

CDs oder DVDs, ließe sich der Schutz der<br />

IT-Systeme deutlich erhöhen. Die Implementierung<br />

eines Virenschutzes für das<br />

Gesamtsystem sei zwar ebenfalls wünschenswert,<br />

aber hier erkennen die Fachkräfte<br />

des CERTs durchaus die Grenzen<br />

des auch für sie Möglichen.<br />

Beide Beispiele – und das ICS-CERT könnte<br />

noch viele mehr nennen – zeigen deutlich,<br />

dass der frühere Glaube an die <strong>Sicherheit</strong><br />

der Kraftwerke nicht mehr gilt. Die Malware-Schreiber<br />

beherrschen mittlerweile<br />

auch die Sprachen der Spezialsysteme und<br />

es existieren entsprechende Bedrohungen.<br />

Die Entnetzung ist wiederum zwar ein an<br />

sich guter Gedanke, der allerdings nicht mit<br />

der Realität übereinstimmt.<br />

Angriffsziele Strom<br />

und Wasser<br />

Im Jahr 2012 versorgte das ICS-CERT insgesamt<br />

198 IT-Störungen in Industrieanlagen.<br />

In 41 Prozent der Fälle handelte es sich um<br />

Anlagen aus dem energieerzeugenden<br />

Bereich. An zweiter Stelle kamen mit 15<br />

Prozent bereits Anlagen aus dem Wasser-<br />

Sektor. Gerade die beiden wichtigsten Infrastrukturen,<br />

Strom und Wasser, waren<br />

also in den USA auch am häufigsten von<br />

IT-<strong>Sicherheit</strong>svorfällen betroffen. Da die<br />

Anlagen in den USA weder wesentlich älter<br />

sind noch über andere IT-Systeme oder<br />

„unbedarftere“ Mitarbeiter verfügen als<br />

die deutschen, ist die Grundtendenz durchaus<br />

übertragbar. Ebenso wie die Forderungen<br />

des ICS-CERT nach einem verbesserten<br />

<strong>Sicherheit</strong>sbewusstsein gerade im Umgang<br />

mit mobile Devices.<br />

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116 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · März 2013

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