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Unternehmen & Personen - Europäische Sicherheit & Technik

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Inhalt<br />

Seite 31 Seite 34<br />

ABC-Abwehrkommando<br />

Die Verantwortung für die ABC-Abwehr und die<br />

ABC-Abwehrkräfte liegt erstmals in einer Hand.<br />

Gefechtsübungszentrum Heer<br />

Das Betreibermodell hat sich bewährt. Was soll das<br />

Ausbildungszentrum in Zukunft leisten können<br />

<br />

SICHERHEIT & POLITIK<br />

10 Die Mali-Krise und Europa<br />

Spiegelbild der Handlungsfähigkeit der GASP und der GSVP<br />

Joachim Spatz MdB<br />

13 Frühwarnsystem der inneren <strong>Sicherheit</strong>:<br />

Das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

Dieter Klocke<br />

18 Bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr<br />

Stellungnahme der Verteidigungspolitischen Sprecher<br />

der im Bundestag vertretenen Parteien<br />

20 Umstrittener Kampfdrohneneinsatz der USA<br />

Sidney E. Dean<br />

28 Die Allianz nicht schleichend auseinander<br />

entwickeln<br />

Rolf Clement<br />

30 Deutsche <strong>Sicherheit</strong>spolitik aus französischer Sicht<br />

Das Schönhauser Forum der BAKS<br />

Eduard Gloeckner<br />

<br />

BUNDESWEHR & STREITKRÄFTE INTERNATIONAL<br />

31 Verantwortung in einer Hand:<br />

ABC-Abwehr der Bundeswehr<br />

Henry Neumann<br />

34 Gefechtsübungszentrum Heer<br />

Erfolgreiche Einrichtung mit industrieller Betriebsunterstützung<br />

Lothar Schulz und Detlef H. Keller<br />

40 „Wir haben die einzigartige Gelegenheit, Fehler<br />

der Vergangenheit mit anderen Systemen zu<br />

vermeiden“<br />

Interview mit Generalmajor Pascal Valentin, Kommandeur<br />

European Air Transport Command (EATC), Eindhoven (NL)<br />

44 Das Marinefliegerkommando<br />

Rainer Kümpel<br />

49 Veränderungsmanagement in der<br />

Streitkräftebasis<br />

René Schüren<br />

<br />

RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

53 Erstflug des A400M-Serienflugzeugs<br />

Ulrich Rapreger<br />

55 Das Zentrum für Informationstechnik<br />

der Bundeswehr<br />

Aufgaben und Fähigkeiten<br />

Autorenteam IT-ZentrumBw<br />

61 Gladius für die Infanterie der Zukunft<br />

Gerhard Heiming<br />

62 Sachstand Fregatte Klasse 125<br />

Dieter Stockfisch<br />

66 Das LCS-Programm der U.S. Navy<br />

Beteiligung deutscher <strong>Unternehmen</strong><br />

Dieter Stockfisch<br />

71 Lagebild-Demonstrator Arbeitsplatz:<br />

„Maritime Security“<br />

Rainer Duus<br />

78 „Die BMD-Fähigkeit ist vorhanden,<br />

es gibt sie hier und heute”<br />

Interview mit Dr. George Mavko, Director European<br />

Missile Defence, Raytheon Missile Systems<br />

81 MG-Familie „FN Minimi“<br />

Jan-Phillipp Weisswange<br />

85 Multi Link-Fähigkeit U212A<br />

Achim Hänsch<br />

4 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · April 2013


Seite 45<br />

Seite 111<br />

Marineflieger<br />

Die Zusammenlegung aller fliegenden Systeme<br />

der Marine an einem Standort ist vollzogen.<br />

Raketenabwehr im Pazifik<br />

Streben die USA in Fernost eine Einhegung oder<br />

eine Einbindung Chinas an<br />

<br />

WIRTSCHAFT & INDUSTRIE<br />

91 „Wir müssen uns verstärkt global engagieren<br />

und neue Wachstumsfelder erschließen“<br />

Interview mit Bernhard Gerwert, CEO Cassidian<br />

96 CeBIT 2013:<br />

Von Big Data bis zum (kleinen) Smartphone<br />

Dorothee Frank<br />

97 Das Smartphone für die Kanzlerin<br />

Dorothee Frank<br />

98 „Spione wollen unentdeckt bleiben –<br />

in der realen Welt wie im Cyber-Raum“<br />

Interview mit Hans-Peter Bauer,<br />

Vice President Central Europe von McAfee<br />

<br />

ÄUSSERE & ZIVILE SICHERHEIT<br />

102 Neue Perspektiven für Somalia<br />

Dustin Dehez<br />

105 Netanjahus Pyrrhussieg<br />

Usahma Felix Darrah<br />

108 Tunesien in der Krise<br />

Ein politischer Mord löst Schockwellen aus<br />

Martin Pabst<br />

111 Raketenabwehr im Pazifik<br />

Instrument zur Einhegung oder Einbindung Chinas<br />

Michael Paul<br />

114 Syrienkrise und Bürgerkrieg<br />

Multiple Kollisionen von Interessen<br />

Klaus Olshausen<br />

<br />

RUBRIKEN<br />

3 Kommentar<br />

6 Umschau<br />

23 Berliner Prisma<br />

48 Standpunkt<br />

69 Typenblatt<br />

74 Informationen – Nachrichten – Neuigkeiten aus aller Welt<br />

88 Blick nach Amerika<br />

90 IT News & Trends<br />

93 <strong>Unternehmen</strong> & <strong>Personen</strong><br />

101 Nachrichten aus Brüssel<br />

109 Impressum<br />

118 Gesellschaft für Wehr- und <strong>Sicherheit</strong>spolitik<br />

120 Bücher<br />

122 Gastkommentar<br />

„Mali ist eines der ärmsten Länder der Erde. Die Analysen und Bedrohungsszenarien<br />

waren seit langem bekannt, die Menschenrechtsverletzungen<br />

und Rechtsbrüche sowohl im Süden wie auch im Norden<br />

des Landes lückenlos dokumentiert. Trotzdem konnte man sich in den<br />

Hauptstädten der EU offensichtlich nicht frühzeitig zu einem gemeinsamen<br />

Vorgehen durchringen. Stattdessen wurde so lange über potentielle<br />

Unterstützungsleistungen und Strategien diskutiert, bis sich jenes<br />

Land zum Handeln entschlossen hat, dessen nationale Interessen durch<br />

den Vormarsch der Rebellen am meisten betroffen waren.“<br />

Joachim Spatz: Die Mali-Krise und Europa, Seite 10


Kommentar<br />

Mehr Verantwortung,<br />

weniger Führung<br />

Auf seinem Antrittsbesuch in Berlin hat der<br />

neue amerikanische Außenminister John Kerry<br />

Deutschland eine herausragende Führungsrolle<br />

in Europa und in den transatlantischen Beziehungen<br />

attestiert. Das Lob von prominenter<br />

Seite stärkt das Image der Bundeskanzlerin als<br />

kühler und souveräner Krisenmanagerin, das im<br />

bevorstehenden Wahlkampf eine Rolle spielen,<br />

wenn nicht gar den Ausschlag geben dürfte.<br />

Dennoch kann es in Berlin nur mit vorsichtiger<br />

Zurückhaltung zur Kenntnis genommen<br />

werden. Was von unabhängiger Warte aus<br />

betrachtet als Führung erscheint, wird von den<br />

Betroffenen, die sie zu spüren bekommen,<br />

nämlich eher als Diktat empfunden. Jene Regierungen<br />

der Euro-Zone, die trotz schrumpfender<br />

Wirtschaftsleistung und wachsender Arbeitslosigkeit<br />

dank deutscher Beharrlichkeit ein rigides<br />

Sparprogramm umzusetzen haben, stoßen<br />

auf massiven innenpolitischen Widerstand. In<br />

manchen Ländern, allen voran Griechenland<br />

und Italien, gehören dabei Ressentiments gegen<br />

Berlin und die Bundeskanzlerin unterdessen zum<br />

Standardrepertoire der öffentlichen Debatte.<br />

Auch in deutschen Medien sind herabwürdigende<br />

Klischeevorstellungen insbesondere über die<br />

südlichen EU-Partnerländer wieder en vogue.<br />

Die friedensstiftende und den Zusammenhalt<br />

stärkende Rolle des Euro hatte man sich ursprünglich<br />

sicher anders vorgestellt.<br />

Der Versuchung, eine Führungsrolle zu spielen,<br />

ist die Bundesrepublik dabei nicht zum ersten<br />

Mal ausgesetzt. So hatte etwa George W. H.<br />

Bush 1989 kurz nach dem Antritt seiner Präsidentschaft<br />

die vage Idee einer „Partnerschaft<br />

in der Führung“ in die Welt gesetzt. Helmut<br />

Kohl ließ sich darauf nicht ernsthaft ein, da er<br />

wusste, dass dies den Prinzipien der europäischen<br />

Integration widersprach und die deutschen<br />

Möglichkeiten bei weitem überforderte.<br />

Die Zukunft der durch die Wiedervereinigung<br />

noch stärker gewordenen Bundesrepublik sah<br />

er statt dessen in außenpolitischer Mäßigung<br />

und einer engeren Einbindung in internationale<br />

Strukturen, allen voran jene der EU. Das Motiv<br />

für diese Politik mag ein rückwärts gewandtes<br />

gewesen sein. Es ist hinlänglich bekannt, dass<br />

Helmut Kohl wie schon Konrad Adenauer die<br />

Frage bewegte, welche Lehren Deutschland aus<br />

zwei verheerenden Weltkriegen zu ziehen hätte.<br />

Dennoch war seine Einschätzung, dass die Europäer<br />

der Bundesrepublik keine Führungsrolle<br />

zubilligen können und eine solche ihr qua ihres<br />

eben doch nur sehr eingeschränkten Potenzials<br />

auch gar nicht zustünde, realistisch. Mehr noch<br />

als damals kann sie heute, da die EU seither<br />

zahlreiche neue Mitglieder gewonnen hat,<br />

Gültigkeit beanspruchen.<br />

Es ist richtig, dass die deutsche Wirtschaft zu<br />

jenen in Europa zählt, die sich in der Finanzund<br />

Schuldenkrise bislang am besten behauptet<br />

haben. Diese Sonderstellung ist jedoch nur<br />

eine relative, und sie legitimiert nicht dazu, sich<br />

zum Schulmeister aufzuspielen. Die ökonomische<br />

Stabilität der Bundesrepublik ist nicht auf<br />

die Prinzipien von Fiskaldisziplin, Deregulierung<br />

und Privatisierung zurückzuführen, die man<br />

hierzulande in der Vergangenheit auch nur<br />

halbherzig befolgt hat, nun aber als Patentrezepte<br />

für die Krisenstaaten der Euro-Zone<br />

ausgibt. Es gibt kein deutsches Modell, das sich<br />

die anderen europäischen Länder zum Vorbild<br />

nehmen müssten, und noch weniger gibt es<br />

einen Königsweg zu einer vertieften Integration<br />

der EU, den sie sich von Berlin vorschreiben<br />

ließen. Wo Deutschland die Initiative ergreift,<br />

könnte daher sehr schnell genau das Gegenteil<br />

dessen erreicht werden, was man sich eigentlich<br />

vorgenommen hat.<br />

Mehr Realismus und mehr Fingerspitzengefühl<br />

ist auf dem Feld der <strong>Sicherheit</strong>s- und Verteidigungspolitik<br />

zu beobachten. Hier spricht Berlin<br />

von wachsender Verantwortung, die Deutschland<br />

zu tragen bereit ist. Einen Führungsanspruch<br />

wird daraus niemand ableiten können.<br />

Die militärischen Ressourcen, die die neu<br />

ausgerichtete Bundeswehr für internationale<br />

Einsätze zur Verfügung stellen kann, sind keineswegs<br />

zu vernachlässigen, aber eben auch<br />

nicht überbordend. Da die Streitkräfte der<br />

europäischen Partnerstaaten derzeit noch weit<br />

größere Einschnitte erleben, ist zwar damit zu<br />

rechnen, dass Deutschland mehr noch als in<br />

der Vergangenheit zur Übernahme von Verantwortung<br />

gedrängt wird. Die neuen Einsätze<br />

in der Türkei und in Westafrika können dafür<br />

als Vorboten gelten. Das militärische Gewicht<br />

der Bundesrepublik ist aber zu gering, als dass<br />

sie in der proklamierten Bündelung militärischer<br />

Fähigkeiten in Europa ein bestimmender<br />

Faktor werden könnte und sollte. Auch in der<br />

sicherheitspolitischen Willensbildung in Europa<br />

spielt Berlin bestenfalls die zweite Geige. Diese<br />

Rolle ist nicht zu beklagen, sondern dem deutschen<br />

Potenzial gemäß. Es wäre im Interesse<br />

Europas eher zu wünschen, dass die Bundesrepublik<br />

auch auf dem Gebiet der Finanz- und<br />

Wirtschaftspolitik mehr auf Verantwortung<br />

und weniger auf Führung setzt.<br />

Peter Boßdorf<br />

April 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

3


Umschau<br />

(Fotos: Thales)<br />

Gladius mit Thales-<br />

Komponenten<br />

Thales Deutschland liefert 310 Nachsichtbrillen<br />

vom Typ Lucie II D und 16 IR-Module<br />

sowie 300 UHF-Funkgeräte vom Typ SOLAR<br />

400 EG-E für die ersten 30 Infanteriesysteme<br />

„Gladius“, die unter dem Arbeitsbegriff<br />

„Infanterist der Zukunft – Erweitertes<br />

System“ (IdZ-ES) entwickelt wurden. Der<br />

Auftrag hat ein Volumen von rund 7,5 Mio.<br />

Euro und beinhaltet neben der logistischen<br />

Dokumentation und Ausbildung auch die<br />

Option auf ein zweites Los über 600 Brillen,<br />

192 IR-Module sowie 600 Funkgeräte. Die<br />

für den IdZ-ES von Thales neu entwickelte<br />

Brille Lucie II D hat neben einer optischen<br />

Leistungssteigerung des Nachtsichtanteils<br />

gegenüber dem Basismodell ein auf OLED-<br />

Technologie basierendes Daten- und Videodisplay<br />

integriert. Das UHF-Gruppenfunkgerät<br />

SOLAR 400EG-E ist das Herzstück der<br />

Kommunikationsausstattung bei Gladius.<br />

Sein integrierter, leistungsfähiger Kommunikationsprozessor<br />

ist voll IP-fähig und<br />

stellt mit insgesamt drei Schnittstellen die<br />

Verbindung zum Kernrechner am Rücken<br />

des Soldaten, im aufgesessenen Betrieb<br />

die Verbindung zum Fahrzeug und beim<br />

Gruppenführer die Verbindung zum VHF-<br />

Führungsfunkgerät her.<br />

(gwh)<br />

Für deutsches BOS-Digitalfunknetz<br />

zertifiziert<br />

Die für den Einsatz im deutschen BOS-Digitalfunknetz<br />

vorgesehenen TETRA-Funkgeräte<br />

von Cassidian haben alle Interoperabilitätsprüfungen<br />

erfolgreich bestanden und<br />

sind durch die Bundesanstalt für den Digitalfunk<br />

der Behörden und Organisationen<br />

mit <strong>Sicherheit</strong>saufgaben (BDBOS) zertifiziert<br />

worden. Damit können nun die TETRA-<br />

Korvette ERFURT in Dienst gestellt<br />

Am 28. Februar 2013 wurde die Korvette ERFURT als vierte von fünf Korvetten der<br />

Klasse K130 in Warnemünde im Beisein von Staatssekretär Rüdiger Wolf in Dienst<br />

gestellt. Mit den Korvetten erweitert die Deutsche Marine bzw. Bundeswehr ihre<br />

Fähigkeit zur weltweiten Krisenreaktion in küstennahen Seegebieten und Randmeeren.<br />

Der neueste Typ der Marine stellt einen Quantensprung in der Technologie dar.<br />

Insbesondere die hohe computergestützte Automatisierung mit mehreren redundanten<br />

Systemen sucht weltweit ihresgleichen. Dadurch kann die 88,80 m lange<br />

und 1.840 t große Korvette mit einer relativ kleinen Besatzung von nur 58 <strong>Personen</strong><br />

betrieben werden. Die Korvetten sind mit dem modernen weitreichenden schweren<br />

Flugkörper RBS15 Mk3 zur Bekämpfung von See- und Landzielen ausgerüstet. Damit<br />

besitzen die Schiffe ein beachtliches Durchsetzungsvermögen gegen ein weitgefasstes<br />

Bedrohungsspektrum.<br />

(ds)<br />

(Foto: PIZ/Mar)<br />

Modelle THR9, THR9 Ex und<br />

THR9i von Cassidian auch<br />

im deutschen Digitalfunknetzwerk<br />

betrieben werden.<br />

Das BOS-Digitalfunknetz<br />

ist mit gleichzeitig 500.000<br />

Nutzern das weltweit größte<br />

Funknetz, das auf dem TE-<br />

TRA-Standard basiert. Rund<br />

4.500 Basisstationen sowie<br />

64 Kernnetzstandorte stellen<br />

die behördenübergreifende<br />

Kommunikation sowohl im täglichen<br />

Einsatz als auch bei Großlagen sicher. (gwh)<br />

Abhörsichere mobile<br />

Kommunikation<br />

Die Secusmart GmbH hat auf der CeBIT<br />

2013 ihre neueste IT-Entwicklung für hochsichere<br />

Kommunikation, den Abhörschutz<br />

SecuSUITE, vorgestellt. SecuSUITE ist die<br />

Weiterentwicklung der abhörsicheren<br />

BSI-zertifizierten SecuVOICE-Lösung, mit<br />

der u.a. die Bundeskanzlerin und die deutschen<br />

Bundesministerien seit 2009 telefonieren.<br />

Für die <strong>Sicherheit</strong> sorgt dabei die<br />

Secusmart Security Card. Mit SecuSUITE<br />

kann jeder Nutzer auf nur einem Smartphone<br />

zwischen dem dienstlichen sicheren<br />

Bereich und dem privaten Bereich abhörsicher<br />

hin- und herschalten. Weltweit erstmals<br />

ist damit ein kombinierter Abhör- und<br />

Spionageschutz möglich; gesichert werden<br />

Sprache, SMS, E-Mails, gespeicherte Daten,<br />

persönliche Notizen sowie das Surfen<br />

im Internet.<br />

(ds)<br />

U-Boote für Kolumbien<br />

Die Kieler Werft ThyssenKrupp Marine<br />

Systems GmbH tropikalisiert die von der<br />

Deutschen Marine nach über 30 Jahren<br />

Dienstzeit außer Dienst gestellten U-<br />

(Foto: Bundeswehr)<br />

(Foto: Cassidian)<br />

Boote U 23 und U 24 (s. Foto) der Klasse<br />

206A. Die von Kolumbien gekauften und<br />

auf die Namen INTREPIDO und INDO-<br />

MABLE umgetauften, 40 m langen und<br />

500 t großen U-Boote sollen künftig vor<br />

den Küsten Südamerikas operieren. Kolumbien<br />

will die U-Boote zur Sicherung<br />

seiner Seegrenzen und Ausschließlichen<br />

Wirtschaftszone und zur Drogenbekämpfung<br />

auf See einsetzen.<br />

(ds)<br />

6 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · April 2013


(Foto: bbk)<br />

(Foto Cassidian)<br />

(Foto: FLIR)<br />

Portable Wärmebildkameras<br />

Feuerwehrleute können erheblich von<br />

Wärmebildkameras profitieren, denn mit<br />

ihrer Hilfe kann man durch Rauch hindurch<br />

sehen. Dadurch sind sie in der Lage, Menschen<br />

in einem mit Rauch gefüllten Raum<br />

aufzuspüren. Wärmebildkameras unterstützen<br />

die Feuerwehr auch dabei, den<br />

Weg in immer stärker mit Rauch verschleierten<br />

Bereichen zu finden und/oder sich in<br />

Arealen zu orientieren, die bereits gelöscht<br />

sind, aber in denen die Sicht noch durch<br />

Rauch eingeschränkt ist. Dank der Temperaturmessfunktion<br />

können Einsatzkräfte<br />

sehen, ob ein Feuer hinter einer Wand<br />

brennt. Dieses Wissen hilft ihnen dabei,<br />

gefährliche Raumexplosionen zu vermeiden.<br />

Dafür bietet der Wärmebildkamerahersteller<br />

FLIR jetzt die FLIR K40 (240x180<br />

Pixel Auflösung) und FLIR K50 (320x240<br />

Pixel) mit ihrem großen und lichtstarken<br />

4“-Display. Sie überstehen einen Sturz<br />

aus 2 m Höhe auf einen Betonboden, sind<br />

wasserbeständig gemäß IP67, einfach zu<br />

bedienen (auch mit Handschuhen) und<br />

vollständig einsatzfähig bis +85 °C. (wb)<br />

TETRA-Pager für BOS-Netz<br />

Cassidian hat den ersten Auftrag für Paging-Dienste<br />

im neuen deutschen Digitalfunknetz<br />

der Behörden und Organisationen<br />

mit <strong>Sicherheit</strong>saufgaben (BOSNet)<br />

erhalten. Mehr als 50.000 Berufs- und<br />

freiwillige Feuerwehrleute sowie weitere<br />

Rettungs- und Hilfskräfte in Hessen werden<br />

ab Ende 2014 mit dem neuen TETRA-Pager<br />

ausgestattet. Dieser ermöglicht im Gegen-<br />

Hochmoderne Sanitäts-Gerätewagen für die MTF<br />

Das thüringische Innenministerium hat Ende Februar sieben neue Gerätewagen Sanität<br />

für seine Medizinische Task Force (MTF) erhalten. Der Bund ergänzt mit diesem<br />

Konzept im Rahmen seiner Aufgabenwahrnehmung im Bereich des Zivilschutzes<br />

den Katastrophenschutz der Länder vor allem im Bereich „Großanfall von Verletzten“.<br />

Die Helferinnen und Helfer der besonderen Verstärkungseinheit sind mit dem<br />

neuen Gerät in der Lage, direkt am Katastrophenort einen Behandlungsplatz für<br />

eine erste Notfallversorgung einzurichten. Als Trägerfahrzeug dient ein MAN TGL<br />

10.220 4x2 BB, der Spezialaufbau stammt von der Wietmarscher Ambulanz- und<br />

Sonderfahrzeuge GmbH. Mit einem Gesamtwert von 154.000 Euro sind die Fahrzeuge,<br />

in denen sechs <strong>Personen</strong> Besatzung Platz finden, für einen solchen Ernstfall<br />

bestmöglich ausgestattet. Zur Ausstattung gehören unter anderem Stromerzeuger,<br />

Zelte, Heizungen, Absperrmaterial, Werkzeuge, Tragen, Defibrillatoren, Beatmungsgeräte,<br />

Verbandmaterial und eine Grundausstattung mit Medikamenten. (ww)<br />

satz zu analogen Pagern die sichere bidirektionale<br />

Kommunikation zwischen Leitstelle<br />

und Einsatzkräften. Nach Alarmierung<br />

kann der Nutzer eine direkte Rückmeldung<br />

zu seiner Verfügbarkeit geben. Diese neue<br />

Art der Alarmierung ermöglicht ein verbessertes<br />

Einsatzkräfte-Management. Zu<br />

den Endgeräten wird Cassidian außerdem<br />

sein intelligentes Terminalmanagement-<br />

Tool Taqto liefern, über das die BOS ihre<br />

im Einsatz befindlichen Geräte und deren<br />

Parameterkonfigurationen erfassen können.<br />

Taqto unterstützt zudem Remote-Updates<br />

der Pager-Firmware über gesicherte<br />

Internet-Verbindungen und erleichtert damit<br />

die Verwaltung der Pager im Einsatz<br />

erheblich.<br />

(ww)<br />

Elektromobilität bei der<br />

Bundeswehr<br />

Die BwFuhrparkService GmbH hat zwei<br />

Opel Ampera – Hybridfahrzeuge – für den<br />

Betrieb in der Bundeswehr übernommen.<br />

Im Rahmen von Pilotvorhaben untersucht<br />

die Bundeswehr Möglichkeiten zur Reduzierung<br />

der Schadstoffemissionen und<br />

des Treibstoffverbrauchs im allgemeinen<br />

Fahrbetrieb durch die Nutzung alternativer<br />

Antriebe. Mit den jetzt übernommenen<br />

Ampera sollen in Bonn und Berlin die Praktikabilität<br />

für den allgemeinen Fahrbetrieb,<br />

die Akzeptanz durch die Nutzer und die<br />

tatsächlichen Betriebskosten ermittelt werden.<br />

Im Opel Ampera versorgt ein Lithium-<br />

Ionen-Akku mit 16 kWh Kapazität den 111<br />

kW starken Elektromotor mit Energie. Je<br />

nach Fahrstil und Einsatzbedingungen können<br />

im Durchschnitt 40 bis 80 Kilometer im<br />

reinen Batteriebetrieb emissionsfrei zurückgelegt<br />

werden.<br />

(eb)<br />

Leistungsgesteigerte<br />

40-mm-Munition für Italien<br />

Rheinmetall liefert für rund 8,7 Millionen<br />

Euro 50.000 leistungsgesteigerte Gefechtspatronen<br />

im Kaliber 40 mm x 53 an<br />

die italienischen Streitkräfte. Italien ist da-<br />

(Foto: BwFPS)<br />

April 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

7


Umschau<br />

(Foto: Rheinmetall)<br />

mit bereits der dritte NATO-Mitgliedstaat,<br />

der seine Armee mit dieser Munition ausstattet.<br />

Das Auftragsvolumen beläuft sich<br />

auf Die für automatische Granatwerfer leistungsgesteigerte<br />

40mm x 53 High Velocity<br />

High Explosive Dual Purpose Insensitive<br />

Munition Electronic Self Destruct (HV HEDP<br />

IM ESD) zeichnet sich durch hohe Präzision<br />

und Wirksamkeit gegen halbharte und<br />

leicht gepanzerte Ziele aus, sie kann über<br />

80 mm Panzerstahl durchschlagen und hat<br />

eine Reichweite von 2.200 Metern. Durch<br />

einen elektronischen Selbstzerstörungsmechanismus<br />

wird eine Gefährdung durch<br />

Blindgänger minimiert.<br />

(wb)<br />

Drohnen von Cassidian<br />

Cassidian hat die Zieldarstellungsdrohne<br />

Nummer 1.000 am Standort Friedrichshafen<br />

produziert. Die Drohne des Typs DT 45<br />

ist für die Deutsche Marine bestimmt. Seit<br />

2002 baut Cassidian Zieldarstellungsdrohnen,<br />

die mit unterschiedlichsten Sensoren<br />

und Sendern ausgerüstet werden können.<br />

Mit Infrarot oder Radarstrahlern simulieren<br />

sie beispielsweise Bedrohungen durch<br />

feindliche Flugzeug- oder Raketenangriffe.<br />

Die Bundeswehr übt mit Zieldarstellungsdrohnen<br />

auf den Übungsschießplätzen in<br />

Todendorf-Putlos an der Ostsee, in Südafrika<br />

und auf Kreta. Auch Streitkräfte aus<br />

dem Mittleren Osten, aus Kanada, Südafrika<br />

und Asien nutzen die Zieldarstellung von<br />

Diehl erhält Auftrag aus Schweden<br />

Die schwedische Beschaffungsbehörde Defence Material Administration und Diehl<br />

Defence haben einen Vertrag über die Lieferung Boden/Luft-Lenkflugkörpern (SAM)<br />

für die schwedischen Streitkräfte unterzeichnet. Die neuen Luftverteidigungssysteme<br />

umfassen den IRIS-T-Lenkflugkörper, die Abschussvorrichtung und das Feuerleitsystem.<br />

IRIS-T SLM basiert auf der Entwicklung des Boden/Luft-Lenkflugkörpers<br />

IRIS-T SL für die taktische Luftverteidigung der Bundeswehr. Nach der Stationierung<br />

erlaubt das System vollständigen automatischen Betrieb rund um die Uhr.<br />

Das schwedische Heer wird die Luftverteidigungssysteme gemeinsam mit einem<br />

neuen Einsatzführungssystem sowie modernisierter Sensorik von Saab betreiben.<br />

Die Auslieferung der ersten IRIS-T SLS-Systeme soll im Jahr 2016 beginnen. Als<br />

Partner im europäischen Flugkörperprogramm hat Schweden bereits den Luft/Luft-<br />

Lenkflugkörper IRIS-T für sein Gripen-Kampfflugzeug eingeführt.<br />

(wb)<br />

(Foto: Diehl)<br />

Cassidian. Über die Herstellung der Drohnen<br />

hinaus bietet Cassidian weltweit einen<br />

kompletten Service an, der die Erstellung<br />

der taktischen Szenarien, die Drohnen, deren<br />

Verschuss sowie die Trefferauswertung<br />

umfasst.<br />

(pp)<br />

Restaurierung der H-21<br />

In der Werft des Militärhistorischen Museums<br />

auf dem Flugplatz Berlin-Gatow (Luftwaffenmuseum)<br />

ist mit der Restaurierung<br />

eines Hubschraubers des Musters Piasecki/<br />

Vertol/Boeing H-21C „Workhorse“ begonnen<br />

worden. Der Hubschrauber entstand<br />

1951 bei Piasecki und flog am 11. April<br />

1952 zum ersten Mal. Der einmotorige<br />

(Kolbentriebwerk) Hubschrauber mit Tandemrotoren<br />

konnte in dem durchgehenden<br />

Rumpf 22 Soldaten aufnehmen. Die<br />

Bundeswehr beschaffte 32 H-21C, die ab<br />

Mai 1957 zuliefen. Eine der Hauptaufgaben<br />

der H-21C, die wegen ihrer Rumpfform<br />

auch „fliegende Banane“ genannt<br />

wurde, war die Vergleichserprobung mit<br />

der Sikorsky H-34G. Die H-34G wurde Sieger,<br />

und es wurden für alle Teilstreitkräfte<br />

insgesamt 191 Exemplare beschafft. (pp)<br />

U-Boot der DOLPHIN-mod<br />

Klasse<br />

Das für Israel bestimmte U-Boot INS RA-<br />

HAV der DOLPHIN-mod-Klasse, das bei<br />

(Foto: Cassidian)<br />

(Foto: Michael Nitz)<br />

(Foto: Luftwaffenmuseum)<br />

ThyssenKrupp Marine Systems/Howaldtswerke-Deutsche<br />

Werft gebaut wird, hat<br />

8 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · April 2013


kürzlich die überdachte Bauhalle verlassen<br />

und an der Ausrüstungspier festgemacht.<br />

Dort beginnen die ersten Hafentests und<br />

der Einbau von Geräten und Ausrüstung.<br />

Das mit Außenluft unabhängigem Brennstoffzellenantrieb<br />

ausgerüstete ca. 2.300 t<br />

große konventionelle U-Boot besitzt zehn<br />

Torpedorohre; aus den größeren Rohren<br />

können auch Spezialkräfte mit Ausrüstung<br />

oder auch Unmanned Underwater Vehicles<br />

u.a zur Minenabwehr ausgebracht und eingesetzt<br />

werden.<br />

(ds)<br />

Einsatzsystem der F124<br />

wird modernisiert<br />

ATLAS ELEKTRONIK und Thales Deutschland<br />

sind vom Bundesamt für Ausrüstung,<br />

Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr<br />

(BAAINBw) beauftragt, das Einsatzsystem<br />

der deutschen Fregatten der<br />

Klasse F124 zu modernisieren. Das aus den<br />

beiden <strong>Unternehmen</strong> bestehende Konsortium<br />

„HW Regeneration CDS F124“ wird<br />

bis 2017 die Hardware des Combat Direction<br />

System (CDS, entspricht Führungs- und<br />

Waffeneinsatzsystem) erneuern sowie die<br />

Software anpassen und modernisieren. Da<br />

die Entwicklung im Bereich kommerzieller<br />

Hard- und Software mit hoher Geschwindigkeit<br />

voranschreitet, ist der Austausch<br />

erforderlich. Der Auftrag umfasst die drei<br />

Fregatten SACHSEN, HAMBURG und HES-<br />

SEN sowie das Erprobungs- und Ausbildungszentrum<br />

(EZ/AZ) in Wilhelmshaven<br />

und die Reference Maintainer and Training<br />

Site (RMTS) in Den Helder. Die Schiffe sollen<br />

zur Umrüstung nicht aus dem Dienst<br />

genommen werden müssen. (wb)<br />

(Foto: Bundeswehr)<br />

100. Eurofighter an die Luftwaffe<br />

Am 28. Februar 2013 hat Cassidian in Manching<br />

im militärischen Luftfahrtzentrum, u.a.<br />

Endfertigung deutscher Eurofighter, den<br />

100. Eurofighter mit der Kennung 31+00 an<br />

die Luftwaffe übergeben. Symbolisch händigte<br />

hierzu Bernhard Gerwert, CEO von<br />

Cassidian, Generalleutnant Karl Müllner,<br />

Inspekteur der Luftwaffe, einen Sicherungsstift<br />

des Hauptfahrwerks aus. Während in<br />

den vorhergegangenen Reden Gerbert auf<br />

den Stellenwert dieses Hochtechnologieproduktes<br />

für Europa verwies, hob Müllner die zukünftige Bedeutung des mehrrollenfähigen<br />

Kampfflugzeugs für die Schlagkraft der Luftwaffe heraus. Das bedachte<br />

Konzept der Luftwaffe bei der Ausbildung der Flugzeugführer und <strong>Technik</strong>er sowie<br />

die graduelle Erweiterung des Einsatzspektrums des Eurofighters haben sich bewährt.<br />

Dies beweist die Tatsache, dass erstmalig in der Luftwaffengeschichte nach<br />

Einführung eines Kampfflugzeugs 30.000 Flugstunden unfallfrei mit einem neuen<br />

Muster geflogen wurden.<br />

(ur)<br />

Spyware MiniDuke<br />

MiniDuke heißt die neueste Spyware, die<br />

es anscheinend vor allen Dingen auf Regierungsbehörden<br />

und -mitarbeiter abgesehen<br />

hat. Hierfür nutzte der Trojaner unter<br />

anderem ein PDF mit dem Titel „Ukraine’s<br />

NATO Membership Action Plan (MAP)<br />

Debates“, das aus dem „Center for Peace,<br />

Conversion and Foreign Policy of Ukraine“<br />

stammen soll. Somit ist nicht nur die Malware<br />

selber sehr ausgefeilt, so ist sie beispielsweise<br />

nur 20 KB groß, sondern auch<br />

die Verbreitung geschieht gezielt mit speziellem<br />

Content auf sehr hohem Niveau.<br />

Ein Trick, der anscheinend erfolgreich war.<br />

Denn die Analyse von Kaspersky Lab ergab,<br />

dass eine Reihe hochrangiger Zielpersonen<br />

von MiniDuke angegriffen wurde.<br />

Diese <strong>Personen</strong> gehören Regierungsstellen<br />

in Belgien, Irland, Portugal, Rumänien, der<br />

Tschechischen Republik und der Ukraine<br />

an. Darüber hinaus seien in den USA ein<br />

Forschungsinstitut, zwei Thinktanks und<br />

ein Dienstleister aus dem Gesundheitsbereich<br />

ebenso betroffen wie eine bekannte<br />

Forschungseinrichtung in Ungarn. „Der<br />

Backdoor-Trojaner MiniDuke ist hochspezialisiert<br />

und in der maschinennahen<br />

Sprache Assembler geschrieben. Daher ist<br />

er mit nur 20 KB sehr klein“, erklärt Eugene<br />

Kaspersky, Gründer und CEO von<br />

Kaspersky Lab. „Es ist die Kombination<br />

von klassischer Virenprogrammierung mit<br />

neuesten Exploit-Technologien sowie raffinierten<br />

Social-Engineering-Tricks, die diese<br />

in Bezug auf hochrangige Zielpersonen so<br />

gefährlich macht.“<br />

(df)<br />

„Sense & Avoid“-Sensor<br />

mit LIDAR<br />

EMT entwickelt in enger Kooperation mit<br />

dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnologie<br />

und Nutzung der Bundeswehr<br />

und dem Ingenieurbüro Spies einen<br />

sogenannten „Sense & Avoid“-Sensor der<br />

zweiten Generation mit LIDAR-Technologie<br />

(Light detection and ranging) für das<br />

taktische unbemannte Fluggerät LUNA.<br />

(Foto: EMT)<br />

(Fotos: Cassidian)<br />

Mit der LIDAR-Technologie können Luftfahrzeuge<br />

erkannt werden, die selbst nicht<br />

mit Transpondern ausgestattet sind. Der<br />

„Sense & Avoid“-Sensor wird dazu dienen,<br />

anderen in der Nähe befindlichen Luftverkehr<br />

zu erkennen und diesem gegebenenfalls<br />

automatisch auszuweichen. Mit der<br />

ergänzenden Kombination von aktivem<br />

LIDAR und dem bereits seit 2012 eingebauten<br />

Automatic Dependent Surveillance-<br />

Broadcast (ADS-B)-Transponder, der LUNA<br />

für die Flugsicherung sichtbar macht, wird<br />

die Flugsicherheit nochmals sehr deutlich<br />

gesteigert. Das modulare LUNA-System<br />

ist bereits seit dem Jahr 2000 im Einsatz<br />

und besteht aus mehreren Luftfahrzeugen/<br />

Plattformmodulen (LUNA, MUSECO und<br />

LUNA NG). Alle können zur Erhöhung der<br />

Flugsicherheit mit Transponder und LIDAR<br />

ausgestattet werden.<br />

(gwh)<br />

April 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

9


SICHERHEIT & POLITIK<br />

Bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr<br />

Henning Bartels<br />

Deutschland erwägt zum Schutz seiner Soldaten die Anschaffung auch bewaffneter Drohnen. Gegen reine Aufklärungsdrohnen<br />

wie die vom Typ „Heron“ bestehen keine Bedenken. Die Debatten, die jetzt mit besonderer<br />

Intensität in Deutschland angefangen werden, drehen sich um bewaffnete Drohnen. Dabei geht es nicht nur<br />

um die militärisch-taktischen Eigenschaften von Drohnen, sondern besonders um die moralischen, sittlichen<br />

und völkerrechtlichen Probleme, die sich aus dem Einsatz ergeben können. Im Zentrum der Diskussion steht<br />

dabei das Argument, dass die Schwelle zum Töten umso niedriger sei, je weiter weg sich die Menschen befänden,<br />

die die Waffen bedienen. Dabei spielt die Diskussion, die sich in den USA aus dem Einsatz von Kampfdrohnen<br />

gegen Terroristen in Afghanistan oder Pakistan entwickelt hat, auch bei uns eine nicht unerhebliche Rolle.<br />

ES&T hat die Verteidigungspolitischen Sprecher der im Bundestag vertretenen Parteien um eine Stellungnahme<br />

zum Thema Drohnen gebeten. Ergänzend dazu berichtet Sidney E. Dean über die US-Debatte zum Einsatz<br />

von Kampfdrohnen.<br />

Mittelfristig eine notwendige<br />

Maßnahme<br />

Ernst-Reinhard Beck MdB,<br />

Verteidigungspolitischer Sprecher<br />

der CDU/CSU-Fraktion<br />

Unsere deutschen Soldaten können mit<br />

Hilfe von Drohnen bereits heute schnell<br />

und zielgerichtet Informationen erhalten.<br />

Das ermöglicht in vielen Fällen eine bessere<br />

und umfangreichere Beurteilung der Situation<br />

vor Ort. Die Drohnen tragen damit<br />

massiv zum Schutz unserer Soldaten bei.<br />

Bei vorausschauender Planung zukünftiger<br />

Einsatzszenarien muss selbstverständlich<br />

auch die Beschaffung bewaffneter<br />

Drohnen in Betracht gezogen werden.<br />

Beim Einsatz von<br />

Drohnen als Waffensystem<br />

gelten für uns<br />

die gleichen völkerrechtlichen<br />

Grundlagen,<br />

wie für den<br />

Einsatz aller Waffen.<br />

Einen Einsatz bewaffneter<br />

Drohnen ohne<br />

Bundestagsmandat<br />

ist verfassungsrechtlich<br />

nicht möglich.<br />

Wichtig ist, dass der<br />

Einsatz bewaffneter<br />

Drohnen die Schwelle zur Gewaltanwendung<br />

nicht herabsetzt. Wenn wir unsere<br />

Soldaten durch die Einführung eines solchen<br />

Waffensystems aber einer geringeren<br />

Gefahr aussetzen, bin ich für die Beschaffung.<br />

Der Schutz unserer Soldaten hat<br />

an dieser Stelle für mich oberste Priorität.<br />

Ich bin der Überzeugung, dass die europäische<br />

wehrtechnische Industrie in Zusam-<br />

menarbeit mit den Streitkräften in der Lage<br />

ist, eine für unsere Ansprüche zugeschnittene<br />

Lösung zu entwickeln. Die Beschaffung<br />

von bewaffneten Drohnen sehe ich mittelfristig<br />

als notwendige Maßnahme, um<br />

die Bundeswehr auf dem aktuellen Stand<br />

der <strong>Technik</strong> zu halten. Darüber hinaus ist<br />

es eine sicherheits- und bündnispolitische<br />

Entscheidung, der wir uns stellen müssen,<br />

um unserer internationalen Verantwortung<br />

gerecht zu werden.<br />

Substantielle Antworten<br />

werden erwartet<br />

Elke Hoff MdB,<br />

<strong>Sicherheit</strong>spolitische Sprecherin<br />

der FDP-Fraktion<br />

Eine mögliche Beschaffung von bewaffneten<br />

unbemannten fliegenden Systemen,<br />

sogenannten Drohnen, stand in den vergangenen<br />

Wochen sowohl im Parlament<br />

als auch in den Medien auf der Tagesordnung.<br />

Wegen des Auslaufens des Leasingvertrags<br />

für den Heron 1 zum Ende des<br />

Jahres 2014 muss zeitnah über eine Nachfolge<br />

entschieden werden, damit aus Sicht<br />

der Bundeswehr für diesen Bereich keine<br />

Fähigkeitslücke entsteht. Gerade vor dem<br />

Hintergrund der Dringlichkeit einer anstehenden<br />

Entscheidung halte ich eine klare<br />

und nachvollziehbare sicherheitspolitische<br />

Begründung für die Beschaffung von bewaffneten<br />

Drohnen für zwingend geboten.<br />

Die Frage, für welche Einsätze der Bundeswehr<br />

bewaffnete Drohnen in Zukunft auf<br />

der Grundlage unserer Verfassung genutzt<br />

werden sollen, muss gerade wegen der<br />

kontroversen Debatte über gezielte Tötungen<br />

durch andere Staaten im Kampf gegen<br />

den internationalen<br />

Terrorismus beantwortet<br />

werden.<br />

Alleine die Begründung<br />

„Deutschland<br />

darf technologisch<br />

den Anschluss nicht<br />

verlieren“ reicht dafür<br />

zunächst nicht<br />

aus, da es sich bei<br />

der anstehenden<br />

Entscheidung um<br />

eine Kauflösung<br />

und nicht um die<br />

Entwicklung eines eigenen deutsch-europäischen<br />

Systems handelt. Außerdem sollte<br />

dargelegt werden, was die Beschaffung von<br />

bewaffneten Drohnen konzeptionell für den<br />

Einsatz bereits vorhandener fliegender Plattformen<br />

sowie für die Beschaffung neuer<br />

Varianten bereits eingeführter Systeme, wie<br />

z.B. die 3. Tranche des Eurofighters, bedeutet.<br />

Sollte in absehbarer Zukunft auch die<br />

Entscheidung für eine eigene europäische<br />

Entwicklung fallen, müssen schon heute<br />

die bisher nicht vorhandene Zulassung von<br />

schweren unbemannten Luftfahrzeugen für<br />

den Betrieb im zivilen gesamteuropäischen<br />

Luftraum geklärt sein, damit dies überhaupt<br />

Sinn macht. Außerdem sollte auch das breite<br />

Spektrum ziviler Nutzungsmöglichkeiten<br />

beispielsweise zum Aufspüren von Umweltschäden<br />

oder der Überwachung von<br />

Energie-Infrastruktur dargestellt werden.<br />

Die FDP-Bundestagsfraktion verschließt sich<br />

keinesfalls der Einführung dieser neuen und<br />

für den Schutz unserer Soldaten sinnvollen<br />

Technologie, allerdings sollten die vorhandenen<br />

Fragen vorher substanziell beantwortet<br />

werden.<br />

18 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · April 2013


SICHERHEIT & POLITIK <br />

„Kein schlichtes ja/nein“<br />

Rainer Arnold MdB,<br />

Verteidigungspolitischer Sprecher<br />

der SPD-Bundestagsfraktion<br />

Unbemannten Flugzeugen – zivil und militärisch<br />

– gehört die Zukunft. Sie sind verhältnismäßig<br />

preiswert, brauchen weder<br />

fliegendes Personal noch Eigenschutz. Das<br />

Vorhaben der Bundesregierung allerdings,<br />

jetzt bewaffnete Drohnen zu beschaffen,<br />

macht politisch keinen Sinn. Die Bundeswehr<br />

hat weder eine aktuelle Fähigkeitslücke<br />

noch verfügt die Luftwaffe über ein<br />

Konzept, in welchen Szenarien Drohnen<br />

notwendig sind und wie sie eingesetzt<br />

werden sollen. Es gibt derzeit in Europa<br />

nicht einmal Regularien, wie Drohnen in<br />

den Luftraum integriert werden können.<br />

Bevor über die Anschaffung solcher Systeme<br />

entschieden wird, brauchen wir vielmehr<br />

eine gesellschaftspolitische Debatte<br />

darüber ob, wann und wie wir bewaffnete<br />

Drohnen einsetzen wollen. Hier stehen<br />

völkerrechtliche und ethische Fragen im<br />

Vordergrund. Die illegalen Drohnenangriffe<br />

der USA in Jemen und in Pakistan<br />

verdeutlichen die Notwendigkeit, solche<br />

Einsätze einzugrenzen, ob im Völkerrecht<br />

oder durch Instrumente der Rüstungskontrolle.<br />

Die Gefahr, dass am Ende dieser technologischen<br />

Entwicklung automatisierte Systeme<br />

stehen, die vom Schreibtisch aus auf<br />

bestimmte Merkmale hin programmiert<br />

werden, sehe ich mit großer Besorgnis. Zu<br />

dieser Debatte gehört deshalb eine klare<br />

völkerrechtliche Ächtung von vollautomatisierten<br />

Systemen.<br />

Wir müssen uns aber auch fragen, ob der<br />

Einsatz von Drohnen nicht die Schwelle für<br />

Auslandseinsätze von Parlamenten und Regierungen<br />

senkt. Werden eigene Soldaten<br />

gar nicht gefährdet, verändert dies auch die<br />

Kriegführung der Militärs – möglicherweise<br />

wird rascher über einen tödlichen Einsatz<br />

entschieden.<br />

Sollte sich am Ende dieser Debatte erweisen,<br />

dass bewaffnete oder waffenfähige<br />

Drohnen einen wichtigen und angemessenen<br />

Beitrag zu einer umfassenden<br />

<strong>Sicherheit</strong>s- und<br />

Verteidigungspolitik<br />

darstellen, muss<br />

immer noch eine<br />

gezielte Kooperation<br />

zwischen Großbritannien,<br />

Frankreich<br />

und Deutschland zur<br />

Entwicklung dieser<br />

Systeme eingeleitet<br />

werden. Ein Kauf<br />

von der Stange auf<br />

dem amerikanischen<br />

Markt würde den Weg für eine mögliche<br />

europäische Lösung erschweren, wenn<br />

nicht gar verbauen. Solange kann die<br />

Bundeswehr die bislang geleasten Aufklärungssysteme<br />

Heron weiterverwenden.<br />

Weil Frankreich über die gleichen Systeme<br />

verfügt, ist eine europäische Kooperation<br />

zwischen Deutschland und Frankreich bei<br />

der Entwicklung von Drohnen auch später<br />

immer noch möglich. Das würde auch industriepolitisch<br />

Sinn machen.<br />

Erforderliche Debatte<br />

Omid Nouripour MdB,<br />

Sprecher für <strong>Sicherheit</strong>spolitik der<br />

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen<br />

Bewaffnete Drohnen werden heute sehr<br />

häufig von den USA für extra-legale gezielte<br />

Tötungen eingesetzt. Dies lehnen<br />

wir grundlegend ab. Wir erwarten von<br />

der Bundesregierung, dass sie sich für<br />

eine internationale Ächtung solcher Einsätze<br />

engagiert. Gleichzeitig muss sie<br />

sich dafür einsetzen, dass internationale<br />

Regularien für die Einsätze unbemannter<br />

Systeme präzisiert und gestärkt werden.<br />

Verteidigungsminister de Maizière spricht<br />

sich für die baldige Anschaffung von bewaffneten<br />

Drohnen auch für die Bundeswehr<br />

aus. Bereits im März sollen hierzu<br />

erste Entscheidungen fallen. Dieses Vorgehen<br />

ist falsch und nicht verantwortbar.<br />

Noch immer sind viele Fragen bezüglich der<br />

Anschaffung von Drohnen ungeklärt: Wie<br />

verändert ihr Einsatz die Hemmschwelle<br />

der Kriegsführung Welche Auswirkungen<br />

hat er auf die Art und Weise der Kriegführung<br />

insgesamt Was passiert, wenn<br />

künftige Systeme nicht nur unbemannt,<br />

sondern auch autonom agieren Hierzu<br />

ist eine umfassende gesellschaftliche<br />

Debatte erforderlich, um alle rechtlichen<br />

und ethischen Fragen zum Einsatz solcher<br />

Systeme zu diskutieren, anstatt blind technologischen<br />

Entwicklungen zu folgen.<br />

Noch im letzten Jahr hatte auch Verteidigungsminister<br />

de Maiziere eine breite öffentliche<br />

Debatte angeregt, doch nun will<br />

er innerhalb kürzester Zeit Fakten schaffen.<br />

Ein solches Vorgehen ist unglaubwür-<br />

dig, und es wird den möglichen Folgen<br />

und Risiken dieser neuen Technologien<br />

nicht gerecht. Daher lehnen wir die derzeitigen<br />

Beschaffungspläne der Bundesregierung<br />

für Kampfdrohnen ab.<br />

Kampfdrohnen:<br />

Unangenehme Fragen<br />

Paul Schäfer MdB,<br />

Verteidigungspolitischer Sprecher<br />

der Fraktion DIE LINKE<br />

Bereits Mitte des vergangenen<br />

Jahres hatte<br />

Verteidigungsminister<br />

Thomas de Maizière eine<br />

Debatte um die Beschaffung<br />

von Kampfdrohnen<br />

angekündigt. Dass<br />

sie nun ernsthaft geführt<br />

wird, ist allerdings<br />

nicht sein Verdienst:<br />

Auf die Tagesordnung<br />

des Parlaments kam die<br />

Angelegenheit auf Antrag<br />

der Fraktion DIE<br />

LINKE – weil die Antwort der Bundesregierung<br />

auf eine Kleine Anfrage sich<br />

liest, als sei der Kauf bereits beschlossene<br />

Sache. Transparenz geht anders.<br />

Die Zurückhaltung hat Gründe, denn mit<br />

dem Thema Kampfdrohnen sind unangenehme<br />

Fragen verbunden. So werden sie<br />

für die Landesverteidigung nicht benötigt,<br />

vielmehr sind sie ein klassisches Instrument,<br />

um in weit entfernten Guerillakriegen mit<br />

technologischer Überlegenheit aufzutrumpfen.<br />

Soll die Bundeswehr am Grundgesetz<br />

vorbei zur Aufstandsbekämpfungsarmee<br />

umgebaut werden Auch ethische<br />

Fragen brechen auf, etwa die nach zivilen<br />

Opfern (für den Drohnenkrieg der USA<br />

in Pakistan sind mehrere Hundert belegt)<br />

und nach der Legitimität gezielter Tötungen,<br />

die ja nicht einfach die Alternative<br />

zu Flächenbombardements sind, sondern<br />

die rechtlich hochproblematische Exekution<br />

eines Todesurteils, das ohne Gerichtsverfahren<br />

gefällt wurde. Und schließlich<br />

gibt es völkerrechtliche Probleme, Stichwort<br />

Unverletzlichkeit des Luftraums.<br />

Das alles lässt sich nicht so lapidar abbügeln,<br />

wie der Minister es tut. Vor allem<br />

aber ist nicht die Frage, ob irgendwann alle<br />

Drohnen haben oder alle außer der Bundeswehr.<br />

Von Atomwaffensperrvertrag bis<br />

Streubomben- und Landminenkonvention<br />

reichen die Beispiele, die zeigen, dass internationale<br />

Einigkeit und nationale Entwicklungs-<br />

und Produktionsverbote Wirkung<br />

entfalten können. Hier, und nicht beim<br />

angeblich alternativlosen Laufen mit der<br />

Masse, liegt die Aufgabe der Bundesregierung.<br />

<br />

April 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

19


RÜSTUNG & TECHNOLOGIE <br />

Erstflug des A400M-Serienflugzeugs<br />

(Foto: U. Rapreger)<br />

Ulrich Rapreger<br />

Drei Jahre und drei Monate nachdem<br />

der Prototype MSN01 des Transportflugzeugs<br />

A400M seinen Jungfernflug<br />

absolvierte hatte, hob am 6. März 2013<br />

das erste Serienflugzeug (MSN07) in Sevilla<br />

zum Testflug ab. Nach Abschluss weiterer<br />

Prüfflüge durch das Flight Test Centre<br />

in Sevilla wird das Flugzeug offiziell an die<br />

französische Luftwaffe übergeben. Deren<br />

Testpiloten führen dann drei bis vier Abnahmeflüge<br />

in Sevilla durch und verlegen<br />

anschließend die Maschine nach Orléans-<br />

Bricy. Voraussetzung für die Übergabe an<br />

Frankreich ist die bereits erteilte volle zivile<br />

Musterzulassung (Type Certification, TC)<br />

durch die European Aviation Safety Agency<br />

(EASA) und die in Kürze erwartete militätische<br />

Zulassung (Initial Operating Clerance,<br />

IOC) durch das Certification and Qualification<br />

Committee (CQC), das sich aus<br />

Vertretern der Nationen und der OCCAR<br />

zusammenstezt.<br />

Programmstand<br />

Erstes Serienflugzeug A400M (MSN07) für Frankreich beim nahezu sechsstündigen<br />

Testflug<br />

Testprogramm<br />

Seit dem Erstflug im Dezember 2009 wurden<br />

mit den fünf Testflugzeugen (MSN01<br />

bis 04 und 06) bei über 1.600 Flügen ca.<br />

4.750 Stunden geflogen. Von Zwischenfällen<br />

mit den Triebwerken abgesehen hat die<br />

A400M im Verlauf der Testflüge eine hohe<br />

Standfestigkeit bewiesen.<br />

Bezogen auf alle fünf Prototypen der<br />

A400M liegt der Schwerpunkt des Erprobungsprogramms<br />

jetzt u.a. bei der Erweiterung<br />

des klimatischen Einsatzbereichs, Tests<br />

der militärischen Kommunikationsanlage<br />

sowie der passiven/aktiven Selbstschutzeinrichtungen,<br />

Ermittlung der Radarrückstrahlfläche,<br />

Be- und Entladen unterschiedlichster<br />

konnten an der MSN5001 bei der IABG<br />

in Dresden abgeschlossen werden. Mit<br />

Abschluss der dynamischen Tests wird die<br />

geplante Lebensdauer um das 2,5-fache<br />

überschritten worden sein.<br />

Produktion/Auslieferung<br />

In den Docks der Final Assembly Line in<br />

Sevilla befinden sich zurzeit MSN08 bis<br />

MSN12. Bis Ende 2014 sollen insgesamt<br />

14 A400M an vier Nationen, einschließlich<br />

Deutschland, ausgeliefert werden. Die militärische<br />

Freigabe wird von der Initial Operating<br />

Clearance (MSN07 bis 09) bis zur Standard<br />

Operating Clearance (SOC) 1 (MSN10<br />

bis 20) aufwachsen. Alle Transporter werden<br />

fortlaufend teilweise in Sevilla und<br />

hauptsächlich bei den Nationen auf den<br />

jeweils gültigen SOC-Stand nachgerüstet.<br />

Alle voll integrierten militärischen Fähigkeiten<br />

(SOC 3) werden 2019 voraussichtlich<br />

ab der MSN120 erreicht werden. Ab 2016<br />

wird die Produktionsrate so hochgefahren,<br />

dass jährlich bis zu 28 Transporter zur Auslieferung<br />

kommen können.<br />

(Foto: Airbus Military)<br />

Am „Loadmaster Workstation Trainer” erhalten die Ladungsmeister<br />

eine umfangreiche Ausbildung u.a. zum punktgenauen Absetzen von<br />

Personal und Material<br />

Während bislang das Testprogramm und<br />

die Aufnahme der Serienproduktion im<br />

Mittelpunkt standen, rücken die angelaufenen<br />

vorbereitenden Maßnahmen in den<br />

Fokus. Dazu zählen die Übergabeverfahren<br />

der Serienmaschinen an den Nutzer, Ausbildung<br />

von Besatzungen sowie <strong>Technik</strong>ern<br />

und auf Seiten der Nationen Infrastrukturmaßnahmen,<br />

Instandhaltungsverträge sowie<br />

Ersatzteilbevorratung.<br />

Fracht, Absetzen von Personal und Material<br />

sowie erweiterte Luftbetankung.<br />

Weit über die Hälfte der vorgesehenen<br />

25.000 dynamischen Belastungszyklen<br />

Ausbildung<br />

Für die Grundlagenausbildung wurde in<br />

Sevilla das International Training Centre<br />

(ITC) errichtet. Auf 12.000 m² verteilen sich<br />

sechs Simulatoreinheiten, 22 Ausbildungsräume<br />

und diverse Ausbildungseinrichtungen,<br />

die durch die EASA eine Zertifizierung<br />

erhalten haben. Grundsätzlich bietet das<br />

ITC den Nationen die Möglichkeit, die komplette<br />

Ausbildung in Sevilla durchzuführen.<br />

Frankreich, Großbritannien und Deutschland<br />

haben sich jedoch für die Einrichtung<br />

von eigenen „National Training Centres<br />

(NTC)“ in Orléans, Brize Norton und Wunstorf<br />

(Lufttransportgeschwader 62, LTG<br />

62) entschlossen und greifen nur in der<br />

April 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

53


RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

(Graphiken: mawibo-media media)<br />

Bereits im Produktionsprozess mit Auslieferung in:<br />

Land 2013 2014 2015<br />

MSN07/08/10<br />

Anfangsphase auf das ITC zurück. Großbritannien<br />

hat bereits im März 2013 für eine<br />

Laufzeit von 18 Jahren mit „A400M Training<br />

Services Ltd” (Airbus Military/Thales UK) einen<br />

Vertrag über die Ausbildung von Besatzungen<br />

und <strong>Technik</strong>ern in Brize Norton<br />

abgeschlossen.<br />

Installiert oder im Zulauf sind beim ITC und<br />

den NTC Computer Based Training (CBT),<br />

Cockpit Maintenance Operations System<br />

(CMOS), Loadmaster Workstation Trainer<br />

(LMWST), Full Flight Simulator (FFS), Flat<br />

Panel Flight Training Device (FPFTD) und<br />

Cargo Hold Trainer-Enhanced (CHT-E).<br />

Zurzeit befinden sich im ITC 18 <strong>Technik</strong>er<br />

sowie fünf Ladungsmeister in der theoretischen<br />

und praktischen Ausbildung. Da der<br />

A400M Full Flight Simulator in Sevilla noch<br />

kurz vor der Endabnahme steht, erhalten<br />

MSN11/12/14/15/19<br />

MSN09 MSN13 MSN23/27/28<br />

MSN16/17/20<br />

MSN18<br />

MSN21/24/25/26<br />

MSN29*<br />

MSN22<br />

Summe 4 10 9** (21***)<br />

*<br />

**<br />

***<br />

Militärische<br />

Freigabe<br />

IOC*<br />

SOC** 1<br />

SOC 1.5<br />

SOC 2.0<br />

SOC 2.5<br />

SOC 3<br />

*<br />

**<br />

***<br />

Deutschland erhält 2015 insgesamt fünf A400M<br />

Die Teilefertigung ist bereits bis MSN29 angelaufen<br />

13 weitere A400M (MSN30 bis 42) sind 2015 für eine Auslieferung geplant<br />

Voll integrierte Fähigkeiten ab Lfz Jahr<br />

Transport von Truppen, Fahrzeugen,<br />

militärischen Paletten bis zur garantierten<br />

Nutzlast von 32 Tonnen***<br />

Absetzen aus der Luft (eingeschränkt),<br />

Selbstschutz (eingeschränkt)<br />

Absetzen aus der Luft, Selbstschutz, Luftbetankung<br />

(eingeschränkt)<br />

Erweitertes taktisches Einsatzspektrum,<br />

zusätzliche Leistungssteigerungen<br />

Volles Luftbetankungsspektrum,<br />

Such- & Rettungsdienst<br />

MSN07 2013<br />

MSN10 2013<br />

MSN21 2015<br />

MSN45 2016<br />

~ MSN90 2017<br />

Tiefflug<br />

~ MSN120 2019<br />

Initial Operating Clearance<br />

Standard Operating Clearance<br />

Neben der garantierten Nutzlast von 32 Tonnen können vom Nutzer zusätzlich 5 Tonnen<br />

in Form von nationaler Zusatzausrüstung (z.B. Verzurrmaterial, erweiterte Selbstschutzsysteme)<br />

mitgeführt werden, so dass die Gesamtnutzlast 37 Tonnen beträgt<br />

vier Flugzeugführer der französischen Luftwaffe<br />

eine Einweisung auf dem A380-Simulator<br />

in Toulouse.<br />

Trotz aller perfekten Vorbereitung am Boden<br />

müssen natürlich für die Musterberechtigung<br />

der Besatzungen ein bis zwei<br />

Ausbildungsflüge durchgeführt werden.<br />

Für diese ist die MSN6 vorgesehen, die mit<br />

nahezu Serienstandard ausgestattet ist.<br />

Logistik<br />

Zur Einführung und Aufnahme des Flugbetriebs<br />

gehören fliegerische und technische<br />

Handbücher sowie Checklisten, die nahezu<br />

vollständig erstellt sind. Sie sind die Voraussetzung<br />

für die Aufnahme des Flugbetriebs<br />

sowie Wartung/Instandhaltung der ersten<br />

A400M bei der französischen Luftwaffe.<br />

Weiter befinden sich gemäß „A400M<br />

Launch Contract“ Bodendienstgeräte und<br />

technische Überwachungs-/Betriebssysteme<br />

(z.B. Helpdesk) im Zulauf. Die ersten Ersatzteilpakete<br />

sind in Orléans eingelagert.<br />

Für die Aufnahme des Flugbetriebs hat<br />

Frankreich im März 2013 einen Vertrag<br />

über einen Initial „In-Service Support (ISS)“<br />

für die Dauer von 18 Monaten abgeschlossen.<br />

Dieser beinhaltet industrielle Wartungs-/<br />

Instandhaltungsunterstützung und<br />

Ersatzteilmanagement durch Airbus Military<br />

in Orléans sowie einen werksseitigen<br />

Informationsdienst bei der Störbehebung.<br />

Für den Zeitraum danach hat Airbus Military<br />

im November 2012 Frankreich und<br />

Großbritannien ein Angebot über einen<br />

langfristigen binationalen ISS vorgelegt,<br />

über den in der zweiten Hälfte dieses Jahres<br />

entschieden werden soll.<br />

Luftwaffe<br />

Im Rahmen des Testprogramms haben sich<br />

neben Testpiloten der Wehrtechnischen<br />

Dienststelle 61 einige Piloten der Transportgeschwader<br />

bereits von dem Leistungsvermögen<br />

und der leichten Handhabbarkeit<br />

der A400M überzeugen können. Nur ein<br />

kleiner Kern der Piloten wird bis zum Jahr<br />

2014 die Musterberechtigung erhalten.<br />

Dafür beginnen ab Herbst 2013 die ersten<br />

Ausbildungsabschnitte für Piloten, <strong>Technik</strong>er<br />

und Ladungsmeister am Airbus Military<br />

International Training Center (ITC) in Sevilla.<br />

Dieses Personal ist dann primär für die weitere<br />

Verwendung als „Kader-Personal“ im<br />

NTC beim LTG 62 vorgesehen.<br />

In Wunstorf laufen umfangreiche Maßnahmen<br />

zum Bau von Hallen, einem Lehrsaalgebäude<br />

für das NTC und einem Simulatorgebäude.<br />

Während die Infrastruktur<br />

deutlich Formen annimmt, sind Fragen des<br />

Betriebs des NTC, der personellen Ausstattung<br />

sowie der Ausgestaltung des Lehrbetriebs<br />

noch nicht endgültig entschieden.<br />

Ebenfalls noch nicht geregelt ist der langfristige<br />

„In-Service Support“. Eine entsprechende<br />

Ausschreibung hierfür – zumindest<br />

für eine befristete Anfangsabdeckung von<br />

einigen Jahren – befindet sich in Vorbereitung.<br />

Die offen stehende Option einer<br />

Beteiligung am französisch-britischen<br />

ISS-Vertrag mit Airbus Military wird vom<br />

größten A400M-Kunden jedoch nach wie<br />

vor nicht verfolgt; man setzt auf national<br />

eigenständige Lösungsansätze.<br />

Da die Luftwaffe erst Ende 2014 die dann<br />

zwölfte Serienmaschine erhält, wird die<br />

Luftwaffe sicherlich die Chance nutzen<br />

und frühzeitig der französischen Luftwaffe<br />

bei der Aufnahme des Flugbetriebs<br />

über die Schulter schauen, um daraus für<br />

die eigene Einführung ihre Erkenntnisse zu<br />

gewinnen.<br />

<br />

54 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · April 2013


RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

Das LCS-Programm der U.S. Navy<br />

Beteiligung deutscher <strong>Unternehmen</strong><br />

Dieter Stockfisch<br />

Das Programm der U.S. Navy zum Bau von Littoral Combat Ships (LCS) für den Einsatz in Küstengewässern<br />

(Littorals) unter asymmetrischen Bedrohungen ist einzigartig, denn es wurden im Wettbewerb zwei unterschiedliche<br />

Schiffstypen/Klassen entwickelt: Die LCS der FREEDOM-Klasse (LCS-1) mit konventionellem<br />

Schiffsrumpf (monohull) nach dem Design von Lockheed Martin und die LCS der INDEPENDENCE-Klasse<br />

(LCS-2) als Trimaran nach dem Design von General Dynamics. Beide Schiffe sind aus Stahl-Aluminium (Aufbauten)<br />

konstruiert und wurden als Prototypen gebaut. Ursprünglich sollten 55 LCS gebaut werden, doch<br />

wegen Budgetkürzungen und Kostenüberschreitungen ist vorerst der Bau von zehn Schiffen pro Klasse<br />

geplant.<br />

Die USS FREEDOM (LCS-1) wurde<br />

bereits 2008 und die USS FORT<br />

WORTH (LCS-3) soll Mitte 2013 in<br />

Dienst gestellt werden. Von den Trimaranen<br />

wurde die USS INDEPENDENCE (LCS-<br />

2) 2010 in Dienst gestellt und die USS CO-<br />

RONADO (LCS-4) soll Ende 2013 der U.S.<br />

Navy übergeben werden.<br />

FREEDOM-Klasse (LCS-1)<br />

(Foto: U.S. Navy)<br />

Das LCS-1 ist ein Mehrzweckschiff, das<br />

speziell für vielfältige Missionen in Küstengewässern<br />

bzw. Flachwassergebieten konstruiert<br />

wurde. Im Gegensatz zum LCS-2 besitzt<br />

das nach Stealth-Technologien gebaute<br />

Schiff einen konventionellen Rumpf. Die<br />

Aufbauten sind aus Aluminium gefertigt.<br />

Nach den konzeptionellen Einsatzvorgaben<br />

der US-Maritime Strategy („A<br />

Cooperative Strategy for 21st Century<br />

Seapower“) sollen die Schiffe als Einsatzverband<br />

(drei Schiffe) in Küstengewässern<br />

operieren, um diese Gewässer von<br />

gegnerischen Kräften bzw. Bedrohungen<br />

frei zu halten und damit die Operationen<br />

der U.S. Navy, die gegen gegnerische<br />

Küsten operieren, zu unterstützen. Dazu<br />

zählen die Fähigkeit zur U-Jagd und Minenabwehr,<br />

zur Bekämpfung von kleinen<br />

Überwasserzielen und zu humanitären<br />

Einsätzen in Küstengewässern. Für ihre<br />

Einsätze werden die Schiffe je nach Mission<br />

mit Missionsmodulen (U-Jagd, ASW;<br />

Minenabwehr, MCM; Überwasserkampf,<br />

ASuW) ausgerüstet, die flexibel und in<br />

kurzer Zeit eingerüstet und wieder ausgerüstet<br />

werden können. Das Flugdeck mit<br />

Hangar bietet ausreichend Platz für zwei<br />

Hubschrauber. Eine Heckrampe und eine<br />

Seitenrampe sind für die Anbordnahme<br />

der Missionsmodule vorgesehen. Zwei<br />

11-m-Festrumpfschlauchboote (Rigid Hull<br />

Das LCS-1 USS FREEDOM<br />

Inflatable Boat, RHIB) dienen zum Einsatz<br />

von Spezialkräften.<br />

Die USS FREEDOM hat nach ihrer Indienststellung<br />

2008 lange Werftliegezeiten<br />

absolvieren müssen. Bei den ersten<br />

Erprobungs- und Einsatzfahrten waren<br />

Korrosionsschäden und Risse in den Aluminiumaufbauten<br />

sowie Wassereinbrüche<br />

in den Ankereinrichtungen und Wellenaustritten<br />

aufgetreten. Zudem bedurften der<br />

Hangar für die Bordhubschrauber und die<br />

Aussetzvorrichtungen für die verschiedenen<br />

Missionsmodule einer grundlegenden<br />

Erneuerung. Diese Schäden bzw. Erneuerungen<br />

sind inzwischen behoben bzw.<br />

durchgeführt worden. Auch wurde das<br />

Einsatzkonzept für die LCS überarbeitet.<br />

Die Besatzungsstärke soll von 50 auf 60<br />

<strong>Personen</strong> erhöht werden. Da den Schiffen<br />

die Fähigkeit fehlt, sich gegen Anti-Ship-<br />

Cruise Missiles zu verteidigen, ist eine Nach-<br />

Technische Daten LCS-1<br />

Länge<br />

115,30 m<br />

Breite<br />

17,50 m<br />

Tiefgang 4,10 m<br />

Verdrängung 3.089 t<br />

Besatzung 50<br />

Antrieb<br />

CODAG-Antrieb<br />

Geschwindigkeit 45 kn<br />

Reichweite 3.500 sm/14 kn<br />

Bewaffnung 3 x Netfires NLOS-LS für<br />

SSM-FK<br />

1 x RAM<br />

1 x 57-mm-Geschütz<br />

2 x 30-mm-Geschütze<br />

VDS-Sonar<br />

(vorgesehen)<br />

Hubschrauber/UAV<br />

Missionsmodule<br />

66 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · April 2013


Das LCS-2 USS INDEPENDENCE<br />

Der Hochgeschwindigkeitskatamaran Joint High Speed Vessel<br />

rüstung mit Harpoon-Flugkörpern und der<br />

Austausch des 57-mm-Geschützes gegen<br />

ein 76-mm-Geschütz planerisch vorgesehen.<br />

USS-FREEDOM verlegt voll einsatzfähig<br />

im Frühjahr 2013 für zehn Monate nach<br />

Singapur, um die Präsenz der U.S. Navy im<br />

asiatisch-pazifischen Raum zu verstärken.<br />

INDEPENDENCE-Klasse<br />

(LCS-2)<br />

Das LCS-2 mit dem Trimaran-Rumpf basiert<br />

im Design auf dem erprobten und<br />

bewährten Austal (Herderson,<br />

Australia)-Hochgeschwindigkeits-Trimaran<br />

(bis 50 kn), der<br />

in Australien u.a. im Fährbetrieb<br />

eingesetzt wird. LCS-2 zeichnet<br />

sich durch ein großes Hubschrauberlandedeck<br />

(1.030 m²)<br />

mit Hangar auf dem Achterdeck<br />

aus. Das Landedeck ist größer als<br />

die Landedecks der US-Kreuzer<br />

und Zerstörer. Das Trimaran-De-<br />

MTU-Antriebsdiesel<br />

der Baureihe 8000<br />

Typ 20V 8000 M71L<br />

sign gewährleistet eine stabile Plattform<br />

für Hubschrauberoperationen bis zu Seegang<br />

5. Je nach Mission bzw. Einsatzprofil<br />

können vom Landedeck zwei MH60R Sea<br />

Hawk-Hubschrauber oder ein CH-53-Hubschrauber<br />

und UAV (Unmanned Aerial Vehicle)<br />

vom Typ Fire Scout eingesetzt werden.<br />

Das Schiff ist ein Mehrzweck-LCS,<br />

denn es kann für unterschiedliche Einsätze<br />

(ASW, MCM oder ASuW gegen kleine<br />

schnelle Fahrzeuge) flexibel und innerhalb<br />

weniger Stunden mit entsprechenden Sensor-<br />

und Waffenmodulen<br />

(Foto: U.S. DoD) (Foto: Austal)<br />

(Foto: MTU)<br />

Technische Daten LCS-2<br />

Länge<br />

127,20 m<br />

Breite<br />

31,60 m<br />

Tiefgang 4,50 m<br />

Verdrängung 2.790 t<br />

Besatzung 40 + 35<br />

Antrieb<br />

CODAG-Antrieb<br />

Geschwindigkeit max. 50 kn<br />

Reichweite 3.500 sm/14 kn<br />

Bewaffnung 3 x Netfires NLOS-LS für SSM-FK<br />

1x Sea RAM<br />

1x 57-mm-Geschütz<br />

4 x 12,7-mm-MG<br />

2 x 30-mm-Geschütze<br />

VDS-Sonar (vorgesehen)<br />

Hubschrauber/UAV<br />

Missionsmodule<br />

(Container) zusätzlich ausgerüstet werden,<br />

die das Schiff für spezifische Einsätze befähigen.<br />

Das LCS-2 verfügt über umfangreiche Laderäume<br />

für Ausrüstung, Gerät und Waffensysteme<br />

sowie über eine Ladefläche<br />

von 1.100 m² für den schnellen Transport<br />

von Truppenkontingenten mit Ausrüstung<br />

und Fahrzeugen. Eine Seitenrampe<br />

befähigt zur Roll-on/Roll-off-Beladung<br />

von Fahrzeugen. Das Schiff ist mit zwei<br />

11-m-Rhibs für Boarding- oder Spezialkräfte<br />

ausgerüstet. Der CODAG-Antrieb<br />

(2 Gasturbinen, 2 MTU-Dieselmotoren,<br />

4 Waterjets und RENK-Getriebe) verleiht<br />

dem LCS-2 eine Marschgeschwindigkeit<br />

von 4w4 kn und eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von bis zu 50 kn. Der hohe Automatisierungsgrad<br />

in allen Schiffsbereichen<br />

erlaubt eine Besatzungsstärke (Stammbesatzung)<br />

von nur 40 <strong>Personen</strong> sowie<br />

35 <strong>Personen</strong> Spezialkräfte. Die Trimarane<br />

sollen in San Diego an der Pazifikküste der<br />

USA stationiert werden.<br />

Beteiligung deutscher<br />

<strong>Unternehmen</strong><br />

Am LCS-Programm der U.S. Navy sind<br />

auch deutsche <strong>Unternehmen</strong> mit mod<br />

e r n e r Marinetechnologie beteiligt. Im<br />

Antriebsbereich (Combined<br />

Diesel and Gas,<br />

CODAG) rüstet die<br />

Augsburger RENK AG<br />

die LCS beider Klassen<br />

mit hochleistungsfähigen<br />

Antriebsgetrieben aus.<br />

Jedes Schiff erhält zwei<br />

Gasturbinengetriebe und<br />

zwei Dieselmotorgetriebe.<br />

Die MTU Friedrichshafen liefert<br />

für die Trimarane (LCS-2)<br />

die Antriebsdiesel der Baureihe<br />

8000 Typ 20V 8000 M71L mit einer<br />

Leistung von jeweils 9.100 kW.<br />

April 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

67


RÜSTUNG & TECHNOLOGIE<br />

(Foto: MTU)<br />

(Foto: Cassidian)<br />

Die MTU-Motoren dieses Typs werden<br />

auch als Hauptantrieb für den ersten von<br />

zehn geplanten Hochgeschwindigkeits-<br />

Katamaranen – Joint High Speed Vessel<br />

(JHSV), die gemeinsam von der U.S. Navy<br />

und der U.S. Army betrieben werden sollen,<br />

geliefert. Für die weiteren neun JHSV<br />

besteht eine Lieferoption von 36 Motoren.<br />

Das Radarsystem TRS-3D von Cassidian<br />

Der 103,00 m lange und 2.395 t verdrängende<br />

JHSV-Katamaran ist ein Multifunktionsschiff<br />

der nächsten Generation. Das<br />

Schiff ist für den schnellen Truppentrans-<br />

port mit Ausrüstung in Küstengewässern<br />

und für humanitäre Einsätze konzipiert<br />

worden. Es erreicht eine Geschwindigkeit<br />

von über 35 kn.<br />

Der CODAG-Antrieb mit Getriebesatz<br />

von RENK und Dieselmotor<br />

von MTU<br />

Cassidian hat die LCS mit Radargeräten<br />

vom Typ TRS-3D ausgerüstet. Die ersten<br />

zwei Radare sind bereits seit vier Jahren mit<br />

Erfolg an Bord der USS FREEDOM und der<br />

USS FORTH WORTH im Einsatz. Das dritte<br />

und vierte Radarsystem werden demnächst<br />

in die USS MILWAUKEE und USS DETROIT<br />

integriert. Das Radarsystem TRS-3D ist<br />

ein multifunktionales 3-D-Schiffsradar für<br />

Überwachungs- und Selbstschutzzwecke<br />

sowie zur Geschützfeuerleitung und<br />

Hubschrauberführung. Es dient der automatischen<br />

Ortung und Verfolgung von<br />

Luft- und Seezielen. Ausgerüstet mit den<br />

modernen Signalverarbeitungstechnologien<br />

eignet sich das Radarsystem insbesondere<br />

für Früherkennung von kleinen, sich<br />

schnell bewegenden Objekten in Küstengewässern.<br />

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international maritime market <br />

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Mai 2012<br />

149. Jahrgang<br />

ISSN 0017-7504<br />

C 3503 E · € 14,80<br />

05<br />

9 770017 750007<br />

Nr. 5<br />

International Maritime Journal<br />

SCHIFFBAU<br />

Classification Societies<br />

Simulation im Schiffbau<br />

Offshore Special: Wind & Maritim<br />

SCHIFFFAHRT LOGISTIK | HAFEN<br />

Zukunft der Emissionshäuser Intermodal-Geschäfte wachsen<br />

Bekämpfung der Piraterie Kohleterminal in Wilhelmshaven<br />

Aktuelle Rechtsthemen Offshorehäfen Ostsee<br />

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-Forum<br />

Schiffsfinanzierung<br />

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<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Personen</strong><br />

(Foto: ATLAS ELEKTRONIK)<br />

Neuer Geschäftsführer der ATLAS<br />

ELEKTRONIK<br />

Alexander Kocherscheidt<br />

(39) ist seit<br />

dem 1. März 2013<br />

Geschäftsführer der<br />

ATLAS ELEKTONIK<br />

GmbH. Als Chief Financial<br />

Officer (CFO)<br />

führt er den kaufmännischen<br />

Bereich sowie<br />

die Bereiche Personal,<br />

Recht und Compliance.<br />

Zuvor war der<br />

studierte Wirtschaftsjurist<br />

als CFO beim Regional Centre British<br />

Islands von ThyssenKrupp Elevator mit Sitz<br />

in London tätig. Alexander Kocherscheidt<br />

folgt Dieter Rottsieper nach, der in der Geschäftsführung<br />

der ThyssenKrupp Marine<br />

Systems GmbH (TKMS) eingetreten ist.<br />

ATLAS ELEKTRONIK ist ein weltweit führender<br />

Anbieter von Marineelektronik mit<br />

Sitz in Bremen und Tochtergesellschaften<br />

weltweit. Das <strong>Unternehmen</strong> bietet Führungssysteme<br />

und Sonare für U-Boote und<br />

Überwasserschiffe, Minenjagdsysteme<br />

und unbemannte Unterwasserfahrzeuge<br />

sowie Küstenschutzsysteme und umfassende<br />

Service-Dienstleistungen an. (ds)<br />

EADS mit starkem Geschäftsjahr<br />

2012<br />

Anhaltendes Wachstum von Umsatz und<br />

Gewinn präsentierte EADS im März in seinen<br />

Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2012.<br />

Das zivile Geschäft des Konzerns wuchs<br />

weiter, während der Umsatz im Verteidigungsgeschäft<br />

weitgehend stabil blieb. Damit<br />

ist der Anteil militärischer Produkte von<br />

23 auf 20 Prozent gesunken. Der Umsatzanstieg<br />

um 15 Prozent auf 56,5 Mrd. Euro<br />

wurde im Wesentlichen von Airbus Commercial,<br />

Eurocopter und Astrium getragen.<br />

Der Auftragsbestand nahm um fünf Prozent<br />

auf 566,5 Mrd. Euro zu. Der Gewinn<br />

vor Zinsen und Steuern (EBIT) erreichte 2,2<br />

Mrd. Euro (plus 29 Prozent). Mit einem<br />

Umsatzanteil von fast 70 Prozent dominiert<br />

Airbus die Bilanz des Konzerns. Umsatzsteigerungen<br />

um 16 Prozent wiesen alle Divisionen<br />

auf – ausgenommen Cassidian, dessen<br />

Umsatz bei 5,7 Mrd. Euro stagnierte.<br />

Zuwächse des EBIT zwischen 111 Prozent<br />

(Airbus) und 17 Prozent verzeichnen die<br />

Divisionen, lediglich Cassidian musste eine<br />

Reduzierung auf weniger als die Hälfte (142<br />

Mio. Euro, minus 57 Prozent) hinnehmen.<br />

Wie bedeutsam die eingeleiteten Konsolidierungsbemühungen<br />

sind, zeigt das<br />

negative EBIT für das vierte Quartal 2012<br />

(-14 Mio. Euro). Der Auftragsbestand des<br />

Konzerns stieg um fünf Prozent und liegt<br />

(Fotos: PSM)<br />

bei dem Zehnfachen des Jahresumsatzes.<br />

Cassidian verzeichnete Auftragseingänge<br />

in Höhe des Jahresumsatzes und hatte in<br />

diesem Bereich den größten Zuwachs aller<br />

Divisionen. Moderates Wachstum und eine<br />

weitere Verbesserung des Ergebnisses erwartet<br />

EADS für den Konzern im laufenden<br />

Geschäftsjahr.<br />

(mh)<br />

Dr. Björn Bernhard<br />

Dr. Peter Hellmeister<br />

Dr. Björn Bernhard Geschäftsführer<br />

der PSM<br />

Die Puma-Projektgesellschaft PSM GmbH,<br />

das Joint Venture von Rheinmetall und<br />

Krauss-Maffei Wegmann zur Produktion<br />

des Schützenpanzers Puma hat mit Dr.<br />

Björn Bernhard zum 1. Januar 2013 einen<br />

neuen Geschäftsführer erhalten. Dr.<br />

Bernhard war als Systemingenieur zuletzt<br />

Projektmanager für das Gesamtsystem<br />

Schützenpanzer Puma. Er folgt Dr. Peter<br />

Hellmeister nach, der nach elf Jahren an<br />

der Spitze der PSM GmbH die Leitung der<br />

Repräsentanz der Rheinmetall AG in Abu<br />

Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) übernommen<br />

hat.<br />

(gwh)<br />

ThyssenKrupp: Australian Marine<br />

Technology<br />

ThyssenKrupp stärkt seine Präsenz im<br />

Raum Asia/Pacific. Dazu hat ThyssenKrupp<br />

das australische Ingenieurbüro Australian<br />

Marine Technologies (AMT) mit Sitz in<br />

Melbourne erworben. AMT verfügt über<br />

ein umfassendes Engineering und Design<br />

Know-how im Marineschiffbau und beschäftigt<br />

aktuell 31 Ingenieure und Konstruktionszeichner.<br />

Mit diesem Schritt soll<br />

ATM mit ThyssenKrupp Marine Systems<br />

Australia – einem <strong>Unternehmen</strong> der Business<br />

Aera Industrial Solutions – zusammengeführt<br />

werden. Dr. Hans Christoph Atzpodien,<br />

Vorsitzender des Bereichsvorstands<br />

der Business Area Industrial Solutions der<br />

ThyssenKrupp AG, unterstrich: „Im Rahmen<br />

der strategischen Weiterentwicklung<br />

richtet sich ThyssenKrupp konsequent auf<br />

die Märkte der Zukunft aus. Der südostasiatische<br />

Raum inklusive Australien und<br />

Neuseeland bietet zahlreiche Wachstumsperspektiven.<br />

Mit dem Erwerb von AMT<br />

stärken wir nicht nur unsere Präsenz in<br />

Australien, wir profitieren auch von dessen<br />

regionalem Netzwerk.“<br />

(ds)<br />

LHD Group Deutschland<br />

Mit dem einheitlichen Label „LHD-Group“<br />

für die Landesniederlassungen rüstet sich<br />

die LHD-Firmengruppe für den steigenden<br />

Umfang des Leistungsangebots bei wachsender<br />

globaler Ausrichtung. Mit Tochterfirmen<br />

in Deutschland, Frankreich, Australien,<br />

Hong Kong und der Schweiz ist die LHD<br />

Systemanbieter von innovativen, ganzheitlichen<br />

Dienstleistungen im Bereich Dienst-,<br />

Berufs- und Schutzbekleidung in Europa.<br />

Zu den Kunden der <strong>Unternehmen</strong>sgruppe<br />

gehören neben der Privatwirtschaft Streitkräfte<br />

und Behörden und Organisationen<br />

mit <strong>Sicherheit</strong>saufgaben. Die LHD Deutschland<br />

ist eine 100-Prozent-Tochter der LH<br />

Bundeswehrbekleidungsgesellschaft mbH<br />

(LHBw), die die Bundeswehr seit mehr als<br />

zehn Jahren mit Bekleidung und persönlicher<br />

Ausrüstung versorgt. (gwh)<br />

Rini Goos Vize-CEO der EDA<br />

Das Steering Board<br />

der Europäischen Verteidigungsagentur<br />

(EDA) hat Rini Goos<br />

zum stellvertretenden<br />

Geschäftsführer<br />

der EDA berufen.<br />

Goos leitete im niederländischen<br />

Wirtschaftsministerium<br />

das Kommissariat für<br />

Rüstungswirtschaft,<br />

das u.a. auf die Beteiligung<br />

der niederländischen Wirtschaft<br />

bei Beschaffungen von Wehrmaterial achtet.<br />

Goos ist ein erfahrener Beamter, der in<br />

mehreren internationalen Rüstungsgremien<br />

Erfahrungen gesammelt hat. (gwh)<br />

Hensoldt-Linie bei Cassidian<br />

Optronics<br />

Die Cassidian Optronics GmbH vertreibt<br />

ihre Zielfernrohre und Zieloptiken auch<br />

nach ihrem Wechsel von Carl Zeiss zu Cassidian<br />

als Hensoldt-Linie. Auf den jüngsten<br />

Fachmessen IWA & Outdoor Classics 2013<br />

in Nürnberg und der SHOT Show in Las<br />

(Foto: EDA)<br />

April 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

93


<strong>Unternehmen</strong> & <strong>Personen</strong><br />

(Foto: RST)<br />

Vegas wurde die optische Traditionslinie<br />

unter dem Namen Hensoldt präsentiert.<br />

Die Hensoldt AG gehörte ab 1928 zu Carl<br />

Zeiss. Die zur Hensoldt-Linie gehörende<br />

Zieloptik ZO 4x30 ist ein Kernelement<br />

bei Gladius, dem erweiterten System des<br />

Infanteristen der Zukunft, das vor wenigen<br />

Tagen offiziell übergeben wurde. Die<br />

Zieloptik kann schnell und einfach Nachtsichtoptik<br />

ohne zusätzliche Justierung mit<br />

verschiedenen Nachtsichtvorsätzen kombiniert<br />

werden.<br />

(gwh)<br />

Roman Sperl Geschäftsführer<br />

Reiser Systemtechnik<br />

GmbH mit Sitz in<br />

Berg-Höhenrain hat<br />

Dr.-Ing. Roman Sperl<br />

zum weiteren Geschäftsführer<br />

neben<br />

Wolfgang Reiser berufen.<br />

Dr. Sperl ist Luftund<br />

Raumfahrt-Ingenieur<br />

und seit 2004 im<br />

<strong>Unternehmen</strong> tätig.<br />

Mit der Erweiterung<br />

der Geschäftsführung<br />

wird der fortschreitenden Expansion der<br />

Reiser Systemtechnik GmbH Rechnung<br />

getragen, welche sich mit dem Bau von<br />

Flugsimulatoren und Ausbildungsgerät<br />

beschäftigt.<br />

(gwh)<br />

Bonner Thales-Empfang<br />

Ende Februar fand im Rheinhotel Dreesen<br />

der Bonner Jahresempfang von Thales<br />

statt. Peter Obermark, CEO von Thales<br />

Deutschland, konnte dabei viele hochrangige<br />

Vertreter aus Bundeswehr und Wirt-<br />

schaft begrüßen. In einer kurzen Ansprache<br />

hob Obermark die unsichere Lage der<br />

Bundeswehr hervor, die sich auch direkt<br />

auf die wehrtechnische Industrie auswirke.<br />

Für Thales gewinne deshalb der zivile<br />

Sektor immer mehr an Bedeutung. Das<br />

zweite wichtige Standbein bilde der Export.<br />

Mit rein deutscher oder europäischer<br />

Beschaffung ließen sich mittlerweile weder<br />

die Arbeitsplätze halten noch Gelder für<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekte erwirtschaften.<br />

(df)<br />

Bundeswehr meets Wirtschaft<br />

Just Networking – unter diesem Motto<br />

treffen sich ehemalige Offiziere der Universitäten<br />

der Bundeswehr mit Vertretern<br />

der Wirtschaft in Hamburg in diesem<br />

Jahr am 14. und 15. Juni. Bereits seit<br />

1991 engagieren sich ehemalige Offiziere<br />

ehrenamtlich für das enge Netzwerk<br />

zwischen Wirtschaft, Politik und Bundeswehr.<br />

Als Highlight gilt der alle zwei<br />

Jahre stattfindende Kongress, der dieses<br />

Jahr vom Ersten Bürgermeister Olaf Scholz<br />

als Schirmherr begleitet wird. Hier treffen<br />

sich nicht nur die Ehemaligen zum Erfahrungsaustausch,<br />

sondern auch große und<br />

mittelständische <strong>Unternehmen</strong> nutzen die<br />

Chance, sich möglichen späteren Mitarbeitern<br />

vorzustellen. Kontaktpflege und<br />

Innovationsaustausch in einem angenehmen<br />

und professionellen Umfeld – unter<br />

diesem Motto steht die Veranstaltung. So<br />

erklärt sich auch das abwechslungsreiche<br />

und gleichzeitig hochkarätige Programm.<br />

Neben einer großen Ausstellung der Partnerunternehmen<br />

bieten Exkursionen zu<br />

interessanten <strong>Unternehmen</strong> und Best-<br />

Ground Support Container System für die Luftwaffe<br />

Für den Einsatz des Eurofighters auf Deployed Operation Bases benötigt die Luftwaffe<br />

ein Container-basiertes System (Ground Support Container System, GSCS) als verlegefähige<br />

Basis, um den erforderlichen Ground-Support für ein Einsatzgeschwader sicherzustellen.<br />

Das GSCS wird jetzt im Auftrag des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik<br />

und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) realisiert und durch ein Konsortium<br />

der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH und steep GmbH (GSS + GbR) bis Ende<br />

2013 an die Bundeswehr ausgeliefert. Das GSCS ergänzt bereits eingeführte Systeme<br />

der beiden <strong>Unternehmen</strong> um eine weitere Kompetenz für die Führungsunterstützung<br />

des Waffensystems Eurofighter. Das System besteht aus 15 individuell ausgestatteten<br />

Funktionscontainern mit HF-Abschirmung, die mittels Flurcontainern zu einem zusammenhängenden<br />

Gebäudekomplex gekoppelt werden. Einzelne Container können je<br />

nach Einsatzerfordernis disloziert aufgestellt werden. Für die autarke Stromversorgung<br />

sorgen Energiemodule, die ebenfalls die Klimatisierung der Container in allen relevanten<br />

Klimazonen sicherstellen. In dem System werden drei unterschiedlich eingestufte Netze<br />

für die Einsatzunterstützung betrieben. Zwei Netze dienen in den jeweiligen Containern<br />

für den Betrieb der im Einsatz integrierten IT-Komponenten des GSS-Deployment des<br />

jeweiligen Eurofighter Geschwaders. Das dritte Netz wird vorkonfiguriert für die Stabsarbeit<br />

in allen Containern vorgesehen. Auf der diesjährigen AFCEA-Fachausstellung am<br />

24./25. April in Bonn-Bad Godesberg können sich Interessenten an den Ständen G1 und<br />

G11 zum GSCS sachkundig machen.<br />

(wb)<br />

Practice-Vorträge ein rundes Programm,<br />

neben dem auch noch Zeit bleibt, alte<br />

Kontakte wieder aufzufrischen und neue<br />

zu knüpfen. Teilnehmen können alle ehemaligen<br />

Studierenden der Bundeswehruniversitäten<br />

und andere Interessierte. Weitere<br />

Informationen und Anmeldung unter:<br />

www.alumniunibw.de.<br />

(wb)<br />

Luft- und Raumfahrtkonferenz<br />

in Friedrichshafen<br />

Nach einer ausgebuchten Premiere des<br />

Bodensee Aerospace Meetings im letzten<br />

Jahr bei Astrium setzten die Veranstalter<br />

aus Baden-Württemberg, Österreich und<br />

der Schweiz ihre Zusammenarbeit fort. Am<br />

13. März 2013 fand das 2. Bodensee Aerospace<br />

Meeting bei der Messe Friedrichshafen<br />

und der Zeppelin Luftschifftechnik<br />

in Friedrichshafen statt. In den Mittelpunkt<br />

stellten die Veranstalter das Thema „Neue<br />

Technologien als Erfolgsfaktoren für die internationale<br />

Luft- und Raumfahrtindustrie<br />

und deren Zulieferer“.<br />

(wb)<br />

Tognum investiert in Werksausbau<br />

und F&E<br />

Tognum will bis 2014 über eine Milliarde<br />

Euro für Zukunftsinvestitionen aufwenden.<br />

Je 600 Mio. Euro sollen in Forschung<br />

& Entwicklung (F&E) fließen und in längerfristige<br />

Sachanlagen. Einen Schwerpunkt<br />

bildet der Ausbau der Friedrichshafener<br />

Werke mit neuen Fertigungshallen.<br />

In das neue Werk im polnischen Stargard<br />

werden 90 Mio. Euro investiert. Im Werk<br />

in Aiken/USA werden neue Entwicklungsprüfstände<br />

für 40 Mio. Euro gebaut.<br />

Dort montiert Tognum MTU-Motoren<br />

der Baureihen 2000 und 4000. In Singapur<br />

errichtet Tognum ein neues Logistikzentrum.<br />

Große Wachstumschancen<br />

bietet der Markt für Motoren im unteren<br />

Leistungsbereich. Mit Inkrafttreten der<br />

Emissionsgesetze entsteht zudem eine<br />

besondere Dynamik, die Tognum nutzen<br />

will, um die starke Marktposition weiter<br />

auszubauen.<br />

(ds)<br />

German Forces Mobility Center<br />

Innerhalb des militärischen Camps Marmal<br />

in Mazar-e Sharif hat die BwFuhrparkService<br />

GmbH das German Forces Mobility<br />

Center (GFMC) ISAF in Betrieb genommen.<br />

Mit der Eröffnung des GFMC ISAF stellt die<br />

Gesellschaft zusätzliche Mobilitätsdienstleistungen<br />

durch die Einrichtung und den<br />

Betrieb eines Fahrzeugpools für das deutsche<br />

Einsatzkontingent zur Verfügung. Im<br />

Hinblick auf den geplanten Truppenabzug<br />

aus Afghanistan werden Mobilitätsdienstleistungen<br />

wirtschaftlich bedarfsgerecht<br />

bereitgestellt auch bei variierenden Anfor-<br />

94 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · April 2013


(Foto: Eurocopter)<br />

derungen und einer Reduzierung der Gesamtanzahl<br />

ungeschützter Fahrzeuge. Im<br />

Rahmen freier Kapazitäten vermietet die<br />

BwFuhrparkService GmbH Fahrzeuge auf<br />

Anfrage auch an andere NATO-Streitkräfte<br />

im Camp Marmal. Das GFMC ISAF ist nach<br />

der Unterstützung der Einsätze EUFOR<br />

und KFOR bereits das dritte Einsatz-Mobilitätscenter<br />

in Betrieb. Seit Mitte 2012 betreibt<br />

die BwFuhrparkService GmbH bereits<br />

eine Reparaturleitstelle ISAF zur Sicherstellung<br />

sämtlicher Serviceleistungen an den<br />

vermieteten Fahrzeugen vor Ort. (gwh)<br />

Guillaume Faury neuer CEO<br />

von Eurocopter<br />

Das EADS Board of<br />

Directors hat dem<br />

Wunsch von Lutz<br />

Bertling, mit Wirkung<br />

zum 30. April 2013<br />

das <strong>Unternehmen</strong> zu<br />

verlassen, entsprochen.<br />

Bertling steht<br />

seit November 2006<br />

an der Spitze der<br />

Hubschrauberdivision<br />

von EADS und wird<br />

zu Bombardier wechseln.<br />

Als Nachfolger von Bertling hat das<br />

EADS Board of Directors Guillaume Faury<br />

zum ernannt. Faury, der seit 2010 als<br />

Forschungs- und Entwicklungschef und<br />

seit 2009 Mitglied des Vorstands für Peugeot<br />

S.A. tätig ist, wird am 1. Mai 2013<br />

sein neues Amt antreten. Faury ist Flugversuchsingenieur<br />

und bekleidete von 1998<br />

bis 2008 verschiedene Führungspositionen<br />

bei Eurocopter, bevor er zu Peugeot<br />

S.A. wechselte. Er war Chefingenieur des<br />

EC225/725-Programms, Leiter der Flugversuchsabteilung<br />

für schwere Hubschrauber<br />

und führte jeweils als Executive Vice President<br />

die Bereiche Kommerzielle Programme<br />

und Forschung und Entwicklung. (wb)<br />

Advanced Cyber Defense Centre<br />

Seit neuestem ist das „Advanced Cyber Defense<br />

Centre (ACDC) des eco „Verband der<br />

deutschen Internetwirtschaft e.V.“ als weiterer<br />

Akteur der IT-<strong>Sicherheit</strong> hinzugekommen<br />

Dieses mit 16,34 Mio. Euro (davon<br />

7,8 Mio. Fördergelder von der EU) Budget<br />

ausgestattete Zentrum soll vor allen Dingen<br />

den Kampf gegen Botnetze aufnehmen<br />

und will hierfür fünf Einheiten aufbauen.<br />

Einheit Eins soll die zentrale Ansprechstelle<br />

für Datenspeicherung und -analyse sein.<br />

Die zweite Gruppe unterstützt <strong>Unternehmen</strong><br />

und User beim Umgang mit Virenbefall.<br />

Einheit Drei sucht und cleaned infizierte<br />

Webseiten, während die Analyse von<br />

Netzwerken nach verdächtigen Aktivitäten<br />

durch Einheit Vier geschieht. Die von Drei<br />

und Vier gesammelten Daten gehen zur<br />

zentralen Datenstelle (= Einheit Eins), wo<br />

die weitere Untersuchung und zur Verfügungstellung<br />

der Ergebnisse stattfindet.<br />

Die fünfte Gruppe des ACDC soll wiederum<br />

Tools für die Reinigung der End-User-<br />

PC von Schadsoftware erarbeiten. Der Start<br />

des ACDC fand Mitte Februar in Frankfurt<br />

mit 28 Partnern aus 14 europäischen Ländern<br />

statt.<br />

(df)<br />

Koblenzer Tag von Thales Deutschland<br />

Nur im intensiven Dialog mit dem Kunden erfährt man mehr über dessen Bedürfnisse.<br />

Dieses Prinzip lebt Thales Deutschland mit dem Koblenzer Tag, der am 17. und 18.<br />

April 2013 in der Außenstelle der Wehrtechnischen Dienststelle 41 (ehemals WTD 51)<br />

in Koblenz stattfindet. Hier zeigt Thales sein breites ziviles und militärisches Portfolio,<br />

in Vortragsform und am funktionierenden Gerät. „Wir können alle zwei Jahre genügend<br />

Neuerungen aufbieten, um unseren Koblenzer Tag inhaltlich für unsere Kunden<br />

und Partner interessant zu gestalten“, beschreibt Hartmut Jäschke, Vice President<br />

Marketing & Sales von Thales Deutschland, die Zielsetzung der aufwändig gestalteten<br />

Veranstaltung. „Der Koblenzer Tag ist für uns vor allem gelebte Kundennähe.<br />

Mit unserer Technologieschau von Produkten, Lösungen und komplexen Systemen<br />

haben wir über die vergangenen Jahre ein Format entwickelt, mit dem wir ganz nah<br />

am Nutzer und Entscheider sind.“, betont Jäschke.<br />

Die Inhalte des Koblenzer Tages sollen dabei keine Einbahnstraße sein. Schließlich<br />

nehmen auch die Besucher viele Eindrücke und Kenntnisse von marktverfügbaren<br />

und neuen Technologien sowie das Wissen um weitere, sich in der Entwicklung<br />

befindliche Projekte mit nach Hause. Der Austausch mit den Thales-Experten hilft<br />

zudem, bei Entwicklungen die Kundensicht besser zu verstehen. Nebenbei geht es<br />

um den Blick über den Tellerrand: Denn sowohl Soldaten als auch Polizisten kennen<br />

zwar häufig die Technologien im eigenen Bereich, wissen dafür aber kaum, was im<br />

jeweils anderen Sektor relevant ist und wo gegebenenfalls Synergien zu finden sind.<br />

„Bislang machten die Besucher von zivilen Institutionen – wie beispielsweise Polizei,<br />

Feuerwehr oder anderer <strong>Sicherheit</strong>sbehörden – ein knappes Viertel aller Gäste aus“,<br />

so Jäschke. „Gerade auf dem Gebiet der Vernetzten <strong>Sicherheit</strong> sind militärische und zivile<br />

Technologielösungen aber immer weniger voneinander zu trennen. Deshalb wird<br />

es auch in Koblenz spannend sein zu sehen, was sich aus den intensiven Gesprächen<br />

und Vorführungen entwickeln lässt.“ Weitere Informationen und Anmeldung unter:<br />

www.koblenzer-tag.de<br />

(df)<br />

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Raketenabwehr im Pazifik<br />

Instrument zur Einhegung oder Einbindung Chinas<br />

Michael Paul<br />

ÄUSSERE & ZIVILE SICHERHEIT <br />

(Foto: China Daily)<br />

China baut seine nuklearen Streitkräfte qualitativ und quantitativ<br />

aus – so sollen in wenigen Jahren ballistische Raketen auf Unterseebooten<br />

stationiert und mobile Interkontinentalraketen mit<br />

Mehrfachgefechtsköpfen bestückt werden.<br />

Diese Entwicklung gilt auch als Reaktion<br />

auf amerikanische Fähigkeiten<br />

zur Raketenabwehr, die primär gegen<br />

Nordkorea gerichtet sind, aber Chinas<br />

Raketenpotenzial beeinträchtigen könnten.<br />

Bereits bestehenden Spannungen im asiatisch-pazifischen<br />

Raum durch die umfangreiche<br />

konventionelle Modernisierung und<br />

Aufrüstung chinesischer Streitkräfte wird<br />

so eine weitere – nukleare – Dimension<br />

hinzugefügt. Es wird Zeit für eine Einbindung<br />

Chinas in die strategische Rüstungskontrolle.<br />

Der russische Präsident Boris Jelzin schockierte<br />

NATO-Generalsekretär Manfred<br />

Autor<br />

Dr. Michael Paul ist Senior Fellow in<br />

der Forschungsgruppe <strong>Sicherheit</strong>spolitik<br />

der Stiftung Wissenschaft und<br />

Politik (SWP) in Berlin.<br />

Wörner im Dezember 1993 mit der Aussage,<br />

dass er die Aussichten für einen NATO-<br />

Beitritt Russlands als „realistisch“ erachte.<br />

Seine einzige Sorge, fügte er hinzu, sei<br />

China. Zwanzig Jahre später könnte eine<br />

ähnliche Besorgnis im Zusammenhang mit<br />

einer Kooperation von NATO und Russland<br />

Der chinesische Zerstörer QINGDAO (DDG 113) verlässt am 10. September<br />

2012 den Hafen von Pearl Harbor<br />

in der Raketenabwehr aufkommen. Die<br />

russischen Vorbehalte gegen eine unter<br />

amerikanischer Führung etablierte Raketenabwehr<br />

sind nach wie vor groß. Aber<br />

angenommen, es komme zu einer substantiellen<br />

Kooperation zwischen NATO<br />

und Russland, die über ein bloßes Transparenzregime<br />

hinausgehen würde: Wie<br />

würde China darauf reagieren Denn die<br />

amerikanischen Fähigkeiten zur Raketenabwehr<br />

setzen in ihrem auf den asiatischpazifischen<br />

Raum ausgerichteten Potenzial<br />

schon heute die chinesische nukleare Abschreckungsfähigkeit<br />

unter Druck.<br />

Die aktuellen amerikanischen Planungen<br />

für ein Raketenabwehrsystem sind eine<br />

Antwort auf die sich abzeichnenden Risiken<br />

der Weiterverbreitung von ballistischen Raketen<br />

und Massenvernichtungswaffen und<br />

richten sich speziell gegen entsprechende<br />

Fähigkeiten seitens Iran und Nordkorea. Im<br />

Rahmen des Raketenabwehrsystems in Europa<br />

soll bis 2015 eine weiterentwickelte<br />

Version der SM-3-Abfangrakete (Block IB)<br />

stationiert und eine Bodenstation in Rumänien<br />

errichtet werden. Diese Anfangsbefähigung<br />

soll in den Folgejahren zur vollen<br />

Einsatzbereitschaft ausgebaut werden: Bis<br />

zum Jahr 2018 soll in amerikanisch-japanischer<br />

Kooperation eine abermals weiterentwickelte<br />

Version der SM-3 (IIA) disloziert<br />

werden, um Mittelstreckenraketen<br />

größerer Reichweite erfassen zu können.<br />

In der letzten Phase 4 soll bis 2020 eine<br />

komplett neue Abfangrakete (IIB) entwickelt,<br />

getestet und stationiert werden, die<br />

gegen ballistische Raketen interkontinentaler<br />

Reichweite (Intercontinental Ballistic<br />

Missile, ICBM) einsetzbar ist. Ob die Pläne<br />

für diese Phase realisiert werden, ist allerdings<br />

mittlerweile umstritten, und unter<br />

Umständen könnte der Verzicht darauf<br />

neue Abrüstungsverhandlungen mit Moskau<br />

ermöglichen.<br />

Das Rückgrat einer kontinuierlichen Fähigkeit<br />

zum Schutz der USA gegen strategische<br />

Raketen bilden 30 Abwehrraketen in<br />

Alaska (26) und Kalifornien (4). Darüber hinaus<br />

sind fünf Lenkwaffenkreuzer und 21<br />

Lenkwaffenzerstörer mit dem Aegis-Waffensystem<br />

ausgerüstet; 16 dieser Schiffe<br />

mit SM-Raketen sind der US-Pazifikflotte<br />

zugeordnet. Ihre Zahl soll bis 2018 auf insgesamt<br />

36 Schiffe erhöht werden. Davon<br />

soll über die Hälfte im Pazifik stationiert<br />

werden.<br />

Die chinesische nukleare Abschreckung<br />

wird beeinträchtigt, indem zunehmend eine<br />

Abwehrfähigkeit gegen Mittelstreckenraketen<br />

und Interkontinentalraketen im<br />

asiatisch-pazifischen Raum entsteht. Denn<br />

auch in Zukunft werden landgestützte,<br />

mobile ICBMs den Schwerpunkt der strategischen<br />

Nuklearwaffensysteme Chinas<br />

und damit der Abschreckungsfähigkeit<br />

gegenüber den USA bilden. In Ostasien<br />

spielen zudem die chinesischen Mittelstreckenraketen<br />

eine wichtige Rolle; etwa im<br />

Kontext einer möglichen Taiwan-Krise, die<br />

zwangsläufig die USA involvieren würde.<br />

In Peking wird bereits heftig kritisiert, asiatische<br />

Nachbarstaaten nähmen im Vertrau-<br />

April 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

111


ÄUSSERE & ZIVILE SICHERHEIT<br />

(Foto: U.S. Navy)<br />

Eine SM-3-Rakete wird vom US-Zerstörer LAKE ERIE aus abgefeuert<br />

en auf die amerikanische Raketenabwehr<br />

eine „aggressivere Haltung“ gegenüber<br />

China ein – so Japan im Streit um die<br />

Senkaku-Inseln (chinesisch: Diaoyu). Falls<br />

Japan, Australien und Südkorea in das Raketenabwehrsystem<br />

eingebunden werden<br />

würden, drohe ein Wettrüsten in Asien.<br />

Ähnlich wie Russland, das die Raketenbedrohung<br />

durch Iran als fragwürdige<br />

Begründung für das Abwehrsystem in<br />

Europa betrachtet, bezweifelt China, dass<br />

die amerikanischen Abwehrfähigkeiten im<br />

asiatisch-pazifischen Raum allein aus der<br />

Raketenbedrohung durch Nordkorea resultieren.<br />

Auch der erfolgreiche Start einer<br />

nordkoreanischen Langstreckenrakete am<br />

12. Dezember 2012 und der Atomwaffentest<br />

am 12. Februar 2013 ändern wenig an<br />

dieser Einschätzung, denn aus chinesischer<br />

Sicht ist die Aufwuchsfähigkeit des amerikanischen<br />

Abwehrsystems wichtiger für<br />

die eigene Bedrohungsanalyse. China und<br />

Russland sehen ihre außen- und sicherheitspolitischen<br />

Interessen bedroht und<br />

speziell ihr eigenes Raketenpotenzial durch<br />

amerikanische Fähigkeiten beeinträchtigt<br />

– wenn nicht heute, so möglicherweise in<br />

naher Zukunft.<br />

In den Planungen der USA stehen allerdings<br />

weniger Chinas strategische Nuklearwaffen<br />

im Vordergrund, sondern die<br />

chinesische Fähigkeit, mit ballistischen Raketen<br />

gegen Seeziele wie amerikanische<br />

Flugzeugträger vorzugehen. Dies ist insofern<br />

plausibel, als beide Seiten in einem<br />

potentiellen Konflikt bemüht sein würden,<br />

eine nukleare Eskalation zu verhindern. Dazu<br />

bedarf es überzeugender, strategischer<br />

konventioneller Fähigkeiten. Dennoch betreffen<br />

Abwehrfähigkeiten der USA mittel-<br />

Die schwerwiegendste Bedrohung chinesischer<br />

<strong>Sicherheit</strong> wäre eine Unabhängigkeitserklärung<br />

Taiwans, die Souveränität,<br />

territoriale Integrität und nationale Einheit<br />

der Volksrepublik China gefährden würde.<br />

Die USA haben sich 1979 im Taiwan Relations<br />

Act zum Schutz Taiwans verpflichtet.<br />

Daher kann ein militärischer Konflikt in der<br />

Taiwan-Straße in eine direkte chinesischamerikanische<br />

Konfrontation münden.<br />

In der Vergangenheit wurde häufig argumentiert,<br />

die USA würden Taiwan im Krisenfall<br />

nicht unterstützen, weil man nicht<br />

Los Angeles für Taipeh riskieren werde. Die<br />

wachsenden amerikanischen Fähigkeiten<br />

zur Raketenabwehr lassen diese Annahme<br />

aber fragwürdig erscheinen. Denn selbst<br />

eine begrenzte Abwehrfähigkeit lässt sich<br />

nur schwer überwinden, wenn nicht hohe<br />

Investitionen in strategischen Offensivwafbar<br />

das chinesische Nuklearwaffenarsenal,<br />

und es gibt prominente Befürworter in den<br />

USA, die diese Fähigkeit in langfristiger Perspektive<br />

unterstützen.<br />

Chinesische Nuklearwaffen<br />

Nuklearwaffen haben eine wichtige, aber<br />

begrenzte Bedeutung für die chinesische<br />

Außen- und <strong>Sicherheit</strong>spolitik. Sie symbolisieren<br />

Chinas internationalen Status als<br />

Großmacht und dienen vorwiegend der<br />

Abschreckung anderer Nuklearwaffenmächte,<br />

allen voran USA und Russland.<br />

Frühere Grenzstreitigkeiten mit Russland<br />

gehören der Vergangenheit an. Ein möglicher<br />

Taiwan-Konflikt dagegen könnte zu<br />

einer direkten, sino-amerikanischen Auseinandersetzung<br />

eskalieren. In erster Linie<br />

sollen chinesische Nuklearwaffen daher die<br />

USA von einer militärischen Intervention<br />

zur Verteidigung Taiwans und einer direkten<br />

Bedrohung des chinesischen Festlandes<br />

abschrecken.<br />

Das chinesische Waffenarsenal wird auf<br />

über 175 aktive Gefechtsköpfe geschätzt.<br />

Hinzu kommen etwa 65 Sprengköpfe, die<br />

als Reserve dienen, also insgesamt 240<br />

Nuklearwaffen. Als Trägersysteme verfügt<br />

China über 140 ballistische Raketen, die<br />

jeweils einen nuklearen Gefechtskopf befördern<br />

können. Als einziger der nach der<br />

Definition des Nichtverbreitungsvertrages<br />

fünf Atomwaffenstaaten verbessert China<br />

seine nuklearen Streitkräfte nicht nur, sondern<br />

baut sie auch aus. Dabei wird keine<br />

Gleichrangigkeit mit der überlegenen Nuklearwaffenkapazität<br />

der USA angestrebt.<br />

Eine wachsende Zahl von Gefechtsköpfen<br />

ist aber für Raketen großer Reichweite<br />

bestimmt. Amerikanische Geheimdienste<br />

schätzen, dass bis in die 2020er Jahre die<br />

Zahl der Gefechtsköpfe auf Raketen, die fähig<br />

zur Bedrohung der USA sind, auf „weit<br />

über 100“ steigen könne. Derzeit verfügt<br />

Peking über 40 Raketen des Typs DF-5A<br />

und DF-31A interkontinentaler Reichweite.<br />

Im Juli 2012 wurde erstmals eine ICBM mit<br />

Mehrfachgefechtsköpfen (DF-41) getestet,<br />

die mobil stationiert werden soll. Ihre Bestückung<br />

mit sechs bis zehn Gefechtsköpfen<br />

gilt als Reaktion auf die amerikanische<br />

Raketenabwehr.<br />

Neben mobilen ICBMs soll der Aufbau eines<br />

Nuklearwaffenpotentials auf See die<br />

Abschreckungsfähigkeit sicherstellen. Innerhalb<br />

der nächsten zwei Jahre werden<br />

nach Einschätzung amerikanischer Experten<br />

ballistische Raketen auf Unterseebooten<br />

stationiert werden. Dabei handelt es<br />

sich um Boote der Jin-Klasse, die zwölf<br />

Raketen des Typs JL-2 mit einer Reichweite<br />

bis 7.400 Kilometer mit sich führen können.<br />

Zwei Boote sollen bereits im Einsatz,<br />

insgesamt fünf Boote geplant sein. Damit<br />

würde China wie die USA über eine Triade<br />

land-, luft- und seegestützter Waffensysteme<br />

und so über eine ähnliche Zweitschlagsfähigkeit<br />

verfügen. Ein Jin-Unterseeboot<br />

könnte dann aus einer Entfernung von<br />

1.500 Meilen vor der US-Westküste seine<br />

Raketen gegen Washington starten (falls es<br />

die amerikanische U-Boot-Abwehr überwindet).<br />

Diese neue Qualität erhöht in Zukunft<br />

die chinesische Abschreckung. Selbst<br />

im Falle eines entwaffnenden Erstschlags<br />

gegen Raketenstellungen zu Lande sowie<br />

Flughäfen – zu dem theoretisch Russland<br />

und die USA imstande wären – würde China<br />

dann noch die Fähigkeit zu einer nuklearen<br />

Reaktion besitzen.<br />

Konfliktszenario Taiwan<br />

112 Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong> · April 2013


ÄUSSERE & ZIVILE SICHERHEIT <br />

(Foto: China Daily)<br />

fen getätigt werden (durch beispielsweise<br />

Täuschkörper, Mehrfachgefechtsköpfe<br />

oder Manövrierbarkeit der Wiedereintrittskörper).<br />

Die daraus entstehenden<br />

finanziellen und technischen Kosten wiederum<br />

behindern den Ausbau konventioneller<br />

Fähigkeiten. In dieser Logik nutzt<br />

es wenig, dass Peking über die Fähigkeit<br />

verfügt, Los Angeles zu bedrohen, solange<br />

es keinen Anlass dazu gibt, denn die chinesische<br />

Armee ist (noch) zu schwach, um<br />

wirkungsvoll gegen Taipeh vorzugehen.<br />

Wenn amerikanische Raketenabwehrkreuzer<br />

imstande sind, Schäden wirksam<br />

zu begrenzen, die chinesische Raketen<br />

anrichten können, wäre die amerikanische<br />

Abschreckungs- und damit Handlungsfähigkeit<br />

selbst im Rahmen eines für China<br />

erfolgversprechenden Taiwan-Szenarios<br />

gegeben – ein Grund, warum China schon<br />

in der Vergangenheit amerikanische Pläne<br />

für eine Raketenabwehr so vehement kritisiert<br />

hat. Solange China den USA nicht die<br />

Seeherrschaft streitig machen kann, bildet<br />

die seegestützte Raketenabwehr aufgrund<br />

ihrer hohen Mobilität eine wichtige ergänzende<br />

Fähigkeit sowohl im asiatisch-pazifischen<br />

Raum als auch im Kontext der nationalen<br />

US-Raketenabwehr. Die amerikanische<br />

Raketenabwehr konterkariert so die<br />

chinesische Strategie einer Abhaltung oder<br />

Verzögerung amerikanischen Eingreifens.<br />

Einbindung Chinas<br />

China ist bemüht, nukleare Trägersysteme<br />

und Gefechtsköpfe so weiterzuentwickeln,<br />

dass im Kriegsfall auch eine Raketenabwehr<br />

überwunden werden könnte. Dabei<br />

ist eine quantitative Aufrüstung nicht<br />

auszuschließen. Kann Rüstungskontrolle<br />

einen möglichen Rüstungswettlauf verhindern<br />

Zu Beginn der Bemühungen um ei-<br />

Chinesische Intercontinentalrakete DF-5A<br />

US-Präsident Barack Obama bei seiner „State of the Union“-Rede<br />

am 12. Februar 2013<br />

ne Begrenzung nuklearer Offensivwaffen<br />

im Rahmen des SALT-I-Vertrags von 1972<br />

wurden mit dem ABM-Vertrag die amerikanischen<br />

und sowjetischen Defensivpotenziale<br />

beschränkt. Um die weitere Abrüstung<br />

offensiver Nuklearwaffen voranzutreiben,<br />

wird bisweilen eine Neuauflage<br />

des ABM-Vertrages gefordert. Heute fehlt<br />

jedoch der strategische Kontext, der ein<br />

solches Vorgehen rechtfertigen würde. Die<br />

USA und Russland entwickeln Abwehrsysteme<br />

nicht mehr zu dem Zweck, sich voreinander<br />

zu schützen, sondern um Optionen<br />

für die Minimierung der Schäden zu gewinnen,<br />

die sich aus der Weiterverbreitung<br />

von ballistischen Raketen und Kernwaffen<br />

ergeben könnten. Andererseits spricht für<br />

eine neue vertragliche Regelung der Zahl<br />

und Art von Defensivwaffen, dass sinkende<br />

Obergrenzen bei Offensivwaffen kaum<br />

mit unbeschränkten Abwehrsystemen<br />

vereinbar sind. Unabhängig davon, ob ein<br />

strategischer Konflikt aufkommen könnte,<br />

würde im amerikanisch-russischen Verhältnis<br />

auf Dauer das Problem entstehen,<br />

dass eine Seite theoretisch in der Lage wäre,<br />

einen nuklearen Ersteinsatz zu riskieren,<br />

weil die Raketenabwehr es ermöglicht,<br />

die von den verbleibenden gegnerischen<br />

Offensivpotenzialen drohenden Schäden<br />

zu begrenzen. Kriseninstabilität wäre die<br />

Folge. Ähnliche Argumentationsmuster<br />

ergeben sich im sino-amerikanischen Verhältnis.<br />

Darüber hinaus demonstrierte China<br />

2007 die Fähigkeit zum Abschuss von<br />

Satelliten und hat diese mittlerweile zur<br />

Ausgangsbasis für eine eigene Abwehrfähigkeit<br />

weiterentwickelt. Offensichtlich<br />

will Peking keinen Rüstungswettlauf mit<br />

Washington wie ihn die Sowjetunion mit<br />

verheerender Wirkung praktizierte, sondern<br />

asymmetrische Fähigkeiten demonstrieren<br />

und etablieren.<br />

Präsident Barack Obama hat in seiner „State<br />

of the Union“-Rede am 12. Februar 2013<br />

angekündigt, Russland für eine weitere Reduzierung<br />

der Nuklearwaffenarsenale gewinnen<br />

zu wollen und so den mit „New<br />

START“ begonnenen Abrüstungsprozesses<br />

fortzusetzen. Nun wird eine Reduzierung<br />

des Arsenals um ein Drittel auf 1.000 Nuklearwaffen<br />

diskutiert. Derart tiefe Einschnitte<br />

machen eine Einbindung Chinas<br />

notwendig. Als erster Schritt wäre größere<br />

Transparenz auf chinesischer Seite hilfreich.<br />

Ob Peking darüber hinaus zu einer Begrenzung<br />

(freeze) seines Nuklearwaffenpotenzials<br />

bereit wäre, hängt wie im Falle Moskaus<br />

von der amerikanischen Bereitschaft<br />

ab, die Raketenabwehr zu begrenzen.<br />

Ohne Einbeziehung Chinas dürfte das Rüstungskontrollregime<br />

dauerhaft Schaden<br />

erleiden und die Weiterverbreitung von<br />

Raketen und Massenvernichtungswaffen<br />

voranschreiten.<br />

<br />

(Foto: White House)<br />

April 2013 · Europäische <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />

113

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