Der Bielefeld-Preis 2012 - BGW Bielefelder Gemeinnützige ...
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<strong>Bielefeld</strong>er Plätze<br />
Die Außengastronomie<br />
auf dem<br />
Süsterkirchplatz,<br />
in dessen Mitte<br />
eine alte Kastanie<br />
steht, ist an warmen<br />
Tagen ein<br />
beliebter Treffpunkt.<br />
Junger Süsterkirchplatz mit alter Geschichte<br />
Mehrere gastronomische Betriebe haben den Süsterkirchplatz in den vergangenen Jahren zu einem der belebtesten<br />
Plätze in der <strong>Bielefeld</strong>er Innenstadt gemacht. Seinen Namen verdankt er einem Gotteshaus, das einstmals<br />
das Zentrum einer Klosteranlage war und dessen Ursprünge im frühen 16. Jahrhundert liegen: Hier hatten sich<br />
damals Augustinerinnen niedergelassen, die Süstern (Schwestern).<br />
Aufnahmen aus<br />
den 1950er Jahren<br />
zeigen die Süsterkirche.<br />
Im Jahr 1491 ließen sich zwölf<br />
Augustinerinnen in einem<br />
alten Adelshof an der Güsenstraße<br />
nieder und gründeten<br />
dort das Kloster zum Mariental.<br />
Die Schwestern widmeten sich<br />
der Armen- und Krankenpfl ege,<br />
stellten Textilwaren her und hielten<br />
Kühe, Schafe und Schweine.<br />
Die <strong>Bielefeld</strong>er Bürger nannten<br />
die Klosteranlage Süsternhaus<br />
(Schwesternhaus) – und so heißt<br />
die Kirche, um die sich mehrere<br />
kleine Häuser gruppierten, bis<br />
heute Süsterkirche. Die Geschichte<br />
des Süsterkirchplatzes ist hingegen<br />
noch jung: In seiner heutigen<br />
Form besteht er erst seit der<br />
letzten Jahrhundertwende.<br />
Alte Klosteranlage ging an<br />
die reformierte Gemeinde<br />
<strong>Der</strong> Süsterkirchplatz liegt an der<br />
Ritterstraße in der nördlichen<br />
Altstadt. Die Güsenstraße, die<br />
Mauerstraße und ein kleiner<br />
Durchgang von der Niedernstraße<br />
aus laufen auf ihn zu. Das<br />
Erscheinungsbild des Platzes wird<br />
von einem 80 Jahre alten Kastanienbaum<br />
und von dem historischen<br />
Mauerwerk der Süsterkirche<br />
geprägt. Sie hat ihren<br />
Ursprung in der Kapelle der<br />
Augustinerinnen, einem einschiffi<br />
gen Bau im Stil der Spätgotik,<br />
der 1514 eingeweiht wurde. In<br />
der Reformationszeit begann der<br />
Verfall der Klostergebäude, bis im<br />
Jahr 1616 die beiden letzten verbliebenen<br />
Schwestern die gesamte<br />
Anlage gegen eine lebenslange<br />
Versorgung mit Nahrung und<br />
Kleidung an die Stadt übergaben.<br />
In den folgenden Jahren nahm in<br />
<strong>Bielefeld</strong> die Zahl der Reformierten<br />
rasant zu, und so bat man<br />
den Großen Kurfürsten Friedrich<br />
Wilhelm, der immer größer werdenden<br />
Gemeinde die baufällige<br />
Süsterkirche sowie die übrigen<br />
Gebäude des ehemaligen Klosters<br />
zu überlassen. Ungeachtet des<br />
Protestes der lutherischen Altstadtgemeinde<br />
stimmte der<br />
Herrscher zu, so dass am 25.<br />
Januar 1682 der erste reformierte<br />
Gottesdienst in der Kirche gefeiert<br />
werden konnte.<br />
Süsterkirche bekam erst<br />
im Jahr 1861 ihren Turm<br />
Im Zuge der Industrialisierung<br />
zogen viele Menschen aus dem<br />
reformierten Lippe nach <strong>Bielefeld</strong>,<br />
wo sie eher Arbeit fanden<br />
als in ihrer ländlichen Heimat.<br />
Bestand die Kirchengemeinde um<br />
1650 aus lediglich 150 Mitgliedern,<br />
so waren es 1850 bereits 500 und<br />
1890 sogar 2.500. Nachdem die<br />
Süsterkirche 1861 statt des alten<br />
Dachreiters mit Glocke einen 27<br />
Meter hohen Turm erhalten hatte,<br />
wurde sie 1891/92 durch ein Querschiff<br />
und den Chorraum erweitert,<br />
so dass nun deutlich mehr<br />
Menschen darin Platz fanden.<br />
Die Erweiterung lag in den Händen<br />
des <strong>Bielefeld</strong>er Architekten<br />
Alexander Trappen, der bei dem<br />
Umbau den spätgotischen Stil<br />
des Ursprungs aufgriff. Dennoch<br />
lassen sich die beiden Bauphasen<br />
der Süsterkirche an ihren Außenmauern<br />
erkennen: Während bei<br />
der Errichtung im frühen 16.<br />
In dem Backsteinhaus<br />
mit<br />
dem markanten<br />
Turm hatte seit<br />
1888 die kaufmännischeVerwaltung<br />
des Textilunternehmens<br />
Kisker ihren Sitz.<br />
Erst um die letzte<br />
Jahrtausendwende<br />
ist der Bereich<br />
in der nördlichen<br />
Altstadt zu einem<br />
Platz umgestaltet<br />
worden.<br />
Jahrhundert unbehauene Steine<br />
verwendet wurden, kamen bei<br />
der Erweiterung behauene Steine<br />
zum Einsatz.<br />
Hindenburg und Bismarck<br />
schätzten <strong>Bielefeld</strong>er Leinen<br />
Alexander Trappen war es auch,<br />
der 1888 gegenüber der Süsterkirche<br />
an der Ritterstraße ein Firmengebäude<br />
für das Unternehmen<br />
A.W. Kisker, Leinen- und<br />
Tischzeugfabrik entwarf. Es<br />
wurde im historisierenden Stil<br />
errichtet und passte sich mit<br />
seinen Bogenfenstern dem<br />
kirchlichen Umfeld an. Die Familie<br />
Kisker war eine der großen<br />
Textilfabrikantendynastien in der<br />
Leinenstadt <strong>Bielefeld</strong>. Gemeinsam<br />
mit seinem Kompagnon<br />
Ferdinand Lueder hatte der im<br />
Jahr 1812 im westfälischen Halle<br />
geborene August Wilhelm Kisker<br />
1837 eine Leinenfabrik mit<br />
Jacquardweberei für feine Tischtücher<br />
gegründet. Sie stellte als<br />
erste in <strong>Bielefeld</strong> Leinen, Tischzeug<br />
und Damastwaren fabrikmäßig<br />
mit Maschinen her, deren<br />
Steuerung durch gelochte Pappkartons<br />
erfolgte. Von 1842 bis 1918<br />
war das Unternehmen kaiserlichköniglicher<br />
Hofl ieferant, wovon<br />
noch heute eine Urkunde im Firmenarchiv<br />
zeugt. Auch Politiker