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Homosexual's Film Quarterly - Sissy

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kino kino<br />

LANDPArtie<br />

von thomaS abeltShauSer<br />

Mit „Rückenwind“ kommt der neue Spielfilm des berliner Regisseurs Jan Krüger ins Kino.<br />

SiSSY hat sich mit ihm getroffen.<br />

EDiTion SALZGEbER<br />

s Johann und Robin, zwei Berliner Jungs,<br />

fahren mit dem Zug nach Brandenburg, um<br />

ein paar Tage durch die einsame Waldlandschaft<br />

zu radeln und das Zelt aufzuschlagen,<br />

wo es ihnen gerade gefällt. Es ist Sommer, die<br />

Luft ist lau und das Leben ist ein Spiel. Zwischen<br />

Nacktbaden und Herumtollen wird ihr<br />

Ausflug bald zum Abenteuer, je tiefer sie in<br />

den Wald eindringen. Dort, wo Fuchs und<br />

Hase sich Gute Nacht sagen, passieren merkwürdige<br />

Dinge. Plötzlich sind ihre Räder<br />

weg, trotz Landkarte verlieren sie immer<br />

mehr die Orientierung. Sie nehmen es sportlich,<br />

lassen sich treiben, erkunden stattdessen<br />

ihre Körper, mal zärtlich, mal wild. Vor<br />

allem Robin testet, wie weit er gehen kann –<br />

und Johann liefert sich ihm lustvoll aus. Zu<br />

Fuß erreichen sie irgendwann einen alten<br />

Gutshof, den eine Mutter mit ihrem jugendlichen<br />

Sohn bewohnt. Überraschend freundlich<br />

werden sie willkommen geheißen und<br />

bleiben eine Weile, essen, trinken, erzählen<br />

sich Geschichten und machen kleine Ausflüge.<br />

Die Welt da draußen ist ganz weit weg,<br />

hier gibt es nur die vier. Als die drei Jungs<br />

mit dem Boot am Steg anlegen, isst Johann<br />

ein paar Beeren, die ihm die Wahrnehmung<br />

verschwimmen lassen. Was ist wirklich, was<br />

seine Fantasie? Wie nah kommen sich Robin<br />

und der Junge da im Gestrüpp? Fiebrig und<br />

eifersüchtig zieht sich Johann immer mehr<br />

zurück. Die Idylle scheint ein jähes Ende zu<br />

finden. Oder ist alles nur ein Spiel?<br />

Jan Krügers zweiter Langfilm nach dem<br />

preisgekrönten Unterwegs ist eine Reise mit<br />

leichtem Gepäck, ein Roadmovie mit kleinem<br />

Budget. In einer faszinierenden Mischung<br />

aus realistischen Alltagsbeobachtungen und<br />

märchenhaft anmutenden Momenten erzählt<br />

Rückenwind von einer schwulen Beziehung in<br />

einer Auszeit jenseits des Großstadtdschungels.<br />

Kurz vor der Weltpremiere auf der Berlinale<br />

und inmitten der Postproduktion hat<br />

sich Jan Krüger Zeit für ein Gespräch mit<br />

SISSy genommen.<br />

sissy: Wie ist die Idee zu RüCKenWInD<br />

entstanden?<br />

Jan Krüger: Das erste Exposé war noch sehr<br />

viel weniger narrativ, ich wollte ganz impressionistisch<br />

Bilder und Szenen eines Ausflugs<br />

parallel mit Aufnahmen aus der Großstadt<br />

zeigen. Im Club, nachts am Märchenbrunnen,<br />

so eine Art Reigen, aber ohne durchgehende<br />

Geschichte. Die erste Idee war auch<br />

gar nicht, einen Spielfilm mit geschlossener<br />

Handlung zu erzählen, sondern eher eine<br />

offene Collage, einfach aus der Not heraus,<br />

mit wenig Geld und Zeit einen <strong>Film</strong> zu drehen.<br />

Als zweite Ebene hätten Zeitungsausschnitte<br />

und Tagebucheinträge den <strong>Film</strong><br />

zusammengehalten. Das will ich auch noch<br />

mal probieren, aber so auf halbem Weg<br />

merkte ich, dass das über eine Länge von 70,<br />

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