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Initiativkreis Europäische Metropolregion München

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«<strong>Initiativkreis</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>»<br />

„Das Feuer in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

entfachen“<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong><br />

Endbericht vom 2. Oktober 2006<br />

TU <strong>München</strong><br />

Lehrstuhl für Raumentwicklung<br />

Prof. Dr. Alain Thierstein<br />

Viktor Goebel<br />

Agnes Förster<br />

Auftraggeber: Landeshauptstadt <strong>München</strong>, Referat für Stadtplanung und Bauordnung


.<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

2


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Management Summary 5<br />

Teil I Analyse<br />

1 Einleitung 7<br />

1.1 Ausgangslage und Auftrag 7<br />

1.2 Ziel und Aufbau 9<br />

2 <strong>Metropolregion</strong>en im Überblick 11<br />

2.1 Methodik/Vorgehen 11<br />

2.2 Strategie, Struktur, Kultur: Die vier <strong>Metropolregion</strong>en im Vergleich und<br />

Hinweise für <strong>München</strong> 12<br />

2.3 Fazit: Das kann die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> lernen 30<br />

3 Das Bild der Region: Ein Beitrag zur Bewusstseinsbildung in der<br />

<strong>Metropolregion</strong> 33<br />

3.1 Was ist ein Bild der Region und was soll es leisten? 33<br />

3.2 Bilder der Region im Überblick: Analyse der bisherigen bildhaften<br />

Auseinandersetzung 38<br />

3.3 Fazit: Quervergleich „Bilder der Region“ 55<br />

Teil II Was kann <strong>München</strong> tun?<br />

Anhang<br />

4 Konzept für die inhaltliche Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong> 59<br />

4.1 Strategie für die inhaltliche Arbeit 62<br />

4.2 Vier Themenfelder: Die Kompetenzen 64<br />

4.3 Impulsprojekte: Bausteine zur Umsetzung 74<br />

4.4 Wertschöpfungsgeschichten: Der Mehrwert der Zusammenarbeit 81<br />

4.5 Das Bild der <strong>Metropolregion</strong>: Bewusstseinsbildung und Identifikation 91<br />

5 Organisationsstrukturen 96<br />

5.1 Die Strukturen: Aufbau- und Ablauforganisation 98<br />

5.2 Die Akteure der EMM: Promotoren und Motivatoren 101<br />

5.3 Die Formen der Kooperation 101<br />

5.4 Die Finanzierung 102<br />

Portraits der vier <strong>Metropolregion</strong>en 104<br />

Hamburg 104<br />

Rhein-Neckar 111<br />

Stuttgart 119<br />

Nürnberg 125<br />

Quellen 132<br />

3


.<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

4


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Management Summary<br />

Der Handlungsmaßstab <strong>Metropolregion</strong> wird von Wissenschaft, Planung und Politik als<br />

zunehmend bedeutsamer erachtet. Die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) gilt in<br />

diesem Kontext als eine der bedeutendsten in Deutschland und nimmt in Europa eine wichtige<br />

Rolle ein. Die strategischen Vorstellungen, wie in der EMM auf geeigneten Themenfeldern<br />

zusammen gearbeitet werden soll, bleiben noch zu klären.<br />

Vor dieser Ausgangslage legt diese Expertise Empfehlungen vor, um den Prozess der sich<br />

konstituierenden EMM zu unterstützen. Leitlinie ist eine nachhaltige räumliche Entwicklung bei<br />

wirtschaftlicher Prosperität und eine erstklassige Positionierung der <strong>Metropolregion</strong> im<br />

internationalen Standortwettbewerb.<br />

Ausgangspunkt der Empfehlungen ist ein Vergleich der vier deutschen <strong>Metropolregion</strong>en<br />

Hamburg, Rhein-Neckar, Nürnberg und Stuttgart. Untersucht werden drei Themengruppen:<br />

Erstens die Strategie, wie zum Beispiel die bearbeiteten Themenfelder oder die auslösenden<br />

Gründe für die Zusammenarbeit. Zweitens die gewählten Strukturen, wie etwa der räumliche<br />

Umgriff oder die beteiligten Akteure. Drittens die vorherrschende Kultur, die sich etwa in den<br />

Zusammenarbeitsformen, den identifizierten Alleinstellungsmerkmalen oder der bildhaften<br />

Darstellung der <strong>Metropolregion</strong> äußert.<br />

Ein Schwergewicht legt die Expertise auf die Rolle des Bildes der <strong>Metropolregion</strong>. Vergleichend<br />

wird unter anderem gezeigt, welche „Leuchttürme“ und welche Bildaussagen hergenommen<br />

werden, um die Entwicklung der <strong>Metropolregion</strong> und die Wahrnehmbarkeit durch die beteiligten<br />

Akteure zu unterstreichen.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse des Vergleichs der vier <strong>Metropolregion</strong>en sind:<br />

• Die Entwicklung von <strong>Metropolregion</strong>en verläuft pfadabhängig und uneinheitlich.<br />

• Die Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong> ist weit mehr als die Verlängerung<br />

interkommunaler Kooperationen auf einer neuen Maßstabsebene.<br />

• Die großen Freiheitsgrade in der Wahl von Themen, Projekten und Strukturen sind offensiv<br />

zu nutzen.<br />

• Die Addition einzelner Projekte ist noch keine inhaltliche Strategie.<br />

• Einige Themen wie etwa Wirtschaftsförderung und Standortmarketing werden überall<br />

betrieben. Hinzu treten jeweils einige wenige Spezialitäten. Dieses Extrathema soll<br />

konsequent für die Profilbildung der EMM genutzt werden.<br />

• Das Bild der Region wird in den untersuchten Regionen zwar gezeichnet, die vorhandenen<br />

Möglichkeiten sind noch weitgehend unausgeschöpft.<br />

Die Strategie für die EMM konzentriert sich auf einige wenige über Bayern hinaus strahlenden<br />

Stärken. Die Bestandteile sind wie Mosaiksteine in der ganzen EMM an unterschiedlichen<br />

Standorten und mit unterschiedlichen Akteuren lokalisiert. Es gilt, diese Mosaiksteine als<br />

Glieder einer Wertschöpfungskette in einer geschickten Art zusammen zu setzen, so dass aus<br />

den Einzelgliedern ein Mehrwert entsteht. Diese Wertschöpfung soll in geeigneten<br />

„Geschichten“ vermittelt werden, die in der Lage sind, über Branchen- und Gebietsgrenzen<br />

hinweg unterschiedliche Akteure aus Privatwirtschaft und öffentlicher Hand sowie aus<br />

unterschiedlichen Teilräumen zusammen zu bringen. Eine zukunftsträchtige<br />

„Wertschöpfungsgeschichte“ für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ist das<br />

Zusammenführen von Gesundheitskompetenz aus Forschung, Medizin und Spezialkliniken mit<br />

Rehabilitation, Wellness, Tourismus und ökologisch hergestellten Lebensmitteln aus der<br />

Region. Mit solchen Geschichten wird die EMM als ein zusammen wirkender Handlungsraum<br />

erfahren, der mehr ist, als die Aneinanderreihung von isolierten Projekten.<br />

5


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die überspannende Idee der Wertschöpfungsgeschichten stützt sich ab auf die für die EMM<br />

identifizierten Potenziale. Diese überdurchschnittlichen „Kapitalien“ gruppieren sich in vier<br />

Themenfeldern, für die beispielhaft einige wenige Impulsprojekte hinzugefügt werden.<br />

Die vier „Kapitalien“ oder Themenfelder in der EMM sind:<br />

• Wissen und Innovation<br />

• Marken und Identifikation<br />

• Urbanität und Freiräume<br />

• Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastruktur<br />

Der knappe Überblick zu diesen Themenfeldern zeigt die Potenziale, aber zugleich auch die<br />

Notwendigkeit, an diesen Stärken weiter intensiv zu arbeiten. Andere <strong>Metropolregion</strong>en haben<br />

die Herausforderungen für die gedeihliche räumliche Entwicklung einiges früher erkannt. Die<br />

EMM muss zum Beispiel den laufenden Strukturwandel im produzierenden Gewerbe und den<br />

wissensbasierten Dienstleistungen oder die knappen öffentlichen Haushalte als<br />

Herausforderungen erkennen.<br />

Die Expertise entwickelt neben den vier Themenfeldern sowie einigen beispielhaften<br />

Impulsprojekten auch einen Vorschlag, wie das Thema „Bild der Region“ aufgegriffen und in<br />

Wert gesetzt werden kann.<br />

Vorschläge für eine schlanke und professionelle Organisationsstruktur runden die Expertise ab.<br />

Ein „Rat“ bildet das demokratisch legitimierte Entscheidungsgremium, geführt durch zwei<br />

Vorsitzende aus größeren Städten in der EMM. Ein Lenkungsausschuss koordiniert und steuert<br />

einige spezialisierte Arbeitskreise, die sich mit der operativen Umsetzung der<br />

„Wertschöpfungsgeschichten“ befassen. Eine schlagkräftige und schlanke Managementagentur<br />

initiiert Impulsprojekte und unterstützt die Arbeitskreise. Die Metropolenkonferenz bildet die weit<br />

herum sichtbare Plattform, um die unterschiedlichen Akteure und Teilräume zusammen zu<br />

führen.<br />

Die Finanzierung der Arbeit der EMM sichert primär die Arbeit der Managementagentur. Dazu<br />

reicht ein Bruchteil eines Euro-Betrages pro Einwohner aus. Die einzelnen Impulsprojekte,<br />

welche die Glieder in den Wertschöpfungsgeschichten bilden, müssen weitgehend über<br />

Drittmittel finanziert werden.<br />

Die EMM soll sich als „Club der Promotoren“ verstehen. Mit dabei sind daher die größeren<br />

Städte sowie jene Landkreise und Kreise aus der Wirtschaft, die heute die Herausforderung<br />

erkennen und schultern wollen. Was im Kleinen überzeugt, wird ausstrahlen und weitere<br />

Mitglieder anziehen. Das Feuer in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> kann entfacht<br />

werden, wenn Freiwilligkeit und „gleiche Augenhöhe“ die obersten Prinzipien sind.<br />

6


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Teil I Analyse<br />

Die Expertise gliedert sich in zwei Hauptteile: Der erste Teil besteht neben der Einleitung aus<br />

einer vergleichenden Analyse der <strong>Metropolregion</strong>en Hamburg, Rhein-Neckar, Stuttgart und<br />

Nürnberg. Dabei stellt das Bild der Region einen Analysegegenstand in einem eigenen Kapitel<br />

dar. Aus der Analyse wird ein Fazit gezogen, welches dann im zweiten Teil „Was kann<br />

<strong>München</strong> tun?“ als Grundlage dient.<br />

1 Einleitung<br />

Die Einleitung geht zunächst kurz auf den Begriff <strong>Metropolregion</strong> ein und zeigt die aktuelle<br />

Relevanz des Maßstabs für die Raumentwicklung in Deutschland. Im Anschluss werden<br />

Auftragsumfang und Ziele der Expertise sowie die Vorgehensweise erläutert.<br />

1.1 Ausgangslage und Auftrag<br />

In der deutschen und internationalen Raumordnungspolitik spielt die Diskussion um<br />

<strong>Metropolregion</strong>en eine zunehmende Rolle. Eine sich immer weiter ausdifferenzierende<br />

Arbeitsteilung, globaler Wettbewerb und immer leistungsfähigere Infrastrukturen führen zu<br />

einem fortlaufenden Bedeutungszuwachs von Metropolen mit ihren Einzugsgebieten. Hier<br />

konzentrieren sich die im internationalen Wettbewerb entscheidenden Innovations-,<br />

Entscheidungs- und Steuerungs- sowie Gateway-Funktionen (Blotevogel 2002).<br />

<strong>Metropolregion</strong>en werden von der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) als „Motoren<br />

der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung“ angesehen<br />

(MKRO 1995). Der Begriff umfasst dabei verschiedene Raumtypen, nämlich die Kernstädte mit<br />

ihren „traditionellen“ Stadt-Umland-Bereichen, aber auch urbane Kulturlandschaften und<br />

Freiräume in einem weiten Umgriff um die Metropolen.<br />

Bereits 1995 wurden von der MKRO in ihrem raumordnungspolitischen Handlungsrahmen<br />

sieben deutsche <strong>Metropolregion</strong>en, darunter auch <strong>München</strong>, in ihrer Bedeutung unterstrichen.<br />

Bis 2005 sind weitere vier <strong>Metropolregion</strong>en dazugekommen. Dabei handelt es sich um Räume<br />

wie Nürnberg oder Hannover-Braunschweig-Göttingen, die in der Fachwelt wegen ihrer eher<br />

geringen kritischen Masse bezüglich ihrer Zugehörigkeit zum „Club der deutschen<br />

<strong>Metropolregion</strong>en“ kontrovers diskutiert werden. Manche sprechen von einer Verwässerung des<br />

Labels <strong>Metropolregion</strong>en. Nichtsdestotrotz haben es aber gerade Nürnberg und seine<br />

umliegenden Landkreise geschafft, sich mit dem Attribut <strong>Metropolregion</strong> eine eigene Identität<br />

und eine gewisse Aufbruchstimmung aufzubauen, was der Region insgesamt langfristig<br />

weiterhelfen wird.<br />

Die Ministerkonferenz für Raumordnung hat im Juni 2006 das Leitbild „Wachstum und<br />

Innovation“ als Handlungsstrategie der Raumentwicklung verabschiedet und dabei noch einmal<br />

klar gemacht, dass sie damit endogene Entwicklungen fördern und Stärken weiter stärken will<br />

(BMVBS 2006).<br />

7


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Abbildung 1: Karte Leitbild Wachstum und Innovation. Quelle: BMVBS (2006), S. 9<br />

Die wirtschaftlichen Kennzahlen von <strong>München</strong> und die Entwicklungsprognosen geben – noch –<br />

keinen Anlass zur Besorgnis. Vor dem Hintergrund eines sich weiter verschärfenden globalen<br />

Wettbewerbs scheint es aber angebracht, sich über die besonderen Stärken und das<br />

Spezifische einer <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) Gedanken zu machen.<br />

Ansätze der Zusammenarbeit von Akteuren existieren im Verein «Wirtschaftsraum Südbayern -<br />

Greater Munich Area e.V.». Strategische Vorstellungen sowie Organisationsform bleiben im<br />

Vergleich zu anderen <strong>Metropolregion</strong>en Deutschlands bis heute noch recht vage. Personelle<br />

und finanzielle Ressourcen sind knapp bemessen.<br />

Die Raumstruktur in der EMM verändert sich langsam und unmerklich. Neue funktionale<br />

Zusammenhänge sind dabei immer weniger an administrative Grenzen gebunden.<br />

Standortstrategien von Unternehmen aus der Wissensökonomie definieren die räumlichen<br />

Entwicklungstrends (Thierstein 2006). Zusammen mit hoch qualifizierten Arbeitskräften und<br />

Wissensproduzenten bilden sich die künftigen Entwicklungsmotoren heraus. Die Reichweite<br />

des Unternehmenshandelns geht weit über die sichtbaren Vernetzungen von Arbeitspendlern<br />

oder administrativ definierten Umgriffen hinaus. Die EMM reicht daher weit über die Grenze der<br />

Planungsregion 14 (<strong>München</strong>) hinaus (Goebel 2005).<br />

Basierend auf dieser Ausgangslage lautet unser Auftrag, Grundlagen für einen Prozess zu<br />

liefern, der die relevanten Akteure in der EMM auf dieser neuen Maßstabsebene<br />

zusammenführt. Hierdurch können die Ressourcen der <strong>Metropolregion</strong> besser miteinander<br />

vernetzt und effizienter genutzt werden. Die <strong>Metropolregion</strong> sollte dabei erkennbar und fit für<br />

den internationalen Wettbewerb gemacht werden. Dabei werden Nachhaltigkeitsziele mit<br />

betrachtet.<br />

8


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

1.2 Ziel und Aufbau<br />

Diese Expertise will den Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> im<br />

Sinne des geschilderten Auftrags wissenschaftlich begleiten. Wir gehen dabei davon aus, dass<br />

eine erfolgreiche Entwicklung und Aufstellung der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

(EMM) die folgenden drei miteinander verknüpften Ebenen berücksichtigen sollte:<br />

1_Strategie<br />

Eine Strategie hilft, die Ressourcen in einer Region zu bündeln. Strategie beschreibt die<br />

anstehenden Aufgaben, die sich auch nur auf bestimmte räumliche Teilbereiche der<br />

<strong>Metropolregion</strong> beziehen können und dem Ganzen eine erkennbare Stossrichtung geben.<br />

Strategie streicht das Spezifische der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> heraus und<br />

berücksichtigt fachübergreifende Verbindungen sowie Eigenheiten der Stakeholder.<br />

2_Strukturen<br />

Strukturen bezeichnen Aufbau- und Ablauforganisation. Strukturen sind relativ beständige<br />

Vereinbarungen, die zwischen den beteiligten Akteuren entstanden sind: Zum Beispiel<br />

Kernstadt-Umland-Diskussionsforen oder regionale Gemeindeverbünde.<br />

3_Kultur<br />

Kultur beschreibt Verhaltensweisen, Werte, Prinzipien, den Umgang mit Geben und Nehmen<br />

sowie eine Konfliktkultur. Kultur hilft die Identifikation mit dem neuen Maßstab <strong>Metropolregion</strong><br />

zu stärken; damit kann längerfristig Identität in der Region wachsen. Am erfolgreichsten kann<br />

Kultur durch interessante Leitprojekte mit einer erkennbaren Wertschöpfung wirken. Nicht<br />

immer stehen monetäre Vorteile an erster Stelle.<br />

Wir sehen es als einen wichtigen Schritt zu Beginn an, andere <strong>Metropolregion</strong>en in Deutschland<br />

(Hamburg, Rhein-Neckar, Stuttgart und Nürnberg) einer sorgfältigen Analyse im Hinblick auf die<br />

genannten Ebenen zu unterziehen (Kapitel 2 und Anhang). Mit einer vergleichenden<br />

Darstellung können so potenzielle Muster, Häufungen und Zusammenhänge einfach erkannt<br />

werden. Mit diesen Informationen entsteht eine gute Basis, um der Frage nachzugehen „Was<br />

kann <strong>München</strong> tun?“.<br />

In Kapitel 3 wird ein konzeptioneller Rahmen für ein Bild der <strong>Metropolregion</strong> entwickelt und der<br />

Stand der bildhaften Auseinandersetzung in den untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en analysiert. Es<br />

ist wichtig, sich mit der Frage der Wahrnehmbarkeit des Maßstabs und seiner Visualisierung mit<br />

Hilfe von Grafiken, Karten und innovativen Medien auseinanderzusetzen. Wir sehen hier eine<br />

Hilfestellung zum Aufbau eines Identitätsgefühls in der EMM.<br />

In Kapitel 4 wird unsere empfohlene Gesamtstrategie erläutert. Es werden zunächst favorisierte<br />

Themenfelder und Impulsprojekte für <strong>München</strong> vorgestellt. Es handelt sich dabei um die Felder:<br />

• Wissen und Innovation<br />

• Marken und Identifikation<br />

• Urbanität und Freiräume<br />

• Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastrukturen<br />

Die Themen werden inhaltlich für die <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> konkretisiert und können anhand<br />

von Vorschlägen für Impulsprojekte auch konkret weiterverfolgt werden. Schließlich zeigen wir<br />

den Mehrwert, der entstehen kann, wenn sich unterschiedliche Akteure und Einzelprojekte auf<br />

metropolitanem Maßstab zu „Wertschöpfungsgeschichten“ ergänzen.<br />

In Kapitel 5 werden mögliche Organisationsformen der <strong>Metropolregion</strong> mit ihren Strukturen und<br />

Akteuren sowie Finanzierungsmöglichkeiten gezeigt.<br />

Im Anhang finden sich Portraits der vier im Vergleich analysierten <strong>Metropolregion</strong>en.<br />

9


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

10


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

2 <strong>Metropolregion</strong>en im Überblick<br />

In diesem Kapitel führen wir eine begleitende und bewertende Analyse der Situation und der<br />

Geschichte von vier ausgewählten deutschen <strong>Metropolregion</strong>en (Hamburg, Rhein-Neckar,<br />

Stuttgart, Nürnberg) durch. Am Schluss des Kapitels wird festgestellt, was <strong>München</strong> aus diesem<br />

Vergleich lernen kann.<br />

Die Auswahl der betrachteten <strong>Metropolregion</strong>en ist in verschiedenen Punkten in Bezug auf<br />

<strong>München</strong> interessant. So ist Hamburg wie <strong>München</strong> ein monozentrischer Raum mit<br />

vergleichbarer Einwohnerzahl. Rhein-Neckar ist eine sehr junge <strong>Metropolregion</strong>, die stark von<br />

den regionalen Unternehmen gepusht worden ist. Stuttgart verfügt über ein bundesweit<br />

beachtetes Modell einer starken, demokratisch legitimierten Regionalplanung, die durch viele<br />

weitere Kooperationsformen ergänzt wird. Nürnberg liegt wie <strong>München</strong> in Bayern und hat es<br />

ohne breite Unterstützung durch den Freistaat geschafft, sich in kurzer Zeit auf der Landkarte<br />

der deutschen <strong>Metropolregion</strong>en zu platzieren.<br />

2.1 Methodik/Vorgehen<br />

Für die Analyse jeder der vier <strong>Metropolregion</strong>en legen wir ein Raster fest, das sich auf unsere<br />

Ebenen Strategie, Struktur und Kultur bezieht.<br />

Strategie (Kap. 2.2.1) Was war der Auslöser zur Bildung einer <strong>Metropolregion</strong>?<br />

Welche Herausforderungen und Problemlagen werden gesehen?<br />

Welche Themenfelder und Projekte spielen eine wichtige Rolle?<br />

Welche analytischen Ergebnisse gingen bei der Bildung der<br />

<strong>Metropolregion</strong> ein?<br />

Struktur (Kap. 2.2.2) Welcher Umgriff besteht bzw. wurde gewählt?<br />

Welches Kooperationsmodell, welche Organisationsstruktur?<br />

Welche Personen spielen Schlüsselrollen?<br />

Was wird wie finanziert?<br />

Kultur (Kap. 2.2.3) Welche Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />

bestehen?<br />

Welche Genese hat die Region durchgemacht, wie alt ist sie?<br />

Was bedeutet das Label „<strong>Metropolregion</strong>“ für den Raum?<br />

Für die Informationsbeschaffung haben wir Literaturanalysen sowie intensive Recherchen auf<br />

den Internetseiten der <strong>Metropolregion</strong>en durchgeführt. Dabei ging sowohl das Material, mit dem<br />

sich die <strong>Metropolregion</strong>en darstellen – vor allem ihre Internetseiten, Broschüren,<br />

Strategiepapiere etc. – als auch kritische Hintergrundpapiere von Wissenschaftlern, Gutachten<br />

und Unterlagen von Behörden in die Analyse ein. Da die von uns betrachteten Punkte oft nicht<br />

explizit in den Internetseiten oder der Literatur thematisiert werden und der Diskurs um<br />

<strong>Metropolregion</strong>en sehr aktuell ist, haben wir auch telefonische Experteninterviews geführt.<br />

Diese ermöglichten uns einen besonders tiefen Einblick in die Strukturen der <strong>Metropolregion</strong>en,<br />

der über keinen anderen Zugang realisierbar gewesen wäre.<br />

11


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

2.2 Strategie, Struktur, Kultur: Die vier <strong>Metropolregion</strong>en im Vergleich und Hinweise für<br />

<strong>München</strong><br />

Die vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en sind in ihrer Gesamtheit höchst unterschiedlich. Sie<br />

haben eine Entwicklung durchlaufen, die stark vom vorher eingeschlagenen Pfad abhängt. In<br />

diesem Kapitel werden die uns für einen Vergleich am wichtigsten erscheinenden<br />

Eigenschaften der vier <strong>Metropolregion</strong>en tabellarisch gemäß der in Kapitel 2.1 erläuterten<br />

Systematik aufgeführt. Grundlage hierfür bilden die erstellten Portraits der einzelnen<br />

<strong>Metropolregion</strong>en, die im Anhang dieser Expertise zu finden sind. Im Anschluss an die Tabellen<br />

wird ein knapp ausformulierter Quervergleich gezogen, und eine erste Einschätzung<br />

abgegeben, was dies für die sich formierende <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM)<br />

bedeutet.<br />

2.2.1 Strategie<br />

Unter dem Kapitel Strategie fragen wir uns, welche Auslöser zur Bildung der <strong>Metropolregion</strong>en<br />

beigetragen haben und welche Herausforderungen bzw. Problemlagen gesehen werden. Wir<br />

überprüfen, welche Themen mit welcher Intensität bearbeitet werden und führen die<br />

korrespondierenden Projekte auf. Ferner untersuchen wir, welche analytischen Erkenntnisse<br />

bei der Regionsbildung eingingen.<br />

Auslöser<br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

endogen - „Grenzlandeffekt“: Stadt-Umland<br />

Problematik bewirkt Kooperation<br />

auf Länderebene<br />

- Scheitern des Nordstaats,<br />

Beschränkung der Kooperation<br />

nun auf <strong>Metropolregion</strong><br />

exogen - Positionierung im internationalen<br />

Standortwettbewerb<br />

- Konkurrierende Regionen<br />

formieren sich, z.B. Öresund-<br />

Region<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

endogen - Globalisierung erfordert eine<br />

international ausgerichtete<br />

Positionierung. Das Label<br />

<strong>Metropolregion</strong> wurde daher für<br />

diesen Bedarf dankbar<br />

aufgegriffen<br />

exogen - <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />

Stuttgart (EMR): Aufstellung des<br />

12<br />

- „Grenzlandeffekt“: Zur<br />

Überwindung der Nachteile der<br />

Ländergrenzen verstärktes<br />

Bemühen um Kooperation<br />

- Außenwahrnehmung verbessern:<br />

Rhein-Neckar auf die mentale<br />

Landkarte qualifizierter<br />

Arbeitskräfte bringen<br />

- Strukturprobleme in den 1990er<br />

Jahren und internationaler<br />

Standortwettbewerb<br />

- Rhein-Neckar (RN) fürchtet um<br />

Position gegenüber anderen<br />

Regionen in Deutschland: Die<br />

Regionen Hannover, Stuttgart<br />

konstituieren sich neu, Mannheim<br />

droht der Verlust von ICE-Knoten,<br />

RN befindet sich zunächst nicht im<br />

Kreis der <strong>Metropolregion</strong>en der<br />

MKRO<br />

- Bestehende<br />

Kooperationsstrukturen eigneten<br />

sich zur Weiterentwicklung<br />

- Diskussion über <strong>Metropolregion</strong>en<br />

auf Bundes- und EU-Ebene


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Quervergleich<br />

LEP 2002, MKRO-Beschlüsse<br />

erfordern Auseinandersetzung mit<br />

dem Thema<br />

- Verband Region Stuttgart (VRS):<br />

Strukturprobleme Anfang der<br />

1990er Jahre, Wegfall vieler<br />

Arbeitsplätze, Druck der<br />

Landesregierung<br />

- EU-Erweiterung nach Osten<br />

- Strukturprobleme<br />

Auslösende Faktoren für die Etablierung von Kooperations- bzw. Planungsformen auf dem<br />

Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en lassen sich von ihrem Ursprung her teils der Region selber<br />

zuordnen. Hierbei spricht man von endogenen Faktoren. Es gibt aber auch die treibenden<br />

Kräfte von außen, als exogene Faktoren bezeichnet. Zwischen beiden Faktorengruppen<br />

bestehen Wechselwirkungen.<br />

Ein wichtiger endogener Faktor sind die bisherigen Kooperationsstrukturen. Gibt es eine länger<br />

währende Tradition der Kooperation, bauen sich die Strukturen einer <strong>Metropolregion</strong> auch<br />

schneller auf. Ferner spielt die Haltung, die ein Bundesland zu seinen Regionen hat, eine große<br />

Rolle.<br />

Die MKRO mit ihren verschiedenen zeitlich versetzten Beschlüssen bezüglich der Verleihung<br />

des Prädikats „<strong>Metropolregion</strong>“ erzeugte bei den zunächst nicht vorgesehenen Regionen die<br />

Angst, am Ende vielleicht nicht dabei zu sein. Allein hierdurch wurde im Falle von Nürnberg und<br />

Rhein-Neckar ein intensiver Diskussionsprozess in Gang gesetzt, der zu einer verbesserten<br />

Abstimmung in der Region zu führen scheint.<br />

Ein weiterer wesentlicher exogener Faktor in den Regionen ist der sich verschärfende<br />

Standortwettbewerb, dem die Regionen ausgesetzt sind. Regionen mit wesentlichen Anteilen<br />

an von der Produktion abhängigen Wirtschaftsstrukturen (Nürnberg, Stuttgart und Rhein-<br />

Neckar) optimierten aus dieser „Schwäche“ heraus ihre Aufstellung als Region nach außen.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Auslöser“ lernen<br />

<strong>München</strong> ist mittlerweile eine „späte" <strong>Metropolregion</strong>, da ein wesentlicher Organisationswandel<br />

mit Einbezug des Maßstabs der <strong>Metropolregion</strong> noch nicht stattgefunden hat. Die guten<br />

Wirtschaftsdaten der Stadt und der Region erzeugten keinen Druck zu einer nötigen<br />

Effizienzsteigerung. Mit anderen Worten: Auslöser, die in anderen Regionen zur Bildung oder<br />

neuen Vermarktung mit dem Label <strong>Metropolregion</strong> führten, bewirkten hier nichts. <strong>München</strong> ist<br />

keine Trendsetter-Region mit einem „First-Mover-Advantage“. Man hat nicht den Vorteil, als<br />

erste <strong>Metropolregion</strong> noch spezielle Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu können. Dafür hat man<br />

aber die Chance, aus den Entwicklungen der anderen <strong>Metropolregion</strong>en zu lernen.<br />

In einer dynamischen Zeit reicht es nicht, sich einmal ein Konzept bzw. eine Struktur zu geben.<br />

Man ist vielmehr aufgefordert, sich immer wieder mit anderen Metropoleregionen zu messen<br />

und falls nötig neu zu positionieren. Das Platzen der Internet-Blase im Jahr 2001 zeigt, dass<br />

man sich nicht von einer Branche bzw. einseitigen Strukturen abhängig machen sollte. Mit der<br />

diversifizierten Wirtschaftsstruktur, die <strong>München</strong> besonders auszeichnet, ist man<br />

vergleichsweise gut aufgestellt. Trotzdem bleibt unklar, ob <strong>München</strong> im permanenten<br />

Strukturwandel auch für die Zukunft gut genug gerüstet ist.<br />

13


Herausforderungen und Problemlagen<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

1. Ländergrenzen schneiden Hamburg vom<br />

Umland ab, eine besondere Schwierigkeit der<br />

Stadt-Umland Problematik<br />

2. Internationale Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Wirtschaftsraums Hamburg, der weit über die<br />

Ländergrenze hinausgeht<br />

3. Fragen der Daseinsvorsorge innerhalb der<br />

Region<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

1. Wettbewerb der Standorte: um Einwohner,<br />

Steuerzahler und Unternehmen bei<br />

mangelnder Investitionskraft der Gemeinden<br />

2. Wirtschaft: Globalisierung, steigende<br />

Bruttowertschöpfung, höhere Produktivität,<br />

Abnahme von Arbeitsplätzen<br />

3. Bevölkerung: langfristige demographische<br />

Entwicklungen, Integration von Zuwanderern<br />

4. Siedlungsentwicklung:<br />

Flächeninanspruchnahme und Zersiedelung<br />

5. Verkehr: Zunahme der<br />

Verkehrsbewegungen und der zurückgelegten<br />

Entfernungen bei zunehmender<br />

Umweltbelastung; internationale Positionierung<br />

6. Öffentliche Aufgaben und Finanzen:<br />

Globalisierung findet auch statt bei<br />

(öffentlichen) Dienstleistungen der Ver- und<br />

Entsorgung, steigende Belastung öffentlicher<br />

Haushalte, Finanzierbarkeit des Öffentlichen<br />

Personennahverkehrs, Leistungs- und<br />

Kostenoptimierung öffentlicher Einrichtungen<br />

Quervergleich<br />

1. Überwindung der Nachteile der<br />

Ländergrenzen und der jeweiligen Randlage<br />

2. Strukturwandel und Standortwettbewerb<br />

3. nationale und internationale Wahrnehmung<br />

der Region<br />

4. Lebensqualität der Region als weicher<br />

Standortfaktor<br />

1. Internationaler Standortwettbewerb unter<br />

der besonderen Herausforderung des<br />

Strukturwandels in der Region<br />

2. EU-Osterweiterung führt in den ländlichen<br />

Teilen der Region zum Wegfall der<br />

Förderkulisse<br />

3. Demographischer Wandel<br />

Das, was für einige <strong>Metropolregion</strong>en der Auslöser ihrer Bildung war, ist auch eine ihrer<br />

fortlaufenden Herausforderungen: Die Teilnahme am internationalen Standortwettbewerb steht<br />

auf der Agenda jeder der untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en. Das Up-Scaling klassischer<br />

Stadtregionen zur <strong>Metropolregion</strong> führt zu einer Neupositionierung und erfordert eine neue<br />

Abstimmung mit den Akteuren im Raum.<br />

Es gibt weitere Problemlagen, die sich in den <strong>Metropolregion</strong>en häufen. Darunter fallen der<br />

Umstrukturierungsprozess der Wirtschaft hin zu wissensintensiven Dienstleistungen und zur<br />

High-Tech-Produktion, Zersiedelung, zunehmender Verkehr; der demographische Wandel und<br />

die damit verbunden knappen öffentlichen Haushalte, die nicht mehr das gewohnte Maß der<br />

öffentlichen Daseinsvorsorge bereitstellen können. Diese weiteren Herausforderungen haben<br />

die verschiedenen <strong>Metropolregion</strong>en unterschiedlich intensiv im Blick.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Herausforderungen“ lernen<br />

Die genannten Herausforderungen bestehen in unterschiedlicher Intensität auch in der<br />

<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Was die wirklich kritischen Fragen für die EMM sind,<br />

muss von den Akteuren noch gemeinsam geklärt werden.<br />

14


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Durch ein gemeinsames Arbeiten auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong> würden<br />

Herausforderungen aus einem zusätzlichen Blickwinkel wahrgenommen, was einen Mehrwert<br />

darstellt. Eine chronisch verstopfte Engstelle/Verkehrsverbindung ist etwas anderes als eine<br />

ganze Region mit einem Verkehrsproblem. Diese verstärkte Auseinandersetzung mit regionalen<br />

Problemen eröffnet Chancen für abgestimmte und nachhaltige Problemlösungen und bietet<br />

somit einen Mehrwert gegenüber einer Betrachtung der Probleme im Einzelfall.<br />

Themenfelder und Projekte<br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

Themenfelder 1. Internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit,<br />

Internationalisierungsstrategie<br />

Projekte zu 1.:<br />

2. Demographischer Wandel,<br />

Daseinsvorsorge<br />

3. Raumentwicklung,<br />

Raumstruktur,<br />

Flächenmanagement<br />

- Gemeinsames Marketing der<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

- Wachstumsinitiative Süderelbe<br />

- Wachstumsinitiative Norderelbe<br />

- Internetauftritt mit Schwerpunkt<br />

Wirtschaft und Tourismus<br />

zu 2.:<br />

- Gemeinsame Verwaltungsmodernisierung,<br />

Leitprojekt E-<br />

Government<br />

zu 3.:<br />

Themenfelder VRS:<br />

- Erweiterung des HVV<br />

- Metropolcard<br />

zusätzlich Tourismusprojekte:<br />

- Elbradwanderweg<br />

- Maritime Landschaft Unterelbe<br />

1. Wirtschaft und Wissenschaft<br />

2. Lebensqualität<br />

3. Infrastruktur und Verwaltung<br />

zu 1.:<br />

- Standortkommunikationssystem<br />

für Gewerbeimmobilien<br />

- Regionale Initiativen zu den<br />

Themen Medizin, Bio, Umwelt<br />

- Mittelstandstage<br />

- Vernetzung von Studiengängen<br />

zu 2.:<br />

- Kulturmagazin<br />

- Landschaftspark<br />

- Sport- und Kulturveranstaltungen<br />

zu 3.:<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

1. Verkehr<br />

2. Wirtschaftsförderung<br />

3. Landschaftsplanung<br />

4. Kultur<br />

EMR:<br />

- Innere Integration und Abstimmung<br />

- Äußere Integration (Vertretung in<br />

15<br />

- Auf- und Ausbau der S-Bahn<br />

- Verwaltungsreform<br />

- Bemühen um ICE Neubaustrecke<br />

Rhein/Main-Rhein/Neckar<br />

1. Wirtschaftsförderung<br />

2. Kultur verknüpft mit Tourismus<br />

3. Lebensqualität<br />

4. Medizin, Pharma und Gesundheit


Projekte zu 1.:<br />

Quervergleich<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Brüssel, Aufbau von europäischen<br />

Fachnetzwerken, Akquise von EU-<br />

Förderprojekten, Positionierung im<br />

globalen Standortwettbewerb)<br />

u.a. Betrieb der S-Bahn, Planung<br />

von tangentialen Erweiterungen,<br />

Stuttgart 21<br />

zu 2.: u.a. Mobilist (Mobilität in der<br />

Region Stuttgart), Bioregio<br />

(Förderung der Biotechnologie)<br />

PUSH-Ansiedlungsförderung, viele<br />

weitere<br />

zu 3.:<br />

Landschaftspark Neckar<br />

zu 4.:<br />

Kommen und Gehen<br />

(Internationalität in der Region<br />

Stuttgart)<br />

zur EMRS:<br />

- Mitglied und Sprecher bei<br />

METREX, deutsche Vertretung der<br />

<strong>Metropolregion</strong>en, Europa-Büro in<br />

Brüssel<br />

- Clusterinitiative Raumfahrt<br />

- Regionales<br />

Verkehrsmanagement<br />

- Anwenderallianz Brennstoffzelle<br />

- Ausbau der Gateway-<br />

Infrastruktur: TEN-Magistrale<br />

Stuttgart 21, Flughafen Stuttgart,<br />

Messe<br />

zu 1.: Marketingverein MR<br />

Nürnberg e.V., I-Comnet,<br />

(Marketinginitiative),<br />

Existenzgründerpool, Kontaktstelle<br />

Wissenstransfer<br />

zu 2.: Clusterpromotion Ernährung<br />

zu 3.: u. U. „Original Regional“<br />

zu 4.: Label „Medical Valley“<br />

Aus den geschilderten Herausforderungen leiten sich auch die bearbeiteten Themen ab. Für<br />

alle <strong>Metropolregion</strong>en gilt: Die Förderung der Wirtschaft und die Positionierung im<br />

internationalen Wettbewerb sind zentrale Themen und werden über eigene<br />

Organisationsstrukturen und Projekte bearbeitet. Über diese Leitthemen wird eine kritische<br />

Masse an Kooperation erreicht, die auch zur Zusammenarbeit auf anderen Gebieten führt.<br />

Diese sind z. B. Verkehr, Siedlungsstruktur, Landschaft und Freiraum sowie die Steigerung der<br />

Lebensqualität.<br />

Generell kann gesagt werden:<br />

Eine <strong>Metropolregion</strong> bearbeitet die Themen < Wirtschaftsförderung + X >.<br />

Das X wird derzeit durch jede <strong>Metropolregion</strong> anders ausgefüllt, die genuin metropolitanen<br />

Themen sind noch nicht geklärt.<br />

Die Breite an Themen ist unterschiedlich. Stuttgart ist eine Region, in der Themen und<br />

Probleme regional vernetzt seit zwölf Jahren bearbeitet werden. Dies könnte eine Erklärung der<br />

möglichen Fülle, aber auch der Etabliertheit von Themen sein. Hamburg und Rhein-Neckar<br />

befinden sich zurzeit in der Konsolidierungsphase, Nürnberg positioniert sich gerade und lässt<br />

zumindest derzeit einige Felder wie z.B. Flächenverbrauch bewusst aus.<br />

16


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Über Projekte werden die behandelten Themen sichtbar gemacht. In der Wirtschaftsförderung<br />

werden dabei häufig Marketinginitiativen, Ansiedlungsförderung von jungen Unternehmen in<br />

Zusammenarbeit mit den Hochschulen, Clusterförderung, etc. gewählt. Die Entwicklung der<br />

Verkehrsinfrastruktur wird aus interner und externer Sicht betrachtet. Man möchte bei der<br />

Festlegung von internationalen Verkehrstrassen (zum Beispiel Bahnmagistralen der<br />

Transeuropäischen Netze - TEN) nicht abgehängt werden und bemüht sich auch um eine hohe<br />

Qualität der innerregionalen Erreichbarkeit. In Hamburg wurde unlängst der Verkehrsverbund<br />

erweitert und auch in Rhein-Neckar steht der Ausbau der S-Bahn auf der Agenda.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Themen und Projekte“ lernen<br />

Es bestehen Freiheitsgrade in der Auswahl von Themen und es muss nicht jedes Thema<br />

abgedeckt werden. Man kann davon ausgehen, dass <strong>Metropolregion</strong>en eine Entwicklung<br />

mitmachen. Aus einem schlanken Start mit einer beschränkten Anzahl an Themen kann später<br />

eine breitere Aufstellung wachsen. Dabei ist aber festzustellen, dass es nicht ausreicht,<br />

regionale Themen einfach auf den Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en zu heben. Das gemeinsame<br />

Marketing verschiedener Themen unter dem Label <strong>Metropolregion</strong>en scheint erfolgreicher zu<br />

sein als eine separate Vorgehensweise.<br />

Raumentwicklung im Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en sollte sich nicht über Verantwortung<br />

sondern über funktionale Verbindungen begründen. Für die Schaffung einer gemeinsamen<br />

Identifikation sollten die Akteure verschiedener Raumtypen eingebunden werden. In der EMM<br />

sind dies vor allem Zentral- und Zwischenräume. Bei der Themenauswahl sollte den Teilräumen<br />

im Umland von <strong>München</strong> etwas aufgezeigt werden, was ein Mitmachen lohnt; das könnte zum<br />

Beispiel ein Regionalpark sein. Es ist im Gegenzug aber auch wichtig, dass sich alle Beteiligten<br />

einbringen und angesprochen fühlen. Eine Konsumhaltung von Mitgliedern bringt die EMM nicht<br />

weiter.<br />

Über die Finanzierung der Projekte muss man sich schon zu Anbeginn Gedanken machen, um<br />

einen erzeugten Schwung auch umsetzen zu können. In den anderen Regionen stehen teils<br />

erhebliche Etats über Umlagen und auch über die Finanzierung mit Drittmitteln von<br />

Unternehmen bereit.<br />

Analyse<br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

- Internationales Benchmarking: Vergleich von<br />

Daten über die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg mit<br />

anderen europäischen <strong>Metropolregion</strong>en<br />

- Pendlerverflechtungen zum Verständnis des<br />

Umgriffs des Wirtschaftsraums Hamburg<br />

- Gutachten zur Zusammenarbeit zwischen<br />

den Norddeutschen Bundesländern 1990<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

- Vorgabe eines unscharfen Umgriffs der<br />

<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart (EMR)<br />

durch den Landesentwicklungsplan (LEP)<br />

Baden-Württemberg 2002<br />

- Eigene Interpretation dieses Umgriffs durch<br />

die darin angesprochenen Verbände<br />

- Keine Analysen bezüglich der Festlegung<br />

- Keine Analysen bezüglich der Festlegung<br />

des räumlichen Umgriffs<br />

- Strategie- und Strukturgutachten zur<br />

regionalen Organisationsstruktur mit<br />

Handlungsempfehlungen. Diese werden weit<br />

gehend umgesetzt, z.B. im neuen<br />

Staatsvertrag<br />

- Benchmarking mit Erhebung der Indikatoren<br />

erstmals für die ganze <strong>Metropolregion</strong>,<br />

Stärken-Schwächen-Analyse der Region<br />

- Keine Analysen bezüglich der Festlegung<br />

des räumlichen Umgriffs<br />

- Einige Gutachten, welche die metropolitanen<br />

Funktionen im Großraum belegen<br />

17


des räumlichen Umgriffs<br />

- Intensive Auseinandersetzung mit den<br />

Ressourcen der Region in Bezug auf die<br />

metropolitanen Funktionen nach Blotevogel<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

- Die Entstehung des Verbandes Region<br />

Stuttgart (VRS) 1994 ergab sich aus dem<br />

vorher existierenden Planungsverband, keine<br />

weiteren Analysen<br />

- Stärken-Schwächen-Analyse in einem<br />

Strategiepapier des VRS zur <strong>Metropolregion</strong><br />

Stuttgart (2003)<br />

Quervergleich<br />

Die Entstehung von allen vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en setzt pragmatisch auf bestehende<br />

Strukturen auf. Der Umgriff ergibt sich in der Regel nicht durch raumwissenschaftliche<br />

Analysen, sondern orientiert sich territorial an bestehenden Landkreisgrenzen. Die dadurch<br />

zusammengefassten verschiedenen Raumtypen sind ein politisch-taktisches Ergebnis.<br />

Die Diskussion um <strong>Metropolregion</strong>en legt es nahe, bestehende Organisationsstrukturen zu<br />

hinterfragen und weiter zu denken. Die Funktionen einer <strong>Metropolregion</strong> nach Blotevogel (2002)<br />

– Entscheidungs-, Innovations-, und Gatewayfunktion – erlauben ein Benchmarking unter den<br />

<strong>Metropolregion</strong>en, von dem gerne Gebrauch gemacht wird, besonders in Hinblick auf das<br />

Hervorheben eigener Stärken. Das Erheben von Daten auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong><br />

erzeugt beim Fachpublikum und Bevölkerung eine Realität im Kopf, die vorher unter<br />

Umständen nicht vorhanden war. Über einen längeren Zeitraum setzt sich der neue Umgriff so<br />

im Bewusstsein fest. Im Falle von Nürnberg und seinem Umland werden die dort vorhandenen<br />

Funktionen zusammengestellt, um sich das Label „<strong>Metropolregion</strong>“ sichern zu können.<br />

Einige Regionen (RN, S) haben eine Stärken-Schwächen-Analyse durchgeführt, um sich über<br />

ihre Chancen und Risiken besser im Klaren zu werden.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Analyse“ lernen<br />

Für die „späte“ <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> bietet sich die Chance, von vorliegenden<br />

analytischen Ergebnissen lernen können. Vertiefte Analysen sind eine Vorraussetzung, um die<br />

wirtschaftliche Logik der EMM zu verstehen und dann gezielt handeln zu können. Sie helfen<br />

auch bei der Wahl eines räumlichen Umgriffs sowie bei der Einschätzung der Bedeutung und<br />

Rolle von Teilräumen.<br />

Die politischen Kräfte sind sehr stark, vorhandene Strukturen müssen erkannt und<br />

berücksichtigt werden.<br />

Eine Stärken-Schwächen-Analyse hilft unter Umständen, die Notwendigkeit des<br />

Zusammenarbeitens auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong> zu untermauern und dient der<br />

Bewusstseinsbildung.<br />

2.2.2 Struktur<br />

Im Kapitel Struktur vergleichen wir die gewählten Umgriffe und Organisationsstrukturen. Wir<br />

führen noch einmal wichtige Personen mit ihrem Status auf und betrachten die Finanzierung der<br />

<strong>Metropolregion</strong>en.<br />

Umgriff<br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

Grenzen Kontinuierlicher Raum der<br />

<strong>Metropolregion</strong> mit<br />

Landkreisgrenzen in<br />

18<br />

Kontinuierlicher Kernraum fest<br />

abgegrenzt in Staatsvertrag.<br />

Umgriff des Verbands kongruent


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Staatsvertrag festgelegt.<br />

Kooperation mit Landkreisen in<br />

Mecklenburg. Weitere<br />

Kooperationen beabsichtigt<br />

(z.B. Lübeck)<br />

Zentren Hamburg als dominierendes<br />

Zentrum 1,7 Mio. EW. Nur ein<br />

weiteres Oberzentrum im<br />

Umland: Lüneburg mit 71.000<br />

EW<br />

Raumtypen Hamburg hat eine sehr starke<br />

Stellung in der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

Das Umland teilt sich klar in<br />

Nord und Süd gemäß den<br />

Ländergrenzen. Das Interesse<br />

an der <strong>Metropolregion</strong> nimmt<br />

vom Kern zur Peripherie<br />

deutlich ab. Die Rolle der<br />

peripheren Räume ist unklar.<br />

Abgrenzungsprozess Abgrenzung in drei Etappen:<br />

1. HH und unmittelbar<br />

angrenzende Landkreise seit<br />

1960<br />

2. Erweiterung um zweiten Ring<br />

von Landkreisen 1996/200<br />

3. Beitritt LK Dithmarschen<br />

mit <strong>Metropolregion</strong>. Angestrebter<br />

Kooperationsraum mit Karlsruhe,<br />

Kaiserslautern, Darmstadt<br />

Drei dominierende Oberzentren:<br />

Ludwigshafen 170.000 EW,<br />

Mannheim 325.000 EW,<br />

Heidelberg 140.000 EW<br />

Polyzentralität durch drei<br />

Oberzentren in drei<br />

verschiedenen Bundesländern.<br />

<strong>Metropolregion</strong> im Wesentlichen<br />

im Umgriff des<br />

Raumordnungsverbands von<br />

1970, Erweiterung um zwei<br />

Landkreise. Keine Diskussion um<br />

Umgriff der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

<strong>Metropolregion</strong> deckt sich mit<br />

historischem Kernbereich der<br />

Kurpfalz.<br />

Größe 19.700 km 2 , 4,3 Mio. EW 5637 km 2 , 2,4 Mio. EW<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

Grenzen - <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

Stuttgart = EMRS:<br />

Kontinuierlicher Raum, genaue<br />

Grenzen offen zur Interpretation<br />

durch die Planungsverbände<br />

- Verband Region Stuttgart =<br />

VRS Stuttgart: Stuttgart + fünf<br />

umliegende Landkreise,<br />

kontinuierlich, administrativ<br />

orientiert<br />

Zentren Stuttgart (klar das bedeutendste<br />

Zentrum), weitere OZ:<br />

Heilbronn, Tübingen,<br />

Reutlingen, viele weitere<br />

ebenfalls sehr starke<br />

Mittelzentren<br />

19<br />

Zweistufiges Vorgehen:<br />

1.) Umliegende Landkreise<br />

(administrativ, scharfe Grenzen<br />

für den Kernbereich,<br />

kontinuierliche Fläche)<br />

2.) Metropolitanes Netz mit weiter<br />

entfernten Städten<br />

(diskontinuierlich)<br />

Gemeinsames Oberzentrum (OZ):<br />

Nürnberg – Fürth - Erlangen<br />

Weitere bedeutende kreisfreie<br />

Städte und OZ mit Gewicht<br />

(Bamberg, Bayreuth, Amberg,<br />

Ansbach)


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Raumtypen Polyzentraler Raum mit vielen<br />

starken weiteren (Ober-)<br />

Zentren. Trotzdem hat Stuttgart<br />

die Führungsrolle<br />

Abgrenzungsprozess EMRS: Rahmen durch LEP<br />

vorgegeben, Die Diskussion der<br />

Festlegung genauer Grenzen<br />

wird nicht als lohnend oder<br />

zielführend angesehen.<br />

VRS: Übernahme der Grenzen<br />

der vorherigen Planungsregion<br />

Größe EMRS: Genaue Zahlen wegen<br />

des offenen Umgriffs nicht<br />

möglich, Schätzung: Fläche<br />

7000 km², 3,3 Mio. Einwohner<br />

Quervergleich<br />

VRS: 3600 km², 2,6 Mio. EW<br />

Eher polyzentraler Raum,<br />

ausgeglichenes Kräfteverhältnis<br />

Einladung nahe liegender<br />

Akteure, hieraus entwickelten sich<br />

schnell weitere Anwärter<br />

11 000 km², ca. 2,1 Mio.<br />

Einwohner im Kernbereich<br />

Der Umgriff der analysierten <strong>Metropolregion</strong>en ist meist kontinuierlich. Im Falle von Nürnberg<br />

gibt es ein abgestuftes Vorgehen, die Ränder bzw. das metropolitane Netz mit einigen<br />

entfernten Städten kooperieren nur nach Bedarf und lassen nicht ausgefüllte Zwischenräume<br />

zu. In Stuttgart wird der exakte Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> zunächst offen gelassen, trotzdem<br />

sind dort bereits die ersten Projekte unter dem Label <strong>Metropolregion</strong> gestartet. Dies zeigt, dass<br />

eine <strong>Metropolregion</strong> auch ohne exakten Umgriff anfangen kann. Durch die teils großen Umgriffe<br />

werden verschiedene Raumtypen zusammengefasst, es stellt sich damit auch die Frage:<br />

Welche „metropolitanen“ Themen sind in den peripheren Räumen wichtig?<br />

Je nach gewähltem Umgriff ergibt sich meist ein unterschiedlicher Grad an Polyzentralität und<br />

man holt sich verschieden starke Mitspieler und Raumtypen aus den Zwischenräumen bzw.<br />

periphere Räumen mit ins Boot.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Umgriff“ lernen<br />

Der Umgriff ist zunächst nicht vorgegeben. Metropolitane Funktionen sind nicht ubiquitär im<br />

Raum verteilt, insofern sind diskontinuierliche Lösungen (siehe das Netz von Nürnberg)<br />

durchaus denkbar. Das engere Umland und die wichtigen großen Zentren sollte man allerdings<br />

dabei haben, wenn man seine Glaubwürdigkeit behalten und keine mächtigen Gegenspieler<br />

innerhalb des Kooperationsverbunds haben will. Die Funktionen und Rollen der einbezogenen<br />

Teilräume sollten offen diskutiert werden.<br />

Mit ca. 5500 km² wäre die bisherige Planungsregion im deutschen Vergleich eine sehr kleine<br />

<strong>Metropolregion</strong>. Die Fläche hat nur eine begrenzte Aussagekraft; wichtiger sind die<br />

metropolitanen Funktionen, die der Raum beinhaltet. Die funktionalen Verflechtungen der<br />

Oberzentren Augsburg, Ingolstadt, Landshut, Rosenheim etc. begründen aus unserer Sicht<br />

auch eine Zusammenarbeit in mindestens dieser Größenordnung. Die politischen Verhältnisse<br />

sind zu berücksichtigen. Zwangsmitgliedschaften sind kontraproduktiv, da nur positiv<br />

eingestellte Mitspieler die EMM vorantreiben können. Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> kann auch<br />

noch in einer späteren Phase wachsen.<br />

Kooperationsmodell<br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

Rechtsform - Einerseits hochgradig<br />

formalisierte Rechtsgrundlage:<br />

20<br />

Drei Säulen:<br />

- Verband institutionell verankert


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Staatsvertrag und<br />

Verwaltungsabkommen regeln<br />

räumlichen Umgriff, Finanzierung,<br />

Gremien, Geschäftsstelle,<br />

Themenschwerpunkte<br />

- Anderseits beruht die<br />

Kooperation in den einzelnen<br />

Gremien auf Freiwilligkeit<br />

Strukturen, Gremien - Gemeinsame Geschäftsstelle:<br />

Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Akteure aus Politik<br />

und Verwaltung<br />

Akteure aus<br />

Wirtschaft und<br />

Wissenschaft<br />

Machtverhältnis der<br />

Teilräume<br />

Abstimmungsprozess<br />

- Regionsrat: oberstes Beschlussgremium<br />

bestimmt die<br />

Programmatik<br />

- Lenkungsausschuss: bestimmt<br />

über Vergabe der<br />

Förderfondsmittel<br />

- Regionalkonferenz:<br />

thematisches Forum,<br />

Kommunikationsplattform mit allen<br />

regionalen Akteuren<br />

- Facharbeitsgruppen<br />

Vertreter der Länder, Kreise und<br />

Kommunen in den Gremien.<br />

Organisation noch sehr<br />

verwaltungslastig<br />

Vertreter der Wirtschaft und<br />

Verbände sind nur optional<br />

eingebunden in die<br />

Regionalkonferenz und die<br />

Facharbeitsgruppen, sie<br />

entscheiden nicht mit über die<br />

Vergabe der Gelder<br />

Starke Stellung Hamburgs. Über<br />

Landesebene ist HH in Regionsrat<br />

und Lenkungsausschuss stärker<br />

vertreten als die umliegenden<br />

Kommunen<br />

Freiwilligkeit, Konsensprinzip,<br />

Stimmenthaltungsmöglichkeit. Die<br />

Teilnahme im Regionsrat ist<br />

gebunden an die Mitfinanzierung<br />

der gemeinsamen Geschäftsstelle<br />

über Staatsvertrag<br />

- Freiwillige Kooperation im<br />

Verein<br />

- GmbH als operative Ebene in<br />

Form von PPP: Verband,<br />

Verein, IHK<br />

- Verband: Regionalplanung und<br />

Regionalentwicklung,<br />

strategische Ebene<br />

- Verein: strategische Ebene<br />

- IHK<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

21<br />

- GmbH: operative Ebene<br />

Landräte und (Ober-)<br />

Bürgermeister in Verband<br />

(Pflicht) und in Verein (freiwillig),<br />

Themenpatenschaften der<br />

Oberbürgermeister (freiwillig)<br />

Starkes Engagement der<br />

Wirtschaft in Verein und über<br />

IHK und in PPP der GmbH.<br />

Starkes Engagement von BASF,<br />

auch von SAP und weiteren<br />

mittelständischen Unternehmen.<br />

Einbindung von Akteuren aus<br />

Wirtschaft und Wissenschaft<br />

über Themenpatenschaften<br />

Verband: Stimmen nach<br />

Einwohnerzahl<br />

Verband: einfache<br />

Stimmenmehrheit, für<br />

Beteiligungen an regionalen<br />

Gesellschaften mit<br />

Umlageerhöhung<br />

Zweidrittelmehrheit


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Rechtsform EMRS: Lose informelle<br />

Vereinbarungen über<br />

Zusammenarbeit<br />

VRS: Körperschaft öffentlichen<br />

Rechts<br />

Strukturen, Gremien EMRS: gelegentliche Treffen<br />

Akteure aus Politik<br />

und Verwaltung<br />

Akteure aus<br />

Wirtschaft und<br />

Wissenschaft<br />

Machtverhältnis der<br />

Teilräume<br />

Abstimmungsprozess<br />

Quervergleich<br />

VRS: direkt gewählte<br />

Verbandsversammlung<br />

Verbandsverwaltung<br />

Netzwerke, Zweckverbände,<br />

Privatrechtlich organisierte<br />

Agenturen (GmbHs) für<br />

Fachaufgaben<br />

EMRS: Landesregierung, Verband<br />

Region Stuttgart, auch<br />

Regionalverband Neckar-Alb bzw.<br />

Heilbronn Franken, Wirtschaft<br />

noch zögerlich<br />

VRS: Kommunalpolitiker,<br />

Landräte, auch<br />

Wirtschaftsministerium (zahlt z.B.<br />

Zuschuss)<br />

Wirtschaft ist über IHK stark<br />

eingebunden, Einzelunternehmen<br />

weniger erkennbar, Verbände,<br />

Wissenschaft sticht kaum hervor<br />

VRS dominiert die beiden<br />

benachbarten Planungsverbände<br />

der EMRS, auch sonst eine relativ<br />

starke Stellung<br />

VRS: demokratische Spielregeln.<br />

Meist ergeben sich jedoch keine<br />

Kampfabstimmungen.<br />

Abstimmung zwischen VRS und<br />

den in der EMRS beteiligten<br />

Verbänden läuft noch ohne klare<br />

Spielregeln<br />

Freiwillige<br />

Kooperationsvereinbarung ohne<br />

rechtliche Bindung<br />

Rat (strategische Ebene),<br />

Fachforen (operative Ebene)<br />

Wahrnehmung von<br />

Fachaufgaben durch extra<br />

gegründete Vereine (e.V.)<br />

Rat: OBs, Landräte,<br />

Bürgermeister der Kommunen<br />

Fachliche Arbeit: Verwaltungen,<br />

IHK, Wirtschaftsförderer,<br />

Unternehmen etc. eingebunden<br />

Universitäten schreiben<br />

Gutachten und setzen sich für<br />

die MR Nürnberg ein, ebenso<br />

Sponsoring aus der Wirtschaft<br />

- Gleiche Augenhöhe der<br />

beteiligten Landräte,<br />

Bürgermeister, dadurch erhält<br />

der ländliche Raum besonderes<br />

Gewicht<br />

- Macht haben die, die<br />

erfolgreiche Projekte betreiben<br />

- Auf Konsens gerichtet<br />

- Gleichberechtigung der<br />

Beteiligten<br />

Die meisten Kooperationsmodelle beinhalten eine strategische und eine operative Ebene. In<br />

allen <strong>Metropolregion</strong>en spielen die Politiker eine wesentliche (RN) oder die entscheidende Rolle<br />

(S, N, HH) auf der strategischen Ebene. Akteure aus der Wirtschaft sind vor allem über die<br />

operative Ebene und als Drittmittelgeber eingebunden, jedoch in den untersuchten Regionen<br />

unterschiedlich intensiv. Stuttgart verfügt über ein formalisiertes Modell mit einem großen<br />

Personalstamm, während die anderen <strong>Metropolregion</strong>en mit schlankeren Strukturen<br />

auskommen.<br />

22


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die Modelle und Gremien sind teilweise nach dem Top-Down-Verfahren über Gesetze (S) oder<br />

Staatsverträge (HH, RN) geregelt, während die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg gänzlich auf<br />

Freiwilligkeit beruht und im Bottom-Up-Verfahren entstanden ist. In allen <strong>Metropolregion</strong>en sind<br />

auf die Fachthemen – wie zum Beispiel Wirtschaftsförderung – bezogene Netzwerke, Vereine,<br />

GmbHs etc. entstanden, die ihre Arbeit zwar im Rahmen der Leitlinien der <strong>Metropolregion</strong>,<br />

durchführen, dabei aber flexibel bleiben.<br />

Die Entscheidungsabläufe in den Gremien und ihre Kompetenzen sind für die Bürger und auch<br />

die Verwaltung selbst oft nur schwer erkennbar.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Kooperationsmodell“ lernen<br />

Auch für <strong>München</strong> bietet sich eine Struktur an, welche die fachliche Arbeit mit einem<br />

Steuerungsgremium koordiniert. Es ist möglich, die bestehenden Initiativen wie die Greater<br />

Munich Area (GMA) oder die Inzell-Initiative in das Modell einzupassen und aufeinander<br />

abzustimmen. Vorteilhaft ist auch die Einbindung von Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Zivilgesellschaft. Es stellt sich die Frage, wie die Balance zwischen alten bewährten<br />

Initiativen und nötigen neuen Strukturen hergestellt werden kann. Mit der Akzeptanz des neuen<br />

räumlichen Maßstabs durch die Akteure sowie der Unterstützung durch das Bundesland, hier<br />

der Freistaat Bayern, steht und fällt der Erfolg der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

Personen<br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

Machtpromotoren Im Wesentlichen aus Politik und<br />

Verwaltung<br />

- starke Rolle der<br />

Ministerpräsidenten<br />

- einzelne engagierte Landräte<br />

und Bürgermeister<br />

Fachpromotoren Im Wesentlichen aus Politik und<br />

Verwaltung.<br />

In letzter Zeit einzelne Akteure<br />

aus Wirtschaft z.B. im<br />

Clusterprojekt Süderelbe<br />

Machtpromotoren - Dr. Bernd Steinacher<br />

(Regionaldirektor)<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

- Land Baden-Württemberg,<br />

Ministerpräsident<br />

Fachpromotoren - Dr. Bernd Steinacher<br />

(Regionaldirektor)<br />

- Dr. Dirk Vallée (technischer<br />

Direktor)<br />

23<br />

- BASF: verschiedene Vorstände<br />

treiben regionale Kooperationen<br />

voran.<br />

- Vorsitzender des<br />

Raumordnungsverbands, heute<br />

des Verbands Region Rhein-<br />

Neckar (OB Ludwigshafen)<br />

- Ministerpräsidenten der drei<br />

Bundesländer bekennen sich zu<br />

RN<br />

- Direktor des<br />

Raumordnungsverbands Gottfried<br />

Schmitz a.D., Wolfgang Pföhler<br />

- Themenpaten: Persönlichkeiten<br />

aus Politik, Wirtschaft,<br />

Wissenschaft übernehmen<br />

öffentlich Verantwortung für<br />

bestimmte Themenfelder<br />

- OB Nürnberg Dr. Ulrich Maly<br />

- Dr. Hartmut Frommer<br />

(Stadtrechtsdirektor Nürnberg)<br />

- Prof. Hartmut Beck (Uni<br />

Erlangen-Nürnberg, emeritiert)<br />

- Frau Dr. Christa Standecker<br />

(Geschäftsstelle der<br />

<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg)


Quervergleich<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Eine <strong>Metropolregion</strong> wird durch engagierte Personen, die Verantwortung für diesen Maßstab<br />

übernehmen wollen, getragen. Es lassen sich Machtpromotoren und Fachpromotoren<br />

festmachen. Die ersteren verfügen über Macht und setzen diese gegebenenfalls über<br />

Rechtsvorgaben und Finanzmittel für die <strong>Metropolregion</strong> ein. Fachliche Promotoren verfügen<br />

über das Know-how und Strategien, wie bestimmte Regionen vorangebracht werden können.<br />

Sie können unter Umständen Machtpromotoren überzeugen und finanzielle Mittel für die Region<br />

akquirieren. Fachpromotoren wie zum Beispiel die Vorsitzenden der Regionalverbände können<br />

gleichzeitig auch erhebliche Macht haben.<br />

In drei der untersuchten Räume stehen die Ministerpräsidenten und damit die Bundesländer<br />

hinter der Maßstabsebene <strong>Metropolregion</strong> und den Chancen, die sich damit ergeben. Auch die<br />

Oberbürgermeister der wichtigen Zentren sind in diesem Zusammenhang wichtige Personen.<br />

Die Aufmerksamkeit dieser Machtpromotoren wird durch das Engagement von<br />

Fachpromotoren, meist aus der Verwaltung, aber auch aus der Wirtschaft der Metropolen (RN)<br />

geweckt.<br />

Es ist günstig, wenn die Region über politisch denkende Unternehmer (RN) und oder<br />

unternehmerisch handelnde Politiker (S) verfügt. Mit solchen Personen wird ein günstiges Klima<br />

für Kooperationen geschaffen.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Personen“ lernen<br />

Es ist unabdingbar, beim Aufbau von <strong>Metropolregion</strong>en die wichtigen und richtigen Personen<br />

hinter sich zu haben. Dies zeigt sich bei allen untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en. Für <strong>München</strong><br />

heißt das, dass die Landesregierung von der besonderen Bedeutung von <strong>Metropolregion</strong>en für<br />

das Wohlergehen des Flächenstaates überzeugt sein sollte. Ferner ist es wichtig, eine kritische<br />

Masse von Entscheidungsträgern aus dem Raum mit Macht über Personalressourcen und<br />

Budgets ins Boot zu holen. Diese sollten die unterschiedlichen Raumtypen in der EMM<br />

abdecken, also zum Beispiel den OB von <strong>München</strong>, die Bürgermeister der Oberzentren in der<br />

Region, Landräte, evtl. auch einen Vertreter für die Bürgermeister der Umlandgemeinden. Von<br />

großem Vorteil scheint es, Personen aus der Wirtschaft mit einzubeziehen.<br />

Finanzierung<br />

Organisation:<br />

Gesamtbudget/Jahr,<br />

Budget/EW<br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

Ca. 450.000 €<br />

10 ct/EW<br />

Ca. 3,4 Mio. €<br />

1,42 €/EW<br />

Organisation: Mittelherkunft Länder, Landkreise Länder, Landkreise und<br />

Gemeinden, IHK<br />

Projekte:<br />

Gesamtbudget/Jahr,<br />

Budget/EW<br />

3,14 Mio. €<br />

73 ct/EW<br />

ca. 3,5 Mio. €<br />

1,46 €/EW<br />

Projekte: Mittelherkunft Länder BASF<br />

Organisation:<br />

Gesamtbudget/Jahr,<br />

Budget/EW<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

Die Zahlen beziehen sich auf<br />

den Verband Region Stuttgart:<br />

Ca. 7 Mio. = 2,69€/EW<br />

(Verwaltung, Planung)<br />

24<br />

Ca 80 000 € in 2006<br />

= 3,5 ct/EW (in 2006)<br />

Ca 150 000 € in 2007<br />

= 7 ct/EW (in 2007)


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Organisation: Mittelherkunft Diverse Umlagen, zahlbar<br />

durch die Kommunen und<br />

Landkreise, Landeszuschuss<br />

Projekte:<br />

Gesamtbudget/Jahr,<br />

Budget/EW<br />

Ca. 250 Mio. € = 96,15€/EW<br />

an Mitteln von den<br />

Gebietskörperschaften (vor<br />

allem Nahverkehr,<br />

Wirtschaftsförderung)<br />

Zusätzlich erhebliche<br />

Drittmittel (z.B. 9 Mio. aus EU-<br />

Förder-Programmen)<br />

Projekte: Mittelherkunft Verkehr großteils aus<br />

staatlichen Umlagen,<br />

Fahrgeldeinnahmen, für<br />

weitere Projekte Drittmittel in<br />

erheblichem Umfang<br />

Quervergleich<br />

Landkreise und kreisfreie<br />

Städte<br />

Nicht seriös zu ermitteln,<br />

Projekte vorhanden, aber<br />

keine großen Volumina<br />

Drittmittel, Unternehmen,<br />

Sponsoren<br />

Es fällt auf, dass den verschiedenen <strong>Metropolregion</strong>en bis zum Faktor zehn unterschiedliche<br />

Finanzmittel allein für ihre interne Organisation zur Verfügung stehen – offensichtlich ist einem<br />

die Zusammenarbeit auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong> unterschiedlich viel wert. Beim<br />

Vergleich der Zahlen ist zu berücksichtigen, dass zwar meist ähnliche Aufgaben – wie<br />

Wirtschaftsförderung, regionaler Nahverkehr etc. – in den Regionen bewältigt werden müssen.<br />

Dies erfolgt aber in stark unterschiedlichem Maße über die Ebene <strong>Metropolregion</strong>.<br />

In den Regionen wird die Kernstruktur, wie Rats- bzw. Verbandsversammlungen und<br />

Geschäftsstelle, meist über öffentliche Umlagen durch die Landkreise und Städte finanziert. Für<br />

konkrete Projekte werden dann meist zusätzliche Fördermittel aus der Wirtschaft oder von der<br />

EU herangezogen. Diese übersteigen die Ausgaben für die Struktur in der Regel bei weitem.<br />

Eine Summe ist schwer zu ermitteln, auch deshalb, weil viele Projekte nur Teile der<br />

<strong>Metropolregion</strong> betreffen. Über die Budgets wird Macht auf verschiedenen Maßstabsebenen<br />

verteilt.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Finanzen“ lernen<br />

Auch eine schlanke <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ist nicht zum Nulltarif zu haben. Die<br />

beteiligten Landkreise und Städte – und am besten auch der Freistaat Bayern – müssen Geld in<br />

die Hand nehmen oder über eine Umlage erheben, um eine Minimalstruktur wie eine<br />

Geschäftsstelle zu finanzieren. Das Beispiel Nürnberg zeigt recht gut, dass es selbst mit einer<br />

relativ kleinen Anschubfinanzierung im Anschluss gelingen kann, einen Schneeballeffekt<br />

auszulösen und weitere Drittmittel für die Projektarbeit einzuwerben. In EMM profitieren viele<br />

Unternehmen von der internationalen Ausstrahlung der EMM und stellen damit auch potenzielle<br />

Geldgeber für das Projekt „<strong>Metropolregion</strong>“ dar.<br />

2.2.3 Kultur<br />

Im Kapitel Kultur untersuchen wir die Alleinstellungsmerkmale der Regionen in Zusammenhang<br />

mit dem geschichtlichen Verlauf. Ferner betrachten wird die unterschiedliche Bedeutung des<br />

Labels „<strong>Metropolregion</strong>“ in den untersuchten Räumen.<br />

25


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

- starke Identifikation über die Freie und<br />

Hansestadt Hamburg mit Kaufmannstradition<br />

und Hamburger Hafen<br />

- Logistik-Drehscheibe<br />

- Luftfahrtindustrie<br />

- Elbe<br />

- Motto: Stadt-Land-Fluss<br />

- Wirtschaft und Wissenschaft, enge<br />

Kooperationen zwischen Forschung und<br />

Unternehmen<br />

- Schwerpunkte: Molekularbiologie und<br />

molekulare Medizin, Traditionsreiche<br />

Universitäten<br />

- RN Sitz von 10 der 100 größten deutschen<br />

Unternehmen<br />

- Lebensqualität<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

- Automobilbau<br />

- Schwäbische Genauigkeit und Fleiß<br />

- liebliche Region<br />

Quervergleich<br />

- Lebensqualität<br />

- Frankenland<br />

Es sind generell wenig deutliche Alleinstellungsmerkmale in den <strong>Metropolregion</strong>en<br />

auszumachen. Dies ist vor allem ein Nivellierungsproblem des großräumigen Maßstabs. Ein<br />

Ausleihen von Alleinstellungsmerkmalen von den Teilräumen ist denkbar, der Ursprung eines<br />

anderen Maßstabs bleibt dabei aber unter Umständen erkennbar. Das Olympiastadion im<br />

<strong>München</strong> hat überregionale Bedeutung, lässt sich aber nicht klar der EMM zuordnen. Einige<br />

<strong>Metropolregion</strong>en haben die Bedeutung von Identifikation erkannt und versuchen sich mit<br />

kulturellen Themen touristisch zu vermarkten (S, HH, N), auch für die eigene Bevölkerung.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Alleinstellungsmerkmale und<br />

Identifikationsthemen“ lernen<br />

Man braucht nicht unbedingt ein herausstehendes Alleinstellungsmerkmal. Es lohnt sich aber<br />

über die Potenziale in der <strong>Metropolregion</strong> und in ihren Teilräumen nachzudenken. Eine<br />

begrenzte Vielfalt von Themen kann als Stärke wahrgenommen werden, so wie zum Beispiel<br />

die Kombination „Hightech und Lederhose“ gefällt. Über eine geschickte Darstellung von<br />

Alleinstellungsmerkmalen können Arbeitskräfte und Touristen angezogen werden.<br />

Genese, „Alter“<br />

Institutionen/<br />

Kooperationsform<br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

- Tradition der<br />

grenzüberschreitenden<br />

Zusammenarbeit auf Länderebene<br />

seit 50 Jahren durch bilaterale<br />

Landesplanungen<br />

- 1960/1962 bilaterale Förderfonds<br />

der Länder<br />

- Seit Anfang der 1990er Jahre:<br />

Bemühungen um<br />

Regionalentwicklung unter der<br />

26<br />

- Seit 50 Jahren bestehen<br />

grenzüberschreitende<br />

Kooperationen<br />

- Seit 1969: Gemeinsamer<br />

Raumordnungsverband der drei<br />

Länder als Klammer und<br />

Vordenker der Kooperation<br />

- Seit 1989: Verein Rhein-<br />

Neckar-Dreieck für<br />

Standortmarketing


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Initiative der Ministerpräsidenten<br />

als kleine Antwort auf<br />

gescheiterten Nordstaat („Ernst-<br />

Kommission“)<br />

- 1996 und 2000 Regionale<br />

Entwicklungskonzepte in der MR,<br />

1.Preis in dem Wettbewerb<br />

„Regionen der Zukunft“<br />

- 1996: Einführung der trilateralen<br />

Landesplanung<br />

- Seit 2001: Regionalmarketing in<br />

MR mit Logo und Geschäftsstelle<br />

- 2005/06 Reorganisation der<br />

Strukturen der MR durch neuen<br />

Staatsvertrag der Länder<br />

Kooperationsräume Ausweitung des engeren Stadt-<br />

Umland Kooperationsraums<br />

gleichzeitig mit der Erstellung der<br />

REK´s um zweiten Ring der<br />

Landkreise<br />

Kooperationsthemen - Zunächst Stadt-Umland<br />

Problematik: Entlastung für<br />

Klärwerke und Mülldeponien,<br />

Aufbau einer gemeinsamen<br />

Infrastruktur wie U- und S-Bahn<br />

- Ausweitung der<br />

raumordnerischen Themen um<br />

strukturpolitische Fragen, z.B.<br />

regionale Wirtschaftsentwicklung,<br />

Bildung, Wissenschaft<br />

- 2001: Standortmarketing<br />

- 2005:<br />

Internationalisierungsstrategie<br />

Top-down, Bottom-up Top-down: Aus der gemeinsamen<br />

Landesplanung entstehen Anfang<br />

der 1990er Jahre Bemühungen,<br />

die kommunale Ebene mit<br />

einzubeziehen<br />

Im neuen Staatsvertrag sind die<br />

Kommunen auch vertreten, aber<br />

Länder haben noch eine starke<br />

Rolle und locken mit Geld der<br />

Förderfonds<br />

27<br />

zurückgehend auf starkes<br />

Engagement der Wirtschaft, vor<br />

allem BASF<br />

- 2000: Regionalgespräche<br />

initiiert durch IHK und BASF,<br />

Vision Rhein-Neckar 2015<br />

- 2003: Gründung der Initiative<br />

Zukunft Rhein-Neckar-Dreieck<br />

durch Eggert Voscherau, BASF<br />

- 2005: neuer Staatsvertrag,<br />

Gründung des Verbands<br />

Region Rhein-Neckar<br />

- 2006: Reorganisation der<br />

regionalen Kooperationsformen,<br />

Gründung der <strong>Metropolregion</strong><br />

Rhein-Neckar GmbH<br />

Kooperation im Umgriff des<br />

Raumordnungsverbands seit<br />

1969 entspricht im<br />

Wesentlichen dem Umgriff der<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

Such- und Sondierungsprozess<br />

der Kooperationsthemen:<br />

Zunächst Stadt-Umland<br />

Problematik, dann Erweiterung<br />

der Themenpalette,<br />

Themenvielfalt regionaler<br />

Kooperationen, dann Versuch<br />

der Konzentration in Hinblick<br />

auf neue Herausforderungen<br />

der <strong>Metropolregion</strong><br />

Wechselspiel Top-down,<br />

Bottom-up<br />

Top-down: Ermöglichung der<br />

Zusammenarbeit durch<br />

Staatsvertrag seit 1969<br />

Bottom-up: starke Initiativen zur<br />

Kooperation aus der Region,<br />

auch zur Anerkennung als MR<br />

durch MKRO<br />

Top-down: Neuer Staatsvertrag


Institutionen/<br />

Kooperationsform<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Stuttgart Nürnberg<br />

Schon 1956 freiwillige kommunale<br />

Planungsgemeinschaften, ab 1970<br />

Nachbarschaftsverband mit 28<br />

Städten der Region (gemeinsame<br />

Flächennutzungsplanung). Seitens<br />

der Wirtschaft und dem damaligen<br />

OB Rommel (Stuttgart) kam es<br />

1994 über das Land Baden-<br />

Württemberg zur Gründung des<br />

starken VRS<br />

Kooperationsräume Zunächst, 28 umliegende<br />

Gemeinden und Städte, mit der<br />

Gründung des<br />

Nachbarschaftsverbands 1970<br />

Ausweitung auf 179.<br />

Die EMRS ergibt sich aus Addition<br />

weiterer wichtiger<br />

Verdichtungsräume, die<br />

benachbart zu Stuttgart liegen<br />

Kooperationsthemen Eine effiziente<br />

Wirtschaftsförderung, spielte 1994<br />

eine wichtige Rolle<br />

(Strukturwandel, Verlust von<br />

120000 Arbeitsplätzen) bei der<br />

Gründung des VRS, ebenso<br />

Flächenknappheit und<br />

Verkehrsprobleme. Für die EMRS<br />

gilt die Positionierung nach außen<br />

als Leitthema<br />

Top-down, Bottom-up Top-Down:<br />

Quervergleich<br />

EMR Stuttgart: Im LEP verankert,<br />

mit Ausgestaltungsmöglichkeiten<br />

für die beteiligten Verbände<br />

VRS Stuttgart: Ebenfalls als Top-<br />

Down-Strategie durch<br />

Landesgesetz in 1994 etabliert<br />

Durch die Implementierung des<br />

starken institutionellen Rahmens<br />

ergab sich auch eine intensive<br />

informelle Zusammenarbeit. Mit<br />

dieser entstanden auch<br />

Interessensbekundungen von<br />

unten<br />

Anzeichen von einem<br />

Verständnis als ein Großraum<br />

ab ca. 1996, intensive<br />

Bestrebung um Anerkennung<br />

als EMR ab ca. 2002, MKRO-<br />

Beschluss 2005, Aufnahme in<br />

Bay. LEP in 2006<br />

Gesamtraum, Teilräume,<br />

bilaterale Kooperationen,<br />

Einbezug des Netzes.<br />

Die Entwicklung der<br />

<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg ging<br />

zunächst von Nürnberg und der<br />

Städteachse Fürth-Erlangen<br />

aus, dann folgten aber sehr<br />

schnell weitere<br />

Gebietskörperschaften<br />

Wirtschaftsförderung,<br />

Tourismus, Kultur, Verkehr,<br />

fallweise Kooperation bei<br />

weiteren Themen. Die<br />

Kooperation hat sich aus der<br />

Wirtschaftsförderung heraus<br />

entwickelt<br />

Bottom-Up:<br />

Nürnberg war auf der Karte der<br />

<strong>Metropolregion</strong>en Deutschlands<br />

1995 nicht enthalten<br />

Der Prozess entwickelt sich<br />

zunächst durch aufmerksame<br />

Beobachter in der Region, die<br />

sich der Region verpflichtet<br />

fühlten. Diesen Promotoren<br />

gelang es zunehmend mehr<br />

Akteure zu überzeugen<br />

In allen untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en bestanden schon vor der MKRO-Diskussion über<br />

<strong>Metropolregion</strong>en grenzüberschreitende Kooperationen der Länder (RN, HH) oder eine<br />

Zusammenarbeit bei Planungsfragen über Stadt- und Landkreisgrenzen hinweg (S, N). Die<br />

Geschichte dieser Kooperationen reicht bis zu 50 Jahre zurück und spielt heute noch eine<br />

wichtige Rolle. Der einmal eingeschlagene Pfad einer Region beeinflusst dabei den Verlauf der<br />

weiteren Entwicklung.<br />

28


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Oft ist eine schrittweise Entwicklung der Kooperation von kleineren zu größeren Umgriffen zu<br />

beobachten, was sich durch die sich aufweitenden funktionalen Verflechtungen gut erklären<br />

lässt. Ein Beispiel hierfür ist die Genese der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart durch den<br />

Landesentwicklungsplan (LEP) in 2002, oder der Beitritt von Landkreisen zur <strong>Metropolregion</strong><br />

Hamburg.<br />

Klassische Stadt-Umland-Probleme wie Suburbanisierung und ungleiche Lastenverteilung<br />

sowie die Wirtschaftsförderung lassen sich nicht in kommunalen Grenzen bearbeiten und haben<br />

die Zusammenarbeit vorangetrieben.<br />

Die Zusammenarbeit auf der Ebene der <strong>Metropolregion</strong> ist in drei Fällen von den Ländern<br />

angestoßen oder zumindest unterstützt worden (HH, RN, S) und damit ein Top-Down-Prozess –<br />

auch wenn gleichzeitig von der Basis mitgestaltet wurde bzw. wird. Aber auch ein Start im<br />

Bottom-Up-Prozess scheint möglich, wie das Beispiel Nürnberg zeigt.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Genese - Alter“ lernen<br />

„History matters!“, die Geschichte macht etwas aus! Man sollte also die eigene Geschichte gut<br />

kennen und in seinen Entwicklungsvorstellungen berücksichtigen. Es gibt die Option, sich<br />

schrittweise an den größeren Maßstab heranzuwagen oder einen großen Sprung zu tun. Im<br />

Verlauf der Geschichte von Regionen gibt es Zeitfenster, in denen ein Entwicklungssprung<br />

möglich ist. Dies hat oft mit dem Wechsel von Personen oder mit exogen bedingten Faktoren<br />

wie zum Beispiel der Wiedervereinigung, der EU-Osterweiterung etc. zu tun.<br />

Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />

Hamburg Rhein-Neckar<br />

- Der Moment des Auftauchens des Labels<br />

<strong>Metropolregion</strong> ist nicht direkt identifizierbar.<br />

Aber seit 2001 offensive Vermarktung des<br />

Labels als Marke.<br />

- Das Label <strong>Metropolregion</strong> stärkt Bewusstsein<br />

für Bedeutung des internationalen<br />

Standortwettbewerbs<br />

- Das Label <strong>Metropolregion</strong> als Anlass zur<br />

Fokussierung von Kooperationsschwerpunkten<br />

und Reorganisation der Strukturen<br />

Stuttgart Nürnberg<br />

- Diskurs <strong>Metropolregion</strong> kam durch die<br />

Neuauflage des LEP im Jahre 2002 in Gang<br />

- Ist bisher (noch) ein Nebenschauplatz der<br />

sonst sehr präsenten Verbandsarbeit des VRS<br />

- Stuttgart stand als ernstzunehmende Region<br />

in letzter Zeit nicht mehr in Frage<br />

- Das Label allein entscheidet nicht, wichtig ist<br />

die inhaltliche Arbeit<br />

Quervergleich<br />

- Bemühen um das Label <strong>Metropolregion</strong>:<br />

Befürchtungen ins Hintertreffen zu gelangen,<br />

umfangreiche Anstrengungen der Region zur<br />

Aufnahme in den Club.<br />

- Ernennung zur <strong>Metropolregion</strong>: Wirkung<br />

nach Innen, Katalysator für die regionale<br />

Zusammenarbeit, Unterstützung der<br />

Identitätsfindung in der Region. Wirkung<br />

nach außen vor allem in Fachwelt,<br />

Vernetzung in METREX und IKM<br />

- Es erfolgten gemeinsame Anstrengungen<br />

zum Erwerb des Labels<br />

- <strong>Metropolregion</strong> am Schluss erfolgreich<br />

→MKRO Beschluss<br />

- Unter dem Label sind nun viele Projekte<br />

und Aktionen zusammengefasst → hohe<br />

Bedeutung<br />

Das Label <strong>Metropolregion</strong> hat in allen Regionen eine unterschiedliche Bedeutung. Für die<br />

„jungen“ <strong>Metropolregion</strong>en Nürnberg und Rhein-Neckar hatte und hat es eine erhebliche<br />

Bedeutung für den Selbstfindungsprozess. Die großen und etablierten Metropolen Hamburg<br />

und Stuttgart nehmen das Etikett zwar mit, müssen es aber in ihr bestehendes Verständnis von<br />

ihrer Region mit ihren Strukturen einbauen. Es ist durch die MKRO-Diskussion in Deutschland<br />

fast schon Pflicht, sich mit dem Label <strong>Metropolregion</strong> auseinanderzusetzen. Dabei sollte nicht<br />

29


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

vergessen werden, dass vor allem die tatsächlichen Merkmale und die Leistungsfähigkeit einer<br />

Region im internationalen Maßstab zählen. Kaum ein internationales Großunternehmen wird<br />

nur deswegen in eine Region gehen, weil es dort ein neues oder bestimmtes Label gibt.<br />

Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong>“<br />

lernen<br />

<strong>München</strong> ist bereits eine <strong>Metropolregion</strong>, ohne über angemessene Organisationsformen zu<br />

verfügen bzw. ohne sich aktiv damit zu vermarkten. Es gibt zwar eine Studie der IHK aus dem<br />

Jahr 2003, in der die Planungsregion 14 (<strong>München</strong>) mit dem Label <strong>Metropolregion</strong> über<br />

statistische Daten mit den anderen <strong>Metropolregion</strong>en verglichen wird, diese Veröffentlichung<br />

(IHK 2003) war jedoch nicht mit den anderen Akteuren der Region koordiniert.<br />

Um im Konzert mit den übrigen <strong>Metropolregion</strong>en gut erkennbar zu sein, gilt es nun den Begriff<br />

auch hier intensiver einzuführen und mit geeigneten Strukturen positiv zu besetzen. Zum<br />

Beispiel könnte man laufende Projekte und Informationsangebote durch einen gemeinsamen<br />

Internetauftritt mit der Überschrift <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> besser wahrnehmbar<br />

bzw. für den Bürger spürbar machen. Mit dem Label „<strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong>“ könnten die<br />

konkurrierenden Begriffe „Greater Munich Area“ und „Wirtschaftsraum Südbayern“<br />

vereinheitlicht werden.<br />

2.3 Fazit: Das kann die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> lernen<br />

Der Vergleich der vier <strong>Metropolregion</strong>en verdeutlicht die Pfadabhängigkeit der Entwicklungen in<br />

den einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en. Das heißt, dass die nächsten Entwicklungsschritte einer<br />

Region wesentlich bestimmt werden durch den bislang zurück gelegten Weg. Genese und<br />

„Alter“ der einzelnen Räume bringen spezifische Herausforderungen mit sich und prägen nicht<br />

nur die Kooperationsform, sondern auch den räumlichen Umgriff und die bearbeiteten Themen<br />

der Kooperation. Diese sehr spezifischen Entwicklungen in den einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en<br />

werfen die Frage nach der Übertragbarkeit für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM)<br />

auf. Was lässt sich für die EMM überhaupt aus dem Quervergleich lernen, über die in Kapitel<br />

2.2 aufgeführten vereinzelten Erkenntnisse hinaus?<br />

Eine wesentliche Motivation für die Zusammenarbeit in allen vier <strong>Metropolregion</strong>en ist der<br />

Versuch, die jeweilige Region im internationalen Standortwettbewerb besser zu positionieren.<br />

Die wesentlichen Argumente für Kooperationen im Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en sind dabei<br />

die sich herausbildenden großräumigen, administrative Grenzen überschreitenden, funktionalen<br />

Zusammenhänge und wirtschaftlichen Verflechtungen innerhalb der Region, die wachsende<br />

Bedeutung der wissensintensiven Tätigkeiten und die damit verbundenen räumlichen<br />

Entwicklungstrends wie zum Beispiel die Rekonzentration auf Kompetenzzentren der<br />

Wissensproduktion und -verwendung.<br />

Die administrative Grenzen überschreitende Kooperation in <strong>Metropolregion</strong>en setzt einerseits<br />

auf Synergieeffekte, Optimierungen und Effizienzsteigerungen nach innen. Dies erweist sich als<br />

immer wichtiger, angesichts der langfristig knapp bleibenden öffentlichen Haushalte und des<br />

anstehenden demografischen Wandels. Diese sollen nach außen als Standortvorteile wirken.<br />

Anderseits geht es um eine verbesserte nationale und internationale Wahrnehmbarkeit der<br />

<strong>Metropolregion</strong>en, welche durch die Zusammenarbeit im Regionalmarketing erreicht werden<br />

soll. Dabei handelt es sich aber um langfristige Prozesse. Sowohl die Kooperationskultur als<br />

auch die erhoffte Wirkung entfalten sich nur langsam und stellen sich nur über längere<br />

Zeiträume ein. Da aber das Bemühen und die Debatte um <strong>Metropolregion</strong>en noch recht jung<br />

sind, lässt sich die tatsächliche Wirkung der Zusammenarbeit im internationalen<br />

Standortwettbewerb in einzelnen Wirkungsdimensionen – noch – nicht nachweisen.<br />

Neben dieser beabsichtigten Hauptwirkung zeigt sich aber in allen vier untersuchten<br />

<strong>Metropolregion</strong>en eine wesentliche weitere Wirkung der Kooperation: Die Zusammenarbeit auf<br />

der Ebene der <strong>Metropolregion</strong> wirkt sich positiv auf die Leistungsangebote und mittelbar auf die<br />

Lebensqualität in der ganzen Region aus. Das Bemühen um verbesserte Chancen der<br />

30


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong> im internationalen Standortwettbewerb durch die Bearbeitung verschiedener<br />

Themenfelder und Projekte entfaltet gleichzeitig einen fühlbaren lokalen und regionalen Nutzen.<br />

Dazu gehören zum Beispiel der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wie die Ausweitung der<br />

Tarifverbünde des ÖPNV oder die Sicherung einer Fernverkehrsknotenpunktes, digitale<br />

Informationsplattformen für Unternehmens- und Tourismusstandorte, verbesserte koordinierte<br />

Verwaltungsabläufe und die Sicherung der Freiraumqualitäten durch einen Regionalpark. Alle<br />

diese Projekte sind unmittelbar lokal spürbar für Bürger und Unternehmen. Der Wechsel von<br />

der lokalen und teilregionalen Betrachtung von Problemen und Herausforderungen zu<br />

metropolitanen Lösungsansätzen bringt in all diesen Projekten einen Mehrwert. Die<br />

Verbesserung der Lebensqualität ist deshalb möglich, da verschiedene Maßstabsebenen und<br />

Teilräume in ihren Wechselwirkungen betrachtet werden, lokale und regionale Antworten auf<br />

globale Herausforderungen gefunden werden.<br />

Anderseits lässt sich über die Arbeit an konkreten Projekten mittel- und langfristig eine Kultur<br />

der Zusammenarbeit aufbauen, wichtige Stakeholder und Akteure aus der <strong>Metropolregion</strong><br />

können sich kennen lernen und Vertrauen fassen. Diese Kooperationskultur ist ein Gut, das<br />

sich nur über längere Zeiträume aufbauen lässt. Wenn neue Probleme und Herausforderungen<br />

zu lösen sind, ist intensive Kooperation nur beschränkt kurzfristig abrufbar. Die Stakeholder in<br />

der <strong>Metropolregion</strong> können so langfristig von dieser Kultur der Zusammenarbeit profitieren.<br />

Über diesen grundsätzlichen Nutzen von Kooperationen auf metropolitanem Maßstab hinaus,<br />

gibt der Quervergleich nur vereinzelte Hinweise für den Aufbau der Zusammenarbeit in der<br />

<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>, keinesfalls aber eine konkrete Anleitung. Das liegt<br />

einerseits an der deutlichen Pfadabhängigkeit der jeweiligen Entwicklungen. Anderseits ist die<br />

Kooperation in den einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en noch jung, ohne langjährige Erfahrung und<br />

häufig in dem Stadium eines Such- und Optimierungsprozesses. Außerdem zeigt der Vergleich<br />

der Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen, dass das Vorgehen in den einzelnen<br />

Räumen gerade auch in dem Bemühen um das Label <strong>Metropolregion</strong> – vergeben durch die<br />

Ministerkonferenz für Raumordnung – zu wenig differenzierten und sich ähnelnden Ergebnissen<br />

führt. Für die EMM muss es viel eher darum gehen, der <strong>Metropolregion</strong> ein spezifisches und<br />

erkennbares Gesicht zu geben und einen eigenen Weg zu gehen.<br />

Der Analyseteil dieser Expertise bietet die Grundlage, erstens aus den Umwegen und Fehlern<br />

der anderen <strong>Metropolregion</strong>en zu lernen, zweitens gleichzeitig aber gewisse<br />

Mindestanforderungen für die Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong> zu erkennen, und drittens<br />

Chancen und Potenziale der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> auch in der<br />

Differenzierung zu den betrachteten Räumen zu entdecken. Zu Beginn der Kapitel 4 und 5<br />

werden diese Erkenntnisse für die inhaltliche Strategie und für die Organisationsstrukturen<br />

nochmals aufgeführt.<br />

Hinweis: Im Anhang finden sich ausführliche Portraits der einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en.<br />

31


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

32


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

3 Das Bild der Region: Ein Beitrag zur Bewusstseinsbildung in der <strong>Metropolregion</strong><br />

Der räumliche Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en, so wie er sich in funktionalen räumlichen<br />

Zusammenhängen und Verflechtungen allmählich herausbildet, stellt neue Herausforderungen<br />

an die politischen und planerischen Akteure, die eine geeignete Strategie, Struktur und Kultur<br />

der Zusammenarbeit in diesem neuen räumlichen Umgriff finden müssen. Die Etablierung<br />

geeigneter Kooperationsformen und Inhalte steht noch am Anfang, ob sie gelingt hängt stark<br />

von der Herausbildung eines gemeinsamen Problembewusstseins der relevanten Akteure ab.<br />

Das kürzlich abgeschlossene Interreg IIIB Forschungsprojekt POLYNET – Sustainable<br />

Management of European Polycentric Mega-Ctiy Regions – hat gezeigt, dass in den acht<br />

untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en Nordwest Europas die politischen und planerischen Antworten<br />

auf die Herausforderungen der jeweiligen <strong>Metropolregion</strong>en noch sehr schwach sind. Der<br />

Hauptgrund dafür wird in dem mangelnden Bewusstsein der betroffenen Akteure für die neue<br />

räumliche Maßstabsebene von <strong>Metropolregion</strong>en erkannt (Hall, Pain 2006; Dross et al. 2006).<br />

Die Herausbildung eines Problem- und Akteursbewusstseins hängt wesentlich mit der Frage<br />

der Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en zusammen. Das Bild der Region ist als eine Arbeit an<br />

dieser Wahrnehmung zu verstehen. Damit soll das Bild der Region die Kultur der<br />

Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong> positiv unterstützen.<br />

3.1 Was ist ein Bild der Region und was soll es leisten?<br />

Die wesentlichen Schwierigkeiten und Herausforderungen der Bewusstseinsbildung in<br />

<strong>Metropolregion</strong>en liegen auf zwei Ebenen begründet. Die Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en<br />

wird einerseits durch die räumliche Struktur dieser Räume selbst erschwert und anderseits<br />

durch die Akteure, die mit diesen Räumen interagieren.<br />

1. Die räumlichen Eigenschaften von <strong>Metropolregion</strong>en bringen eine erschwerte Begreifbarkeit<br />

dieser Räume mit sich.<br />

• Die Größe von <strong>Metropolregion</strong>en – <strong>Metropolregion</strong>en sind mehr als eine Großstadt mit<br />

ihrem Umland – sprengt gewohnte räumliche Vorstellungen. Diese neue räumliche<br />

Maßstabsebene setzt sich über bestehende administrative wie auch historische<br />

Grenzen hinweg. Über die funktionalen räumlichen Zusammenhänge, welche für<br />

<strong>Metropolregion</strong>en konstituierend sind, lassen sich <strong>Metropolregion</strong>en aber auch nicht<br />

eindeutig abgrenzen, sie haben vielmehr einen unscharfen Rand.<br />

• <strong>Metropolregion</strong>en umfassen verschiedene Raumtypen. Zu ihnen gehören hoch<br />

verdichtete urbane Kerne, deren verstädtertes Umland, mittlere und kleinere Zentren,<br />

Standorte bedeutender Verkehrsinfrastruktur wie Flughäfen genauso wie ländlich<br />

geprägte Zwischenräume. Das bedeutet, dass <strong>Metropolregion</strong>en heterogene, vielfältige<br />

Gebilde sind, deren räumliche Eigenschaften schwierig zu einem einfachen, leicht<br />

lesbaren Bild zu fügen sind. Dabei ist es auch nicht immer offensichtlich, wie diese<br />

verschiedenen Teilräume der <strong>Metropolregion</strong> zueinander im Verhältnis stehen und was<br />

sie verbindet.<br />

• Die verschiedenen Raumdimensionen von <strong>Metropolregion</strong>en - funktional,<br />

morphologisch, administrativ - bringen unterschiedliche, nicht immer deckungsgleiche<br />

Lesarten dieser Räume mit sich. Der funktionale Zugang zu <strong>Metropolregion</strong>en, in der<br />

Forschung ein wesentlicher Ansatz zur Definition dieser Räume, beinhaltet physische<br />

und virtuelle funktionale Verflechtungen und Netzwerke wie Pendlerverflechtungen,<br />

Verflechtungen innerhalb und zwischen Unternehmen, Kommunikations- und<br />

Informationsströme. Die dabei zu Tage gebrachten räumlichen Eigenschaften bleiben<br />

aber in der Wahrnehmung zunächst im Verborgenen, sie sind nicht unmittelbar sichtbar.<br />

Dabei weicht diese unsichtbare funktionale Gestalt von <strong>Metropolregion</strong>en häufig ab<br />

sowohl von der wesentlich leichter wahrnehmbaren morphologischen Form, zum<br />

Beispiel der Siedlungsstruktur, als auch von der administrativen Konstitution dieser<br />

Räume.<br />

33


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Eine wesentliche Eigenschaft von <strong>Metropolregion</strong>en ist die der Schnittstelle, des Hubs<br />

zwischen verschiedenen räumlichen Maßstabsebenen. So reichen die wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten in diesen Räumen zum Beispiel von der lokalen bis zur globalen Ebene. Ein<br />

Ausdruck dieser Funktion von <strong>Metropolregion</strong>en ist die herausragende Bedeutung der<br />

internationalen Gateway-Infrastruktur, zum Beispiel von Flughäfen. Es kommt zu einer<br />

Simultaneität und Überschneidung dieser verschiedenen Maßstabsebenen. Um diese<br />

zu verstehen, ist ein ständiger Perspektivenwechsel zwischen lokaler, regionaler,<br />

metropolitaner, europäischer und globaler Betrachtungsweise notwendig.<br />

2. In <strong>Metropolregion</strong>en trifft eine Vielzahl unterschiedlichster Akteure aufeinander, was zu einer<br />

Heterogenität der Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en durch diese Akteure führt.<br />

• <strong>Metropolregion</strong>en haben in der Regel eine geringe institutionelle Verfasstheit, die<br />

politische und planerische Steuerung erfolgt in Governance-Prozessen. Im Gegensatz<br />

zu traditionellen Stadtregionen sind in diese Prozesse weit mehr Akteure und<br />

Stakeholder involviert, da mehr räumliche Maßstabsebenen mit einzubeziehen sind. Zu<br />

den relevanten Stakeholdern zählen die verschiedenen politischen Institutionen und<br />

Entscheidungsträger, von der kommunalen Ebene bis zur Landesebene, aber auch<br />

Vertreter der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft. Diese Stakeholder<br />

haben ganz unterschiedliche Interessen, legen den Fokus auf unterschiedliche Themen<br />

und Probleme und agieren in unterschiedlichen räumlichen Bezügen.<br />

• Die Ebene der Stakeholder ist dabei nur eine erste Ebene, die verschiedenen<br />

Blickwinkel auf <strong>Metropolregion</strong>en zu fassen. Denn oft liegen die Bruchstellen und<br />

Differenzen der Wahrnehmung genauso innerhalb dieser zumeist institutionell<br />

verfassten Stakeholder. Die dahinter liegende Logik hat mit der Hub-Funktion von<br />

<strong>Metropolregion</strong>en zu tun. <strong>Metropolregion</strong>en sind eben auch Schnittstellen<br />

verschiedener Menschen und Akteure, deren Handeln unterschiedliche räumliche<br />

Reichweiten hat, von lokal über regional und metropolitan bis global. Mit diesen<br />

verschiedenen räumlichen Bezugsebenen verbinden sich aber auch ganz<br />

unterschiedliche Handlungslogiken, Interessen und Motivationen. So differiert die<br />

räumliche Reichweite von Unternehmen in der <strong>Metropolregion</strong> beträchtlich, von global<br />

agierenden zu mittelständischen, lokal agierenden Unternehmen. Aber auch die<br />

politischen Entscheidungsträger können ganz unterschiedliche räumliche Horizonte<br />

haben, von Landräten zu Bürgermeistern, Oberbürgermeistern und Landesministern.<br />

Die damit verbundenen unterschiedlichen „Welten“, beispielsweise der Gegensatz<br />

zwischen territorialem und funktionalem Raumbezug, treffen in <strong>Metropolregion</strong>en<br />

aufeinander und werden mehr als auf jeder anderen räumlichen Maßstabsebene<br />

miteinander konfrontiert.<br />

Konzeptioneller Rahmen des „Bildes der Region“<br />

Das „Bild der Region“ soll die Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en unterstützen. Dafür ist die<br />

Auseinandersetzung mit den beschriebenen Herausforderungen, also die Beschäftigung mit<br />

Inhalten und Rezipienten, erforderlich.<br />

Das Bild der Region wird mit Hilfe eines konzeptionellen Rahmens strukturiert und verständlich.<br />

Dabei wird davon ausgegangen, dass die räumlichen Bilder der Region stets bestimmte<br />

Funktionen haben, bestimmte Inhalte transportieren, sich an bestimmte Rezipienten wenden<br />

und sich bestimmter Bildtypen bedienen.<br />

Dieser konzeptionelle Rahmen dient zunächst als Analyseraster zur Untersuchung der Bilder<br />

der Region, die in den vier untersuchten Referenzräumen zu finden sind. Im Weiteren kann er<br />

eine Hilfe darstellen, das Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> im Kontext von<br />

Strategie, Struktur und Kultur zu reflektieren, diskutieren und entwerfen.<br />

Ein „Bild der Region“ setzt sich aus verschiedenen Einzelbildern zusammen. Sie sind die<br />

einzelnen Bausteine, aus denen sich ein Gesamtbild fügen kann. Die Annäherung an das Bild<br />

der Region kann dementsprechend über diese einzelnen Bilder erfolgen. Die vorgeschlagene<br />

34


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Matrix hilft, die spezifischen Funktionen, Inhalte, Rezipienten und Typen dieser Einzelbilder<br />

festzustellen und damit auch deren relative Bedeutung zueinander zu zeigen.<br />

Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />

3 Wirkungsebenen<br />

- real<br />

- medial<br />

- mental<br />

- räumliche<br />

Maßstabsebenen<br />

- Raumdimensionen<br />

- Raumtypen<br />

- Sektorale<br />

Themenfelder<br />

- Nach innen und<br />

nach außen<br />

a) Koordination der<br />

Wahrnehmung<br />

b) Identifikation<br />

c) Motivation,<br />

Aufmerksamkeit<br />

d) Erkennen,<br />

Verstehen<br />

a) Breite Öffentlichkeit<br />

oder bestimmte<br />

Zielgruppe (Akteure,<br />

Stakeholder, Fachpublikum)<br />

b) „Welten“:<br />

- Reichweite<br />

- Raumbezug<br />

- Zeit<br />

Im Folgenden werden die verwendeten Kategorien der Matrix näher erläutert und definiert.<br />

Typ<br />

Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> entsteht aus einem Zusammenspiel von verschiedenen Typen von<br />

Bildern. Dem Begriff „Bild“ werden drei verschiedene Lesarten zugewiesen (Brockhaus):<br />

• Anblick, Ansicht: Wahrnehmung eines Gegenstandes mit dem menschlichen Auge<br />

• Darstellung, Abbildung: zwei- oder dreidimensionale Repräsentation eines<br />

Gegenstands<br />

• Vorstellung, Eindruck: ein nur im Bewusstsein erlebbarer Inhalt, ein geistiges Abbild<br />

realer oder fiktiver Gegenstände<br />

Überträgt man diese drei Kategorien auf räumliche Erscheinungen und Zusammenhänge, so<br />

erhält man folgende Differenzierung:<br />

1. Reale Bilder der <strong>Metropolregion</strong><br />

Sie beziehen sich auf für den Rezipienten direkt wahrnehmbare und erlebbare räumliche<br />

Eigenschaften der <strong>Metropolregion</strong>. Zu diesen Eigenschaften gehören erstens die<br />

verschiedenen Standorte in der Region wie Kernstädte, Wohngebiete, Gewerbestandorte,<br />

Flughafen, geschützte Landschaftsräume. Zweitens fallen darunter physische räumliche<br />

Objekte oder Anlagen, das können zum Beispiel Gebäude, Infrastruktur oder Parks sein.<br />

Und drittens sind damit auch bestimmte Gebrauchs- und Nutzungsformen des Raums<br />

gemeint wie integrale Taktfahrpläne des öffentlichen Verkehrs, räumliche<br />

Informationssysteme, Medien, kulturelle oder sportliche Veranstaltungen. Durch<br />

Interventionen, also Eingriffe im Raum, können diese realen Bilder erzeugt oder beeinflusst<br />

werden.<br />

2. Mediale Bilder der <strong>Metropolregion</strong><br />

Diese können zum einen Repräsentationen, Abbildungen der realen, erfahrbaren<br />

räumlichen Bilder sein und diese damit vervielfältigen und transportieren. Zum anderen<br />

können sie aber auch nicht direkt wahrnehmbare räumliche Eigenschaften darstellen und<br />

diese somit erst sichtbar machen. Dazu gehört zum Beispiel die Darstellung funktionaler<br />

Beziehungen wie Pendler- oder Kommunikationsströme in Karten basierend auf<br />

statistischen Daten. Mediale Bilder entstehen durch verschiedene Visualisierungstechniken,<br />

wie Karten, Fotos, Modelle, Diagramme, interaktive Darstellungen.<br />

3. Mentale Bilder der <strong>Metropolregion</strong><br />

35


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Sie speisen sich aus realen oder auch medialen Bildern, können aber auch metaphorische,<br />

fiktive räumliche Eigenschaften enthalten. Diese Bilder im Kopf existieren unabhängig von<br />

sichtbaren Bildern, sie haben sich von ihnen losgelöst und besitzen eine eigene Existenz,<br />

auch wenn sie ihre Quelle in den realen oder medialen Bildern haben.<br />

Abbildung 2: Drei Dimensionen von Bilden der <strong>Metropolregion</strong>en<br />

Die drei Dimensionen des Sichtbar- und Begreifbarmachens von <strong>Metropolregion</strong>en über Bilder<br />

beinhalten sich gegenseitig und beeinflussen einander. Reale Bilder können ihre Wirkung auch<br />

medial und mental entfalten, mediale Bilder können auch mental wirken. Mentale Bilder einer<br />

Region entziehen sich einem direkten gestalterischen Zugriff, können aber über reale und<br />

mediale Bilder beeinflusst werden. Die reale und mediale Ebene sind somit die eigentliche<br />

Gestaltungsebene eines Bildes der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

Ob, beziehungsweise ab wann, real, medial oder mental zu kommunizierende räumliche Inhalte<br />

eine relevante bildhafte Wirkung entfalten, wann man von einem Bild sprechen kann, ist nicht<br />

eindeutig festzulegen. Der Begriff Bild hat in dieser Hinsicht einen unscharfen Randbereich.<br />

Inhalt<br />

Soll ein Bild eine relevante Aussage über <strong>Metropolregion</strong>en machen, so muss sich dieses mit<br />

den wesentlichen Eigenschaften dieser Räume befassen. Dabei sollen folgende inhaltliche<br />

Ebenen betrachtet werden:<br />

• räumliche Maßstabsebenen: von lokal bis global<br />

• Raumdimensionen: funktional, morphologisch, administrativ<br />

• Raumtypen: zum Beispiel hoch verdichtete urbane Kerne, Stadtlandschaften im<br />

Umland, mittlere und kleinere Zentren, Flughäfen, ländlich geprägte Zwischenräume<br />

• Sektorale Themenfelder: zum Beispiel Verkehr, Freiräume, Gesundheit, Bildung<br />

Es sind zugleich diese Inhalte, welche die Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en schwierig<br />

machen. Der Grund dafür ist die unterschiedliche Begreifbarkeit der Inhalte für die<br />

verschiedenen Rezipienten. Die Begreifbarkeit hängt mit dem Grad der Komplexität<br />

raumrelevanter Fragestellungen zusammen.<br />

Komplexität und Anschaulichkeit von <strong>Metropolregion</strong>en oszillieren zwischen verschiedenen<br />

Polen (siehe Tabelle). Die Verbindung zwischen diesen Polen ist für die verschiedenen Akteure<br />

nicht immer offensichtlich, denn ihr Blick ist häufig beschränkt auf bestimmte Themen und<br />

36


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Maßstabsebenen. Das Bild der Region kann helfen, zwischen diesen verschiedenen Stufen der<br />

Komplexität und Anschaulichkeit von <strong>Metropolregion</strong>en zu vermitteln.<br />

Verschiedene Stufen der Komplexität und Anschaulichkeit von <strong>Metropolregion</strong>en<br />

strategisch, konzeptionell ↔ konkret, fassbar<br />

metropolitaner Maßstab ↔ lokaler Maßstab<br />

funktionale Erscheinungsformen ↔ morphologische Erscheinungsformen<br />

Funktionen<br />

Gesamtplanung ↔ sektorale Themenfelder<br />

Das „Bild der Region“ soll die Kultur der Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong> unterstützen.<br />

Dafür ist die Reflexion der möglichen Funktionen solcher Bilder erforderlich. Was können Bilder<br />

eigentlich leisten?<br />

Bilder können kognitiven, emotionalen und sozialen Mehrwert bieten. In Form von<br />

Visualisierungen können Bilder bestimmte - neue, komplexe oder wenig bekannte - Inhalte<br />

besser und leichter verständlich machen. Dabei können sie auch neue Perspektiven auf<br />

bekannte Inhalte eröffnen und so neue Erkenntnisse stimulieren. Bilder ziehen Aufmerksamkeit<br />

auf sich und können damit das Bewusstsein für die transportierten Inhalte und Themen<br />

erhöhen. Einen sozialen Mehrwert leisten Bilder dadurch, dass sie zum Beispiel in einem<br />

Prozess der Kooperation verschiedener Akteure zur Koordination und Schaffung einer<br />

gemeinsamen Wahrnehmung beitragen. Die Möglichkeit zur Unterstützung der Identifikation<br />

und Motivation der Akteure in dem Kooperationsraum durch Bilder basiert auf ihrem<br />

emotionalen Mehrwert.<br />

Darüber hinaus lassen sich zwei grundsätzlich verschiedene Stossrichtungen in den Aufgaben<br />

und Funktionen von Bildern in <strong>Metropolregion</strong>en unterscheiden: Die Bilder können sich nach<br />

außen wenden, wenn sie zum Beispiel dem Standortmarketing dienen, oder nach innen wirken,<br />

wenn sie an die Akteure, Stakeholder oder auch die Öffentlichkeit in der <strong>Metropolregion</strong> selbst<br />

adressiert sind, um bei diesen die Aufmerksamkeit, Motivation und Identifikation zu erhöhen.<br />

Bezüglich des Verhältnisses dieser beiden Aufgaben und der daraus entstehenden Bilder<br />

stellen sich zwei Fragen. Diese sollen im folgenden Kapitel 5.2 untersucht werden.<br />

• Welches Gewicht wird diesen beiden Aufgaben beigemessen?<br />

• Wie hängen die Bilder, die nach außen kommuniziert werden, mit denen die nach Innen<br />

wirken, zusammen?<br />

Rezipient<br />

Hinter der Betrachtung der Rezipienten steckt die Frage nach den relevanten Zielgruppen eines<br />

Bildes der Region. Dabei soll auf einer ersten Ebene zwischen den verschiedenen<br />

Stakeholdern und Akteuren einerseits und der breiten Öffentlichkeit anderseits unterschieden<br />

werden. Ein zweiter Analyseschritt dient dazu, die dahinter stehenden „Welten“ der Rezipienten<br />

näher zu fassen. Damit sind die unterschiedlichen Handlungslogiken der verschiedenen<br />

Akteure in <strong>Metropolregion</strong>en gemeint.<br />

Eine Annäherung an diese verschiedenen Handlungslogiken, welche sich wesentlich aus der<br />

Funktion von <strong>Metropolregion</strong>en als Schnittstelle verschiedener Maßstabsebenen ergeben, soll<br />

hier anhand ihrer unterschiedlichen Bezüge zum geografischen Raum erfolgen.<br />

Die verschiedenen Bezugsterritorien bzw. „Welten“ werden wie folgt betrachtet:<br />

• Räumliche Reichweite der Rezipienten: lokal, regional, metropolitan, national, global<br />

37


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Raumbezug der Rezipienten: territorialer oder funktionaler Raumbezug<br />

• Zeitbezug der Rezipienten: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft<br />

Mit dieser Differenzierung soll eine erste Reflexion ermöglicht werden, welche Haltungen der<br />

verschiedenen Akteure in Bezug auf den neuen räumlichen Maßstab von <strong>Metropolregion</strong> das<br />

„Bild der Region“ ansprechen kann.<br />

Das Erkennen dieser Handlungslogiken der Akteure in <strong>Metropolregion</strong>en ist deshalb von<br />

Bedeutung, da mit ihnen unterschiedliche Modi der Identifikation, der Emotion, der<br />

Zugehörigkeit, der Weltanschauung und der Ethik verbunden sind. Das alles sind wesentliche<br />

Grundlagen für ein Bild der Region.<br />

3.2 Bilder der Region im Überblick: Analyse der bisherigen bildhaften<br />

Auseinandersetzung<br />

Im Folgenden wird ein Überblick über die Bilder der Region der vier untersuchten<br />

Referenzräume Hamburg, Rhein-Neckar, Stuttgart und Nürnberg gegeben. Dafür werden die<br />

verschiedenen bildhaften Bausteine herangezogen, zum einen die, die explizit in<br />

Zusammenhang mit diesen Räumen kommuniziert werden, und zum anderen diejenigen, die<br />

implizit mit diesen Räumen verbunden sind.<br />

Die Auswahl der Bilder kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben. Einerseits sind gerade<br />

die impliziten Bilder nur schwer fassbar und abgrenzbar. Anderseits ist die Frage, ob ein<br />

bestimmtes Bild tatsächlich eine bildhafte Wirkung für die <strong>Metropolregion</strong> entfaltet, nur grob<br />

abzuschätzen.<br />

Die Analyse der bisherigen bildhaften Auseinandersetzung gibt Einblick in einen laufenden<br />

Prozess, der in allen <strong>Metropolregion</strong>en noch sehr jung ist. Wie die Untersuchung der Genese<br />

der einzelnen Referenzräume gezeigt hat, entsteht die Kooperation in <strong>Metropolregion</strong>en über<br />

längere Zeiträume und wächst häufig vom kleineren zum größeren Maßstab heran. Ähnliches<br />

zeigt sich bei den Bildern. Diese entstammen aus verschiedenen Phasen der Genese des<br />

Raums. Eine klare Schnittstelle zwischen metropolitanen Bildern einerseits und Bildern, die<br />

bereits auf regionalem Maßstab vorhanden sind und waren, lässt sich nicht ausmachen. Es<br />

findet sich ein Nebeneinander von „alten“ und „neuen“ Bildern. Diese zusätzliche Kategorie ist<br />

daher Teil des Untersuchungsrasters.<br />

Die Analyse der Bilder der Region geschieht in folgenden Schritten. Zunächst werden die<br />

bildhaften Bausteine zu den einzelnen Regionen im Überblick dargestellt und gemäß dem<br />

Untersuchungsraster erfasst. Die wesentlichen Erkenntnisse zu den einzelnen Referenzräumen<br />

münden jeweils in einem Fazit. Im Quervergleich der vier <strong>Metropolregion</strong>en werden die<br />

„Lessons Learnt“ erarbeitet, welche später die Grundlage für Empfehlungen für die <strong>Europäische</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> sind.<br />

38


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg<br />

Karte <strong>Metropolregion</strong><br />

Internetauftritt<br />

Elbe<br />

Sprung über die Elbe<br />

Airbus<br />

Elbradwanderweg<br />

Magazin<br />

Freizeitführer<br />

39<br />

Hafencity<br />

Elbphilharmonie<br />

Streckennetz HVV<br />

Wanderausstellung


Bestand<br />

• Elbe Real/physisch,<br />

die mentale<br />

Bedeutung wird<br />

z.B. in Begriffen<br />

des Standortmarketings<br />

und<br />

des regionalen<br />

Entwicklungskonzepts<br />

deutlich: Stadt-<br />

Land-Fluss,<br />

„Lebensader<br />

Elbe“<br />

• Hamburger<br />

Hafen<br />

Neu<br />

• Elbphilharmonie<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />

Real aber auch<br />

medial (durch<br />

Feste und<br />

Inszenierung)<br />

geplante reale,<br />

physische<br />

Intervention im<br />

Hamburger<br />

Hafen, starke<br />

mediale Wirkung<br />

über<br />

Visualisierungen<br />

Morphologisches,<br />

landschaftliches<br />

Element mit<br />

herausragender<br />

funktionaler<br />

Bedeutung<br />

(Logistik,<br />

Handel),<br />

regionaler/metropolitaner<br />

Umgriff,<br />

verbindet<br />

verschiedene<br />

Raumtypen<br />

(urbaner Kern<br />

und Peripherie)<br />

Verbindung von<br />

lokal und global<br />

als Logistikdrehscheibe;<br />

funktional und<br />

morphologisch;<br />

Themenfelder<br />

Logistik, Handel,<br />

Freizeit,<br />

Unterhaltung;<br />

Bezug zunächst<br />

nur zu Hamburg,<br />

vermutete<br />

Ausstrahlung<br />

auf die Region<br />

Punktuelle<br />

physische<br />

Maßnahme als<br />

Wahrzeichen im<br />

Hamburger<br />

Hafen, zunächst<br />

Bezug zur<br />

Kernstadt aber<br />

mit vermuteter<br />

Ausstrahlung<br />

auf die Region<br />

40<br />

Identitätsstiftendes<br />

räumliches<br />

Element,<br />

Bedeutung nach<br />

Innen und<br />

Außen<br />

Identitätsstiftend<br />

Bedeutung nach<br />

Innen und<br />

Außen<br />

Nach Innen:<br />

Identifikation für<br />

neues Stadtviertel<br />

aber auch<br />

für Leitbild<br />

„wachsende<br />

Stadt“. Bürgerschaftliches<br />

Engagement<br />

schafft<br />

Identifikation mit<br />

der ganzen<br />

Stadt.<br />

Nach Außen:<br />

Aufmerksamkeit,<br />

starke bildhafte<br />

Wirkung<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

verbindet<br />

verschiedene<br />

Welten:<br />

territorialer und<br />

funktionaler<br />

Raumbezug,<br />

Vergangenheit-<br />

Gegenwart-<br />

Zukunft, lokale-<br />

regionale-<br />

metropolitane<br />

Reichweite<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

verbindet<br />

verschiedene<br />

Welten:<br />

territorialer und<br />

funktionaler<br />

Raumbezug,<br />

Vergangenheit-<br />

Gegenwart-<br />

Zukunft, lokale<br />

bis globale<br />

Reichweite<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit in<br />

Hamburg und<br />

Region,<br />

engagierte<br />

Bürger als<br />

Sponsoren;<br />

Welten: eher<br />

territorial,<br />

Vergangenheit<br />

und Zukunft,<br />

Rezipienten des<br />

Image mit<br />

lokaler bis<br />

globaler<br />

Reichweite


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Wanderausstellung<br />

"Neue<br />

Perspektiven<br />

- Die<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

Hamburg"<br />

• Internetauftritt<br />

• Magazin<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

Hamburg<br />

Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />

Medial,<br />

Ausstellung und<br />

Katalog<br />

Verschiedene<br />

dezentrale<br />

Stationen in der<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

(Gemeinden,<br />

Landkreise);<br />

Themenfelder:<br />

Geschichte,<br />

Wirtschaft,<br />

Politik, Kultur<br />

Medial Metropolitaner<br />

Maßstab, Links<br />

zu einzelnen<br />

Bundesländern<br />

und Landkreisen<br />

Medial,<br />

kommunikative<br />

Plattform für die<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

• HVV-Netz Physisches Netz<br />

des öffentlichen<br />

Nahverkehrs,<br />

das in Form der<br />

Netzkarte eine<br />

mediale Präsenz<br />

im Alltag entfaltet,<br />

mentale<br />

Wirkung<br />

• Elbradwanderweg<br />

Wirtschaftliche,<br />

politische,<br />

kulturelle Fragen<br />

der<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

Funktionaler<br />

Raum,<br />

Erreichbarkeit,<br />

Distanz in<br />

Fahrtzeit<br />

Real, physisch Aufwertung des<br />

morphologischenBezugselements<br />

Elbe<br />

durch eine<br />

weitere Funktionalität;<br />

lokal,<br />

metropolitan,<br />

national;<br />

Verbindung<br />

verschiedener<br />

Raumtypen;<br />

Naherholung,<br />

Tourismus<br />

41<br />

Information,<br />

Identifikation,<br />

Aufmerksamkeit,<br />

nach Innen<br />

Nach Innen und<br />

Außen:<br />

Information<br />

Identifikation,<br />

Aufmerksamkeit<br />

Information,<br />

Aufmerksamkeit,<br />

Identität nach<br />

Innen, geringere<br />

Wirkung nach<br />

Außen<br />

Nach Innen:<br />

Orientierung in<br />

der <strong>Metropolregion</strong>,<br />

Identifikation mit<br />

dem räumlichen<br />

Umgriff im<br />

alltäglichen<br />

Gebrauch<br />

Identifikation<br />

nach Innen<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Form der<br />

Wanderausstellung<br />

spricht<br />

territoriale<br />

Rezipienten,<br />

lokale bis<br />

regionale<br />

Reichweite<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit<br />

und Fachpublikum,<br />

Akteure;<br />

Themenauswahl<br />

versucht<br />

verschiedene<br />

Welten<br />

anzusprechen<br />

Akteure der<br />

<strong>Metropolregion</strong>,<br />

vermutlich auch<br />

breitere<br />

Öffentlichkeit;<br />

Themenauswahl<br />

versucht<br />

verschiedene<br />

Welten<br />

anzusprechen<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Verbindung von<br />

verschiedenen<br />

Welten durch<br />

alltägliche<br />

Benutzung<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Welten:<br />

territorialer<br />

Raumbezug,<br />

Gegenwart,<br />

lokale, regionale<br />

Reichweite


• Clusterprojekt<br />

Süderelbe<br />

• MR Hamburg<br />

als Logistikdrehscheibe<br />

und Standort<br />

der Luftfahrtindustrie<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />

Real und<br />

medial,<br />

vermutlich auch<br />

mental<br />

Neuer Teilraum<br />

wird bearbeitet,<br />

funktionaler<br />

Ansatz der<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Mentales Bild Funktionale<br />

Bedeutung der<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

im internationalenStandortwettbewerb;<br />

Verbindung<br />

metropolitanglobal<br />

Fazit Bild der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg<br />

Aufmerksamkeit<br />

und Motivation<br />

nach Innen und<br />

Außen,<br />

vermutlich auch<br />

identitätsstiftend<br />

Aufmerksamkeit<br />

und Identität<br />

nach Außen,<br />

Motivation nach<br />

Innen<br />

Fachpublikum,<br />

Akteure in der<br />

Region; Welten:<br />

zunächst<br />

funktional, evtl.<br />

auch territorial<br />

Fachpublikum,<br />

Akteure in der<br />

Region; Welten:<br />

funktional, lokalglobal<br />

Es gibt nur wenige metropolitane Bilder, in den Bildern der Region dominiert der urbane Kern<br />

Hamburg. Die Leuchttürme sind nicht gleichmäßig verteilt, sondern konzentrieren sich in<br />

Hamburg. Auch das Leitbild der Region „wachsende <strong>Metropolregion</strong>“ geht zurück auf das<br />

Leitbild der Hansestadt. Die übrigen Teile der <strong>Metropolregion</strong> scheinen mit Hamburg bildmäßig<br />

nicht mithalten zu können, sie sind unterrepräsentiert. Es gibt auch kaum räumliche Bilder zu<br />

den Aufgaben und Funktionen der peripheren Räume der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

Für die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg gibt es zwar einige neue Medienplattformen, wie den<br />

Internetauftritt, das Magazin oder die Wanderausstellung, die dort transportierten Bildinhalte<br />

sind jedoch eher konventionell. Die Verpackung des Bilds der <strong>Metropolregion</strong> scheint<br />

ausgearbeiteter zu sein als dessen Inhalt. So wird die <strong>Metropolregion</strong> in Karten rein über die<br />

administrativen Grenzen dargestellt. Einzelne thematische Karten gibt es nur im Bereich<br />

Tourismus.<br />

Wichtig ist das Streckennetz des HVV im alltäglichen Gebrauch des Raums und in der damit<br />

verbunden Wahrnehmung des Raums. Dabei spielt die Abbildung des Streckennetzes in der<br />

Karte eine wichtige Rolle. Das dabei entstehende Bild der Region ist quasi ein positiver<br />

Nebeneffekt einer für die Funktionalität der <strong>Metropolregion</strong> entscheidenden Infrastruktur.<br />

Die Elbe ist ein wichtiges verbindendes Element, das auch eine bildhafte Ausstrahlung hat. Sie<br />

verbindet den urbanen Kern der <strong>Metropolregion</strong> mit den peripheren Räumen in West und Ost.<br />

An ihr sind bedeutende Leuchttürme der Region lokalisiert und sie ist durch ihre Funktion auch<br />

historisch die Lebensader der Region. Sie verbindet funktionale und morphologische Inhalte<br />

und ist Standort einiger weiterer metropolitaner Projekte mit bildhafter Ausstrahlung.<br />

Nur wenige neue Bildinhalte wenden sich zugleich an Rezipienten mit territorialen und<br />

funktionalen Raumbezügen. Diese verschiedenen Zielgruppen werden eher mit nebeneinander<br />

stehenden Bildern bedient wie zum Beispiel durch bauliche Leuchttürme einerseits und<br />

Clusterprojekte anderseits.<br />

Die Verbindung und Vermittlung zwischen der lokalen und metropolitanen Maßstabsebene<br />

scheint in dem Clusterprojekt Süderelbe zu gelingen. Der Teilraum ist größer als gewohnte<br />

regionale Abgrenzungen und erstreckt sich vom Zentrum der <strong>Metropolregion</strong>, Hamburg-<br />

Harburg, zur Peripherie. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird hier auf einem<br />

Zwischenmaßstab geübt. Das dabei entstehende neue mentale räumliche Bild setzt sich über<br />

gewohnte Grenzen hinweg. Dabei erfolgt mit dem funktionalen Fokus auch eine inhaltliche<br />

Transformation.<br />

42


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar<br />

Imagekampagne<br />

ICE-Knoten<br />

Karte <strong>Metropolregion</strong><br />

Statistisches Bild<br />

Bioregion Firmenlogos<br />

Platz auf der Landkarte<br />

Internetauftritt<br />

Landschaftspark<br />

43<br />

Logo<br />

Streckennetz ÖPNV<br />

Rheinbrücke<br />

Kurpfalz<br />

Dome


Bestand<br />

• Kurpfalz Mental:<br />

historischer und<br />

kultureller<br />

Bezugsraum<br />

• Dome zu<br />

Speyer und<br />

Worms<br />

Neu<br />

• „Platz auf der<br />

Landkarte“<br />

(Karten BBR,<br />

ROB 2004)<br />

• Statistisches<br />

„Bild der<br />

Region“<br />

• Internetauftritt<br />

• Logo<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />

Historisch<br />

zusammenhängendes<br />

politisches<br />

Territorium,<br />

morphologisch,<br />

administrativ,<br />

Kultur und<br />

Tourismus<br />

Real, physisch Morphologisch,<br />

punktuelle<br />

Monumente als<br />

historische<br />

Wahrzeichen,<br />

kleinere Städte<br />

außerhalb<br />

urbaner Zentren,<br />

Tourismus<br />

Medial: Karten<br />

als Transportmittel<br />

zur<br />

Veränderung<br />

der mentalen<br />

Wahrnehmung<br />

des Raums<br />

Benchmarking<br />

der Region als<br />

mediales Bild,<br />

zielt wie Karten<br />

auch auf<br />

Veränderung<br />

der mentalen<br />

Wahrnehmung<br />

Funktionale<br />

Betrachtungen<br />

anhand<br />

einzelner<br />

Indikatoren und<br />

Themenfelder,<br />

Maßstab:<br />

metropolitan,<br />

national,<br />

europäisch<br />

Funktionale<br />

Betrachtungen<br />

anhand<br />

einzelner<br />

Indikatoren und<br />

Themenfelder,<br />

Maßstab:<br />

metropolitan,<br />

national,<br />

europäisch<br />

Medial Verschiedene<br />

Themenfelder,<br />

metropolitan<br />

Identifikation<br />

nach Innen<br />

Identifikation<br />

nach Innen<br />

Bewusstseinsbildung<br />

nach<br />

Innen und<br />

Außen,<br />

Erkennen und<br />

Verstehen der<br />

Rolle von Rhein-<br />

Neckar als<br />

<strong>Metropolregion</strong>,<br />

gemeinsame<br />

Wahrnehmung,<br />

Motivation,<br />

Aufmerksamkeit<br />

Bewusstseinsbildung<br />

nach<br />

Innen und<br />

Außen,<br />

Erkennen und<br />

Verstehen der<br />

Rolle von Rhein-<br />

Neckar als<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

Information,<br />

Identifikation<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Medial Metropolitan Identifikation<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

44<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Welten:<br />

Vergangenheit,<br />

territorial, lokal<br />

bis metropolitan<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Welten:<br />

Vergangenheit,<br />

territorial, lokal<br />

Stakeholder,<br />

Fachpublikum<br />

innerhalb und<br />

außerhalb der<br />

Region; Welten:<br />

territorial und<br />

funktional,<br />

metropolitan bis<br />

global<br />

Stakeholder,<br />

Fachpublikum<br />

innerhalb und<br />

außerhalb der<br />

Region; Welten:<br />

territorial und<br />

funktional,<br />

metropolitan bis<br />

global<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

Stakeholder,<br />

Akteure<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

Stakeholder


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Unternehmen<br />

zeigen Flagge<br />

• Bioregion<br />

Firmenlogos<br />

• Imagewerbung<br />

im<br />

ÖPNV<br />

• Verkehrsnetz<br />

ÖPNV<br />

• Landschaftspark<br />

• Radiosender,<br />

Kulturmagazin<br />

• ICE Knoten<br />

Mannheim<br />

Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />

Real, medial:<br />

Logo der<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

für<br />

Unternehmen<br />

Metropolitan,<br />

funktional,<br />

Wirtschaft<br />

Medial Metropolitan,<br />

funktional,<br />

Wirtschaft<br />

Real u. Medial:<br />

Straßenbahnen<br />

und Busse in<br />

Region u.a. mit<br />

Karte der<br />

Region<br />

Physisches Netz<br />

der ÖPNV erhält<br />

in Form der<br />

Netzkarte eine<br />

mediale<br />

Präsenz im<br />

Alltag, mentale<br />

Wirkung<br />

Real, mediale<br />

Wirkung über<br />

Karten<br />

Medial, mit<br />

vermuteter<br />

mentaler<br />

Wirkung<br />

Real, aber auch<br />

medial und<br />

mental<br />

Lokal bis<br />

metropolitan,<br />

funktional und<br />

territorial,<br />

verschiedene<br />

Raumtypen<br />

Funktionaler<br />

Raum,<br />

Erreichbarkeit,<br />

Distanz,<br />

Fahrtzeit<br />

Teilraum,<br />

grenzüberschreitend,<br />

Kernbereich der<br />

<strong>Metropolregion</strong>:<br />

Rhein, Neckar,<br />

urbane Zentren,<br />

kleine und<br />

mittlere Städte;<br />

Landschaft und<br />

Erholung;<br />

territorial; lokal-<br />

regional<br />

Räumlicher<br />

Umgriff der<br />

<strong>Metropolregion</strong>,<br />

Kultur,<br />

Information<br />

Funktional,<br />

Gatewayinfrastruktur<br />

der<br />

<strong>Metropolregion</strong>,<br />

europäisch,<br />

national<br />

45<br />

Identifikation<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Aufmerksamkeit<br />

und Motivation<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Identifikation,<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Innen<br />

Nach Innen:<br />

Orientierung in<br />

der <strong>Metropolregion</strong>,Identifikation<br />

mit dem<br />

räumlichen Umgriff<br />

im alltäglichen<br />

Gebrauch<br />

Identität,<br />

Wahrnehmung,<br />

Motivation nach<br />

Innen<br />

Identität und<br />

Wahrnehmung<br />

nach Innen<br />

Information,<br />

Motivation und<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Unternehmen<br />

der Region,<br />

Welten:<br />

territorial und<br />

funktional<br />

Fachpublikum,<br />

funktional, lokal<br />

bis global,<br />

Gegenwart und<br />

Zukunft<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Welten:<br />

funktional und<br />

territorial, lokal<br />

bis metropolitan<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Verbindung<br />

verschiedener<br />

Welten durch<br />

alltägliche<br />

Benutzung<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

einzelne<br />

Stakeholder;<br />

Welten:<br />

territorialer<br />

Raumbezug mit<br />

lokaler und<br />

regionaler<br />

Reichweite<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

lokal bis<br />

metropolitan<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit<br />

und Akteure,<br />

Stakeholder der<br />

Region; Welt:<br />

funktional, lokaleuropäisch


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Fazit Bild der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar<br />

Die <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar zeichnet sich weniger deutlich durch ein klares urbanes<br />

Zentrum aus, sondern vielmehr durch eine regionale räumliche Struktur. Es werden aber nur<br />

wenige Bilder kommuniziert, die dieses regionale Gesicht zeigen und deutlich machen.<br />

Die bestehenden Bilder der Region finden sich nicht explizit in dem Bild der <strong>Metropolregion</strong>. Die<br />

Transformation dieser Bilder zu aktuellen Herausforderungen und Inhalten der <strong>Metropolregion</strong><br />

scheint nicht zu gelingen. Der historische Referenzraum der Kurpfalz entspricht in seinem<br />

Umgriff zwar dem der <strong>Metropolregion</strong>, dieses mentale Bild taucht aber nur im kulturellen<br />

Zusammenhang auf. Genauso erscheinen die Dome in Speyer und Worms vor allem im<br />

touristischen Kontext.<br />

Im Internetauftritt der <strong>Metropolregion</strong> finden sich keine raumbezogenen Bilder, sondern lediglich<br />

themenbezogene Images zur Unterstützung der inhaltlichen Gliederung der Seite. Die Region<br />

bleibt ziemlich unsichtbar.<br />

Die Aufgabe des Logos der <strong>Metropolregion</strong> ist es, trotz dieser Bilderlosigkeit eine<br />

Imagewerbung zu ermöglichen. Dabei hat das Logo aber kaum eine räumlich bildhafte<br />

Aussage. Es ist sehr abstrakt und wenig sinnlich.<br />

In dem Bemühen um einen „Platz auf der Landkarte“ und ein „statistisches Bild“ der<br />

<strong>Metropolregion</strong> geschieht eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem neuen Maßstab der<br />

<strong>Metropolregion</strong>. Dieser erarbeitete Inhalt ist das Rohmaterial, welches zur Veränderung<br />

mentaler Bilder der Region beitragen kann. Die Form dieser Bild hingegen ist wenig<br />

anschaulich. Die visuellen Darstellungsmittel sind gegenüber den Inhalten unterentwickelt.<br />

Es gibt einige Versuche in der <strong>Metropolregion</strong>, Unternehmen an der Bilderproduktion und an<br />

deren Transport zu beteiligen. Dazu zählen die Projekte Unternehmen zeigen Flagge, Bioregion<br />

und die Imagewerbung des ÖPNV. Es scheint ein Bedürfnis zu sein, Unternehmensstandorten<br />

ein Bild zu geben, beziehungsweise Unternehmen ein Bild ihres Standorts zur Verfügung zu<br />

stellen. Über diesen Zugang der Firmenstandorte kann auch eine neue Lesart der Region<br />

entstehen. Ob die Umsetzung hier allein mit dem Logo der <strong>Metropolregion</strong> das volle Potenzial<br />

entfaltet, darf bezweifelt werden.<br />

Das Streckennetz des ÖPNV ist in Rhein-Neckar als Produzent eines Bildes der Region<br />

deshalb besonders gut geeignet, da es kongruent mit dem räumlichen Umgriff der<br />

<strong>Metropolregion</strong> ist. Umgekehrt wird der ÖPNV als Imageträger für die Region eingesetzt.<br />

Der ICE-Knoten Mannheim ist als funktionale räumliche Vorstellung ein wichtiges Bild. Er war<br />

Anlass für ein starkes Engagement in der Region als diese Knotenfunktion drohte verloren zu<br />

gehen. Dabei wird in dem Hauptbahnhof Mannheim die spezifische Gatewayfunktion von<br />

<strong>Metropolregion</strong>en besonders anschaulich und konkret.<br />

Der Landschaftspark könnte durch seinen räumlichen Umgriff – er umfasst den<br />

grenzüberschreitenden Kernbereich der <strong>Metropolregion</strong> – die Bewusstseinsbildung in der<br />

Region stärken und tatsächlich zur auch sinnlichen Bildproduktion beitragen. Das Projekt ist<br />

aber noch nicht so weit gediehen. Es stellt sich die Frage, ob sich die verschiedenen „Welten“<br />

der Akteure in der <strong>Metropolregion</strong> tatsächlich für diesen Park interessieren und ob nicht<br />

Verbindungen zwischen dem Landschaftspark und anderen metropolitanen Themen gesucht<br />

werden müssten.<br />

Metropolitane Medien wie Radiosender oder Kulturmagazin werden nach Außen nicht explizit<br />

kommuniziert. Sie wirken unscheinbar im Hintergrund. Dabei leisten sie vermutlich durch ihren<br />

alltäglichen Gebrauch, der die mentalen Bilder der Region beeinflusst, einen wichtigen Beitrag<br />

zur Bewusstseinsbildung in der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

46


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart<br />

Karte <strong>Metropolregion</strong><br />

Automobilmuseen<br />

Landschaftspark<br />

Statistisches Bild der Region<br />

Streckennetz ÖPNV<br />

Staatsgalerie<br />

Platz auf der Landkarte<br />

Stuttgart Tourist<br />

47<br />

Bioregion Stern<br />

Internetauftritt<br />

Karte Region<br />

Schloss


Bestand<br />

• Pulsierende<br />

City +<br />

ländliche<br />

Idylle<br />

• Staatsgalerie,<br />

Schloss,<br />

Wilhelma<br />

Neu<br />

• Automobilmuseen<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Typ/Technik Inhalt Funktion Rezipient<br />

Mental Funktional und<br />

morphologisch,<br />

regional und<br />

metropolitan,<br />

Stadt und<br />

Region<br />

Real, medial,<br />

mental<br />

• S-Bahn Netz Physisches Netz<br />

der ÖPNV erhält<br />

in Form der<br />

Netzkarte eine<br />

mediale<br />

Präsenz im<br />

Alltag, mentale<br />

Wirkung<br />

• Landschaftspark<br />

Punktuelle<br />

Leuchttürme<br />

des urbanen<br />

Zentrums,<br />

morphologisch,<br />

lokal, vermutete<br />

Ausstrahlung<br />

auf die Region<br />

Real, medial Punktuelle<br />

Leuchttürme<br />

des urbanen<br />

Zentrums,<br />

morphologisch,<br />

lokal, vermutete<br />

Ausstrahlung<br />

auf die Region<br />

Real, medial in<br />

Karten, mentale<br />

Raumwahrnehmung<br />

Funktionaler<br />

Raum,<br />

Erreichbarkeit,<br />

Distanz,<br />

Fahrtzeit<br />

Morphologischer<br />

landschaftsräumlicher<br />

Ansatz,<br />

Verbindet<br />

verschiedene<br />

Maßstabsebenen<br />

von<br />

lokal bis<br />

metropolitan, Erholung,<br />

Freizeit,<br />

Naturschutz<br />

48<br />

Identifikation<br />

nach Innen,<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Außen<br />

Identifikation<br />

nach Innen,<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Außen<br />

Identifikation<br />

und<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Nach Innen:<br />

Orientierung in<br />

der <strong>Metropolregion</strong>,Identifikation<br />

mit dem<br />

räumlichen Umgriff<br />

im alltäglichen<br />

Gebrauch<br />

Identifikation<br />

und<br />

Koordination der<br />

Wahrnehmung<br />

nach Innen<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Welten:<br />

territorial und<br />

funktional,<br />

Integration<br />

verschiedener<br />

Reichweiten,<br />

Zukunft (City)<br />

und<br />

Vergangenheit<br />

(Umland)<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

territorial, lokal<br />

bis regional,<br />

Vergangenheit<br />

und Gegenwart<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

territorial und<br />

funktional, lokal<br />

bis national,<br />

Vergangenheit,<br />

Gegenwart,<br />

Zukunft<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Verbindung<br />

verschiedener<br />

Welten durch<br />

alltägliche<br />

Benutzung<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

Fachpublikum;<br />

Welten:<br />

territorial, lokal<br />

bis metropolitan,<br />

Vergangenheit<br />

und Zukunft


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• „Platz auf der<br />

europäischen<br />

Landkarte“<br />

• Statistisches<br />

„Bild der<br />

Region“<br />

• Internetauftritt<br />

Region<br />

Stuttgart<br />

• Internetauftritt<br />

Stuttgart<br />

Tourist<br />

• Bioregion<br />

Stern<br />

Typ/Technik Inhalt Funktion Rezipient<br />

Medial, mit<br />

mentaler<br />

Wirkung<br />

Benchmarking<br />

der Region als<br />

mediales Bild,<br />

zielt wie Karten<br />

auch auf<br />

Veränderung<br />

der mentalen<br />

Wahrnehmung<br />

Funktional,<br />

metropolitan<br />

Funktionale<br />

Betrachtungen<br />

anhand<br />

einzelner<br />

Indikatoren und<br />

Themenfelder,<br />

Maßstab:<br />

regional<br />

Medial Verschiedene<br />

Themenfelder,<br />

regional, auch<br />

metropolitan<br />

Medial Stadt und<br />

Region, Portal<br />

für den<br />

Tourismus in<br />

der ganzen<br />

Region,<br />

territorial<br />

Real<br />

(Standorte),<br />

medial (Karte),<br />

mental<br />

(Raumwahrnehmung)<br />

Fazit Bild der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart<br />

Funktional,<br />

Größerer<br />

Umgriff zu<br />

einem Thema,<br />

starrer Rahmen<br />

der Region wird<br />

erweitert<br />

Motivation und<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Bewusstseinsbildung<br />

nach<br />

Innen und<br />

Außen,<br />

Erkennen und<br />

Verstehen der<br />

Rolle der<br />

Region Stuttgart<br />

Information,<br />

Identifikation<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Aufmerksamkeit<br />

und Motivation<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Fachpublikum,<br />

Stakeholder der<br />

<strong>Metropolregion</strong>;<br />

Welten:<br />

Gegenwart und<br />

Zukunft,<br />

funktional und<br />

territorial,<br />

metropolitan bis<br />

europäisch<br />

Stakeholder,<br />

Fachpublikum<br />

innerhalb und<br />

außerhalb der<br />

Region; Welten:<br />

territorial und<br />

funktional<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

Stakeholder,<br />

Akteure<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Welten:<br />

territorial,<br />

Vergangenheit,<br />

lokal bis national<br />

Fachpublikum,<br />

Stakeholder;<br />

Welten:<br />

funktional, lokal<br />

bis global<br />

Das mentale räumliche Bild der pulsierenden City mit der sie umgebenden ländlichen Idylle<br />

schafft eine erste Verbindung von Stadt und Region. Dieses basiert auf Komplementarität – die<br />

Region ist der Ausgleichsraum zur Metropole Stuttgart. Versteht man den Großraum Stuttgart<br />

als <strong>Metropolregion</strong>, so stellt sich aber die Frage nach Rolle, Funktionen und Potenzialen von<br />

Umland und Region. Dafür müsste dieses mentale Bild weiterentwickelt und die Region mit<br />

weiteren Qualitäten angereichert werden.<br />

Die alten und neuen Leuchttürme Stuttgarts haben sicher eine gewisse regionale Ausstrahlung,<br />

sie sind aber eher konventionelle Elemente – „Stand der Technik“ – des Stadtmarketings. Ihre<br />

metropolitane Bedeutung ist noch nicht klar, so werden diese Bilder vor allem im touristischen<br />

Kontext platziert. Ein Grund dafür könnte sein, dass es nicht gelingt, diese Leuchttürme in dem<br />

weiteren inhaltlichen oder räumlichen Kontext der <strong>Metropolregion</strong> zu lesen.<br />

49


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Das Umland Stuttgarts und die weitere Region werden nur an wenigen Stellen bildhaft sichtbar.<br />

Auf der Internetseite des Verbands Region Stuttgart gibt es kaum visuelle räumliche Aussagen.<br />

Ein bildhaftes Gesicht erhält die Region lediglich auf dem Internetportal Stuttgart Tourist. Dort<br />

ist die ganze Region mit den touristischen Sehenswürdigkeiten dargestellt. Die verschiedenen<br />

Teile der Region sind in etwa gleich gewichtet. Diese bildhafte Darstellung beschränkt sich aber<br />

auf einen territorialen, im Wesentlichen auf die Vergangenheit gerichteten Zugang.<br />

Drei räumliche Ansätze, die tatsächlich der ganzen <strong>Metropolregion</strong>, nicht nur der Metropole<br />

Stuttgart, ein räumliches Gesicht verleihen, sind hervorzuheben.<br />

Das S-Bahn Netz ist eines der Kernprojekte der Region Stuttgart, die regionale Kooperation ist<br />

stark an diesem Projekt gewachsen, es erhält dadurch quasi eine symbolische Bedeutung.<br />

Durch den alltäglichen Gebrauch stellt sich ein mentales regionales bzw. metropolitanes Bild<br />

ein.<br />

Der Landschaftspark Neckar arbeitet mit abgestuften räumlichen Maßstabsebenen und<br />

verschiedenen zeitlichen Etappen. In seinem Ganzen geht er zum Teil über den Umgriff der<br />

<strong>Metropolregion</strong> hinaus. Er entwickelt eine eigene Logik der räumlichen Abgrenzung, hier<br />

entlang eines Flusses. Anderseits wird auf der Ebene von Teilräumen gearbeitet, von denen<br />

aus wiederum verschiedene lokale Bezüge hergestellt werden können. Dadurch wird das sehr<br />

umfassende Projekt für ein breites Publikum anschaulich und sinnlich erfahrbar. Die Anbindung<br />

an Herausforderungen und Themen der <strong>Metropolregion</strong> ist allerdings weniger deutlich – so hat<br />

der Landschaftspark einen separaten Internetauftritt. Mit der <strong>Metropolregion</strong> und dem<br />

Landschaftspark werden eher zwei parallel laufende Geschichten erzählt.<br />

Das Projekt Bioregion STERN arbeitet mit einem funktionalen räumlichen Umgriff, der größer ist<br />

als das Gebiet der Region Stuttgart. Die neue räumliche Lesart zu einem funktionalen Thema<br />

bringt eine eigene Gebietsabgrenzung hervor, die einer metropolitanen Logik folgt. Diese<br />

situative räumliche Abgrenzung, wie sie hier, ähnlich wie bei dem Landschaftspark, anhand<br />

einer bestimmten inhaltlichen Herausforderung erfolgt, scheint dabei durchaus kohärente und<br />

leistungsstarke räumliche Bilder und Lesarten hervorzubringen. Die Bilder entstehen an<br />

bestimmten relevanten Inhalten, die Frage der exakten räumlichen Abgrenzung ist nachrangig.<br />

Insofern ist dieses Vorgehen entgegengesetzt zu dem des Einfügens und Zurechtschneidens<br />

von vorhandenen oder neuen Bildern in den zuvor festgelegten Rahmen eines bestimmten<br />

räumlichen Umgriffs der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

50


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Nürnberg<br />

Statistisches Bild<br />

Karte <strong>Metropolregion</strong><br />

Zeitungsbeilage<br />

Firmenlogos<br />

Verkehrsverbund<br />

Internetauftritt<br />

51<br />

Altstadt<br />

Platz auf Landkarte<br />

Historische Landkarte<br />

Gateway Ost-West<br />

Logo


Bestand<br />

• Historischer<br />

Platz auf<br />

europäischer<br />

Landkarte<br />

• Altstadt<br />

Nürnberg<br />

Neu<br />

• Karte<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

• „Platz auf<br />

Landkarte“<br />

Karten BBR<br />

• Statistisches<br />

Bild<br />

• Internetauftritt<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Typ/Technik Inhalt Funktion Rezipient<br />

Medial, mental Funktional<br />

(Handel),<br />

regional bis<br />

europäisch,<br />

urbanes<br />

Zentrum<br />

Real, medial Morphologisch,<br />

urbaner Kern,<br />

kulturelles Erbe,<br />

lokal evtl. auch<br />

regional<br />

Medial, mit<br />

mentaler<br />

Wirkung<br />

Medial, Versuch<br />

die mentale<br />

Wahrnehmung<br />

des Raums zu<br />

beeinflussen<br />

Medial, Versuch<br />

die mentale<br />

Wahrnehmung<br />

des Raums zu<br />

beeinflussen<br />

Metropolitan,<br />

administrativ,<br />

funktional<br />

Funktional<br />

gemäß der<br />

Kategorien/<br />

Themen von<br />

Blotevogel,<br />

metropolitan,<br />

national,<br />

europäisch<br />

Funktional,<br />

metropolitan<br />

und national,<br />

verschiedene<br />

Themenfelder<br />

Identifikation<br />

nach Innen,<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Außen<br />

Identifikation<br />

nach Innen<br />

Erkennen,<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Innen und<br />

Außen; Koordination<br />

der<br />

Wahrnehmung,<br />

Identifikation<br />

nach Innen<br />

Verstehen,<br />

Erkennen,<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Verstehen,<br />

Erkennen,<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

Medial Metropolitan Information,<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

52<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Welten:<br />

territorial, lokal<br />

bis regional,<br />

Vergangenheit<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

territorial, lokal<br />

bis regional,<br />

Vergangenheit<br />

Fachpublikum,<br />

Stakeholder der<br />

Region, evtl.<br />

auch breitere<br />

Öffentlichkeit,<br />

territorial und<br />

funktional<br />

Fachpublikum,<br />

Stakeholder der<br />

Region; Welten:<br />

funktional, auch<br />

territorial,<br />

metropolitane<br />

Reichweite,<br />

Gegenwart<br />

Fachpublikum,<br />

Stakeholder der<br />

Region; Welten:<br />

funktional auch<br />

territorial,<br />

metropolitane<br />

Reichweite,<br />

Gegenwart<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

Fachpublikum


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Typ/Technik Inhalt Funktion Rezipient<br />

• Logo Medial Metropolitan Aufmerksamkeit<br />

und<br />

Identifikation<br />

nach Innen und<br />

Außen<br />

• Verkehrsverbund<br />

Real, medial,<br />

mental<br />

• Firmenlogos Medial,<br />

vermutlicher<br />

Einfluss auf<br />

mentales Bild<br />

der Region<br />

• Gateway Ost-<br />

West<br />

• Zeitungsbeilage<br />

SZ<br />

Mentales Bild,<br />

Kommunikation<br />

medial u.a. über<br />

Karten<br />

Funktionaler<br />

Raum,<br />

Erreichbarkeit,<br />

Distanz,<br />

Fahrtzeit<br />

funktional<br />

Funktional,<br />

Wirtschaft,<br />

regional,<br />

metropolitan<br />

Funktional,<br />

Verkehrsinfrastruktur,<br />

europäisch<br />

Medial Funktional,<br />

Themen: Kultur,<br />

Wirtschaft,<br />

Infrastruktur,<br />

Forschung und<br />

Entwicklung<br />

Fazit Bild der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg<br />

Nach Innen:<br />

Orientierung in<br />

der <strong>Metropolregion</strong>,Identifikation<br />

mit dem<br />

räumlichen Umgriff<br />

im alltäglichen<br />

Gebrauch<br />

Identifikation<br />

nach Innen und<br />

Außen,<br />

Koordination der<br />

Wahrnehmung<br />

Aufmerksamkeit<br />

Motivation nach<br />

Innen und<br />

Außen<br />

Aufmerksamkeit<br />

nach Außen<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

Fachpublikum<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Verbindung<br />

verschiedener<br />

Welten durch<br />

alltägliche<br />

Benutzung<br />

Fachpublikum,<br />

evtl. auch breite<br />

Öffentlichkeit;<br />

Welten:<br />

funktional,<br />

weniger<br />

territorial,<br />

metropolitan bis<br />

global<br />

Fachpublikum,<br />

Stakeholder der<br />

Region,<br />

funktional,<br />

metropolitan bis<br />

europäisch<br />

Breite<br />

Öffentlichkeit,<br />

Fachpublikum,<br />

funktional,<br />

metropolitan,<br />

föderal, national<br />

Die Arbeit an einem Bild der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg ist noch sehr jung. Die Betrachtung<br />

dieses in den Anfängen befindlichen Arbeitsprozess zeigt, worauf sich die Bemühungen<br />

zunächst konzentrieren und wo die wesentlichen Schwierigkeiten am Anfang liegen.<br />

Zunächst steht die Behauptung eines Platzes auf der nationalen und europäischen Landkarte<br />

im Mittelpunkt. Dafür wird gemäß der Herangehensweise Blotevogels ein ausschließlich<br />

funktionaler Zugang gewählt. In Statistiken und analytischen Karten werden die wesentlichen<br />

Inhalte erarbeitet und rudimentär visualisiert. Diese Herangehensweise entspringt dem<br />

Versuch, das nachzuholen, was anderen <strong>Metropolregion</strong>en in Deutschland bereits gelungen ist<br />

– die offizielle Anerkennung durch die MKRO. Dadurch ist das Vorgehen aber sehr stereotyp<br />

und schematisch und bringt bildmäßig kaum tatsächliche Alleinstellungsmerkmale hervor.<br />

Nach Innen hat das Finden und Darstellen des räumlichen Umgriffs des Kooperationsraums<br />

zunächst Priorität. Die daraus entstandene Karte hat insofern eine große Bedeutung, als dass<br />

sie die gemeinsame Wahrnehmung der <strong>Metropolregion</strong> durch die verschiedenen Akteure und<br />

Stakeholder lenkt.<br />

53


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die Region bleibt aber über ihren Umgriff und die administrativen Grenzen hinaus ziemlich<br />

unsichtbar. Die bildhafte Rolle von Nürnberg ist unklar und die Region wird fast nicht über Bilder<br />

kommuniziert.<br />

Dahinter steht das Problem, dass offensichtlich nicht einfach auf bestehende Bilder aus der<br />

<strong>Metropolregion</strong> zurückgegriffen werden kann. So taucht zum Beispiel die Silhouette der Altstadt<br />

von Nürnberg kaum im metropolitanen Zusammenhang auf. Dabei scheinen zum einen die<br />

Inhalte dieses Bildes – der starke Bezug zur Vergangenheit und bestimmte Klischees – und<br />

zum anderen dessen räumlicher Maßstab für die <strong>Metropolregion</strong> nicht passend zu sein. Die<br />

historische Referenz von Nürnberg als mittelalterlicher „EU-Gateway“ wird zwar verwendet,<br />

zwischen der vergangenen und der heutigen Situation besteht aber kein ursächlicher<br />

Zusammenhang. Dieses Bild hat daher eine etwas singuläre Stellung.<br />

Diese Bilderlosigkeit zeigt sich sowohl auf der Internetseite, welche außer der Karte keine<br />

weiteren Bilder enthält, als auch im Logo, das keinerlei räumliche Aussage trifft. Die Arbeit an<br />

diesen potentiellen Verpackungen und Plattformen für metropolitane Bilder – darunter fällt auch<br />

die Sonderbeilage in der Süddeutschen Zeitung – zeigt aber, dass das Bedürfnis und die<br />

Notwendigkeit, den neuen räumlichen Umgriff auch visuell anschaulich zu machen, erkannt ist.<br />

54


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

3.3 Fazit: Quervergleich „Bilder der Region“<br />

Abbildung 4: Die Internetauftritte der vier <strong>Metropolregion</strong>en im Quervergleich<br />

In allen vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en spielen Bilder der Region eine wichtige Rolle. Das<br />

Bemühen um das Sichtbarmachen der neuen räumlichen Maßstabsebene zeigt sich in der<br />

Verwendung von Bildern – wenn diese auch mehr oder weniger reflektiert und bewusst erfolgt –<br />

in der Bereitstellung von „Verpackungen“, das heißt Kommunikationsmedien, für diese Bilder<br />

und in der Erarbeitung von neuen Bildern zum Beispiel in Form von Karten.<br />

Der Bedarf an einem Bild der Region ist also weitgehend erkannt. Die aktive Gestaltung dieser<br />

Bilder ist aber in den einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en auf sehr unterschiedlichem Stand. Dies hängt<br />

unter anderem mit dem Alter und der Genese dieser Räume und dem unterschiedlichen Fundus<br />

an bestehenden Bildern in den einzelnen Regionen zusammen.<br />

Im Folgenden sind die wesentlichen Ergebnisse des Quervergleichs der Bilder der Region<br />

anhand der Analysematrix aufgeführt.<br />

55


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Quervergleich „Bilder der Region“ anhand der Analysematrix im Überblick<br />

Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />

Die Bilder der Region<br />

setzten sich überall<br />

aus einem Mix aus<br />

realen, medialen und<br />

mentalen Bildern<br />

zusammen. Die drei<br />

Ebenen scheinen sich<br />

tatsächlich gegenseitig<br />

zu ergänzen.<br />

Reale Bilder beschränken<br />

sich häufig<br />

auf symbolträchtige<br />

punktuelle bauliche<br />

Objekte. Die räumliche<br />

Reichweite<br />

dieser Leuchttürme ist<br />

aber unklar.<br />

Nicht alle bestehenden<br />

Bilder sind gleichermaßen<br />

geeignet,<br />

auf dem metropolitanen<br />

Maßstab Platz<br />

zu nehmen. Wichtig<br />

ist die Einbindung der<br />

Bilder in den neuen<br />

Kontext.<br />

Mentale Bilder der<br />

<strong>Metropolregion</strong> lassen<br />

sich nicht nur über<br />

Leuchttürme beeinflussen.<br />

Hilfreich ist<br />

auch die alltägliche<br />

Wahrnehmbarkeit<br />

z.B. über das ÖPNV-<br />

Netz, metropolitane<br />

Medien oder Serviceangebote.<br />

Ihr Mehrwert<br />

für die Region ist<br />

evtl. größer.<br />

Großräumige landschaftliche<br />

Elemente<br />

können eine sinnliche<br />

Erfahrbarkeit des metropolitanenMaßstabs<br />

bieten. Eine<br />

mehrfache Lesart<br />

dieser Räume über<br />

die Einbettung in andere<br />

metropolitane<br />

Themen ist dabei<br />

aber wichtig.<br />

Die Arbeit an den<br />

medialen Verpackungen<br />

der Bilder<br />

erhält häufig mehr<br />

Gewicht als die an<br />

den Bildinhalten.<br />

Für viele Raumtypen<br />

der <strong>Metropolregion</strong><br />

scheint es keine<br />

Bilder zu geben.<br />

Finden sich noch<br />

Bilder für die<br />

„Metropole“, so bleibt<br />

die „Region“ oft recht<br />

unsichtbar.<br />

Zwischenmaßstäbe<br />

zwischen der lokalen<br />

und metropolitanen<br />

Ebene kommen<br />

selten vor, könnten<br />

aber eine wichtige<br />

Vermittlungsfunktion<br />

haben.<br />

Konkrete inhaltliche<br />

Anlässe für Bilder zu<br />

einzelnen sektoralen<br />

Themenfeldern<br />

können spezifische<br />

und besonders<br />

anschauliche Bilder<br />

erzeugen. Diese<br />

können dann gezielt<br />

motivierend eingesetzt<br />

werden.<br />

Funktionale und<br />

morphologische<br />

Bilder stehen oft ohne<br />

Zusammenhang<br />

nebeneinander. Erst<br />

die Verbindung<br />

verschiedener<br />

Themen, Raumdimensionen<br />

und<br />

Maßstabsebenen<br />

lässt aus den Einzelteilen<br />

eine Geschichte<br />

entstehen.<br />

56<br />

Die visuelle Darstellung<br />

von analytischen<br />

Erkenntnissen für ein<br />

besseres Verständnis<br />

von <strong>Metropolregion</strong>en<br />

ist stets ähnlich und<br />

gestalterisch nicht<br />

weit entwickelt.<br />

Die Koordination<br />

einer gemeinsamen<br />

Wahrnehmung der<br />

Akteure der Region<br />

mit Hilfe von Bildern<br />

erfolgt selten. Bilder<br />

müssten dabei einen<br />

Prozess in Gang<br />

setzen, der neue<br />

Wahrnehmungen<br />

ermöglicht.<br />

Die Frage der<br />

Identifikation mit dem<br />

metropolitanen Maßstab<br />

und dessen<br />

Unterstützung durch<br />

Bilder scheint wichtig<br />

zu sein. Welcher Mix<br />

von Typ, Inhalt und<br />

Rezipient diese Funktion<br />

tatsächlich erfüllen<br />

kann, ist noch<br />

unklar.<br />

Die Bedeutung der<br />

Kommunikation von<br />

Bildern nach Innen<br />

wie nach Außen wird<br />

erkannt. Grundlage<br />

für diese zielgruppengerechte<br />

Vermittlung<br />

von Bildern sind aber<br />

gemeinsame<br />

Bildinhalte. Dieses<br />

Verständnis ist noch<br />

schwach ausgeprägt.<br />

Nur selten sprechen<br />

die einzelnen Bilder<br />

der Region ganz<br />

gezielt bestimmte<br />

Akteure oder Stakeholder<br />

an. In der<br />

Analyse wird als<br />

Rezipient der Bilder<br />

häufig eine breite<br />

Öffentlichkeit<br />

vermutet. Diese<br />

Einschätzung hat<br />

auch damit zu tun,<br />

dass die Bilder und<br />

ihre Einbettung in den<br />

metropolitanen<br />

Rahmen häufig<br />

unspezifisch sind.<br />

Die Verbindung von<br />

Rezipienten<br />

verschiedener<br />

„Welten“ schaffen nur<br />

wenige Bilder. So<br />

stehen die<br />

territorialen und<br />

funktionalen<br />

Bildwelten oft<br />

unverbunden<br />

nebeneinander.<br />

Das Eingehen auf<br />

verschiedene<br />

„Welten“ der<br />

Rezipienten bringt die<br />

Einbindung ganz<br />

unterschiedlicher<br />

Raumzugänge und<br />

damit verbundener<br />

Bildwelten mit sich.<br />

Das könnte als<br />

reichhaltiger Fundus<br />

für ein Bild der<br />

Region verstanden<br />

werden, das<br />

Anschaulichkeit auf<br />

verschiedenen<br />

Ebenen herstellen<br />

kann.


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die Erarbeitung eines Bildes der Region kann als Prozess verstanden werden, bei dem<br />

versucht wird, ausgehend von vorhandenen Bildern auf bekannten Maßstabsebenen der<br />

<strong>Metropolregion</strong> ein visuelles Gesicht zu verleihen. Dabei ist die entscheidende Frage, wie man<br />

nun von den „alten“ zu den „neuen“ Bildern vorstoßen kann.<br />

Eine häufig angewandte Strategie ist die des Platzierens von alten Bildern in dem neuen<br />

räumlichen Rahmen, auf der neuen Landkarte der <strong>Metropolregion</strong>. Dabei zeigen sich aber<br />

verschiedene Schwierigkeiten: Von der Frage der tatsächlichen Reichweite aber auch der<br />

Relevanz alter Landmarks, über die des Aufblasens oder Einzwängens von vorhandenen<br />

räumlichen Bildern in den neuen räumlichen Umgriff, also einer Rekadrierung statt einer<br />

Bildproduktion, oder aber der Verbindung der einzelnen Bildbausteine untereinander. Denn<br />

diese bleiben oft unverbundene Einzelaspekte.<br />

Es ist also eine Verbindungsarbeit zu leisten, damit das Bild der Region mehr ist als die Summe<br />

alter Bilder in neuem Gewand. Einerseits könnte es darum gehen, mit diesen Bausteinen neue<br />

Geschichten zu erzählen. Anderseits sind Wege zu suchen, tatsächlich neue räumliche Bilder<br />

zu erarbeiten als Katalysatoren für den Transformationsprozess zu einem realen, medialen und<br />

mentalen Bild der Region.<br />

Wer macht die Bilder der <strong>Metropolregion</strong>? Wer kann diesen Prozess gestalten? In den vier<br />

untersuchten Räumen sind es vorwiegend Fachleute aus den Bereichen Regionalmarketing,<br />

Stadt- und Regionalentwicklung, Tourismus, aber auch einzelne Stakeholder wie Unternehmen.<br />

Wer wie im einzelnen an der Arbeit an dem Bild der Region beteiligt ist, wird nicht offen gelegt.<br />

Die Wahl der beteiligten Fachdisziplinen, von Organisation und Ablauf des Arbeitsprozess für<br />

ein Bild der Region haben aber vermutlich eine Schlüsselstellung für das Erreichen neuer<br />

bildhafter Qualitäten.<br />

Der Blick auf die vier <strong>Metropolregion</strong>en zeigt, dass es bisher nur wenige genuin metropolitane<br />

Bilder gibt. Die Arbeit an den Verpackungen scheint intensiver betrieben zu werden als die an<br />

den Bildinhalten. Stellt man zum Beispiel die vier Internetseiten gegenüber, so lassen sich<br />

kaum Alleinstellungsmerkmale der einzelnen Räume identifizieren, die Gesichter der<br />

<strong>Metropolregion</strong>en unterscheiden sich nur wenig.<br />

57


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

58


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Teil II Was kann <strong>München</strong> tun?<br />

Der zweite Teil der Expertise greift die Ergebnisse und Erkenntnisse vom ersten Teil „Analyse“<br />

auf. Darauf basierend wird eine Gesamtstrategie für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>,<br />

ausgehend von Themenfeldern, Projekten und Wertschöpfungsgeschichten, erarbeitet. Es sind<br />

dabei auch Vorschläge zur Umsetzung dieser Strategie enthalten. Ein Kapitel zeigt einen<br />

Vorschlag für das Organisationsmodell der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>.<br />

4 Konzept für die inhaltliche Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt in dem Aufzeigen einer Gesamtstrategie für die<br />

inhaltliche Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM). Diese setzt sich aus vier<br />

Bausteinen zusammen - Themenfelder, Impulsprojekte, Wertschöpfungsgeschichten und Bild<br />

der <strong>Metropolregion</strong> -, wie sie im Kapitel 4.1 im Überblick erläutert werden. Dabei geht es darum,<br />

den Mehrwert der Zusammenarbeit auf dem Maßstab der <strong>Metropolregion</strong> aufzuzeigen und zu<br />

erarbeiten.<br />

Das Gesamtkonzept wird in den Kapiteln 4.2 bis 4.5 ausgearbeitet und anhand einzelner<br />

Vorschläge konkretisiert. Deren Detaillierung kann in dieser Expertise aber nicht geleistet<br />

werden. Vielmehr soll hier für den Start der Arbeit des <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> eine strategische Orientierung gegeben werden.<br />

Die Wahl der geeigneten inhaltlichen Bausteine für die Zusammenarbeit in EMM ist der<br />

Ausgangspunkt von Teil II „Was kann <strong>München</strong> tun“ dieser Expertise. Im Sinne von „Structure<br />

Follows Strategy“ sind die Organisationsstrukturen im Hinblick auf die gewählten Inhalte zu<br />

entwickeln.<br />

Räumlicher Umgriff der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Es gibt derzeit noch keine anerkannten bzw. einheitlichen Abgrenzungskriterien für<br />

<strong>Metropolregion</strong>en. Wir verstehen in dieser Expertise unter der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong> einen Raum, der sich in einer Annäherung durch die Eckpunkte Augsburg, Ingolstadt,<br />

Landshut, Rosenheim, Bad-Tölz, Weilheim, Landsberg am Lech, jeweils samt ihren<br />

funktionalen Einzugsbereichen, definieren lässt. Dabei ist es sinnvoll, zwischen einem<br />

Kernraum und einem Ausstrahlungsbereich zu unterscheiden (siehe Abbildung 5).<br />

Herausforderungen für die inhaltliche Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong><br />

Die wesentlichen Herausforderungen für die Wahl der inhaltlichen Strategie für die<br />

Zusammenarbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) lassen sich aus dem<br />

Quervergleich der vier <strong>Metropolregion</strong>en und aus den spezifischen Voraussetzungen in der<br />

EMM ableiten. Dabei ist es wichtig zu verstehen, wie ein Mehrwert der Kooperation auf der<br />

Ebene der <strong>Metropolregion</strong> entstehen kann und wie dafür die inhaltliche Arbeit zu gestalten ist.<br />

• Kooperationen in <strong>Metropolregion</strong>en sind mehr als die Verlängerung interkommunaler<br />

Zusammenarbeit.<br />

Obwohl die Zusammenarbeit in allen vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en bereits auf<br />

eine gewisse Zeitspanne zurückblicken kann, zeigt sich, dass es bisher nur wenige<br />

inhaltliche Konzepte und Strategien gibt, die den spezifischen Mehrwert der<br />

Kooperation auf diesem Maßstab aufzeigen können. Gerade der Such- und<br />

Sondierungsprozess hinsichtlich der zu bearbeitenden Themenfelder und Projekte, wie<br />

er in einigen <strong>Metropolregion</strong>en zu finden ist, zeigt, dass die Kooperation in<br />

<strong>Metropolregion</strong>en nicht als die Verlängerung interkommunaler Zusammenarbeit auf<br />

größerem Maßstab verstanden werden sollte. Obwohl die Konstitution der<br />

59


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Abbildung 5: Die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Quelle: Eigener Entwurf, in Anlehnung<br />

an den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum <strong>München</strong><br />

Zusammenarbeit in der EMM nun vergleichsweise spät erfolgt, kann das Lernen aus<br />

den zum Teil konzeptionellen Schwächen der inhaltlichen Arbeit in den untersuchten<br />

Referenzräumen zu einem entscheidenden Vorteil werden.<br />

• Kein festgelegter Themenkanon für Kooperationen in <strong>Metropolregion</strong>en – „Less Is<br />

More“ als mögliche Strategie.<br />

Der große Freiheitsgrad und die unterschiedliche Breite bei der Bearbeitung von<br />

Themen und Projekten in den vier Referenzräumen zeigen, dass auf der Ebene der<br />

<strong>Metropolregion</strong> keinesfalls der gesamte Themenkanon räumlicher Planung abgedeckt<br />

werden muss. Vielmehr kann sich für die EMM die Strategie „Less Is More“ anbieten.<br />

Wesentlich ist dabei, dass der Mehrwert der Bearbeitung der gewählten Themen auf<br />

dem Maßstab der <strong>Metropolregion</strong> klar erkennbar ist. Die Breite der Themen sollte<br />

einerseits eine kritische Masse der Kooperation erreichen, ohne aber die Stakeholder<br />

gerade in der Startphase der Kooperation zu überfordern.<br />

• Eine inhaltliche Strategie geht über die Addition einzelner Projekte hinaus.<br />

Die Betrachtung der vier <strong>Metropolregion</strong>en zeigt, dass die verschiedenen Themenfelder<br />

und die damit verbundenen Projekte häufig ohne Verbindung nebeneinander stehen.<br />

Die Zusammenhänge zwischen einzelnen Projekten, wie zum Beispiel zwischen einem<br />

Clusterprojekt und einem Regionalpark, bleiben häufig unklar. Dadurch können diese<br />

Projekte aber nicht ihren vollen Mehrwert für die <strong>Metropolregion</strong> entfalten. Denn sowohl<br />

die Akteure sind so schwerer zu motivieren, als auch die Vermittlung der verschiedenen<br />

Projekte bereitet Schwierigkeiten. Für die inhaltliche Strategie EMM ist es daher wichtig,<br />

60


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

dass verschiedene Themenfelder und damit auch die verschiedenen Akteure<br />

miteinander in Beziehung gesetzt und verknüpft werden.<br />

• Einbezug verschiedener Raumtypen und Maßstabsebenen, ohne jedoch<br />

flächendeckend zu arbeiten<br />

Die Themen und Projekte benötigen einen klaren Bezug zur metropolitanen Ebene,<br />

müssen aber gleichzeitig die lokalen und teilregionalen Akteure „abholen“ können. Die<br />

verschiedenen Maßstabsebenen und auch die verschiedenen Raumtypen innerhalb<br />

einer <strong>Metropolregion</strong> müssen einen Beitrag leisten können zu der inhaltlichen Arbeit in<br />

der <strong>Metropolregion</strong>. Dazu gilt es, die spezifischen Funktionen und Potenziale dieser<br />

Räume zu erkennen. Der Vergleich der vier Referenzräume zeigt, dass hier eine<br />

besondere Schwierigkeit in der Kooperation besteht. Gerade die Aufgaben der<br />

kleineren Oberzentren oder auch der peripheren Räume sind häufig unklar, Themen<br />

und Projekte konzentrieren sich häufig auf das dominierende Zentrum. Es könnte<br />

hilfreich sein, Themen und Projekte nicht generell flächendeckend anzulegen, sondern<br />

in geeigneten teilräumlichen Umgriffen, auf Zwischenmaßstäben, zu arbeiten. Dabei<br />

kann in einzelnen Projekten zum Beispiel die Landeshauptstadt <strong>München</strong> auch bewusst<br />

ausgelassen werden.<br />

• Kombination von „harten“ und „weichen“ Themen und Projekten<br />

Der Quervergleich der vier <strong>Metropolregion</strong>en zeigt, dass neben „harten“ Themen wie<br />

Wirtschaftsförderung oder Infrastruktur stets auch „weiche“ Themen auf der Agenda<br />

stehen wie zum Beispiel Landschaft oder Kultur. Der Vorteil liegt hier in der Verbindung<br />

des Bemühens um die Positionierung der <strong>Metropolregion</strong> im internationalen<br />

Standortwettbewerb einerseits mit Fragen lokaler Lebensqualität anderseits. Dadurch<br />

kann der lokale und regionale Nutzen der Kooperation besonders anschaulich und<br />

verständlich werden. Außerdem können über diese breitere Themenpalette<br />

unterschiedliche Akteure besser angesprochen werden.<br />

• Mix von alten und neuen Themen und Projekten<br />

Die Kooperation in der EMM sollte einerseits bestehende thematische Ansätze<br />

fortführen und damit auch die bereits engagierten Akteure integrieren. Anderseits geben<br />

neue Themen und Impulsprojekte der Zusammenarbeit den benötigten neuen<br />

Schwung, auch dadurch dass neue Akteure für die Zusammenarbeit gewonnen werden<br />

können. Diese neuen thematischen Ansätze können eventuell leichter und schneller<br />

Erfolge der Zusammenarbeit ermöglichen als die Arbeit an bereits vorhandenen<br />

Themen, bei denen die Schwierigkeiten und Konflikte bereits absehbar und bekannt<br />

sind. So kann allein die Setzung neuer Inhalte über Themen und Projekte eine zuvor<br />

nicht vorhandene gemeinsame Wahrnehmung von Potenzialen der <strong>Metropolregion</strong><br />

hervorbringen.<br />

Aus diesen „Lessons Learnt“ kann im Folgenden eine Strategie für das inhaltliche Arbeiten in<br />

der EMM erarbeitet werden. Dabei geht es um einen eigenständigen Weg für die EMM, der aus<br />

den zum Teil konzeptionellen Schwächen der untersuchten Referenzräume lernend,<br />

Alleinstellungsmerkmale für die Kooperation entwickelt.<br />

61


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

4.1 Strategie für die inhaltliche Arbeit<br />

Die vorgeschlagene inhaltliche Strategie für die Zusammenarbeit in EMM setzt sich aus vier<br />

aufeinander abgestimmten Bausteinen zusammen. Diese sind Antworten auf die verschiedenen<br />

Herausforderungen der inhaltlichen Arbeit, haben jeweils spezifische Aufgaben und Funktionen<br />

und bilden sich in der Organisationsstruktur der EMM unterschiedlich ab (siehe Kapitel 5).<br />

Abbildung 6: Zusammenhang zwischen den verschiedenen Bausteinen der inhaltlichen Arbeit,<br />

wie sie in dieser Expertise vorgeschlagen werden.<br />

Themenfelder<br />

Die gewählten Themenfelder für die Kooperation in der <strong>Metropolregion</strong> bilden die<br />

grundlegenden Kompetenzen, das Kapital, auf das die gesamte inhaltliche Arbeit in der<br />

<strong>Metropolregion</strong> aufbaut. Sie knüpfen an bestehende Arbeitsstrukturen auf anderen räumlichen<br />

Maßstabsebenen wie der kommunalen oder regionalen Ebene an und können daher<br />

bestehende Organisationsstrukturen integrieren. Die Themenfelder sind in Zusammenhang des<br />

internationalen Standortwettbewerbs und der spezifischen Chancen und Potenzialen der EMM<br />

zu reflektieren. Die Themenfelder sind Teil der strategischen Arbeitsebene der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

Impulsprojekte<br />

Die Impulsprojekte bilden die Ebene der konkreten Umsetzung der strategischen Arbeit, sie<br />

bilden die operative Arbeitsebene in der <strong>Metropolregion</strong>. Konkreten Projekten kommt für das<br />

Gelingen der Zusammenarbeit eine entscheidende Bedeutung zu. Die <strong>Metropolregion</strong> ist<br />

sowohl für die Akteure als auch für die breite Öffentlichkeit zunächst wenig anschaulich und<br />

entzieht sich dem Alltag. Die Besetzung bestimmter Themenfelder droht häufig eine reine<br />

Absichtserklärung zu bleiben, so zeigt es sich zum Teil in den untersuchten Referenzräumen.<br />

Erst über Projekte wird der Nutzen der Kooperation deutlich und spürbar für alle Beteiligten. Die<br />

Projekte sind die Produkte, über die sich die Zusammenarbeit einer breiten Öffentlichkeit<br />

vermitteln und verkaufen lässt.<br />

Wertschöpfungsgeschichten<br />

Diese sektorale Betrachtungsweise der Themenfelder und Projekte soll hier um einen<br />

synthetischen Ansatz ergänzt werden. Die Wertschöpfungsgeschichten leisten eine<br />

62


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

übergeordnete, thematische und räumliche Grenzen überschreitende Bündelung einzelner<br />

Projekte. Die Impulsprojekte werden so auf dem Maßstab der <strong>Metropolregion</strong> platziert und<br />

verbunden. In den Wertschöpfungsgeschichten werden funktionale und räumliche<br />

Komplementaritäten in der <strong>Metropolregion</strong> gesucht und gezielt verknüpft, ohne aber<br />

flächendeckend zu arbeiten. Verschiedene Wirtschafts- und Verwaltungsaktivitäten sollen zu<br />

einem Oberthema gebündelt und wie mit einem roten Faden unter dem Dach einer<br />

Wertschöpfungsgeschichte zusammen geführt werden. In einer <strong>Metropolregion</strong> gibt es nur<br />

einige wenige solcher Wertschöpfungssysteme, die von ausreichender Dichte und Qualität sind<br />

und daher im internationalen Standortwettbewerb von Bedeutung sind.<br />

Ausgangpunkt für eine Geschichte von metropolitaner Relevanz bildet zum Beispiel die<br />

Gesundheitswirtschaft. Diese gerät wegen ihren steigenden Umsatzzahlen zunehmend in den<br />

Blick der Wirtschaftsförderung. Über die offensichtlich beteiligten Branchen der Medizintechnik<br />

und Biotechnologie hinaus, lassen sich weitere Anknüpfungspunkte in der <strong>Metropolregion</strong><br />

finden. Unterschiedliche medizinische Versorgungsniveaus, durchlässige Grenzen und niedrige<br />

Transportkosten führen zu Gesundheitstourismus, bei dem auch die Zusatzangebote einer<br />

Region eine Rolle spielen. So kann ein gewählter Krankenhausaufenthalt in der EMM mit<br />

Rehabilitation und einem anschließenden Urlaub verbunden werden, wodurch eine zusätzliche<br />

Wertschöpfung im Bereich Tourismus generiert wird.<br />

Auf der organisatorischen Seite können die Geschichten zu einer Plattform der Information, des<br />

Austauschs und der Motivation verschiedener, bisher meist unverbundener Akteure in der<br />

<strong>Metropolregion</strong> werden. Durch die neuen funktionalen und thematischen, räumlichen aber auch<br />

akteursmäßigen Verknüpfungen können die Geschichten einen Beitrag zu einem mentalen Bild<br />

der EMM leisten. Aus dem integrativen Ansatz der Wertschöpfungsgeschichten lässt sich ein<br />

Alleinstellungsmerkmal der EMM entwickeln.<br />

Bild der <strong>Metropolregion</strong><br />

Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> bildet die Klammer oder auch den Hintergrund für die inhaltliche<br />

Arbeit in den Themenfeldern, Impulsprojekten und Wertschöpfungsgeschichten. Dabei hat es<br />

im Wesentlichen zwei Aufgaben. Zum einen unterstützt es die Kommunikation nach Innen wie<br />

nach Außen, in dem es bildhafte Inhalte für verschiedene Medien liefert. Zum anderen<br />

unterstützt das Bild der Region sowohl die Bewusstseinsbildung der Akteure innerhalb der<br />

<strong>Metropolregion</strong> als auch die Identifikation mit der <strong>Metropolregion</strong> und fördert damit zugleich die<br />

Motivation für ein intensiveres Engagement. Themen, Projekte und Geschichten liefern einen<br />

Teil der Inhalte für das Bild der <strong>Metropolregion</strong>, gleichzeitig kann das Bild der <strong>Metropolregion</strong><br />

diese gezielt unterstützen. Vor allem die Wertschöpfungsgeschichten gilt es, visuell-bildhaft zu<br />

gestalten. Durch die enge Verzahnung mit dem Aufgabenfeld der Kommunikation liefert das<br />

Bild der <strong>Metropolregion</strong> direkt der operativen Arbeitsebene zu, anderseits ist es Teil der<br />

strategischen Arbeitsebene, indem es Orientierung und Überblick gibt.<br />

63


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

4.2 Vier Themenfelder: Die Kompetenzen<br />

Themenfelder helfen, Projekte und potenziell interessierte wie auch verantwortliche Akteure zu<br />

identifizieren. Über die Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Themen entfaltet sich auch<br />

die Relevanz des Maßstabs von <strong>Metropolregion</strong>en. Es ist für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong> vorteilhaft, Themen und Projekte auszuwählen, die einen Bezug zu den Funktionen<br />

einer <strong>Metropolregion</strong> haben. Diese sind die Innovations-, Entscheidungs- und Gatewayfunktion<br />

(Blotevogel 2002).<br />

Metropolitane Funktionen Beispiele<br />

Entscheidungsfunktion Headquarter großer Unternehmen, Ministerien, Parlamente<br />

Innovationsfunktion Universitäten, Forschungseinrichtungen<br />

Gatewayfunktion Airports, Kongresscenter<br />

Je klarer der Handlungsbedarf ist, desto leichter werden sich Stakeholder von den Vorteilen<br />

gemeinsamen Handelns überzeugen lassen. Wir sehen Aktivitäten in folgenden Feldern als<br />

primär geeignet an, den Prozess einer <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> anzuschieben.<br />

• Wissen und Innovation<br />

• Marken und Identifikation<br />

• Urbanität und Freiräume<br />

• Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastrukturen<br />

Es sind relativ breit gefasste Themenbereiche, die durch erste Projekte sichtbar gemacht<br />

werden können. Es besteht kein Zwang, ein Feld komplett mit Projekten abzudecken, vielmehr<br />

kann über die Zeit der Ansatz „Less Is More“ situativ angereichert werden.<br />

Im Folgenden werden die von uns ausgewählten Themenfelder in ihrer Bedeutung für eine<br />

<strong>Metropolregion</strong> kurz vorgestellt. Hierauf folgend beschreiben wir die aktuelle Situation des<br />

Themenfeldes in Bezug auf die EMM mit Hinweisen zu vorhandenen wichtigen Institutionen und<br />

Projekten.<br />

Eine systematische Stärken-Schwächen-Analyse im dargestellten Raum, bezogen auf die<br />

Themenfelder mit Anspruch auf Vollständigkeit, kann mit dieser Expertise nicht erfolgen. Im<br />

Zuge der Ausarbeitung von Projekten sollte dieser Schritt jedoch geleistet werden.<br />

4.2.1 Wissen und Innovation<br />

Relevanz des Themenfeldes<br />

Neues Wissen bzw. Innovation entwickeln sich vor allem in <strong>Metropolregion</strong>en und tragen<br />

wesentlich zum Aufkommen des Begriffs bei. Zunehmende Bereiche unserer Wirtschaft<br />

basieren auf dem Rohstoff Wissen. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im<br />

Bereich der unternehmensbezogenen Informationsdienstleister beträgt in der EMM ca. 33%<br />

(Jähnke & Wolke 2005).<br />

Die Wissensökonomie setzt sich aus drei Standbeinen zusammen:<br />

• Wissensbasierte Dienstleistungen für Unternehmen (Unternehmensberatung,<br />

Wirtschaftsprüfung, Finanzdienstleistung, Versicherungen, Rechtsberatung,<br />

hochwertige Logistikbetriebe, Werbung und Design)<br />

64


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• High-Tech-Branchen (Pharmazeutische Industrie, EDV, Elektrotechnik,<br />

Nachrichtentechnik, Optik- und Medizintechnik, Luft- und Raumfahrtechnik)<br />

• Tertiäre Bildungseinrichtungen (Hochschulen)<br />

Die Standorte dieser Branchen sind stark vom gegenseitigen Informationsaustausch abhängig<br />

und konzentrieren sich in der Regel auf <strong>Metropolregion</strong>en, in denen die entsprechenden<br />

Unternehmen die für sie günstigen Standortbedingungen finden. Diese sind unter anderem ein<br />

gutes Angebot an hoch qualifizierten Arbeitskräften, die Nähe zu anderen wissensbasierten<br />

Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie eine gute internationale Erreichbarkeit.<br />

Durch den Austausch und Verkauf von Informationen wird neues Wissen erzeugt und<br />

Wertschöpfung generiert. Hierzu sind zum einen moderne Kommunikationstechnologien<br />

erforderlich. Diese stellen einen weiteren wichtigen Standortfaktor dar. Es hat sich aber auch<br />

gezeigt, dass trotz der technisch unproblematischen und kostengünstigen weltweiten<br />

Verbreitung von Information via Internet in einer Region gebundene soziale Lern- und<br />

Anwendernetzwerke Vorraussetzung für die Generierung neuer und umsetzungsfähiger Ideen<br />

bleiben (Kujath 2005:42). Diese Netzwerke bleiben räumlich gebunden, da sich Face-to-Face<br />

Kontakte und ein „Lernmilieu“ nicht vollständig ersetzen lassen. Die erklärt sich daraus, dass<br />

bestimmte Teile von Wissen auch bei bester Dokumentation personengebunden bleiben. Diese<br />

Art von Wissen wird im Englischen mit „tacit knowledge“ bezeichnet, übersetzt stilles oder<br />

implizites Wissen (Kujath 2005:40).<br />

Erfolgreiche Regionen – zu denen bislang auch <strong>München</strong> gehört – können sich allerdings nicht<br />

lange auf einem erreichten Vorsprung an vorhandenem Wissen samt davon abhängiger<br />

Infrastruktur ausruhen. Wissen veraltet zunehmend schneller und der globale Standort<br />

wettbewerb erfordert eine stete Suche nach neuen Möglichkeiten. Durch eine optimale<br />

Vernetzung von Wissen besteht die Chance sich einen Vorsprung zu sichern.<br />

Überblick Themenfeld Wissen und Innovation in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong> – Handlungsfelder<br />

Die EMM wird zu Recht von Marketingstrategen – siehe die Greater Munich Area (GMA ) – als<br />

„Region des Wissens“ bezeichnet. Es findet sich eine hohe Dichte an angesehenen<br />

Universitäten, etliche Fachhochschulen und weitere tertiäre Bildungseinrichtungen, die zum Teil<br />

auch von privater Seite getragen werden. Internationale Forschungseinrichtungen der Max-<br />

Planck-Gesellschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft haben hier ihren Sitz. Ferner sind<br />

<strong>München</strong> bzw. andere Städte in der <strong>Metropolregion</strong> Standorte etlicher Firmen und Konzerne mit<br />

globalen Netzwerken und eigenen Forschungsaktivitäten. Über in der gesamten Region<br />

vorhandene Technologietransferstellen und Technologie- und Gründerzentren erfolgt der<br />

Austausch zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen.<br />

In den Ausbildungseinrichtungen wird wertvolles „Humankapital“ erzeugt, das zum Teil über<br />

regionale Bindungen wie zum Beispiel Unternehmenskontakte während dem Studium in der<br />

Region verbleibt.<br />

In Teilen der EMM konzentrieren sich die Standorte bestimmter Unternehmensbranchen, dieses<br />

Phänomen wird gerne als Cluster bezeichnet. Bedeutend erscheinen uns hier vor allem<br />

Ballungen der Branchen:<br />

Branche Teilraum der <strong>Metropolregion</strong><br />

Informations- und Kommunikationstechnologie <strong>München</strong>, Augsburg, Rosenheim<br />

Mechatronik Augsburg, <strong>München</strong><br />

Biotechnologie <strong>München</strong>, Freising<br />

Umwelttechnologie Augsburg, <strong>München</strong><br />

65


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Luft- und Raumfahrt / Automotive <strong>München</strong>, Ingolstadt, Augsburg<br />

Logistik Ingolstadt, Augsburg<br />

Medizintechnik <strong>München</strong><br />

Medien <strong>München</strong> (Nordost)<br />

Nanotechnologien <strong>München</strong>, Augsburg<br />

Holz Rosenheim<br />

Es ist aus Gründen der Übersicht nicht möglich, in dieser Tabelle alle Innovationspotenziale der<br />

EMM aufzuführen und kleinräumig zu verorten. Es wird jedoch klar, dass alle Oberzentren in<br />

der <strong>Metropolregion</strong> eine Rolle im Themenfeld Wissen und Innovation spielen und diese<br />

Bedeutung auch in deren Einzugebereiche ausstrahlt. Die individuellen Wissensproduzenten<br />

sind alle in der Regel in meist großräumige Kooperationsnetze eingebunden, die man nur mit<br />

einer gesonderten Netzwerkanalyse nachweisen kann.<br />

Die genaue Definition sowie Art und Ausmaß der Wirkungen von Clustern wird zwar noch in der<br />

Wissenschaft diskutiert (u.a. Barjak 2004). Es ist jedoch davon auszugehen, dass Cluster durch<br />

ihre Bündelung von Wissen und die Zusammenarbeit ein wertvolles Potenzial in der<br />

wirtschaftlichen Weiterentwicklung für die Region darstellen.<br />

Es bestehen bereits Ansätze, das vorhandene Wissenspotenzial noch besser auf dem Maßstab<br />

der <strong>Metropolregion</strong> zu vernetzen. Ein Beispiel hierfür ist das 2005 gegründete<br />

Fachhochschulnetzwerk, in dem sieben Fachhochschulen in der so genannten Greater Munich<br />

Area (GMA), einem Raum, der in etwa den Umgriff der EMM abdeckt, zusammenarbeiten.<br />

Bestimmte Studienmodule stehen allen Studenten dieser Fachhochschulen offen und<br />

ermöglichen eine individuelle Profilierung. Ferner tauschen sich auch Unternehmen<br />

untereinander über Netzwerke aus, ein Beispiel hierfür ist der „Münchner UnternehmerKreis IT“,<br />

in dem sich bestimmte Unternehmer zum freien Gedankenaustausch treffen. Die Bedeutung der<br />

beruflichen Weiterbildung und die Verpflichtung zum lebenslangen Lernen werden gerade für<br />

die Bewohner der <strong>Metropolregion</strong>en zunehmen. Daher ist es wichtig, Informationen zu diesen<br />

Möglichkeiten und Ressourcen für Unternehmen und Bürger transparent und gebündelt<br />

darzustellen.<br />

Es muss generell darum gehen, günstige Bedingungen für die Entstehung unternehmerischer<br />

Wertschöpfung zu erhalten und den Transfer von Wissen zwischen Universitäten und der<br />

Wirtschaft sicherzustellen. Die Standortfaktoren für Unternehmen, die in den Branchen der<br />

Wissensökonomie tätig sind, müssen gefördert werden. Dies bedeutet unter anderem<br />

• weiter in die staatlichen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu investieren,<br />

• bestehende oder potenzielle Cluster zu stärken,<br />

• den zügigen Ausbau von Breitbandtechnik (DSL) in alle zentralen Orte der<br />

<strong>Metropolregion</strong> zu fördern um adäquaten Zugang zu Informationen sicherzustellen.<br />

Unternehmen und Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen der Wissensökonomie legen in der Regel<br />

auch Wert auf weiche Standortfaktoren wie dem Erhalt der Lebensqualität in der Region, unter<br />

anderem durch Freiraumsicherung und Ausbau/Erhalt sozialer und kultureller Infrastruktur.<br />

Wichtige mit dem Thema befasste Institutionen und Initiativen<br />

• Wirtschaftsraum Südbayern - Greater Munich Area (GMA) – betreibt<br />

Wirtschaftsförderung<br />

66


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Industrie- und Handelskammer (IHK) <strong>München</strong>-Oberbayern<br />

• Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie<br />

(StMWIVT)<br />

Bestehende Projekte und Konzepte in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Fachhochschulnetzwerk im Wirtschaftsraum Südbayern<br />

• Clusteroffensive Bayern des StMWIVT<br />

4.2.2 Marken und Identifikation<br />

Relevanz des Themenfeldes<br />

Regionen stehen, forciert unter anderem durch die Liberalisierung der Märkte und niedrige<br />

Transportkosten, verschärft im europäischen und globalen Wettbewerb um Personen, Kapital<br />

und Unternehmensansiedlungen. Für eine <strong>Metropolregion</strong> ist es daher von zentraler<br />

Bedeutung, bestehende Standortqualitäten nach innen und außen erkennbar zu machen und zu<br />

vermitteln. Durch Marketingmaßnahmen lassen sich bestehende Potenziale im Bewusstsein der<br />

Akteure in der <strong>Metropolregion</strong> verankern. Damit kann Identifikation gefördert und das Image der<br />

Region nach außen gestärkt werden.<br />

Durch ein gemeinsames Marketing mehrerer Produkte und Themenfelder unter einem Dach wie<br />

der <strong>Metropolregion</strong> entsteht ein erheblicher Mehrwert (siehe auch Kapitel 4.1). Interessierte an<br />

einem Thema werden so auch auf Qualitäten der <strong>Metropolregion</strong> in anderen Bereichen<br />

aufmerksam.<br />

Andere <strong>Metropolregion</strong>en schlafen nicht. Die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg hat es trotz einer<br />

schlanken Struktur geschafft, zum Beispiel über eine Sonderbeilage in der Süddeutschen<br />

Zeitung, überregional Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es genügt nicht gut zu sein, man<br />

muss auch darüber sprechen. Es gibt verschiedene Plattformen wie Fachmessen, Netzwerke,<br />

Arbeitskreise etc., in denen <strong>Metropolregion</strong>en präsent sind und sich austauschen können.<br />

Diejenigen Regionen, denen es gelingt, sich über ein gutes Marketing ihrer Potenziale und<br />

gegebenenfalls ihres Profils ein gutes Image aufzubauen, werden mittelfristig bei der<br />

Standortwahl von Unternehmen die Gewinner sein. Nur so lassen sich im Zeitalter der<br />

Globalisierung und stetigem wirtschaftlichem Wandel Arbeitsplätze erhalten.<br />

Angesichts des in Deutschland absehbaren demografischen Wandels hängt der Erfolg von<br />

<strong>Metropolregion</strong>en langfristig auch davon ab, laufend qualifizierte Zuwanderer für sich gewinnen<br />

zu können. Solche Personen berücksichtigen bei ihren Entscheidungen neben finanziellen<br />

Chancen ein gegenüber Ausländern offenes und tolerantes Milieu. Man sollte diesem<br />

Personenkreis Möglichkeiten zur Integration und Identifikation anbieten.<br />

Überblick: Themenfeld Marken und Identifikation in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong> – Handlungsfelder<br />

Die EMM hat viele interessante Vorteile wie qualifizierte Arbeitsplätze, Standorte vieler wichtiger<br />

Unternehmen, ein gutes Bildungsangebot, eine gut ausgebaute Infrastruktur, touristische<br />

Attraktionen wie das Oktoberfest, Voralpenlandschaft etc. Bisher erfolgt die Vermarktung dieser<br />

Potenziale durch eine Vielzahl unterschiedlicher Institutionen, Verbände und<br />

Interessengruppen. Als wesentlichste Akteure sehen wir hierbei derzeit:<br />

• Wirtschaftsraum Südbayern - Greater Munich Area e.V (GMA)<br />

• Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie<br />

(StMWIVT)<br />

67


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Industrie- und Handelskammern (IHK) in der EMM<br />

• Tourismusverband Oberbayern<br />

• Tourismusamt <strong>München</strong><br />

Bei den verwendeten Marketingmethoden handelt es sich vor allem um Webportale, ein<br />

Standortinformationssystem (SISBY) aller IHK in Bayern, Broschüren und Messeauftritte.<br />

Die bisherigen Angebote der genannten Akteure sind vom Inhalt grundsätzlich geeignet, als<br />

Baustein einer Darstellung der EMM zu dienen. Eine Professionalisierung der Internetseiten der<br />

GMA ist zu empfehlen, außerdem sind die verschiedenen Auftritte zu koordinieren und das<br />

Marketing unter einem zentralen Dach, einem Webauftritt der EMM, branchenübergreifend<br />

zusammenzuführen. Als ein Beispiel ist zu nennen: Die bestehenden Seiten des<br />

Tourismusverbands Oberbayern sowie des Tourismusamts <strong>München</strong> sollten über das Portal der<br />

<strong>Metropolregion</strong> erreichbar und darauf abgestimmt sein. Hierdurch werden gegenseitig positive<br />

Effekte erzielt.<br />

Man könnte versuchen, „Leuchttürme“ oder „Landmarks“ in der Region wie zum Beispiel das<br />

neue Fußballstadion in Fröttmaning zu identifizieren und in den Marketingprozess zu integrieren<br />

Da persönliche Kontakte beim Aufbau von Beziehungen entscheidend bleiben, ist auch eine<br />

Präsenz und Präsentation der Marke EMM auf einschlägigen Veranstaltungen wie Messen etc.<br />

wichtig. Wichtige Entscheidungen, die auch die lokalen Politiken betreffen, werden mittlerweile<br />

auf EU-Ebene getroffen. Auch wenn <strong>Metropolregion</strong>en in absehbarer Zeit vermutlich nicht direkt<br />

gefördert werden, sichert eine wie auch immer gestaltete Präsenz bzw. ein Kontakt in Brüssel<br />

unter Umständen einen entscheidenden Informationsvorsprung.<br />

Es ist zu überlegen, wie man sich in der <strong>Metropolregion</strong> erwünschten und integrationswilligen<br />

Ausländern gegenüber präsentiert. Hierzu ein Beispiel: Ein durch die Kommunen angebotener<br />

in englischer und weiteren Sprachen verfasster Führer durch die Bürokratie des deutschen<br />

Ausländerrechts könnte eine Haltung „Sie sind willkommen“ symbolisieren.<br />

Wichtige mit dem Thema befasste Institutionen und Initiativen<br />

• Wirtschaftsraum Südbayern - Greater Munich Area e.V (GMA)<br />

• Bay. Staatsminist. für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (StMWIVT)<br />

• Die Industrie- und Handelskammern (IHK) in der EMM<br />

• Tourismusverband Oberbayern<br />

• Tourismusamt <strong>München</strong><br />

Bestehende Projekte und Konzepte in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Wirtschaftsförderung der GMA<br />

• Invest in Bavaria (Standortförderung), (StMWIVT)<br />

• Standortinformationssystem SISBY (alle IHK in der <strong>Metropolregion</strong>)<br />

4.2.3 Urbanität und Freiräume<br />

Relevanz des Themenfeldes<br />

Urbane Räume und Freiräume stehen untereinander in Beziehung und erfüllen in einer<br />

<strong>Metropolregion</strong> jeweils wichtige Funktionen. Die hohe Dichte und Mischung von verschiedenen<br />

Nutzungen in Kernstadtgebieten haben eine eigene Qualität und sind Standortfaktoren für<br />

Unternehmen. Metropolitane Funktionen werden unter anderem durch die Dichte an<br />

68


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Wissensangebot bzw. Arbeitsplätze abgebildet. Gut erreichbare Freiräume und eine intakte<br />

Landschaft in der Umgebung von dichten Zentren sind ein wichtiger Standortfaktor, da hoch<br />

qualifizierte Arbeitskräfte mobil sind und in der Regel einen gewissen Anspruch an die<br />

Erholungsmöglichkeiten in ihrer Umgebung haben. Für die Tourismuswirtschaft gelten ähnliche<br />

Argumente: Die urbanen Qualitäten <strong>München</strong>s und weiterer Städte der <strong>Metropolregion</strong> können<br />

zusammen mit der sehens- und lebenswerten Umgebung den Entscheid als Urlaubsziel bei<br />

einem Erholungssuchenden herbeirufen.<br />

Siedlungsstruktur und Verkehr bedingen sich einander. Disperse Siedlungsstrukturen in der<br />

Region führen zu einem hohen Modal-Split in Richtung motorisierten Individualverkehr (MIV).<br />

Die in die Kernräume einfahrenden Kraftfahrzeuge führen dann entlang der Einfahrkorridore<br />

unter anderem zu erheblichen Feinstaubbelastungen. Diese beeinträchtigen nicht nur das<br />

Wohlbefinden, sondern auch direkt die Gesundheit der Bürger. Der EU-Rahmen erfordert<br />

mittlerweile zwingend Maßnahmen, um diese Belastungen wieder zu reduzieren.<br />

Die Pflege von Urbanität in den Städten und parallel dazu der Schutz von Freiraum in der<br />

Region sind unerlässlich, um Standortvorteile und Aufenthaltsqualität in der <strong>Metropolregion</strong> zu<br />

halten. Das Thema Erhalt von Freiraum ist allerdings sehr konfliktträchtig, da sich viele<br />

Kommunen durch die Ausweisung von Siedlungsflächen auch eine verbesserte Finanzsituation<br />

versprechen.<br />

Überblick Themenfeld Urbanität und Freiraum in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong> – Handlungsfelder<br />

Die EMM besteht aus verschiedenen Raumtypen wie z. B. sehr dicht bebauten urbanen<br />

Bereichen in der Kernstadt, monofunktional auf Wohnen ausgerichtete Viertel am Stadtrand<br />

bzw. in den Umlandgemeinden sowie Freiräumen. Die Freiräume werden überwiegend<br />

agrarisch oder forstwirtschaftlich genutzt und dienen oft gleichzeitig als Erholungsraum. Diese<br />

Raumtypen weisen aus der Sicht von Individuen jeweils Vor- und Nachteile auf. Schlafstädte<br />

sind nicht jedermanns Sache, für andere ist das Einfamilienhaus im Grünen fester Bestandteil<br />

seines Lebensglücks. Manche Bewohner der <strong>Metropolregion</strong> nutzen Erholungsflächen im<br />

Umland von <strong>München</strong> in großem Ausmaß, andere interessieren sich mehr für das kulturelle<br />

Angebot der Kernstadt.<br />

Generell hat die bayerische Voralpenlandschaft international anerkannte Qualitäten und stellt<br />

ein wertvolles Potenzial dar. Die urbane Vielfalt und Kultur der in der Region vorhandenen<br />

gewachsenen Innenstädte sollten in jedem Fall weitergepflegt werden. Das sich in Bearbeitung<br />

befindliche regionale Einzelhandelskonzept sowie das Modellvorhaben „Leben findet Innen<br />

statt!“ sind hierzu ein Schritt in die richtige Richtung. „Leben findet Innen statt“ wird nach dem<br />

Public-Private-Partnership-Prinzip (PPP) mit dem Bayerisches Staatsministerium des Inneren –<br />

(StMI) als Hauptträger durchgeführt.<br />

Tendenziell steht der Freiraum in <strong>Metropolregion</strong>en laufend unter Druck. Die Attraktivität des<br />

Raums führt zu Bevölkerungswachstum - hauptsächlich durch Zuwanderung - und der<br />

Wohlstand ermöglicht die Realisierung von Wohnflächenzuwachs. Als wirtschaftlich attraktive<br />

Region kommt es zu gewünschten Neuansiedelungen von Unternehmen, wobei in vielen Fällen<br />

neue Standorte auf der grünen Wiese ausgewählt werden und theoretisch vorhandene<br />

Umnutzungspotenziale nicht ausgeschöpft werden. All diese Punkte führten zu einem<br />

erheblichen, nicht nachhaltigen Siedlungsflächenwachstum. Im Zeitraum 1988 bis 2004 wuchs<br />

die Siedlungs- und Verkehrsfläche in der Planungsregion <strong>München</strong> um 24 %. Ferner leidet der<br />

Freiraum durch Zerschneidungseffekte linearer Infrastruktur (Straßen, Bahnlinien).<br />

In der Zukunft muss es ein Anliegen sein, Umnutzungspotenziale verstärkt zu nutzen und die zu<br />

erwartende weitere Siedlungsentwicklung auf bestimmte Räume zu lenken, wie in das Gebiet<br />

zwischen <strong>München</strong> und dem Flughafen im Erdinger Moos (Flughafenachse) beziehungsweise<br />

gut mit dem ÖPNV erschlossenen Gebiete. Hierdurch könnten im Gegenzug dann bestimmte<br />

Räume vor weiterer Bebauung ausgenommen und Freiraumqualitäten gesichert werden.<br />

Ähnliche Ziele formuliert der Regionalplan der Planungsregion <strong>München</strong>. Dieses formale<br />

69


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Instrument hat sich allerdings in der Vergangenheit als allein nicht tauglich erwiesen, um den<br />

unerwünschten „Urban Sprawl“ zu stoppen oder ausreichend zu begrenzen.<br />

Bei der Neuinanspruchnahme von Flächen muss der Blick auch auf die dadurch induzierten und<br />

in Zukunft zu tragenden Folgelasten durch den gleichzeitig nötigen Bau und Unterhalt von<br />

Infrastruktur gelegt werden. Möglichkeiten zur Umlegung der Kosten auf die Verursacher von<br />

ineffizienten Siedlungsstrukturen sollten erwogen werden. Generell ist die Innenentwicklung zu<br />

fördern und die bestehenden Siedlungsränder sollten nur in stringent zu begründeten<br />

Ausnahmefällen überschritten werden.<br />

In der Wissenschaft wird das Phänomen der unregelmäßigen Verstädterung des Umlandes von<br />

Großstädten mit „Zwischenstadt“ (Sieverts 1997) bezeichnet. Hiermit kommt zum Ausdruck,<br />

dass in diesen Bereichen weder klar urbane Strukturen noch klar ländliche Strukturen<br />

vorherrschen, sondern vielmehr ein neuer Raumtyp entstanden ist. Es ist zu fragen, ob hier<br />

eigene Qualitäten zu erkennen sind und wie diese entwickelt werden können. Ein großer Teil<br />

der Bevölkerung in Umlandgemeinden bzw. in Mittelzentren der Region sind Abwanderer aus<br />

der Kernstadt mit einem von der Kultur gesehen eher städtischen Hintergrund. Entsprechende<br />

Angebote wie Theater, Kinderbetreuungseinrichtungen etc. sollten daher auch ihren Platz in<br />

den Zentren der Zwischenstadt haben.<br />

Wichtige mit dem Thema befasste Institutionen und Initiativen<br />

• Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz<br />

(StMUGV)<br />

• Regionaler Planungsverband <strong>München</strong><br />

• Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum <strong>München</strong><br />

• Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den Landkreisen um<br />

<strong>München</strong> e.V.<br />

• Heideflächenverein e.V.<br />

• Isartalverein e.V.<br />

• Verein Dachauer Moos e.V.<br />

• Bund Naturschutz Bayern e.V.<br />

• Münchner Forum e.V.<br />

Bestehende Projekte und Konzepte in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Siedlungs- und Freiraumkonzept des Regionalen Planungsverbands <strong>München</strong><br />

• BUGA in der Region – Leitprojekt 170 km langer Radl-Ring um <strong>München</strong> herum, damit<br />

verbunden ca. 40 weitere Projekte – Zweiter Radl-Ring ist in Planung<br />

• Public-Private-Partnership-Modellvorhaben (PPP) „Leben findet Innen statt!“<br />

(Hauptträger: Bayerisches Staatsministerium des Inneren - StMI)<br />

4.2.4 Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastruktur<br />

Relevanz des Themenfeldes<br />

Einen zentralen Standortfaktor für <strong>Metropolregion</strong>en stellt die Qualität der vorhandenen<br />

Infrastruktur dar. Hierfür interessieren sich sowohl Unternehmen im Sinne eines<br />

Wettbewerbsfaktors als auch die Bürger im Sinne von Lebensqualität. Es kann zwischen<br />

70


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• technischer Infrastruktur (Verkehrstrassen, ÖPNV-Qualität, Informations- und<br />

Kommunikationsnetze, Energieversorgung etc.) und<br />

• sozialer Infrastruktur (Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, kulturelle Angebote etc.)<br />

unterschieden werden.<br />

Die Erreichbarkeit kann sowohl aus innerregionaler wie auch aus internationaler Perspektive<br />

betrachtet werden.<br />

Aktuelle Forschungen (u.a. Hall; Pain 2006) heben hervor, dass die Einbindung von<br />

<strong>Metropolregion</strong>en in internationale Netze einen wesentlichen Standort- und Entwicklungsfaktor<br />

darstellt. Diese Einbindung erfolgt über physische Gateway-Infrastruktur wie Airports,<br />

Hochgeschwindigkeitszüge und Hauptbahnhöfen mit Umsteigebeziehungen in andere<br />

<strong>Metropolregion</strong>en sowie über Anschluss an leistungsfähige Telekommunikations-<br />

Breitbandnetze.<br />

Verkehrsinfrastrukturen erzielen ihre höchste Nützlichkeit, wenn ihr wesensgerechtes<br />

Zusammenspiel durch optimale Umsteigeplattformen ermöglicht wird. An diesen Knoten sollte<br />

höchste Aufenthaltsqualität bestehen um die multimodale Transportkette attraktiv zu halten.<br />

Übersicht Themenfeld Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastrukturen in der<br />

<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> - Handlungsbedarf<br />

Generell kann die vorhandene technische Infrastruktur in der EMM als gut bezeichnet werden.<br />

Es gibt einen im MVV-Gebiet gut ausgebauten ÖPNV, ein dichtes, gut ausgebautes<br />

Straßennetz und einen Airport, der die <strong>Metropolregion</strong> mit anderen globalen Destinationen<br />

verbindet. Die soziale Infrastruktur zeichnet sich aus durch eine diversifizierte Schullandschaft,<br />

Einrichtungen der Berufsbildung, spezialisierte Krankenhäuser und vieles mehr.<br />

Es bestehen allerdings auch einige Defizite wie die unzureichende Anbindung des Flughafens<br />

im öffentlichen Personenverkehr – fehlender Hochgeschwindigkeitsanschluss und zu lange S-<br />

Bahn-Fahrzeiten – sowie fehlende Tangentialverbindungen des ÖPNV im Umland. Einige S-<br />

Bahn-Strecken sind im Berufsverkehr überlastet. Eine zweite S-Bahn-Stammstrecke ist geplant,<br />

mit dieser können in den Außenbezirken höhere Taktdichten angeboten werden. Die EMM<br />

muss danach trachten, die europaweite Verbindungsqualität weiter zu erhöhen und die Chance<br />

der auszubauenden Magistrale Paris-Bratislava/Budapest der Transeuropäischen Netze (TEN)<br />

zu nutzen.<br />

Durch die fortlaufende Ausweisung von Siedlungsflächen auch an nicht gut durch den ÖPNV<br />

erschlossenen Standorten entsteht fast zwangsweise mehr Autoverkehr in der EMM. Die<br />

Kosten für die Aufrechterhaltung der individuellen Mobilität werden in Zukunft aufgrund<br />

wahrscheinlich drastisch höherer Energiepreise und einem teuer zu unterhaltendem<br />

Straßennetz steigen.<br />

Das Netz von Kinderbetreuungseinrichtungen für Kleinkinder unter 3 Jahren weist besonders in<br />

den peripheren Bereichen der EMM, aber auch in den Oberzentren ein erhebliches Defizit an<br />

Kapazität aus. Eine kommunale Grenzen überschreitende Zusammenarbeit könnte dabei<br />

helfen.<br />

Es geht in der EMM darum, vorhandene Potenziale möglichst optimal durch einen behutsamen<br />

Ausbau von Infrastruktur oder durch überregionale Kooperationen weiter zu entwickeln.<br />

Beispiele hierfür wären die Abstimmung zwischen weiterführenden Schulen und Hochschulen<br />

bzw. die Koordination von überregionalen Kultureinrichtungen. Ferner ist es wichtig, die inter-<br />

und intraregionale Erreichbarkeit im ÖPNV zu stärken und Standortentscheidungen danach<br />

auszurichten. Wegen der zunehmenden Spezialisierung von Arbeitsprozessen ist in der Zukunft<br />

auch ein zunehmender Bedarf an speziell dafür ausgebildeten Arbeitskräften zu erwarten.<br />

Derartige Bildungsangebote brauchen einen großen Einzugsbereich um effizient arbeiten zu<br />

können. Daher ist eine Tendenz zur Rekonzentration von Bildungseinrichtungen zu erwarten.<br />

Viele Bildungsstandorte werden aufgrund knapper werdender öffentlicher Haushalte vermutlich<br />

nicht mehr in der Lage sein, an jedem Standort eine breite Fächerpalette wie bisher anbieten zu<br />

71


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

können, sondern sind gezwungen, sich in ihren starken Fächern zu spezialisieren. Umso<br />

wichtiger ist es, dass diese Bildungseinrichtungen gut erreichbar sind, am besten mit dem<br />

öffentlichen Verkehr.<br />

Für Verbesserungen im Bereich innerregionaler Verkehr sollte auf die Erfahrungen der Innzell-<br />

Initiative zurückgegriffen werden. Dieses Forum wurde von der Landeshauptstadt <strong>München</strong> und<br />

der BMW AG angestoßen und bindet fast alle vom Thema Verkehr betroffenen Akteure ein.<br />

Bisher konnten bereits einige Verbesserungen und Maßnahmen im Bereich des<br />

Mobilitätsmanagements realisiert werden.<br />

Wichtige mit dem Thema befasste Institutionen bzw. Initiativen<br />

• Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Technologie, Infrastruktur und Verkehr<br />

(StMWIVT)<br />

• Regionaler Planungsverband der Region <strong>München</strong><br />

• Inzell-Initiative (Freiwilliger Arbeitskreis zum Thema Verkehr)<br />

Bestehende Projekte Konzepte in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Kapitel Verkehr des Regionalplans <strong>München</strong><br />

• Geplante Einführung eines Express S-Bahn-Systems, Bau zweite Stammstrecke der S-<br />

Bahn<br />

• MOBINET (2001 bis 2004), ARRIVE: Projekte zum Mobilitätsmanagement<br />

• Masterplan Gesundheitswirtschaft<br />

• Initiative „Magistrale“ für Europa – Konzept der Transeuropäischen Netze<br />

4.2.5 Übersicht der Themenfelder und Projekte in den vier <strong>Metropolregion</strong>en<br />

In diesem Kapitel ist die inhaltliche Arbeit in den vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en,<br />

differenziert nach Themen und Projekten zusammengestellt. Die vier vorgeschlagenen<br />

Kapitalien beziehungsweise Themenfelder für die EMM bilden dabei das tabellarische Gerüst.<br />

Auch wenn für die EMM eine spezifische Strategie erforderlich ist, bieten die dort gepflegten<br />

Ansätze doch eine Orientierung über verschiedene Handlungsmöglichkeiten.<br />

Legende: fett: Themen, normal: Projekte<br />

Wissen und Innovation Marken und Identifikation<br />

Hamburg Internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit,<br />

Internationalisierungsstrategie:<br />

Wachstumsinitiative Süderelbe;<br />

Wachstumsinitiative Norderelbe<br />

Rhein-Neckar Wirtschaft und Wissenschaft:<br />

Standortkommunikationssystem für<br />

Gewerbeimmobilien; Regionale<br />

Initiativen zu den Themen Medizin,<br />

Bio, Umwelt; Mittelstandstage;<br />

Vernetzung von Studiengängen<br />

72<br />

Internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit,<br />

Internationalisierungsstrategie:<br />

Gemeinsames Marketing der<br />

<strong>Metropolregion</strong>; Internetauftritt mit<br />

Schwerpunkt Wirtschaft und<br />

Tourismus


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Stuttgart Wirtschaftsförderung: Bioregio<br />

(Förderung der Biotechnologie,<br />

PUSH-Ansiedlungsförderung, viele<br />

weitere)<br />

Clusterinitiative Raumfahrt<br />

Anwenderallianz Brennstoffzelle<br />

Nürnberg Wirtschaftsförderung:<br />

Existenzgründerpool, Kontaktstelle<br />

Wissenstransfer<br />

Hamburg<br />

Medizin, Pharma und Gesundheit:<br />

Label „Medical Valley“?<br />

Kultur: Kommen und Gehen<br />

(Internationalität in der Region<br />

Stuttgart)<br />

EMR: Äußere Integration (Vertretung<br />

in Brüssel, Aufbau von europäischen<br />

Fachnetzwerken, Akquise von EU-<br />

Förderprojekten, Positionierung im<br />

globalen Standortwettbewerb),<br />

Mitglied und Sprecher bei METREX,<br />

deutsche Vertretung der<br />

<strong>Metropolregion</strong>en, Europa-Büro in<br />

Brüssel<br />

Wirtschaftsförderung:<br />

Marketingverein MR Nürnberg e.V.,<br />

I-Comnet (Marketinginitiative)<br />

Urbanität und Freiräume Zugänglichkeit und Erreichbarkeit<br />

von Infrastrukturen<br />

Tourismus: Elbradwanderweg,<br />

Maritime Landschaft Unterelbe,<br />

Metropolcard<br />

Rhein-Neckar Lebensqualität: Landschaftspark<br />

Lebensqualität: Kulturmagazin,<br />

Sport- und Kulturveranstaltungen<br />

Stuttgart Landschaftsplanung:<br />

Landschaftspark Neckar<br />

Nürnberg Tourismus: Konferenz zur Rolle des<br />

ländlichen Raums in Nürnberg<br />

73<br />

Demographischer Wandel,<br />

Daseinsvorsorge: Gemeinsame<br />

Verwaltungsmodernisierung,<br />

Leitprojekt E-Government<br />

Raumentwicklung, Raumstruktur,<br />

Flächenmanagement: Erweiterung<br />

des HVV<br />

Infrastruktur und Verwaltung: Start<br />

und Ausbau der S-Bahn,<br />

Verwaltungsreform, Bemühen um ICE<br />

Neubaustrecke Rhein/Main<br />

Rhein/Neckar<br />

Verkehr: u.a. Betrieb der S-Bahn,<br />

Planung von tangentialen<br />

Erweiterungen, Stuttgart 21<br />

EMR: Regionales<br />

Verkehrsmanagement<br />

EMR: Ausbau der Gateway-<br />

Infrastruktur: TEN-Magistrale Stuttgart<br />

21, Flughafen Stuttgart, Messe<br />

Verkehr: TEN-Tagung: Einbindung<br />

der MR Nürnberg in die TEN-V-<br />

Achsen-Nr. 1, 8, 22<br />

Zusammenarbeit mit der<br />

Verkehrsgemeinschaft Nürnberg<br />

(VGN)


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

4.3 Impulsprojekte: Bausteine zur Umsetzung<br />

Konkreten Impulsprojekten kommt für das Gelingen der Zusammenarbeit eine entscheidende<br />

Bedeutung zu. Die <strong>Metropolregion</strong> ist für die Akteure und für die breite Öffentlichkeit zunächst<br />

komplex und wenig anschaulich. Die Besetzung bestimmter Themenfelder droht häufig eine<br />

reine Absichtserklärung zu bleiben, so zeigt es sich zum Teil in den untersuchten<br />

Referenzräumen. Erst über Projekte wird der Nutzen der Kooperation deutlich und spürbar für<br />

alle Beteiligten. Die Projekte sind die Produkte, über die sich die Zusammenarbeit einer breiten<br />

Öffentlichkeit vermitteln und verkaufen lässt. Auch für das Bild der Region können einzelne,<br />

besonders anschauliche Projekte wichtige Bausteine liefern und so zur Motivation der<br />

Stakeholder und Akteure beitragen.<br />

Es ist besonders in der Initialphase darauf zu achten, dass man sich realistische Ziele setzt, die<br />

dann auch erfolgreich erreicht werden bzw. der <strong>Metropolregion</strong> Schwung geben können. Ob<br />

Projekte scheitern oder erfolgreich sind, hängt von vielen Akteuren, wie der Motivation der<br />

Beteiligten, den Finanzen, dem Projektmanagement etc. ab. Auch in der Region <strong>München</strong> gab<br />

es in den letzten zehn Jahren Anläufe und Projektideen, wie zum Beispiel die Vergrößerung des<br />

MVV-Tarifgebietes, die aus regionaler Sicht sinnvoll waren. Trotzdem konnten Sie nicht<br />

umgesetzt werden. Es ist im Rahmen dieser Expertise leider nicht möglich, alle relevanten<br />

Vorgeschichten und Rahmenbedingungen, die für eine zügige reale Umsetzung entscheidend<br />

sein können, zu analysieren. Dieser Schritt wäre nötig, um detaillierte seriöse Empfehlungen für<br />

erste Schritte geben zu können.<br />

Aus fachlicher Sicht wird eine Auswahl von fünf Impulsprojekten präsentiert, die uns geeignet<br />

erscheint, den Prozess der Bildung der <strong>Metropolregion</strong> zu festigen. Es sind Projekte, die<br />

zumindest in einer ähnlichen Form auch in anderen <strong>Metropolregion</strong>en erfolgreich gestartet<br />

werden konnten. Der Umsetzungsaufwand, die Umsetzungschancen aber auch der Nutzen<br />

dieser Projekte sind unterschiedlich. Für das weitere Vorgehen und eine Auswahl als konkret zu<br />

realisierendes Impulsprojekt ist zunächst eine vertiefte Machbarkeitsanalyse gegebenenfalls<br />

unter Berücksichtigung der bisherigen Widerstände erforderlich. Diese Schritte könnten am<br />

besten durch die zu gründenden Arbeitskreise und die Lenkungsgruppe geleistet werden. Es<br />

besteht, wie gesagt, keine Verpflichtung mit allen fünf Projekten gleichzeitig zu starten. Ferner<br />

werden noch einige weitere Projektideen aufgeführt.<br />

Die Finanzierung und die Trägerschaft von Projekten sind von Anbeginn mitzudenken. Über<br />

Projekte können wichtige Stakeholder und Akteure in die Zusammenarbeit gezielt eingebunden<br />

werden. Das Modell der Themenpatenschaften, wie es in der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar<br />

entwickelt wurde, setzt dabei auf das Engagement und die Identifikation mit einzelnen<br />

Persönlichkeiten der Region. Themen und Projekte werden personalisiert, um ihnen, auch wenn<br />

sie noch am Anfang stehen, ein Gesicht zu geben. Über diese Themenpaten können ergänzend<br />

zu bestehenden finanziellen Mitteln gegebenenfalls auch neue Geldtöpfe und Sponsoren<br />

erschlossen werden.<br />

Impulsprojekt 1: Informationsplattform berufliche Weiterbildung (Themenfeld Wissen und<br />

Innovation)<br />

In einer Wissensgesellschaft ist eine kontinuierliche Weiterbildung für das Bestehen am<br />

Arbeitsmarkt aus der Sicht von Individuen eine wichtige Strategie. Für moderne Unternehmen,<br />

die in wissensbasierten Feldern agieren, ist ein Angebot an qualifizierten Mitarbeitern und<br />

Mitarbeiterinnen essentiell. Dies schließt natürlich auch die Weiterbildung von eigenen<br />

Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ein. In <strong>München</strong> besteht ein großes Angebot an<br />

Weiterbildungsangeboten, von Aufbaustudiengängen staatlicher Hochschulen über<br />

berufsbegleitende Ausbildungsmodule privater Akademien zu Sprachkursen unterschiedlicher<br />

Professionalität. Dieses Angebot ist bei einer interdisziplinären Betrachtungsweise derzeit kaum<br />

zu überschauen. Schwierig ist es auch, den Wert eines etwa vergebenen Zertifikats bzw. die<br />

Kosten einer Ausbildung zu bewerten.<br />

74


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Wir sehen in einer Bündelung bzw. Zusammenstellung von derartigen Angeboten einen<br />

erheblichen Mehrwert und Beitrag zur „Region des Wissens“.<br />

Projekttitel Informationsplattform Berufliche Weiterbildung<br />

Ziel des Projektes Bündelung aller Informationen zu beruflichen Weiterbildungsangeboten<br />

in der EMM im Internet auf einer Unterseite des offiziellen Internetportals<br />

der EMM<br />

Projektbeschreibung • Aufstellung einer Arbeitsgruppe mit den Beteiligten<br />

Mögliche<br />

Träger/Beteiligte<br />

• Systematische Analyse von Fachrichtungen nach bestehenden<br />

Bildungsangeboten mit Präsenzcharakter in EMM<br />

• Entwicklung einer Struktur der Plattform<br />

• Gewinnung der Träger von Bildungsangeboten<br />

• Erarbeitung ergänzender Angebote (zum Beispiel Leitfaden<br />

Weiterbildung in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur)<br />

– Industrie und Handelskammern<br />

– Handwerkskammern<br />

– Arbeitsagenturen<br />

– Volkshochschulen<br />

– Private Akademien<br />

– Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />

– Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />

und Frauen<br />

– Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

– Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

– <strong>Europäische</strong> Union / Gemeinschaftsinitiative Equal<br />

Finanzierung Beteiligte – mittelfristig Finanzierung durch die Bildungsanbieter möglich<br />

Weitere Projektideen (Themenfeld Wissen und Innovation)<br />

• Ergänzen des Fachhochschulnetzwerks durch Einbezug von privaten Hochschulen,<br />

Berufsakademien, Universitäten (bzw. einzelner Fakultäten)<br />

• Ansiedlungsförderung von F&E-intensiven Firmen: Einrichtung einer für das Gebiet der<br />

gesamten EMM zuständigen Kontaktstelle mit Beratung und<br />

Standortinformationssystem<br />

Impulsprojekt 2: Öffentlichkeitsarbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

(Themenfeld Marken und Identifikation)<br />

Das Internet ist zu einem der zentralen Informationsmedien für die meisten Menschen und<br />

Unternehmen geworden. Eine professionelle Präsenz, die alle hier bearbeiteten metropolitanen<br />

Themen unter einem zentralen Dach abdecken sollte, ist daher zwingend notwendig. Der<br />

aktuelle Auftritt der Greater Munich Area (GMA) und die damit gesammelten Erfahrungen<br />

stellen eine hochwertige Basis dar, reichen jedoch nicht aus. Die neu zu schaffende<br />

Internetseite schafft einen erheblichen Mehrwert durch das Zusammenführen und<br />

Bekanntmachen unterschiedlicher Themen unter dem Label <strong>Metropolregion</strong>. Die neue<br />

Internetseite bündelt die Unterthemen und verschafft ihnen erhöhte Aufmerksamkeit.<br />

75


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Mit dem Internet allein sind nicht alle möglichen und nötigen Marketingkanäle ausgeschöpft.<br />

Eine Profilierung der Region erfolgt auch über den Auftritt auf Messen, Kongressen<br />

Ausstellungen etc. Der dort mögliche Kontakt zu Menschen ermöglicht je nach<br />

Veranstaltungsart und Örtlichkeit direkte Kontakte zu Bürgern, Entscheidungsträgern und<br />

Investoren; ferner unter Umständen den Vergleich mit konkurrierenden Regionen.<br />

Projekttitel Öffentlichkeitsarbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Ziele des Projektes • Aufbau und Etablieren einer zentralen Informationsplattform der<br />

<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) im Internet<br />

• Präsentation der <strong>Metropolregion</strong>, ihrer Funktionen und des Maßstabs<br />

auf Messen und Ausstellungen mit unterschiedlichem Zielpublikum<br />

Projektbeschreibung • Identifizieren der Themen, mit denen die Stärken der <strong>Metropolregion</strong><br />

nach außen getragen werden können. Diese Koordinationsarbeit ist<br />

wertvoll für den Prozess der Selbstfindung<br />

Träger/Beteiligte • Agentur<br />

• Erarbeitung einer zentralen Struktur der Internetseite, Regeln und<br />

ersten Inhalten (wie Selbstverständnis, Informationen zur Region, die<br />

ersten Impulsprojekte) durch die Beteiligten<br />

• Die Internetseite sollte zumindest die zentralen und für internationale<br />

Unternehmen wichtigen Inhalte von Anfang an auch in englischer<br />

Sprache anbieten.<br />

• Erster Auftritt der EMM auf einer Ausstellung zum Stadtjubiläum<br />

<strong>München</strong> 2008 (850-Jahr Feier), später weitere Auftritte auf Messen<br />

und Ausstellungen<br />

• Erarbeiten eines Slogans<br />

• Agentur und Lenkungskreis koordinieren<br />

• Arbeitskreise und Lenkungskreis der EMM<br />

• Professionelle Werbeagentur für Ausführung und Beratung<br />

• Unternehmen, die der EMM <strong>München</strong> Gesicht geben<br />

Finanzierung Anschubetat Agentur – teilweise Refinanzierung durch profitierende<br />

Akteure möglich – Sponsoren<br />

Weitere Projektidee (Themenfeld Marken und Identifikation)<br />

• Einrichten eines Präsenzkontaktes in Brüssel, um frühzeitig Informationen zur Politik<br />

der EU zu erhalten.<br />

Impulsprojekt 3: Regionalpark „Isar-Würm-Land“ (Themenfeld Urbanität und Freiräume)<br />

Regionalparks sind ein innovatives Instrument zur Entwicklung von Landschaft in Stadt- und<br />

<strong>Metropolregion</strong>en. Es hat sich gezeigt, dass der Erhalt von zusammen hängendem Freiraum<br />

über planerische Festsetzungen im Regionalplan allein – regionale Grünzüge, Trenngrün,<br />

landschaftliches Vorbehaltsgebiet etc. – nicht ausreichend gelingt. Mit dem strategischen<br />

Planungsinstrument Regionalpark kann über eine gezielte Aufwertung und Vernetzung<br />

bestimmter Landschaftsbestandteile, Freiräume, Wege, vorhandener Bauwerke etc. bei der<br />

76


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Bevölkerung ein Interesse an der Nutzung als Erholungsraum geweckt und intensiviert werden.<br />

Hierzu sind im Unterschied zur Errichtung und Pflege kommunaler Erholungsflächen in der<br />

Regel wesentlich weniger Finanzmittel erforderlich. Erste Referenzprojekte in Deutschland zum<br />

Beispiel in den <strong>Metropolregion</strong>en Berlin, Rhein-Main und Stuttgart laufen an bzw. sind<br />

fortgeschritten.<br />

Durch einen Regionalpark entsteht informeller Schutz von Freiraum sowie eine erhöhte<br />

Erholungsqualität in der Region.<br />

Projekttitel Regionalpark „Isar-Würm-Land“<br />

Ziele des Projektes • Schaffung eines Regionalparks in der EMM<br />

• Schaffung von aus der Region erreichbarem Naherholungsraum<br />

• Erhalt von Naturraum<br />

• Vernetzung von Freiräumen<br />

Projektbeschreibung • Einrichten einer Arbeitsgruppe<br />

• Aufgriff und Analyse der erfolgten Vorarbeiten im Rahmen der<br />

Bundesgartenschau 2005 (BUGA in der Region)<br />

• Auswahl von geeigneten Flächen/Erarbeiten eines oder mehrerer<br />

Regionalparkkonzepte, evtl. über Organisation eines Wettbewerbs<br />

Träger/Beteiligte • Träger der Projekte BUGA in der Region<br />

• Auswahl von Gebietskörperschaften der MR <strong>München</strong><br />

• Regionaler Planungsverband <strong>München</strong><br />

• Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum <strong>München</strong><br />

• Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den<br />

Landkreisen um <strong>München</strong> e.V.<br />

• Isartalverein e.V.<br />

• Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum<br />

• Bund Naturschutz<br />

Finanzierung Träger – Sponsoren<br />

• TU <strong>München</strong> – Wissenschaftszentrum Weihenstephan<br />

Weitere Projektideen (Themenfeld Urbanität und Freiraum)<br />

• Einrichten eines Förderprogramms: Bauen/Umnutzungen an raumplanerisch erwünschten<br />

Standorten<br />

• Beteiligung an Initiativen zum Thema Flächenressourcenmanagement (wie zum Beispiel<br />

Bündnis zum Flächensparen – Träger: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt,<br />

Gesundheit und Verbraucherschutz / Bayerisches Staatsministerium des Inneren)<br />

• Ausarbeitung eines Konzepts „<strong>Metropolregion</strong> der kurzen Wege“ – Stärkung hochwertiger<br />

Funktionen in Mittel- und Oberzentren in der <strong>Metropolregion</strong><br />

77


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Impulsprojekt 4: <strong>Europäische</strong>r Bahn-Gateway <strong>München</strong> (Themenfeld Zugänglichkeit und<br />

Erreichbarkeit von Infrastruktur)<br />

Bereits 1993 ist für die Bahnverbindung Paris–<strong>München</strong>–Wien–Budapest/Bratislava – die so<br />

genannte Magistrale – europäische Bedeutung festgestellt worden. 2004 wurde die Magistrale<br />

auf eine prioritäre Stufe gestellt. Der mehrere Nationen betreffende Koordinierungs- und<br />

Finanzierungsprozess gestaltet sich bisher eher schleppend. Ähnliches gilt für die Verbindung<br />

<strong>München</strong>-Zürich sowie für die Ertüchtigung der Zulaufstrecken zum Brenner-Basistunnel. Der<br />

Ausbau der Strecken bietet folgende Vorteile:<br />

Die gesamte <strong>Metropolregion</strong> profitiert im globalen Standortwettbewerb durch verbesserte<br />

Erreichbarkeit, besonders im Hinblick auf die zu erwartenden Wachstumsmärkte im Osten<br />

Europas. Induziert durch den Ausbau von international begründeten Achsen der<br />

Transeuropäische Netze (TEN) lassen sich auch verbesserte innerregionale ÖPNV-<br />

Verbindungen an das Rückgrat der geplanten Magistrale ankoppeln und ausbauen. Die<br />

Bahnhöfe und ihre Umgebung können eine deutliche Aufwertung erfahren. Das Dach einer<br />

<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> könnte als Label helfen, dieses Großvorhaben zu<br />

verwirklichen.<br />

Projekttitel <strong>Europäische</strong>r Bahn-Gateway <strong>München</strong><br />

Ziel des Projektes Priorisierung der Projekte TEN-17: Paris-<strong>München</strong>-Budapest/Bratislava<br />

und TEN-1: Berlin-<strong>München</strong>-Messina, Ausbau der Bahnverbindung<br />

<strong>München</strong>-Zürich, Sicherstellung von Kapazität für den Zulauf zum<br />

Brenner-Basistunnel<br />

Projektbeschreibung • Einrichtung eines Arbeitskreises<br />

• Vorhandene Interessenten zusammenführen<br />

• Suche nach bisher nicht identifizierten Promotoren und<br />

Finanzierungsmöglichkeiten<br />

• Gemeinsames Erarbeiten eines Argumentationsprofils<br />

Träger/Beteiligte • Initiative „Magistrale für Europa“<br />

• Stadt <strong>München</strong><br />

• Stadt Augsburg<br />

• Regionaler Planungsverband der Region <strong>München</strong> (RPV)<br />

• Deutsche Bahn AG<br />

• Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV)<br />

• IHK <strong>München</strong>-Oberbayern<br />

• IHK Schwaben<br />

• Bay. Wirtschaftsministerium<br />

• Münchner Forum<br />

Finanzierung Personelle Ressourcen, tragen die Beteiligten selber<br />

78


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Impulsprojekt 5: Ticket <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (Themenfeld Erreichbarkeit und<br />

Zugänglichkeit von Infrastruktur)<br />

Eine <strong>Metropolregion</strong> ist unter anderem durch ihre funktionalen Verflechtungen wie zum Beispiel<br />

regelmäßige Verkehrsverbindungen definiert. In der Alltagswelt der Bewohner der<br />

<strong>Metropolregion</strong> wird der Zugang zum ÖPNV erheblich erleichtert, wenn man sich nicht mit<br />

mehreren Tarifstrukturen auseinandersetzen muss. Es ist Ziel aller Verkehrskonzepte, den<br />

ÖPNV-Anteil zu verbessern, insofern sind alle Möglichkeiten, die dazu einen Betrag leisten<br />

können, zu prüfen. Durch ein einheitliches Ticket kann ein Gefühl für den Maßstab der<br />

<strong>Metropolregion</strong> geschaffen werden. Das Projekt kann auf die bestehende Abo-Plus-Card der<br />

Deutschen Bahn AG (DB) aufsetzen. Das Projekt fördert eine Entwicklung in Richtung einer<br />

Erweiterung des MVV-Tarifgebietes und auch einer räumlichen Ausdehnung des MVV-<br />

Angebots, wie zum Beispiel die Ausweitung einer (Express-)S-Bahn in die <strong>Metropolregion</strong>.<br />

Projekttitel Ticket <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Ziele des Projektes • Einführung einer in der <strong>Metropolregion</strong> einheitlich beworbenen und<br />

zugänglichen Monatskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel in der<br />

MR <strong>München</strong> (Ausbau des bestehenden Abo Plus Angebotes der<br />

Deutschen Bahn AG)<br />

• Einführung einer Tageskarte für die EMM<br />

• Weiterarbeit an einem erweiterten Tarifverbundgebietes (MVV-<br />

Erweiterung)<br />

Projektbeschreibung • Einrichten einer Arbeitsgruppe<br />

• Analyse der bisherigen Aktivitäten<br />

• Erstellen eines Gutachten, das die Wirkung der möglichen Varianten<br />

beschreibt<br />

Träger/Beteiligte • Tarifverbünde und Aufgabenträger des Öffentlichen Verkehrs in der<br />

EMM<br />

• Landkreise der MR <strong>München</strong><br />

• Kreisfreie Städte<br />

• Regionaler Planungsverband der Region <strong>München</strong><br />

• Deutsche Bahn Regio AG<br />

• Freistaat Bayern<br />

• Bayerische Eisenbahngesellschaft<br />

• Fahrgastverband (z.B. Pro Bahn)<br />

• Inzell-Initiative<br />

Finanzierung • Erforderlich: Personalressourcen der beteiligten<br />

Gebietskörperschaften und Verkehrsträger.<br />

• Das Ticket selbst kann im ersten Schritt kostenneutral (Addition der<br />

bisherigen Tarife) gestaltet werden.<br />

• Bei Einführung ist ein Werbeetat durch die beteiligten<br />

Tarifunternehmen (vor allem Bahn und MVV) bereitzustellen.<br />

79


Mögliche Ideen für weitere Projekte<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Versorgung aller zentralen Orte in der <strong>Metropolregion</strong> mit Breitband-Technologie<br />

• Schaffung von tangentialen Verkehrsverbindungen im ÖPNV in der <strong>Europäische</strong>n<br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Errichtung einer Informationsbörse: Kinderbetreuungsmöglichkeiten in der <strong>Europäische</strong>n<br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

80


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

4.4 Wertschöpfungsgeschichten: Der Mehrwert der Zusammenarbeit<br />

Im Folgenden wird versucht, den spezifischen Mehrwert der Kooperation auf dem Maßstab der<br />

<strong>Metropolregion</strong> mit Hilfe eines übergeordneten Daches zu verdeutlichen. Wie in Kapitel 4.1<br />

ausgeführt, können zum Beispiel Angebote in der Gesundheitswirtschaft auch den Tourismus<br />

stärken, unter anderem durch Kliniken an landschaftlich besonders interessanten Standorten.<br />

Der synthetische Ansatz der Wertschöpfungsgeschichten ist als Ergänzung der<br />

vorangegangenen sektoralen Betrachtungsweisen zu begreifen. Dafür wird zunächst die<br />

Konzeption dieser Wertschöpfungsgeschichten erläutert. Diese wird anschließend anhand von<br />

drei exemplarischen Wertschöpfungsgeschichten für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

konkretisiert. In den vorgeschlagenen Geschichten geht es darum, die funktional-räumlichen<br />

Zusammenhänge aufzuzeigen und zu erläutern und damit den Nutzen der Kooperation auf der<br />

Ebene der <strong>Metropolregion</strong> zu veranschaulichen. Eine detaillierte Analyse der Bedeutung der<br />

einzelnen Funktionen und Teilräume, wie sie in diesen Geschichten zusammen kommen, kann<br />

hier nicht geleistet werden. Auch sind detaillierte Fragen der Umsetzung nicht Teil dieser<br />

Expertise.<br />

Mehrwert und Nutzen der Zusammenarbeit in einem <strong>Initiativkreis</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong> liegen in unterschiedlichen Projektformen. Bestimmte besonders große und<br />

bedeutende Projekte, zum Beispiel Fragen der Gateway-Infrastruktur oder des<br />

Standortmarketings, betreffen die gesamte <strong>Metropolregion</strong>. Das größere Potenzial der<br />

involvierten Akteure kann dabei beispielsweise zu einer effektiveren Lobbyarbeit bei Land, Bund<br />

oder EU verhelfen. Anderseits ist die Umsetzung bestimmter übergreifender Projekte, zum<br />

Beispiel die Erweiterung des Verkehrsverbunds, anspruchsvoll, da große Finanzvolumina und<br />

Akteure auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen betroffen sind. Als Zielvorstellung können<br />

solche großen und umfassenden Projekte eine Klammer für die gesamte <strong>Metropolregion</strong> bilden.<br />

Für konkrete Erfolge sind aber kleinere Projekte, die zum Beispiel nur einen Teilraum der<br />

<strong>Metropolregion</strong> betreffen, nützlich. Sie sind unter Umständen leichter durchzusetzen – die<br />

Anzahl der beteiligten Akteure ist überschaubar – und können in Relation zu den eingesetzten<br />

Mitteln eine hohe Wirksamkeit in der Öffentlichkeit entfalten. Daher scheint für die Kooperation<br />

in der <strong>Metropolregion</strong> ein Mix aus kleinen und großen Projekten sinnvoll zu sein, um einerseits<br />

Erfolge sicherstellen zu können und anderseits die großen Herausforderungen bearbeiten zu<br />

können.<br />

Die Konzeption von Wertschöpfungsgeschichten<br />

Eine wesentliche Aufgabe der Zusammenarbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

ist es daher, Projekte zu verschiedenen Themen und auf verschiedenen Maßstabsebenen in<br />

der <strong>Metropolregion</strong> zu koordinieren. Die Wertschöpfungsgeschichten bilden das Dach, unter<br />

dem diese Koordinationsarbeit stattfinden kann.<br />

Für die strategische und operative Ebene der Wertschöpfungsgeschichten bedeutet das: Die<br />

Wertschöpfungsgeschichten arbeiten strategisch „grenzüberschreitend“. Gemeint sind sowohl<br />

die fachlichen Grenzen von Ressorts in Politik und Verwaltung als auch die Branchengrenzen<br />

der Wirtschaft. Zum anderen sind hier räumliche Grenzen gemeint, in der Horizontalen das<br />

Nebeneinander und Zusammentreffen verschiedener Teilräume einer <strong>Metropolregion</strong>, in der<br />

Vertikalen die Überlagerung verschiedener räumlicher Maßstabsebenen, von den Kommunen,<br />

über Planungsregionen bis zum Land. Und drittens bezieht sich die „grenzüberschreitende“<br />

Arbeit auf die verschiedenen relevanten Akteure, die zum Beispiel aus Politik, Verwaltung,<br />

Unternehmen, Wissenschaft oder Zivilgesellschaft kommen.<br />

81


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Abbildung 7: Wertschöpfungsgeschichten setzen sich aus verschiedenen Teilprojekten<br />

zusammen. Diese überschreiten dabei thematische, räumliche und akteursmäßige Grenzen.<br />

Auf der operativen Ebene werden die Geschichten durch einen Mix verschiedener Projekte<br />

umgesetzt. Ziel ist ein hinsichtlich Zeithorizont – mit einen Mix aus kurz-, mittel- und<br />

langfristigen Projekten – und Schwierigkeitsgrad – durch die Kombination von anspruchsvollen<br />

und einfacher gestrickten Projekten – abgestimmtes Vorgehen, so dass sowohl bei den<br />

Akteuren als auch in der breiteren Öffentlichkeit die notwendige Aufmerksamkeit und Motivation<br />

erreicht und gehalten werden kann. Das Zusammenführen von vorhandenen und neuen<br />

Projekten ermöglicht das Anknüpfen an bestehende Akteurskonstellationen und<br />

Organisationsstrukturen.<br />

Abbildung 8: Unterfütterung der Wertschöpfungsgeschichten durch Themenfelder und Projekte<br />

Räumlich-funktionaler Mehrwert für die <strong>Metropolregion</strong><br />

Ausgangspunkt für die einzelnen Geschichten ist die Identifikation von spezifischen funktionalen<br />

und räumlichen Komplementaritäten in der <strong>Metropolregion</strong>. Diesen liegt ein Verständnis von<br />

82


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong>en zugrunde, das auf einem funktional-räumlichen Ansatz basiert. Auf dem<br />

Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en stehen lokale und globale unternehmerische Aktivitäten im<br />

Austausch, <strong>Metropolregion</strong>en sind die Schnittstellen zwischen den verschiedenen<br />

Maßstabsebenen. Die funktionalen Verflechtungen innerhalb der <strong>Metropolregion</strong> haben eine<br />

kritische Masse und ausreichende Dichte, so dass sie Ausgangspunkt für und Anziehungskraft<br />

von global handelnden Unternehmen sind. Dabei sind die Standortqualitäten innerhalb der<br />

<strong>Metropolregion</strong> aber nicht gleichmäßig verteilt. <strong>Metropolregion</strong>en sind nicht homogen, über die<br />

Unternehmensverflechtungen innerhalb der <strong>Metropolregion</strong> stellt sich vielmehr eine funktionale<br />

Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Standorten ein, ähnlich einem Netzwerk. So tragen die<br />

verschiedenen Teilräume der <strong>Metropolregion</strong> – hoch verdichtete urbane Kerne,<br />

Stadtlandschaften im Umland, mittlere und kleinere Zentren, Flughäfen, ländlich geprägte<br />

Zwischenräume – weniger über den Wettbewerb untereinander, sondern vielmehr über ihre<br />

gegenseitige Ergänzung, also Komplementarität, zu den spezifischen Qualitäten der<br />

<strong>Metropolregion</strong> bei.<br />

Ziel der Wertschöpfungsgeschichten ist es, genau diese Stärken gezielt auszubauen und zu<br />

unterstützen. In den Geschichten überlagern sich Komplementaritäten auf zwei Ebenen:<br />

• Funktionale Komplementaritäten<br />

Diese beziehen sich auf die vor allem unternehmerische Logik von miteinander in einer<br />

Wertschöpfungskette verbundenen Bausteinen der Produktion von Gütern oder<br />

Dienstleistungen. Solche Wertschöpfungsketten gibt es innerhalb von Unternehmen<br />

oder auch zwischen verschiedenen Unternehmen auch verschiedener Branchen.<br />

• Räumliche Komplementaritäten<br />

Innerhalb einer <strong>Metropolregion</strong> lassen sich solche funktionalen Wertschöpfungsketten<br />

räumlich verorten. Verschiedene Teilräume haben dabei spezifische Funktionen, die mit<br />

bestimmten Lagequalitäten, also territorialen räumlichen Eigenschaften zusammen<br />

hängen.<br />

Überlagert man diese zwei Ebenen, so erhält man ein räumliches Wertschöpfungssystem, in<br />

dem sich funktionales, unternehmerisches Denken und Handeln verbindet mit territorialem,<br />

hoheitlichem Denken und Handeln.<br />

Es ist davon auszugehen, dass es in der EMM nur einige weniger solcher besonders<br />

qualitativen und dichten Wertschöpfungssysteme gibt, die dann auch im internationalen<br />

Standortwettbewerb mithalten können. Eine erste Aufgabe ist es daher, die relevanten<br />

Wertschöpfungsgeschichten in der EMM zu identifizieren. Anschließend sind die einzelnen<br />

konstituierenden Bestandteile zu erkennen und ihre Wechselbeziehungen zu verstehen. Aus<br />

einer Analyse der Stärken und Schwächen, der Chancen und Potenziale lassen sich<br />

Möglichkeiten der Weiterentwicklung des Wertschöpfungssystems entwickeln.<br />

Ziel der Wertschöpfungsgeschichten ist es, zunächst ein Bewusstsein – Awareness – für diese<br />

spezifischen Qualitäten der EMM zu schaffen. Gleichzeitig sollen sie, der Netzwerkidee folgend,<br />

eine Plattform für Information und Austausch der verschiedenen beteiligten Akteure bilden, aus<br />

der sich wiederum Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten für weitere Impulsprojekte ergeben. In<br />

der Kommunikation nach außen können die Geschichten zu einem Markenzeichen für die<br />

<strong>Metropolregion</strong> entwickelt werden.<br />

Über die bearbeiteten Themenfelder – Wissen und Innovation, Marken und Identifikation,<br />

Urbanität und Freiraum sowie Erreichbarkeit von Infrastruktur – und mit den zugehörigen<br />

Impulsprojekten lässt sich für die EMM im Vergleich zu den anderen <strong>Metropolregion</strong>en in<br />

Deutschland kaum ein eigenes Profil entwickeln. Die Herausforderungen, denen die<br />

<strong>Metropolregion</strong>en gegenüber stehen, und die durch finanzielle und institutionelle<br />

Rahmenbedingungen bestimmten konkreten Handlungsmöglichkeiten, lassen nicht viel<br />

Spielraum zur Differenzierung. Die EMM als Late-Comer wird sich über die Wiederholung von<br />

den immer gleichen Themen und Projekten, die alle anderen bereits verfolgen, nicht mehr im<br />

Markt der Aufmerksamkeit etablieren können. Die Wertschöpfungs- oder Themengeschichten<br />

83


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

können neue, spezifische Denk-, Handlungs- und Bildräume eröffnen und auch anfangs nur<br />

kleine Projekte bereits in einen größeren, bedeutenderen Bezugsrahmen einbinden. Dadurch<br />

wird auch die Öffentlichkeitswirksamkeit und Kommunikation dieser Projekte unterstützt.<br />

Im Folgenden werden drei Wertschöpfungsgeschichten für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong> entwickelt. Die Geschichten sind das Ergebnis einer ersten Analyse möglicher<br />

Verknüpfungen einzelner Glieder einer Wertschöpfungskette. Insbesondere die anschaulich<br />

gehaltenen Geschichten in den grauen Kästen sind exemplarisch zu verstehen. Sie sollen zum<br />

Nachdenken anregen und die Vorteile des Handelns auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong><br />

zeigen. In diesem Sinne können Umsetzungswiderstände langfristig abgebaut werden.<br />

Natürlich sind viele andere Geschichten genauso denkbar.<br />

Geschichte 1: Gesundheit-Wellness-Tourismus<br />

Abbildung 9: Funktionale und räumliche Komplementaritäten der Geschichte „Gesundheit-<br />

Wellness-Tourismus“<br />

In der Kombination der Branchen Gesundheit, Wellness und Tourismus liegen erhebliche,<br />

bisher nicht genutzte Potenziale. Aus räumlicher Sicht können sowohl die Standorte der<br />

Spitzenmedizin in <strong>München</strong> (unter anderem Großhadern), aber auch spezialisierte Fachkliniken<br />

anderer Oberzentren der <strong>Metropolregion</strong> Anreize bieten, für eine Behandlung in die Region zu<br />

kommen. Die in attraktive Erholungslandschaften eingebetteten Kurorte ergänzen diese Karte<br />

von der „Gesundheitsregion <strong>München</strong>“. Die Gesundheitswirtschaft wird vor dem Hintergrund<br />

des demografischen Wandels an Bedeutung gewinnen. Jeder Teilraum der <strong>Metropolregion</strong><br />

kann hier etwas einbringen und profitieren, da Gesundheitstouristen auch in anderen Bereichen<br />

als der Medizin Geld lassen. Diese Menschen fordern aber auch etwas, sie wollen eine<br />

erreichbare Region sowie attraktive Landschaften und Kulturangebote. Je mehr Kommunen<br />

oder Landkreise hier gemeinsam und freiwillig Anknüpfungspunkte und Zusammenarbeit<br />

suchen, desto höher ist die Chance, dass alle von einer zukünftig wachsenden Branche<br />

profitieren können und zusätzliche Wertschöpfung entsteht.<br />

Von den Wirtschaftsbranchen her gesehen können sich Dienstleistung, High-Tech-Produktion<br />

sowie Forschung & Entwicklung über ihre Einzelbausteine auf interessante Weise stärker<br />

vernetzen. Grundlagenforschung in Medizin, Werkstoff- und Verfahrenstechnologie und Biologie<br />

führt zu Impulsen in Medizintechnik, pharmazeutischer Industrie und für die Herstellung von<br />

gesunden Lebensmitteln. Reiseanbieter können den Aspekt Gesundheit aktiv in ihre<br />

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Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Vermarktungsstrategien einbauen. Wellness- und Sportangebote sowie regional produzierte<br />

Lebensmittel aus ökologischem Anbau runden ein derartiges Angebot ab und tragen Impulse in<br />

die Region.<br />

Gesundheit-Wellness-Tourismus:<br />

Eine Geschichte aus der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Eine durch das Ölgeschäft reich gewordene Familie aus dem Nahen Osten plant eine Reise.<br />

Ausschlaggebend ist zunächst die nötige Behandlung einer komplizierten Krankheit des<br />

Familienoberhaupts, die in seinem Heimatland nicht in zufrieden stellend erfolgen kann.<br />

Ein Familienmitglied beginnt eine Recherche im Internet und findet auf einem Portal mit<br />

Angeboten aus der Spitzenmedizin das Großklinikum Großhadern in der <strong>Europäische</strong>n<br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Die Klinik betreibt im Zusammenschluss mit anderen<br />

Krankenhäusern in Deutschland gezielt Werbung für zahlungskräftige Patienten. Auf der Seite<br />

des Gesundheitsportals ist auch ein Link zum Webauftritt der EMM mit weiteren touristischen<br />

Hinweisen zu finden. Die gesamte Familie entscheidet sich nach Durchsicht einiger<br />

Internetseiten für die Destination <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Auf dem übersichtlich<br />

organisiertem Webauftritt sind problemlos die Qualitäten des Großraums neben der<br />

medizinischen Behandlung in Englisch herauszulesen.<br />

Zentraler Grund für die Entscheidung ist, dass im Großklinikum Großhadern erfahrene<br />

Spitzenmediziner mit hochwertiger Medizintechnik dem Mann eine Behandlung mit guten<br />

Heilungschancen anbieten können. Es steht dort auch ein Dolmetscher-Dienst zur Verfügung,<br />

um verschiedene Therapiewege besprechen zu können.<br />

Der Flug aus dem Nahen Osten zum Flughafen <strong>München</strong> erfolgt bequem und ohne Umsteigen.<br />

Die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ist aus diesem Raum gut erreichbar.<br />

Bevor der Mann sich jedoch ins Krankenhaus begibt, verbringen er und seine Familie einige<br />

Tage in einem bekannten guten Hotel in <strong>München</strong>, um während ihres ersten Besuchs in<br />

Deutschland die hiesige Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten und ihrer Kultur kennen zu lernen.<br />

Im Hotel ist man Gäste aus dem Nahen Osten gewohnt und das Personal ist speziell geschult<br />

die vom Islam geprägte Kultur dieser Nationalitäten zu respektieren.<br />

Während der Behandlung des Manns gehen die weiblichen Familienmitglieder auf Einkaufstour<br />

in die berühmte Maximilianstraße und legen sich einige Kleidungsstücke zu. Danach wird<br />

verglichen, welche sonstigen Produkte in Deutschland günstiger als zu Hause zu haben sind<br />

und entsprechende Kaufentscheidungen gefällt.<br />

Nach der erfolgreich verlaufenen Operation ist noch eine viertägige Nachsorgebehandlung<br />

erforderlich, die allerdings in einer reizvoll gelegenen privaten Rehabilitationseinrichtung im<br />

Gebiet des Fünf-Seen-Lands durchgeführt wird. Das Reha-Zentrum bietet Patienten für deren<br />

Begleitung in die Anlage integrierte Hotelzimmer an. Die Familie erfreut sich der attraktiven<br />

Landschaft, erreicht jedoch <strong>München</strong> für eine Kulturveranstaltung problemlos und rasch mit<br />

einer Express-S-Bahn. Es bestehen attraktive Wellnessangebote wie Sauna, Massagen und<br />

Yoga.<br />

Nach Abschluss der Nachsorge ist der Mann wieder mobil und die Familie schließt ihre Reise<br />

mit einer fünftägigen, organisierten Tour durch das Allgäu und Oberbayern ab. Es wird neben<br />

dem Schloss Neuschwanstein und der Zugspitze auch das Chiemgau besucht. Dabei lernt die<br />

Familie in der Region produziertes bayerisches Essen kennen.<br />

Die Familie ist froh über die gelungene Heilung ihres Oberhauptes und behält die verbrachten<br />

Tage in guter Erinnerung. Wieder daheim wird Bekannten mit einem Krankheitsleiden ebenfalls<br />

ein Aufenthalt bei den harten, aber herzlichen Oberbayern weiterempfohlen.<br />

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Geschichte 2: Metropolitane Mobilität<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Abbildung 10: Funktionale und räumliche Komplementaritäten der Geschichte „Metropolitane<br />

Mobilität“<br />

Mobilität ist eine der Grundvoraussetzungen unseres Wirtschaftssystems und in<br />

unterschiedlichem Ausmaß ein menschliches Grundbedürfnis. Das Mobilitätsverhalten bringt<br />

die Nutzer in unterschiedliche Teilräume der <strong>Metropolregion</strong> und kann somit mithelfen,<br />

Identifikation mit der <strong>Metropolregion</strong> zu schaffen.<br />

Natürlich sind harte Infrastruktureinrichtungen wie z. B. ein moderner Flughafen oder<br />

Schienenschnellverkehrstrassen mit hoher Kapazität ein wichtiges Merkmal von<br />

<strong>Metropolregion</strong>en und zentral für ihre Weiterentwicklung. Metropolitane Mobilität sollte aber als<br />

ein Feld verstanden werden, das weit mehr bedeutet, als eine ausreichende<br />

Verkehrsinfrastruktur zur Befriedigung einer gegebenen Nachfrage bereitzustellen. Bahnhöfe<br />

sind Knotenpunkte in multimodalen Transportketten. Man kann vom Fernverkehr ins Flugzeug,<br />

in den Nahverkehr, ins Taxi oder auf das Fahrrad umsteigen. Die hohe Nutzungsdichte durch<br />

Menschen verlangt nach einer hohen Aufenthaltsqualität dieser Räume und eröffnet aber auch<br />

Chancen für Dienstleistungen und Handel. Diese Qualitäten können nur durch einen<br />

hochwertigen Städtebau in architektonische Lösungen übersetzt werde und so<br />

Benutzerfreundlichkeit garantieren. Umgekehrt werden von den Menschen, die diese<br />

Infrastruktur nutzen Impulse in die Umgebung ausgesandt. Sie sind das Tor, durch das die<br />

Reisenden aus der Welt ankommen oder abfahren; sie bringen ihre Kultur und Kaufkraft mit.<br />

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Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die innerregionale Erreichbarkeit hängt mit der überregionalen bzw. globalen Erreichbarkeit eng<br />

zusammen. Bei einem schlecht erschlossenen Flughafen vergeht für die Anreise unter<br />

Umständen soviel Zeit, dass man bei mittleren Distanzen aus dem Stadtzentrum lieber gleich<br />

direkt per Zug zu seinem Ziel fährt. Schnelle ICE-Strecken, die nur von langsamen Zubringern<br />

gespeist werden büßen an Attraktivität ein.<br />

Mobilität ist für Wirtschaft und Bürger in einer <strong>Metropolregion</strong> zentral. Es ist naturgemäß ein<br />

Feld, das andere Themen miteinander verbinden kann und muss. Urbanität und Freiräume<br />

sowie die ökonomischen Beziehungen hängen durch die Mobilität zusammen, zum Beispiel<br />

profitieren die Wissensinfrastruktur und der Tourismus von guter physischer Erreichbarkeit.<br />

Städtebau und Siedlungsstruktur sind maßgeblich für das Ausmaß an abzuwickelnden Verkehr.<br />

Insofern sind disperse Siedlungsstrukturen in der EMM zu vermeiden.<br />

Ein einheitliches Ticket für die gesamte <strong>Metropolregion</strong> schafft Bewusstsein und verbessert als<br />

weiche Maßnahme die Erreichbarkeit. Wenn man die gute Erreichbarkeit von Ober- und<br />

Mittelzentren in Bahnhofsnähe mit adäquaten Nutzungen wie Einrichtungen mit<br />

Publikumsverkehr, Schulen etc. belegt, kommt man einem Konzept der <strong>Metropolregion</strong> der<br />

raschen Wege näher.<br />

Metropolitane Mobilität:<br />

Eine Geschichte aus der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Jochen Schnell, Mitarbeiter eines großen Unternehmens, wird von seiner Firma nach <strong>München</strong><br />

versetzt. Auch wenn er urbane Qualitäten durchaus zu schätzen weiß, entscheidet er sich mit<br />

seiner Familie nach Abwägung der Vor- und Nachteile für einen Wohnstandort im 25 km von<br />

der Stadtmitte entfernten Unterzentrum Markt Schwaben. Seine Firma am Ostbahnhof erreicht<br />

er mit einer Express-S-Bahn, die im Berufsverkehr im 15-Minuten-Takt verkehrt. In der Regel<br />

benötigt er nur 30 Minuten von Haus- zu Bürotür, da sich die Schnells eine Wohnung in der<br />

dicht bebauten Umgebung des Bahnhofs in Markt Schwaben sichern konnten. Das<br />

Wohnumfeld ist durch einen vitalen denkmalgeschützten alten Ortskern mit umgebender<br />

dichter Bebauung geprägt. Die Entscheidung für den Wohnstandort fällte er nach einer Online-<br />

Mobilitätsberatung auf dem Web-Auftritt der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Hier<br />

konnte er sich die Tür zu Tür Zeiten berechnen lassen und erhielt Tipps zur Mobilität in der<br />

<strong>Metropolregion</strong><br />

Verspätungen sind im Bahnverkehr sehr selten geworden, seit die Strecke im Rahmen des EU-<br />

Programms Transeuropäischen Netze (TEN) für Fern- und Nahverkehr modernisiert und<br />

ausgebaut wurde. Herr Schnell kann das Fahrrad, mit dem er bei gutem Wetter zum Bahnhof<br />

in Markt Schwaben kommt in einem überdachten Bike&Ride-Gebäude abstellen. Der Anblick<br />

auf die nach Baufertigstellung trist anzuschauenden Lärmschutzwände entlang der Eisenbahn<br />

wurde durch künstlerische Gestaltungen und Begrünungsmaßnahmen gemildert.<br />

Das Umfeld des Ostbahnhofs in <strong>München</strong> wurde weiter verkehrsberuhigt und lädt mit vielen<br />

Geschäften und Kinos zum Verweilen im Viertel ein, wenn Herr Schnell nach Büroschluss<br />

einmal nicht sofort nach Hause will. Seit der Umsetzung der verkehrsberuhigenden<br />

Maßnahmen konnten viele Geschäfte ihren Umsatz steigern.<br />

Herr Schnell muss öfter für Geschäftsreisen ins Ausland. Der Flughafen <strong>München</strong> ist für ihn<br />

nun auch tangential von Osten ohne Umsteigen über Erding in rund 15 Minuten reiner Fahrtzeit<br />

per S-Bahn-Express erreichbar. Die gute Erreichbarkeit und Lage Markt Schwabens zwischen<br />

Flughafen und <strong>München</strong> brachte dem Ort einen Entwicklungsschub an Einwohnern und<br />

Arbeitsplätzen. Oft entscheidet sich Herr Schnell aber auch für den Zug als Fernverkehrsmittel.<br />

Wien ist nach den Neu- und Ausbauvorhaben im Zuge des TEN-Projekts in vier Stunden von<br />

seiner Wohnung aus erreichbar.<br />

Die Schnells sind derzeit zufrieden. Sie können es sich allerdings auch vorstellen, irgendwann<br />

in die Stadt zu ziehen, um direkt in der urbanen Vielfalt einer Großstadt zu leben. Als<br />

Bewohner der <strong>Metropolregion</strong> können sie einen Aktionsraum von Augsburg über Ingolstadt,<br />

Landshut, Rosenheim, Bad-Tölz, Weilheim bis nach Landsberg mit einem Metropolticket<br />

„erfahren“ und entwickeln so auch eine Identifikation mit dem Raum.<br />

87


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die Erholungsmöglichkeiten in den Rand- und Zwischenbereichen der <strong>Metropolregion</strong> wurden<br />

in Form von vernetzten Landschaftsparks weiterentwickelt und sind gut über ÖPNV-<br />

Haltestellen und beschilderte Radwege erreichbar. Die Maßnahmen zur Mobilitätssteigerung<br />

mit Schwerpunkt auf dem öffentlichen Verkehr waren nicht leicht zu finanzieren. Die<br />

<strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> floriert auch wegen ihrer verbesserten inner- und<br />

überregionalen Erreichbarkeit.<br />

Geschichte 3: Wissenslandschaft<br />

Abbildung 11: Funktionale und räumliche Komplementaritäten der Geschichte<br />

„Wissenslandschaft“<br />

Die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> verfügt wie bereits in Kapitel 4.2 beschrieben über<br />

eine hohe Dichte an wissensintensiven Einrichtungen. Wissenschaft und Innovationsprozesse<br />

leben vom Austausch von Wissen. Eine Geschichte der Wissenslandschaft <strong>Europäische</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> muss daher dieses Potenzial nutzen, fördern und versuchen es so gut<br />

wie möglich zu vernetzen.<br />

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Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Diese Strategie hat auch Auswirkungen auf andere Themenfelder. Hochqualifizierte oder<br />

zahlungsbereite ausländische Studenten kommen nicht nur, weil sie hier relevantes Wissen an<br />

guten Hochschulen erwerben können, sondern auch aufgrund von gutem Marketing oder<br />

wegen der guten interkontinentalen Anbindung durch den Flughafen <strong>München</strong>. Unternehmen<br />

aus wissensintensiven Branchen und ihre Arbeitskräfte rechnen bei Standortentscheidungen<br />

mit harten Zahlen. Sie kommen aber auch wegen dem positiven Image der <strong>Metropolregion</strong> und<br />

ihrer urbanen Vielfalt. Auch eine gut erreichbare attraktive Landschaft in der Umgebung spielt<br />

bei solchen Entscheidungen eine Rolle.<br />

Es ist ein Vorteil der EMM, dass sich die Teilräume spezialisieren. Rosenheim besitzt<br />

überdurchschnittliches Wissen und Fertigkeiten im Holzsektor, Augsburg gilt als<br />

Umweltkompetenzzentrum etc. Zusammen sind sie Bausteine einer Wissensnetzes, das durch<br />

seine vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten insgesamt einen Wettbewerbsvorteil bieten kann.<br />

Ein erheblicher Teil der Wertschöpfung eines Produktes oder einer Dienstleistung entsteht<br />

mittlerweile durch wissensbasierte Tätigkeiten (Wolke & Jähnke 2005). Hieraus lässt sich<br />

grundsätzlich ein Bedarf nach Arbeitskräften mit einer entsprechenden Ausbildung und<br />

Erfahrung sowie nach Möglichkeiten zu deren Weiterbildung ableiten. Spezialisierung<br />

durchdringt sowohl die produzierenden Branchen sowie die hochwertigen Dienstleister.<br />

Die zunehmende Spezialisierung führt zur Überlegung, welche Ausbildungsrichtungen an<br />

welchen Standorten angeboten werden können. Dies gilt für Berufs- wie Fachhochschulen und<br />

Universitäten gleichermaßen. Spezialisierte Bildungsangebote verlangen ein großes<br />

Einzugsgebiet, um hochwertig und rentabel bereitgestellt zu werden. Die Bildungsstandorte<br />

werden sich aus dieser Überlegung heraus in Zukunft rekonzentrieren müssen, um eine<br />

kritische Masse an Qualitäten und Finanzierungskraft zu erreichen. Es geht hierbei weniger um<br />

die Schließung ganzer Standorte, aber um eine Abkehr von der Vorstellung, dass jede<br />

Bildungseinrichtung ein breites Profil an Fächern anbieten kann. Dies ergibt sich auch aus dem<br />

zwang knapper öffentlicher Haushalte.<br />

Es ist damit sinnvoll, die Bildungseinrichtungen nur an Standortorten zu platzieren, die per<br />

ÖPNV gut erreichbar sind. Dies spricht bei den Fachhochschulen für die Oberzentren der<br />

<strong>Metropolregion</strong> und für die Mittelzentren bei den Berufsschulen. Optimalerweise sollten diese<br />

Bildungseinrichtungen hier wiederum in gut erschlossenen Kernbereichen liegen, um für<br />

diejenigen, die nicht am Standort selbst wohnen können, noch gut mit dem öffentlichen Verkehr<br />

erreichbar zu sein. Es existieren in einigen Zentren der EMM innerstädtische Flächen und<br />

Gebäude, die schwer für kommerzielle Zwecke zu vermarkten sind. Sie könnten so eine<br />

sinnvolle Umnutzung erfahren. Die Einrichtungen dienen als Ankernutzer und können die<br />

Kernstädte beleben.<br />

Alle staatlich finanzierten Hochschulen – incl. Fachhochschulen – der <strong>Metropolregion</strong> werden<br />

systematisch auf ihre Bildungsangebote, Forschungsaktivitäten und ihre Verbindungen zu<br />

Unternehmen analysiert. Bestehende Kooperationsdefizite werden aufgezeigt und die Kapazität<br />

unterausgelasteter Hochschulen auf erfolgreiche Hochschulstandorte transferiert.<br />

Die Wissenslandschaft der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ist die Folge einer<br />

konsequenten Qualitätsstrategie. Man hat erkannt, dass in einer Wissensgesellschaft<br />

• ständig in Bildung als Kapital der Zukunft investiert werden muss,<br />

• Vernetzungspotenziale bei den Ressourcen und der Transfer in die Wirtschaft<br />

konsequent gefördert werden sollten und<br />

• verwandte Themenfelder gepflegt werden müssen, um die Wissenslandschaft attraktiv<br />

zu halten.<br />

89


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Wissenslandschaft:<br />

Eine Geschichte aus der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Teil 1:<br />

Sandra, ein geborenes Kind der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>, wurde vom<br />

Kleinkindalter an in ihren Stärken gefördert. Dies reicht von der spielerischen Einführung von<br />

Englisch in der Grundschule bis hin zu Technikseminaren für interessierte Kinder an<br />

weiterführenden Schulen, um die Grundlagen für Interesse und Motivation zu legen. Den<br />

Lehrern an ihrer Schule gelang es, Sandra die Haltung zu vermitteln, dass die Fähigkeit sich<br />

Wissen anzueignen eine große Chance ist.<br />

Teil 2:<br />

Ying Chon ist eine begabte Schulabgängerin aus China. Ihre wohlhabenden Eltern wollen<br />

gerne in ihre Zukunft investieren und finanzieren ihr ein Studium der Betriebswirtschaft an einer<br />

Hochschule in Deutschland. Aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Leistungen bekommt sie<br />

einen Teil ihrer fälligen Studiengebühren in Deutschland durch eine Stiftung refinanziert.<br />

Sie entscheidet sich für <strong>München</strong> als Hochschulstandort, da sie bereits im Internet auf einer<br />

übersichtlichen Seite die nötigen Informationen zu ihrem Studium findet. Ihr Studienverlauf und<br />

formelle Vorraussetzungen werden klar dargestellt. Ebenfalls enthalten sind wichtige<br />

Informationen für das Leben an ihrem Studienort. Sie kann bereits per Internet ein Zimmer im<br />

Studentenwohnheim reservieren.<br />

In <strong>München</strong> angekommen, kann Ying sich an die zentrale Anlaufstelle der Universität wenden.<br />

Dort werden ihr die nötigen Formblätter für die Ausländerbehörde erklärt. Das mit dem<br />

Wohnheimzimmer klappt, das Wohnheim liegt direkt an der U-Bahn und sie erreicht ihren<br />

innerstädtischen Hochschulstandort in weniger als zehn Minuten.<br />

Studenten aus europäischen und fernen Ländern sind im Stadtbild nicht zu übersehen. Teils<br />

studieren sie an privaten Hochschulen, die sich großteils über Studiengebühren finanzieren.<br />

Die einheimische Bevölkerung sehen diese Studenten und andere Ausländer als Bereicherung<br />

an.<br />

Ying erwirbt an ihrer Hochschule eine qualifizierende Ausbildung, stellt jedoch dieses Wissen<br />

durch eine anschließende Beschäftigung in der <strong>Metropolregion</strong> auch wieder zur Verfügung. Sie<br />

hat am Arbeitsmarkt gute Chancen, da viele Unternehmen Geschäftsbeziehungen in den<br />

fernen Osten aufgebaut haben. Ihre Fähigkeit Chinesisch zu sprechen und ihre Kenntnis der<br />

dortigen Kultur werden benötigt.<br />

Teil 3:<br />

Gudrun Schlau ist leitende Mitarbeiterin einer Münchner Solartechnikfirma. Um für zukünftige<br />

Geschäftsfelder mit geeigneten Strategien in den Wettbewerb gehen zu können, entschließt<br />

sich der Firmenvorstand Frau Schlau weiterbilden zu lassen. Zunächst ist zu klären, welche<br />

Möglichkeiten es vor Ort gibt. Sie besucht das Portal „Berufliche Weiterbildung in der<br />

<strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“. Hier ist das weite Feld der<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten in der <strong>Metropolregion</strong> nach verschiedenen Kriterien<br />

recherchierbar dargestellt. Diese Kriterien sind unter anderem Fachrichtung, Professionalität,<br />

mögliche Abschlüsse, Bedingungen, Preis der Ausbildung, Ausbildungsort etc.<br />

Frau Schlau findet ein für Sie geeignetes berufsbegleitendes Bildungsmodul der Fraunhofer<br />

Akademie in <strong>München</strong>. Die Akademie arbeitet praxisnah mit den Unternehmen des<br />

Umweltkompetenzzentrums in Augsburg zusammen. Sie ist froh für ihre Weiterbildung nicht<br />

zeitaufwändig pendeln zu müssen. Zum Abschluss ihres Ausbildungsmoduls organisiert die<br />

Akademie eine Tagung. Ein Unternehmen hat die Marktlücke entdeckt und vermietet einen<br />

Pool an interessanten und geeigneten Räumlichkeiten, die für eine bestimmte Zeit gerade frei<br />

sind. Das Unternehmen übernimmt auch die komplette Organisation der Tagung.<br />

90


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

4.5 Das Bild der <strong>Metropolregion</strong>: Bewusstseinsbildung und Identifikation<br />

Die Wertschöpfungsgeschichten binden vorhandene, bisher aber dispers in der <strong>Metropolregion</strong><br />

verstreute Mosaiksteine zusammen und führen zu einem neuen räumlichen wie funktionalen<br />

Verständnis der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Dabei werden nicht nur bestehende<br />

thematische und räumliche Grenzen überschritten. Die Geschichten generieren auch neue<br />

Raumvorstellungen: In den Köpfen der Akteure entstehen neue mentale Bilder der<br />

<strong>Metropolregion</strong>. Ausgehend von bestehenden räumlichen Vorstellungen kann es nun gelingen,<br />

den neuen Maßstab der EMM zu begreifen. Die Geschichten operieren genau an dem<br />

Übergang zwischen den alten und neuen Bildern der <strong>Metropolregion</strong>. Aufgabe des Bildes der<br />

<strong>Metropolregion</strong> als integrativem Bestandteil der inhaltlichen Strategie ist es, diesen Prozess zu<br />

unterstützen. Dieser ist wesentlich für Bewusstseinsbildung und Identität und soll im Folgenden<br />

beschrieben werden.<br />

In allen vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en wird die Bedeutung von Bildern der Region explizit<br />

oder implizit erkannt. Dies zeigt sich zum Beispiel an dem Bemühen um geeignete<br />

Kommunikationsplattformen für die Innen- und Außendarstellung mit entsprechenden bildhaften<br />

Inhalten wie Internetseiten oder Magazinen. Auch wenn die konkreten Ansätze für Bilder der<br />

<strong>Metropolregion</strong> noch in den Anfängen stecken, so werden zumindest deren Notwendigkeit und<br />

das Bedürfnis nach diesen Bildern sehr deutlich.<br />

Das Bild der Region ist eine Zugangsweise, welche die drei anderen Bausteine der inhaltlichen<br />

Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ergänzen soll. Anschaulichkeit, sinnliche<br />

Erfahrbarkeit, Emotionalität – alles Eigenschaften von Bildern – können die Arbeit an den<br />

Themenfeldern, Impulsprojekten und Geschichten unterstützen. Sie fördern Verständnis und<br />

Motivation der Akteure, ermöglichen Bewusstseinsbildung für und Identifikation mit der<br />

<strong>Metropolregion</strong>. Insofern bildet das Bild der Region eine Klammer, es ist eine den anderen drei<br />

Bausteinen übergeordnete beziehungsweise diese begleitendes Zugangsweise.<br />

Als Arbeitsinstrument kann das Bild der <strong>Metropolregion</strong> Aufgaben erfüllen, welche im Rahmen<br />

der inhaltlichen Arbeit in der EMM sowieso anstehen. Dabei geht es um die<br />

• Kommunikation nach innen und außen<br />

Die Arbeit an dem Bild der EMM liefert Bildinhalte und geeignete Präsentationsformen<br />

beziehungsweise Plattformen für die Kommunikation innerhalb und außerhalb der<br />

<strong>Metropolregion</strong>.<br />

• Unterstützung konkreter Projekte<br />

Das Bild der EMM liefert konkrete Beiträge für die Arbeit an den Geschichten und<br />

Projekten. Es veranschaulicht diese und macht sie sinnlich, emotional erfahrbar. Damit<br />

macht das Bild der <strong>Metropolregion</strong> die konkrete inhaltliche Arbeit sichtbar und leichter<br />

kommunizierbar.<br />

• Koordination der gemeinsamen Wahrnehmung der verschiedenen Akteure<br />

Der Arbeitsprozess um das Bild der <strong>Metropolregion</strong>, wenn zum Beispiel<br />

Wettbewerbsergebnisse juriert werden oder Workshops stattfinden, stimuliert den<br />

Austausch der verschiedenen Akteure, sie können eine gemeinsame Wahrnehmung<br />

entwickeln, und regt eine Diskussion um das Selbstverständnis der <strong>Metropolregion</strong> an.<br />

Herausforderungen für ein Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

In Analyse der bildhaften Ansätze in den anderen <strong>Metropolregion</strong>en zeigt sich, dass folgende<br />

Punkte eine besondere Herausforderung für ein Bild der <strong>Metropolregion</strong> darstellen.<br />

• Die Region, nicht nur die Metropole, sichtbar machen<br />

In allen Beispielen finden sich zwar Bilder für die Metropole, also das dominierende<br />

urbane Zentrum, die Region bleibt aber weit gehend unsichtbar und gesichtslos. Für ein<br />

91


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Bild der EMM ist es entscheidend, die Rolle der weiteren Zentren und verschiedenen<br />

Zwischenräume zu verstehen und darzustellen.<br />

• Integrative Sichtweise auf die vielfältigen Qualitäten der <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong>en lassen sich weder rein funktional noch rein morphologisch, weder<br />

allein aus einem globalen noch aus einem rein lokalen Blickwinkel verstehen. Sie leben<br />

von vielfältigen Qualitäten und Eigenschaften, die es gilt, miteinander in Beziehung zu<br />

setzen, also eine integrative, räumliche und sektorale Grenzen überschreitende<br />

Sichtweise zu entwickeln.<br />

• Ein „Statistisches Bild der <strong>Metropolregion</strong>“ als Hilfe zur Selbsterkenntnis<br />

Analytische Erkenntnisse über die <strong>Metropolregion</strong> sind für die inhaltliche Strategie der<br />

<strong>Metropolregion</strong> von entscheidender Bedeutung. Dabei gibt es aber mindestens zwei<br />

Herausforderungen: Zum einen das Zusammenführen von bislang dispers erfassten<br />

Informationen und Daten auf der Ebene der <strong>Metropolregion</strong> in Form eines Monitorings,<br />

zum anderen die Vermittlung dieser Inhalte an die Akteure und Öffentlichkeit. Diese<br />

kann durch Visualisierungen wesentlich unterstützt und erleichtert werden.<br />

• Spezifische Bildinhalte vor austauschbaren Bildverpackungen<br />

Der Bedarf des Standortmarketings an Bildern der Region führt in allen vier<br />

<strong>Metropolregion</strong>en zur Erstellung von Bildverpackungen wie Internetseiten oder<br />

Magazinen. Diese Selbstdarstellungen der einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en sind dabei sehr<br />

ähnlich und austauschbar. Sollen spezifische Bilder für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong> entstehen, ist eine hintergründige Arbeit, die Arbeit an spezifischen<br />

Bildinhalten notwendig. Diese können dann nach Außen wie Innen zielgruppengerecht<br />

vermittelt werden.<br />

• Erfahrbarkeit und Sichtbarkeit der <strong>Metropolregion</strong> im Alltag<br />

Das Bild der Region sollte die alltägliche Wahrnehmbarkeit der <strong>Metropolregion</strong><br />

unterstützen. Erlebbarer, fühlbarer Nutzen der Kooperation auf dem metropolitanen<br />

Maßstab für die Menschen, wie er zum Beispiel über einen gemeinsamen Tarifverbund<br />

des ÖPNV entsteht, haben eine große Wirkung auf die mentalen Bilder der<br />

<strong>Metropolregion</strong> und befördern damit Bewusstseinsbildung und Identifikation. Das Bild<br />

der <strong>Metropolregion</strong> sollte also mehr beinhalten, als das Aufgreifen bestimmter<br />

Leuchttürme.<br />

Die Arbeit an dem Bild der EMM kann bereits in der Anfangsphase der Kooperation eine<br />

wichtige Unterstützung der übrigen inhaltlichen Arbeit sein. Daher schlagen wir vor, das Bild der<br />

<strong>Metropolregion</strong> mit einem Impulsprojekt anzugehen und zwar in Form eines Ideenwettbewerbs.<br />

Dieser soll als ein Startschuss begriffen werden, der die Kooperation stimuliert und einen<br />

konkret verwertbaren Output liefert. Er stellt in der Startphase der Zusammenarbeit ein<br />

öffentlichkeitswirksames Ereignis dar und ist eine Denkfabrik für die strategische wie operative<br />

Arbeit in der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

Ideenwettbewerb „Das Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“<br />

Das Bild einer <strong>Metropolregion</strong> setzt sich aus drei Kategorien räumlicher Bilder zusammen: Die<br />

realen Bilder beziehen sich auf direkt wahrnehmbare und erlebbare räumliche Eigenschaften,<br />

mediale Bilder sind Abbildungen, Repräsentationen der <strong>Metropolregion</strong>, mentale Bilder sind<br />

räumliche Vorstellungen im Kopf, die sich auf die realen und medialen Bilder beziehen (siehe<br />

Kapitel 3.1). Die Arbeit an dem „Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“ soll auf der<br />

realen und der medialen Ebene erfolgen und somit indirekt auch die mentalen Bilder<br />

beeinflussen. Dabei erfüllen die zwei Ebenen unterschiedliche Funktionen und ergänzen sich<br />

gegenseitig.<br />

92


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

• Die mediale Bildebene<br />

Hier geht es um die Erarbeitung gemeinsamer Bildinhalte für die Kommunikation<br />

innerhalb und außerhalb der <strong>Metropolregion</strong>. Das können Karten, Bilder, Diagramme,<br />

Animationen etc. sein, die sich auf reale, direkt erlebbare räumliche Eigenschaften<br />

beziehen, zum Beispiel bestimmte Leuchttürme der Region, oder auch nicht direkt<br />

wahrnehmbare räumliche Eigenschaften, wie sie zum Beispiel über statistische Daten<br />

abgebildet werden, darstellen. Gerade die funktionalen räumlichen Beziehungen<br />

innerhalb von <strong>Metropolregion</strong>en können so sichtbar gemacht werden. Die mediale<br />

Bildebene beinhaltet auch geeignete Präsentationsformen zur Vermittlung der<br />

erarbeiteten Inhalte, wie eine Internetseite oder eine Ausstellung.<br />

• Die reale Bildebene<br />

Die reale Ebene bezieht sich auf den fühlbaren Nutzen, den gelebten Mehrwert der<br />

Kooperation für die Menschen und Unternehmen in der <strong>Metropolregion</strong>. Darunter<br />

können zum Beispiel bestimmte Serviceangebote, metropolitane Medien, ein<br />

verbessertes ÖPNV-Netz oder gesteigerte Freiraumqualitäten fallen. Durch ihre<br />

besondere Anschaulichkeit wirken die Projekte bewusstseinsfördernd und<br />

identitätsstiftend und können damit gleichzeitig neue Inhalte und Impulse für die<br />

mediale Arbeit an dem Bild der <strong>Metropolregion</strong> liefern.<br />

Die reale Ebene ergänzt die mediale Bildebene. Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> zielt nicht nur auf<br />

die Veränderung der Wahrnehmung im Kopf des Betrachters, sondern versucht auch die<br />

Wahrnehmbarkeit des Gegenstands selbst, der <strong>Metropolregion</strong>, zu unterstützen.<br />

Abbildung 12: Der Ideenwettbewerb „Das Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“ hat<br />

reale und mediale Bilder zum Gegenstand, die mentalen Bilder werden indirekt beeinflusst.<br />

Aufgabenstellung des Ideenwettbewerbs<br />

In dem Ideenwettbewerb soll eine parallele Arbeit auf den zwei beschriebenen Bildebenen<br />

geleistet werden. In einem Wettbewerb um geeignete Abbildungen und Darstellungen der<br />

93


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong> sollen verschiedene räumliche Lesarten erarbeitet werden, die qualitative aber<br />

auch quantitative Aussagen, zum Beispiel in einem statistischen Bild der <strong>Metropolregion</strong>, über<br />

die <strong>Metropolregion</strong> machen. Anknüpfend an die Geschichten, soll versucht werden, auch die<br />

Region – nicht nur die Metropole – mit ihren verschiedenen Teilräumen darzustellen. Die<br />

konzipierten funktionalen und räumlichen Komplementaritäten zu den einzelnen Geschichten<br />

innerhalb der <strong>Metropolregion</strong> sollen bildhaft sichtbar und weiterentwickelt werden. Dadurch<br />

kann eine integrative Sichtweise auf die <strong>Metropolregion</strong> entwickelt werden und das mediale Bild<br />

die laufende inhaltliche Arbeit ergänzen. Ausgehend von diesem erarbeiteten räumlichbildhaften<br />

Verständnis der EMM sollen Projektvorschläge eingereicht werden für reale<br />

Interventionen in der <strong>Metropolregion</strong>. Es geht darum, die Erfahrbarkeit und Sichtbarkeit der<br />

<strong>Metropolregion</strong> im Alltag zu steigern. Die Projekte sollen bewusstseinsfördernd und<br />

identitätsstiftend sein und medial kommuniziert werden können. Eine direkte Anknüpfung an die<br />

Geschichten scheint sinnvoll zu sein.<br />

Abbildung 13: Aufgabenstellung und Output des Ideenwettbewerbs „Das Bild der <strong>Europäische</strong>n<br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“<br />

Output und Nutzen<br />

Beide Arbeitsebenen des Wettbewerbs, die mediale und die reale, können die öffentliche<br />

Diskussion um die Wahrnehmung und die Qualitäten der <strong>Metropolregion</strong> anregen. Die medialen<br />

Bilder können für die Medien der <strong>Metropolregion</strong>, zum Beispiel auf der Internetseite, oder auch<br />

in Ausstellungen verwendet werden. Die Projektideen bilden einen Fundus für eine spätere<br />

Konkretisierung und Umsetzung.<br />

Vorgehensweise<br />

An dem Wettbewerb können Fachleute verschiedener Disziplinen teilnehmen wie Stadt- und<br />

RegionalplanerInnen, ArchitektInnen, LandschaftsarchitektInnen, GeographInnen,<br />

DesignerInnen und KünstlerInnen. In interdisziplinären Teams sollen zwingend verschiedene<br />

fachliche Zugangsweisen verbunden werden: analytische, planerische und künstlerische.<br />

94


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Für die Ausschreibung des Ideenwettbewerbs ist eine Vorarbeit notwendig. Damit die<br />

verschiedenen Bausteine der inhaltlichen Arbeit in der <strong>Metropolregion</strong> tatsächlich ineinander<br />

greifen können, müssen bereits gewisse Grundlagen, zum Beispiel zu den Geschichten,<br />

erarbeitet worden sein. Die Geschichten können über das Bild der Region gut<br />

zusammengebunden und Vernetzungspotenziale sichtbar gemacht werden.<br />

Über diese Vorarbeit werden die verschiedenen Akteure der <strong>Metropolregion</strong> in den Prozess um<br />

das Bild der Region eingebunden. In der Jury sollten die verschiedenen Teilräume der<br />

<strong>Metropolregion</strong> sowie wichtige Entscheidungsträger vertreten sein. Der Entscheidungsprozess<br />

ist für die Akteure dann Gelegenheit und Unterstützung, eine gemeinsame Wahrnehmung der<br />

<strong>Metropolregion</strong> zu entwickeln. Weitere Akteure und die Öffentlichkeit könnten zum Beispiel über<br />

Bürgerhearings beteiligt werden. Da der Ideenwettbewerb aber kein Leitbildprozess ist, geht es<br />

hier nicht um das Erzielen eines möglichst großen Konsenses, sondern um die Unterstützung<br />

der Bewusstseinsbildung und damit Identifikation möglichst vieler und verschiedener Akteure<br />

mit der EMM.<br />

Der Ideenwettbewerb ist ein Instrument, um an dem Bild der Region zu arbeiten. Dies ist auch<br />

ohne eine konkrete Umsetzung der Wettbewerbsergebnisse sinnvoll. Zumal können bestimmte<br />

Ergebnisse, wie die medialen Bildinhalte, sich direkt einsetzen für Kommunikation und<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Bei der Finanzierung geht es also allein um Organisation und<br />

Durchführung des Wettbewerbs selbst, inklusive der Preisgelder und Öffentlichkeitsarbeit. Für<br />

die Projektideen könnten die zunächst mangelnden finanziellen Umsetzungsmöglichkeiten als<br />

Freiheit verstanden werden, auch visionär zu arbeiten.<br />

Präsentation der Ergebnisse<br />

Entscheidend für die Wirkung des Ideenwettbewerbs ist eine professionelle Präsentation der<br />

Ergebnisse. Die verschiedenen Formen der Präsentation müssen von vorn herein auch<br />

finanziell mit eingeplant sein, damit der Wettbewerb sein Potenzial für Bewusstseinsbildung und<br />

Motivation in der <strong>Metropolregion</strong> entfalten kann. Insbesondere eine Wanderausstellung der<br />

besten Ergebnisse durch die EMM eignet sich dafür, die Bevölkerung direkt einzubeziehen. Bei<br />

der Präsentation geht es weniger um das Herausstellen des Siegerbeitrags, denn gerade über<br />

die Vielfalt und Gegensätze der eingereichten Bilder der <strong>Metropolregion</strong> kann die öffentliche<br />

Diskussion und Wahrnehmung angeregt werden.<br />

95


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

5 Organisationsstrukturen<br />

Die Konstitution einer einzelne Projekte übergreifenden Zusammenarbeit in der <strong>Europäische</strong>n<br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) steht am Anfang, gleichzeitig finden sich in der EMM bereits<br />

eine Vielzahl existierender Netzwerke und Initiativen. Die wichtigen Akteure und Stakeholder<br />

wünschen sich schlanke und transparente Strukturen für die Kooperation in der EMM und<br />

wollen dabei die vorhandenen Ansätze integrieren. Das scheint auch angemessen zu sein für<br />

die mögliche inhaltliche Strategie „Less Is More“ der Zusammenarbeit, bei der anfangs auf eine<br />

begrenzte Anzahl von Themenfeldern und Projekten gesetzt wird. Der Vergleich der vier<br />

<strong>Metropolregion</strong>en zeigt aber, dass wohl ein Mindestmaß an Organisationsstruktur und damit<br />

verbundenen finanziellen Mitteln notwendig ist, will man auf dem Maßstab der <strong>Metropolregion</strong><br />

tatsächlich dauerhaft kooperieren. Gleichzeitig ist es notwendig, mit der Organisationsform das<br />

Nebeneinander vorhandener Kooperationen zusammenzuführen und zu strukturieren.<br />

Wesentlich für den Erfolg der Zusammenarbeit sind aber vor allem die Personen, welche diese<br />

Strukturen erst mit Leben erwecken. Das bedeutet auch, dass in der gewählten<br />

Organisationsform genügend Raum vorhanden sein muss für das Engagement der<br />

verschiedenen Akteure und Stakeholder.<br />

Herausforderungen und Erkenntnisse für die Wahl der Organisationsstrukturen<br />

Aus dem Quervergleich der Kooperationsformen der vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en und<br />

dem Wunsch nach einfachen und transparenten Strukturen der Zusammenarbeit in der<br />

<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ergeben sich die wesentlichen Herausforderungen für<br />

die Wahl der geeigneten Organisationsstrukturen.<br />

• Trennung von Entscheidungs- und Arbeitsebene<br />

Die Trennung von Entscheidungs- und Arbeitsebene findet sich in allen vier<br />

untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en. Die Entscheidungsebene ist abgesehen von der<br />

<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar ausschließlich besetzt mit demokratisch legitimierten<br />

Vertretern der Gemeinden, Landkreise und auch der Bundesländer. Auf der<br />

Arbeitsebene können weitere Akteure eingebunden werden. Für das Verhältnis von<br />

Entscheidungs- und Arbeitsebene sind ausreichende Koordination, Überblick und<br />

gegebenenfalls auch Kontrolle der Entscheidungsträger über die Aktivitäten in den<br />

Arbeitskreisen und Projekten einerseits, aber auch die möglichst große<br />

Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit für die in konkreten Projekten aktiven<br />

Akteure anderseits wichtig. Letzteres ist dann besonders hervorzuheben, wenn die<br />

Entscheidungsebene nur das Label und die Plattform <strong>Metropolregion</strong> zur Verfügung<br />

stellen kann, nicht aber finanzielle Mittel oder personelle Ressourcen zur Umsetzung<br />

von Projekten. Dann sind die Fragen der Attraktivität des auch finanziellen<br />

Engagements und der möglichst großen Motivation der unmittelbar Beteiligten<br />

entscheidend. Die Verbindung von Entscheidungs- und Arbeitsebene kann dabei über<br />

die Kriterien für die Vergabe des Labels <strong>Metropolregion</strong> geschehen oder über die<br />

Besetzung der Arbeitskreise zum Beispiel mit Vertretern der Politik, um eine personelle<br />

Kontinuität zwischen den beiden Ebenen zu bewahren (Nürnberg) oder umgekehrt<br />

durch die Einbindung von den auf der Arbeitsebene maßgeblich beteiligten Akteuren<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden in die Entscheidungsebene (Rhein-<br />

Neckar). Eine vierte Möglichkeit besteht in der zusätzlichen Schaffung einer<br />

strategischen Ebene, die sich aus Vertretern beider Ebenen zusammensetzt<br />

(Nürnberg).<br />

• Entscheidungsebene, oberstes Beschlussgremium der <strong>Metropolregion</strong><br />

Für die Organisation der Entscheidungsebene der <strong>Metropolregion</strong> sind die Fragen der<br />

Arbeitsfähigkeit nach innen, der Repräsentation nach außen sowie der demokratischen<br />

Legitimation wesentlich. Die Gliederung des obersten Beschlussgremiums in eine<br />

Vollversammlung der konstituierenden Mitglieder der <strong>Metropolregion</strong> und einen daraus<br />

gewählten Lenkungskreis bzw. Präsidium scheint sich zu bewähren (Hamburg und<br />

96


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Nürnberg). Die Vollversammlung tagt nur selten, zum Beispiel ein- bis zweimal jährlich,<br />

der Lenkungskreis kann alle für das Tagesgeschäft notwendigen Entscheidungen<br />

treffen. Einen Vorsitzenden der Entscheidungsebene der <strong>Metropolregion</strong> gibt es in der<br />

<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg mit dem Oberbürgermeister von Nürnberg mit zwei<br />

Stellvertretern, einem Landrat und einem Bürgermeister. In Hamburg hingegen gibt es<br />

keine dem Lenkungskreis vorstehende Person, hier übernehmen die<br />

Ministerpräsidenten teilweise die Aufgabe der sichtbaren politischen Repräsentation der<br />

<strong>Metropolregion</strong>. Empfehlenswert ist die Idee eines doppelt besetzten Vorsitzes. Die<br />

Verantwortung nach innen und der gemeinsame Auftritt nach außen kann durch das<br />

„Zwei-Schultern-Prinzip“ verdeutlicht werden.<br />

• Einbindung weiterer Akteure von außerhalb der Politik und Verwaltung<br />

Unter dem Gesichtspunkt der Leistungsfähigkeit einer <strong>Metropolregion</strong> erscheint es<br />

angezeigt, möglichst kräftige Partner an Bord zu haben. Dazu zählen in jedem Fall die<br />

privatwirtschaftlichen Unternehmen. Der Einbezug von einem oder zwei<br />

Unternehmensvertretern – wenn möglich aus der international tätigen<br />

Produktionswirtschaft und den wissensintensiven Dienstleistungen – verleiht der<br />

Entscheidungsebene zusätzliche kosmopolitische Kompetenz. Die Einbindung von<br />

weiteren Akteuren erfolgt in allen vier <strong>Metropolregion</strong>en auf der Arbeitsebene. In Rhein-<br />

Neckar sind diese Akteure zusätzlich auch in die Entscheidungsebene eingebunden,<br />

die Kommunen haben dort aber stets die Mehrheit. Wichtig scheint zu sein, den<br />

weiteren Akteuren auch sichtbare Positionen in der Gesamtorganisation der<br />

<strong>Metropolregion</strong> anzubieten. Das kann zum beispielsweise über die starke<br />

Personalisierung von Arbeitskreisen geschehen oder über Themenpatenschaften wie in<br />

Rhein-Neckar. Die relativ schwache Präsenz von privaten Akteuren in der<br />

<strong>Metropolregion</strong> Hamburg steht auch in Zusammenhang mit der Organisationsstruktur, in<br />

der keine sichtbaren Positionen für solche Akteure vorgesehen sind.<br />

• Einbindung der Landesebene<br />

Es stellt sich die Frage, wie in der EMM die Einbindung der Landesebene in die<br />

Organisationsstrukturen erfolgen kann. In der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg sind zwei<br />

Minister der Landesregierung, der Bezirkstagspräsident und der Regierungspräsident<br />

kooptierte, das heißt angebundene Mitglieder der Entscheidungsebene. In der<br />

<strong>Metropolregion</strong> Hamburg sind die Ländervertreter voll eingebunden in die<br />

Entscheidungsebene.<br />

• Die operative Ebene: Agentur und Projektträger<br />

Selbst bei schlanken Strukturen für die EMM scheint die Einrichtung einer<br />

gemeinsamen Organisationseinheit notwendig zu sein, wie dies in allen vier<br />

untersuchten Referenzräumen erfolgt ist. Diese gewährleistet ein Mindestmaß an<br />

verlässlicher und kontinuierlicher Organisation, sie stellt die Kommunikation nach innen,<br />

zum Beispiel die Koordination der Arbeitskreise, und außen, zum Beispiel die<br />

Koordination des Marketings, sicher. Dazu wird eine personelle und finanzielle<br />

Mindestausstattung benötigt mit einem hauptamtlichen Grundgerüst und einem Etat mit<br />

Sachmitteln.<br />

Die Beschränkung auf eine schlanke Organisationsform für die EMM würde für die<br />

Arbeitsebene bedeuten, dass für die konkrete Umsetzung der bearbeiteten<br />

Themenfelder in einzelnen Projekten jeweils situativ geeignete operative Strukturen zu<br />

finden sind. Diese arbeiten unter dem Dach der <strong>Metropolregion</strong> aber unabhängig von<br />

deren Organisationsform, zum Beispiel in Form von GmbHs oder Vereinen. Das<br />

bedeutet, dass die Zusammensetzung der Projektbeteiligten und die Aufstellung der<br />

Finanzierung für jedes Projekt neu erfolgen müssen.<br />

97


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

5.1 Die Strukturen: Aufbau- und Ablauforganisation<br />

Die Kooperation in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) benötigt, um arbeitsfähig<br />

zu werden, eine organisatorische Grundstruktur, die unter anderem folgende Merkmale<br />

aufweisen sollte:<br />

• Die Fähigkeit, strategische Ziele zu erreichen<br />

• Die Fähigkeit, Projekte anzustoßen, zu entwickeln und umzusetzen<br />

• Die Integration bestehender regionale Akteure<br />

• Handlungsfähigkeit und Flexibilität<br />

• Eine schlanke Struktur und kosteneffizientes Arbeiten<br />

• Demokratische Legitimität<br />

Aus den bisherigen Überlegungen heraus schlagen wir für die Initialphase der EMM das in<br />

Abbildung 14 dargestellte Modell vor, dessen Gesamtstruktur durch den Rat beschlossen und<br />

zusammengehalten wird. Im Sinne von „Structure Follows Strategy“ wird die inhaltliche Arbeit<br />

entlang der Geschichten organisatorisch strukturiert. Diese Arbeit wird im Wesentlichen durch<br />

die Arbeitskreise geleistet, welche durch Agentur, Lenkungskreis und Metropolenkonferenz<br />

unterstützt und koordiniert werden. Die Zusammensetzung und Aufgaben der einzelnen<br />

Gremien werden im Folgenden beschrieben.<br />

Abbildung 14: Vorgeschlagene Organisationsstruktur der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />

<strong>München</strong><br />

98


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Rat<br />

Zusammensetzung:<br />

Der Rat der EMM besteht in der Mehrheit aus demokratisch legitimierten Vertretern der<br />

Gebietskörperschaften. Es sollten nach Möglichkeit<br />

• alle Bürgermeister der Oberzentren in der EMM<br />

• alle interessierten Landräte<br />

• ein Bürgermeister einer kleineren Gemeinde<br />

• ein Vertreter der bayerischen Staatsregierung<br />

• zwei Vertreter der Wirtschaft aus produzierendem Gewerbe und wissensbasierter<br />

Dienstleistung<br />

• ein Vertreter der Wissenschaft<br />

einbezogen sein. Der Einbezug weiterer Akteure von außerhalb der Politik und Verwaltung ist<br />

insofern wichtig, als damit der Entscheidungskreis der <strong>Metropolregion</strong> um weitere Blickwinkel<br />

und Interessenslagen ergänzt wird.<br />

Zwei Ratsmitglieder übernehmen den Vorsitz als erster und zweiter Vorsitzender. Hierbei<br />

handelt es sich um Oberbürgermeister der größeren Städte in der EMM. Der Leiter der Agentur<br />

ist ohne Stimmrecht mit anwesend. Die Arbeit des Rats kann zunächst mit den motivierten<br />

Politikern starten, sollte aber offen für weitere politische Akteure bleiben. Es gilt der Grundsatz:<br />

Wer in der EMM mitmachen will, muss dafür auch bezahlen. Für die Vertreter der Wirtschaft<br />

muss ein Finanzierungsmodus erarbeitet werden.<br />

Aufgaben:<br />

• Zentrale Vertretung und Legitimation nach außen<br />

• Einsetzen der Vorsitzenden der Arbeitskreise<br />

• Kontrolle des Lenkungsausschusses und des Arbeitsprogramms<br />

• Budgetrecht<br />

Zusammenkunft: Zweimal jährlich oder nach Bedarf<br />

Lenkungskreis<br />

Zusammensetzung:<br />

• Delegierte der Ratsmitglieder<br />

• alle Vorsitzenden der Arbeitskreise<br />

Die Anzahl der Arbeitskreise kann mit Zustimmung des Rates steigen.<br />

Aufgaben:<br />

• Erarbeiten eines Vorschlags für ein koordiniertes Arbeitsprogramm der EMM als Vorlage für<br />

den Rat.<br />

• Koordinierung der einzelnen Aktivitäten in den Arbeitskreisen<br />

Zusammenkunft: In den ersten zwei Jahren: Sechsmal jährlich, ein Mitarbeiter bzw. eine<br />

Mitarbeiterin der Agentur wirkt beratend mit.<br />

99


Arbeitskreise<br />

Zusammensetzung:<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die Arbeitskreise entwickeln die einzelnen Wertschöpfungsgeschichten und setzen sie um. Für<br />

die Bearbeitung dieser Geschichten ist es notwendig, Akteure mit unterschiedlichen fachlichen<br />

Hintergründen und Interessen aus verschiedenen Teilräumen der <strong>Metropolregion</strong><br />

einzubeziehen. Die Arbeitskreise werden durch einen Vorsitzenden geleitet. Dabei ist die<br />

Besetzung mit einem fachlichen Experten oder einer fachlichen Expertin sinnvoll. Weitere<br />

Mitglieder des Arbeitskreises werden durch Kooptation einbezogen. Hierbei können bestehende<br />

Strukturen wie zum Beispiel die Akteure der Inzell-Initiative aufgegriffen werden.<br />

Aufgaben:<br />

• Weiterentwicklung der Wertschöpfungsgeschichte,<br />

• Entwickeln von umsetzungsfähigen Projekten<br />

• Einwerben von Finanzmitteln<br />

Zusammenkunft: Bestimmt der Vorsitzende nach Rhythmus des Arbeitsverlaufes.<br />

Agentur der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Zusammensetzung:<br />

In der Agentur arbeiten mindestens zwei Experten oder Expertinnen. Die Mitarbeiter bzw.<br />

Mitarbeiterinnen der Agentur sollten fachlich einschlägig qualifiziert sein.<br />

Aufgaben:<br />

• Vertretung der <strong>Metropolregion</strong> nach außen<br />

• Organisation des Marketings und der Öffentlichkeitsauftritte (unter anderem die<br />

Internetseite, Messeauftritte)<br />

• Unterstützung der Arbeit der Arbeitskreise durch sektorübergreifendes Know-How,<br />

Aufbereitung der Fördermöglichkeiten von Projekten, Funktion als Impulsgeber<br />

• Information der Beteiligten<br />

• Organisation der Metropolenkonferenz<br />

• Unterstützung des Lenkungskreises bei der Koordination<br />

• Sicherstellen des Austauschs mit anderen <strong>Metropolregion</strong>en, Mitwirken in deutschen und<br />

europäischen Netzwerken<br />

Die Agentur ist eine schlagkräftige Einrichtung, die sich nicht als Verwaltung der <strong>Metropolregion</strong><br />

versteht, sondern die Managementfunktion ausfüllt.<br />

Metropolenkonferenz<br />

Die Metropolenkonferenz ist eine für die Beteiligten der EMM, Experten und Interessierte<br />

öffentlich zugängliche und öffentlichkeitswirksame Veranstaltung. Ihre Hauptaufgaben sind:<br />

• Information über die Arbeit der EMM<br />

• Mobilisierung von Akteuren<br />

• Austausch von Fachwissen<br />

Die Metropolenkonferenz steht wechselnd unter einem Thema, das sich aus den Aufgaben der<br />

Arbeitskreise ergibt. Sie kann also den Wertschöpfungsgeschichten als Plattform dienen. Sie ist<br />

ein Forum, auf dem geladene externe Experten bzw. Expertinnen ihre Sicht auf die EMM mit<br />

100


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

den Akteuren diskutieren können. Hier können neue Mitglieder und Projektmittel bzw.<br />

Sponsoren für die Arbeitskreise geworben werden, hier können in Workshops neue<br />

Projektideen entstehen und so die Arbeit der Arbeitskreise ergänzen. Der Netzwerkgedanke der<br />

Geschichten spiegelt sich in der Konzeption der Konferenz wider, ebenso ergänzen sich hier<br />

die räumlichen und funktionalen Potenziale in der EMM.<br />

Organisation: einmal jährlich, durch die Agentur<br />

Finanzierung: Teilnehmer und Agentur<br />

5.2 Die Akteure der EMM: Promotoren und Motivatoren<br />

Die Arbeit und Gestaltung der EMM kann nicht allein durch die in Kapitel 5.1 genannten<br />

Gremien erfolgen. Je mehr Bürger, Politiker, Unternehmen und Verbände den Maßstab als<br />

Chance und Kooperationsmöglichkeit begreifen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für<br />

positive Ergebnisse.<br />

Die Motivation ist dabei essentiell. Sie hat viel mit Aufklärungsarbeit zu tun, ohne die<br />

Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wird es nicht gehen. Hierzu ist ein schrittweises Vorgehen<br />

sinnvoll. Über Promotoren und Multiplikatoren können sich die Vorteile gemeinsamen Handelns<br />

in der EMM ausbreiten. Eine wichtige Rolle spielen hier große Unternehmen in der EMM mit<br />

Bezug zu den Metropolfunktionen.<br />

Es gilt darüber nachzudenken und abzuklären, wie bestehende Initiativen zu der EMM stehen.<br />

Parallele und nicht koordinierte Aktivitäten von GMA und der EMM sind beispielsweise zu<br />

vermeiden. Die meisten bisherigen Kooperationsformen in der EMM bieten viel versprechende<br />

Anknüpfungspunkte, daher sind diese Fragen ausgehend von der in Kapitel 5.1<br />

vorgeschlagenen Struktur möglichst auf Ebene der Arbeitskreise zu klären.<br />

Es sind unter anderem folgende Institutionen, Initiativen und Verbände, die mit der EMM<br />

zusammenarbeiten sollten bzw. die Aufgaben für sie wahrnehmen können und damit personelle<br />

und organisatorische Ressourcen für die EMM darstellen:<br />

• Wirtschaftsraum Südbayern – Greater Munich Area e.V. (GMA)<br />

• Regionaler Planungsverband <strong>München</strong><br />

• Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum <strong>München</strong><br />

• Industrie- und Handelskammer <strong>München</strong>-Oberbayern<br />

• Nord-Allianz<br />

• Inzell-Initiative<br />

• Münchner-Verkehrs- und Tarifverbund<br />

• Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den Landkreisen um <strong>München</strong><br />

e.V. (Erholungsflächenverein e.V.)<br />

• Heideflächenverein e.V.<br />

• Isartalverein e.V.<br />

• Verein Dachauer Moos e.V.<br />

• Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie<br />

Diese Aufzählung ist beispielhaft zu verstehen und nicht abschließend. Es geht dabei auch<br />

nicht zwangsläufig um eine Veränderung dieser bestehenden Arbeitstrukturen, sondern um die<br />

Klärung, wie man gemeinsam in der EMM weiter erfolgreich arbeiten will und kann.<br />

5.3 Die Formen der Kooperation<br />

Die Zusammenarbeit in der EMM kann sich wegen eines nicht vorhandenen Drucks von oben<br />

nur in einem Bottom-Up-Prozess formieren, der auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruht. Daher<br />

101


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

ist der Rat gezwungen, bei anstehenden Entscheidungen stets auf einen – weitgehenden –<br />

Konsens hinzuarbeiten. Es ist sinnvoll sich auf grundlegende Prinzipien der Kooperation zu<br />

verständigen und Spielregeln zu vereinbaren. Diese müssen auch die Arbeitsfähigkeit in<br />

Konfliktsituationen sicherstellen, denn Blockadestrategien würden dem Kooperationsgedanken<br />

widersprechen und eine weitere Arbeit bedrohen. Das Prinzip der Stimmenthaltung gibt<br />

Mitgliedern die Möglichkeit, die Aktivitäten anderer nicht aktiv zu unterstützen, diese aber auch<br />

nicht zu verhindern und somit zu dulden.<br />

Eine Arbeit auf gleicher Augenhöhe wie im Fall der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg ist für die<br />

Beteiligten motivierend. Angesichts recht starker und bisher eigenständig denkender<br />

Oberzentren in der EMM scheint uns das in der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg angewendete Prinzip,<br />

dass jede Stimme im Rat das gleiche Gewicht haben sollte, auch für die EMM geeignet.<br />

5.4 Die Finanzierung<br />

Die im Kapitel 5.1 vorgeschlagene Struktur benötigt ein Mindestmaß an Finanzierung.<br />

Die nötige Arbeit des Rats, des Lenkungsausschusses und der Arbeitskreise sollten über<br />

vorhandene Personalressourcen erbracht werden und müssen nicht extra vergütet sein. Man<br />

kann diese Arbeit ohne weiteres zu den Kernaufgaben des Personenkreises zählen.<br />

Notwendig ist die Finanzierung der Agentur in Form von Personal- und Sachmitteln. Dabei ist<br />

die Anzahl von zwei festen Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen die untere Grenze der<br />

personellen Ausstattung, um die zu erwartende Koordinations- und Marketingarbeit<br />

professionell bewältigen zu können. Ferner benötigt die Agentur einen Haushalt, um ihre<br />

Aufgaben sinnvoll und professionell ausführen zu können. Räumlichkeiten und eine<br />

Büroausstattung etc. können unter Umständen als „Naturalleistung“ mit bereits vorhandenen<br />

Kapazitäten dargestellt werden. Administrationsaufgaben sind effizient an externe Anbieter<br />

solcher Dienstleistungen auszulagern.<br />

Für das zentrale Marketing der EMM durch die Agentur wie zum Beispiel der Aufbau und die<br />

Pflege der Internetseiten sollte der Agentur ein nicht zu knapper Betrag als<br />

Anschubfinanzierung zur Verfügung stehen. Ebenso sollte die Agentur Mittel haben, ein<br />

externes Coaching bzw. externe Gutachten anzufordern.<br />

Die Projekte sollten grundsätzlich in den Arbeitskreisen erarbeitet werden. Dort muss auch<br />

primär nach den Finanzierungsmöglichen, Fördermitteln und Sponsoren gesucht werden. Auch<br />

hier kann es allerdings sinnvoll sein, wenn durch die Agentur eine Anschubfinanzierung<br />

erfolgen kann, zum Beispiel für die Kosten der Projektakquisition.<br />

Generell ist zu bedenken, dass ein „armseliger Einstieg“ dem Aufbau des Labels EMM schadet,<br />

da dann weder an den Inhalten mit der notwendigen Qualität und Intensität gearbeitet werden<br />

kann, noch kann die unabdingbare Kommunikationsarbeit nach innen und außen geleistet<br />

werden. Es ist professionelle Arbeit nötig und die hat ihren Preis. Ein Betrag zwischen 250 000<br />

und 500 000 Euro jährlich ermöglicht einen sinnvollen und professionellen Beginn im Sinne der<br />

oben geschilderten Aufgaben incl. der Internetseite. Dies entspricht, falls alle Landkreise und<br />

kreisfreien Städte des Kerngebietes der EMM zum Mitmachen bewogen werden können, einem<br />

Betrag von 5 bis 10 Cent pro Einwohner. Die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg zum Beispiel leistet sich<br />

letzteren Betrag.<br />

Ein Prinzip der gleichen Augenhöhe bei Entscheidungen legt auch eine faire und transparente<br />

Finanzierung nahe. Die Erhebung der Beiträge nach Einwohnerzahl würde das unterstützen.<br />

Es besteht die Option, nach einer gewissen Zeit bei gut laufenden Projekten einen Teil der<br />

Agenturarbeit refinanzieren zu können. So können durch die Internetseite auch<br />

Werbeeinnahmen eingespielt werden und die Kosten dadurch zumindest gesenkt werden. Am<br />

Anfang wird jedoch immer eine Anschubfinanzierung nötig sein. Beiträge vom Freistaat Bayern<br />

wären wünschenswert, in anderen Bundesländern (Baden-Württemberg, Rhein-Neckar) werden<br />

diese geleistet.<br />

102


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Generell sollte das Prinzip gelten, dass diejenigen, welche von der Koordinationsarbeit der<br />

EMM Nutzen und Vorteile haben, sich auch an deren Finanzierung beteiligen.<br />

103


Anhang<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Portraits der vier <strong>Metropolregion</strong>en<br />

In Kapitel 2.2 werden die Ergebnisse der vergleichenden Analyse der vier <strong>Metropolregion</strong>en<br />

Hamburg, Rhein-Neckar, Stuttgart und Nürnberg zum Zwecke der Übersicht in knapper<br />

tabellarischer Form aufgeführt. Diese basieren auf den hier im Anhang ausformulierten Portraits<br />

jeder einzelnen <strong>Metropolregion</strong>. Sie enthalten jeweils die wesentlichen Analyseergebnisse<br />

hinsichtlich der Untersuchungsebenen Strategie, Struktur und Kultur.<br />

Hamburg<br />

Abbildung A1: Umgriff <strong>Metropolregion</strong> Hamburg: Freie und Hansestadt Hamburg mit 8<br />

Landkreisen in Niedersachsen und 6 in Schleswig-Holstein. (Quelle: inixmedia GmbH Marketing<br />

& Medienberatung 2006)<br />

A Strategie<br />

Auslöser<br />

„Grenzland-Effekt“: Die Stadt-Umland Problematik – Fragen das Ausgleichs der Lasten<br />

zwischen Stadt und Umland einerseits und des notwendigen Aufbaus einer<br />

grenzüberschreitenden Infrastruktur anderseits – waren Anlass für die Kooperation auf<br />

Länderebene. Die Diskussion um den Nordstaat, gemeint ist die Fusion der einzelnen<br />

Bundesländer, wird unter anderem in dem Scharpf-Gutachten 1990 angeregt. Da diese Fusion<br />

aber nicht zustande kommt, konzentriert man sich nun auf die Kooperation in der<br />

<strong>Metropolregion</strong> (Knieling 2006).<br />

104


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die Intensivierung und die Umorientierungen innerhalb der Zusammenarbeit in der<br />

<strong>Metropolregion</strong> seit dem Jahr 2000 sind wohl auch dem Weitblick von ein paar Leuten zu<br />

verdanken, die merken, dass es „den Bach runter geht“, wenn man nichts tut (Machule 2006).<br />

Ein Grund für die verstärkten Bemühungen um Kooperationen ist sicher das Bewusstsein über<br />

den verschärften globalen Standortwettbewerb. Als ein Beispiel, welches man wohl vor Augen<br />

hatte, wird das Aufstreben der Öresund-Region genannt. Dabei wurde auch klar, dass es noch<br />

kein ausreichendes Bewusstsein für die eigenen Qualitäten in der Region gibt, zum Beispiel für<br />

die vorhandenen wirtschaftlichen Cluster (Machule 2006).<br />

Herausforderungen und Problemlagen<br />

Eine wesentliche Herausforderung in der Region sind die Ländergrenzen, die Hamburg von<br />

seinem Umland abschneiden. Die Stadt-Umland-Problematik ist daher besonders<br />

anspruchsvoll.<br />

Die Positionierung von Hamburg im internationalen Standortwettbewerb verlangt nach einem<br />

adäquaten räumlichen Umgriff; denn der Wirtschaftsraum Hamburg geht weit über die<br />

Ländergrenzen hinaus.<br />

Zukünftig werden sich zunehmend Fragen der Auslastung und Effizienzsteigerung der<br />

öffentlichen Infrastruktur stellen. Prognosen zeigen, dass in der Region mit der Gleichzeitigkeit<br />

von Wachstums- und Schrumpfungsprozessen zu rechnen ist. Außerdem gibt es wachsende<br />

Haushaltsdefizite der öffentlichen Hand.<br />

Themenfelder und Projekte<br />

Die heutigen Themenfelder lassen sich aus der historischen Entwicklung heraus verstehen. Sie<br />

sind eine Mischung aus Themen der Stadt-Umland-Problematik, der Regionalplanung und<br />

Regionalentwicklung und der Landesplanung. Die <strong>Metropolregion</strong> ist ein Schmelztiegel<br />

verschiedener Themenfelder.<br />

Am Anfang der regionalen Kooperation ging es um eine Stadt-Umland Problematik und<br />

traditionelle Themenfelder der Landes- und Regionalplanung wie Raumstruktur und<br />

Flächenmanagement.<br />

Die regionalen Entwicklungskonzepte von 1996 und 2000 sind thematisch sehr umfassend und<br />

breit aufgestellt, geprägt von einem integrativen, umfassenden Ansatz der Raumentwicklung.<br />

Das erarbeitete Programm wird im Nachhinein von einigen Akteuren als zu umfangreich, zu<br />

anspruchsvoll eingeschätzt (Güss, Schwieger 2006).<br />

2005 kommt es zu einer Neujustierung der Themen und zu einer Konzentration auf drei<br />

Themenfelder, die auch in dem Verwaltungsabkommen verankert sind.<br />

Internationale Wettbewerbsfähigkeit, Internationalisierungsstrategie. Anpassen der regionalen<br />

Kooperation an den Wirtschaftsraum HH, der ja viel größer als das Stadtgebiet HH ist.<br />

Demographischer Wandel mit der Herausforderung der Daseinsvorsorge. Es gibt auch<br />

strukturschwache, überschuldete Landkreise in der MR wie zum Beispiel den Landkreis<br />

Lüchow-Dannenberg, der sich wegen Überschuldung auflösen wollte.<br />

Raumentwicklung, Raumstruktur und Flächenmanagement<br />

Als konkrete Projekte lassen sich zum einen Projekte nennen, welche aus dem REK<br />

hervorgegangen sind. Die 34 Leitprojekte behandeln vor allem Themen auf regionaler Ebene<br />

wie Abfallwirtschaft, regionale Landwirtschaft, gemeinsame Gewerbegebiete, Naturschutz- und<br />

Erholungsgebiete und aber auch Themen mit metropolitaner Tragweite wie der ÖPNV,<br />

Lernende <strong>Metropolregion</strong> Hamburg, Flughafen Hamburg, Existenz- und Ausgründungen aus<br />

Hochschulen (Gemeinsame Landesplanung Hamburg/Niedersachsen/Schleswig-Holstein<br />

2000).<br />

Als Projekte unter der neuen thematischen Fokussierung der Kooperation in der <strong>Metropolregion</strong><br />

Hamburg lassen sich nennen: Die Clusterprojekte Norder- und Süderelbe als teilräumliche<br />

Projekte mit starkem Engagement der Privatwirtschaft. Ziel ist die Identifizierung und Förderung<br />

105


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

zukunftsträchtiger Branchen länder- und regionsübergreifend. Die Süderelbe AG stärkt die<br />

Bildung von Clustern und setzt auf die Verknüpfung von Unternehmen und Kompetenzträgern<br />

zukunftsträchtiger und innovativer Branchen (Süderelbe AG 2006). Das gemeinsame Marketing<br />

für die <strong>Metropolregion</strong> mit einer Marke und Logos. E-government als Leitprojekt der<br />

gemeinsamen Verwaltungsmodernisierung. Der Ausbau des HVV nach Norden und Süden<br />

2002/2003. Die Metropolcard, die Maritime Landschaft Unterelbe und der Elbradwanderweg<br />

(Güss, Schwieger 2006).<br />

Die Stellung und die Qualität des Marketings der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg werden als sehr<br />

hoch eingestuft (Güss, Schwieger 2006; Machule 2006; Knieling 2006).<br />

Analyse<br />

Als Teil der Internationalisierungsstrategie wurde ein interregionales Benchmarking eingerichtet,<br />

das Daten über die Entwicklung der <strong>Metropolregion</strong> mit vergleichbaren <strong>Metropolregion</strong>en in<br />

Beziehung setzt (Knieling 2006).<br />

Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> will sich als Wirtschaftsraum Hamburg verstehen. Mit welchen<br />

analytischen Zugängen dieser abgegrenzt wurde, ist nicht ganz klar. Die Pendlerverflechtungen<br />

wurden wohl betrachtet (Güss, Schwieger 2006).<br />

Ende der 1980er Jahre wurde das so genannte Scharpf-Gutachten von den Ländern Hamburg<br />

und Schleswig-Holstein in Auftrag gegeben zur „Zusammenarbeit zwischen den norddeutschen<br />

Ländern“. Darin hieß es, der norddeutsche Raum müsse sich im internationalen Wettbewerb<br />

rüsten und dies ginge nur durch verstärkte Kooperation (Knieling 2006).<br />

B Struktur<br />

Umgriff<br />

Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg geht auf die Kooperation der Bundesländer zurück,<br />

die mit den Landkreisen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen das Gebiet festlegte, in dem<br />

die Strukturfonds greifen sollten. Das sind ursprünglich die Landkreise, die eine direkte Grenze<br />

zu Hamburg haben. 1996/2000 kommt ein zweiter Ring hinzu, 2005 tritt der Landkreis<br />

Dittmarschen bei.<br />

Lübeck darf trotz räumlicher Nähe und intensiven Verflechtungen mit Hamburg nicht beitreten,<br />

die Landesregierung in Schleswig-Holstein fürchtet die Dominanz von Hamburg (Güss,<br />

Schwieger 2006).<br />

Der Umgriff will sich als Wirtschaftsraum Hamburg begreifen. Als analytische Grundlage werden<br />

explizit nur die Pendlerverflechtungen genannt. Gelegentlich wird diskutiert, ob der gewählte<br />

Umgriff nicht zu groß ist. Das Interesse an der Kooperation nimmt vom Kern zur Peripherie<br />

überwiegend deutlich ab (Güss, Schwieger 2006).<br />

Das Verhältnis von Kern zu Peripherie ist geprägt durch eine klare Struktur. HH ist der urbane<br />

Kern mit einem Umland und nur wenigen Mittel- und Oberzentren. Die Situation wird als ein<br />

klassisches Stadt-Umland-Verhältnis eingeschätzt ohne weitere Main-Player im Umland. Dort<br />

liegt auch ein gewisser Vorteil, eine Vereinfachung, dass Lübeck nicht dabei ist (Güss,<br />

Schwieger 2006). In Schleswig-Holstein gibt es keine Oberzentren in der <strong>Metropolregion</strong>, nur<br />

starke Mittelzentren. In Niedersachsen ist Lüneburg, das mit 71.000 EW aber auch recht klein<br />

ist, das einzige Oberzentrum.<br />

106


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Kooperationsmodell<br />

Abbildung A2: Gremienstruktur der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg. (Quelle: Knieling 2006)<br />

Die Kooperation wird wesentlich getragen durch die Kooperation auf Länderebene. Die<br />

kommunale Ebene wurde erst Ende der 1990er Jahre mit den Regionalen<br />

Entwicklungskonzepten langsam entwickelt. Die Länderkooperation ist ein Katalysator für die<br />

Kooperation auf kommunaler Ebene.<br />

Einerseits gibt es eine hochgradig formalisierte Rechtsgrundlage. Der Staatsvertrag zwischen<br />

den drei Ländern von 2005 legt den Kooperationsraum und die Finanzierung der Kooperation<br />

und der Förderfonds fest. Die Länder bieten dadurch eine verbindliche und verlässliche<br />

Grundlage für die Kooperation in der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg. Das Verwaltungsabkommen<br />

2006 zwischen den Ländern und den beteiligten Landkreisen regelt die Schaffung einer<br />

gemeinsamen Geschäftsstelle, legt die drei Schwerpunktthemen der Kooperation fest, bestimmt<br />

die Organisationsstruktur und Gremien der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg (Knieling 2006).<br />

Anderseits basiert die Zusammenarbeit auf dem Prinzip der Freiwilligkeit und baut im<br />

Wesentlichen auf Projekten auf. Der Regionsrat ist das oberste Beschlussgremium der<br />

<strong>Metropolregion</strong>, besetzt mit Vertretern der Länder, Landkreise und Kommunen. Er ist<br />

107


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

verantwortlich für Politik und Programmatik der Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong>.<br />

Bedingung für die Teilnahme ist die Mitfinanzierung der gemeinsamen Geschäftsstelle. Durch<br />

das Konsensprinzip und die Stimmenthaltungsmöglichkeit soll ein Mitglied die Umsetzung von<br />

Projekten durch andere Mitglieder nicht verhindern können.<br />

Der Lenkungsausschuss, besetzt mit den Ländervertretern und einer geringeren Anzahl von<br />

Landräten und Gemeindevertretern, koordiniert und steuert die beteiligten Träger, Institutionen<br />

und Kooperationsnetzwerke in allen für die regionale Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong><br />

Hamburg relevanten Angelegenheiten. Er entscheidet auch über die Vergabe der Mittel aus den<br />

Förderfonds.<br />

Die Kreise und Kommunen sind insofern motiviert zur Teilnahme in diesen Gremien, als dass<br />

sie so auch über die Verteilung der Fördergelder mitentscheiden können (Güss, Schwieger<br />

2006). Die Kooperation der Länder entwickelt sich parallel weiter, so kommt es zu<br />

Ämterfusionen zwischen HH und SH.<br />

Hamburg hat innerhalb der Kooperation eine sehr starke Stellung (Güss, Schwieger 2006). In<br />

der Vergangenheit war eine gewisse Arroganz der Hamburger Kaufmannsinteressen deutlich<br />

spürbar (Machule 2006). Hamburg bietet dem Umland ein „Mitsegeln“ unter der Marke Hamburg<br />

an, vor allem in Bezug auf das internationale Standortmarketing (Güss, Schwieger 2006). Die<br />

starke Position von Hamburg begründet sich auch in dem Mitspielen von Hamburg auf der<br />

Länderebene. Langsam gelingt es, diese Stellung zu durchbrechen und regionale<br />

Kooperationen voranzutreiben (Machule 2006). Die Stadt Hamburg sieht sich als Moderator und<br />

fördert das Umland, zum Beispiel in dem Strukturfond in Schleswig-Holstein (Güss, Schwieger<br />

2006).<br />

Personen<br />

Die Ministerpräsidenten haben eine bedeutende Stellung, auch deshalb, weil die Kooperation in<br />

der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg auf die Zusammenarbeit auf Länderebene zurückgeht. Dem<br />

Regionsrat als oberstes Beschlussgremium der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg gehören<br />

ausschließlich Vertreter der Administration an, und zwar der Länder, Landkreise und<br />

Gemeinden. Die Rolle der Bundesländer ist dabei nach wie vor sehr stark (Freien und<br />

Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein 2005b). Es gibt aber auch<br />

einzelne engagierte Landräte und Bürgermeister.<br />

Akteure aus Wirtschaft und Verbänden arbeiten themenbezogen mit, sie sind aber nur in den<br />

begleitenden Gremien wie der Regionalkonferenz und den Facharbeitsgruppen vertreten.<br />

Macht- und Fachpromotoren kommen nach wie vor im Wesentlichen aus Politik und<br />

Verwaltung. Die Organisation der <strong>Metropolregion</strong> wird noch als sehr verwaltungslastig<br />

eingeschätzt (Güss, Schwieger 2005). Auch Knieling konstatiert, dass die <strong>Metropolregion</strong><br />

Hamburg vor allem durch administrative Akteure geprägt ist, und erkennt bisher kaum eine<br />

Verbesserung. Die Einbindung von Akteuren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft schätzt er<br />

eher als vage Absichtserklärungen ein (Knieling 2006).<br />

Machule identifiziert entscheidende Personen für das Vorantreiben des Projekts<br />

<strong>Metropolregion</strong>, dabei kämen seit kurzem Akteure aus der Wirtschaft hinzu: Oberbürgermeister<br />

HH, von Beust; Jochen Wienand, Unternehmer, Vorsitzender Süderelbe AG; Herr Schlarmann,<br />

RA Hamburg, Aktionär Süderelbe AG; Thomas Mirow, Ex-Senator Hamburg, pusht Airbus.<br />

(Machule 2006)<br />

Finanzierung<br />

Die Finanzierung der <strong>Metropolregion</strong> basiert auf dem Staatsvertrag zwischen den<br />

Bundesländern HH, NS, SH und dem Verwaltungsabkommen bei dem zusätzlich die<br />

entsprechenden Landkreise der MR in NS und SH beteiligt sind. Die Geschäftsstelle der<br />

<strong>Metropolregion</strong> ist mit 6 Personalstellen und 250.000 EUR Verfügungsmitteln – davon 153.000<br />

EUR aus Landesmitteln – ausgestattet. Über die Förderfonds stellen die drei Bundesländer zur<br />

Verbesserung der Struktur und für die Entwicklung des gemeinsamen Kooperationsraums 3,14<br />

Mio. EUR pro Jahr zur Verfügung. Der trilaterale Förderfond ist die Fortsetzung der bilateralen<br />

108


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Fonds auf gleichem finanziellem Niveau. Das Bundesland HH bringt darin etwa den doppelten<br />

Betrag auf wie NS und SH. Es werden regional bedeutsame Projekte gefördert. Die Leitlinien<br />

für die Vergabe der Fördermittel legt der Regionsrat fest. Über die Vergabe selbst entscheidet<br />

der Lenkungsausschuss (Freie und Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-<br />

Holstein 2005a; Freie und Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />

2005b). Bei den Geldern des Förderfonds handelt es sich auf Seite von Hamburg und<br />

Niedersachsen ausschließlich um Landesmittel. In Schleswig-Holstein fließen auch Gelder aus<br />

den Kommunen ein. Die Gelder des ehemals bilateralen Abkommens zwischen Hamburg und<br />

Schleswig-Holstein dürfen ausschließlich im Umland in Schleswig-Holstein ausgegeben<br />

werden. Hamburg finanziert so das Umland mit (Güss, Schwieger 2006).<br />

Mittelherkunft<br />

Organisation (Geschäftsstelle)<br />

Öffentliche Hand Länder, Landkreise (Mitglieder)<br />

HH ca. 125.000 EUR insgesamt<br />

je Landkreis ca. 12.000 EUR<br />

insgesamt<br />

Private - -<br />

Mittelverwendung<br />

Projekte<br />

(Förderfonds)<br />

Länder<br />

HH: 1,47 Mio. EUR Landesmittel<br />

SH: 871.000 EUR Landes- und<br />

Kommunalmittel<br />

NS: 600.000 EUR reine<br />

Landesmittel<br />

Gesamtbudget/Jahr 450.000 EUR 3,14 Mio. EUR<br />

Gesamtbudget/EW 10 Cent 73 Cent<br />

- Sachmittel 250.000 EUR Verfügungsmittel<br />

- Personalmittel 6 Personalstellen, ca. 200.000<br />

EUR<br />

C Kultur<br />

Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />

Die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg identifiziert sich stark über die Freie und Hansestadt Hamburg.<br />

Dabei spielen vor allem die Hamburger Kaufmannstradition und der Hamburger Hafen eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Als wirtschaftliche Alleinstellungsmerkmale stechen die Logistikbranche – Hamburg versteht<br />

sich als die Logistik-Drehscheibe Norddeutschlands – und die Luftfahrtindustrie hervor. Die<br />

Region ist der weltweit drittgrößte Standort der zivilen Luftfahrtindustrie (RegJo Verlag für<br />

regionales Marketing GmbH & <strong>Metropolregion</strong> Hamburg 2006). Auch Mode, Musik und Medien<br />

sind von Bedeutung. Die Elbe ist ein wichtiges verbindendes Element der Region, was sich<br />

auch in dem Motto Stadt-Land-Fluss widerspiegelt.<br />

Genese, „Alter“<br />

Die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg blickt auf eine lange Tradition der grenzüberschreitenden<br />

Zusammenarbeit auf Länderebene zurück. Bilaterale Landesplanungen zwischen HH-SH und<br />

HH-NS bestehen seit 1955 und 1957. Dazu wurden 1960 und 1962 bilaterale Förderfonds<br />

zwischen den Bundesländern eingerichtet, geregelt durch Staatsverträge. Die Fonds sollten<br />

anfangs die Belastungen von Hamburg für das Umland, zum Beispiel durch Klärwerke und<br />

109


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Mülldeponien, abmildern helfen. In den 1960er Jahren entwickelt vor allem nördlich der Elbe um<br />

Hamburg herum ein Gürtel wirtschaftsstarker Gemeinden. Aus dem Belastungseffekt entsteht<br />

eher ein Austauschsystem. Die Kooperationsfelder liegen nun im Bereich des Aufbaus einer<br />

gemeinsamen Infrastruktur wie zum Beispiel die S- und U-Bahn für Stadt und Umland.<br />

1990 scheitern Bemühungen um einen Nordstaat. Auch second-best Lösungen, wie der im<br />

Scharpf-Gutachten vorgeschlagene Regionalverband können sich nicht durchsetzten. Die<br />

Kommunen und Kreise im Umland lehnen jegliche formale Institutionalisierung auf regionaler<br />

Ebene ab. Zu einer ersten Stufe der Intensivierung der Zusammenarbeit kommt es schließlich<br />

unter der Initiative der Länder mit der Ausweitung der Kooperation auf die Kommunen und der<br />

Ergänzung der staatlichen Landesplanung um den Ansatz der Regionalentwicklung. 1991<br />

beschlossen die Regierungschefs von Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, ein<br />

Regionales Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Trotz massiver Einzelkonflikte zwischen Stadt<br />

und Umland während dieser Zeit gelang es, in interministeriellen Arbeitsgruppen bis zum Jahr<br />

1994 ein Leitbild und ein Orientierungsrahmen zu verfassen und 1996 ein erstes REK zu<br />

präsentieren (Blatter 2004). Dieses wurde prämiert mit dem 1. Preis im Wettbewerb „Regionen<br />

der Zukunft“. Begleitend wurde 1996 die trilaterale Landesplanung eingeführt.<br />

In dem überarbeiteten REK 2000 werden die raumordnerischen Themen der Zusammenarbeit<br />

von Stadt und Umland um strukturpolitische Fragen wie regionale Wirtschaftsentwicklung,<br />

Bildung und Wissenschaft ergänzt. Seit 2001 gibt es ein gemeinsames Regionalmarketing mit<br />

einem Logo und einer Geschäftsstelle der <strong>Metropolregion</strong> (Knieling 2006).<br />

Die Strukturen der <strong>Metropolregion</strong> werden von verschiedenen Akteuren vor allem aus der<br />

Verwaltung und Politik zunehmend als nicht mehr zeitgemäß betrachtet. Die Organisationen<br />

erscheinen als schwerfällig und nicht schlagkräftig genug (Güss, Schwieger 2006). Die<br />

Reorganisation der <strong>Metropolregion</strong> von 2005/2006 mit einem neuen Staatsvertrag und einem<br />

Verwaltungsabkommen bedeutet eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit in der<br />

<strong>Metropolregion</strong>, in der die Kreise, Städte und Gemeinden nun formal Mitträger sind. Die<br />

Prinzipien des Konsens und der freiwilligen Mitwirkung der regionalen Aufgabenträger bleiben<br />

aber unverändert (Freie und Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />

2005b).<br />

Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />

Insgesamt lässt sich eine Kontinuität in der Zusammenarbeit feststellen. Die Bemühungen um<br />

Kooperationen unter dem Label <strong>Metropolregion</strong> entwickeln sich in einzelnen Schritten. Anfang<br />

der 1990er Jahre ist das Zusammenarbeiten auf dem metropolitanen Maßstab als eine Antwort<br />

auf das Scheitern des Nordstaats zu verstehen. Dabei gewinnen auch andere Themenfelder in<br />

der Kooperation zunehmend an Bedeutung. Mit der Einführung eines gemeinsamen<br />

Regionalmarketings 2001 wird das Label <strong>Metropolregion</strong> auch mit einer Marke offensiv<br />

kommuniziert. Seit 2002 gibt es zum Beispiel einen regelmäßigen Newsletter der<br />

<strong>Metropolregion</strong>. Die Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong> kann einerseits verstanden werden<br />

als Antwort auf ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit der Positionierung im<br />

internationalen Standortwettbewerb. Anderseits könnte man es aber auch verstehen als<br />

Katalysator in einem regionalen Lernprozess, in dem sich dieses Bewusstsein anlässlich dieses<br />

Labels immer stärker herausbildet. So wären dann auch die Reorganisation der <strong>Metropolregion</strong><br />

und die Fokussierung und Neuausrichtung der Themenfelder in den Jahren 2005/06 zu<br />

erklären.<br />

110


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Rhein-Neckar<br />

Abbildung A3: Der räumliche Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar (Quelle:<br />

Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH 2006a)<br />

A Strategie<br />

Auslöser<br />

Endogen:<br />

„Grenzland-Effekt“: Die Situation der drei Bundesländer, deren administrative Grenzen die<br />

Region durchschneiden, hat schon seit den 1950er Jahren zu Bemühungen der<br />

grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geführt. Die Probleme der Kooperation und<br />

Kommunikation über die Ländergrenzen hinweg in dem Ballungsraum sind seit Jahrzehnten<br />

bekannt und bewusst (Schmitz 2006). Die Problemlage ist anerkannt. Gefundene<br />

Zwischenlösungen der Kooperation waren relativ komplex im Aufbau und dienten wiederum als<br />

Antrieb und Ansporn, diese zu verbessern und zu vereinfachen.<br />

Seit den 1980er Jahren beginnt sich die Wirtschaft für Fragen der Regionalentwicklung zu<br />

interessieren, vor allem die BASF. Der Anlass sind Befürchtungen der Großindustrie um die<br />

Attraktivität der Region für qualifizierte Arbeitskräfte. Hintergrund ist die fragmentierte<br />

Wahrnehmung der Region, sie ist zum Beispiel in den Mental Maps von Hochschulabgängern<br />

nicht vertreten bzw. wird nicht als eine zusammenhängende Region wahrgenommen. 1989 wird<br />

der Verein Rhein-Neckar-Dreieck gegründet, der durch ein regionales Standortmarketing dem<br />

schlechten Image der Region entgegenwirken will (Mandel 2006; Schmitz 2006).<br />

Exogen:<br />

In den 1990er Jahren kamen Strukturprobleme und die Herausforderungen der globalen und<br />

europaweiten wirtschaftlichen Restrukturierung hinzu. Durch die dreimalige Grenzlage der<br />

Region in den Bundesländern – es gibt in der Region keine Hauptstädte – kommt es im Zuge<br />

von Unternehmensfusionen zum Verlust von Headquartern und damit von<br />

111


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Entscheidungszentralität (Mandel 2006; Schmitz 2006). Die Wirtschaftsstruktur der drei<br />

Oberzentren ist sehr unterschiedlich: Ludwigshafen Chemie, Mannheim Maschinenbau,<br />

Heidelberg Wissenschaft und Tourismus. Die größten Strukturprobleme hat Mannheim mit der<br />

höchsten Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg. Außerdem baut das Stammwerk von BASF in<br />

Ludwigshafen innerhalb von 10 Jahren 20.000 Arbeitsplätze ab. Auf die Herausforderung des<br />

globalen Standortwettbewerbs, welcher sich durch die Osterweiterung der EU verschärft, weist<br />

Eggert Voscherau 2003 in einem „Brandbrief“ hin (Mandel 2006).<br />

Rhein-Neckar verliert in den 1990er Jahren die bundesweite Vorreiterrolle in der<br />

institutionalisierten regionalen Zusammenarbeit an die Regionen Stuttgart und Hannover,<br />

welche neue regionale Kooperationsformen und Strukturen finden. Rhein-Neckar, bis dahin ein<br />

Modellfall der regionalen Kooperation mit der zweistufigen Regionalplanung, findet mit der<br />

Satzungsergänzung zum ROV 1998 nur eine kleine Lösung (Mandel 2006; Schmitz 2005).<br />

In Zusammenhang mit der ICE Neubaustrecke Rhein/Main–Rhein/Neckar und der Planung der<br />

Deutschen Bahn, die Strecke Frankfurt-Mannheim nicht mehr über Mannheim zu führen, kam<br />

es seit 2000 zu massiven Protesten innerhalb der Region Rhein-Neckar und zu einer<br />

Mobilisierung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kräfte in einem<br />

Aktionsbündnis (Schmitz 2005; o.V. 2006).<br />

1995/1997 gehört Rhein-Neckar offiziell nicht zu den von der MKRO ernannten<br />

<strong>Metropolregion</strong>en in Deutschland. Das LEP von Baden-Württemberg von 2002, welches ab<br />

1999 diskutiert wird, nimmt Rhein-Neckar zunächst auch nicht als <strong>Metropolregion</strong> auf. Von<br />

diesen Rückschlägen angespornt, gibt es in Rhein-Neckar nun starke Bemühungen, als<br />

<strong>Metropolregion</strong> auf der Ebene des Landes und des Bundes anerkannt zu werden (Mandel<br />

2006).<br />

Herausforderungen und Problemlagen<br />

Eine wesentliche Herausforderung der Kooperation liegt in den Ländergrenzen, welche die<br />

Region zerteilen, und den mit dieser Grenz- und jeweiligen Randlage verbundenen Nachteilen.<br />

Als wesentliche Herausforderung der <strong>Metropolregion</strong> wird die Entwicklung der Region zu einer<br />

der attraktivsten und wettbewerbsfähigsten in Europa bis zum Jahr 2015 genannt (ZMRN<br />

2005). Dahinter stehen Fragen des Strukturwandels innerhalb der Region und des<br />

Standortwettbewerbs der Region in Europa. Um überhaupt auf dieser Landkarte zu erscheinen,<br />

ist die Wahrnehmung der zunächst administrativ fragmentierten Region als ein Ganzes wichtig.<br />

Außerdem sind für einen attraktiven Arbeits- und Wohnstandort Aspekte der Lebensqualität in<br />

der Region wichtig.<br />

Themenfelder und Projekte<br />

Die Arbeit an den Themenfeldern erweist sich als Such- und Sondierungsprozess, in dem es<br />

Verschiebungen der inhaltlichen Schwerpunkte und in letzter Zeit auch den Versuch einer<br />

gewissen Konzentration gibt.<br />

Die Themenfelder der regionalen Kooperation haben ihren Ursprung in der Stadt-Umland-<br />

Problematik, welche in Rhein-Neckar grenzüberschreitend ist. In den 1980er Jahren lag der<br />

Fokus unter anderem auf dem Verkehr – die Gründung des Verkehrsverbunds gelang in einem<br />

Bottom-up Prozess – Abfallwirtschaft, Kultur, Sport etc. (Mandel 2006; Schmitz 2006;<br />

Raumordnungsverband Rhein-Neckar 2005a).<br />

In den 1990er Jahren entwickeln sich eine Reihe von regionalen Initiativen zu einzelnen<br />

Themen: Bioregion Rhein-Neckar-Dreieck e.V., Heidelberg Innovation GmbH, Gesundheitsnetz<br />

Rhein-Neckar-Dreieck e.V., Kompetenzzentrum Medizintechnik Rhein-Neckar-Dreieck e.V.,<br />

Energieeffizienzagentur Rhein-Neckar-Dreieck GmbH, Umweltkompetenzzentrum Heidelberg -<br />

Rhein-Neckar e.V.<br />

In der Vision Rhein-Neckar-Dreieck 2015 werden 9 Themenfelder genannt, denen jeweils ein<br />

Themenpate zugeordnet wird. Das Themenspektrum umfasst unter anderem<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Region in Europa, bürgernahe Verwaltung,<br />

112


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

ergänzende Raumstrukturen von Stadt und Land, Anschluss an das europäische Verkehrsnetz,<br />

Bildung und Wissenschaft, Internationalität und Weltoffenheit, Vielfältige<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region, Lebensqualität und Image. Die Vision 2015 enthält<br />

eine Bestandsaufnahme aller laufenden und abgeschlossenen Projekte mit regionaler<br />

Bedeutung und beurteilt den weiteren Handlungsbedarf. Die Liste der Projekte unter den 9<br />

Themenfeldern ist sehr umfassend und beinhaltet vermutlich alle existierenden regionalen<br />

Projekte. Diese Vielzahl und Vielfalt geht auch auf die Vielfalt der Kooperationsformen in der<br />

Region zurück (IHK Rhein-Neckar 2003).<br />

Der Verein <strong>Metropolregion</strong> Rhein Neckar e.V. konzentriert sich nun auf drei Themenfelder:<br />

„Region der Wirtschaft und Wissenschaft“ mit den Themenbereichen<br />

Wirtschaftswissenschaften, Life-Science-Standort, Fach- und Führungskräfte, Energie, „Region<br />

der Lebensqualität“ mit den Themenbereichen Bildung, Kultur, Sport, Freizeit und „Region der<br />

schnellen Wege“ mit den Themenbereichen Verkehrsknoten, Verwaltungsverfahren,<br />

Raumordnung und Regionalentwicklung.<br />

Als wesentliche laufende und künftige Projekte für die <strong>Metropolregion</strong> werden unter anderem<br />

genannt: Das Online-Gewerbeimmobilienportal der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar als<br />

Standortkommunikationssystem im Bereich Wirtschaftsförderung, der Regionale<br />

Landschaftspark Rhein-Neckar-Pfalz, die ICE -Neubaustrecke Rhein-Main/Rhein-Neckar, der<br />

weitere S-Bahn Ausbau bis 2008 und die Vernetzung der Studiengänge im Bereich<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie in Heidelberg, Koblenz, Mannheim und<br />

Kaiserslautern (Seimetz 2006).<br />

Zu den wichtigen abgeschlossenen Projekten zählt der Start der S-Bahn Rhein-Neckar im Jahr<br />

2003 (Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH 2006; Schmitz 2006).<br />

Neben diesen Hauptprojekten deutet sich die Fortführung und Pflege ganz vielfältiger, zum Teil<br />

auch teilregionaler und lokaler Projekte an (ZMRN 2005).<br />

Analyse<br />

2004 wird ein Strategie- und Strukturgutachten erstellt, welches die regionale<br />

Organisationsstruktur und die bestehenden Gremien in Verwaltung und Wirtschaft hinterfragt.<br />

Ergebnisse sind Handlungsempfehlungen zur Einführung einer einheitlichen Planung unter dem<br />

Dach des Raumordnungsverbandes, die deutliche Trennung zwischen strategischer und<br />

operationeller Ebene und die Schaffung einer Regionalmanagement GmbH zur Umsetzung<br />

regionalbedeutsamer Projekte (Schmitz 2005; Raumordnungsverband Rhein-Neckar 2005b).<br />

In einer Regionalanalyse werden 2005 die Stärken und Schwächen des Rhein-Neckar-Dreiecks<br />

in Bezug zu anderen Wettbewerbsregionen untersucht. Die Themenfelder Wirtschaft,<br />

Wissenschaft, Sozialkapital, Verwaltung, Lebensqualität, Infrastruktur werden anhand von 60<br />

Einzelindikatoren untersucht. Die Betrachtung dieser Indikatoren auf der Maßstabsebene der<br />

<strong>Metropolregion</strong> ist dabei neu. Im Sinne einer zielgerichteten Profilierung der <strong>Metropolregion</strong><br />

sollen die identifizierten Stärken kontinuierlich zu Alleinstellungsmerkmalen ausgebaut werden,<br />

um die Region im internationalen Wettbewerb zu positionieren (Voscherau 2005; Tscheulin<br />

2005).<br />

In einem weiteren Gutachten wird 2005 die Luftverkehrsinfrastruktur von Rhein-Neckar<br />

untersucht.<br />

B Struktur<br />

Umgriff<br />

Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> deckt sich im Wesentlichen mit dem des ehemaligen<br />

Raumordnungsverbandes aus dem Jahr 1970. Lediglich der Neckar-Odenwald Kreis und die<br />

Südpfalz kamen im neuen Staatsvertrag hinzu, sie galten aber schon lange als Bestandteil der<br />

Region, unter anderem im Verkehrsverbund. Daher gab es auch keine Diskussion um den<br />

räumlichen Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> (Mandel 2006).<br />

113


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die Gebiete des Verbands Region Rhein-Neckar und der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH<br />

sind kongruent. Der institutionell gefasste Verband sichert einen Grundbestand an Kooperation.<br />

Das somit ausgewiesene Gebiet der <strong>Metropolregion</strong> ist als Kernraum zu verstehen. Darüber<br />

hinaus werden weitere Kooperationen angestrebt mit Kaiserslautern, Karlsruhe, Darmstadt als<br />

bedeutende Standorte der Wissenschaft oder auch mit den angrenzenden <strong>Metropolregion</strong>en<br />

Rhein-Main oder Stuttgart (Mandel 2005).<br />

Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> deckt sich mit dem historischen Kernraum der Kurpfalz, welcher<br />

der <strong>Metropolregion</strong> vor allem als kultureller Bezugsraum dient (Schmitz 2006).<br />

Kooperationsmodell<br />

Abbildung A5: Organisationsstruktur der regionalen Kooperation in Rhein-Neckar seit 1.7.2006<br />

(Quelle: Seimetz 2006)<br />

Die regionale Kooperation fußt auf drei Säulen.<br />

Zum einen ist der Verband Region Rhein-Neckar, gegründet zum 1.1.2006, über einen<br />

Staatsvertrag der drei Bundesländer institutionell verankert. Der Verband ist zuständig für<br />

Fragen der Raumordnung, der Regionalplanung und der Regionalentwicklung. Der Verband<br />

erhält die Befugnis, die Trägerschaft und Koordination der Wirtschaftsförderung und des<br />

Standortmarketings, eines regionalbedeutsamen Landschaftsparks, regional bedeutsamer<br />

Kongresse, Messen, Kultur- und Sportveranstaltungen und des regionalen<br />

Tourismusmarketings zu übernehmen. Dabei kann er Mitglied in anderen regional bedeutsamen<br />

Körperschaften, Gesellschaften und Einrichtungen werden, auch mit der Möglichkeit einer<br />

dauerhaften Umlageerhöhung, wenn zwei Drittel der Mitglieder des Verbands zustimmen.<br />

Außerdem kann er die Aktivitäten im Bereich der integrierten Verkehrsplanung und des<br />

Verkehrsmanagements sowie der Energieversorgung koordinieren (Baden-Württemberg,<br />

Hessen und Rheinland-Pfalz 2005).<br />

Anderseits wird die Kooperation freiwillig getragen von dem zum 1.7.2006 gegründeten Verein<br />

Zukunft <strong>Metropolregion</strong> Rhein Neckar e.V., in dem die Kommunen und Kreise und die Akteure<br />

114


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

aus Wirtschaft und Wissenschaft paritätisch vertreten sind. Die Wirtschaft hat eine bedeutende<br />

Stellung in dem Verein (Mandel 2006). Der Vorsitzende des ZMRN e.V. ist Eggert Voscherau,<br />

stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BASF AG. Stellvertretender Vorsitzender ist Peter<br />

Frankenberg, Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg.<br />

Die dritte Säule ist das IHK Wirtschaftsforum Rhein-Neckar, der länderübergreifende<br />

Zusammenschluss von vier IHKs auf der Ebene der <strong>Metropolregion</strong>: Rhein-Neckar, Darmstadt,<br />

Pfalz, Rheinhessen (Seimetz 2006).<br />

Diese drei Säulen bilden die drei Gesellschafter für die <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH als<br />

operative Einheit der drei Institutionen mit einer gemeinsamen Geschäftsführung als Nachfolger<br />

der Regionalmarketing GmbH (Mandel 2006; Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH<br />

2006c). Wolf-Rainer Lowack, Senior Vice President der BASF AG ist der Geschäftsführer der<br />

<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH (Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH 2006c).<br />

Darüber hinaus gibt es weiterhin regionale Initiativen zu bestimmten Themenfeldern, also<br />

themenspezifische Kooperationen, die als gesunde Konkurrenz in der Region, die für Kreativität<br />

und Motivation sorgen, betrachtet werden (Mandel 2006; Seimetz 2006).<br />

Personen<br />

Machtpromotoren:<br />

Die BASF engagiert sich seit Mitte der 1980er Jahre in der Regionalentwicklung, 1989 hat sie<br />

den Verein Rhein-Neckar-Dreieck mit begründet. Dabei spielt das persönliche Engagement<br />

einzelner Vorstände und Vorstandsvorsitzender eine besondere Rolle. Seit 2003 ist hier die<br />

wichtige Rolle des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der BASF, Eggert Voscherau,<br />

hervorzuheben.<br />

Dieser tritt im Duo mit Wolfgang Pföhler, Vorsitzender des Raumordnungsverbands Rhein-<br />

Neckar als „Stimme der Region“ auf. Heute übernimmt die Vorsitzende des neuen Verbands<br />

Region Rhein-Neckar, Frau Eva Lohse, Oberbürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen, diese<br />

Position gemeinsam mit Voscherau (Mandel, 2006). Die Vertreter der Kommunalpolitik sind<br />

darüber hinaus eingebunden über die Themenpatenschaften.<br />

Die Ministerpräsidenten der drei Bundesländer stehen insofern als Motoren hinter der<br />

<strong>Metropolregion</strong>, als dass sie sich öffentlich zu dieser bekennen und für diese einsetzen. Die<br />

Änderung des Staatsvertrags innerhalb eines Jahres nach Anerkennung von Rhein-Neckar<br />

durch die MKRO ist dafür ein Zeichen (Tröger-Weiß 2006).<br />

Fachpromotoren:<br />

Der Raumordnungsverband spielt für die Etablierung einer regionalen Kooperation in den<br />

1980er und 90er Jahren eine entscheidende Rolle. Dieses geht wesentlich auf den<br />

persönlichen Verdienst der Verbandsdirektors Herrn Schmitz zurück (Mandel 2006).<br />

Themenpaten:<br />

Seit 2003 sind viele wichtige Akteure der Region zusätzlich eingebunden als Themenpaten, die<br />

als Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, öffentlich Verantwortung<br />

übernehmen für bestimmte Themenfelder. Darunter finden sich Eggert Voscherau, BASF, der<br />

Vorsitzende des Raumordnungsverbandes, die Bürgermeister der Oberzentren, Rektoren und<br />

Professoren der Universitäten, weitere Unternehmer, darunter auch die lokalen<br />

Energieversorger und die Medien (IHK Rhein-Neckar 2003). Das Engagement der<br />

Themenpaten wird als Win-Win Situation eingeschätzt: Die Persönlichkeiten geben<br />

Engagement und Kontakte und Erhalten im Gegenzug einen Imagegewinn. Sie können auf ihr<br />

Engagement für ein konkretes Thema verweisen (Mandel 2006). Seit der Neuorganisation der<br />

regionalen Kooperationsformen im Juli 2006 sind diese Paten sind nun im Vorstand des<br />

Vereins.<br />

115


Finanzierung<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Organisation (Verband und GmbH) Projekte (GmbH)<br />

Mittelherkunft Verband GmbH<br />

Öffentliche Hand - Länder: 600.000<br />

(20%)<br />

- Umlagen der<br />

Mitglieder:<br />

Gemeinden und<br />

Kreise 2.400.000<br />

EUR (80%)<br />

Verband: 200.000<br />

EUR Sonderumlage<br />

Private IHK: 200.000 EUR<br />

Mittelverwendung<br />

Sonderumlage<br />

BASF: 3-4 Mio. EUR<br />

Gesamtbudget/Jahr 3 Mio. EUR 400.000 EUR 3,5 Mio. EUR<br />

Gesamtbudget/EW 1,25 EUR/EW 0,17 EUR/EW 1,46 EUR/EW<br />

- Sachmittel<br />

- Personalmittel<br />

Der Verband Region Rhein-Neckar finanziert sich über Umlagen der Mitglieder und über<br />

Zuschüsse der drei Bundesländer mit einem gesamten Jahresetat ca. 3 Mio. EUR, die Länder<br />

tragen davon 20%. Dieses Budget wird hauptsächlich für Personal verwendet, nur ein geringer<br />

Teil geht in die Anschubfinanzierung von Projekten. Damit werden die Aufgaben des<br />

Verbandes, Regionalplanung und Regionalentwicklung, abgewickelt. Die Zukunft<br />

<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH hat eine finanzielle jährliche Grundausstattung von ca. 3,5<br />

Mio. EUR. Diese setzt sich zusammen aus der Grundfinanzierung, getragen jeweils in Höhe<br />

von 200.000 EUR von der IHK und dem Verband, welcher diese durch eine Sonderumlage der<br />

Mitglieder finanziert. Die BASF trägt 3-4 Mio. EUR jährlich für die Finanzierung von Projekten<br />

der GmbH bei (Mandel 2006).<br />

Darüber hinaus unterstützt die BASF eine Reihe von weiteren Projekten in der Region wie zum<br />

Beispiel Sport- und Kulturveranstaltungen. Das sind aber bilaterale Unterstützungen, die nicht<br />

über die Gremien der regionalen Kooperation gesteuert und abgewickelt werden. Das<br />

Unternehmen gibt öffentlich an, die Region mit jährlich einem Betrag von 22 Mio. EUR zu<br />

unterstützen. Außerdem engagieren sich weitere Unternehmen wie zum Beispiel SAP durch<br />

bilaterale finanzielle Unterstützungen im regionalen Kontext.<br />

C Kultur<br />

Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />

Als wesentliche Alleinstellungsmerkmale der Region werden Wissenschaft, Wirtschaft und<br />

Lebensqualität genannt.<br />

Im Bereich Wissenschaft wird auf eine der ältesten Universitäten Europas, aber auch auf eine<br />

Vielzahl herausragender Forschungsinstitutionen verwiesen mit einer starken Verbindung der<br />

Forschung zu Industrie und Unternehmen. Hervorgehoben wird dabei die besondere<br />

Konzentration an Forschung im Bereich Molekularbiologie und molekularer Medizin, in dem<br />

insgesamt etwa 3.200 Wissenschaftler arbeiten (BioRegion 2006).<br />

116


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar sieht sich als zugehörig zu den bedeutendsten<br />

Wirtschaftsstandorten Deutschlands. Zehn der 100 größten deutschen Unternehmen, darunter<br />

eine Reihe von Weltmarktführern, haben hier ihren Sitz.<br />

Die Alleinstellungsmerkmale im Bereich Lebensqualität erscheinen weniger klar fassbar und<br />

kommunizierbar (Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH 2006b).<br />

Genese, „Alter“<br />

Die Kooperation im Raum Rhein-Neckar kann auf eine Geschichte von gut 50 Jahren<br />

zurückblicken. Sie wurde forciert durch die Problematik der Ländergrenzen, welche die Region<br />

zerschneiden. Seit Anfang der 1950er Jahre gibt es erste freiwillige Kooperationen zwischen<br />

den Städten Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg, Firnheim und deren Landkreisen. 1969 tritt<br />

der Staatsvertrag zur Einführung einer zweistufigen Regionalplanung mit den drei<br />

Regionalplanungsverbänden der jeweiligen Bundesländer und dem übergeordneten<br />

Raumordnungsverband Rhein-Neckar in Kraft. Der Raumordnungsverband ist die Klammer der<br />

und der Vordenker für die regionale Kooperation. Neben den planerischen Aktivitäten<br />

unterstützt der Verband auch die Umsetzung der raumplanerischen Ziele. Dabei erstellt der<br />

Verband Konzepte und leistet Hilfestellung bei der Schaffung geeigneter regionaler Institutionen<br />

durch personelles und finanzielles Engagement. Als Beispiele können die Gründung des<br />

Verkehrsverbunds – ein wichtiger Meilenstein für die regionale Kooperation –, die Kooperation<br />

in der Abfallwirtschaft und die Gründung der Regionalmarketing GmbH genannt werden<br />

(Becker-Marx et al. 1999; Schmitz 2006; Raumordnungsverband Rhein-Neckar 2005a).<br />

1989 wird der Verein Rhein-Neckar-Dreieck gegründet als Resultat einer starken Initiative der<br />

Wirtschaft, vor allem der BASF unter dem persönlichen Engagement des Vorstandvorsitzenden.<br />

Ziel des Vereins ist die Imageverbesserung der Region in Form von Standortmarketing. Der<br />

Verein wird in den nächsten Jahren sukzessive vergrößert um weitere Akteure aus<br />

Privatwirtschaft, Wissenschaft und Kommunen (Schmitz 2006).<br />

Seit 1995 gibt es eine Diskussion um die Weiterentwicklung des Verbandes, das<br />

Kooperationsmodell als kleine Lösung wird dem Regionalverbandsmodell bevorzugt. 1998<br />

werden die Koordinationstätigkeiten des Raumordnungsverbands erweitert unter anderem um<br />

die Felder Wirtschaftsförderung, Standortmarketing, Verkehr, Umwelt, Naherholung.<br />

Im Jahr 2000 kommt es zu dem Regionalgespräch Rhein-Neckar-Dreieck initiiert durch das IHK<br />

Wirtschaftsforum Rhein-Neckar Dreieck unter Leitung der Vorstände der BASF, der<br />

Regionalmarketing GmbH und des Raumordnungsverbands Rhein-Neckar mit dem Ziel Politik,<br />

Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zusammenzubringen. Hintergrund ist die<br />

Unzufriedenheit mit der bestehenden Kooperation und der Dreiländer-Problematik (Schmitz<br />

2006). 2003 verabschieden die Regionalgespräche die Vision 2015. 2003 wird die Initiative<br />

„Zukunft Rhein-Neckar-Dreieck“ durch Eggert Voscherau gegründet. In der<br />

Unternehmererklärung von 2004 sagen 16 führende Unternehmer der Region der Initiative ihre<br />

Unterstützung zu und wollen konkrete Projekte fördern. Seit 2000 entstehen immer mehr<br />

regionale Netzwerke zu verschiedenen Themen.<br />

Die Landesregierungen reagieren auf die regen regionalen Aktivitäten 2004 und vereinbaren,<br />

den Staatsvertrag zu überarbeiten. 2005 ernennt die MKRO das Rhein-Neckar-Dreieck zur<br />

<strong>Metropolregion</strong>. 2006 tritt der neue Staatsvertrag in Kraft, welcher die einstufige<br />

Regionalplanung mit der Gründung des Verbands Rhein-Neckar einführt.<br />

Im Juli 2006 kommt es zu einer Neuorganisation der regionalen Institutionen und zu einer<br />

Vereinfachung der Strukturen. Die Vorstände der jeweiligen Institutionen und Verbände tragen<br />

diese voll mit (Mandel 2006). Drei regionale Institutionen, der Verband Region Rhein Neckar,<br />

Zukunft <strong>Metropolregion</strong> Rhein Neckar e.V. und die IHK stellen die drei Gesellschafter für die<br />

<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH als operative Einheit der drei Institutionen.<br />

Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />

Die Wirkung der Ernennung von Rhein-Neckar zur <strong>Metropolregion</strong> wird nach einem Jahr wie<br />

folgt eingeschätzt: Der größte Nutzen ist nach Innen festzustellen, es wurden weitere Kräfte im<br />

117


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Regionalisierungsprozess freigesetzt. So kann in der Wirtschaft und bei Verbänden beobachtet<br />

werden, dass nun auch das Label <strong>Metropolregion</strong> genutzt wird für ein einheitliches Auftreten in<br />

der Region. Die externe Wirkung beschränkt sich – so die Einschätzung – vor allem auf die<br />

Fachwelt auch durch die Vertretung von Rhein-Neckar bei Metrex und der IKM (Mandel 2006).<br />

Das Label <strong>Metropolregion</strong> ermöglicht einen Maßstabssprung der Zusammenarbeit nach innen<br />

und außen. Auf Fördermittel der EU wird, entgegen gegenteiliger Meldungen in der lokalen<br />

Presse, nicht gesetzt. Das Label <strong>Metropolregion</strong> wird eher als Arbeitsauftrag verstanden<br />

(Mandel 2006; Schmitz 2006).<br />

Der Begriff <strong>Metropolregion</strong> setzt Energie und Emotionen frei – er weckt Assoziationen mit den<br />

Metropolen Paris oder London – und unterstützt die Identitätsfindung in der Region, stärkt das<br />

Regionalbewusstsein (Mandel 2006; Tröger-Weiß 2006; Seimetz 2006). Die Unterzeichnung<br />

der Erklärung zur <strong>Metropolregion</strong> durch 50 Bürgermeister der Region zwei Monate vor der<br />

Anerkennung von RN durch die MKRO war ein bewusster symbolischer Akt (Mandel 2006).<br />

Der Aufbau der Zukunftsinitiative <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar, die Anerkennung als<br />

<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar und die Gründung des Verbands Rhein-Neckar können als sich<br />

gegenseitig befruchtende Prozesse betrachtet werden. Insgesamt wird der <strong>Metropolregion</strong><br />

Rhein-Neckar eine bisher nicht gekannte – und nicht geahnte – Dynamik, die Region<br />

gemeinsam voranzubringen, zugesprochen (Seimetz 2006).<br />

118


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Stuttgart<br />

Vorbemerkung: Generell muss bei der Analyse der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart immer<br />

unterschieden werden zwischen der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart (EMRS), einem im<br />

Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg 2002 definierten Raum (siehe Umgriff), in dem<br />

sich die Akteure noch zur Zusammenarbeit finden müssen, und dem Verband Region Stuttgart<br />

(VRS), der das Thema zwar stark besetzt und bearbeitet, aber primär seine gesetzlichen<br />

Aufgaben in seinem nicht mit der <strong>Metropolregion</strong> deckungsgleichen Gebiet erfüllen muss.<br />

Abbildung A6: Die <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart in der Interpretation des Verbands Region Stuttgart<br />

(Quelle: http://www.region-stuttgart.org/vrsuploads/metropolregionStuttgart_BW<br />

_LEP_060118_or _300dpi.pdf)<br />

A Strategie<br />

Auslöser<br />

Exogen:<br />

Als ein Auslöser auf dem Weg zur verfassten Region gelten die sich verschärfenden Probleme<br />

der Region in den Jahren 1991 bis 1994. Der mittlere Neckarraum erlebte einen erheblichen<br />

Beschäftigungseinbruch während des sich verschärfenden internationalen<br />

Standortwettbewerbs. Die Region war stark auf den Automobilbau ausgerichtet und stand unter<br />

enormen Handlungsdruck. Der OB von Stuttgart, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg<br />

und auch die Wirtschaft drängten darauf, die Standortbedingungen zu verbessern. Daraufhin<br />

leitete die Landesregierung nach der Wahl 1992 unter einer großen Koalition die Reform zum<br />

demokratisch verfassten Regionalverband ein (Benz 2003).<br />

Endogen:<br />

In der Region Stuttgart besteht durch die Mittelgebirgslagen und die hohe Bevölkerungsdichte<br />

tendenziell Flächenknappheit. Im Streit um Flächenausweisungen war schon seit längerer Zeit<br />

ein gewisser Zwang beim Finden von Kompromissen vorgegeben. Die Aufgabe einer<br />

gemeinsamen bzw. abgestimmten Erstellung von Flächennutzungsplänen musste auch schon<br />

vor Gründung des VRS innerhalb des Nachbarschaftsverbands Stuttgart (28 Städte und<br />

Gemeinden um Stuttgart) bewältigt werden (Klenk 2002:294). Die damalige Zusammenarbeit im<br />

Verband spielt auch heute noch eine Rolle.<br />

119


Herausforderungen und Problemlagen<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Als mittel- und langfristige Herausforderung sieht der VRS in seinem Strategiepapier unter<br />

anderem folgende zentrale Punkte (Verband Region Stuttgart 2003:5):<br />

Wirtschaft:<br />

• Reagieren auf die Globalisierung, drohender Verlust von Arbeitsplätzen, Wettbewerb<br />

der Standorte, sowohl intern in der Region als auch im internationalen Maßstab.<br />

Siedlungs- und Verkehrsentwicklung:<br />

• Drohende weitere ineffiziente Inanspruchnahme von Siedlungsflächen, Zersiedelung.<br />

• Hierdurch und durch exogene Faktoren bedingt, ist mit einer weiteren Zunahme der<br />

Verkehrsbewegungen zu rechnen sowie mit einer zunehmender Umweltbelastung, wie<br />

unter anderem Feinstaub, umzugehen.<br />

Bevölkerung<br />

• Die langfristigen demographischen Entwicklungen mit einem steigenden Altenanteil<br />

bergen Herausforderungen; hiermit verknüpft ist die Herausforderung der Integration<br />

von Zuwanderern.<br />

Öffentliche Haushalte:<br />

• Durch den demografischen Wandel kommt es langfristig zu einer steigenden Belastung<br />

der öffentlichen Haushalte. Die Finanzierung der bisher gewohnten Qualität der<br />

Daseinsvorsorge (ÖPNV-Verkehr und weitere Infrastrukturen in der Fläche) steht in<br />

Frage.<br />

Der Verband sieht außerdem den Einbezug der Bürger als ein wichtiges Element bei der<br />

Implementierung von Arbeitsformen in der <strong>Metropolregion</strong>. Die Diskussion um <strong>Metropolregion</strong>en<br />

sollte nicht allein auf der politischen Ebene bzw. der Verwaltungsebene geführt werden<br />

(Verband Region Stuttgart 2003:5).<br />

Auch die anderen Akteure der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart sehen ähnliche Herausforderungen<br />

(IHK, Verbände).<br />

Themenfelder und Projekte<br />

Der VRS strukturiert seine Handlungsfelder in der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart in zwei Bereiche:<br />

Innere Integration:<br />

Dabei wird eine bessere physische Vernetzung, unter anderem durch den weiteren Ausbau des<br />

ÖPNV angestrebt. Ferner sollen durch eine verbesserte virtuelle Vernetzung in der Region<br />

Ideen und Projekte optimal miteinander verknüpft werden. Beispiele hierfür sind Netzwerke<br />

zwischen Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft wie der „Medienregion“, „der Standortdialog<br />

Automobilzulieferer“, die Projekte BioRegio (Biotechnologien), PUSH (Ansiedlungsberatung und<br />

Förderung von Unternehmensneugründungen) sowie MOBILIST (Mobilitätsmanagement).<br />

Äußere Integration:<br />

Hierunter ist unter anderem die Optimierung bzw. der Ausbau der Gateway-Infrastruktur der<br />

<strong>Metropolregion</strong> Stuttgart zu verstehen. An der Entwicklung der Neuen Messe Stuttgart auf den<br />

Fildern ist der VRS finanziell und konzeptionell beteiligt. Weitere wichtige Infrastrukturen sind<br />

der Flughafen, das Projekt Stuttgart 21 mit seinem unterirdischer Hauptbahnhof sowie die<br />

Förderung der Bahn-Magistrale Paris-Stuttgart-Budapest. Dieses Projekt ist auch Bestandteil<br />

der Transeuropäischen Netze (TEN).<br />

Ferner möchte der VRS durch den Weiterbetrieb seines Europa-Büros in Brüssel und seine<br />

Mitgliedschaften in europäischen Netzwerken wie z. B. der METREX (Netzwerk europäischer<br />

<strong>Metropolregion</strong>en) die Präsenz auf europäischen Maßstab sowie die Akquise von weiteren<br />

120


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Fördergeldern pflegen. Der amtierende Verbanddirektor des VRS Dr. Steinacher ist Präsident<br />

von METREX.<br />

Der Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung des Verbands der Region Stuttgart<br />

sieht ferner noch in den Bereichen<br />

- Standortentwicklung und Standortmanagement,<br />

- Standortmarketing,<br />

- Tourismusmarketing,<br />

- Erhaltung und Ansiedlung von internationalen Einrichtungen.<br />

wichtige Handlungsfelder zur Positionierung der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart.<br />

Dem Verband der Region Stuttgart sind unabhängig von seinem Engagement für die<br />

<strong>Metropolregion</strong> Stuttgart per Gesetz folgende Aufgaben in seinem Umgriff zugewiesen:<br />

- gesetzliche Regionalplanung<br />

- Landschaftsrahmenplanung<br />

- Regionalverkehrsplanung<br />

- Regionale Wirtschaftsförderung<br />

- Regional bedeutsamer öffentlicher Personennahverkehr<br />

- Teile der Abfallentsorgung<br />

- Regionales Tourismusmarketing<br />

Die Themenfelder werden engagiert angegangen und die Arbeit nach außen intensiv<br />

dargestellt, unter anderem anhand des Info-Magazins Region Stuttgart - aktuell.<br />

Ein unabhängiger Experte aus der Region sieht die Themen S-Bahnverkehr (Ausbau<br />

tangentialer Verbindungen), Einzelhandel (Erstellung eines Einzelhandelskonzepts) sowie die<br />

Beeinflussung der Siedlungsflächenentwicklung als durch den Verband offensiv betrieben an<br />

(Jung 2006). Die Region Stuttgart nimmt an dem EXWOST-Forschungsvorhaben „Fläche im<br />

Kreis“ teil.<br />

Viel von der Arbeit in den Pflichtaufgaben des Verbands kommt auch der <strong>Metropolregion</strong><br />

zugute. Auffallend ist, dass der Verband zunächst seine Pflichtaufgaben herausstellt und dann<br />

versucht, diese auf den Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en zu heben.<br />

Analyse<br />

Im Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg 2002 wurde die seit Mitte der 1990er Jahre<br />

währende Diskussion um <strong>Metropolregion</strong>en in Deutschland aufgegriffen. In den Plansätzen des<br />

LEP werden der Verdichtungsraum Stuttgart sowie die angrenzenden Räume Heilbronn und<br />

Tübingen-Reutlingen mit ihren jeweiligen Randzonen als <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart<br />

festgelegt. Die Verdichtungsräume des LEP werden aus sozioökonomischen Indikatoren wie<br />

Bevölkerungsdichte und Pendlerverflechtungen abgeleitet.<br />

In den in der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart beteiligten Regionalverbänden (Stuttgart, Heilbronn-<br />

Franken und Neckar-Alb) setzt man sich seit 2003 mit der Thematik <strong>Metropolregion</strong><br />

auseinander. In einem Strategiepapier aus dem Jahr 2003 sowie einer Beschlussvorlage zur<br />

Verbandsversammlung des VRS vom Jahr 2006 werden die Haltung des VRS in Bezug auf die<br />

<strong>Metropolregion</strong> Stuttgart, ihre Potenziale, Handlungsfelder und angedachte Projekte deutlich<br />

dokumentiert (Verband Region Stuttgart 2003 und 2006). Gesonderte, unabhängig erstellte<br />

Gutachten zur EMRS sind uns nicht bekannt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden,<br />

dass durch die jahrelange Verbandsarbeit mit einem großen Personalstamm ein intensives und<br />

auch analytisch begründetes Wissen über den zu entwickelnden Raum und seine Chancen<br />

besteht.<br />

121


B Struktur<br />

Umgriff<br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Der offizielle Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart und der des Verbands Region Stuttgart<br />

differieren.<br />

Die Weiterentwicklung der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart ist im Landesentwicklungsplan Baden-<br />

Württemberg als Ziel (Z 6.2.2) festgehalten, wird dabei allerdings räumlich nicht absolut<br />

grenzscharf formuliert. Als ihr zugehörig werden der Verdichtungsraum Stuttgart mit seiner<br />

Randzone sowie die „Räume um die Oberzentren Heilbronn und Tübingen“ (LEP 2002:56f)<br />

beschrieben. Ob es sich dabei um die analytisch definierten Verdichtungsräume Heilbronn und<br />

Tübingen handeln soll, bleibt offen. Die Verdichtungsräume mit ihren Randzonen ergeben sich<br />

aus der Berücksichtigung definierter Kriterien wie Bebauungs- und Bevölkerungsdichte sowie<br />

der Intensität von Pendlerverflechtungen (LEP 2002:B5).<br />

Der VRS hat die Vorgaben des LEP aufgegriffen und mit einer auf seinen Internetseiten<br />

veröffentlichten Karte dem Raum eine definierte Figur gegeben. Nochmals ist hervorzuheben:<br />

Es handelt sich hierbei nur um eine Interpretation des Verbands, der hier eigene Interessen wie<br />

den Einbezug ländlicher Gemeinden innerhalb des Verbandsgebietes einbringt, dieser<br />

Einbezug ist z. B nicht durch das LEP gedeckt.<br />

Innerhalb der beteiligten Planungsregion Heilbronn-Franken finden sich zwar Aussagen zur<br />

Zugehörigkeit zur <strong>Metropolregion</strong> im Regionalplan, aber keine räumlich scharfe Festlegungen.<br />

In der Planungsregion Neckar-Alb wird das Gesamtthema <strong>Metropolregion</strong> positiv aufgegriffen<br />

(vgl. Regionalverband Neckar-Alb 2006) und man will als gesamte Planungsregion<br />

„dazugehören“.<br />

Der VRS selbst besteht aus der Landeshauptstadt Stuttgart und den angrenzenden<br />

Landkreisen. Analytische Ergebnisse spielten bei der Bildung im Jahr 1994 keine Rolle, die<br />

neue Verbandstruktur ging deckungsgleich aus dem Vorgänger Regionalverband Mittlerer-<br />

Neckar hervor.<br />

Kooperationsmodell<br />

Die Arbeit und die Außendarstellung der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart ist trotz des abweichenden<br />

Umgriffs eng mit der des Verbands Region Stuttgart verbunden. Mit den Regionalverbänden<br />

Heilbronn-Franken und dem Regionalverband Neckar-Alb werden seit 2003 Gespräche über<br />

mögliche Formen der Zusammenarbeit geführt (vgl. u.a. Verband Region Stuttgart 2003 &<br />

Regionalverband Neckar-Alb 2006)<br />

Der VRS ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, dessen Entscheidungen durch eine direkt<br />

gewählte Regionalversammlung getroffen werden. Der Verband verfügt über eine<br />

Geschäftsstelle mit über 45 MitarbeiterInnen und bearbeitet so die Aufgabenstellungen, die ihm<br />

durch das Landesplanungsgesetz von Baden Württemberg übertragen wurden (siehe Punkt<br />

Themenfelder).<br />

Das soweit beschriebene institutionelle und gesetzlich verankerte Modell wird durch flexible<br />

privatwirtschaftlich organisierte GmbHs und eingetragenen Vereine (e.V.) ergänzt. Diese<br />

bearbeiten die im Punkt Themenfelder aufgeführten Themen. Beispiele hierfür sind die<br />

• Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH<br />

• Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH<br />

• KulturRegion Stuttgart e.V.<br />

• SportRegion Stuttgart e.V.<br />

• FrauenRatschlag Region Stuttgart e.V.<br />

Der VRS ist in diesen regional wirksamen Einrichtungen und Initiativen über formale<br />

Beteiligungen oder als Zuschussgeber involviert. Die genannten Einrichtungen werden vom<br />

Verband als Form der Regional Governance bezeichnet (Benz 2003).<br />

122


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Personen<br />

Die wesentliche Figur für die <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart ist derzeit der Verbandsvorsitzende der<br />

Region Stuttgart Dr. Bernd Steinacher sowie dessen technischer Leiter Herr Vallée. Ferner wird<br />

die Thematik <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart auch in den Landtag von Baden Württemberg vom<br />

Wirtschaftsminister eingebracht.<br />

Finanzierung<br />

Der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart ist wegen der noch losen und nur sehr schwach ausgeprägten<br />

Struktur derzeit kein klar erkennbarer eigener Haushalt zugeordnet.<br />

Die Finanzierung des Verbands Region Stuttgart besteht aus verschiedenen Einnahmequellen,<br />

insgesamt werden über 260 Mio. € verwaltet. Der Löwenanteil dieses Betrags entsteht durch<br />

die Aufgabenzuweisung des Betriebes der S-Bahn.<br />

Tabelle: Einnahmen des Verbands Region Stuttgart im Haushaltsjahr 2006<br />

Einnahmequelle Volumen Entspricht in € pro<br />

EW der Region<br />

Stuttgart<br />

Erhoben bei/Quelle<br />

Verbandsumlage 29,0 Mio. € 21,40 € Verbandsgemeinden,<br />

genauer Satz gemäß<br />

wirtschaftlicher<br />

Leistungsfähigkeit<br />

Verkehrsumlage 55,7 Mio.€ 11,15 € Landkreisen, die dem<br />

VVS angehören<br />

Abfallumlage 2,1 Mio. € 0,80 € Landkreisen des<br />

Verbands Region<br />

Stuttgart<br />

Landeszuschuss 8,2 Mio. € 3,15 € Land Baden-<br />

Württemberg<br />

Regionalisierungsmittel<br />

(Nahverkehr)<br />

52,8 Mio. € 20,30 € Land Baden-<br />

Württemberg<br />

Fahrgeldeinnahmen 98,2 Mio. € 37,69 € Fahrgästen<br />

Kredite 10,9 Mio. € 4,19 € -<br />

Diesen Einnahmen stehen Ausgaben in folgenden Bereichen gegenüber:<br />

Tabelle: Ausgaben des Verbands Region Stuttgart<br />

Ausgabeposten Volumen Entspricht in € pro<br />

Einwohner der<br />

Region Stuttgart<br />

Betrieb der S-Bahn 218,0 Mio. € 83,84 €<br />

Wirtschaftsförderung (incl.<br />

Messe)<br />

24,1 Mio.€ 9,26 €<br />

Schuldendienst 10,1 Mio. € 3,88 €<br />

Personal (ca. 45 Stellen) 4,6 Mio. € 1,76 €<br />

123


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Planung 1,1 Mio. € 0,42 €<br />

Sonstiges - -<br />

Über den offiziellen Etat hinaus werden etliche Projekte, die ebenfalls der Regionalentwicklung<br />

dienen, über Drittmittel mit einem erheblichen Umfang finanziert. Allein von der EU kommen<br />

über 9 Mio. Euro (vgl. Verband Region Stuttgart 2006).<br />

C Kultur<br />

Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />

Die <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart sieht sich als Region, die durch den traditionellen Automobilbau<br />

mit Daimler-Chrysler stark geprägt ist. Darauf basierend besteht eine eng verflochtenes von<br />

Zulieferern für den Automobilbau und Feinmechanik. Dies zeigt sich auch in den Projekten wie<br />

zum Beispiel MOBILIST.<br />

Man gibt sich aber auch gern als international eingebundene Region mit international<br />

orientierten Unternehmen und einer europäischen Vertretung der Region in Brüssel.<br />

Ferner spielen auch Weinanbau und die schwäbische Mentalität in der nach landläufiger<br />

Meinung Fleiß, Sparsamkeit, Genauigkeit eine große Rolle spielen.<br />

Genese, „Alter“<br />

Mit der verbindlichen Einführung der Regionalplanung um 1972/73 kam es zur Gründung des<br />

Regionalverbands Mittlerer-Neckar, der im Umgriff dem heutigen Verband Region Stuttgart<br />

entspricht. Im engeren Stadt-Umland Bereich um Stuttgart mussten sich die Gemeinden in<br />

einem Planungsverband auf einen gemeinsamen Flächennutzungsplan einigen.<br />

Auf Initiative des Stuttgarter Oberbürgermeister Rommel entstand um 1992 eine Diskussion, bei<br />

der es um eine Stärkung der Region und einen Interessenausgleich zwischen Stadt und<br />

Umland ging. Damals vielen 120 000 Arbeitsplätze weg und es kamen gleichzeitig Übersiedler<br />

aus den neuen Bundesländern. Die Stadt Stuttgart wurde bei der Finanzierung von Leistungen<br />

überproportional belastet. Es gelang keine konzentrierte Siedlungsflächenausweisung bzw.<br />

nicht, für die Industrie genügend große Flächen auszuweisen (Klenk 2002).<br />

Die Industrie, der OB und das Land Baden-Württemberg waren dann die treibenden<br />

Institutionen, die eine starke Regionalplanung befürworteten und das heute noch bestehende<br />

Modell mit einer verfassten, direkt gewählten Regionalversammlung durchsetzen konnten.<br />

Seit dem hat sich viel getan. Durch ein Vielzahl von Projekten und die Verantwortung des VRS<br />

für den Betrieb der S-Bahn ist die Region Stuttgart für ihre Bürger im Lauf der Zeit auch im<br />

Alltag präsent geworden. Die Region Stuttgart ist mit ihrem 12-jährigen Bestehen eine<br />

eingespielte Region, für die das neue Label <strong>Metropolregion</strong> keine substanziellen Änderungen<br />

gebracht hat.<br />

Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />

Das Label <strong>Metropolregion</strong> spielt für den VRS laut Aussagen einer seiner Mitarbeiter keine große<br />

Rolle. Man hatte sich schon vorher auf internationaler Ebene als erfolgreiche Region etabliert.<br />

Für den VRS gilt: Aktion vor Organisation. Nur weil die Region nun unter dem Begriff<br />

„<strong>Metropolregion</strong>“ auftreten kann, entsteht nicht unbedingt ein Mehrwert. Dieser wird am ehesten<br />

in der verbesserten Außenwahrnehmung gesehen (Ludwig 2006).<br />

124


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Nürnberg<br />

Abbildung A7: Kern und Netz der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg (Quelle:<br />

www.metropolregion.nuernberg.de)<br />

A Strategie<br />

Auslöser<br />

Exogen:<br />

Die Region Nürnberg ist von andauernden Strukturwandel und Globalisierungstendenzen wie<br />

die meisten anderen Räume der Industrieländer ebenfalls betroffen. In verschiedenen Phasen<br />

gab es Wellen von Arbeitsplatzabbau bei Traditionsfirmen wie AEG, Grundig, MAN und<br />

anderen. Dem stehen erfolgreiche Konzerne und Dienstleistungsunternehmen wie Siemens,<br />

dem Marktforscher GfK, DATEV gegenüber. Ein hervorstechendes punktuelles Ereignis, das<br />

eine besondere Dynamik in der Entwicklung zur <strong>Metropolregion</strong> verursacht hat, lässt sich<br />

unseres Erachtens nicht identifizieren.<br />

Sicher hat der erste MKRO-Beschluss aus dem Jahr 1995 auf lange Sicht einen Grundstein zur<br />

Diskussion über die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg gelegt. Durch die Tatsache, dass damals<br />

Nürnberg auf der Liste fehlte, wurde der Selbstfindungsprozess in Gang gesetzt (vgl. Frommer<br />

2005 und Beck 2003).<br />

Eine weitere Rolle spielt die EU-Erweiterung im Jahre 2004. Nürnberg wurde bereits im<br />

EUREK-Entwurf 1997 als Gateway-Stadt ausgewiesen und steht nun nach der Erweiterung im<br />

„Zentrum des neuen Europas“ (Frommer 2005:5).<br />

Endogen:<br />

Im Raum der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg bestanden schon vor dem Aufsprung auf den Diskurs zu<br />

<strong>Metropolregion</strong>en Kooperationsstrukturen wie z. B. die Städteachse der Kernstädte Nürnberg-<br />

125


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Fürth-Erlangen-Schwabach, in der seit ca. 25 Jahren zusammengearbeitet wird. Aus dieser<br />

Kooperationsstruktur ist durch massive Unterstützung der ansässigen Industrie der 1996<br />

gegründete Marketingverein „Die Region Nürnberg“ hervorgegangen (Schmitt 2006 &<br />

Standecker 2006).<br />

Eine weitere regionale Initiative ist das 1998 in Zusammenarbeit mit den regionalen<br />

Planungsverbänden Industrieregion Mittelfranken und Westmittelfranken, der IHK Nürnberg und<br />

dem Regierungspräsident von Mittelfranken entstandene Entwicklungsleitbild der<br />

WirtschaftsRegion Nürnberg zu erwähnen. Dieses Entwicklungsleitbild wurde 2005<br />

fortgeschrieben (Stadt Nürnberg 2005).<br />

Auf diese Strukturen konnte die Diskussion um <strong>Metropolregion</strong>en aufsetzen.<br />

Themenfelder<br />

Ein gewichtiges Thema scheint zunächst der Selbstfindungsprozess der <strong>Metropolregion</strong> zu<br />

sein. Es gibt einige wissenschaftliche Aufsätze, sowie eine ganze Tagung, die sich mit der<br />

Frage beschäftigen ob der Großraum Nürnberg eine <strong>Metropolregion</strong> sei, bzw. versuchen dies<br />

zu begründen (vgl. u.a. Frommer 2005). Die EMR Nürnberg stellt sich eher breit auf, wie an den<br />

fünf Fachforen zu erkennen ist:<br />

• Forum Wirtschaft und Infrastruktur<br />

• Forum Wissenschaft<br />

• Forum Verkehr und Planung<br />

• Forum Kultur und Sport<br />

• Forum Tourismus<br />

Soziale Aspekte spielen in der EMR Nürnberg keine Rolle, bzw. werden auf einem anderen<br />

Maßstab abgehandelt. Ähnliches gilt für das Thema Sicherung von Freiräumen. Sehr wohl wird<br />

dagegen die Bedeutung von Kultur und deren enge Verknüpfung mit dem Tourismus erwähnt.<br />

Hierbei sind noch die Stadt Bamberg mit ihrer Eigenschaft als UNESCO-Kulturebene sowie<br />

Bayreuth mit den Wagner-Festspielen hervorzuheben (Standecker 2006).<br />

Ein Schwerpunkt scheint die Wirtschaftsförderung zu sein. Man gelangt mit der Eingabe der<br />

URL http://metropolregion-nuernberg.de und http://www.metropolregion-nuernberg.org an die<br />

Internetforen der IHK bzw. zum Marketingverein MetropolRegion Nürnberg e.V. Dieser Verein<br />

ging aus seinem Vorgänger, dem Verein „Die Region Nürnberg e.V.“ hervor. Unter seinen<br />

Kernkompetenzen werden die Felder „Energie & Umwelt“, „Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie“, „Verkehr & Logistik“ sowie „Neue Materialien“ und<br />

„Lebensqualität“ aufgeführt. Ferner wird auch noch der Bereich „Medizin, Pharma &<br />

Gesundheit“ herausgestellt. Eine Konzentration von Förderressourcen auf wenige Kernthemen<br />

kann nicht erkannt werden.<br />

Vom Marketingverein werden etliche Projekte wie "International Communication Network", kurz<br />

"icom-net", ein Marketingprojekt mit dem die Stärken der Region kommuniziert werden sollen,<br />

oder ein "Existenzgründerpool" betrieben. Deren Tiefe und Bedeutung ist jedoch noch relativ<br />

gering.<br />

Generell gilt, dass die <strong>Metropolregion</strong> zwar relativ viele Themen besetzt, sich dies jedoch noch<br />

nicht in großen deutlich erkennbaren Leuchtturmprojekten manifestiert.<br />

Analyse<br />

Im Konstituierungsprozess sind mehrere Gutachten und wissenschaftliche Arbeiten entstanden,<br />

die sich mit der Bewertung der <strong>Metropolregion</strong> und insbesondere mit der Rechtfertigung ihrer<br />

Bezeichnung beschäftigen (vgl. u.a. Liebel 2005, Frommer 2005, Beck 2003, Maier & Liebel<br />

2005). Dabei wurde der Raum auf metropolitane Funktionen im Sinne von Blotevogel<br />

untersucht, um die metropolitanen Eigenschaften von Nürnberg besser untermauern zu können.<br />

126


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Auffällig ist, dass die Gutachter alle aus der Region kommen und in diesen Texten kaum<br />

kritische Aussagen zur EMR Nürnberg zu lesen sind.<br />

Die offizielle fachliche Ansprechpartnerin zu Fragen bezüglich der EMR Nürnberg verneinte<br />

eine bedeutende wissenschaftliche Analyse im räumlichen Konstituierungsprozess - Festlegung<br />

des Umgriffs - der letzten Jahre (Standecker 2006). In der Diplomarbeit von Christof Liebel<br />

werden einige Pendlerverflechtungen auf Kreisebene thematisiert (Liebel 2005).<br />

B Struktur<br />

Umgriff<br />

Die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg gehört im Vergleich zu anderen etablierten <strong>Metropolregion</strong>en in<br />

Deutschland mit einer festgelegten Fläche von ca. 11 500 km² zu den ausgedehnten Regionen.<br />

Die Region Stuttgart (3650 km²) oder der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Rhur (7 900 km²)<br />

sind kleiner.<br />

Bei der Bildung des räumlichen Umgriffs der <strong>Metropolregion</strong> wurden keine wissenschaftlichen<br />

Raumanalysen durchgeführt. Zunächst wurden die „üblichen Verdächtigen“ (Standecker 2006),<br />

sprich die umliegenden Landkreise, eingeladen, danach bekam das Ganze schnell eine<br />

Eigendynamik. Die Landkreise im zweiten Ring um Nürnberg sowie die ca. 50 km entfernten<br />

Landkreise bzw. Städte wie Bamberg, Bayreuth und Amberg wurden neugierig und gehören<br />

nun zum so genannten metropolitanen Kern der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg. Um diesen Kern<br />

spannt sich noch das metropolitane Netz, mit Städten wie Würzberg, Hof und dem Landkreis<br />

Tirschenreuth. Mit diesen Partnern soll bei passenden Themen fallbezogen<br />

zusammengearbeitet werden (EMRN 2006b; Standecker 2006). Das metropolitane Netz<br />

finanziert die <strong>Metropolregion</strong> grundsätzlich nur mit dem halben Satz.<br />

Kooperationsmodell<br />

Die Kooperation in der EMR Nürnberg ist von Freiwilligkeit und „gleicher Augenhöhe“ geprägt.<br />

Beispielsweise hat die Stimme des OB von Nürnberg, der für eine erheblich höhere<br />

Einwohnerzahl spricht, formal die gleiche Bedeutung wie die einer kleineren kreisfreien Stadt,<br />

bzw. eines Landkreises. Es bestehen keine gesetzlichen Bindungen. Die Mitglieder, die<br />

grundsätzlichen Funktionen und Aufgaben (z.B. Regionalmarketing und Bildung von<br />

Netzwerken) der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg sowie die Prinzipien der Zusammenarbeit sind in<br />

einer Charta aus dem Jahr 2005 verfasst (EMRN 2005). Diese Charta ist eine Art<br />

Willenserklärung der Zusammenarbeit. Detaillierteres und einige verbindliche Aspekte wie unter<br />

anderem die Finanzierung regelt die Geschäftsordnung (EMRN 2006a).<br />

Alle die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg betreffenden Entscheidungen, die Außenvertretung sowie das<br />

Budgetrecht liegen beim Rat, der aus den demokratisch legitimierten Bürgermeistern,<br />

Landräten, dem Bürgermeister der bevölkerungsstärksten Kommune des Landkreises besteht.<br />

Das metropolitane Netz ist durch Vertreter im Rat ebenfalls mitberücksichtigt. Die fachliche<br />

Arbeit wird durch Foren geleistet, die den unter dem Punkt Themenfelder genannten Themen<br />

entsprechen. Zu jedem Forum gibt es einen Geschäftsführer, einen fachlichen sowie einen<br />

politischen Sprecher. Zur Koordination von Strategie, Arbeitsthemen und Projekten der Foren<br />

bilden Ratsvorsitz und Sprecher sowie Geschäftsführer der Foren gemeinsam den<br />

Steuerungskreis der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg.<br />

Der Rat tagt mindestens zweimal jährlich. Mit Hilfe von Regionalkonferenzen soll eine breite<br />

Anzahl von relevanten Akteuren erreicht und zusammengeführt werden.<br />

Macht in den Gremien haben nach Aussagen von Standecker (2006) diejenigen Akteure, die<br />

gute Projekte initiieren oder betreiben. So haben die ländlichen Teilräume der <strong>Metropolregion</strong><br />

nach Aussagen von Standecker (2006) kaum Ängste, von der starken Stadt Nürnberg<br />

übervorteilt zu werden. Es gelte das Prinzip: „Wir stärken nicht die Starken sondern die Stärken“<br />

(Standecker 2006). Damit ist gemeint, dass erfolgreiche Projekte unabhängig von ihrer<br />

räumlichen Lage gefördert werden.<br />

127


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Abbildung A8: Organisationsmodell der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg (Quelle: www.metropolregion.<br />

nuernberg.de)<br />

Personen<br />

Es fallen Personen auf, die unter anderem durch das Abfassen von verschiedenen Texten zum<br />

Thema <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg die Thematik angeschoben haben. Hier sind vor allem Dr.<br />

Hartmut Frommer, Stadtrechtsdirektor der Stadt Nürnberg, sowie Prof. Hartmut Beck,<br />

Universität Erlangen-Nürnberg & Mitglied des Planungsausschusses der Planungsregion<br />

Mittelfranken zu nennen. Von der Leiterin der Geschäftsstelle der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg,<br />

Frau Dr. Christa Standecker, wurde auch der OB Dr. Ulrich Maly genannt, der durch eine<br />

umsichtige Auswahl und Einbindung der Akteure in der Region ein günstiges Klima für die<br />

Kooperation schaffte (Standecker 2006). Im Übrigen ist die Geschäftsstellenleiterin selber eine<br />

aktive und auf vielen Terminen präsente Person.<br />

Es handelt sich allesamt um Personen, die die Bedeutung eines Vorhandenseins von Nürnberg<br />

auf der deutschen Landkarte der <strong>Metropolregion</strong>en vor anderen Akteuren der Region erkannt<br />

haben.<br />

Ferner gelang es auch, sich den Rückhalt von Personen auf Landes- und Bundesebene zu<br />

sichern. So kündigte der bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und<br />

Technologie Otto Wiesheu im Rahmen der Regionalkonferenz im Juni 2004 an, dass die<br />

bayerische Staatsregierung in der beschlossenen Fortschreibung des Bayerischen<br />

Landesentwicklungsprogramms 2006 Nürnberg als Großraum mit zu stärkenden metropolitanen<br />

Funktionen aufnehmen will. Ebenso unterstrich der Staatssekretär des Bundesministeriums für<br />

Verkehr, Bau und Wohnungswesen Tilo Braune mit seiner Anwesenheit und durch<br />

entsprechende Äußerungen die positive Einstellung des Bundes zu einer <strong>Metropolregion</strong><br />

Nürnberg (Stadt Nürnberg 2004).<br />

Finanzierung<br />

In der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg wird die Finanzierung ihrer Strukturen nach außen eher<br />

verhalten dokumentiert. In der Geschäftsordnung des Rates der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />

128


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Nürnberg (EMR Nürnberg) findet sich die Vereinbarung, dass die Mitglieder der <strong>Metropolregion</strong><br />

Nürnberg (Landkreise und kreisfreie Städte) eine Umlage in Höhe von 3,5 Cent pro Einwohner<br />

im Jahr 2006 sowie eine Umlage von 7 Cent pro Einwohner im Jahre 2007 zu zahlen haben. Es<br />

ist angedacht, diese Umlage danach auf 10 Cent pro Einwohner zu erhöhen (EMRN 2006a).<br />

Bezogen auf die aktuellen Einwohnerzahlen bedeutet dies für das Anfangsjahr der MR einen<br />

Etat von ca. 80 000 €. Hiermit sollen die Ausgaben für Rat und Geschäftsstelle der<br />

<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg zumindest teilweise bestritten werden.<br />

Nach Auskunft von Beteiligten der EMR Nürnberg (Standecker 2006) ist die derzeitige Arbeit<br />

auch nur möglich, weil die Infrastruktur der Stadt Nürnberg wie Räume und Arbeitsmaterialien<br />

ohne Entgelt mitgenutzt werden kann. Auch bei den anderen Mitgliedern der EMR Nürnberg<br />

werden vermutlich Personal- und Finanzressourcen aus anderen Quellen mitgenutzt. Bei den<br />

Fachforen wird davon ausgegangen, dass deren Projekte über Drittmittel und Sponsoren<br />

finanziert werden können (vgl. Geschäftsordnung der EMR Nürnberg, EMRN 2006a).<br />

Die Finanzierung der Organisationsstrukturen in der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg wurde zunächst<br />

ausgeklammert, um dann doch noch in der Geschäftsordnung geregelt zu werden.<br />

C Kultur<br />

Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />

Es ist sehr schwer für die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg Alleinstellungsmerkmale zu finden. Generell<br />

sieht man sich gerne als Gateway in den Osten Europas, wie auf einer Karte mit Nürnberg im<br />

Zentrum Europas dargestellt (Stadt Nürnberg 2004) ist. In der Beilage der Süddeutschen<br />

Zeitung „<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg“ vom 02.06.2006 wird vom Aufbau eines fränkischen<br />

Selbstbewusstseins gesprochen, belegen lässt es sich derzeit noch nicht.<br />

Alter - Genese<br />

Die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg ist eine junge <strong>Metropolregion</strong>, sie wurde im Jahre 2005 offiziell<br />

durch die MKRO anerkannt. Die Frage einer formalen Anerkennung sagt aber noch nichts über<br />

die bereits vorher bestehenden Kooperationsstrukturen aus. Die Städte, Landkreise und<br />

Kommunen des Großraums Nürnberg teilten sich besser gemeinsam zu erledigende Aufgaben<br />

schon lange zuvor in Form von kommunalen Zweckverbänden auf. Ferner gründete sich im<br />

Jahr 1996 mit intensiver Unterstützung der ansässigen Unternehmen der Marketingverein „Die<br />

RegionNürnberg e.V. (persönliches Interview mit Herrn Hahn, nach Schmitt 2006).<br />

Im Entwurf des <strong>Europäische</strong>n Raumentwicklungskonzept (EUREK) wurde Nürnberg in einer<br />

Abbildung als Gateway-Stadt dargestellt. Der Stadtrechtsdirektor der Stadt Nürnberg, Dr.<br />

Frommer, verfasste mehrere programmatische Dokumente, in denen er die ebenfalls<br />

bedeutende Rolle des Großraums Nürnberg im Vergleich zu anderen deutschen<br />

<strong>Metropolregion</strong>en herausstellte. Es sei unverständlich, dass vielen anderen Regionen der<br />

Status <strong>Metropolregion</strong> schon 1995 zugesprochen worden sei, Nürnberg mit seinem durch viele<br />

Indikatoren nachzuweisenden ebenfalls hohen metropolitanen Potenzial jedoch nicht (Frommer<br />

2005:5).<br />

Es gelang den Promotoren der <strong>Metropolregion</strong>, die restlichen Akteure in der EMR Nürnberg für<br />

das Thema zu sensibilisieren und zu aktivieren. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch der OB<br />

von Nürnberg Dr. Ulrich Maly, der durch eine geschickte und behutsame Organisation der<br />

nötigen Treffen (Standecker 2006) die notwendigen Personen an einen Tisch brachte.<br />

Im Juni 2004 fand die Regionalkonferenz „Stärke und Konsens - Eine <strong>Metropolregion</strong> tritt an!“<br />

mit über 200 Akteuren aus dem Raum sowie mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Otto<br />

Wiesheu sowie dem Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums Tilo Braune statt. Mit<br />

dieser Veranstaltung gelang der Durchbruch. Letzte Meilensteine waren dann noch die formale<br />

Anerkennung durch die MKRO.<br />

129


Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />

Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

Die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg mit ihren Akteuren hat speziell auf das Label hingearbeitet und<br />

vermarktet sich derzeit offensiv damit. So gab es zum Beispiel am 02. Juni 2006 eine Beilage in<br />

der Süddeutschen Zeitung in der sich die Region mit ihren Unternehmen auflagenstark<br />

präsentierte. Die Bedeutung des Labels in dieser Region ist hoch: Durch das Etikett<br />

<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg wird das fränkische Selbstbewusstsein und Identitätsgefühl gestärkt<br />

und der neidische Blick auf <strong>München</strong> hat eine Alternative vor Ort bekommen (SZ 2006).<br />

130


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> <strong>München</strong><br />

131


Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

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Schmitz, G. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Dr. Gottfried Schmitz, Verbandsdirektor<br />

i.R. des Raumordnungsverbands Rhein-Neckar, am 17.07.2006<br />

Seimetz, H.-J. (2006): Die <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar und ihre Bedeutung für die Raum- und<br />

Regionalentwicklung, Präsentation im Rahmen des Raum- und Umweltplanerischen<br />

Kolloquiums, Kaiserslautern, 2. Februar 2006<br />

Sieverts, T.: (1997): Zwischenstadt. Birkhäuser Verlag. Braunschweig<br />

Stadt Nürnberg (2004): Tagungsdokumentation der Regionalkonferenz „Stärke und Konsens –<br />

eine <strong>Metropolregion</strong> tritt an!“ vom 24.06.2004. Im Internet unter<br />

http://www.metropolregion.nuernberg.de/download/Metropol_doku_neu.pdf, Zugriff am<br />

15.07.2006<br />

Stadt Nürnberg (2005): Internetseite des Amts für Wirtschaft der Stadt Nürnberg<br />

http://www.wirtschaft.nuernberg.de/ver2004/scripts/01_02_neues-aus-derwirtschaftsfoerderung.html?id=520,<br />

Zugriff am 17.07.2006<br />

Standecker, C. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Frau Dr. Christa Standecker,<br />

Mitarbeiterin der Stadt Nürnberg, am 14.07.2006<br />

Süderelbe AG (2006): Internetseite der Süderelbe AG. Im Internet unter<br />

http://www.suederelbe.info, Zugriff am 17.07.2006<br />

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Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />

SZ – Süddeutsche Zeitung (2006): Beilage <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg am 02.06.2006<br />

Thierstein, A., Kruse, C. Glanzmann, L., Gabi; S., Grillon, N. (2006): Raumentwicklung im<br />

Verborgenen. Die Entwicklung der <strong>Metropolregion</strong> Nordschweiz. NZZ Buchverlag, Zürich<br />

Tröger-Weiß, G. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Prof. Dr. Gabi Tröger-Weiß,<br />

Technische Universität Kaiserslautern, Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung, am<br />

20.07.2006<br />

Tscheulin J. (2005): <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar: Entwicklung und Positionierung einer<br />

Region, Vortrag im Rahmen des 8. Wiesbadener Zukunftsdialogs am 03.05.2005, Im Internet<br />

unter: http://www.ihk-wiesbaden.de/index.php?id=2559, Zugriff am 24.07.2006<br />

Verband Region Stuttgart (2003): Strategiepapier zur Weiterentwicklung der Kooperation in der<br />

<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart vom 9.10.2003<br />

Verband Region Stuttgart (2005): Sitzungsvorlage Nr. 35/2005, Ausschuss f. Wirtschaft,<br />

Infrastruktur, Verwaltung am 5.10.2005<br />

Verband Region Stuttgart (2006): Sitzungsvorlage Nr. 50/2006 zur Regionalversammlung, am<br />

12.04.2006<br />

Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH (Hrsg.) (2006): VRN GmbH News – Pressemitteilungen<br />

2003, Internetseite des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar GmbH. Im Internet unter<br />

http://www.vrn.de/News/Pressemitteilungen/2003/, Zugriff am 18.07.2006<br />

Voscherau, E. (2005): Auf dem Weg zur Exzellenzregion. Das Rhein-Neckar-Dreieck<br />

positioniert sich im europäischen Wettbewerb. In: FAZ 29.03.2005<br />

Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg (2002): Landesentwicklungsplan Baden-<br />

Württemberg - LEP 2002. Im Internet unter: http://www.wm.badenwuerttemberg.de/sixcms/media.php/1106/LEP.zip,<br />

Zugriff am 17.07.2006<br />

Zukunftsinitiative <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar (ZMRN) (2005): Zukunftsinitiative<br />

<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar: Präsidium und Lenkungskreis stellen die Weichen für 2006,<br />

Pressemitteilung der ZMRN am 26.10.2005. Im Internet unter http://www.rhein-neckardreieck.de/uploads/tx_basfzmrnfilelist/10-LK_Portfolio_2006.pdf,<br />

Zugriff am 18.07.2006<br />

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