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Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in ... - LWL

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412<br />

Kapitel<br />

7.2<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zur</strong> <strong>Landesplanung</strong> <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen // 2007<br />

Beschreibung der bedeutsamen<br />

und landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereiche<br />

KLB 22.05 Bensberger Revier, Schloss Bensberg<br />

Im Umfeld des früheisenzeitlichen R<strong>in</strong>gwalles „Lüderich“<br />

und der späteisenzeitlichen „Erdenburg“ stehen Raseneisen-<br />

und Metallerze an. Das Raseneisenerz im Sülzbachtal<br />

ist nach Ausweis von Rennfeueröfen erst <strong>in</strong> der römischen<br />

Kaiserzeit abgebaut und verhüttet worden. Im Bereich der<br />

neuzeitlichen Grube Anacker (Rösrath-Eigen) deuten eisenzeitliche<br />

Scherben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Halde auf e<strong>in</strong>en möglichen früheisenzeitlichen<br />

Abbau von Kupfererzen h<strong>in</strong>. Auf dem Lüderich<br />

konnte römischer Blei- und Silbererzbergbau des 2.<br />

Jahrzehnts n. Chr. nachgewiesen werden. Ferner lassen<br />

Funde von A<strong>zur</strong>it und Malachit <strong>in</strong> den römerzeitlichen Halden<br />

des Tagebaus „Heidenkeller“ <strong>in</strong> Rösrath-Hoffnungsthal<br />

auf e<strong>in</strong>en mächtigen Kupferausbiss schließen, der möglicherweise<br />

schon <strong>in</strong> der Eisenzeit erschlossen war. Erst <strong>in</strong><br />

karol<strong>in</strong>gischer Zeit wurde das Metallerz im Bereich der späteren<br />

Grube Anacker wieder abgebaut. Auf dem Lüderich<br />

wurde erst wieder im 12./13. Jh. der Bergbau auf Bleiglanz<br />

aufgenommen, der erst <strong>in</strong> den 1960er Jahren endete.<br />

Der Ort Bensberg wird bestimmt durch die markante Silhouette<br />

der <strong>in</strong> den 1960er Jahren durch Gottfried Böhm<br />

zum Rathaus ausgebauten mittelalterlichen Burganlage.<br />

Die Ru<strong>in</strong>e der auf e<strong>in</strong>er Hügelkuppe im 12./13. Jh. <strong>in</strong><br />

Bruchste<strong>in</strong> errichteten Burg wurde <strong>in</strong> den Sichtbetonbau<br />

des Rathauses <strong>in</strong>tegriert.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des 18. Jahrhunderts nimmt Bensberg e<strong>in</strong>en<br />

merklichen Aufschwung mit dem Bau des „Neuen Schlosses“,<br />

e<strong>in</strong> Jagdschloss des Herzogs Johann Wilhelm II. von<br />

Jülich-Kleve-Berg. Die axiale Ausrichtung auf den Kölner<br />

Dom und die Blickbeziehung zum Dom über die Rhe<strong>in</strong>ebene<br />

h<strong>in</strong>weg s<strong>in</strong>d bemerkenswert. Das Ortsbild von Bensberg<br />

wird durch die beiden herrschaftlichen Bauten dom<strong>in</strong>iert.<br />

Daneben s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige bergische Fachwerkhäuser erhalten.<br />

KLB 22.06 Königsforst – Wahner Heide – Siegburg<br />

Wahner Heide – Siegburg<br />

landesbedeutsam<br />

Innerhalb des Kulturlandschaftsbereiches s<strong>in</strong>d die Teilräume Wahner<br />

Heide und Siegburg landesweit bedeutsam.<br />

Der Kulturlandschaftsbereich gliedert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> geschlossenes<br />

Waldgebiet mit e<strong>in</strong>er herrschaftlichen Forstgeschichte<br />

und e<strong>in</strong> landesweit herausragendes Heidegebiet. Innerhalb<br />

des Bereichs liegt die mittelalterliche Stadt Siegburg.<br />

Der hier beschriebene Raum wurde bereits <strong>in</strong> der Altund<br />

Mittelste<strong>in</strong>zeit sporadisch aufgesucht, worauf e<strong>in</strong>ige<br />

wenige Funde dieser Zeitstellung verweisen. Herausragend<br />

ist die mittelste<strong>in</strong>zeitliche Fundplatz Ravensberg bei<br />

Troisdorf, der das e<strong>in</strong>zige kle<strong>in</strong>räumig begrenzte Quarzitvorkommen<br />

des Rhe<strong>in</strong>landes darstellt, das hauptsächlich<br />

<strong>in</strong> der Mittleren Altste<strong>in</strong>zeit (Mittelpaläolithikum) als Rohstoffquelle<br />

<strong>zur</strong> Ste<strong>in</strong>geräteproduktion genutzt wurde. Mit<br />

Landschaftsverband Rhe<strong>in</strong>land und Landschaftsverband Westfalen-Lippe<br />

erhaltenen Spuren bergmännischer Gew<strong>in</strong>nung ist hier zu<br />

rechnen. Der Fundplatz besitzt wegen se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zigartigkeit<br />

überregionale Bedeutung.<br />

Dauerhafte Ansiedlungen s<strong>in</strong>d erst seit der Jüngeren<br />

Ste<strong>in</strong>zeit belegt (5.-2. Jahrtausend v. Chr.), wie Siedlungsfunde<br />

<strong>in</strong> Altenforst-Heide und am Nordrand der Heideterrasse<br />

belegen. In der Älteren Eisenzeit (8.-5. Jh. v. Chr.)<br />

wurde der Raum <strong>in</strong>tensiv besiedelt und genutzt. Darauf<br />

verweisen zahlreiche, auch heute noch sichtbare Grabhügel<br />

auf den wenig ertragreichen Randzonen der Heide (wie<br />

am Altenforst, Hohe Schanze-Boxhohn, Scheuerbusch, Hohlste<strong>in</strong><br />

bei Spich, Ravensberg, im Herfeld, entlang des Eisenweges<br />

und bei Leidenhausen). Die zeitgleichen Siedlungen<br />

s<strong>in</strong>d bislang nicht weiter erforscht worden, lagen aber<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich nahe den Bächen und wasserführenden<br />

Niederungen. Herausragend ist der eisenzeitliche R<strong>in</strong>gwall<br />

auf dem Güldenberg. Bei Grabungen wurden Reste von<br />

Befestigungsanlagen aus Wall und Graben dokumentiert.<br />

Ob es sich hierbei um e<strong>in</strong>e dauerhafte Siedlung (Höhenburg)<br />

oder e<strong>in</strong>e nur temporär aufgesuchte Fliehburg handelt,<br />

ist noch nicht abschließend untersucht worden. Sowohl<br />

durch die <strong>in</strong>tensive Waldnutzung (Viehe<strong>in</strong>trieb) als<br />

auch den erhöhten Holze<strong>in</strong>schlag (<strong>in</strong>folge von Hausbauten,<br />

Metallgew<strong>in</strong>nung und -verarbeitung u.a.m.) entwickelte sich<br />

die ursprünglich dicht bewaldete Landschaft durch<br />

menschlichen E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Heide.<br />

Diese Siedlungsstrukturen brechen im 1. Jh. v. Chr. ab.<br />

E<strong>in</strong>e Neubesiedlung beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> germanischer Zeit (1.-3. Jh.<br />

n. Chr.), wie Siedlungen <strong>in</strong> Altenrath, auf dem Fliegenberg,<br />

im Scheuerbusch und an der Hasbacher Höhe belegen,<br />

die durch die Nähe zu Gewässern (Sülz und Agger) gekennzeichnet<br />

s<strong>in</strong>d. Römische Funde <strong>in</strong> diesen Siedlungen<br />

zeigen die engen wirtschaftlichen Verb<strong>in</strong>dungen zum Römischen<br />

Reich.<br />

Im Frühen Mittelalter wurde das Gebiet weiter aufgesiedelt.<br />

Vom Fliegenberg s<strong>in</strong>d Gräber aus merow<strong>in</strong>gischer<br />

Zeit dokumentiert. In der Nähe von Altenrath bef<strong>in</strong>det sich<br />

die Motte Dieffenbroich, die wahrsche<strong>in</strong>lich aus dem<br />

12./13. Jh. stammt. Des Weiteren wurden e<strong>in</strong>ige ländliche<br />

Siedlungen angelegt, wie z.B. Altenrath. Sie waren mit e<strong>in</strong>em<br />

dichten Wegenetz mite<strong>in</strong>ander verbunden, dessen<br />

Strukturen noch weitgehend erhalten s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>ige dieser<br />

Siedlungen wurden jedoch wieder aufgelassen, s<strong>in</strong>d also<br />

wüst gefallen. Diese Wüstungen stellen wertvolle archäologische<br />

Reservate dar, da sich hier die Strukturen der Nutzung<br />

zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt erhalten haben, ohne<br />

dass sie durch jüngere Veränderungen gestört wurden.<br />

Die Wahner Heide ist e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>er der ältesten erhaltenen<br />

Kulturlandschaften mit zahlreichen erhaltenen vorund<br />

frühgeschichtlichen Fundplätzen, andererseits ist sie<br />

wegen ihres wenig ertragreichen Bodens seit dem Frühen<br />

Mittelalter das am dünnsten besiedelte Gebiet der Region<br />

zwischen Köln und Bonn. Infolge der starken Übernutzung<br />

der armen Böden und der <strong>in</strong>tensiven Waldbewirtschaftung<br />

entstand seit der Eisenzeit die heutige Heidelandschaft. E<strong>in</strong>e<br />

der <strong>in</strong> dieser Landschaft seltenen Ansiedlungen ist

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