Kundel Baxeras-Garten - Grevenmacher
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<strong>Baxeras</strong>-<strong>Garten</strong><br />
<strong>Kundel</strong>
Der „<strong>Kundel</strong>“ – Die Familie de <strong>Baxeras</strong> – Die jüngsten Funde<br />
1) Der „<strong>Kundel</strong>“<br />
Über den einzigen Waschbrunnen innerhalb<br />
der Festungsmauer, der sich am<br />
Eingang der „Tourgaass“ (richtig:<br />
„Turgaass“) oder „ruelle des bastions“<br />
befand und von dem es seit Ende dem<br />
Wiederaufbau <strong>Grevenmacher</strong>s nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg leider keine Spur mehr<br />
gibt, sind denn auch nur wenige<br />
Informationen vorhanden, etwa ein Foto,<br />
auf dem eine ältere Wäscherin im<br />
Brunnenhaus zu sehen ist sowie ein weiteres<br />
Foto, auf dem drei Knaben im „<strong>Kundel</strong>“<br />
spielen, des Weiteren eine Postkarte sowie<br />
das Original einer Tuschzeichnung der<br />
„Turgaass“ samt „<strong>Kundel</strong>“. Letzteres stammt<br />
aus der Feder von Lé Tanson aus Bad<br />
Mondorf und befindet sich zusammen mit<br />
zahlreichen weiteren interessanten<br />
Dokumenten in einem unveröffentlichten,<br />
nicht datierten Manuskript von Jos. Hurt<br />
mit dem Titel „<strong>Grevenmacher</strong>: Eine Bildund<br />
Archivsammlung in Wort und Bild“.<br />
Auch ist nicht historisch belegt, ob der<br />
„<strong>Kundel</strong>“ vom Marienbrunnen in den<br />
<strong>Baxeras</strong>-Gärten aus gespeist worden ist –<br />
etwa durch eine unterirdische Verbindung<br />
– ob die Anlage den Bewohnern innerhalb<br />
der Festungsmauern in Besatzungs- und<br />
Kriegszeiten<br />
Der <strong>Kundel</strong> auf einer alten Postkarte.<br />
(FOTO: STERBA GREVENMACHER)<br />
auch Trinkwasser bot und ob von ihr aus der ebenfalls verschwundene<br />
Marktbrunnen („Maartbur“) in der oberen Großgasse mit<br />
Wasser versorgt wurde.<br />
Die Schreiberin dieser Zeilen, die seit September 1971 in<br />
<strong>Grevenmacher</strong> wohnhaft ist und sich sehr für die Geschichte des<br />
Moselstädtchens interessiert, kann allerdings auf die mündlichen<br />
Berichte des im Jahre 1986 verstorbenen Lehrerkollegen Mathias<br />
Clemens zurückgreifen. Im Rahmen des ersten Schüleraustausches<br />
zwischen <strong>Grevenmacher</strong> und der französischen Partnerstadt<br />
Aubière (Puy-de-Dôme), der 1982 stattfand, erzählte der damals<br />
43-jährige Lehrer den staunenden Mädchen und Jungen aus<br />
<strong>Grevenmacher</strong> sowie aus Frankreich begeistert, wie ganz besonders<br />
die <strong>Grevenmacher</strong> Buben seiner Generation sich als Kinder<br />
liebend gern im „<strong>Kundel</strong>“ mit Wasser bespritzt und wie die Mütter<br />
ihnen nach dem nassen Vergnügen den Hosenboden stramm gezogen<br />
hätten.<br />
Die Beschreibung des „<strong>Kundel</strong>“ auf dem kulturhistorischen Rundgang.<br />
(FOTO: MONIQUE HERMES)
Auch wusste Mathias Clemens davon zu erzählen, wie sich das Wasser des „<strong>Kundel</strong>s“ bei der<br />
Schneeschmelze oder bei starken Regenfällen und Gewittern seinen Weg ins Stadtinnere suchte:<br />
Durch die Spitalgasse in die Großgasse und weiter in Richtung Dekanatskirche, manchmal<br />
gar über den „Prosteneek“ bis hinunter zur Mosel sei es dann gelaufen…<br />
Der Name „<strong>Kundel</strong>“ dürfte aus dem älteren Sprachgebrauch stammen und etwas mit stets fließendem<br />
Wasser zu tun haben. Während meiner Kindheit in Redingen gebrauchte man noch<br />
oft den Ausdruck: „d’Waasser kundelt“, wenn Wasser irgendwo unkontrolliert hervorquoll…<br />
2) François de <strong>Baxeras</strong><br />
Hochgerichtsherr in <strong>Grevenmacher</strong> Ende des 18. Jahrhunderts<br />
„Sehr unbeliebt war bei den Bürgern von <strong>Grevenmacher</strong> ihr Hochgerichtsherr François de<br />
<strong>Baxeras</strong>, mit dem sie zahlreiche Schwierigkeiten hatten“ schreibt Alphonse Sprunck in einem<br />
unten zitierten Beitrag.<br />
Erwähnt wird in diesem Beitrag zuerst ein Schreiben vom 13. Dezember 1781 von <strong>Baxeras</strong> an<br />
den Generalprokurator d’Olimart, betreffend einen Brand „in seinem Hause“, der zu etlichen<br />
Unruhen geführt hatte. (Es handelte sich dabei um das heutige Dechantenhaus, das 1708<br />
erbaut wurde und das die de <strong>Baxeras</strong> von 1777 bis nach der Französischen Revolution<br />
bewohnten.) Selbst von konkreten Morddrohungen gegen <strong>Baxeras</strong> wird in besagtem Schreiben<br />
gesprochen.<br />
Weiter geht es um ein Schreiben vom 22. Dezember 1781 an den stellvertretenden<br />
Generalprokurator de Traux, in dem <strong>Baxeras</strong> der städtischen Gerichtsbehörde von<br />
<strong>Grevenmacher</strong> vorwirft, bei den oben erwähnten Unruhen ihre Pflicht nicht getan zu haben.<br />
„<strong>Baxeras</strong>, der früher als Kapitän der Grenadiere im Regiment de Ligne gedient hatte, hatte am<br />
13. Dezember 1781 – also sofort nach dem Brand und den Morddrohungen – vom<br />
Provinzialrat die Erlaubnis erhalten, sich eine Abteilung von acht Soldaten mit einem Korporal<br />
von Luxemburg zu seinem Schutz kommen zu lassen“.<br />
Sämtliche Zeugen des Brandes wurden am 2. April 1782 nochmals verhört. <strong>Baxeras</strong> musste<br />
allerdings die diesbezüglichen Gerichtskosten übernehmen. Sprunck vermutet, dass „das Feuer<br />
angelegt worden war und die Bevölkerung ärgerlich war, dass der Dachdecker den Brand<br />
gelöscht hatte“.<br />
„Im Jahre 1784 bat <strong>Baxeras</strong> den Kaiser um eine Erklärung, da die Stadt <strong>Grevenmacher</strong> kein<br />
Recht habe, die Stelle eines Richters über ihre Bürger zu vergeben“, weiß Sprunck weiter zu<br />
berichten. (Es handelte sich dabei um den Stadtrichter.) In dieser verzwickten Angelegenheit<br />
wurde schließlich festgehalten, dass der Herrscher, der dieses Recht vorher besessen hatte, es<br />
zugleich mit der Herrschaft <strong>Grevenmacher</strong> bei ihrer Verpfändung abgetreten hatte. Das Recht<br />
<strong>Baxeras</strong>’ auf die Ernennung des Richters von <strong>Grevenmacher</strong> war somit nach der Ansicht des<br />
stellvertretenden Generalprokurators bewiesen „aus Dokumenten und aus der allgemeinen<br />
Tatsache, dass alle Familien, die am Ende des 13. Jahrhunderts Herrschaften erworben hatten,<br />
dieses Recht besaßen“.<br />
Es sollte noch schlimmer kommen, denn „am 19. August 1789 sandten die Bürger von<br />
<strong>Grevenmacher</strong> (8 Namen werden aufgelistet, darunter auch derjenige von Postmeister (Philipp<br />
Johann) Jolliot, der am 23. August 1792 in <strong>Grevenmacher</strong> auf keinen Geringeren als auf den<br />
deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe traf) eine neue Klageschrift gegen<br />
<strong>Baxeras</strong> an den Kaiser“.<br />
Sechs Klagepunkte waren in der Schrift festgehalten, u. a. dass <strong>Baxeras</strong> einen Bach, der mitten<br />
durch die Stadt floss und den Bürgern sehr bequem, bei einem Brande sogar notwendig war,<br />
auf seine Mühle hatte ableiten lassen – (könnte es sich bei diesem Bach um das Wasser des
Alter Stadtplan von <strong>Grevenmacher</strong> (1824)<br />
(ORIGINAL: ARCHIV MONIQUE HERMES)<br />
„<strong>Kundel</strong>s“ gehandelt haben, das<br />
angeblich den Marktbrunnen speiste)<br />
– dass er seinem Förster befohlen<br />
hatte, in den Gemeindewäldern<br />
Bäume für 20 Korden Holz mit seinem<br />
Namen zu bezeichnen und zu<br />
verkaufen und dass er in der Nähe<br />
dieser Wälder einen Kalkofen anlegen<br />
lassen hatte, dass er die<br />
„Heynerten“ der Gemeinde, bestehend<br />
aus Wiesen und Ländereien,<br />
als sein Eigentum benutzte, usw.<br />
„Niemals hatte <strong>Baxeras</strong> sich mit<br />
einer Klage gegen Bürger an den<br />
Magistrat von <strong>Grevenmacher</strong><br />
gewandt, der ihm sein Recht nicht<br />
verweigert hätte“, schlussfolgert<br />
Sprunck.<br />
Von zahlreichen weiteren Schreiben<br />
– sowohl von <strong>Baxeras</strong> als auch von<br />
Schöffen, bzw. Bürgern – wird im<br />
Beitrag berichtet und man kann<br />
sich schließlich des Eindrucks<br />
nicht erwehren, dass einer der letzten<br />
Hochgerichtsherren von<br />
<strong>Grevenmacher</strong>, François de<br />
<strong>Baxeras</strong>, im Moselstädtchen denn<br />
auch alles andere als geschätzt und<br />
beliebt war. „François de <strong>Baxeras</strong><br />
(…) war sehr unbeliebt, und es<br />
kam öfters zu Techtelmechtel und<br />
sogar zu Handgreiflichkeiten mit<br />
den Bürgern der Stadt Greven-<br />
macher“, schlussfolgert denn auch Jean Welter im ebenfalls unten zitierten Beitrag.<br />
(Quellen: „Von König Ludwig XIV. zu Kaiser Franz II. – Aus der Geschichte der Propstei und Hochgerichtsbarkeit<br />
<strong>Grevenmacher</strong> im 18. Jahrhundert“, von Alphonse Sprunck, in „<strong>Grevenmacher</strong> 1252-1952 La Bonne Ville – Festschrift<br />
zur 700 Jahrfeier des Freiheitsbriefes“ sowie „750 Joer Fräiheeet fir Gréiwemaacher – D’Par mécht mat“, Beitrag von Jean<br />
Welter zum Thema „Religiöse Spuren in und um <strong>Grevenmacher</strong>“.)<br />
3) Das Haus (de) <strong>Baxeras</strong>…<br />
… und somit das heutige Dechantenhaus<br />
Das Haus an der Nummer 2 der Luxemburger Straße wurde im Jahre 1708 erbaut. Im<br />
Deliberationsregister der Kirchenfabrik kann man unter dem 19. Januar 1891 nachlesen, wie<br />
es zum Kauf des neuen Dechantenhauses kam:<br />
„Dechant (Johann Nikolaus) Post – er war 1886 nach <strong>Grevenmacher</strong> gekommen und hatte<br />
zuerst im alten Pfarrhaus im Bering der Franziskanerinnen in der damaligen<br />
„Paschtoueschgaass“ und heutigen „rue de l’Hôpital“ gewohnt, das allerdings in seinem sehr<br />
schlechten baulichen Zustand sowie feucht, niedrig und unbequem war – hat (am 21. April<br />
1892, laut des von Notar Feyder aufgestellten Kaufakts) das Haus der Witwe Clara Schneider-
Das heutige Dechantenhaus war einst das Haus de <strong>Baxeras</strong>.<br />
(FOTO: MONIQUE HERMES)<br />
Muller mit Nebengebäuden, nebst zwei Hofräumen, Stallungen, Scheune, <strong>Garten</strong>, messend im<br />
Ganzen 23 Ares 25 Centiares (…) angekauft zum Preis von 21.000 (Gold)Franken (…)“.<br />
Und es ist dann auch Dechant Post, der das „neue“ Haus folgendermaßen beschreibt: „ … dieses<br />
Haus wurde 1708, sechzig Jahre nach dem Westfälischen Frieden (1648), mit dem der<br />
Dreißigjährige Krieg beendet wurde, erbaut. Es war das ehemalige herrschaftliche Haus de<br />
<strong>Baxeras</strong>. Stark gebaut, in gutem Zustand, geräumig, luftig und trocken. (…).“<br />
(Quellen: 1) Dechant Emile Weyer in „Laurentius-Pfarrblatt der Pfarrei <strong>Grevenmacher</strong>, Weihnachten 1990/Neujahr 1991“.<br />
2) „Aus der interessanten Geschichte des <strong>Grevenmacher</strong> Dechantenhauses“, eine Zusammenfassung und Ergänzung des<br />
ersten Beitrags, von m.h., in „750 Joer Fräiheet fir Gréiwemaacher – D’Par mécht mat“.)<br />
4) Nochmals de <strong>Baxeras</strong> und dessen Güter<br />
Die Zusammenfassung von Knaffs Ausführungen in Sachen de <strong>Baxeras</strong> ist folgende:<br />
Ein ausgedienter Kapitän des österreichischen Regimentes de Clairfayt, François de <strong>Baxeras</strong>,<br />
erwarb am 5. Juli 1777 die „Herrschaft Maacher“ von Baron de Wickerslooth für 4.000 „Ecus<br />
de Navarra“. Der Baron hatte sich allerdings das Recht vorbehalten, den Titel eines Grafen von<br />
<strong>Grevenmacher</strong> nicht aufzugeben und sich des Stadtwappens zu bedienen.<br />
Beachtliche Güter und herrschaftliche Häuser besaßen damals – laut Knaff – die <strong>Grevenmacher</strong><br />
Familien Gattermann, de Thierry, de Maring und nun auch de <strong>Baxeras</strong>.<br />
Die Güter der de <strong>Baxeras</strong> lagen im nordwestlichen Teil des Städtchens. Es handelte sich um das<br />
1708 erbaute, bereits erwähnte, heutige Dechantenhaus, sowie um jene Liegenschaften, auf<br />
welchen später die Franziskanerinnen von der Barmherzigkeit u. a. ein Waisenheim für<br />
Knaben, ein Internat mit Primärschule sowie die ehemalige Haushaltungsschule und den sog.<br />
„Marienbrunnen“ errichteten, nachdem sie im Frühjahr 1900 die Liegenschaften „von den<br />
Erben von Math. Dietz“ käuflich erworben hatten.<br />
(Quellen: 1) „Geschichtliche Abhandlung über die Stadt und ehemalige Festung und Landrichterei <strong>Grevenmacher</strong>“ von<br />
Philippe Knaff, Luxemburg, 1867. 2) Obermosel-Zeitung vom 20. März, bzw. vom 17. und 21. August 1900.)
• Zu den Franziskanerinnen von der Barmherzigkeit…<br />
… ist zu bemerken, dass sie seit dem 1. Juni 1869 in <strong>Grevenmacher</strong> ansässig sind. Das erste<br />
Haus, das drei Ordensschwestern an besagtem Datum bezogen, lag wohl im Herzen<br />
<strong>Grevenmacher</strong>s in der damaligen „rue du curé“, heute „rue de l’hôpital“. (Auch das alte<br />
Pfarrhaus der Moselmetropole befand sich bis 1892 im Bereich des ersten Waisen- und bald<br />
auch Altenheims der Franziskanerinnen.) Das Haus war dem Orden von Séraphine Pescatore-<br />
Beving zur Verfügung gestellt worden. Deren Vater stammte aus <strong>Grevenmacher</strong> und hatte seiner<br />
Tochter dort ein Haus mit Hof, Ställen und <strong>Garten</strong> vererbt, „ein enges, altes Gebäude,<br />
wenig vorteilhaft zur Waisenanstalt“, wie es in Schriften über die Kongregation – u. a. von<br />
Anne-Marie Leyder – heißt.<br />
Schon bald wurden umliegende Gebäude angekauft und umgeändert, denn zum Waisenheim<br />
kam ebenfalls das Altenheim hinzu. Im Frühjahr 1900 kauften die Franziskanerinnen ebenfalls<br />
die ehemaligen <strong>Baxeras</strong>-Gärten oder das damalige „Dietzsche Anwesen“.<br />
Noch heute sprechen die älteren Bewohner <strong>Grevenmacher</strong>s vom „<strong>Baxeras</strong>-Gaart“, bzw. von den<br />
„<strong>Baxeras</strong> Gäert“, welche an die Ringmauerstraße grenzen. Die <strong>Garten</strong>anlagen selbst wurden –<br />
laut Philippe Knaff – von Herrn de Jardin, „seit 1750 Landrichter in <strong>Grevenmacher</strong>“, angelegt.<br />
Im <strong>Baxeras</strong>-<strong>Garten</strong> befand sich früher die Anlage mit der Mariensäule.<br />
(FOTO: STERBA GREVENMACHER)<br />
5) Die Funde im <strong>Baxeras</strong>-<strong>Garten</strong><br />
Die Autorin des unten zitierten Beitrags geht zuerst auf den Anlass der an und für sich „kleinen<br />
Notgrabung im sog. <strong>Baxeras</strong>garten“ im Herbst 2003 ein: Die Planung und Ausführung des<br />
neuen, nahe der mittelalterlichen Stadtmauer gelegenen Seniorenheims – auf dem Grund und<br />
Boden der Franziskanerinnen – und die damit verbundenen präventiven Sondagen,<br />
a) weil in und um <strong>Grevenmacher</strong> immer wieder römische Funde gemacht wurden, die auf<br />
die Präsenz einer Villa oder etwas Ähnlichem schließen ließen,
Bei den Grabungen im <strong>Baxeras</strong>-<strong>Garten</strong> wurde die Baustruktur einer Kirche freigelegt.<br />
(FOTO: MUSEE NATIONAL D’HISTOIRE ET D’ART LUXEMBOURG)<br />
b) weil die Ortschaft frühen Nennungen nach zunächst als „Villa Machara“ (634?), dann<br />
als „villa machariaco“ (732-733?), usw. bezeichnet wurde,<br />
c) weil der <strong>Garten</strong> nie überbaut wurde und demnach die Chancen auf ungestörte Befunde<br />
direkt neben der alten Stadtmauer hoch waren.<br />
„Keiner hat jedoch mit den zu Tage gekommenen Funden und Befunden gerechnet, welche die<br />
Geschichte <strong>Grevenmacher</strong>s in neuem Lichte erscheinen lassen (…)“, so Christiane Bis.<br />
Alsdann geht es um die Funde die der <strong>Garten</strong>, benannt nach Franz (François) de <strong>Baxeras</strong>, freigab:<br />
eine zweiteilige Anlage, welche durch einen tief einschneidenden Gang getrennt war, und<br />
deren mehrfache Teilung bereits auf einer Karte von 1755 zu erkennen ist (Ferraris).<br />
In der nördlichen <strong>Garten</strong>hälfte befand sich der bekannte Brunnen mit einer doppelten<br />
Ehrentreppe und mit einer Mariensäule samt Statue. Letztere kann man heute wenige Meter<br />
entfernt bewundern. In der oberen <strong>Garten</strong>zone wurde ein weiterer Barockbrunnen mit zentraler<br />
Fontäne freigelegt. Gehörte er zu einem Brunnenhaus aus dem Jahr 1740? Weiter wurde<br />
festgestellt, dass zwei ehemalige Pavillons auf der gegenüberliegenden <strong>Garten</strong>seite durch einen<br />
Gang unterirdisch miteinander verbunden waren.<br />
Zudem stehen eine Kirche, ein Friedhof und andere bisher unbekannte mittelalterliche<br />
Strukturen im Rampenlicht der rezenten Funde. „In ca. 2 m Tiefe fanden sich zahlreiche<br />
Strukturen einer früheren Besiedlung <strong>Grevenmacher</strong>s: So konnte festgestellt werden, dass der<br />
südliche Bereich hinter den Pavillons von spätkarolingischer Zeit an bis in die zweite Hälfte des<br />
13. Jh. besiedelt war“, schreibt Christiane Bis, die in diesem Zusammenhang auf zehn – zum<br />
Teil mehrphasige – Grubenhäuser hinweist, welche in der Regel handwerklich genutzt wurden.<br />
Aus der Mauer eines dieser Steinhäuser stammen vier Münzen aus der zweiten Hälfte des 13.<br />
Jahrhunderts. Sie belegen nachdrücklich, dass die Siedlung nach dem Erhalt des<br />
Freiheitsbriefes (1252) durch Steingebäude aufgewertet wurde.<br />
Ein weiteres Gebäude war durch eine zentrale Feuerstelle beheizbar, in welcher sich zudem<br />
nicht alltägliche Funde aus Bein, Bronze und Keramik befanden. Der Keller des dritten
Steinhauses war zudem besonders groß für seine Zeitstellung und durch Lichtnischen beleuchtet.<br />
Vermutlich wurden hier Waren verhandelt.<br />
Auf der nördlichen <strong>Garten</strong>seite hinter der Ehrentreppe traten im Zuge der Ausgrabungen völlig<br />
unerwartet zahlreiche Gräber zu Tage. Sie befanden sich neben einer bis dato völlig unbekannten<br />
Kirche. Bereits Philippe Knaff bezeichnet allerdings auf einem Katasterplan das<br />
angrenzende Gebiet als „Vieux cimetière/alter Friedhof“. Doch dieser müsste weiter nördlich,<br />
in der Richtung der heutigen Primärschule, gelegen haben.<br />
Es ergibt sich demnach das Bild eines Friedhofs großen Ausmaßes, der entweder über einen<br />
langen Zeitraum oder aber besonders intensiv genutzt wurde, wobei die neu entdeckte Kirche<br />
– deren Baudatum noch ungewiss ist, die aber vielleicht eine Spitalkirche gewesen sein könnte,<br />
weil im Kircheninnern ein Pilgergrab mit Jakobsmuschel freigelegt werden konnte – am<br />
äußersten Rand des Friedhofs lag. Es könnte sich jedoch auch um eine sog. Handelskirche handeln.<br />
Zudem sprechen einige Indizien dafür, dass wir es hier unter Umständen mit einer<br />
Vorgängerin der St. Laurentiuskirche zu tun haben könnten. Später, mit der Errichtung der<br />
Stadtmauer, wäre diese dann in das neue Zentrum verlagert worden.<br />
Christiane Bis-Worch vermutet, dass die entdeckten Gebäude aufgrund ihrer Ausrichtung<br />
mit großer Wahrscheinlichkeit den Verlauf der oberen alten Handelsstraße Luxemburg-Trier<br />
(ungefähr heutige „rue des Tanneurs“) markieren, welche zwischen den Gebäuden und der<br />
neu entdeckten Kirche eine Verbindung in Richtung Siedlung bzw. Mosel besaß. Weil<br />
die Untersuchungen auch heute – 2009 – noch nicht abgeschlossen sind, heißt es „Affaire à<br />
suivre“!<br />
(Quellen: „Ungewöhnliches aus <strong>Grevenmacher</strong>: die Funde aus dem <strong>Baxeras</strong>-<strong>Garten</strong>“, von Christiane Bis-Worch, in „Musée<br />
info – Bulletin d’information du Musée National d’Histoire et d’Art, N° 17 Décembre 2004.)<br />
Monique Hermes<br />
Zahlreiche Knochenfunde zeugen von<br />
einem größeren Friedhof vor der<br />
Stadtmauer.<br />
(FOTO: LUXEMBURGER WORT -<br />
GUY WOLFF)<br />
Fotos auf der Titelseite:<br />
Eine „Wäschfra“ im <strong>Kundel</strong>.<br />
(ARCHIV-FOTO: JEAN WELTER)<br />
Überreste von Festungsmauern<br />
im <strong>Baxeras</strong>-<strong>Garten</strong>.<br />
(FOTO: LUXEMBURGER WORT -<br />
TEDDY JANS)<br />
Herausgegeben im März 2010 vom „Syndicat d’Initiative et de Tourisme“ der Stadt <strong>Grevenmacher</strong> bei<br />
Gelegenheit der Einweihung des Nachbaus des „<strong>Kundel</strong>“. Dieser Nachbau wurde verwirklicht vom<br />
Archetektenbüro archi-web, auf Anregung des „Syndicat d’Initiative et de Tourisme“, mit der finanziellen<br />
Unterstützung der Gemeindeverwaltung <strong>Grevenmacher</strong> sowie des Ministeriums für Mittelstand und<br />
Tourismus.<br />
Offset Moselle, <strong>Grevenmacher</strong>