BIBER - Magazin für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SIE SIND GEGEN RASSISMUS UND GEGEN DEN ISLAM, GEGEN AUSLÄNDER-<br />
FEINDLICHKEIT UND GEGEN ZUWANDERUNG. SIE SIND „IDENTITÄR“ UND<br />
TREFFEN DEN RECHTEN NERV SO MANCHER ÖSTERREICHER.<br />
Von Marina Delcheva <strong>und</strong> Marko Mestrović (Fotos)<br />
AM 10. FEBRUAR STÜRMEN neun<br />
Männer in die Wiener Votivkirche, um<br />
gegen den Protest der Flüchtlinge zu demonstrieren;<br />
die „Besetzung der Besetzung“,<br />
wie sie sagen. Sie wollen auf „politische<br />
Missstände <strong>und</strong> Asylmissbrauch“<br />
aufmerksam machen <strong>und</strong> ihre „Heimat<br />
verteidigen“, sagt einer von ihnen. Auf Ihren<br />
Flyern <strong>und</strong> auf ihrer Homepage steht<br />
„0% Rassismus <strong>und</strong> 100% Identitär“ <strong>und</strong><br />
„Anti-Multikulti“. Nach fünf St<strong>und</strong>en ist<br />
die Besetzung der Besetzung vorbei <strong>und</strong><br />
die neun Männer, Mitglieder der „Identitären<br />
Bewegung Österreichs“ (IBÖ),<br />
werden von der Polizei aus der Kirche<br />
begleitet.<br />
Wir treen Alexander Markovics, den<br />
Obmann der „Wiener Identitären Richtung“<br />
<strong>und</strong> der „Identitären Bewegung<br />
Österreichs“, eine Woche später im Wiener<br />
Kaeehaus „Tirolerhof “. Er trinkt<br />
Melange <strong>und</strong> sitzt unter einem Bild des<br />
Heldenplatzes. „Ich habe nichts gegen die<br />
ausländische Gastronomie <strong>und</strong> Küche,<br />
solange es nicht zu viel wird. Aber mir<br />
persönlich schmeckt die türkische Küche<br />
beispielsweise nicht“, sagt er. Er ist stolz,<br />
ein echter Wiener zu sein. Er spricht laut<br />
<strong>und</strong> <strong>mit</strong> tiefer Stimme, hat sich <strong>für</strong> das<br />
Treen <strong>mit</strong> uns extra einen Anzug angezogen.<br />
Auf den ersten Blick wirkt er gar<br />
nicht wie ein 21-jähriger Politik- <strong>und</strong><br />
Geschichtsstudent. Bei unserem letzten<br />
Treen im Jänner sprach er leiser, wirkte<br />
unsicher. Eigentlich wollte er auch gar<br />
nicht <strong>mit</strong> Journalisten reden. Heute fühlt<br />
er sich stark.<br />
IDENTITÄRE IN ÖSTERREICH<br />
„Wir wollen den Wienern ihre eigene<br />
Geschichte <strong>und</strong> Kultur bewusst machen,<br />
weil viele ihre Kultur gar nicht kennen“,<br />
sagt Markovics. „Wiens Identitäre Richtung“<br />
– kurz W.I.R. – wurde vor einem<br />
Jahr gegründet. Heute zählt die Bewegung<br />
nach eigenen Angaben etwa 14 xe Mitglieder<br />
<strong>und</strong> 40 Aktivisten. „Dabei leitet<br />
uns eine Liebe zum Eigenen – kein Hass<br />
auf das Fremde!“, steht auf der Homepage.<br />
Und ein paar Zeilen weiter: „Heute stellt<br />
vor allem die Islamisierung in Wien <strong>und</strong><br />
auch im restlichen Europa eine große Bedrohung<br />
dar.“ Markovics <strong>und</strong> seine Anhänger<br />
sehen sich als Patrioten, die ihre<br />
Heimat vor der „Islamisierung <strong>und</strong> Überfremdung“<br />
schützen wollen, nicht als<br />
ausländerfeindliche Rassisten. „Ich will<br />
nicht in meiner Heimatstadt als Schweinefresser<br />
<strong>und</strong> scheiß Schwabo beschimp<br />
werden“, erzählt er. „Wir haben nichts gegen<br />
andere Kulturen, wir respektieren alle<br />
Türken, Deutschen <strong>und</strong> Araber. Aber wir<br />
wollen unsere eigene Kultur wahren <strong>und</strong><br />
erhalten.“<br />
FEINDBILD ISLAM<br />
Unter dem Namen „Identitäre Bewegung<br />
Österreichs“ haben sich nun auch Identitäre<br />
aus Linz, Salzburg, Wien <strong>und</strong> Graz<br />
zusammengeschlossen, inspiriert von<br />
identitären Gruppen aus Frankreich <strong>und</strong><br />
Deutschland (siehe Kasten). Etwa 100<br />
Anhänger werden österreichweit vermu-<br />
„ICH HABE NICHTS GEGEN DIE<br />
AUSLÄNDISCHE GASTRONOMIE<br />
UND KÜCHE, SOLANGE ES<br />
NICHT ZU VIEL WIRD. ABER<br />
MIR PERSÖNLICH SCHMECKT<br />
DIE TÜRKISCHE KÜCHE<br />
BEISPIELSWEISE NICHT.“<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
15