BIBER - Magazin für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund

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62 Von Todor Ovtcharov SPORTLERGENE UND FAULE MUSKELN MEIN OPA DIMITAR war in seiner Jugend ein professioneller Fußballspieler. In den 1950er Jahren spielte er im o ensiven Mittelfeld vom „Spartak Varna“. Damals war „Spartak“ noch ein Faktor in der ersten bulgarischen Liga. Mein Opa beendete sehr früh seine Fußballer-Karriere. Er traf meine Großmutter. Sie war damals eines der schönsten Mädchen in der Stadt. Um sie zu überreden ihn zu heiraten, musste ihr mein Großvater versprechen, dass er die Fußballschuhe an den Nagel hängt und dass er sich nie wieder mit Sport beschä igt. „Ein Sportler kann kein Haus ernähren“, meinte sie. Ob sie auch heute das gleiche sagen würde, wenn man weiß, wie viel Fußballer verdienen? Mein Opa spielte nie wieder Fußball, aber er besuchte bis zum Ende seines Lebens TODORE, WACH AUF UND GEH JOGGEN! MIT SCHARF jede Woche die Spiele von „Spartak“. Und mich nahm er immer mit. Deswegen glaube ich, sehr viel von Fußball zu verstehen. Ich habe aber leider nicht sein Fußballtalent geerbt. Wenn wir als Kinder beim Match in unserem Viertel die Mannscha en wählten, wurde ich immer als Letzter gewählt. Wenn die ino zielle Fußballmeisterscha des Bezirks stattfand, saß ich immer auf der Ersatzbank. Dieses Trauma trage ich noch heute mit mir herum und habe o Albträume davon. DACKELSPORT Ich höre eine Stimme im Schlaf. „Todore, wach auf und geh joggen!“ Die Sonne durchdringt kaum die dichten Wolken und versucht ihre Strahlen auf das erfrorene Wien zu werfen. An diesem eisigen Sonntag ist Joggen durch die Nachbarscha das Letzte, was ich machen würde. Meine liebe M. ist schon längst wach, hat ihren Ka ee getrunken und versucht mich, aus dem Bett zu ziehen. Schonungslos springt sie auf mich und versucht, mich mit ihrem Sportenthusiasmus anzustecken. Ich erhebe mich langsam und schaue durch das Fenster. Der Einzige, den ich auf der menschenleeren Straße spazieren sehe, ist mein Nachbar aus dem ersten Stock – Magister Kontrolloberlaborleiter Oberhummer, der, wie jeden Morgen, seine 1200 Schritte mit seinem schwarzen Dackel durch den Bezirk geht. Einmal fragte ich ihn: „1200 Schritte von Ihnen oder vom Dackel?“ Er schaute mich nur kalt an und erwiderte nichts. ES LEBE DER SPORT Trotz ihrer Bemühungen scha es M. nicht, mich aus dem Bett zu ziehen und sie muss wieder alleine joggen gehen. Ich habe auch vom Joggen ein Kindheitstrauma. In der Grundschule mussten wir im Winter in ärmellosen T-Shirts durch den Schulhof rennen. Währenddessen hatte der Sportlehrer eine dicke Jacke und einen Wollpullover darunter an. M. kommt vom Joggen zurück. Sie ist rot wie eine Rübe. Äh, pardon, wie eine Kirsche. Der Sport tut seine wundersame Wirkung! Ich mag sie, wenn sie so rot ist. Der britische Satiriker Jerome K. Jerome meinte einmal: „Ich liebe Sport, ich kann stundenlang Menschen beim Sport zuschauen!“ Laut einer anderen Version sagte er: „Ich liebe die Arbeit, ich kann stundenlang Menschen beim Arbeiten zuschauen!“ Ich bin mit beiden Versionen einverstanden.
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