Die Bekenntnisse des heiligen Augustinus - marixverlag.de
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<strong>Augustinus</strong> – eine prägen<strong>de</strong> Gestalt 9<br />
spricht in Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Manichäismus – und<br />
damit mit seiner eigenen Biographie – <strong>de</strong>m Bösen je<strong>de</strong> eigenständige<br />
Seinsqualität ab. <strong>Die</strong> Substanzlosigkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Bösen, das<br />
nur in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Negation <strong><strong>de</strong>s</strong> Guten, als Abwesenheit <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Guten existiert, ist ein Grundgedanke, <strong>de</strong>r zur entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
geistesgeschichtlichen Mitgift <strong><strong>de</strong>s</strong> Christentums gehört.<br />
Bei Augustin fin<strong>de</strong>t er sich allererst in dieser Klarheit, und er<br />
wird im Hochmittelalter wirkmächtig von <strong>de</strong>r Scholastik, vor<br />
allem von Thomas von Aquin, weitergeführt.<br />
Allerdings setzt sich Augustin bis heute <strong>de</strong>m Verdacht aus,<br />
in seinen leibfeindlichen Ten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>m Manichäismus auch<br />
nach seiner Bekehrung immer noch stark verhaftet gewesen<br />
zu sein. Friedrich Nietzsche nennt ihn <strong><strong>de</strong>s</strong>halb gar ein „Untier<br />
<strong>de</strong>r Moral“.<br />
Zu Augustins Erbe gehört auch eine durch und durch pessimistische<br />
Sicht <strong><strong>de</strong>s</strong> Menschen, <strong><strong>de</strong>s</strong>sen an sich freier Wille<br />
von Grund auf korrumpiert ist durch die Sün<strong>de</strong> Adams. Sie<br />
wird durch das fleischliche Begehren weitergegeben. <strong>Die</strong><br />
„Erbsün<strong>de</strong>nlehre“ gehört wohl zu <strong>de</strong>n verhängnisvollsten<br />
Traditionen, <strong>de</strong>ren Ausgangspunkt Augustin ist. <strong>Die</strong> Kehrseite<br />
<strong>de</strong>r Korrumpiertheit <strong>de</strong>r menschlichen Natur ist <strong>de</strong>r<br />
Primat <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> Gottes – eine theologische Position, die<br />
Augustin in seiner Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n Pelagianern<br />
eloquent vertritt und die gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Reformation wie<strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund rückt. Auch die extreme Form dieser<br />
Gna<strong>de</strong>nlehre, die Lehre von Gottes souveräner Gna<strong>de</strong>nwahl<br />
(Prä<strong><strong>de</strong>s</strong>tination), wie sie Calvin vertrat, ist bei Augustin<br />
grundgelegt.<br />
<strong>Die</strong> Wirkungsgeschichte <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Augustinus</strong> bleibt ebenso<br />
beeindruckend wie ambivalent. So kann man nicht verschweigen,<br />
dass er sich als Bischof in seiner Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>n „häretischen“ Donatisten schließlich zu einer<br />
theologischen Rechtfertigung <strong>de</strong>r gewaltsamen „Bekehrung“<br />
versteigt. Seine Argumentation wirkt lange nach: Unter an<strong>de</strong>rem<br />
greift die „Conquista“ Lateinamerikas auf Augustins