III/ 2005 Das Magazin für Auslandsösterreicher
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WISSENSCHAFT<br />
Forschung fördern ohne Biss von Eva Stanzl<br />
Weil es sein Wachstum steigern<br />
will und muss, investiert<br />
Europa in die Forschung. Gemäß<br />
der EU-Ziele muss Österreich<br />
seine Forschungsquote<br />
bis 2010 von 2,3 auf drei Prozent<br />
des BIP erhöhen. Der<br />
Nationale Aktionsplan <strong>für</strong> Forschung<br />
und Entwicklung der<br />
Bundesregierung fördert in<br />
„die Spitze“ und „die Breite“.<br />
Klare Entscheidungen zu<br />
Inhalten sind jedoch nicht<br />
erkennbar. Vielmehr geht es<br />
um Marktfähigkeit – während<br />
die Universitäten angehalten<br />
werden, beim Bleistiftkauf zu<br />
sparen.<br />
EU-Ziele<br />
Wer Arbeitsplätze <strong>für</strong> die Zukunft sichern<br />
will, muss forschen und entwickeln. <strong>Das</strong><br />
betonen die Bundesregierung und die EU.<br />
In weiten Teilen Europas ist die Produktion<br />
zu teuer und der einzige Weg, die<br />
Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, sei Innovation.<br />
Gemäß der EU-Ziele muss Österreich<br />
seine Forschungsquote daher bis<br />
2010 von derzeit 2,3 auf drei Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts (2004: 233,5 Milliarden<br />
Euro) erhöhen. Gleichzeitig sollen<br />
Wissenschaft und Forschung mehr bringen:<br />
Der Entwurf zum Nationalen Aktions-<br />
plan, das so genannte „Strategiepapier 2010“<br />
des Rats <strong>für</strong> Forschung und Entwicklung,<br />
sieht eine Reihe von Veränderungen vor.<br />
Forschungsmilliarde<br />
Plänen des Finanzministeriums zufolge soll<br />
die so genannte „Forschungsmilliarde“, die<br />
aus den Erlösen der ÖIAG-Privatisierung<br />
finanziert werden soll, etappenweise verteilt<br />
werden: Demnach würden heuer<br />
noch 50 Millionen Euro ausgeschüttet,<br />
nächstes Jahr 75, in den Jahren 2007 und<br />
2009 je 200 und 2008 rund 250 Millionen<br />
Euro. 2010 sollen noch 150 Millionen Euro<br />
folgen. Empfohlen wird eine Steigerung<br />
der öffentlichen Budgets <strong>für</strong> Forschung,<br />
Technologieentwicklung und Innovation<br />
(FTI) um jährlich sieben bis neun Prozent.<br />
Knut Consemüller,<br />
Vorsitzender<br />
des Rates<br />
<strong>für</strong> Forschung<br />
und<br />
Technologie-<br />
Entwicklung<br />
Gefördert wird aber eher mit Schwerpunkt<br />
Exzellenz und Marktfähigkeit als mit<br />
Schwerpunkt akademische Grundlagenforschung:<br />
Für die Universitäten ist eine 40prozentige<br />
und <strong>für</strong> Unternehmen eine 70prozentige<br />
Zunahme der Mittel vorgesehen.<br />
Die größte Steigerung soll der so<br />
genannte „kooperative Sektor“ mit plus 80<br />
Prozent bis 2010 erfahren.<br />
Kooperativer Sektor<br />
Zum „kooperativen Sektor“ gehören Forschungsinstitute<br />
und Projekte, in denen<br />
Wissenschaft und Wirtschaft inhaltlich<br />
und – meistens – auch finanziell zusammenarbeiten.<br />
<strong>Das</strong> sind die Kompetenzzentren,<br />
Fachhochschulen, Christian-Doppler-<br />
Labors (wo Unternehmen an Universitäten<br />
Grundlagenforschung betreiben), privatwirtschaftlich<br />
geführte Institute wie das<br />
Institut <strong>für</strong> Molekulare Pathologie (IMP)<br />
der Firma Intercell im Vienna Biocenter,<br />
das Austrian Research Centre (ACR) in Seibersdorf<br />
nahe Wien und Joanneum Research,<br />
sowie die Akademie der Wissenschaften.<br />
Beispiel Kompetenzzentren: Derzeit<br />
gibt es in Österreich deren 40, Ausschreibungen<br />
werden ab 2006 fortgesetzt. Die so<br />
genannten „Kplus“-Kompetenzzentren<br />
sind zeitlich befristete Forschungseinrichtungen,<br />
die von Wissenschaftern und<br />
Unternehmern entwickelt werden, damit<br />
sie Forschung von akademischer und wirtschaftlicher<br />
Relevanz betreiben können.<br />
Sie werden zu 55 Prozent von Bund und<br />
Ländern, zu fünf Prozent von akademischen<br />
Partnern und zu 40 Prozent von<br />
Unternehmen finanziert.<br />
Kompetenz-Zentrum<br />
Die Praxis: 2001 machte der Bund eine<br />
Ausschreibung <strong>für</strong> ein Kompetenzzentrum<br />
<strong>für</strong> Holz – mit einem Anteil von drei Prozent<br />
am BIP einer der wichtigsten Industriesektoren<br />
Österreichs. Gesucht wurde<br />
ein Team von Unternehmen und Forschern,<br />
die einen Business-Plan einreichten.<br />
Heute betreiben Wissenschafter der<br />
Technischen Universität (TU) Wien, der<br />
Universität <strong>für</strong> Bodenkultur und der Uni<br />
Linz Grundlagenforschung <strong>für</strong> 13 Unternehmen,<br />
die bestimmte Anwendungen<br />
suchen. <strong>Das</strong> Kompetenzzentrum arbeitet<br />
an vier Standorten mit einem Budget von<br />
2,5 Millionen Euro im Jahr. „Der Sinn ist,<br />
dass man von einander Knowhow profitiert,<br />
anstatt als Akademiker im Elfenbeinturm<br />
nach etwas zu forschen, was niemand<br />
braucht – oder umgekehrt als Unternehmen<br />
etwas zu beforschen, wo<strong>für</strong> es in<br />
den Universitäten schon längst Patente<br />
gibt“, erklärt Geschäftsführer Boris<br />
Hultsch. 2004 bekam das Kompetenzzentrum<br />
Holz „aufgrund der wissenschaftlichen<br />
Qualität“ eine erneute Finanzierungszusage<br />
<strong>für</strong> weitere drei Jahre. Andere Kompetenzzentren<br />
werden derzeit evaluiert<br />
und jene, in denen keine neuen Synergien<br />
entstehen, geschlossen. „Forschung wird<br />
nicht ja nur an den Universitäten gemacht,<br />
sondern eben auch im kooperativen Sektor<br />
12 ROTWEISSROT 3/<strong>2005</strong>