20 Köpfchen BB King Grace Jones Black Eyed Peas Noisettes Lilly Allen
03.07. - 18.07.2009 Montreux, unerschütterlich modern Interview von Miky Merz Die einen sprechen von neuen Zweigen der Livemusik, die anderen sprechen von einer Ausschürfung des richtigen Jazz. Das Montreux Jazz Festival (MJF), heute 43 Jahre alt, sortiert jedenfalls veritable Geschmacksgeber grosser Labels aus – genauso noch unbeachtete Rabauken. Der Mann, der dafür nur Lob erntet: Claude Nobs, 73 Jahre alt, Impressario des Festivals. Der angelernte Koch zieht Protagonisten wie Miles Davis (1973), Prince (2008) und heuer u. a. Grace Jones in seine Hallen. Letztere spielt zwar nicht in der Stravinski Hall. Die Lovers Rock-Diva spielt vor einer jüngeren, undefinierten Audienz im unteren Geschoss. Dafür strategisch verantwortlich: Lori Immi, Programmatorin bzw. Trendscout. <strong>mex</strong>: Wie wird man Trendscout eines solch traditionellen Festivals? Immi: Ich widme mich einer jungen Zuhörern. Ich gehe seit jeher an internationale Festivals. <strong>mex</strong>: Aus welchen Grundgedanken vollzieht sich die Programmausrichtung? Jazz? Immi: Jede Aufführung hat natürlich seine Eigenheit. Die Stravinski Hall ist mehr ein Austragungsort für gestandene Exponenten. Die Miles Davis Hall und der MDH Club gehören zu neueren Ausrichtungen, da sollten durchaus Newcomer präsentiert werden. Ich habe Auswahlfreiheiten in der Miles Davis Hall. Allerdings schätzt Claude Nobs einen musikalischen Zusammenhang, wenn gleich Acts in einem elektronischen Kontext auftreten. Es ist nicht nur ein Festival, sondern eine Institution der Musikgeschichte. Montreux überlebt durch eine kluge Programmierung und sensationelle Atmosphäre. <strong>mex</strong>: Gibt es Acts oder Aufführungen die nicht so gut funktionieren am MJF? Immi: Manchmal präsentieren wir einfach zu früh Senkrechtstarter. Ausserdem ist der Kontext in einer Metropole wie London anders als am Lac Lémon. Inzwischen schauen wir auch auf die CD-Präsenz, auf eine aktuelle Publicity, um Acts zu fixieren. Ich mache jedoch keinen Unterschied zwischen einem jungen DJ oder einer Grace Jones, solange er, sie die Audienz in den Bann zieht. <strong>mex</strong>: Elektronische Sets, oder die teure Buchung von Rocksymbolen – wo gewichtet die Festivalleitung den wirtschaftlichen Zeitgeist? Immi: Klar, die Konkurrenz untereinander ist viel härter geworden. Ich glaube, man muss einfach drinnen sein, in einer Szene. Erst dann können wir über die wirtschaftliche Differenzierung sprechen. – Es geht nicht nur um Künstler- Renomée und um Geld, es geht, uns zumindest, um Anerkennung. Musiker spielen bei uns, weil sie seit Jahren Zuhörer hier wertschätzen. <strong>mex</strong>: Eine Frage an die Fachfrau: sind Deutschschweizer anders als Welsche, werden eure Festivalbesucher durchskimmt? Immi: Ich weiss nicht warum, aber die Deutschschweizer sind anders... die Welschen mögen eher unterschiedliche Communities, sei es Chanson und Elektro in einer Nacht. Ob DJs oder Experimentalisten. Montreux bietet immer neue Dimensionen. Empfehlenswert sind auch die Ausstellungen und Special-Events rund ums Seebecken. Die <strong>mex</strong>-Redaktion befindet ff Musiker als monumental ab dem 3. Juli: MosDef (s. auch Seite XY), B.B. King, Bitty w/ the Taxi Gang, Grace Jones, DJ-Tipp: DJ Mujava u. v. a. m. Komplettes Line-Up unter www.montreuxjazz.com Köpfchen 21