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Interview von Corinne Germann Eines Nachts 1977 fuhren Chita Fricker und Daniel Leutenegger illegal auf den Berner Hausberg. Vielleicht war es die Luft, vielleicht lag es am idyllischen Mond. Damals kam ihnen die glorreiche und einfach geile Idee von einem Openair auf dem Gurten. Seither sind ein paar Jahrzehnte vergangen, und der Berner Gurten gilt als schönstes Festival der Schweiz. „ … Eigentlich ist das doch die Welt, in der wir leben möchten“, meint Philippe Cornu, Mitveranstalter des Festivals, immer wieder in Interviews. <strong>mex</strong> hatte das Glück, mit ihm über Schein und Sein eines Grossanlasses zu plaudern. <strong>mex</strong>: Wie erklärt ihr euch den grossen Erfolg vom Gurtenfestival? Cornu: Zum einen durch die spezielle Lage auf dem Gurten: Dort oben bist du in einer anderen Welt, hebst im wahrsten Sinne des Wortes ab. Und zum anderen wegen der Geschichte des Gurtens, wegen dem Ruf, den wir haben. Die Leute kommen nicht nur für „Party Party“, sondern weil sie eben live gute Musiker hören wollen. <strong>mex</strong>: Für das diesjährige Festival habt ihr drei verschiedene Themen lanciert: „Fire“, „Peace“ und „Rock“. Wieso grad diese drei? Cornu: Es ist immer heikel, wenn du Ende Jahr überlegst, welches Sujet du für deine Kampagne benutzen willst. Zu diesem Zeitpunkt weisst du halt auch noch nicht, wie sich das Programm entwickeln wird. Wir haben zum Grafiker gesagt, „Hei wir versuchen das Line Up rockiger zu machen.“ Und endlich geht’s auf, dass wir mit Kings of Leon und Oasis dem Sujet entsprechen. <strong>mex</strong>: Wie fühlt sich die Festivalleitung tatsächlich am Donnerstagvormittag, kurz bevor die ersten Besucher „angondeln“? Cornu: „Man secklet und man macht“, damit alles parat ist, damit die Stände und Bars ausgerüstet sind, usw. Es ist wie zu Hause mit den Socken auf dem Sofa, wenn du Gäste erwartest. Und dann gibt es wieder Lampenfieber, fragst dich wie es wohl wird, mit den Besuchern und all den Bands. 16.07. - 19.07.2009 Gurtenfestival - Bern forever! Vier Tage eine Gaudi auf dem Hausberg Berns, im besten Fall täglich bis zu 16‘000 Besucher. Warum das Gurtenfestival seit Urzeiten alle Helvetier anzieht? <strong>mex</strong>: Ihr habt die Waldbühne wieder zum Leben erweckt, weshalb diese Plattform? Cornu: Wir hätten gerne mehr Schweizer Bands gebucht, können aber das Gelände nicht vergrössern. So haben wir die Waldbühne für unabhängige Musikgenres eröffnet. <strong>mex</strong>: Ganz ehrlich, welche Hintergedanken hattet ihr hierfür wirklich? Cornu: Es ist immer eine Frage, welche Sponsoren darauf einsteigen, aber die Waldbühne ist ein wichtigerer Programmpunkt, weil das Publikum auch sehen will, wie viel gute Schweizer Nachwuchs-Bands vorhanden sind. <strong>mex</strong>: Als Besucher erlebt man das Gurtenfestival als extrem durchorganisiert. Bleibt da noch Idyllisches? Cornu: Während einem Festival will man sich komplett frei fühlen, und keinen Verordnungen folgen. Aber wir müssen diesen Park der Stadt, den Platz für die Zelte wieder dem Bauern abgeben. Ab und zu heisst es, „Beim Gampel Openair, da ist man freier, kann irgendwo zelten“. Wir können es nicht anders machen. Raum für Spontaneität ist da. Aber der Gurten ist eng! Komfort heisst vororganisieren, und dass man halt Depot für das Geschirr bezahlen muss, und keinen Baum fällen, daraus einen Marterpfahl schnitzen kann, ist klar. Dieses Jahr auftrumpfend, nebst den bereits erwähnten Musikgrössen: Röyksopp aus Norwegen, The Tokio Ska Paradise Orchestra, Juliette Lewis aus der Prärie, und die Berner Kummerbuben mit Volksliedern - Wer hier war, muss wieder auf den Berg. Logisch gehen halb Berns Ferientage hierfür drauf, inkl. dem Montag danach. Komplettes Line-Up unter www.gurtenfestival.ch Köpfchen 23